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Katjuscha


 
 
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Mephisto Paredros
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M

Alter: 28
Beiträge: 15
Wohnort: Minden


M
Beitrag05.04.2014 03:10
Katjuscha
von Mephisto Paredros
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Obwohl dies hinderlich sein könnte, muss ich sie, verehrter Leser, hier mitten in der Geschichte des Goldmundähnlichem Landstreichers einsteigen lassen, woraufhin er vielleicht nicht seine volle Wirkung entfalten kann, doch sieh selbst:

[...]
Wie dem auch sei. Zumindest kam sie zurück und brachte wie versprochen Essen mit sich, woraufhin wir erst einmal dieses an diesem schönstem Platz aller Plätze erst einmal genüsslich verspeisten. Genüsslich meint hierbei, dass ich halb Verhungerter es vor ihren Augen und guten Manieren in mich schaufelte und gierig verschlang, was sie irgendwie zu amüsieren schien, zumindest hatte sie stets ein breites Grinsen im Gesicht.
„Was ist, sind es meine Manieren?“
„Welche Manieren denn?“ Sie lächelte nun noch spöttischer. Ich warf eine der Kartoffeln nach ihr, verfehlte sie jedoch knapp.
„Du kommst wohl aus dem Norden? Nordwesten wenn ich mich nicht irre.“
„Ja, ich denke schon. Woher meinst du das zu wissen?“
„Nun, wenngleich manchen diese Tat als unhöflichst vorgekommen wäre, ist sie bei euch doch nur Teil der Mentalität, die man anderen Kulturen sicherlich verzeihen muss.“ Solch ein Spott aus ihrem Mund schmerzte in keinster Weise, er tat gut. „Du verstehst wohl viel vom Norden unseres Landes?“
„Ich verstehe zumindest warum du weg liefst, doch warum erst so spät ist mir ein Rätsel.“ Ihr Strahlen musste aufhören, bevor es mir noch den Appetit verdarb: „Musst du gerade sagen, wo du dich doch noch gar nicht aufgemacht hast.“ Sofort verschwand dieser Ausdruck der Überlegenheit – endlich. „Weißt du, mir ging es nicht anders, zwei Jahre lang klagte ich still über die Schule, meine Eltern, die Ordnung an sich, die Bestimmtheit und das ganze Leben.“
„Wer hat dich gerettet mein Iljia?“
„Wer mich, Augusstin ge...“ Sie lachte wieder auf. „Was isst?“, fragte ich ebenfalls amüsiert, wenngleich ich nicht ganz verstand.
„Augusstin?“ Nun redete sie mir auch noch in meiner gebrochenen Zunge nach: „Nein nein nein, bleib bei Iljia, mag ess auch gelogen sein.“
„Nun gut, wer mich Iljia... Hey, bleib doch mal ein wenig Ernssthaft wenn ich mich dir hier offenbaren möchte.“
„Entschuldigung, ich weiß, es ist wichtig Ernst zu sein.“
Ich blickte sie mit beinahe fassungslosem Gesichtsausdruck an. Hatte sie das mit Absicht getan? Wenn ja, dann wusste ich nicht mehr wer hier vor mir saß, dann musste ich mich nun wirklich in Acht nehmen.
„Ja Iljia? Wie geht der Name eigentlich weiter? Oder ist dies der ganze?“
Ich zögerte kurz, jetzt doch etwas aufmerksamer sein wollend antwortete ich: „Tro-... Trojanow. Iljia Trojanow.“.
„Ah.“, antwortete sie nur, aber dass gab mir jetzt auch keinen Aufschluss, ob sie meine Namensgebung dechiffrieren konnte oder nicht. Nach einigen Sekunden setzte ich wieder an:
„Wie dem auch ssei, jahrelang plagten mich Familie, Lehrer und die Ordnung unsserer  Stempelrepublik allgemein. Doch irgendwann antwortete ich, antwortete ich mit meinem Fortgang. Heroisch nahm ich allen Mut zur Flucht zusammen und schaffte ess tatssächlich ssie zu vollbringen. Zumindesst biss heute. Warum alsso nur ich, warum nicht auch du?“
„Es stimmt schon, warum bleibe ich wo alles mich erdrücken will, zu einem besseren Menschen zu formen, der ich gar nicht sein will oder sein kann. Warum kann ich nicht einfach fortlaufen wie du es getan hast?“
„Weil dich noch etwas bindet, ssehe ich ess nicht in diessem Moment in deinen Augen schimmern? Beim bloßßem Gedanken! Abschiedss-Tränen darf man aber keine vergießen, denn Zweifel darf man nicht haben, sonst kann man die Reisse niemalss wirklich antreten.“

[...]
Du hast sicherlich bereits bemerkt, mein verehrter Leser, dass ich mir doch viel von damals habe merken können und vielleicht hast du daraus bereits geschlossen, dass ich dort wo meine Erinnerung versagte leider meiner Kreativität freien Lauf lassen musste. Doch es gibt noch so viele Erinnerungen, die so sehr zerfetzt sind von der Zeit, dass ich sie weder in einen räumlichen noch in einen sonstigen Zusammenhang setzen kann:
„Katjuscha...“
„Ja?“
„Das ist nicht dein echter Name, oder?“
„Nein.“
„Dann hast auch du deinen mir zumindest gegenüber bereits lieber abgelegt?“
„Ja.“
„Gut... Gut zu wissen.“
Stille. Nicht dass es wirklich still gewesen war, bloß weiß ich nicht mehr was wir danach gesprochen haben könnten. Vielleicht auch wirklich nichts, vielleicht saßen wir bloß am See, war er doch der schönste See der Welt... Ja, es war am See, jetzt fällt es mir doch wieder ein, es war am See wo wir uns zum erstem mal trafen und wo ich eigentlich den ganzen Sommer verbrachte. Was habe ich bloß getan?
[…]

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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag06.04.2014 21:13

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Mephisto Paredros, willkommen im Forum!

Dein Stil mutet etwas aus der Zeit gefallen an; wenn man allerdings deinen Vorstellungsthread gelesen hat, dann weiß man, warum. smile

Es sind recht viele Komma- und auch einige Rechtschreibfehler im Text; es wäre gut, wenn du ihn dir daraufhin noch einmal anschauen würdest.

Insgesamt, denke ich, merkt man dem Text einerseits an, dass du ein noch junger Schreiber bist, aber mir sind andererseits ein paar schöne Sätze aufgefallen, von denen ich durchaus gern mehr lesen würde.

Ich mag mich bei meiner Rückmeldung auf ein paar Einzelaspekte konzentrieren, die mir aufgefallen sind (ich nenne jeweils ein oder mehrere Beispiele):

Konsequenz: Was die Leseransprache angeht, so siezt du den Leser zuerst ("Sie" dann groß), fällst aber mit "sieh selbst" schon ins "Du".

Wiederholungen:
Zitat:
Zumindest kam sie zurück und brachte wie versprochen Essen mit sich, woraufhin wir erst einmal dieses an diesem schönstem Platz aller Plätze erst einmal genüsslich verspeisten.


So etwas passiert einem oft beim Schreiben der ersten Fassung, wenn man so schön im Fluss ist; bei der Überarbeitung sollte man daher besonders auf so etwas achten.

Exaktheit der Sprache:
Zitat:
dass ich halb Verhungerter es vor ihren Augen und guten Manieren in mich schaufelte und gierig verschlang, was sie irgendwie zu amüsieren schien, zumindest hatte sie stets ein breites Grinsen im Gesicht.


"vor ihren Augen und guten Manieren": Man weiß, was du meinst, aber es ist schief ausgedrückt.

"in mich schaufelte": Da fehlt das "hinein".

"stets": Das passt als Begriff, der "immer" meint, hier nicht.

Zeilenumbrüche: Wenn der Sprecher wechselt, sollte üblicherweise eine neue Zeile beginnen. Das macht das Ganze wesentlich übersichtlicher und verhindert Verwirrung.

Nun die Sätze, die mir positiv aufgefallen sind:

Zitat:
Ich warf eine der Kartoffeln nach ihr, verfehlte sie jedoch knapp.

Das kommt unerwartet und ist ein richtig guter Einfall, wesentlich besser als "ich ärgerte mich darüber" oder Ähnliches.
Noch besser gefällt mir dies:
Zitat:
Ihr Strahlen musste aufhören, bevor es mir noch den Appetit verdarb


Beide Sätze könnten im Prinzip gegenwartsliterarisch sein (gut, das "noch" fiele dann besser weg) und ebenso vielleicht ein kleiner Wegweiser zu deinem eigenen Stil. Ich würde dich jedenfalls ermuntern wollen, mehr in dieser Richtung auszuprobieren.

Liebe Grüße
Bananenfischin


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Mephisto Paredros
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M

Alter: 28
Beiträge: 15
Wohnort: Minden


M
Beitrag08.04.2014 00:45
Danke für die Rückmeldung
von Mephisto Paredros
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Erst einmal, danke.
JA, das "erst einmal [...] erst einmal" ist mir auch einige Sekunden nach dem Drücken des Knopfes aufgefallen und hat mich furchtbar geärgert lol2
Aber ich übe noch und experimentiere ein wenig, mich freut es nur, dass dir dieselben Stellen als gut gelungen vorkamen, wie mir.
Das "schief" ausgedrückte war aber durchaus beabsichtigt, während beim "in mich schaufelte" wohl mein Dialekt etwas die Überhand übernahm smile
Und statt stets einfach... nichts, so ließen sich einige Leser-Stolpersteine aus dem Weg räumen.
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Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag08.04.2014 08:31

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Hallo Mephisto Paredros,

der Text ist interessant insofern, als daß ich wissen möchte, worum es darum geht, ich kriege immer mal wieder so eine Ahnung von dem, was da passieren könnte.

Aber ich kann weder für mich einordnen, wann der Text "spielt", noch wo - noch begreife ich eigentlich, worum es geht.

Ich sehe zwei junge Menschen vor mir, der eine ist geflohen, der andere will fliehen (und nicht mehr "geformt" werden von wohlmeinenden Erwachsenen).

Aber ich kann weder greifen, warum diese etwas merkwürdige Sprechweise auf einmal in den Text/den Dialog kommt, noch den Hintergrund, noch den Ort oder die Zeit.

Auch wenn es ein Ausschnitt ist, denke ich, daß es am Text liegt, nicht (allein) daran, daß es nur ein Ausschnitt ist.

Denn es muß auch manches in so einem kurzen Zusammenhang sichtbar werden und nicht nur angerissen, sonst beantwortet der Text zu wenig Fragen.

Oft wird eher zu viel gesagt, das zeichnet Deinen Text aus, daß Du versuchst, eben weniger zu sagen.

Aber ich denke, es liegt noch viel Arbeit im Text, bis er in meinen Augen genug Kongruenz mit sich selbst hat. Vielleicht geht es anderen "Leseraugen" ja auch so.

Das ist z.B. eine der Stellen, die "wenig" sagen, aber gleichzeitig viel. Eeine wirklich schöne Stelle in Deinem Text, finde ich, eben weil sie Dein Potenzial (und das des Textes) zeigt:
Zitat:
Vielleicht auch wirklich nichts, vielleicht saßen wir bloß am See, war er doch der schönste See der Welt... Ja, es war am See, jetzt fällt es mir doch wieder ein, es war am See wo wir uns zum erstem mal trafen und wo ich eigentlich den ganzen Sommer verbrachte


Hier wirft die Textstelle ein Licht zurück auf den Text vorher. Der text wird durch diese Stelle nochmal "rückwärts" interpretiert. Das finde ich spannend.

Gruß,
Eulenbaum
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Mephisto Paredros
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M

Alter: 28
Beiträge: 15
Wohnort: Minden


M
Beitrag08.04.2014 15:18
Vielen Dank für die Resonanz
von Mephisto Paredros
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Eulenbaum
Das wann ist knifflig, ich versuchte als Hauptpersonen zwei Menschen zu skizzieren, welche... anders sind.
Ich habe etwas Romantiker in sie gepflanzt und sie dann auf die Welt treffen lassen, was katastrophal enden muss.
Aber es stimmt, dieser Ausschnitt wirft wohl eher Fragen auf, als dass er sie beantwortet.
Eine fertige Fassung würde da mehr beantworten: 2 Hauptkapitel in mehreren  atmosphärisch absolut unterschiedlichen "normalen" Einteilungseinheiten: Diese Hauptkapitel wären einander vollkommen gegensätzlich (zumindest von der Charakterzeichnung), wie etwa das Nibelungen Lied vor und nach dem Tode Siegfrieds.
Hier fehlt natürlich die ganze Rahmenhandlung, was das Textverständnis nicht einfacher macht, sowie die Erklärung diesssesss ssseltssamen Redensss. (Folge der Romantiker-Weltkonfrontation, relativ witzig geschrieben...)
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