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Rainer Zufall Klammeraffe
Alter: 70 Beiträge: 801
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05.04.2014 17:32
von Rainer Zufall
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Hallo,
okay, die Idee, das Thema "Wacht" in den Körper hineinzuverlegen finde ich erst mal sehr gut. Da wachen dann so knubbelige Antikörper darauf, dass alles im Körper seine Ordnung hat. Gut. Dein Stil ist eh schön.
Später schreibst du dann Zellen. Und der Rauhuster kann ja keine Zelle sein. Also das ist ja ein Mensch. Das fand ich an manchen Sztellen gewöhnungsbedürftig.
Und dann hustet der Mensch Karl aus.
Tja, irgendwie originell, aber nicht immer für mich verständlich umgesetzt.
Beste Grüße Zufall
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Herbert Blaser Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 313 Wohnort: Basel
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06.04.2014 08:43
von Herbert Blaser
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Wächters Brudergefühle. 4 Federn
_________________ Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?
Marcel Proust |
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Ithanea Reißwolf
Alter: 34 Beiträge: 1062
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06.04.2014 16:21
von Ithanea
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Puh, dieser Test ist für mich schwer zu kommentieren, da ich als Bioniete nicht ganz sicher bin, was vor sich geht (womöglich bin ich sogar mit dieser Richtung verkehrt).
Das Bildmotiv kann ich nicht finden. Vom Schreibstil gefällt mir deine Geschichte gut, besonders "gewissenhafter Karl", auch die Idee ist andersartig und insofern interessant. Da ich nicht ganz durchblicke, leider, bleibt die Geschichte für mich im Mittelfeld und hoffe, ich tu ihr damit kein Unrecht, nur weil ichs nicht versteh.
Ich federe erst am Schluss und bewerte nach Themenumsetzung (Eingehalten und Kreativität), Inhalt und Sprache/Stil.
_________________ Verschrieben. Verzettelt. |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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06.04.2014 20:45 Re: Pneumonia [Prosa] von anuphti
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Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | Pneumonia
Lungenentzündung. Das klingt spannend.
Ich huste mir die Seele aus dem Leib, meine Lunge droht zu explodieren. Überraschend schlägt Karl mehrmals auf meinen Rücken, und ich nicke ihm zu. Äußerst freundlich. Karl, die gute Seele. Einfach gestrickt, wie wir alle, das ist er. Simpel, aber genial. Geschaffen um zu funktionieren. Unser einziger Existenzgrund: Kleinste Unregelmäßigkeiten im stetigen Fluss sollen gefunden und eliminiert werden.
Beide Daumen reckt Karl in die Höhe und konzentriert sich wieder auf die Arbeit. Absolute Pflichterfüllung, das macht ihn aus, den perfekten Karl.
Ich folge seinem eifrigen Beispiel, kontrolliere mit ihm die vorbeifließenden Kameraden: gepaarte Verbindungen, teilweise in Gruppen unterwegs. Anomalien ausgeschlossen, kein fremdartiges Individuum vorhanden. Sporadisch treten Lücken auf. Alles ganz normal. Alles wie es sein muss. Auf unserer Bahn herrscht strikte Reinheit und Ordnung.
Ein erneuter Hustenanfall zwingt mich in die Knie, ich kann mich nur noch schwer auf den Beinen halten. Die Umgebung dreht sich, Karl mit ihr mit. Und in Erwartung einer nochmaligen Liebkosung breite ich meine Arme aus. Brüderliches Mitgefühl, denke ich. Nicht so Karl, gewissenhafter Karl, der artig weiter die Vorgänge im Strom verfolgt.
In meiner Brust brodelt es. Ich keuche und sehne mich nach einer helfenden Hand, doch Karls Blick bleibt gesenkt. Einzig und allein den vorübertreibenden Partikeln gehört seine Aufmerksamkeit.
Vorwärts voran. Kein zweites Mal vernachlässigt ein Karl seine Aufgabe. Nicht Karl, die vollkommene Zelle. Auf Karl kann man sich verlassen. Stets zu Diensten. Lang lebe das große Ganze. Karl salutiert, zumindest würde er, wenn er dürfte.
Der Schwindel lässt nach, tief atme ich ein, bringe jedoch nur ein Röcheln zustande. Panik überkommt mich, etwas verstopft mir die Röhre. Karl! Ich japse und schnaufe, und würge huste (aus der Lunge wird hoch gehustet, aus dem Magen hoch gewürgt) einen Klumpen meinen Hals hoch. Im Mund lasse ich ihn umherwandern, fahre mit der Zunge darüber, taste ihn genauestens ab. Die wabbelige Masse flutscht mir die Kehle hinunter, und ich frage mich, welche Farbe das Ding hatte. Vermutlich grün. Schleim hat grün zu sein.(leider nein, Schleim ist meistens gräulich weißlich) |
Hier finde ich das Thema Wacht gleich auf zwei Ebenen.
"Ich" und Karl als Wächter über eine Bahn. Die Bahn steht für die Brücke, ich und Karl für die Schatten darunter.
Und gleichzeitig verlasse ich die Außenwelt und begebe mich auf Zellniveau und Ich und Karl sind zwei Zellen, vielleicht Lymphozyten in einem Lymphknoten, die kontrollieren, ob alle Zellen der gesunden Norm entsprechen.
Raffinierte Verflechtung der beiden Ebenen. Aber gruselig eklig.
Für mich Mittelfeld, weil ich sprachlich nichts überraschendes finde.
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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06.04.2014 21:43 Tuberkulose von Lupo
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hätte ich zunächst vermutet, aufgrund der Symptomatik.
Eine Lungenentzündung wäre aber auch möglich.
Wie auch immer, die Aufgabe der beiden Lymphozyten ist hier klar umrissen und ihr Verhalten eine logische Folge der gezeigten Ursache.
Weniger geglückt finde ich die Übertragung auf einen Menschen als Ganzes. Einen Konflikt zwischen den beiden gibt das Bild meines Erachtens nicht her.
Ich hätte mir das Problem hier also gleichmäßiger auf beide Gestalten verteilt gewünscht.
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Pony Eselsohr
Alter: 68 Beiträge: 269 Wohnort: NRW
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09.04.2014 13:44
von Pony
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Hi,
Das ist ein Text, den ich auch nach mehrmaligem lesen nicht zuordnen kann. Wer sind die beiden? Weniger Wächter, als eher Kontrolleure. Was kontrollieren sie und wo? Zelle wird erwähnt. Wird hier eine Blutbahn kontrolliert, auf etwaige Bakterien? Die beiden Arbeiter sind vielleicht Thrombozyten? Dagegen spricht allerdings ihr allzu menschliches Verhalten, die Erwartungen und Erstickungsängste des Hustenden, seine Gedankengänge.
Die Bildvorgaben und das Thema erahne ich nur schwach. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das, was ich dahinein interpretiere, auch so gemeint sein soll. Die beiden dunklen Gestalten des Fotos können Karl und der Ich-Erzähler sein. Die Brücke wäre dann vielleicht die Bahn, auf der alles entlang wandert.
Rätselhafte Texte sind nicht so mein Ding. Ich finde es immer frustrierend, wenn ich nicht erkennen kann, womit ich es zu tun habe. Da der Beitrag aber ordentlich geschrieben ist und ich zumindest die Vorgaben schwach erahne, werde ich ihn nicht unter dem Durchschnitt werten.
Viel Glück
Pony
_________________ Manche Kommentare sind wie Fisherman's Friends: Sind sie zu stark, bist du zu schwach |
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Vogel Eselsohr
Beiträge: 436
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09.04.2014 15:19
von Vogel
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Verdammt, ich bin immer so schlecht im Interpretieren. Mir will partout nicht einfallen, wie das gemeint ist. Was sollen das für Partikel/Kameraden sein, die die da kontrollieren? Einmal nennt er/sie Karl Zelle. Sind das Immunzellen, die irgendwelche Blutzellen überwachen? Aber wie soll eine Zelle Husten haben? Ach, ich versteh´s nicht. Aber lesbar und anregend geschrieben ist das Ganze. Ich gebe mal ´ne neutral-positive Wertung, es steckt bestimmt was dahinter, was ich nicht raffe.
_________________
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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09.04.2014 20:04
von Nicki
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Aus Zeitgründen schreibe ich nur kurze Bemerkungen unter jeden Text, sofern mir dazu etwas einfällt. Später bei Nachfrage natürlich gerne ausführlicher. In meine Bewertungen sind die Vorgaben, sowie Sprache und Stil mit eingeflossen. Nicht zu vergessen der persönliche Geschmack, denn jede Bewertung kann immer nur subjektiv sein.
Hier sehe ich die Vorgaben ein wenig weit hergeholt, auch der Text als solches gefällt mir weniger. Zumal ich auch nicht alles verstehe, was hier geschrieben wurde.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Nordlicht Waldschrätin
Beiträge: 3755
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10.04.2014 00:17
von Nordlicht
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Das Thema hast du mit deinem Text erfasst. So von den Socken haut mich diese Szene allerdings nicht; ich finde, weniger wäre hier mehr: weniger Karl, weniger Wiederholungen. Man kapiert’s schon Es lässt sich flüssig lesen, sprachlich finde ich weder Abstürze noch Höhenflüge, aber es bleibt halt auch nichts hängen.
_________________ If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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10.04.2014 22:51
von firstoffertio
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Ich weiß nicht, wie es ist, Lungenentzündung zu haben. Hier geht es um einen Kollegen, der seine Arbeit so Ernst nimmt, dass er sich mehr um die zu Überwachenden als um den aktuellen Menschen neben ihm kümmert? Finde ich vom Ansatz her gut und aktuell, aber der Schluss zieht das für mich dann irgendwie ins Lächerliche.
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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11.04.2014 14:08
von Zauberstift
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Iiiieee... Wer ist Karl, was ist Karl und wieso musst du husten?
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sleepless_lives Schall und Wahn
Administrator Alter: 58 Beiträge: 6476 Wohnort: München
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11.04.2014 15:58
von sleepless_lives
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Zwei Zellen, vielleicht in der Niere, die (mutmaßlich) den Blutstrom bewachen. Nun ja, meiner Meinung nach trägt das nicht sehr weit. Vor allem macht es auf mich den Eindruck, als ob einfach gesamtmenschliches Verhalten auf die Zellen übertragen wird, sich also keine Mühe gemacht wird, mit Zellstruktur und -eigenschaften zu spielen. Insgesamt finde ich das leider recht uninteressant, eine Idee oberflächlich in eine Geschichte geschmiedet. Routiniert geschrieben jedoch und mit ein paar guten Momenten.
5 Federn.
_________________ Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)
If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright) |
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Mercedes de Bonaventura Metonymia
Alter: 40 Beiträge: 1254 Wohnort: Graz
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12.04.2014 20:33
von Mercedes de Bonaventura
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George Orwell, und Co. hat Folgendes geschrieben: |
Karl warf einen Blick quer durch den Saal. In der analogen Nische auf der anderen Seite arbeitete I., ein kleiner, gelangweilt wirkender Mann, stetig vor sich hin hustend, ein Taschentuch auf den Knien, den Mund ganz dicht an der Abdeckscheibe. Er benahm sich so, als sollte das, was er dachte, kein Geheimnis zwischen ihm und den anderen bleiben. Er sah auf, hustete, und seine Brille schoss einen hilfesuchenden Blick in Karls Richtung.
Karl kannte I. kaum und hatte keine Ahnung womit er genau beschäftigt war. Die Leute in der Überwachungsabteilung redeten nicht gerne über ihre Jobs. In dem langen, fensterlosen Saal mit seiner Doppelreihe von Nischen, dem endlosen Papiergeraschel und dem Gemurmel der Stimmen, die den Fluss überwachten, gab es ein gutes Dutzend Leute, die Karl nicht einmal dem Namen nach kannte, obwohl er sie täglich durch die Korridore hasten oder während des Zwei-Minuten-Hass gestikulieren sah. (…) Und dieser Saal mit seinen rund fünfzig Angestellten war nur eine Untersektion, eine einzelne Zelle sozusagen, in dem gewaltigen Komplex der Aufsichts-Abteilung des Ministeriums für Leben Pneumonias.
Denken ist Freiheit
Schreiben ist Frieden
Lesen ist Stärke |
Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut. Ich gratuliere allen Teilnehmern und den Gewinnern sowieso.
Auf ein Neues, wenn geht bald.
_________________ "Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works."
(Virginia Woolf) |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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14.04.2014 08:22
von Mr. Curiosity
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Ich kann nicht anders, als bei dem Ausruf "Karl!" an "Lamas mit Hüten" zu denken. https://www.youtube.com/watch?v=4Lu6rgdRA8E
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Mercedes de Bonaventura Metonymia
Alter: 40 Beiträge: 1254 Wohnort: Graz
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14.04.2014 09:43
von Mercedes de Bonaventura
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§ 19 Abs. 84: Einheitsles nach Bonaventura hat Folgendes geschrieben: |
Freies Assoziieren wird mit einer Denksperre von bis zu 3 Tagen geahndet. |
_________________ "Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works."
(Virginia Woolf) |
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Mercedes de Bonaventura Metonymia
Alter: 40 Beiträge: 1254 Wohnort: Graz
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15.04.2014 18:59
von Mercedes de Bonaventura
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Nicnak hat Folgendes geschrieben: | Die wabbelige Masse flutscht mir die Kehle hinunter, und ich frage mich warum hast du sie nicht ausgespuckt? |
Weil Sie es mich nicht hat ausspucken lassen! Weil Sie über mich herrscht, mich dirigiert, mich Sachen tun lässt, die ich eigentlich nicht machen möchte. Ich bin ihr vollkommen ausgeliefert. Sie ist der Schreiber, ich bloß ihr Wort.
_________________ "Every secret of a writer's soul, every experience of his life, every quality of his mind is written large in his works."
(Virginia Woolf) |
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