18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2014
Abenddämmerung [Prosa]

 
 
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Pony
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 68
Beiträge: 269
Wohnort: NRW


Beitrag30.03.2014 19:00
Abenddämmerung [Prosa]
von Pony
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Abenddämmerung

Der Gardist auf dem Wehrgang lief seine Patrouille nach immer dem gleichen Rhythmus: vom östlichen Wachturm zum nördlichen, Pause, kurzer Blickkontakt zum Waffenbruder auf dem nord-westlichen Wehrgang, ein Nicken, alles ruhig. Langsame Patrouille zurück zum östlichen Turm, Pause, Blickkontakt zur Wache auf der süd-östlichen Balustrade, Nicken, alles friedlich. Wieder zurück.
Mitten auf dem Wehrgang unterbrach er plötzlich seine Wanderung und starrte in den Wald. Friedlich lag er vor ihm, im Dämmerlicht des schwindendes Tages. Friedlich und still.
Zu still.
Wie auf Leinwand gebannt ragten die Bäume vor ihm auf. Die Hängebrücke am Horizont, samt den Reisenden darauf, wirkte wie ein Scherenschnitt, zur Bewegungslosigkeit verdammt. So sehr er seine Augen anstrengte, nichts rührte sich. Die Welt hielt den Atem an.
Selbst nach Geräuschen lauschte er vergebens. Das Rascheln im Unterholz fehlte, ebenso das Wispern der Blätter und Knarzen der Bäume. Auch die Tiere schwiegen. Er vernahm nicht einen einzigen Laut. Die Welt hatte Ihre Stimme verloren.

Sollte er Alarm schlagen?
Doch was sollte er melden?
Dass er nichts sah und nichts hörte?
Dass sich in seinem Magen ein mulmiges Gefühl breit machte?
Dass ihn Angst überkam und er die Stille fürchtete?
Der Burgherr würde ihn in den Kerker werfen, wenn er ihm mit so etwas kam.

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, den Blick auf den Wald gerichtet. Nach zwei Schritten fiel es ihm auf. Seine Tritte hallten nicht, wie es sich gehörte, in den Ohren wider. Sein Degen schlug geräuschlos gegen das Kettenhemd. Der Gardist blieb stehen, rief nach den Kameraden, doch er brachte keinen Ton heraus. Er griff sich an die Kehle und schrie, aber kein Laut verließ seine Lippen.

Da sah er sie.
Zwei Gestalten in knöchellangen Kapuzenumhängen näherten sich der Burg, schwebten auf ihn zu. Er wollte seinen Degen ziehen, wollte fliehen, um Gnade winseln, aber ein eisiger Hauch wehte auf ihn herab und fror seine Bewegungen ein. Ohnmächtig musste er ertragen, wie die Wesen ihn berührten, durch ihn hindurchglitten, ihn zurückließen: leer, ohne Gedanken, ohne Herzschlag, ohne Leben.
Lautlos setzten die beiden Vermummten ihren Weg fort.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1444



Beitrag30.03.2014 23:41

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

So. Jetzt gibt es Saures. Smile


Die Wacht, das Bild, keine Pointe - alles ordentlich umgesetzt.
Vielleicht zu ordentlich. Mit der wörtlichen Abarbeitung der Bildelemente bist du auf der sicheren Seite, aber es schränkt die Originalität ein.

Zum Text:

Zitat:
Abenddämmerung

Der Gardist auf dem Wehrgang lief seine Patrouille nach immer dem gleichen Rhythmus Formulierung klingt ungelenk : vom östlichen Wachturm zum nördlichen, Pause, kurzer Blickkontakt zum Waffenbruder auf dem nord-westlichen Wehrgang, ein Nicken, alles ruhig. Langsame Patrouille zurück zum östlichen Turm, Pause, Blickkontakt zur Wache auf der süd-östlichen Balustrade, Nicken, alles friedlich. Wieder zurück. Hier nervt mich die exakte Aufzählung des Wachgangs.
Mitten auf dem Wehrgang unterbrach er plötzlich seine Wanderung und starrte in den Wald. Friedlich lag er vor ihm, im Dämmerlicht des schwindendes Tages. Friedlich und still.
Zu still.
Wie auf Leinwand gebannt ragten die Bäume vor ihm auf. Die Hängebrücke am Horizont, samt den Reisenden darauf, wirkte wie ein Scherenschnitt, zur Bewegungslosigkeit verdammt. So sehr er seine Augen anstrengte, nichts rührte sich. Die Welt hielt den Atem an.
Selbst nach Geräuschen lauschte er vergebens. Das Rascheln im Unterholz fehlte, ebenso das Wispern der Blätter und Knarzen der Bäume. Auch die Tiere schwiegen. Er vernahm nicht einen einzigen Laut. Die Welt hatte Ihre Stimme verloren.

Sollte er Alarm schlagen?
Doch was sollte er melden?
Dass er nichts sah und nichts hörte?
Dass sich in seinem Magen ein mulmiges Gefühl breit machte?
Dass ihn Angst überkam und er die Stille fürchtete? Ist mir zuviel Rhetorik. 2-3 Fragen hätten genügt.
Der Burgherr würde ihn in den Kerker werfen, wenn er ihm mit so etwas kam.

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, den Blick auf den Wald gerichtet. Nach zwei Schritten fiel es ihm auf. Seine Tritte hallten nicht, wie es sich gehörte, in den Ohren wider. Sein Degen schlug geräuschlos gegen das Kettenhemd. Der Gardist blieb stehen, rief nach den Kameraden, doch er brachte keinen Ton heraus. Er griff sich an die Kehle und schrie versuchte er nicht eher zu schreien?, aber kein Laut verließ seine Lippen.

Da sah er sie.
Zwei Gestalten in knöchellangen Kapuzenumhängen näherten sich der Burg, schwebten auf ihn zu. Er wollte seinen Degen ziehen, wollte fliehen, um Gnade winseln, aber ein eisiger Hauch wehte auf ihn herab und fror seine Bewegungen ein. Ohnmächtig musste er ertragen ertragen finde ich nicht so passend. Er stirbt ja am Ende., wie die Wesen ihn berührten, durch ihn hindurchglitten, ihn zurückließen: leer, ohne Gedanken, ohne Herzschlag, ohne Leben.
Lautlos setzten die beiden Vermummten ihren Weg fort.


Handwerklich ist es Ok. Inhaltlich nicht so originell. Ist halt so 'n  Herr der Ringe - Ding  Wink
Was ich nicht so gut finde: Der Titel "Abenddämmerung" hat keinen Bezug zum Inhalt. Die Szene könnte auch am Morgen spielen.
Die Zahl der Federn wird sich im Mittelfeld bewegen.

Grüße
Martin


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Frooplet
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 35
Beiträge: 72



Beitrag31.03.2014 00:00

von Frooplet
Antworten mit Zitat

Alles andere als der Sieg wäre eine Schande für diesen tollen Text!
Eindeutig volle Punktzahl!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Berti_Baum
Reißwolf


Beiträge: 1214
Wohnort: Immerheim


Beitrag31.03.2014 02:53

von Berti_Baum
Antworten mit Zitat

Mh, interessant. Nicht herausragend, aber auch nicht schlecht. Die Szene hat so etwas Beobachtendes, so etwas Passives. Die Beschreibung der Umgebung und der "Monolog" ist jetzt nicht wirklich etwas, was ich bei einer Pokapro lesen möchte. Schwierig ...

_________________
Der Junge, der Glück brachte (Jugendbuch/2013)
Das Mädchen, das Hoffnung brachte (Jugendbuch/ November 2014)
Tod und tiefer Fall (Thriller/18. Mai 2015)
Rache und roter Schnee (Thriller/Oktober 2015)
Blut und böser Mann (Thriller/März 2016)
Asche und alter Zorn (Thriller/August 2016)
Ein kleines Verbrechen (Thriller/Dezember 2016)
Blinde Krähen (Thriller/März 2017)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag31.03.2014 10:22

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Bedrohlich! Der Schreibstil gefällt mir, auch die Idee, dass Geräusche zuerst dran glauben müssen. Leider ist das Thema/Motiv nicht so originell umgesetzt, wie von manchen anderen.
Für einen flüchtigen Augenblick halte ich das nicht, eher vor ein sehr wichtiges, intensiv erlebtes Ereignis vor dem Tod dieses Wächters.

 Ich federe erst am Schluss und bewerte nach Themenumsetzung (Eingehalten und Kreativität), Inhalt und Sprache/Stil.


_________________
Verschrieben. Verzettelt.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag31.03.2014 10:30

von Rainer Zufall
Antworten mit Zitat

Hallo liebe/r Unbekannte/r,
du hast eine Burg eingeführt, um die Bildvorgaben zu einem sinnvollen Ganzen zu verknüpfen. Die Brücke wirkt allerdings wie ein Anhängsel, was ich persönlich schade fand. Aber nun gut.
Ich finds schön gemacht und geschreiben, auch wenn ich denke, du hättest es sogar noch ein wenig kürzen können an manchen Stellen.
Mir gefiel es, auch wenn das Fantasymäßige jetzt nicht zu meinem Lieblingsgenre gehört, aber sowas muss man denk ich rauslassen beim Beurteilen.
Viele Grüße Rainer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag31.03.2014 13:00

von Piratin
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

ein sicher geschriebener Text, der die Atmosphäre gekonnt einfängt. Ich bin nur etwas unsicher, ob der Text eine Pointe hat oder nicht, bzw. darauf zuläuft oder ob es eher das unausweichliche Ende ist. Auch frage ich mich, da der ganze Text aus der Perspektive eines Prota geschrieben ist, wer erzählt, dass die Vermummten ihren Weg lautlos fortsetzen, wenn der Prota jetzt ohne Leben ist?
So nun zu meinen Federn, die ich versuche in ein Schema zu bringen (Themaerfüllung -> maximal 3 Federn, Idee -> maximal 3 Federn, Sprache und allgemeiner Eindruck -> maximal 2 Federn, maximal einen Zusatzpunkt für persönliches besonderes Gefallen):
Themaerfüllung: 2
Idee: 2
Sprache und allgemeiner Eindruck: 1
Zusatzfeder wegen der Atmosphäre: 1
macht 6 Federn
Viele Grüße Piratin


_________________
Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag31.03.2014 15:56

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Diese Geschichte ist für mich eher uninteressant.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Herbert Blaser
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 58
Beiträge: 313
Wohnort: Basel


Beitrag31.03.2014 17:54

von Herbert Blaser
Antworten mit Zitat

Dieser Beitrag setzt die Aufgabe gut um. 6 Federn

_________________
Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?

Marcel Proust
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.03.2014 20:04

von Constantine
Antworten mit Zitat

Positiv:
Die Vorgabe der maximalen Wortanzahl wurde beibehalten: hier 343 Wörter. check.
Thema. Die Wacht. ja. check.
Das Bildmotiv ist erkennbar. Basierend auf dem Bild und dem Thema wird ein Fantasy/Mittelalter-Setting beschrieben. Gute Idee. check.
Der flüchtige Augenblick: jein. Für mich hart an der Grenze.


Negativ:
-Umsetzung: etwas schwerfällig geschrieben, mit Redundanzen im Text, seien sie direkt, z.B. mit Wörtern wie "still", "friedlich" oder indirekt z.B. in der Beschreibung, dass vergebens nach Geräuschen gelauscht wurde, dann dass dies oder jenes kein Geräusch machte, um dann insgesamt zu schreiben, dass nicht ein einziger Laut vernommen wurde.
Weiteres Beispiel für Redundanz:
Zitat:
Der Gardist blieb stehen, rief nach den Kameraden, doch er brachte keinen Ton heraus. Er griff sich an die Kehle und schrie, aber kein Laut verließ seine Lippen.


-Pointe: ja. Für mich ist der Tod des Gardisten deutlich eine Pointe und verlässt schon die Pfade den flüchtigen Moments.

Die Geschichte wäre in dieser Form deutlich knapper zu verfassen gewesen und hätte dadurch formell hinzugewonnen, anstelle künstlich auf 300plus Wörtern aufzublasen.


Von der Befederung her liegt dieser Text für mich im zweiten Drittel.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag31.03.2014 20:50

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Liebe/r Pokapro-Teilnehmer/in!

Herzlichen Glückwunsch, Du hast es geschafft, einen Text zu schreiben, der auf eine Postkarte passen könnte, zumindest, wenn man ihn mit einer Lupe liest. Möglicherweise ist Dein Werk ein Gewinnertext, vielleicht landet er im guten Mittelfeld, unter Umständen fällt er auch völlig durch und purzelt auf den stark umkämpften letzten Platz.

Erhält Deine Ministory unterirdisch wenige Federn von mir, dann könnte das an mir liegen, weil ich sie nicht verstanden habe oder an Dir, weil Du es nicht verstanden hast, sie mir verständlich zu machen. Vermutlich kommt eine Mischung aus beiden Gründen in Betracht. Gleiches gilt für übermäßig viele Federn - nur umgekehrt.

Ich bewerte nach Bauchgefühl, persönlichem Gefallen, tagesformabhängig und ich versuche, fair zu sein. Manchmal ist es draußen schon dunkel, oft ist es gar nicht mehr hell. Es ist wirklich sehr schwierig, um diese Uhrzeit die Sonnenuhr zu lesen. Aber ich gebe mir Mühe. Ah, cool - draußen dämmert es, doch da unten rechts blinkt 20.34. So, es geht los. Ich beginne zu lesen:

Thema:
„Die Wacht“ (Wächter, Wache, Aufsicht, Bewahrer, wachen, überwachen, bewachen, bewahren, beobachten, aufpassen, kontrollieren etc.) - szenischer Augenblick, OHNE Pointe (aber nicht zwangsläufig ohne Spannung), direkter oder metaphorischer Bezug zum Bild (Brücke/Übergang, Leute, Gestalten/Schatten/Hügel, Wald/Schlucht/Abgrund...)

Meine Bewertungskriterien:
- Thema nicht getroffen, teilweise, gut bis perfekt getroffen (0-3)
- Thema sauschlecht, irgendwie, gut oder grandios umgesetzt (0-3)
- Zusatzfedern für Idee, Sprachgefühl, nach Gutdünken oder als Trost (1-3)
- Titel lasse ich außen vor, es sei denn, er ist total daneben, dann Abzug

Anmerkung:
Bewertung erfolgt erst, wenn ich alle 41 40 Texte gelesen habe, aber ich mache mir natürlich zu jedem einzelnen Text meterweise Notizen. Schließlich kann sich nach oben oder unten bis zur letzten Sekunde noch was ändern. Eine Feder hast Du in jedem Fall sicher. wink

Schöne Stimmung, leicht gruselig. Ich überlege noch, ob das Ende nun eine Pointe hat oder nicht. Ansonsten sehe ich die Vorgaben einigermaßen erfüllt, das gibt somit mindestens drei Punkte aus meiner persönlichen Bewertungsliste. Endgültige Befederung folgt zu gegebener Zeit.

Ende blinkt: 20.47

Liebe Grüße, Ana

*
*
*

Nachtrag 04.04.14

Meine Bewertungen im Detail:

2 x 1
9 x 2
8 x 3
4 x 4
6 x 5
5 x 6
3 x 7
1 x 8
1 x 9
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Einar Inperson
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag31.03.2014 20:59

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Pokaproschrei,

jetzt erst einmal still, ich muss mich konzentrieren.

Keine Erklärung in deiner Spannung aufbauenden Geschichte. Das Ereignis ergibt sich wie beiläufig. Alle Vorgaben sind erfüllt.

Die Wacht, der Augenblick, die Elemente des Bildes, die fehlende Pointe.

Dazu ist die Geschichte flüssig erzählt.

Bleibt nur, 8 Federn da zulassen


_________________
Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch

Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis

si tu n'es pas là, je ne suis plus le même

"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag01.04.2014 05:15

von Nordlicht
Antworten mit Zitat

Deine Szene finde ich nicht schlecht geschrieben, allerdings finde ich auch keine großen Höhenflüge darin. Die Bilder, die du beschreibst, könnten vllt eindringlicher werden, wenn du nicht nur visuelle Eindrücke einfließen lassen würdest – hören kann er ja nun nix, aber wie fühlt sich die Luft an, drückt ihn ein Schuh, riecht er was?
Die Aufgabe hast du gut umgesetzt, was das Wachtthema und den Augenblick angeht, allerdings endet die Szene für meine Empfinden in einer Pointe (man bekommt am Schluss serviert, was eigentlich los war) – was ja nicht sein sollte wink


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Lapidar
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 61
Beiträge: 2701
Wohnort: in der Diaspora


Beitrag01.04.2014 06:55

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Du hast dich in die Szene hineinversetzt und auf die Hängebrücke bzw. auf eine Burg daneben versetzt. Netter Gedanke, mir gefällt auch, dieses plötzliche Verstummen.
Nur danach wird es mir ein bisschen zu sehr Harry Potter/Dementoren artig.
Also so doof das nun aus meinem Munde klingt: zu vorhersehbar. Ich denke, ohne den letzten Absatz, wäre die Story deutlich besser. Wobei mir schon klar ist, dass du die zwei Gestalten noch mit ins "Boot" holen wolltest.


_________________
"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Eulenbaum
Klammeraffe
E


Beiträge: 867



E
Beitrag01.04.2014 09:49

von Eulenbaum
Antworten mit Zitat

Super Geschichte.

Zitat:
Die Welt hatte Ihre Stimme verloren.

Das denkt er, bevor er es wirklich begriffen hat! Klasse!

Auch schön:
Zitat:
Die Hängebrücke am Horizont, samt den Reisenden darauf, wirkte wie ein Scherenschnitt

Ich habe überlegt, ob die "samt-Konstruktion" dort durch das Wort "mit"+Kosntruktion ersetzt werden müßte, aber samt zeigt die Distanz, die er zu seiner so veränderten Umgebung empfindet, gut auf.
Zitat:
Mitten auf dem Wehrgang unterbrach er plötzlich seine Wanderung

das "plötzlich" ist zu viel ...
 
Zitat:
Er griff sich an die Kehle und schrie

Das ist zu sehr Klischee - nicht mal aus dem Kontext begründet: Warum er sich da an die Kehle greift.
Er kann auch einfach schreien, ohne sich an die Kehle zu greifen, das macht die Stelle stärker.
Zu sehr Klischee:
Zitat:
Die Welt hielt den Atem an.



Zitat:
um Gnade winseln,

Warum nicht flhen, bitten? Dieses "winseln" hat etwas (selbst)abwertendes, das hier nicht in den Kontext paßt.

Zitat:
Die Welt hatte Ihre Stimme verloren.

Sollte er Alarm schlagen?
Doch was sollte er melden?
Dass er nichts sah und nichts hörte?
Dass sich in seinem Magen ein mulmiges Gefühl breit machte?
Dass ihn Angst überkam und er die Stille fürchtete?
Der Burgherr würde ihn in den Kerker werfen, wenn er ihm mit so etwas kam.

Wunderbar, dieses in den Kopf gehen, wie Du das alles da zusammengesetzt hast. Richtig gut. Ein "Einhalten" auch im Text. Nur noch seine Ängste und Gedanken sind zu "hören", zu "sehen".

Der Titel ist ein wenig schwach.

Schöner Text. Starker Text, der gut reinzieht, bei dem ich den Atem angehalten habe, und die "Auflösung" bis hin zu Weiterziehen der Vermummten ist auch gelungen!

Gruß,
Eulenbaum
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.04.2014 10:08

von KeTam
Antworten mit Zitat

Mir gefällt dein Text, da kommt atmosphärisch was rüber.

Hier, z.B.

Zitat:
Wie auf Leinwand gebannt ragten die Bäume vor ihm auf. Die Hängebrücke am Horizont, samt den Reisenden darauf, wirkte wie ein Scherenschnitt, zur Bewegungslosigkeit verdammt. So sehr er seine Augen anstrengte, nichts rührte sich. Die Welt hielt den Atem an.


 smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
holg
Geschlecht:männlichExposéadler

Moderator

Beiträge: 2396
Wohnort: knapp rechts von links
Bronzenes Licht Der bronzene Roboter


Beitrag01.04.2014 10:12

von holg
Antworten mit Zitat

Bild - alles da.
Wacht - ja
Moment - ja

Solide Kost, wirkt ein wenig trocken. Vielleicht wegen der exakten Beschreibung des Wachweges, weiss nicht, liest sich ein wenig hölzern. Die Geschichte selbst ist aber fantasievoll erdacht. Nichts groß zu meckern.


_________________
Why so testerical?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
timcbaoth
Leseratte


Beiträge: 114



Beitrag01.04.2014 11:01

von timcbaoth
Antworten mit Zitat

Gelungener Text

Idee: 5
Stil: 4
Vorgabe: 9
Gefühl: 6

=> 6 Punkte


_________________
Liebe Grüsse
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag01.04.2014 11:24

von fancy
Antworten mit Zitat

Hallo,

dein Text gefällt mir sehr gut. Du hast es geschafft aus den Vorgaben eine kleine Geschichte zu basteln. Du lässt einen Mann den kurzen Moment vor dem Tod sehr bewusst erleben. (Ich hoffe, ich habe den Text nicht falsch interpretiert.)
Später ggf. mehr.

Liebe Grüße

fancy

Hm, jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob der Gardist stirbt. Er könnte auch einfach nur den Moment, indem die Wesen ihn berührten bewusst erlebt haben.

Nichtsdesottrotz hebt sich deine Geschichte angenehm aus dem Einheitsbrei ab.

6 Federn


_________________
Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

https//mlpaints.blogspot.com
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
Nicnak
Eselsohr

Alter: 39
Beiträge: 206
Wohnort: Pendler zwischen Berlin und Bayern


Beitrag01.04.2014 12:51

von Nicnak
Antworten mit Zitat

Zitat:
ihn zurückließen: leer, ohne Gedanken, ohne Herzschlag, ohne Leben.


Auch ohne Freude? Erinnert mich an Dementoren. ^_^

Zitat:
unterbrach er plötzlich seine Wanderung


Wanderung = Patrouille?

Der Anfang ist ein bisschen langweilig, danach nimmt's Fahrt auf.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Sanuk
Geschlecht:männlichWortedrechsler
S

Alter: 60
Beiträge: 61
Wohnort: Frankfurt am Main


S
Beitrag01.04.2014 13:03

von Sanuk
Antworten mit Zitat

Eine unheimliche Spannung. Ich finde es gut gelungen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Piezke
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 37
Beiträge: 132



Beitrag01.04.2014 17:55

von Piezke
Antworten mit Zitat

Ein Wald, eine Hängebrücke und zwei vermummte Gestalten - die prägnantesten Bildelemente sind alle vorhanden. Die Einbindung des Fotos geht aber noch weiter, denn die Gestalten verwandeln die Welt quasi in eins. Auch die Wacht ist prominent umgesetzt.

Ein Gardist schiebt Wache auf einem Burggelände. Eigentlich Routine, bis er auf den Wald vor sich aufmerksam wird, der stillsteht, vollkommen still. Keine Bewegung und kein Ton dringen aus ihm heraus. Dem Gardisten wird mulmig, aber er traut sich nicht, seine Angst zu äußern. Als zwei Wesen ihn anhauchen, ist es sowieso zu spät, denn ihr Atem friert ihn ein.

Bei mir bleibt der Text nicht hängen - weder inhaltlich, noch sprachlich.
Ab der Mitte, wo es dramatisch wird, fehlt dem Ausdruck Gefühl. Besonders die Angst des Wächters, seine Beobachtungen zu melden, finde ich nicht nachvollziehbar.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 2 Gehe zu Seite 1, 2  Weiter

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2014
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Genre, Stil, Technik, Sprache ...
Wie kommt die Langeweile in die Prosa...
von Nina
Nina Genre, Stil, Technik, Sprache ... 25 06.04.2024 10:15 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Karussell (Veruch lyrischer Prosa)
von nasigoreng
nasigoreng Werkstatt 1 23.08.2023 19:09 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Prosa vs Durchfall
von Cholyrika
Cholyrika Werkstatt 61 14.07.2023 09:56 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Meine sogenannte lyrische Prosa (ein ...
von Struwwelpeter
Struwwelpeter Einstand 8 04.05.2023 11:56 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Postkartenprosa
Ankündigungen: Der Prosa-Publikumspreis
von sleepless_lives
sleepless_lives Postkartenprosa 23 08.12.2022 21:21 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlung

von CAMIR

von i-Punkt

von Thomas74

von MShadow

von Rike

von EdgarAllanPoe

von Münsch

von Nicki

von Jocelyn

von Einar Inperson

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!