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Gedächtnisverlust


 
 
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Tastaturfanatikerin
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
T

Alter: 25
Beiträge: 15



T
Beitrag18.03.2014 17:52
Gedächtnisverlust
von Tastaturfanatikerin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe vor einiger Zeit eine Kurzgeschichte geschrieben und dachte mir, ich würde sie gerne mal hier einstellen. Ich würde mich über Rückmeldung freuen!


Was würdest du tun, wenn du plötzlich erwachst und nicht mehr weißt, wer du bist?
Weglaufen?
Davor kannst du nicht fliehen.
Die Augen schließen und hoffen, dass es dir wieder einfällt?
Das wäre nicht mehr als lächerlich.
Anfangen zu weinen?
Das würde nichts ändern.
Dir einfach eine neue Identität ausdenken?
Das geht so leicht nicht. Es wird komplett unterschätzt, die ganze Angelegenheit. Wenn du entdeckst, dass du dein Gedächtnis verloren hast, bist du erstmal geschockt, dann verzweifelt und dann fühlst du dich – leer. Was du ja auch bist.
Leer.
Erinnerungslos.
Es ist gut, dass du dich dann an all die schrecklichen Momente deines Lebens nicht mehr erinnerst. Aber wie kannst du dich über das Fehlen einer Sache freuen, wenn du gar nicht weißt, wie es ist, diese Sache zu haben? Du kannst nicht froh darüber sein, dass du keine Probleme hast, wenn du gar nicht weiß, wie sich Probleme anfühlen; wenn du also nicht weißt, welchem Gefühl du aus dem Weg gehst.
Und außerdem – selbst wenn du dich nicht mehr an das Schlechte erinnerst, du weißt ja auch all das Gute nicht mehr. Du weißt nicht mehr, wie dein letzter Geburtstag war, wie sich dein erster Kuss angefühlt hat, wie du dein Haustier bekamst (oder ob du überhaupt eins hast).
Die einschlägigsten Momente deines Lebens sind nämlich die, die du nicht nachholen kannst. Darum sind sie ja so wichtig. Es sind die, die für immer verloren sind.
Manche Menschen glauben fest daran, dass sie wissen, was die wichtigste Sache im Leben ist. Sie sagen „Freunde“, „Liebe“, „Familie“ oder „ein Dach über dem Kopf“, wenn du sie danach fragst.
Doch sie alle irren. Denn das Wichtigste ist dein Gedächtnis. Was bringt dir ein bester Freund, wenn du weder weißt, wie er heißt und was er mag noch wie du heißt und was du magst? Natürlich kann er dir das alles sagen.
Aber das wäre nicht dasselbe.
Vielleicht sollte ich nicht so über diese Menschen urteilen. Wer weiß, vielleicht dachte ich früher ja genauso? Aber wissen kann ich das nicht.
Denn ich weiß gar nichts mehr.
Wenn sich Menschen kennenlernen, stellen sie Fragen. So ist es immer. Wie heißt du? Wie alt bist du? Wo wohnst du? Hast du Geschwister? Welche Musik gefällt dir? Liest du gerne? Machst du Sport?
Und dann gucken sie komisch, wenn du keine Antwort geben kannst.
Am wichtigsten sind solche Fragen, wenn du ins Krankenhaus kommst. Name, Alter, Kran-kenkasse, Ärzte müssen das wissen.
Aber was, wenn du ins Krankenhaus kommst, eben weil du all das nicht weißt?
Dann hast du Pech. Um es mal so zu sagen.
Kein Arzt würde dir das so sagen. Niemand würde kommen und sagen „Tja, tut uns Leid, Sie haben Pech“. Aber eigentlich ist es so. Denn wenn du nicht weißt, wie du selbst heißt oder wie deine Eltern heißen, kann man auch niemanden kontaktieren, der dann deine Daten angeben kann.
Du besitzt keine Identität mehr.
Du bist identitätslos, du bist ein Nichts.
Verstehst du nun, was ich meine, wenn ich sage, dass das Gedächtnis das Wichtigste und Schützenswerteste ist, was du besitzt? Alles kannst du verlieren. Über alles wirst du hinweg-kommen, selbst über den Tod eines nahestehenden Menschen. Doch wenn deine Erinnerun-gen nie wiederkommen – darüber kommst du nicht so schnell hinweg.
Glaub mir, denn ich muss es wissen. Ich habe Erfahrung.
Ich habe mein Gedächtnis verloren.
Natürlich weiß ich noch Dinge. Aber meine Erinnerungen beginnen eben erst an dem Punkt, an dem ich merkte, dass mein Gedächtnis, was den vorherigen Teil meines Lebens angeht, komplett ausgelöscht ist.
Das Erste, was ich sah, als ich erwachte, war Weiß. Wie sich kurz darauf herausstellte, war dieses Weiß die Farbe der Decke des Gangs, durch den mich die Ärzte gerade schoben. Ich begann langsam, meine Umwelt genauer wahrzunehmen – ich erkannte immer mehr Dinge. Mir fiel auf, dass ich in einem Krankenbett lag, dass dieses Bett von Ärzten geschoben wur-de, dass ich eine Sauerstoffmaske trug, und vor allem: dass jeder einzelne Muskel meines Körpers unerträglich schmerzte.
An dieser Stelle stoppt die Erinnerung bereits wieder. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich in einem Krankenzimmer liege, angeschlossen an einen Tropf, mit Verbänden an den unter-schiedlichsten Stellen meines Körpers. Die Schmerzen waren etwas verklungen und ich fühlte mich in einem leichten Dämmerzustand.
Ein Arzt betrat das Zimmer, dessen Wände langweilig weiß waren, und blieb vor dem Bett stehen. Er schaute mich an und fragte mich dann nach meinem Namen. Ich sagte, ich wisse ihn nicht.
Damals war mir das Ausmaß dieser Tatsache noch nicht bewusst, vor allem, weil der Arzt erklärte, ich sei gerade erst aus der Narkose aufgewacht und zu diesem Zeitpunkt hätten die wenigsten Patienten klares Denkvermögen.
Doch etwas später fragte er erneut, wieder wusste ich es nicht. Ich konnte auch nicht sagen, wie alt ich war, wo ich wohnte, wie meine Eltern hießen oder ob ich verheiratet war. Ich konnte ihnen gar nichts sagen.
So wurde ich langsam immer beunruhigter, langsam brach Panik in mir aus.
Schließlich machte der Arzt ein sehr nachdenkliches Gesicht und fragte, ob ich denn wisse, warum ich eigentlich hier sei. Ich verneinte, mittlerweile richtig verschreckt. Er wollte wis-sen, ob ich mich also nicht an den Unfall erinnern könne.
Wieder musste ich verneinen.
Der Arzt sagte, er käme später wieder, und verließ mit sorgenvollem Gesicht das Kranken-zimmer.
Besonders mitfühlend war das nicht. Ich hatte gehofft, er würde mir sagen, was für einen Unfall er gemeint hatte. Dass es ein großes Zugunglück gegeben hatte, ich schwer verletzt eingeliefert wurde und sofort notoperiert werden musste, erfuhr ich erst etwas später von einem anderen Arzt.
Außerdem fühlte ich mich dann schrecklich alleine. Ich war in einem weiß gestrichenen Raum, hatte gerade bemerkt, dass ich mich an nichts erinnern konnte, und das Einzige, was ich wusste, war, dass ich eine Operation hinter mir hatte.
Mehr wusste ich nicht. Das war alles.
Und, mal ehrlich, das ist ziemlich armselig.
Mir hat etwas später ein Arzt gesagt, ich hätte „ziemliches Glück“ gehabt, mir hätten bei diesem Unglück, wo es so viele Tote gegeben habe, viel schlimmere Sachen passieren kön-nen. Er meinte, ich sei gerade noch gut davongekommen.
Zu diesem Arzt sagte ich damals nichts weiter als ein simples „Ja“. Denn ich wusste nicht, was ich weiter sagen sollte. Er konnte mich nicht verstehen. Denn ich war und bin mir sehr sicher, dass er Unrecht hat.
Es mag durchaus sein, dass ich viel schlimmere Verletzungen haben könnte. Aber trotzdem stimmt es nicht, dass mir viel Schlimmeres hätte passieren können, denn mir ist doch schon das Schlimmste überhaupt passiert.
Ich kenne meinen eigenen Namen nicht!
Was kann es denn bitte Schlimmeres geben, als sich selbst nicht zu kennen?
Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich kann es nicht in Worte fassen. Es ist nicht nur diese schreckliche zerstörende Leere in einem drin, es ist auch dieses Gefühl, als wärst du selbst eine fremde Person.
Ja, auch wenn das jetzt paradox klingt, es stimmt wirklich. Du hast das Gefühl, als wäre der Mensch, den man als „dich selbst“ bezeichnet, ein Fremder, den du erst kennenlernen müss-test.
Und dabei wären wir wieder bei dem Punkt „Wenn Menschen sich kennenlernen, stellen sie Fragen“.
Aber der Fremde in diesem Falle kann dir keine richtige Antwort geben. So kannst du ihn also nicht kennenlernen. Du wirst dich selbst nie kennenlernen können, du wirst nie wissen, wer du bist.
Du wirst nie wieder du selbst sein können und wenn man diesen Gedanken im Hinterkopf hat, kann man kein normales Leben führen.
Nicht, wenn man ständig daran denkt, dass es Menschen gibt, die einen zwar kennen, aber nicht als den Menschen, der man jetzt ist.
Also, wie ich bereits sagte – was würdest du tun, wenn du erwachst und feststellst, dass du nicht mehr weißt, wie du heißt?

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Gewürz
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Beiträge: 187



Beitrag18.03.2014 22:40

von Gewürz
Antworten mit Zitat

Hallo Tastaturfanatikerin,

du bist 14? Wann hast du das denn geschrieben??
Also ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich finde deinen Text echt klasse. Ich konnte mich unheimlich gut in die Situation reinversetzen. Das Ganze erinnert mich an das Zugunglück von Eschede. Auch hier sind viele gestorben, noch mehr verletzt ....

Ich kann das alles ein Stück weit nachvollziehen. Ich arbeite im Rettungsdienst und fahre hin und wieder Leute mit Kopfverletzungen. Es ist beeindruckend wie lang die Amnesie manchmal anhält und wie verunsichert die Pat. in dieser Zeit sind.

Es klingt fast so, als ob du selbst die Person wärst, die diese Amnesie erlitten hat. Es fällt immer leichter etwas zu beschreiben, wenn man es selbst erlebt hat - finde ich zumindest.

Also ich hab nur positive Kritik. Ich bin beeindruckt. (hoffe doch sehr, dass es anderen auch so geht)

Lg, Gewürz


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Tastaturfanatikerin
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
T

Alter: 25
Beiträge: 15



T
Beitrag19.03.2014 18:19

von Tastaturfanatikerin
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Hallo,

danke Gewürz lol2 Ich habe das Datum gerade gefunden, das war am 8.10. im letzten Jahr.
Danke für die viele positive Kritik. Meine Freunde haben auch gesagt, es sei sehr echt formuliert und sie fanden es total schön (einem gefiel es so gut, dass er es als "Hörbuch" auf Youtube gestellt hat Smile) , aber ich hab diese Situation selbst noch nicht erlebt, zum Glück. Allerdings habe ich im letzten Sommer in einem Theaterstück mitgespielt, wo ich eine Person spielte, die an Amnesie litt, darum kann ich mich da vielleicht immer noch recht gut hineinversetzen.
Von dem Zugunglück, von dem du sprachst, hab ich allerdings noch gar nicht gehört. Ich werd's aber gleich mal googlen.

LG Tastaturfanatikerin
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Gewürz
Geschlecht:weiblichLeseratte

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Beiträge: 187



Beitrag19.03.2014 20:44

von Gewürz
Antworten mit Zitat

Shocked  Wow, bin ich schon so alt? Oh ich dachte das Zugunglück von Eschede sei etwas bekannter ... aber gut. smile

Hoffe du bekommst noch von anderen Rückmeldung smile Schönen Abend dir!!


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beepfish
Erklärbär


Beiträge: 4
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Beitrag20.03.2014 13:30

von beepfish
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Hallo Tastaturfanatikerin!

Ich kann den ersten Satz von Gewürz nur wiederholen:
Du bist 14?

Das ist wirklich eine sehr schön geschriebene Kurzgeschichte finde ich, man kann sich total gut in die von dir beschriebene Situation hineinversetzen.
Ich bin zwar niemand der sich sonderlich gut auskennt im Bereich der Kurzgeschichten, aber ich meine schon sagen zu können, dass du für jemandem in deinen Alter wirklich außerordentlich gut schreibst. Bleib auf jeden Fall am Ball!

Grüße, beepfish
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
DSFo-Sponsor


Beitrag21.03.2014 02:34

von Merlinor
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Hallo Tastaturfanatikerin

Ich habe Deine Geschichte mit Interesse gelesen und schließe mich gerne meinen Vorrednern an, dass dieser Text eine erfreuliche Reife zeigt, wenn man Dein jugendliches Alter bedenkt.
Auch ist er sehr sauber geschrieben.
Dein Deutsch ist gepflegt und Du vermagst Dich stilistisch treffsicher und wohlklingend auszudrücken.

Ich mag einen klaren, prägnanten Stil, und über den verfügst Du.
Das ist sehr angenehm und macht Deinen Text flüssig und gut lesbar.

Allerdings habe ich auch Probleme mit ihm: Im Grunde genommen ist der Text doch weniger eine Geschichte, als eine eher abstrakte Abhandlung darüber, was ein Gedächtnisverlust für einen Menschen bedeutet.
Du hast viel darüber nachgedacht und bist dabei auch in einige Tiefe vorgedrungen.
Diesen Teil schätze ich sehr und glaube, dass Du dabei selbst eine Menge Erkenntnisse gewonnen hast, und die auch gut vermitteln kannst.

Allerdings bleiben meinem Gefühl nach diese Erkenntnisse schon noch recht abstrakt, werden zumindest von Dir in einer sehr abstrakten Weise beleuchtet.
Eine wirkliche Geschichte ist daraus im ersten Teil deshalb noch nicht geworden.
Diese Partien, in denen Du letztlich aus einer Handlung gelöste, theoretische Gedankenspiele darüber anstellst, was ein Gedächtnisverlust bedeuten könnte, überwiegen im Gehalt insgesamt recht deutlich den zweiten Teil der Geschichte, in dem Du dieser Situation konkrete Konturen verleihen willst.

Die Stärke Deines Textes liegt meiner Meinung nach deshalb in diesen Überlegungen, nicht aber in der dann angedeuteten „Handlung“, nicht in der Geschichte der Protagonistin selbst, die diesen Gedächtnisverlust erlitten haben soll.

Mein Fazit: Solange Du den Leser persönlich ansprichst und ihn offensiv mit Deinen Überlegungen zu den Folgen eines Gedächtnisverlustes konfrontierst, ist die Geschichte stark.
Sobald Du in die reine Ich-Perspektive wechselst und die diesbezüglichen Erlebnisse Deiner Protagonistin in den Mittelpunkt stellst, wird sie schwach, weil sie ab diesem Moment nur die vorangegangenen Überlegungen wiederholt.
Beides zusammen ergibt am Ende eine Mischung, die ihre wesentlichen Inhalte wiederholt, ohne sich für eine klare Form und gestalterische Zielsetzung zu entscheiden.
Sie ist also in ihrer Gesamtheit weder Fisch noch Fleisch: Sie ist kein wirkliches Essay über den Gedächtnisverlust, aber eben auch keine vollwertige Geschichte über eine Person, die einen solchen erlitten hat.

Meinem Gefühl nach wäre es lohnenswert, daraus lieber mit Klarheit ein eindeutiges Essay zu machen, also ein eher theoretisches Gedankenspiel über das Thema Gedächtnisverlust an sich.
Als „erlebte“ Geschichte über den Gedächtnisverlust einer bestimmten Person erzählt, erscheint mir die Substanz doch eher zu schwach.
Die gewählte Mischform aus beidem in der vorliegenden Form halte ich nicht für eine glückliche Idee, denn daraus eine gültige Kurzgeschichte mit wirklicher Kraft zu machen, erfordert noch viel Arbeit und echtes Können.

Aber das sind natürlich nur ein paar ganz persönliche Gedanken zu Deiner Geschichte.
Wie gesagt: Ich bin beeindruckt, was Du in Deinem Alter erzählerisch bereits auszudrücken vermagst.
Meine kritischen Anmerkungen mache ich nur, weil ich hoffe, Dich damit anregen zu können, noch mehr aus diesem Talent zu machen, als Du es bereits vermocht hast.
Was erst einmal zählt und bleibt ist auf jeden Fall ein großes Kompliment.
Schreibe bitte weiter ... smile

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Tastaturfanatikerin
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
T

Alter: 25
Beiträge: 15



T
Beitrag22.03.2014 13:48

von Tastaturfanatikerin
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Danke Merlinor smile
Es fühlt sich gut an, so was Langes wie deine Antwort zu lesen - sonst gibt es von den meisten meines Umfeldes dieses typische "Toll" und "So realistisch" und "gut geschrieben", aber das mal in diese beiden Teile aufzuspalten und tiefer reinzudringen hat noch niemand geschafft smile Danke dafür!

LG Tastaturfanatikerin
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag22.03.2014 15:45

von Jack Burns
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Hallo

Ein sehr interessanter Text.
Man erkennt, dass das Du Dich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt hast. Es könnte als Einstieg in eine spannende Geschichte dienen. Vielleicht ein Thriller oder Science Fiction über Erinnerungsauslöschung.

Es kann aber auch einfach als Essay stehen bleiben. Nicht nur im Zusammenhang mit Unfällen, auch in Bezug auf Alzheimer, stellt sich die Frage: Wie kann man in dieser Situation leben?

Wie schon erwähnt, verliert der Text, wenn in die Ich-Perspektive gewechselt wird. Es wird nach einer Weile etwas eintönig, weil dann vieles nur noch wiederholt wird.
Zitat:
Ich sagte, ich wisse ihn nicht ... Doch etwas später fragte er erneut, wieder wusste ich es nicht ... Ich konnte ihnen gar nichts sagen ... Wieder musste ich verneinen ... dass ich mich an nichts erinnern konnte ... Mehr wusste ich nicht. Das war alles ...

Das gibt mir keine neuen Informationen und ich überfliege es irgendwann.
Also: Wenn der Einleitung noch eine Handlung folgen soll, dann überleg Dir vorher genau, was geschehen soll. Man könnte an Hand bestimmter Situationen darstellen, wie sich das Vergessen auswirkt.
Wenn z.B. Freunde oder Familie den Protagonisten besuchen, und er sie nicht erkennt. Oder ein Polizist befragt ihn zum Unfall und er versucht verzweifelt, sich zu erinnern.
Dadurch würden die Gefühle für den Leser greifbar.

Hier noch ein Gedanke zu dem Thema: Du schreibst, dass man, im Prinzip, einen ersten Kuss usw. nicht wiederholen könnte. Aber in diesem Fall, ohne Erinnerungen, wäre es doch möglich - alles was man jetzt erlebt, ist wie beim ersten Mal. Das könnte man doch als positiven Aspekt betrachten.(?)

Ein sehr guter Einstand.

Beste Grüße
Martin


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lilli.vostry
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Wohnort: Dresden


Beitrag23.03.2014 20:34
aw:Gedächtnisverlust
von lilli.vostry
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Hallo Tastaturfanatikerin,

Deine Eingangsfrage finde ich spannend, sie zieht einen sofort hinein in den Text, der gedankenreich, aber auch recht widersprüchlich, einseitig betrachtet und zu kurz gedacht ist für mein Empfinden.

Der größte Nachteil: Es wird zu viel behauptet statt erzählt, nicht konkret und nachvollziehbar durch Handlungen. Man erfährt nichts über die näheren Umstände dieses Gedächtnisverlustes und leider auch nicht, wie die Protagonistin selbst mit dem Dilemma umgeht.

"Nur" weil ein Mensch seinen Namen nicht mehr weiß, soll er auch nicht mehr wissen wer er ist?!
Interessanterweise stellst Du beides voneinander getrennt als Frage, am Anfang und Ende... Also kann beides unabhängig voneinander auch möglich sein nur der Blick auf sich selbst ändert sich doch oder?

Dass mit dem Gedächtnis auch die Identität verloren gehen soll, finde ich eine gewagte These.
Manche Menschen haben ihr Gedächtnis und wissen dennoch nicht, wer sie sind, weil sie sich diese Frage nie stellen, ihr ausweichen oder Angst haben sich selbst (wirklich) mit allen Seiten kennenzulernen...
Identität ist doch nichts Festes Unabänderliches, sondern kann sich im Laufe des Lebens wandeln und verändern...
Selbst wenn da ein Erinnerungs-Bruch da ist und der Name vergessen, bleibt doch die Persönlichkeit desjenigen Menschen, wie er denkt, wahrnimmt, fühlt, sich verhält, Lebensstil, Interessen die er dann eben unwissentlich weiterführt aber sicher nicht bei Null anfängt...  

An den sprachlichen Mitteln lässt sich sicher auch noch feilen, es wirkt wie einfach niedergeschrieben ohne besonderes Augenmerk auf die Schreibweise, denn es fehlen einige Wortendungen und stehen Binde- und Gedankenstriche wo keine hingehören; evtl lag es auch am Schreibprogramm...

Ansonsten ein zweifelsohne interessantes und vielschichtiges Thema, das Stoff für mehrere Geschichten bietet.

Viele Grüße,
Lilli


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