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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick


 
 
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag03.05.2015 13:49

von Malaga
Antworten mit Zitat

lol  Sehr genossen, danke!
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag03.05.2015 19:53

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Malaga,

schön dich hier als Leserin zu begrüßen. Smile

Malaga hat Folgendes geschrieben:
lol  Sehr genossen, danke!

Freut mich, dass du deinen Spaß beim Lesen hattest und dir die Geschichte gefallen hat.
Ich habe zu danken!

LG,
Constantine
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag03.05.2015 22:12
Re: Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick
von Nina
Antworten mit Zitat

Lieber Constantine,

das hier ist richtig gut geworden! Die, für meinen Geschmack, bislang beste Prosa von Dir. Hier hast Du den richtigen Ton getroffen, finde ich, die Sprache fließt natürlich durch die Geschichte. Die Erzählweise ist dicht und man ist beim Lesen nah dran. Ich mag auch die Querverweise und Hinweise und das Namedropping. Ich finds sehr gut. Allerdings bin ich an ein paar wenigen Stellen gestolpert. Ich markiers mal rot und Du schaust, ob Du was damit anfangen kannst.

LG
Nina


Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick

Mein Magen rebelliert seit Tagen und der Juckreiz an den Händen treibt mich in den Wahnsinn. Das Gefühl, als läge ein straff gespannter Strick um meinen Hals, will nicht vergehen und ich vermute, heute wird sich daran nichts ändern.
Um meine Hände zu beschäftigen, aber auch den bitteren Geschmack auf der Zunge zu übertünchen, stöbere ich ein Minzbonbon aus der Hosentasche hervor (stöbere auf oder krame hervor) und packe es gedankenverloren aus. Was [für] ’ne Misere, in die ich [da] reingeschliddert bin, und nicht nur eine. Das raschelnde Bonbonpapier offenbart seinen Inhalt, der in meinem Mund verschwindet. Sofort wickle ich meine Zunge herum und umklammere es, als wäre es ein Anker, der mich aufrecht hält und mich auf hoher See bei peitschendem Sturm nicht abdriften lässt. Ich spiele mit dem Papier, während ich warte.
Mein Agent Martin ’Marty’ Harshman senkt eine Seite meines Manuskripts [senkt eine Seite? Wie geht das denn? Hat er sie hochkant gehalten und dann gesenkt? Ich weiß nicht, was Du hier meinst], verlagert seinen Zigarillo von einer Seite des Mundwinkels zur anderen und sieht mich von seinem Schreibtisch aus durchdringend an. Sein Stirnrunzeln deutet nichts Gutes an.
So ein Mist! Anstelle, den Strick um meinen Hals zu zerschießen, spannt er sich noch etwas enger.
Ich blicke auf mein Revers und klopfe - evtl. streife darüber oder streiche es glatt oder streiche darüber es glatt. Fussel und Krümel segeln zu Boden.
Er schweigt, wirft einen weiteren Blick auf die Seite und lässt sie sodann auf das vor ihm liegende Manuskript fallen.
»Was ist mit dir, Frank? Hast du den Beat für dich entdeckt? Kerouac ist out, McCarthy ist in. Was soll ich mit diesem Mist?«
Er nimmt eine Seite, liest »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« und wirft mir vom Rand seiner Brille einen prüfenden Blick zu.
»Wie tiefsinnig«, meint er mit einem mir all zu bekannten Unterton und legt die Seite zurück zum Stapel.
Ich räuspere mich, eine Erwiderung unterdrückend, und rutsche auf dem glatten Leder des Sessels.
Nicht tiefsinnig, aber ehrlich, Marty.
»Sieh dich an, Frank. Ich erkenne dich nicht wieder. Zerzaust, miefend und durch das Minze-Aroma rieche ich deine Fahne! Und dein Skript! Ist das dein Ernst?«
Scheiße, ja.
»Ich krieche auf dem Zahnfleisch, Marty. Susan hat mich verlassen ...«
»Ach, Susan!«, sagt er und winkt ab. »Das Beste, was dir passieren konnte, und du jammerst.«
»... sie hat die Scheidung eingereicht.«
»Ok, Frank, ich bin kein Unmensch und nicht herzlos. Aber Susan? Trotz ihres ordentlichen Vorbaus, du weißt, ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass dein verwöhntes Prinzesschen Gift für dich war.«
»Du weißt genau, ich mag es nicht, dass -> wenn du abwertend über sie sprichst!«
Er stützt sich auf beiden Ellenbogen ab und nimmt den vor Speichel triefenden Zigarillo zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger.
»Gut. Zum Geschäftlichen. Frank, als dein Agent und Freund«, nuschelt er, »mache ich mir Sorgen um unsere Geschäftsbeziehungen. Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.«
Sein Fetteln mag passen, aber für diese Mafia-Spielchen bin ich heute zu dünnhäutig und das ärgert mich noch mehr. Ich zerbeiße das Bonbon in kleinste Stücke. Splitter in meinem Mundraum. Das Papier entgleitet meinen Fingern, als ich die Hände zu Fäusten balle. Vielleicht sollte ich kurz zum Locus -> Lokus, oder? gehen und in den Toilettenkasten schauen. Nur um sicher zu gehen. Vielleicht habe ich Glück und werde fündig.
»Du beleidigst meine Intelligenz und erweckst meinen Zorn!«, versuche ich ihm klar zu machen, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegt.
»Frank, seien wir ehrlich. Seitdem du geheiratet hast, bist du ein Spießer und deine Schreibe mies geworden, ohne Biss, ohne testiculo!« Um diesem letzten Wort mehr Dramatik zu verleihen, rollt er seinen Zigarillo die Innenseite des Daumens entlang.
»Scheiß auf deine testiculo, Marty! Sie hängen mir zum Hals raus. Ich wollte weg vom Romancier. Susan hat nichts damit zu tun!«
»Hat sie nicht? Ist das so?« Er drückt den Zigarillo in den Ascher, rückt seine Brille zurecht und streicht sich beim Zurücklehnen über die fettigen, nach hinten gekämmten Haare seiner Halbglatze. »Wer hat zu dir gehalten, an dich und dein Potential geglaubt und sich den Mund bei den Verlagen fusselig geredet, dass du keine Eintagsfliege bist? Dass man von dir noch einiges erwarten kann? Sogar den Pulitzer ...«
Es ist dein gottverdammter Job, Marty!
»... gleich nach deinem Erstling kommst du mir mit Kurzgeschichten und Gedichten, obwohl du genau wusstest, dass man von dir einen Folgeroman erwartet hat. Die ein oder andere Kurzgeschichte bekam ich unter. Aber Gedichte? Frank!«
Schon wieder diese Leier.
»Wärst du Johnny Depp, der seinen lyrischen Dünnpfiff während der Drehpausen und Reisen für die Nachwelt festhält, ja dann. Oder Viggo Mortensen. Hey, mit Kusshand. Diese goldene Scheiße bekommt jeder an den Mann. Dennoch, Frank, ernsthafte Lyrik ist Verlagsgift wie Susans selbstgemachte Kekse an Weihnachten. Erinnerst du dich noch? Die Verstopfung danach ...«
»Marty, es reicht!« Meine Stimme hallt in seinem Büro und ein leicht säuerlicher Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Verdammt! Ich schlucke, presse meine Fäuste in den Schoß und es gelingt mir sie zu entkrampfen.
Er nickt, richtet sich auf und öffnet ein Fenster. Den Rücken mir zugewandt, verschränkte Arme, hinausblickend, vergehen einige stumme Augenblicke, bevor er zum wolkenverhangenen Himmel über Seattle spricht.
»Wie läuft’s mit dem Schlafen, Frank?«
Meine gefalteten Hände melden sich mit einem Jucken. Verdammter Hautausschlag! Ich pople unter den brüchigen Fingernägeln Dreck heraus.
»Bescheiden. Ich bekomme kein Auge zu.« Noch dazu eine seit Wochen andauernde hartnäckige Erektionsstörung, die dich ‘nen feuchten Kehricht angeht!
»Hm«, sein trockener Kommentar. Nach kurzem Schweigen: »Um zu meinem Angebot zurück zukommen, dich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Ich denke, du benötigst einen Mentor, jemanden, der dich unter seine Fittiche nimmt und wieder aufrappelt ...«, er dreht sich um und blickt mich ernst an, »... jemanden wie Boyle oder Roth.«
»Nein! Sehe ich etwa aus wie Kepesh1? Mit Sicherheit brauche ich keinen bescheuerten Mentor, Marty!«
Ich spüre ein Brennen meinen Rachen hinauf wandern und versuche kleine, verdammte Bläschen ohne aufzustoßen aus meinem Mund entweichen zu lassen.
»Schtonk2! Hör mir zu ...«, er hebt seine Arme, als würde er die Weltkugel balancieren, »... um diese große, über dir schwebende Sorge, Susan, darum wird sich dein Anwalt kümmern. Meine drei Scheidungen waren zwar kein Zuckerschlecken, aber sieh mich an. Ich habe es überlebt und mich arrangiert. Also, abwarten. In der Zwischenzeit musst du an dich denken und nach vorne blicken. Du bist nicht Salinger, Frank. Du brauchst wieder Erfolge und ich glaube mehr denn je an dich.«
Tolle Rede, Marty! Den im Mund angesammelten Speichel konzentriere ich zu einem gedanklichen, lindernden Wasserfall und schlucke ihn hinunter.
»Nichts gegen Roth oder Juden«, winke ich ab, »aber er ist mir zu narzisstisch und schreibt nur über sich selbst. Egomanen kann ich grad nicht ab.«
»Dann Boyle. Er liest zurzeit in der Stadt. Du bist Mungo und er dein Niger3
Marty lacht und reibt sich die Hände.
Erfolgreicher Deal-Abschluss, hm? Mein Magen verkrampft und meldet sich mit einem Brennen im Hals zurück.
»Verdammt, Marty! Hast du Boyles Debüt überhaupt gelesen? Deinem Vergleich nach zu urteilen, nicht! Vergiss diesen Hippie. Der ist von seinen Trips noch nicht runter. Und vergiss diese blödsinnige Mentor-Idee!«
Martys Mine verfinstert sich. Er bleibt vor mir stehen und blickt zu mir hinab.
»Frank, diesen seelenlosen Mist«, er deutet auf das Skript, »kannst du wieder mitnehmen. Sogar mit Engelszungen bekomme ich es nicht abgeschwatzt. Heiz damit deine Wohnung, um für etwas gut zu sein. -> das ist eine seltsam formuliert. "damit er für etwas gut war" - so vielleicht? Ich brauche einen Roman von dir.«
Er greift in seine Innentasche, zückt ein paar Scheine und drückt sie mir in die Hand.
»Hier, als Vorschuss, werd wieder ein Mensch und gönn dir ein Bad und ’ne Rasur ...«, aus seinem Jackett holt er ein gläsernes Röhrchen hervor – blaue Pillen rasseln, während er es mir lächelnd in die Hemdtasche schiebt –,»... schnapp dir ’ne Nutte und deinen Drive hast du in Nullkommanichts wieder. Und vor allem, lass die Finger vom Fusel. Trinkende Literaten sind oldschool
Ich blicke ungläubig auf das Geld, dann zu ihm hinauf, er, im Business-Anzug, mit dem selbstgefälligen Grinsen und dem Fingerschnippen in seiner Stimme. So einfach ist es, ein paar Scheine, einige Pillen als Kleister, und alles wird wieder!
»Entspann dich. Das wird wieder, Frank.«
Die Säure rumort erneut in mir und droht auszubrechen. Für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken: Auf seinen Anzug oder den Arbeitstisch oder seinen kostbaren Kazak. Oder gleich auf allem, um meinen Standpunkt zu kommentieren. Reiß dich am Riemen. Ich richte mich auf, würge etwas Speichel hinunter und bemühe mich, die Türklinke nicht rauszureißen.
»Sechs Wochen, Frank. Exposé und einige Kapitel, dann fange ich mit dem Klinkenputzen an.«
Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen, Marty! Ich werfe ihm ein Grinsen zu. »Sicher!« Im Hinausgehen füge ich hinzu: »Behalt das Manuskript. Als unveröffentlichte Wiederentdeckung vielleicht irgendwann doch von Wert.«[/quote]


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Seraiya
Geschlecht:weiblichMondsüchtig


Beiträge: 924



Beitrag04.05.2015 02:39

von Seraiya
Antworten mit Zitat

Ich finde den Text klasse.

Hab ihn sehr gerne gelesen. smile extra


Liebe Grüße,
Seraiya


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"Some people leave footprints on our hearts. Others make us want to leave footprints on their faces."
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.05.2015 21:47
Re: Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick
von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Nina,

ich freue mich sehr, dich in dieser Ausgrabungsstätte begrüßen zu dürfen und danke dir fürs Lesen und deine Anmerkungen.

Nina hat Folgendes geschrieben:
das hier ist richtig gut geworden! Die, für meinen Geschmack, bislang beste Prosa von Dir. Hier hast Du den richtigen Ton getroffen, finde ich, die Sprache fließt natürlich durch die Geschichte. Die Erzählweise ist dicht und man ist beim Lesen nah dran. Ich mag auch die Querverweise und Hinweise und das Namedropping. Ich finds sehr gut. Allerdings bin ich an ein paar wenigen Stellen gestolpert. Ich markiers mal rot und Du schaust, ob Du was damit anfangen kannst.

LG
Nina

Danke für dein tolles Lob. Ich freue mich, das dir der Ton, die Sprache und die Erzählweise gefallen und es mir gelungen ist, dich als Leserin nah ans Geschehen und die Protagonisten zu führen. Was die Querverweise, Hinweise und das Namedropping angeht, so habe ich hierbei versucht (auch spielerisch und mit dem nötigen Spaß), dass diese Elemente mit einfließen, aber je nach Leser nicht den Lesefluss stören oder die Handlung schwer nachvollziehbar machen. Es fallen ausgewählte Autoren und Schauspielernamen. Ob jeder Leser mit allen Namen und ihren Bezügen etwas anfangen kann, wird wohl nicht der Fall sein, aber, die, die mir wichtig für das Grundverständnis der Handlung erschienen, habe ich erläutert. Daher beschränke ich mich auf drei Fußnoten, von denen zwei Fußnoten die erwähnten Bezüge zu P. Roth und T.C. Boyle erläutern. Ich hatte ursprünglich mehr Fußnoten, sozusagen eine erklärende Landkarte des Textes, aber ich habe sie reduziert, um den Blick nicht zu sehr auf die Fußnoten anstelle der eigentlichen Geschichte überhand nehmen zu lassen.
Dass dir die Querverweise, Hinweise und Namedroppings gefallen haben und du vielleicht auch mit ihnen etwas hast anfangen können, freut mich ungemein.


Zu deinen Stolperstellen:

Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick

Mein Magen rebelliert seit Tagen und der Juckreiz an den Händen treibt mich in den Wahnsinn. Das Gefühl, als läge ein straff gespannter Strick um meinen Hals, will nicht vergehen und ich vermute, heute wird sich daran nichts ändern.
Um meine Hände zu beschäftigen, aber auch den bitteren Geschmack auf der Zunge zu übertünchen, stöbere ich ein Minzbonbon aus der Hosentasche hervor (stöbere auf oder krame hervor) <-- mit dem "hervor stöbern" scheine ich eine Zwitterformulierung geschaffen zu haben, die es wohl in dieser Form nicht gibt, für viele Leser vor dir aber keine Stolperstelle war. Ich habe mir das nochmal angesehen und ja, ganz korrekt ist meine Formulierung nicht und müsste eher "kramte hervor" lauten. Danke! und packe es gedankenverloren aus. Was [für] ’ne Misere, in die ich [da] reingeschliddert bin, und nicht nur eine. <-- ich habe mit meiner gewählten Formulierung kein Problem und der wenig "eigenwillige" slang passt für mich. Das raschelnde Bonbonpapier offenbart seinen Inhalt, der in meinem Mund verschwindet. Sofort wickle ich meine Zunge herum und umklammere es, als wäre es ein Anker, der mich aufrecht hält und mich auf hoher See bei peitschendem Sturm nicht abdriften lässt. Ich spiele mit dem Papier, während ich warte.
Mein Agent Martin ’Marty’ Harshman senkt eine Seite meines Manuskripts [senkt eine Seite? Wie geht das denn? Hat er sie hochkant gehalten und dann gesenkt? Ich weiß nicht, was Du hier meinst], <-- das Manuskript besteht aus losen Blättern. Es ist nicht gebunden oder sonstiges. Der Agent hält ein Blatt lesend vor sich und nachdem er fertig gelesen hat, senkt er die Seite, wodurch sein Blick zu dem vor ihm sitzenden Frank frei wird. verlagert seinen Zigarillo von einer Seite des Mundwinkels zur anderen und sieht mich von seinem Schreibtisch aus durchdringend an. Sein Stirnrunzeln deutet nichts Gutes an.
So ein Mist! Anstelle, den Strick um meinen Hals zu zerschießen, spannt er sich noch etwas enger.
Ich blicke auf mein Revers und klopfe - evtl. streife darüber oder streiche es glatt oder streiche darüber <-- kennst du die alten Western (oder auch die neueren), wenn die Cowboys, z.B. John Wayne, nach dem Ausritt vom Pferd steigen und voller Staub sind und sich den Staub entweder mit ihren Lederhandschuhen, Cowboyhüten oder mit bloßer Hand z.B. von den Hosen klopfen? Ich finde das verwendete Verb passend und finde "darüber streifen" oder "glatt streichen" zu schwach, zu "zärtlich", zu... du verstehst was ich meine, oder? es glatt. Fussel und Krümel segeln zu Boden.
Er schweigt, wirft einen weiteren Blick auf die Seite und lässt sie sodann auf das vor ihm liegende Manuskript fallen.
»Was ist mit dir, Frank? Hast du den Beat für dich entdeckt? Kerouac ist out, McCarthy ist in. Was soll ich mit diesem Mist?«
Er nimmt eine Seite, liest »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« und wirft mir vom Rand seiner Brille einen prüfenden Blick zu.
»Wie tiefsinnig«, meint er mit einem mir all zu bekannten Unterton und legt die Seite zurück zum Stapel.
Ich räuspere mich, eine Erwiderung unterdrückend, und rutsche auf dem glatten Leder des Sessels.
Nicht tiefsinnig, aber ehrlich, Marty.
»Sieh dich an, Frank. Ich erkenne dich nicht wieder. Zerzaust, miefend und durch das Minze-Aroma rieche ich deine Fahne! Und dein Skript! Ist das dein Ernst?«
Scheiße, ja.
»Ich krieche auf dem Zahnfleisch, Marty. Susan hat mich verlassen ...«
»Ach, Susan!«, sagt er und winkt ab. »Das Beste, was dir passieren konnte, <-- Ich habe es nochmal überprüft. You're right. Das Komma ist zu viel. und du jammerst.«
»... sie hat die Scheidung eingereicht.«
»Ok, Frank, ich bin kein Unmensch und nicht herzlos. Aber Susan? Trotz ihres ordentlichen Vorbaus, du weißt, ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass dein verwöhntes Prinzesschen Gift für dich war.«
»Du weißt genau, ich mag es nicht, dass -> wenn <-- Was gewinnt man mit deiner Änderung? du abwertend über sie sprichst!«
Er stützt sich auf beiden Ellenbogen ab und nimmt den vor Speichel triefenden Zigarillo zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger.
»Gut. Zum Geschäftlichen. Frank, als dein Agent und Freund«, nuschelt er, »mache ich mir Sorgen um unsere Geschäftsbeziehungen. Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.«
Sein Fetteln mag passen, aber für diese Mafia-Spielchen bin ich heute zu dünnhäutig und das ärgert mich noch mehr. Ich zerbeiße das Bonbon in kleinste Stücke. Splitter in meinem Mundraum. Das Papier entgleitet meinen Fingern, als ich die Hände zu Fäusten balle. Vielleicht sollte ich kurz zum Locus -> Lokus, oder? <-- Richtig. Danke. gehen und in den Toilettenkasten schauen. Nur um sicher zu gehen. Vielleicht habe ich Glück und werde fündig.
»Du beleidigst meine Intelligenz und erweckst meinen Zorn!«, versuche ich ihm klar zu machen, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegt.
»Frank, seien wir ehrlich. Seitdem du geheiratet hast, bist du ein Spießer und deine Schreibe mies geworden, ohne Biss, ohne testiculo!« Um diesem letzten Wort mehr Dramatik zu verleihen, rollt er seinen Zigarillo die Innenseite des Daumens entlang.
»Scheiß auf deine testiculo, Marty! Sie hängen mir zum Hals raus. Ich wollte weg vom Romancier. Susan hat nichts damit zu tun!«
»Hat sie nicht? Ist das so?« Er drückt den Zigarillo in den Ascher, rückt seine Brille zurecht und streicht sich beim Zurücklehnen über die fettigen, nach hinten gekämmten Haare seiner Halbglatze. »Wer hat zu dir gehalten, an dich und dein Potential geglaubt und sich den Mund bei den Verlagen fusselig geredet, dass du keine Eintagsfliege bist? Dass man von dir noch einiges erwarten kann? Sogar den Pulitzer ...«
Es ist dein gottverdammter Job, Marty!
»... gleich nach deinem Erstling kommst du mir mit Kurzgeschichten und Gedichten, obwohl du genau wusstest, dass man von dir einen Folgeroman erwartet hat. Die ein oder andere Kurzgeschichte bekam ich unter. Aber Gedichte? Frank!«
Schon wieder diese Leier.
»Wärst du Johnny Depp, der seinen lyrischen Dünnpfiff während der Drehpausen und Reisen für die Nachwelt festhält, ja dann. Oder Viggo Mortensen. Hey, mit Kusshand. Diese goldene Scheiße bekommt jeder an den Mann. Dennoch, Frank, ernsthafte Lyrik ist Verlagsgift wie Susans selbstgemachte Kekse an Weihnachten. Erinnerst du dich noch? Die Verstopfung danach ...«
»Marty, es reicht!« Meine Stimme hallt in seinem Büro und ein leicht säuerlicher Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Verdammt! Ich schlucke, presse meine Fäuste in den Schoß und es gelingt mir sie zu entkrampfen.
Er nickt, richtet sich auf und öffnet ein Fenster. Den Rücken mir zugewandt, verschränkte Arme, hinausblickend, vergehen einige stumme Augenblicke, bevor er zum wolkenverhangenen Himmel über Seattle spricht.
»Wie läuft’s mit dem Schlafen, Frank?«
Meine gefalteten Hände melden sich mit einem Jucken. Verdammter Hautausschlag! Ich pople unter den brüchigen Fingernägeln Dreck heraus.
»Bescheiden. Ich bekomme kein Auge zu.« Noch dazu eine seit Wochen andauernde hartnäckige Erektionsstörung, die dich ‘nen feuchten Kehricht angeht!
»Hm«, sein trockener Kommentar. Nach kurzem Schweigen: »Um zu meinem Angebot zurück zukommen, dich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Ich denke, du benötigst einen Mentor, jemanden, der dich unter seine Fittiche nimmt und wieder aufrappelt ...«, er dreht sich um und blickt mich ernst an, »... jemanden wie Boyle oder Roth.«
»Nein! Sehe ich etwa aus wie Kepesh1? Mit Sicherheit brauche ich keinen bescheuerten Mentor, Marty!«
Ich spüre ein Brennen meinen Rachen hinauf wandern und versuche kleine, verdammte Bläschen ohne aufzustoßen aus meinem Mund entweichen zu lassen.
»Schtonk2! Hör mir zu ...«, er hebt seine Arme, als würde er die Weltkugel balancieren, »... um diese große, über dir schwebende Sorge, Susan, darum wird sich dein Anwalt kümmern. Meine drei Scheidungen waren zwar kein Zuckerschlecken, aber sieh mich an. Ich habe es überlebt und mich arrangiert. Also, abwarten. In der Zwischenzeit musst du an dich denken und nach vorne blicken. Du bist nicht Salinger, Frank. Du brauchst wieder Erfolge und ich glaube mehr denn je an dich.«
Tolle Rede, Marty! Den im Mund angesammelten Speichel konzentriere ich zu einem gedanklichen, lindernden Wasserfall und schlucke ihn hinunter.
»Nichts gegen Roth oder Juden«, winke ich ab, »aber er ist mir zu narzisstisch und schreibt nur über sich selbst. Egomanen kann ich grad nicht ab.«
»Dann Boyle. Er liest zurzeit in der Stadt. Du bist Mungo und er dein Niger3
Marty lacht und reibt sich die Hände.
Erfolgreicher Deal-Abschluss, hm? Mein Magen verkrampft und meldet sich mit einem Brennen im Hals zurück.
»Verdammt, Marty! Hast du Boyles Debüt überhaupt gelesen? Deinem Vergleich nach zu urteilen, nicht! Vergiss diesen Hippie. Der ist von seinen Trips noch nicht runter. Und vergiss diese blödsinnige Mentor-Idee!«
Martys Mine verfinstert sich. Er bleibt vor mir stehen und blickt zu mir hinab.
»Frank, diesen seelenlosen Mist«, er deutet auf das Skript, »kannst du wieder mitnehmen. Sogar mit Engelszungen bekomme ich es nicht abgeschwatzt. Heiz damit deine Wohnung, um für etwas gut zu sein. -> das ist eine seltsam formuliert. "damit er für etwas gut war" - so vielleicht? <-- Nicht "er", denn es bezieht sich auf das Manuskript, und nicht "war", denn das Manuskript ist noch nicht verheizt worden. Dein Vorschlag würde lauten "damit es für etwas gut ist." Ich sehe in meiner gewählten Formulierung kein Problem, klingt vielleicht noch einen Ticken abfälliger, das Manuskript betreffend und eher nach einem gesprochenen Satzteil, denn nach einem geschriebenen, aber problematisch sehe ich diese Stelle nicht.  Ich brauche einen Roman von dir.«
Er greift in seine Innentasche, zückt ein paar Scheine und drückt sie mir in die Hand.
»Hier, als Vorschuss, werd wieder ein Mensch und gönn dir ein Bad und ’ne Rasur ...«, aus seinem Jackett holt er ein gläsernes Röhrchen hervor – blaue Pillen rasseln, während er es mir lächelnd in die Hemdtasche schiebt –,»... schnapp dir ’ne Nutte und deinen Drive hast du in Nullkommanichts wieder. Und vor allem, lass die Finger vom Fusel. Trinkende Literaten sind oldschool
Ich blicke ungläubig auf das Geld, dann zu ihm hinauf, <-- Diesen Vorschlag lasse ich mir durch den Kopf gehen, denn etwas weiter oben hatte ich geschrieben, dass Marty vor Frank stehen bleibt und zu ihm hinab blickt. er, im Business-Anzug, mit dem selbstgefälligen Grinsen und dem Fingerschnippen in seiner Stimme. So einfach ist es, ein paar Scheine, einige Pillen als Kleister, und alles wird wieder!
»Entspann dich. Das wird wieder, Frank.«
Die Säure rumort erneut in mir und droht auszubrechen. Für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken: Auf seinen Anzug oder den Arbeitstisch oder seinen kostbaren Kazak. Oder gleich auf allem, um meinen Standpunkt zu kommentieren. Reiß dich am Riemen. Ich richte mich auf, würge etwas Speichel hinunter und bemühe mich, die Türklinke nicht rauszureißen.
»Sechs Wochen, Frank. Exposé und einige Kapitel, dann fange ich mit dem Klinkenputzen an.«
Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen, Marty! Ich werfe ihm ein Grinsen zu. »Sicher!« Im Hinausgehen füge ich hinzu: »Behalt das Manuskript. Als unveröffentlichte Wiederentdeckung vielleicht irgendwann doch von Wert.«[/quote][/quote]

Ich danke dir sehr für dein Adlerauge und deine hilfreichen Anmerkungen. So viel war nicht zu meckern. Prima.
Ich genieße noch ein wenig dein Lob, ruhe mich aber nicht darauf aus, sondern versuche weiterhin an mir zu arbeiten und mich zu verbessern.

LG,
Constantine
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag04.05.2015 21:51

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe Seraiya,

ich setze die Führung durch die Ausgrabungsstätte fort und freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen.

Seraiya hat Folgendes geschrieben:
Ich finde den Text klasse.

Hab ihn sehr gerne gelesen. smile extra


Vielen Dank fürs Lob und toll, dass du deinen Spaß beim Lesen hattest. Smile

LG,
Constantine
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fabian
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 610



Beitrag19.06.2015 18:50
Re: Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick
von fabian
Antworten mit Zitat

Hallo Constantine,
ich habe Deinen Text gerne gelesen, er ist für mich atmosphärisch dicht, die beiden Charaktere haben Profil. Hier stand, denke ich, die Atmosphäre im Mittelpunkt, insofern hat die Geschichte für mich als Ganzes funktioniert.
Es gab aber auch einige Stolperstellen, die ich im folgenden angemerkt habe. Sie haben aber den positiven Gesamteindruck nicht in Frage gestellt. Gerade der unvermittelte Beginn hat Sog für mich.
Was die Hommage an die amerikanische Popkultur angeht und das Spiel mit den Zitaten und Referenzen, so hat das für mich keine Rolle spielen können wegen mangelnder Kenntnisse meinerseits.  

Constantine hat Folgendes geschrieben:



Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick

Mein Magen rebelliert seit Tagen und der Juckreiz an den Händen treibt mich in den Wahnsinn. Das Gefühl, als läge ein straff gespannter Strick um meinen Hals, will nicht vergehen und ich vermute, heute wird sich daran nichts ändern.
Um meine Hände zu beschäftigen, aber auch [um den ] bitteren Geschmack auf der Zunge zu übertünchen, stöbere ich ein Minzbonbon aus der Hosentasche hervor und packe es gedankenverloren aus. Was ’ne Misere, in die ich reingeschliddert bin, und nicht nur eine. Das raschelnde Bonbonpapier offenbart seinen Inhalt [Bonbonpapier offenbart finde ich es etwas übertrieben, dem Bonbonpapier eine Offenbarungsfähigkeit zuzuschreiben.], der in meinem Mund verschwindet. Sofort wickle ich meine Zunge herum und umklammere es, als wäre es ein Anker, der mich aufrecht hält und mich auf hoher See bei peitschendem Sturm nicht abdriften lässt. Das ist schön metaphorisch gesprochen, passt für mich aber nicht wirklich zur Szene und zum Seelenzustand des Protas:
Das, was ich gemeinhin einen Anker nennen würde, hält nicht aufrecht, und solch ein Anker wird auch nicht auf hoher See zum Einsatz kommen, denn die ist im metaphorischen Sinne fernab vom Land und tief und grundlos. Dort setzt man einen Treibanker aus (oft nicht Bestandteil der Ausrüstung an Bord, wird dann im Notfall und unter dramatischen Bedingungen angefertigt und ausgebracht).
Würde die „hohe See“ zur „hochgehenden See“ (sprich: zu stürmischem Wellengang, der auch in Küstennähe am Ankerplatz auftreten kann) dann stimmt das Bild insofern wieder. Bliebe noch das „aufrecht hält“ was als Funktion des Ankers auch nicht ganz stimmt, denn ein Anker hält am Ort, ist Dreh- und Angelpunkt und nicht Stützstab, der umklammert werden könnte, so, wie die Zunge das Bonbon umklammert, was mich auch ein wenig irritiert hat, denn eine solche Zungenfertigkeit ist mir nicht geläufig. Was ich mir aber sehr wohl und sehr prägnant vorstellen kann, ist, dass ich ein Bonbon mit der Zunge an den Gaumen presse, es so festhalte, fixiere, am Ort halte.
Mit anderen Worten: hier scheinen sich zwei Bilder zu vermischen, die für mich beide die Situation Franks nur teilweise richtig illustrieren.
Ich spiele mit dem Papier, während ich warte.
Mein Agent Martin ’Marty’ Harshman senkt eine Seite [das Blatt, so kann die für mich unschöne Wiederholung Seite - Seite vermieden werden] meines Manuskripts, verlagert seinen Zigarillo von einer Seite des Mundwinkels zur anderen und sieht mich von seinem Schreibtisch aus durchdringend an. Sein Stirnrunzeln deutet nichts Gutes an.
So ein Mist! Anstelle, den Strick um meinen Hals zu zerschießen, spannt er sich noch etwas enger. [Den Schuss möchte ich sehen. Und wer „zerschießt“ da überhaupt im übertragenen Sinne? Der Strick sich selbst? Denn der Strick ist es doch, der sich im Hauptsatz noch etwas enger spannt. Für mich könnte es Martys Gesichtsausdruck sein, von dem Frank hoffte, er könnte (als Lächeln) den Strick um seinen Hals zerreissen/lockern, anstatt (als Stirnrunzeln) ihn (nicht sich) noch enger zu spannen.]
Ich blicke auf mein Revers und klopfe es glatt. Fussel und Krümel segeln zu Boden.
Er schweigt, wirft einen weiteren Blick auf die Seite und lässt sie sodann auf das vor ihm liegende Manuskript fallen.
»Was ist mit dir, Frank? Hast du den Beat für dich entdeckt? Kerouac ist out, McCarthy ist in. Was soll ich mit diesem Mist?«
Er nimmt eine Seite, liest »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« und wirft mir vom Rand [über den Rand] seiner Brille einen prüfenden Blick zu.
»Wie tiefsinnig«, meint er mit einem mir all zu bekannten Unterton und legt die Seite zurück zum Stapel.
Ich räuspere mich, eine Erwiderung unterdrückend, und rutsche auf dem glatten Leder des Sessels.
Nicht tiefsinnig, aber ehrlich, Marty.
»Sieh dich an, Frank. Ich erkenne dich nicht wieder. Zerzaust, miefend und durch das Minze-Aroma rieche ich deine Fahne! Und dein Skript! Ist das dein Ernst?«
Scheiße, ja.
»Ich krieche auf dem Zahnfleisch, Marty. Susan hat mich verlassen ...«
»Ach, Susan!«, sagt er und winkt ab. »[Sie hat dich verlassen ... . Der Einschub trennt Susan von das Beste. ] Das Beste, was dir passieren konnte, und du jammerst.«
»... sie hat die Scheidung eingereicht.«
»Ok, Frank, ich bin kein Unmensch und nicht herzlos. Aber Susan? Trotz ihres ordentlichen Vorbaus, du weißt, ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass dein verwöhntes Prinzesschen Gift für dich war.«
»Du weißt genau, ich mag es nicht, dass du abwertend über sie sprichst!«
Er stützt sich auf beiden Ellenbogen ab und nimmt den vor Speichel triefenden Zigarillo zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger.
»Gut. Zum Geschäftlichen. Frank, als dein Agent und Freund«, nuschelt er, »mache ich mir Sorgen um unsere Geschäftsbeziehungen. Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.«
Sein Fetteln [Das Wort ist mir völlig unbekannt, Websuche meint, es stammt aus Österreich (schmierig sein). Ist das eine der Anspielungen (ev. auf vertriebene Juden)? Es irritiert mich jedenfalls mächtig in einer Unterhaltung, die in einer Agentur in Seattle stattfindet. Ist Frank Österreicher?] mag passen, aber für diese Mafia-Spielchen bin ich heute zu dünnhäutig und das ärgert mich noch mehr. Ich zerbeiße das Bonbon in kleinste Stücke. Splitter in meinem Mundraum. Das Papier entgleitet meinen Fingern, als ich die Hände zu Fäusten balle. Vielleicht sollte ich kurz zum Locus gehen und in den Toilettenkasten schauen. Nur um sicher zu gehen. Vielleicht habe ich Glück und werde fündig.
»Du beleidigst meine Intelligenz und erweckst meinen Zorn!«, versuche ich ihm klar zu machen, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegt.
»Frank, seien wir ehrlich. Seitdem du geheiratet hast, bist du ein Spießer und deine Schreibe [ist] mies geworden, ohne Biss, ohne testiculo!« Um diesem letzten Wort mehr Dramatik zu verleihen, rollt er seinen Zigarillo die Innenseite des Daumens entlang.
»Scheiß auf deine testiculo, Marty! Sie hängen mir zum Hals raus. Ich wollte weg vom Romancier. Susan hat nichts damit zu tun!«
»Hat sie nicht? Ist das so?« Er drückt den Zigarillo in den Ascher, rückt seine Brille zurecht und streicht sich beim Zurücklehnen über die fettigen, nach hinten gekämmten Haare seiner Halbglatze. »Wer hat zu dir gehalten, an dich und dein Potential geglaubt und sich den Mund bei den Verlagen fusselig geredet, dass du keine Eintagsfliege bist? Dass man von dir noch einiges erwarten kann? Sogar den Pulitzer ...«
Es ist dein gottverdammter Job, Marty!
»... gleich nach deinem Erstling kommst du mir mit Kurzgeschichten und Gedichten, obwohl du genau wusstest, dass man von dir einen Folgeroman erwartet hat. Die ein [Die eine ]oder andere Kurzgeschichte bekam ich unter. Aber Gedichte? Frank!«
Schon wieder diese Leier.
»Wärst du Johnny Depp, der seinen lyrischen Dünnpfiff während der Drehpausen und Reisen [und auf Reisen] für die Nachwelt festhält, ja dann. Oder Viggo Mortensen. Hey, mit Kusshand. Diese goldene Scheiße bekommt jeder an den Mann. Dennoch, Frank, ernsthafte Lyrik ist Verlagsgift wie Susans selbstgemachte Kekse an Weihnachten. Erinnerst du dich noch? Die Verstopfung danach ...«
»Marty, es reicht!« Meine Stimme hallt in seinem Büro und ein leicht säuerlicher Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Verdammt! Ich schlucke, presse meine Fäuste in den Schoß und es gelingt mir sie zu entkrampfen. [kann ich sie pressen und entspannen, wenn ich presse? Verbindet ein "aber dann gelingt es mir, sie zu entkrampfen." nicht passender?]
Er nickt, richtet sich auf und öffnet ein Fenster. Den Rücken mir zugewandt, verschränkte Arme, hinausblickend, vergehen einige stumme Augenblicke, bevor er zum wolkenverhangenen Himmel über Seattle spricht.
»Wie läuft’s mit dem Schlafen, Frank?«
Meine gefalteten Hände melden sich mit einem Jucken. Verdammter Hautausschlag! Ich pople unter den brüchigen Fingernägeln Dreck heraus.
»Bescheiden. Ich bekomme kein Auge zu.« Noch dazu eine seit Wochen andauernde hartnäckige Erektionsstörung, die dich ‘nen feuchten Kehricht angeht!
»Hm«, sein trockener Kommentar. Nach kurzem Schweigen: »Um zu meinem Angebot zurück zukommen, dich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Ich denke, du benötigst einen Mentor, jemanden, der dich unter seine Fittiche nimmt und wieder aufrappelt [Frank kann sich aufrappeln, ein Mentor kann ihn aufpäppeln.]...«, er dreht sich um und blickt mich ernst an, »... jemanden wie Boyle oder Roth.«
»Nein! Sehe ich etwa aus wie Kepesh1? Mit Sicherheit brauche ich keinen bescheuerten Mentor, Marty!«
Ich spüre ein Brennen meinen Rachen hinauf wandern und versuche kleine, verdammte Bläschen ohne aufzustoßen aus meinem Mund entweichen zu lassen.
»Schtonk2! Hör mir zu ...«, er hebt seine Arme, als würde er die Weltkugel balancieren, »... um diese große, über dir schwebende Sorge, Susan, darum wird sich dein Anwalt kümmern. Meine drei Scheidungen waren zwar kein Zuckerschlecken, aber sieh mich an. Ich habe es überlebt und mich arrangiert. Also, abwarten. In der Zwischenzeit musst du an dich denken und nach vorne blicken. Du bist nicht Salinger, Frank. Du brauchst wieder Erfolge und ich glaube mehr denn je an dich.«
Tolle Rede, Marty! Den im Mund angesammelten Speichel konzentriere ich zu einem gedanklichen, lindernden Wasserfall und schlucke ihn hinunter.
»Nichts gegen Roth oder Juden«, winke ich ab, »aber er ist mir zu narzisstisch und schreibt nur über sich selbst. Egomanen kann ich grad nicht ab.«
»Dann Boyle. Er liest zurzeit in der Stadt. Du bist Mungo und er dein Niger3
Marty lacht und reibt sich die Hände.
Erfolgreicher Deal-Abschluss, hm? Mein Magen verkrampft und meldet sich mit einem Brennen im Hals zurück.
»Verdammt, Marty! Hast du Boyles Debüt überhaupt gelesen? Deinem Vergleich nach zu urteilen, nicht! Vergiss diesen Hippie. Der ist von seinen Trips noch nicht runter. Und vergiss diese blödsinnige Mentor-Idee!«
Martys Mine verfinstert sich. Er bleibt vor mir stehen und blickt zu mir hinab.
»Frank, diesen seelenlosen Mist«, er deutet auf das Skript, »kannst du wieder mitnehmen. Sogar mit Engelszungen bekomme ich es nicht abgeschwatzt [niemandem aufgeschwatzt]. Heiz damit deine Wohnung, um für etwas gut zu sein [dann war es wenigstens für etwas gut.]. Ich brauche einen Roman von dir.«
Er greift in seine Innentasche, zückt ein paar Scheine und drückt sie mir in die Hand.
»Hier, als Vorschuss, werd wieder ein Mensch und gönn dir ein Bad und ’ne Rasur ...«, aus seinem Jackett holt er ein gläsernes Röhrchen hervor – blaue Pillen rasseln, während er es mir lächelnd in die Hemdtasche schiebt –,»... schnapp dir ’ne Nutte und deinen Drive hast du in Nullkommanichts wieder. Und vor allem, lass die Finger vom Fusel. Trinkende Literaten sind oldschool
Ich blicke ungläubig auf das Geld, dann zu ihm hinauf, er, im Business-Anzug, mit dem selbstgefälligen Grinsen und dem Fingerschnippen in seiner Stimme. So einfach ist es, ein paar Scheine, einige Pillen als Kleister, und alles wird wieder!
»Entspann dich. Das wird wieder, Frank.«
Die Säure rumort erneut in mir und droht auszubrechen. Für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken: Auf seinen Anzug oder den Arbeitstisch oder seinen kostbaren Kazak. Oder gleich auf allem, um meinen Standpunkt zu kommentieren. Reiß dich am Riemen. Ich richte mich auf, würge etwas Speichel hinunter und bemühe mich, die Türklinke nicht rauszureißen.
»Sechs Wochen, Frank. Exposé und einige Kapitel, dann fange ich mit dem Klinkenputzen an.«
Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen, Marty! Ich werfe ihm ein Grinsen zu. »Sicher!« Im Hinausgehen füge ich hinzu: »Behalt das Manuskript. Als unveröffentlichte Wiederentdeckung [ist es] vielleicht irgendwann doch [noch] von Wert.« [Franks verkürzte Sprache klingt hier für mich etwas holprig, fast, als wolle er cool sein und könnte es in seiner Gekränktheit in diesem Moment aber nicht wirklich. wenn er also wirklich cool klingen soll, sollte zum "irgendwann" das "doch noch" treten.]


Nochmal: im Ganzen ein für mich gelungener Text, das soll auch nicht durch die Detailkritik in Frage gestellt sein.
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Constantine
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Beitrag20.06.2015 14:44
Re: Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick
von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo fabian,

ich freue mich dich hier begrüßen zu dürfen.

fabian hat Folgendes geschrieben:
ich habe Deinen Text gerne gelesen, er ist für mich atmosphärisch dicht, die beiden Charaktere haben Profil. Hier stand, denke ich, die Atmosphäre im Mittelpunkt, insofern hat die Geschichte für mich als Ganzes funktioniert.

Danke für die Bestätigung, dass die Geschichte für sich funktioniert und die Charaktere gut rüberkommen.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Es gab aber auch einige Stolperstellen, die ich im folgenden angemerkt habe. Sie haben aber den positiven Gesamteindruck nicht in Frage gestellt. Gerade der unvermittelte Beginn hat Sog für mich.

Das war einer meiner Punkte, über die ich mir nicht sicher war: Ob der Beginn und die gesamte Szene den Leser mitnimmt. Danke für den positiven Gesamteindruck und dass der Beginn eine Sogwirkung auf dich hatte.

fabian hat Folgendes geschrieben:
Was die Hommage an die amerikanische Popkultur angeht und das Spiel mit den Zitaten und Referenzen, so hat das für mich keine Rolle spielen können wegen mangelnder Kenntnisse meinerseits.

Der Aspekt der Hommage und das Spiel mit Zitaten und Referenzen sollte beim Leser für das Grund-Verständnis der Geschichte keine Rolle spielen. Wenn mancher Leser hier und da etwas "entdeckt", so kann er das gerne als einen "Bonus" im Konzept der Geschichte für sich mitnehmen.

Zu deinen Anmerkungen (meine in orange):
fabian hat Folgendes geschrieben:

Constantine hat Folgendes geschrieben:



Irgendwas mit Sodbrennen, einem Zigarillo und einem Strick

Mein Magen rebelliert seit Tagen und der Juckreiz an den Händen treibt mich in den Wahnsinn. Das Gefühl, als läge ein straff gespannter Strick um meinen Hals, will nicht vergehen und ich vermute, heute wird sich daran nichts ändern.
Um meine Hände zu beschäftigen, aber auch [um den ] <-- Ich kann nachvollziehen, dass du hier passend ergänzt. Ich habe es weggelassen, (wie auch in manch anderen, späteren Fällen, die du "korrigiert" hast), um einen eher gesprochenen Aspekt durch den Protagonisten zu betonen. Literarisch könnte ich sagen, dass mir das doppelte "um" nicht gefallen hat, es war mir zu glatt, zu "sauber" und hätte mich aus Franks Perspektive gestört. So "korrekt" spricht er nicht. bitteren Geschmack auf der Zunge zu übertünchen, stöbere ich ein Minzbonbon aus der Hosentasche hervor und packe es gedankenverloren aus. Was ’ne Misere, in die ich reingeschliddert bin, und nicht nur eine. Das raschelnde Bonbonpapier offenbart seinen Inhalt [Bonbonpapier offenbart finde ich es etwas übertrieben, dem Bonbonpapier eine Offenbarungsfähigkeit zuzuschreiben.] <-- Ein wenig Theatralik passt mMn zum gegenwärtigen Zustand Franks. , der in meinem Mund verschwindet. Sofort wickle ich meine Zunge herum und umklammere es, als wäre es ein Anker, der mich aufrecht hält und mich auf hoher See bei peitschendem Sturm nicht abdriften lässt. Das ist schön metaphorisch gesprochen, passt für mich aber nicht wirklich zur Szene und zum Seelenzustand des Protas:
Das, was ich gemeinhin einen Anker nennen würde, hält nicht aufrecht, und solch ein Anker wird auch nicht auf hoher See zum Einsatz kommen, denn die ist im metaphorischen Sinne fernab vom Land und tief und grundlos. Dort setzt man einen Treibanker aus (oft nicht Bestandteil der Ausrüstung an Bord, wird dann im Notfall und unter dramatischen Bedingungen angefertigt und ausgebracht).
Würde die „hohe See“ zur „hochgehenden See“ (sprich: zu stürmischem Wellengang, der auch in Küstennähe am Ankerplatz auftreten kann) dann stimmt das Bild insofern wieder. Bliebe noch das „aufrecht hält“ was als Funktion des Ankers auch nicht ganz stimmt, denn ein Anker hält am Ort, ist Dreh- und Angelpunkt und nicht Stützstab, der umklammert werden könnte, so, wie die Zunge das Bonbon umklammert, was mich auch ein wenig irritiert hat, denn eine solche Zungenfertigkeit ist mir nicht geläufig. Was ich mir aber sehr wohl und sehr prägnant vorstellen kann, ist, dass ich ein Bonbon mit der Zunge an den Gaumen presse, es so festhalte, fixiere, am Ort halte.
Mit anderen Worten: hier scheinen sich zwei Bilder zu vermischen, die für mich beide die Situation Franks nur teilweise richtig illustrieren.
<-- Ich denke, es wäre müßig über Bonbongrößen sich zu unterhalten und bis welcher Größe eine Zunge befähigt ist, sich um ein Bonbon zu wickeln.
Zur Ankermetaphorik: Frank ist kein Seemann und kann mMn hier nicht mit Fachwissen punkten. Er ist durch den Wind, dazu noch zu einem gewissen Maße alkoholisiert. Was zum Bild des Ankers mMn dazugehört, ist auch die Ankerkette, die wie ein Lot nach unten reicht. Frank konzentriert sich auf das Bonbon, das ihn als metaphorischer Anker einerseits in sitzender Haltung aufrecht hält, ihm aber auch eine Stabilität gibt und nicht abdriften lässt, sei's in Gedanken oder auch physisch z.B. vom Sessel zu rutschen. Ich sehe im gesamten Satz kein Problem.
Ich spiele mit dem Papier, während ich warte.
Mein Agent Martin ’Marty’ Harshman senkt eine Seite [das Blatt, so kann die für mich unschöne Wiederholung Seite - Seite vermieden werden] <-- Für mich ist "Blatt" keine Alternative für eine Synonymisierung (gewesen), nur um eine Seiten-Dopplung zu vermeiden. Man sagt mMn nicht "auf Blatt 3 deines Manuskripts", sondern eher "auf Seite 3 deines Manuskripts". Ich sehe in diesem Satz kein Problem, was die beanstandete Dopplung angeht. eines Manuskripts, verlagert seinen Zigarillo von einer Seite des Mundwinkels zur anderen und sieht mich von seinem Schreibtisch aus durchdringend an. Sein Stirnrunzeln deutet nichts Gutes an.
So ein Mist! Anstelle, den Strick um meinen Hals zu zerschießen, spannt er sich noch etwas enger. [Den Schuss möchte ich sehen. Und wer „zerschießt“ da überhaupt im übertragenen Sinne? Der Strick sich selbst? Denn der Strick ist es doch, der sich im Hauptsatz noch etwas enger spannt. Für mich könnte es Martys Gesichtsausdruck sein, von dem Frank hoffte, er könnte (als Lächeln) den Strick um seinen Hals zerreissen/lockern, anstatt (als Stirnrunzeln) ihn (nicht sich) noch enger zu spannen.] <-- Du verstehst richtig, dass Marty mit seinem Gesichtsausdruck den gefühlten Strick im übertragenen Sinne zerschießen könnte, es aber nicht tut. Bereits im zweiten Satz zu Beginn (grün markiert) erwähne ich, dass Frank das Gefühl hat, als hätte er einen Strick um seinen Hals. Ich habe mir hier erlaubt, zwar mich auf Martys Strinrunzeln als erlösenden Schuß zu beziehen, bleibe aber beim Bild des Stricks und bei Frank, nicht bei Marty.
Ich blicke auf mein Revers und klopfe es glatt. Fussel und Krümel segeln zu Boden.
Er schweigt, wirft einen weiteren Blick auf die Seite und lässt sie sodann auf das vor ihm liegende Manuskript fallen.
»Was ist mit dir, Frank? Hast du den Beat für dich entdeckt? Kerouac ist out, McCarthy ist in. Was soll ich mit diesem Mist?«
Er nimmt eine Seite, liest »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« und wirft mir vom Rand [über den Rand] <-- Ich sehe hierin kein Problem in der gewählten Formulierung. seiner Brille einen prüfenden Blick zu.
»Wie tiefsinnig«, meint er mit einem mir all zu bekannten Unterton und legt die Seite zurück zum Stapel.
Ich räuspere mich, eine Erwiderung unterdrückend, und rutsche auf dem glatten Leder des Sessels.
Nicht tiefsinnig, aber ehrlich, Marty.
»Sieh dich an, Frank. Ich erkenne dich nicht wieder. Zerzaust, miefend und durch das Minze-Aroma rieche ich deine Fahne! Und dein Skript! Ist das dein Ernst?«
Scheiße, ja.
»Ich krieche auf dem Zahnfleisch, Marty. Susan hat mich verlassen ...«
»Ach, Susan!«, sagt er und winkt ab. »[Sie hat dich verlassen ... . Der Einschub trennt Susan von das Beste. ] <-- Ich verstehe nicht, warum Franks Aussage als Einschub wiederholt werden sollte? Wenn für dich "Susan" und "das Beste" getrennt gehören, warum genügt dir Martys abwinkende Geste nicht? Das Beste, was dir passieren konnte, und du jammerst.«
»... sie hat die Scheidung eingereicht.«
»Ok, Frank, ich bin kein Unmensch und nicht herzlos. Aber Susan? Trotz ihres ordentlichen Vorbaus, du weißt, ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass dein verwöhntes Prinzesschen Gift für dich war.«
»Du weißt genau, ich mag es nicht, dass du abwertend über sie sprichst!«
Er stützt sich auf beiden Ellenbogen ab <-- Was spricht gegen den Akkusativ und die Verwendung von "sich abstützen"? und nimmt den vor Speichel triefenden Zigarillo zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger.
»Gut. Zum Geschäftlichen. Frank, als dein Agent und Freund«, nuschelt er, »mache ich mir Sorgen um unsere Geschäftsbeziehungen. Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst.«
Sein Fetteln [Das Wort ist mir völlig unbekannt, Websuche meint, es stammt aus Österreich (schmierig sein). Ist das eine der Anspielungen (ev. auf vertriebene Juden)? Es irritiert mich jedenfalls mächtig in einer Unterhaltung, die in einer Agentur in Seattle stattfindet. Ist Frank Österreicher?] <-- Frank ist kein Österreicher und es wird hier nicht auf vertriebene Juden angespielt. Wenn eine Anspielung, dann eher auf Herbert Grönemeyers Song "Was soll das?". Sein Begriff "vetteln" hat mir gefallen und in der Charakterisierung Martys erinnerte ich mich an Grönemeyers Formulierung und habe in Anlehnung daran eine eigene, leicht abgewandelte Formulierung geschaffen: fetteln (sozusagen aus einem Adjektiv ein Verb kreiert und davon das Substantiv verwendet). Nicht nur um ein Doppelkinn, sondern um generell einen etwas korpulenten Körperbau zu beschreiben. Ich könnte sagen, dass hier eine eher aus der Lyrik bekannte Technik Anwendung findet, aber das war nicht meine primäre Motivation für die Wortkreation.  mag passen, aber für diese Mafia-Spielchen bin ich heute zu dünnhäutig und das ärgert mich noch mehr. Ich zerbeiße das Bonbon in kleinste Stücke. Splitter in meinem Mundraum. Das Papier entgleitet meinen Fingern, als ich die Hände zu Fäusten balle. Vielleicht sollte ich kurz zum Locus gehen und in den Toilettenkasten schauen. Nur um sicher zu gehen. Vielleicht habe ich Glück und werde fündig.
»Du beleidigst meine Intelligenz und erweckst meinen Zorn!«, versuche ich ihm klar zu machen, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegt.
»Frank, seien wir ehrlich. Seitdem du geheiratet hast, bist du ein Spießer und deine Schreibe [ist] <-- auch hier kann ich deine Ergänzung nachvollziehen, aber das wäre mir im Dialog und in dieser Geschichte zu sehr Geschriebenes als Gesprochenes. mies geworden, ohne Biss, ohne testiculo!« Um diesem letzten Wort mehr Dramatik zu verleihen, rollt er seinen Zigarillo die Innenseite des Daumens entlang.
»Scheiß auf deine testiculo, Marty! Sie hängen mir zum Hals raus. Ich wollte weg vom Romancier. Susan hat nichts damit zu tun!«
»Hat sie nicht? Ist das so?« Er drückt den Zigarillo in den Ascher, rückt seine Brille zurecht und streicht sich beim Zurücklehnen über die fettigen, nach hinten gekämmten Haare seiner Halbglatze. »Wer hat zu dir gehalten, an dich und dein Potential geglaubt und sich den Mund bei den Verlagen fusselig geredet, dass du keine Eintagsfliege bist? Dass man von dir noch einiges erwarten kann? Sogar den Pulitzer ...«
Es ist dein gottverdammter Job, Marty!
»... gleich nach deinem Erstling kommst du mir mit Kurzgeschichten und Gedichten, obwohl du genau wusstest, dass man von dir einen Folgeroman erwartet hat. Die ein [Die eine ] <-- Die Verwendung von "ein oder andere" auf feminine Substantive ist laut Duden erlaubt. oder andere Kurzgeschichte bekam ich unter. Aber Gedichte? Frank!«
Schon wieder diese Leier.
»Wärst du Johnny Depp, der seinen lyrischen Dünnpfiff während der Drehpausen und Reisen [und auf Reisen] <-- hier wird aufgezählt und "während" bezieht sich auf Drehpausen und Reisen. Dein Vorschlag würde es mir zu sehr voneinander trennen. für die Nachwelt festhält, ja dann. Oder Viggo Mortensen. Hey, mit Kusshand. Diese goldene Scheiße bekommt jeder an den Mann. Dennoch, Frank, ernsthafte Lyrik ist Verlagsgift wie Susans selbstgemachte Kekse an Weihnachten. Erinnerst du dich noch? Die Verstopfung danach ...«
»Marty, es reicht!« Meine Stimme hallt in seinem Büro und ein leicht säuerlicher Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Verdammt! Ich schlucke, presse meine Fäuste in den Schoß und es gelingt mir sie zu entkrampfen. [kann ich sie pressen und entspannen, wenn ich presse? Verbindet ein "aber dann gelingt es mir, sie zu entkrampfen." nicht passender?] <-- Ich vermute, du siehst hier eine Gleichzeitigkeit von "pressen" und "entkrampfen", was nicht zutrifft. Hier wird eine Abfolge formuliert und mit dem "es gelingt mir" eine nicht näher definierte Zeitspanne zwischen beiden "Handzuständen" beschrieben.
Er nickt, richtet sich auf und öffnet ein Fenster. Den Rücken mir zugewandt, verschränkte Arme, hinausblickend, vergehen einige stumme Augenblicke, bevor er zum wolkenverhangenen Himmel über Seattle spricht.
»Wie läuft’s mit dem Schlafen, Frank?«
Meine gefalteten Hände melden sich mit einem Jucken. Verdammter Hautausschlag! Ich pople unter den brüchigen Fingernägeln Dreck heraus.
»Bescheiden. Ich bekomme kein Auge zu.« Noch dazu eine seit Wochen andauernde hartnäckige Erektionsstörung, die dich ‘nen feuchten Kehricht angeht!
»Hm«, sein trockener Kommentar. Nach kurzem Schweigen: »Um zu meinem Angebot zurück zukommen, dich wieder auf die richtige Spur zu bringen. Ich denke, du benötigst einen Mentor, jemanden, der dich unter seine Fittiche nimmt und wieder aufrappelt [Frank kann sich aufrappeln, ein Mentor kann ihn aufpäppeln.] <-- Prima. Danke. Im Manuskript korrigiert. ...«, er dreht sich um und blickt mich ernst an, »... jemanden wie Boyle oder Roth.«
»Nein! Sehe ich etwa aus wie Kepesh1? Mit Sicherheit brauche ich keinen bescheuerten Mentor, Marty!«
Ich spüre ein Brennen meinen Rachen hinauf wandern und versuche kleine, verdammte Bläschen ohne aufzustoßen aus meinem Mund entweichen zu lassen.
»Schtonk2! Hör mir zu ...«, er hebt seine Arme, als würde er die Weltkugel balancieren, »... um diese große, über dir schwebende Sorge, Susan, darum wird sich dein Anwalt kümmern. Meine drei Scheidungen waren zwar kein Zuckerschlecken, aber sieh mich an. Ich habe es überlebt und mich arrangiert. Also, abwarten. In der Zwischenzeit musst du an dich denken und nach vorne blicken. Du bist nicht Salinger, Frank. Du brauchst wieder Erfolge und ich glaube mehr denn je an dich.«
Tolle Rede, Marty! Den im Mund angesammelten Speichel konzentriere ich zu einem gedanklichen, lindernden Wasserfall und schlucke ihn hinunter.
»Nichts gegen Roth oder Juden«, winke ich ab, »aber er ist mir zu narzisstisch und schreibt nur über sich selbst. Egomanen kann ich grad nicht ab.«
»Dann Boyle. Er liest zurzeit in der Stadt. Du bist Mungo und er dein Niger3
Marty lacht und reibt sich die Hände.
Erfolgreicher Deal-Abschluss, hm? Mein Magen verkrampft und meldet sich mit einem Brennen im Hals zurück.
»Verdammt, Marty! Hast du Boyles Debüt überhaupt gelesen? Deinem Vergleich nach zu urteilen, nicht! Vergiss diesen Hippie. Der ist von seinen Trips noch nicht runter. Und vergiss diese blödsinnige Mentor-Idee!«
Martys Mine verfinstert sich. Er bleibt vor mir stehen und blickt zu mir hinab.
»Frank, diesen seelenlosen Mist«, er deutet auf das Skript, »kannst du wieder mitnehmen. Sogar mit Engelszungen bekomme ich es nicht abgeschwatzt [niemandem aufgeschwatzt] <-- Prima. Noch eine von mir falsch verwendete Formulierung. Danke fürs Entdecken. Im Manuskript korrigiert. Heiz damit deine Wohnung, um für etwas gut zu sein [dann war es wenigstens für etwas gut.]. <-- Ich sehe kein Problem in meiner gewählten Formulierung. Ich brauche einen Roman von dir.«
Er greift in seine Innentasche, zückt ein paar Scheine und drückt sie mir in die Hand.
»Hier, als Vorschuss, werd wieder ein Mensch und gönn dir ein Bad und ’ne Rasur ...«, aus seinem Jackett holt er ein gläsernes Röhrchen hervor – blaue Pillen rasseln, während er es mir lächelnd in die Hemdtasche schiebt –,»... schnapp dir ’ne Nutte und deinen Drive hast du in Nullkommanichts wieder. Und vor allem, lass die Finger vom Fusel. Trinkende Literaten sind oldschool
Ich blicke ungläubig auf das Geld, dann zu ihm hinauf, er, im Business-Anzug, mit dem selbstgefälligen Grinsen und dem Fingerschnippen in seiner Stimme. So einfach ist es, ein paar Scheine, einige Pillen als Kleister, und alles wird wieder!
»Entspann dich. Das wird wieder, Frank.«
Die Säure rumort erneut in mir und droht auszubrechen. Für einen kurzen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken: Auf seinen Anzug oder den Arbeitstisch oder seinen kostbaren Kazak. Oder gleich auf allem, um meinen Standpunkt zu kommentieren. Reiß dich am Riemen. Ich richte mich auf, würge etwas Speichel hinunter und bemühe mich, die Türklinke nicht rauszureißen.
»Sechs Wochen, Frank. Exposé und einige Kapitel, dann fange ich mit dem Klinkenputzen an.«
Der Blitz soll dich beim Scheißen treffen, Marty! Ich werfe ihm ein Grinsen zu. »Sicher!« Im Hinausgehen füge ich hinzu: »Behalt das Manuskript. Als unveröffentlichte Wiederentdeckung [ist es] vielleicht irgendwann doch [noch] von Wert.« [Franks verkürzte Sprache klingt hier für mich etwas holprig, fast, als wolle er cool sein und könnte es in seiner Gekränktheit in diesem Moment aber nicht wirklich. wenn er also wirklich cool klingen soll, sollte zum "irgendwann" das "doch noch" treten.] <-- Cool soll Frank definitiv nicht klingen. Das würde ihm Marty auch nicht abkaufen und Frank weiß, dass Marty ihn "durchschaut" hat. Sein Selbstwertgefühl, falls er zu Beginn der Szene überhaupt welches hatte, ist hier unter seiner Schuhsohle und zum Schluss kann Frank ruhig etwas holprig klingen. Für mich passt die gewählte Formulierung sehr gut.


fabian hat Folgendes geschrieben:

Nochmal: im Ganzen ein für mich gelungener Text, das soll auch nicht durch die Detailkritik in Frage gestellt sein.

Danke fürs Sandwich und dein feines und hilfreiches Feedback. Ich hoffe, ich konnte dir zu deinen Anmerkungen im Gegenzug einiges aus meiner Sicht verdeutlichen.

Es freut mich, dass der Text für dich insgesamt funktioniert und danke dir fürs Vorbeischauen.

LG,
Constantine
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Beitrag30.04.2016 20:57

von gold
Antworten mit Zitat

... jetzt war die Geschichte ja schon wieder eingebuddelt. Ich habe sie soeben wie ein Maulwurf ausgegraben und freue mich über diesen Schatz.
Ich musste doch der Schlinge auf den Grund gehen!!! Laughing
Mir gefällt deine Sprache und Stil!!! Daumen hoch Die Metaphern finde ich sehr originell. Und den Marty kann man ja förmlich greifen. Daumen hoch


Ich denke gerade, eigentlich hat dein guter Text einen guten Kommentar verdient, aber irgendwie gelingt er mir nicht. Meine Sprache schwach... sorry!!! Embarassed

Sehr gerne gelesen.

LG gold


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Beitrag01.05.2016 17:56

von Constantine
Antworten mit Zitat

Liebe goldene Schatzgräberin,

gold hat Folgendes geschrieben:
... jetzt war die Geschichte ja schon wieder eingebuddelt. Ich habe sie soeben wie ein Maulwurf ausgegraben und freue mich über diesen Schatz.

schön dich in dieser Ausgrabungsstätte zu begrüßen. Smile

Ich dachte, hier wäre durch die anderen Leser bereits alles geplündert worden und du findest einen Schatz. Shocked

gold hat Folgendes geschrieben:

Ich musste doch der Schlinge auf den Grund gehen!!! Laughing

Du bist nicht nur eine Schatzgräberin, sondern auch eine Detektivin, die investigativ einiges für sich aufgedeckt hat. Prima. Smile

gold hat Folgendes geschrieben:
Mir gefällt deine Sprache und Stil!!! Daumen hoch Die Metaphern finde ich sehr originell. Und den Marty kann man ja förmlich greifen. Daumen hoch

Danke für dein tolles Lob.

gold hat Folgendes geschrieben:
Ich denke gerade, eigentlich hat dein guter Text einen guten Kommentar verdient, aber irgendwie gelingt er mir nicht. Meine Sprache schwach... sorry!!! Embarassed

Ja, ich denke, da musst du noch viel üben, was gute Kommentare für gute Texte angeht. Razz

gold hat Folgendes geschrieben:
Sehr gerne gelesen.

Das freut mich sehr.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

LG,
Constantine
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Beitrag01.05.2016 20:42

von gold
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Zitat:
Ja, ich denke, da musst du noch viel üben, was gute Kommentare für gute Texte angeht. Razz


Mann, du Lausejunge!!! Mad


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Beitrag02.05.2016 03:09

von Constantine
Antworten mit Zitat

gold hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ja, ich denke, da musst du noch viel üben, was gute Kommentare für gute Texte angeht. Razz


Mann, du Lausejunge!!! Mad


Deine Vorlage war aber auch zu verlockend, um sie nicht zu nutzen. Wink

Spaß beiseite:
Dein letzter Kommentar zu einem meiner Texte - du weißt, welchen - ging sehr in die Tiefe und mit deiner Einfühlsamkeit und deinem Fachverständnis bestätigten deine lobenden Worte meine zu vermittelnde Intention.
Danke!
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Beitrag02.05.2016 06:51

von gold
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Embarassed

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Beitrag02.05.2016 12:07

von rieka
Antworten mit Zitat

Ein dicker Freude-Ruf an Gold Daumen hoch , durch die ich diesen Thread, den ich damals (war ich da überhaupt schon da?) nicht mitbekommen habe, auch lesen konnte.
Jetzt habe ich ihn nach-genossen. Very Happy

Also, Constantin:
Hat mir gefallen.

Da dieser Text ja im Feedback steht und schon eingeschlafen war, genügt dieses kurze Statement wohl.
Er hat in mir auch die Frage aufgeworfen, wie lange du im Geschäft sein musstest, bis dir ein Text so gelang?
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag03.05.2016 02:11

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo rieka,

schön dich hier zu begrüßen.

rieka hat Folgendes geschrieben:
Ein dicker Freude-Ruf an Gold Daumen hoch , durch die ich diesen Thread, den ich damals (war ich da überhaupt schon da?) nicht mitbekommen habe, auch lesen konnte.
Jetzt habe ich ihn nach-genossen. Very Happy

Ich habe jetzt nicht nachgesehen, seit wann du im Forum angemeldet bist, freue mich aber sehr, dass dank gold ein kleines Revival dieses Textes aufgeflammt ist und dich als Leserin nach-gewonnen hat. Smile
Sehr schön, und dein "nach-genossen" ist toll und gefällt mir.

rieka hat Folgendes geschrieben:

Also, Constantin:
Hat mir gefallen.

Kurz und knapp: Danke fürs Lob.

rieka hat Folgendes geschrieben:

Da dieser Text ja im Feedback steht und schon eingeschlafen war, genügt dieses kurze Statement wohl.

Dein "Hat mir gefallen" ist unmissverständlich. Smile

rieka hat Folgendes geschrieben:

Er hat in mir auch die Frage aufgeworfen, wie lange du im Geschäft sein musstest, bis dir ein Text so gelang?

Dazu kann ich dir leider keine Zeitangabe liefern, liebe rieka, und deine Frage impliziert für mich, dass ich mir bewusst darüber bin, in einem gewissen Zeitrahmen ein bestimmtes, gelingendes (Schreib)-Level erreicht zu haben. Sicherlich habe ich gewisse Ansprüche an mein Schreiben, aber was ich qualitativ zu meinem eigenen Text meine, ist für den Leser irrelevant. Ich kann für mich festlegen, was ich als gelungen erachte, aber kaufen kann ich mir davon nichts ohne eine Leserschaft. Erst wenn es Überschneidungen gibt und eine Leserschaft erreicht wird, kann ich von gelungen sprechen. Dahingehend danke ich dir für die lobende Bestätigung.
Was ich dir sagen kann, ist, dass dieser Text eine ungefähr zwei monatige Entstehungsgeschichte hatte, vom Rohentwurf als anfängliches Prosagedicht, zum Neuverfassen als Prosa und einiger Überarbeitungen bis zur finalen, hier präsentierten Fassung.


Danke, dass du dir die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen hast.

LG,
Constantine
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gold
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Beitrag03.05.2016 06:20

von gold
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schön, dass meine Ausbuddelarbeit so gepriesen wird. Ich kann aber jetzt wirklich nichts für die Qualität des Textes... lol

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Phenolphthalein
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Beitrag04.05.2016 21:21

von Phenolphthalein
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Hallo Constantine,


Zitat:

- mit Genuss gelesen.
- Sehr gerne gelesen
. Ich kenne mich in der Szene nicht aus, aber das tut dem Lesegenuss keinen Abbruch.


Bei all den positiven Resümees darf man vermutlich nicht anderer Meinung sein, oder?
Sorry, ich bin’s trotzdem.
Zitat:

Coole Geschichte. Zwei Typen aus dem Klischee gestampft


Genau deswegen.

- Denn genau das macht es geradezu leicht sich die Typen vorzustellen, vollkommen ohne, dass du ein »eigenes« Bild zeichnen musst. Handwerkliches Geschick oder billige Methode?
- Denn genau das führt zu einem Gefühl wie: Das habe ich schon tausend Mal gelesen und so ist es im Grunde auch.

Wer kennt sie nicht diese Geschichten, bei denen man sofort weiß, worum es geht? Klasse? Toll? Ein Genuss?
Meinetwegen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Für mich wird es dadurch aber nicht zu einem originellen Knaller. Vielleicht kann ich aber einfach nicht die Genialität dahinter erkennen. Schließlich stehe ich allein mit meiner Meinung.
Also (und weil wir bei handelsüblichen Anspielungen sind):
Don’t panic.

Und (wie typisch) muss bei einer »echten« Männergeschichte auch der Griff unter die Gürtellinie her. Der derbe Agent, womöglich von der Hinterhofkaschemme, ähm Agentur direkt an der Reeperbahn, wo man nicht nur One-Hit-Wonder, sondern auch einiges mehr bekommt. Sogar Ratschläge auf dem Niveau einer 60-Watt-Sparglühbirne und die blauen Alleskönnerpillen.

Sprachlich merkt man zwar (objektiv), dass du dein Handwerk beherrscht, aber mehr - es tut mir leid - erkenne ich da nicht.

Viele Grüße,

Phenolphthalein

PS: So Long, and Thanks For All the Fish.


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag05.05.2016 13:48

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Phenolphthalein,

long time no see.
Ich freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

- mit Genuss gelesen.
- Sehr gerne gelesen
. Ich kenne mich in der Szene nicht aus, aber das tut dem Lesegenuss keinen Abbruch.


Bei all den positiven Resümees darf man vermutlich nicht anderer Meinung sein, oder?

Deine rhetorische Frage, I like.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Sorry, ich bin’s trotzdem.

Prima. Und brauchst dich dafür nicht entschuldigen.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Coole Geschichte. Zwei Typen aus dem Klischee gestampft

Nur zur Vollständigkeit, der Kommentar von holg lautete:
holg hat Folgendes geschrieben:
Coole Geschichte. Zwei Typen aus dem Klischee gestampft führen den Dialog auf die genau richtige Weise. Sehr noir. Sehr Oldschool.
Ich hab's genossen.


Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Genau deswegen.

- Denn genau das macht es geradezu leicht sich die Typen vorzustellen, vollkommen ohne, dass du ein »eigenes« Bild zeichnen musst. Handwerkliches Geschick oder billige Methode?
- Denn genau das führt zu einem Gefühl wie: Das habe ich schon tausend Mal gelesen und so ist es im Grunde auch.

Inwiefern die beiden Typen klischeehaft sind oder nicht, entscheidet der Leser.
Deinem Einwand mit der "billigen Methode" kann ich nicht ganz folgen. Meinst du das dahingehend, dass ich dE zwei Stereotypen genommen habe und es mir dadurch beim Verfassen leicht/billig gemacht habe, nichts Eigenständiges zu entwickeln, was der Leser beim Lesen zusammenzusetzen hat, sondern der Leser während der Lektüre ein bekanntes, vollständiges Bild der beiden Protagonisten vor seinem geistigen Auge hat?
Was Klischees im Allgemeinen angeht, finde ich es schwierig zu beurteilen, bis wo ist's kein Klischee und wo fangt eines an. MMn geht es um Glaubwürdigkeit der Charaktere. Mit ihnen steht und fällt alles. Du scheinst im Text ein Sammelsurium an altbekannten Klischees bestätigt zu sehen, die bereits die Geschichte vorwegnehmen. Ok.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Wer kennt sie nicht diese Geschichten, bei denen man sofort weiß, worum es geht? Klasse? Toll? Ein Genuss?
Meinetwegen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Es mag sein, dass du belesener als ein Großteil der anderen Kommentatoren bist und aufgrund deiner Lese-Erfahrungen sofort wusstest, wohin die Reise geht und für dich der Text dahingehend keine spannende Angelegenheit war. Vielleicht könntest du mir aufzeigen, an welcher Stelle des Textes dieses Sofort bei dir zu verorten war?

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
Für mich wird es dadurch aber nicht zu einem originellen Knaller. Vielleicht kann ich aber einfach nicht die Genialität dahinter erkennen. Schließlich stehe ich allein mit meiner Meinung.

Dazu kann ich dir leider nichts sagen. Natürlich ist es nicht verwerflich die anderen Kommentare als Vergleich/Orientierung/Verifizierung zu nehmen und seinen Kommentar zu verfassen, aber ich frage mich, wie wäre dein Kommentar ausgefallen, wenn du den Text für sich allein genommen hättest, ohne Beeinflussung/Berücksichtigung der anderen Kommentare?

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Also (und weil wir bei handelsüblichen Anspielungen sind):
Don’t panic.

On the Titanic.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
Und (wie typisch) muss bei einer »echten« Männergeschichte auch der Griff unter die Gürtellinie her. Der derbe Agent, womöglich von der Hinterhofkaschemme, ähm Agentur direkt an der Reeperbahn, wo man nicht nur One-Hit-Wonder, sondern auch einiges mehr bekommt. Sogar Ratschläge auf dem Niveau einer 60-Watt-Sparglühbirne und die blauen Alleskönnerpillen.

Ich bin mir nicht sicher, ob mein Text typisch für eine echte Männergeschichte zwischen einem Agenten und seinem Klienten ist. Generell ist ein Agenten-Autoren-Verhältnis eher professionell und nicht persönlicher/freundschaftlicher Natur. Sicherlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Und ich denke auch, dass ich mit der Kategorisierung des Textes unter Pop-Literatur und den Spoilern dem Leser eine gewisse orientierende Leserichtung vorgegeben habe, um den Text einzuordnen.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
Sprachlich merkt man zwar (objektiv), dass du dein Handwerk beherrscht, aber mehr - es tut mir leid - erkenne ich da nicht.

Deinen Geschmack habe ich mit dieser Geschichte leider nicht getroffen.
Danke für deine subjektive Objektivität und fürs Vorbeischauen, Lesen und Kommentieren.

LG,
Constantine

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
PS: So Long, and Thanks For All the Fish.

P.P.S.: You're welcome.
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Phenolphthalein
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Beitrag05.05.2016 15:13

von Phenolphthalein
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Constantine hat Folgendes geschrieben:

Deinem Einwand mit der "billigen Methode" 1. Die ist zunächst als Provokation zu versthehen und konkuriert wohl auch mit der "Einschäzung", dass du dein Handwerk verstehtst.
kann ich nicht ganz folgen. Meinst du das dahingehend, dass ich dE zwei Stereotypen genommen habe und es mir dadurch beim Verfassen leicht/billig gemacht habe, nichts Eigenständiges zu entwickeln, was der Leser beim Lesen zusammenzusetzen hat, sondern der Leser während der Lektüre ein bekanntes, vollständiges Bild der beiden Protagonisten vor seinem geistigen Auge hat? 2. So in der Art. Die Personen sind mit der Zeichnung sofort im Kopf.
Eine "real exsitierende" Person zu nehmen, macht's da einfacher (du brauchst nur die entsprechenden Eckdaten, ohne die geht's aber nicht, also brauchst du schon ein gewisses Geschick). Dabei ist es aber nicht entscheidend, welche Person du nimmst, sondern, dass ihr Verhalten zu den Eigenschaften passt, die du zeichnen willst. Christoph Waltz funktioniert nicht bei dem netten Märchenonkel, weil er den normalerweise nicht spielt.


Was Klischees im Allgemeinen angeht, finde ich es schwierig zu beurteilen, bis wo ist's kein Klischee und wo fangt eines an. MMn geht es um Glaubwürdigkeit der Charaktere. In deinem Fall ist es dann aber eher die Glaubwürdigkeit der Charakterzüge. Wenn ich an John LaMotta denke, hat der Rollen gespielt, wo genau das gezeichnet wird, was du hier brauchst (charakterlich). Dabei darf man nicht die Zeit vergessen, wo er bekannt war. (Bei dir hätte dann auch Ed O'Neil gepasst, wodurch es aber nicht anders geworden wäre.)

Vielleicht könntest du mir aufzeigen, an welcher Stelle des Textes dieses Sofort bei dir zu verorten war?
Ich war nicht mehr fasziniert, als ich das las: »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« Ab das dachte ich, Beziehungsdrama, Schreibblockade, Unverständnis des Agenten, Sex als Abhilfe, und dann gähn. Hier im Forum gab es übrigens jemanden, der einen ganz ähnlichen Start für sein Buch hatte. Allerdings war da der Agent professioneller und der Klient nicht komplett abgestürzt. Da das aus einer AG stammt, weiß ich leider nicht, ob ich den Namen des Autors nennen darf. Aber solltest du womöglich bewusst ein ähnliches Bild gezeichnet haben wollen, dann kennst du ihn bestimmt. Dieser Anfang hat es nie in eines seiner Bücher geschafft.

Natürlich ist es nicht verwerflich die anderen Kommentare als Vergleich/Orientierung/Verifizierung zu nehmen und seinen Kommentar zu verfassen, aber ich frage mich, wie wäre dein Kommentar ausgefallen, wenn du den Text für sich allein genommen hättest, ohne Beeinflussung/Berücksichtigung der anderen Kommentare?
Ganz ehrlich? Weiß ich nicht. Aber vermutlich schon etwas gemäßigter. Je weniger Kommentare umso mehr vergraulst du andere Kommentatoren bei Negativwerbung. Das gleiche gilt übriges bei Positivkritik. (Ist meine Erfahrung).

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Also (und weil wir bei handelsüblichen Anspielungen sind):
Don’t panic.

On the Titanic. Nope. Hat mit Handtüchern zu tun.

Ich bin mir nicht sicher, ob mein Text typisch für eine echte Männergeschichte zwischen einem Agenten und seinem Klienten ist.
Das vielleicht nicht, aber dieses Verhältnis: Kerl unter Kerl
endet so häufig mit den blauen Pillen, oder einer anderen Anspielung auf:   Leg 'ne Alte flach, passt schon. (Dafür sind' se ja, gelle).
Gerade dann, wenn du mal eine stereotypische Person brauchst.


Und ich denke auch, dass ich mit der Kategorisierung des Textes unter Pop-Literatur und den Spoilern dem Leser eine gewisse orientierende Leserichtung vorgegeben habe, um den Text einzuordnen. Interessanter Aspekt, ich habe die Kategorie gar nicht gelesen. Hätte aber nichts verändert, denke ich.

Deinen Geschmack habe ich mit dieser Geschichte leider nicht getroffen.
Danke für deine subjektive Objektivität und fürs Vorbeischauen, Lesen und Kommentieren. Das "objektiv" brauche ich nur, weil dein Text mir "Subjektiv" z.B.  einige unschöne Adjektive und Partizipien enthält, aber das ist nur mein Problem, denn allen anderen fällt das (meist) nicht auf. Ergo bin ich (zumindest diesbezüglich) die Ausnahme, wobei, streiche die zweite Klammer.


Viele Grüße,

Phenolphthalein


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag07.05.2016 16:56

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Phenolphthalein,

in indigo.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:

Deinem Einwand mit der "billigen Methode" 1. Die ist zunächst als Provokation zu versthehen und konkuriert wohl auch mit der "Einschäzung", dass du dein Handwerk verstehtst.
<-- Die Provokation und den Gegenpol zum Verständnis des Handwerks habe ich verstanden. Ich war mir nicht sicher, was du eigentlich aussagen wolltest.
kann ich nicht ganz folgen. Meinst du das dahingehend, dass ich dE zwei Stereotypen genommen habe und es mir dadurch beim Verfassen leicht/billig gemacht habe, nichts Eigenständiges zu entwickeln, was der Leser beim Lesen zusammenzusetzen hat, sondern der Leser während der Lektüre ein bekanntes, vollständiges Bild der beiden Protagonisten vor seinem geistigen Auge hat? 2. So in der Art. Die Personen sind mit der Zeichnung sofort im Kopf.<-- Dann habe ich deine Aussage ungefähr verstanden.
Eine "real exsitierende" Person zu nehmen, macht's da einfacher (du brauchst nur die entsprechenden Eckdaten, ohne die geht's aber nicht, also brauchst du schon ein gewisses Geschick). Dabei ist es aber nicht entscheidend, welche Person du nimmst, sondern, dass ihr Verhalten zu den Eigenschaften passt, die du zeichnen willst. Christoph Waltz funktioniert nicht bei dem netten Märchenonkel, weil er den normalerweise nicht spielt.
<-- natürlich kann man sich beim Lesen eines Textes z.B. reale Personen vor dem geistigen Auge vorstellen, die durch bestimmte Filmrollen sich ein gewisses Image aufgebaut haben, um sich die textlichen Figuren plastischer zu machen. Christof Waltz ist für mich aber ein sehr wandlungsfähiger Schauspieler, der sich in verschiedene Genres wohlfühlt und ein breites Spektrum besitzt. So ein enges Typecasting-Empfinden wie du, habe ich nicht und traue ihm voll und ganz den netten Märchenonkel zu. Die Frage wäre, ob ihn so eine Rolle reizen würde, eine andere, ob ihn die Zuschauer in dieser Rolle sehen wollen/können. Aber spielen kann er mMn alles.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Was Klischees im Allgemeinen angeht, finde ich es schwierig zu beurteilen, bis wo ist's kein Klischee und wo fangt eines an. MMn geht es um Glaubwürdigkeit der Charaktere. In deinem Fall ist es dann aber eher die Glaubwürdigkeit der Charakterzüge. <-- Bin mir nicht sicher, wo die Trennlinie zwischen dem Charakter und seinen Charakterzügen läge? Wenn ich an John LaMotta denke, hat der Rollen gespielt, wo genau das gezeichnet wird, was du hier brauchst (charakterlich). Dabei darf man nicht die Zeit vergessen, wo er bekannt war. (Bei dir hätte dann auch Ed O'Neil gepasst, wodurch es aber nicht anders geworden wäre.)
<-- wenn sich ein Leser mit Filmrollen und den sie verkörpernden Schauspielern sich orientiert, ist das ok. Aber es muss nicht heißen, dass ich mir beim Verfassen damit geholfen hätte.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht könntest du mir aufzeigen, an welcher Stelle des Textes dieses Sofort bei dir zu verorten war?
Ich war nicht mehr fasziniert, als ich das las: »Ich entliebe mich von dir, in dem ich mich in eine andere verliebe ...« Ab das dachte ich, Beziehungsdrama, Schreibblockade, Unverständnis des Agenten, Sex als Abhilfe, und dann gähn. <-- Eine Schreibblockade hat Frank nicht, sondern er schreibt und ist mit einem Manuskript bei seinem Agenten. Unter Schreibblockade verstehe ich, dass nichts zu Papier gebracht wird und nur Murks geschrieben wird, was nicht verwertbar wäre. Er ist mit einem fertigen Manuskript bei seinem Agenten. Dass der Agent das Manuskript schlecht findet, ist ein anderes Thema. Das Beziehungsdrama ist kein ein Mann-zwei Frauen-Szenario, wie die zitierte Zeile aus Franks Gedicht andeutet. Das Zitat hat mit Franks privater Situation selbst nichts zu tun, im Text wird nirgends etwas von einer zweiten Frau erwähnt. Er hat eine bevorstehende Scheidung vor sich. Soviel dazu, was du ab dem Zitat annimmst, und was eigentlich los ist. Klar, es sind nur Vermutungen des Lesers, was er sich denkt, wohin die Reise gehen könnte, aber im Detail sind es doch unterschiedliche Dinge. Hier im Forum gab es übrigens jemanden, der einen ganz ähnlichen Start für sein Buch hatte. Allerdings war da der Agent professioneller und der Klient nicht komplett abgestürzt. Da das aus einer AG stammt, weiß ich leider nicht, ob ich den Namen des Autors nennen darf. Aber solltest du womöglich bewusst ein ähnliches Bild gezeichnet haben wollen, dann kennst du ihn bestimmt. Dieser Anfang hat es nie in eines seiner Bücher geschafft.
<-- Dieser ähnliche Text ist mir nicht bekannt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Natürlich ist es nicht verwerflich die anderen Kommentare als Vergleich/Orientierung/Verifizierung zu nehmen und seinen Kommentar zu verfassen, aber ich frage mich, wie wäre dein Kommentar ausgefallen, wenn du den Text für sich allein genommen hättest, ohne Beeinflussung/Berücksichtigung der anderen Kommentare?
Ganz ehrlich? Weiß ich nicht. Aber vermutlich schon etwas gemäßigter. Je weniger Kommentare umso mehr vergraulst du andere Kommentatoren bei Negativwerbung. Das gleiche gilt übriges bei Positivkritik. (Ist meine Erfahrung).

<-- Mag sein, dass ein positiv oder negativ bewerteter Text Kritiker der anderen Fraktion hemmt, zu kommentieren. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, ob der Leser sich von den anderen Kommentaren beeinflussen läßt/lassen möchte und diese auch liest, oder, ob der Leser den Text liest, unvoreingenommen kommentiert und dann die anderen Kommentare liest. Sicherlich kann ein Vorablesen von Kommentaren helfen, neugierig auf den Text zu werden. Bevor man sich die Mühe macht einen Text zu lesen, liest man zuerst einige Rezensionen/Kommentare und entscheidet. Alles d'accord. In deinem kommentar-vergleichenden Falle kam mir die Frage auf, wie dein Komm ausgefallen wäre, ohne sich so sehr zitierend auf die anderen Kommentare zu beziehen. Alles ok.

Phenolphthalein hat Folgendes geschrieben:

Also (und weil wir bei handelsüblichen Anspielungen sind):
Don’t panic.

On the Titanic. Nope. Hat mit Handtüchern zu tun.
<-- gab es auf der Titanic auch.(btw "Per Anhalter durch die Galaxis" ist eine britische Referenz, anstelle einer amerikanischen.)

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Ich bin mir nicht sicher, ob mein Text typisch für eine echte Männergeschichte zwischen einem Agenten und seinem Klienten ist.
Das vielleicht nicht, aber dieses Verhältnis: Kerl unter Kerl
endet so häufig mit den blauen Pillen, oder einer anderen Anspielung auf:   Leg 'ne Alte flach, passt schon. (Dafür sind' se ja, gelle).
Gerade dann, wenn du mal eine stereotypische Person brauchst.

<-- über die Häufigkeit von sexuellen Anspielungen oder blauen Pillen am Ende von typischen Männergeschichten besitze ich leider keine Statistik. Von denen, die ich bisher gelesen habe, kamen keine blauen Pillen vor. Vielleicht lese ich andere Kerl-unter-Kerl-Stories als du. Das Feld dieses "Subgenres" scheint doch weitläufiger zu sein, als man annimmt.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Und ich denke auch, dass ich mit der Kategorisierung des Textes unter Pop-Literatur und den Spoilern dem Leser eine gewisse orientierende Leserichtung vorgegeben habe, um den Text einzuordnen. Interessanter Aspekt, ich habe die Kategorie gar nicht gelesen. Hätte aber nichts verändert, denke ich.

<-- wir werden es wohl nie herausfinden.

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Deinen Geschmack habe ich mit dieser Geschichte leider nicht getroffen.
Danke für deine subjektive Objektivität und fürs Vorbeischauen, Lesen und Kommentieren. Das "objektiv" brauche ich nur, weil dein Text mir "Subjektiv" z.B.  einige unschöne Adjektive und Partizipien enthält, aber das ist nur mein Problem, denn allen anderen fällt das (meist) nicht auf. Ergo bin ich (zumindest diesbezüglich) die Ausnahme, wobei, streiche die zweite Klammer.
<-- Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.


Danke fürs erneute Vorbeischauen und Eingehen auf meine Anmerkungen.

LG,
Constantine
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Vogelsucher
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 18
Beiträge: 179



Beitrag30.03.2020 17:20

von Vogelsucher
Antworten mit Zitat

Die Dialoge klingen wie Sprüche aus amerikanischen Filmen, finde ich. Irgendwie unecht. Anglizismen und Fäkalsprache sind nicht so meins.
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag31.03.2020 20:17

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Vogelsucher,

ich begrüße dich freudig überrascht in meinem Textfaden.
Dieser Text lag (ich musste nachsehen) fast vier Jahre irgendwo tief unten in der Forenversenkung und es ist nicht das erste Mal seit der "Foren-Premiere", dass er von Lesern entdeckt und hervorgeholt worden ist. Ich finde es einfach toll und bestätigt mich in meinen eigenen Worten, dass (nicht nur dieser, sondern alle) der Text nicht wegläuft, sondern jederzeit gelesen und eventuell kommentiert werden kann. Toll! Danke für Ausgraben.


Zu deinem Feedback:
Vogelsucher hat Folgendes geschrieben:
Die Dialoge klingen wie Sprüche aus amerikanischen Filmen, finde ich.

Dein Gefühl könnte dich nicht täuschen und finde ich schön, wenn du einige filmische Referenzen für dich entdeckt hast.
Welche amerikanischen Filme kommen dir in den Sinn?


Vogelsucher hat Folgendes geschrieben:
Irgendwie unecht.

Da Filme i.d.R. aus einer Kunstwelt stammen (allein schon das Betrachten einer gefilmten "Geschichte" z.B. im Kino/auf der Couch vor dem Fernseher/am Tablett oder Mobile in der Bahn erfordert ein Maß des Eintauchens darin und des Vergessens, wo man sich als Betrachter gerade tatsächlich befindet und dass man Filmsettings und Schauspieler vor sich hat, die eine Rolle verkörpern, und somit nichts wirklich echt ist) und selten die Realität abbilden, sondern sehr stilisiert sind, kann ich dein Empfinden die Dialoge wie Sprüche aus amerikanischen Filmen betreffend nachvollziehen.


Vogelsucher hat Folgendes geschrieben:
Anglizismen und Fäkalsprache sind nicht so meins.

Ein bekanntes Dilemma: Gegen Geschmacksfragen kann ich leider nicht argumentieren.


Lieber Viogelsucher, ich danke dir sehr fürs Lesen und Kommentieren. Hat mich sehr gefreut.

LG Constantine
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