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Hallogallo
 Klammeraffe
Alter: 61
Beiträge: 644
Wohnort: Auenland
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 28.02.2014 09:39
Ein ehrlicher Moment
von Hallogallo
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Es ist alles Quatsch
was sie uns erzählen
kein Wort war
wir selber sind die größten Lügner
bekiffen uns
an süßlichen Geschichten
von ewiger Liebe
und Sinn des Lebens
um das hämische Todesgrinsen zu vergessen
stürzen wir uns in Affären mit viel zu jungen Frauen
rammen uns dröhnende Heavy Metal Beats ins Hirn
in unsere Arme ritzen wir geheimnisvolle Tattoos und
fahren auf chromblitzenden Motorrädern in den Sonnenuntergang
und trotzdem
lodert weiter die Angst in uns
und lässt sich einfach nicht löschen
nicht mit Whiskey pur und auch nicht mit Psychopharmaka
jeden Morgen wieder
steht sie frisch frisiert neben dem Bett
und wartet schon auf uns
Weitere Werke von Hallogallo:
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Eredor
Dichter und dichter
Moderator
Alter: 32
Beiträge: 3415
Wohnort: Heidelberg
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28.02.2014 11:34
von Eredor
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Hallo auch,
die Thematik finde ich interessant. Über einen ehrlichen Moment versuche ich schon seit längerem zu schreiben - und da fällt mir immer wieder auf, dass das so leicht gar nicht ist. Da spielen zu viele Faktoren mit.
Bei deinem Gedicht finde ich, dass es zu sehr an der Oberfläche kratzt. Am äußeren Rand der Schallplatte, wo es knistert, kurz bevor das Lied spielt.
Ich würde viel kürzen (gerade Adjektive sowie redundante Formulierungen) und Schlüsselstellen entwickeln.
| Zitat: |
Es ist alles Quatsch
was sie uns erzählen
kein Wort war
wir selber sind die größten Lügner |
Das ist nicht nur sprachlich/logisch missglückt (wer sind "sie" und warum sind dann "wir" die größten Lügner?), sondern auch nicht erwähnenswert. Das ist so eine Floskel wie man sie viel zu oft hört, in seiner Lieblingskneipe kurz vor dem Zapfenstreich.
| Zitat: |
bekiffen uns
an süßlichen Geschichten
von ewiger Liebe
und Sinn des Lebens |
Das "süßlich" stößt mir auf. Das kiffen an sich impliziert ja schon, dass etwas dieser Art kommen kann. Diese Stelle würde ich intensivieren. Wie genau fühlt sich das an, solche Geschichten einzuatmen? Ewige Liebe, Sinn des Lebens, das ist mir pathetisch. Lieber hätte ich hier ein Gefühl, das sich - genau wie diese THC-Geschichten in Rauch auflöst.
| Zitat: | um das hämische Todesgrinsen zu vergessen
stürzen wir uns in Affären mit viel zu jungen Frauen
rammen uns dröhnende Heavy Metal Beats ins Hirn |
Habe eine Stelle rausgeschmissen, die redundant ist. Der blau angestrichene Vers sagt das alles schon aus und ist (nebenbei) ziemlich gut. Auch das würde ich ausbauen. Warum benennst du gerade Affären mit viel zu jungen Frauen, worin äußert sich das viel zu jung? Eine Sache des Alters, irgendeine Zahl, wird ja wohl nicht der Grund dafür sein. Eher eine Sache des Geistes, der (noch) nicht gemachten Erfahrungen - vielleicht lässt sich da was verknüpfen: Frauen die so jung sind, dass sie nicht einmal die Heavy Metal Beats aus unserer Jugend kennen, die wir uns heute noch ins Hirn rammen - mach das wie du das siehst, aber ich brauche hier dringend ein Gefühl, eine Geschichte zum Anknüpfen. Sonst kommt das wieder so dahergesagt rüber.
| Zitat: | in unsere Arme ritzen wir geheimnisvolle Tattoos und
fahren auf chromblitzenden Motorrädern in den Sonnenuntergang
und trotzdem
lodert weiter die Angst in uns
und lässt sich einfach nicht löschen
nicht mit Whiskey pur und auch nicht mit Psychopharmaka
jeden Morgen wieder
steht sie frisch frisiert neben dem Bett
und wartet schon auf uns |
Und da ist mir viel zu viel Pathos drin, man merkt wie du diese Aussage mit der Abrissbirne in den Kopf des Lesers hauen willst - aber Leser sind flink, Leser weichen aus, und dann baumelt da die fett markierte Stelle in der Gegend herum. Das Blaue hingegen gefällt mir.
*
Eigentlich wollte ich nur ein paar Verbesserungsvorschläge einbauen, jetzt habe ich wohl den ganzen Text zerfetzt - sorry 
Ich denke dein Hauptproblem ist, dass die Aussage zu deutlich ist, zu erzwungen.
Hätte da eine Idee, wie du das subtiler angehen könntest: Menschen direkt ansprechen. Dieses "wir" und "uns" und "jeder" ist so allgemeingefasst, dass sich am Ende niemand davon treffen lassen will. Vor meinem inneren Auge war dann zum Schluss diese überzogene Forever-Young-Figur, eine Figur wie sie in einem Gedicht von Bukowski beschrieben wird. Und der Bukowski hat das ganz gern gemacht: Einfach eine Geschichte erzählen, aus der dann jeder selbst seine Schlüsse ziehen kann. Zu dem Ansatz würde ich dir auch raten.
Eventuell kannst du das so aufziehen, dass du den Leser in dem Glauben lässt, die "Geschichte" handelt tatsächlich von einem jungen Mann. Der Tatoos hat, einen Bewegungsdrang, eine 19jährige kurvige Blondine anspricht und sie mit Heim nimmt...und dann steht der auf, trinkt eine beliebig rumstehende Whiskeyflasche leer, schaut in den Spiegel und sieht seine Falten. Oder aber, seine Tochter besucht ihn, seine Tochter, die älter ist als das Mädel, das er vergangene Nacht abgeschleppt hat. Und da kann man auch gerne Schimpfwörter verwenden, dieses Gedicht will sogar Schimpfwörter verwenden, es will sagen: "Schau mal wie scheiße du bist, du willst ewig jung sein und das einzige was du tust, ist dein Leben mit jedem Schluck zu verkürzen"
Normalerweise schreibe ich ungern lange Kommentare, aber irgendwie hat mir dein Text rübergebracht, dass dir das Thema sehr am Herzen liegt. Nur in dieser Form kommt das Thema in seiner ganzen Gewalt nicht bei mir an.
Ich hoffe, das hilft dir weiter!
lg Dennis
_________________
"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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firstoffertio
 Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
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28.02.2014 22:37
von firstoffertio
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Ich habe Probleme mit der Zuordnung. Die ersten beiden Strophen klingen, als ob du von uns allen sprichst. Im weiteren wird mir klar, dass ich nicht unter das 'wir' falle. Nun frage ich mich, warum du es benutzt? Bin etwas verwirrt.
Fände es aber trotzdem schön, von dir mehr Kommentare hier zu lesen.
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Gast
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01.03.2014 20:37
Hi
von Gast
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Möchte die vorigen Kommentare noch etwas bekräftigen.
Der Text ist zu sehr zerfasert, was vor allem durch die Art der VErsgestaltung / Stropehnabschnitte zutage tritt. Klar, freie Verse, freie Rhythmen, aber die Strophen sind mir da zu chaotisch, und es wird auch keine Linie klar, warum gerade hier STrophen welchen Inhalt haben, wodurch sie notwendig sind und welche inhaltichen Zäsuren sie inne haben.
Ebenfalls bildet die TRopik keinen Zusammenhang, da ist keine Bilderfolge, kein Bilderzusammenhang, keine Analogie, die da Text und Inhalt umgreift.
Eredor hat REcht, wenn er schreibt, dass da viel drinsteckt, und es klasse wäre, einen VErsuch zu starten, dem TExt eine Fassung, ruhig eine Prosalyrische Fassung, zu geben.
Hoffe, ich konnte Dir ein feedback geben,
ciao,
Monochrom
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