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Perry Exposéadler
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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15.03.2014 16:57 aw:Fußwechsel von lilli.vostry
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Hallo Perry,
das ist ein sehr schönes poetisches, trauriges Gedicht über verloren gegangene Träume, die nur mehr heimliche Wünsche sind und im Licht Nachtlaternen nur noch glimmen...
Aber warum diese ernüchternde Festellung ohne ersichtliche Änderung? Ein etwas weiterführender Gedanke, dezenter Hinweis, was zu dieser Tristesse führte, warum die Nachtohreule vom Nacht- aufs Tagbein wechselt, fände ich schön.
Auch verstehe ich dieses Bild mit dem Fußwechsel nicht ganz, ob es tatäschlich so ist in der Natur oder im übertragenen Sinn gemeint?
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 16.03.2014 00:32
von Aranka
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Hallo Perry,
da wechselt nicht nur die „sumpfohreule“ ihren Fuß. Ein Li sehr außerhalb des Textes wirft einen distanzierten Blick auf eine „uns-Zeit“, fällt in einen bemüht sachlichen Ton, der in der letzten zeile der Strophe 1 jedoch leicht ins Räsonieren fällt. Liegt es am „längst“?
Zitat: | zu lange schon
dauert das trommelfeuer
der sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind uns längst ausgegangen |
Ich lese hier: man sagt die Wünsche laut, und es sind viele, alltägliche? Ein wahres Trommelfeuer an Wünschen, denen die Heimlichkeit fehlt. (Ein kleines Problem habe ich: denn für mich waren die Sternschnuppenwünsche immer die heimlichen. )
Zitat: | ernüchtert sichelt der mond
das licht der straßenlampen
zu glühwürmchenfutter |
„Der Mond sichelt das Licht der Straßenlaternen“, das finde ich ein sehr schönes Bild und das setzt bei mir einige Vorstellungen frei. Positive! Da nimmt der gute alte Mond es noch mal mit der Laterne auf und er geht als Gewinner aus dem Zweikampf hervor. Und er füttert auch noch die Glühwürmchen damit. Das macht doch Hoffnung.
Zitat: | und die sumpfohreule tritt
vom nacht- aufs tagbein |
Das ist auch ein schönes Bild, nun weiß ich zwar nicht, welches der bessere Fuß ist, der Nachtfuß oder der andere. Wäre da nicht das „ernüchtert“ zu Beginn, würde ich die Strophe positiv lesen. Perry, hier sind schöne Bilder drin, aber irgendwie bekomme ich die Textlogik nicht hin. Irgendwas lese ich falsch. Bin gespannt auf weitere Leser.
Schönes Wochenende. Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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16.03.2014 08:48
von Literättin
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Hi Perry,
für mich sind das schön lakonische Bilder, die das zivilisatorisch-überladene Leben schildern, das sich symptomatisch am Nachthimmel spiegelt und sowohl dem Sichelmond, als auch der Nachtohreule eine Art Kopfschütteln der wortlos-ernüchterten Sorte über den Zustand der Welt entlockt.
Das Trommelfeuer der Sternschnuppen - ich assoziiere damit sowohl den real überfüllten Nachthimmel, an dem ich schon vergeblich nach Sternschnuppen ausgespäht habe (sogar mit Fernglas auf dem Land, weil es da so viel mehr Sterne zu sehen gibt) und erschrocken war, über das unglaubliche Getümmel im Nachtflugbetrieb: keine Sternschnuppen - nur Flieger, Flieger und nochmal Flieger mit ihren Blinklichtern.
Ich assoziiere aber auch den "Star-Wahn" unserer Zeit: sei ein Star, egal wie, egal wo. Und ich assoziiere die eingetrichterten (Trommelfeuer) Wünsche im neoliberalistisch-postkapitalistischen Konsumwahn, die wir zu haben haben.
Der ursprüngliche (stille) Nachthimmel ist längst nicht mehr zu finden und so auch nicht die wirklichen (heimlichen) Sternschnuppen(wünsche).
Gegen die Straßenlaternen hat der Mond wenig Chance, die Glühwürmchen, die früher nur vom Mondlicht angezogen wurden, verglühen in den Lampen.
Ja, ich lese es als Zivilisationskritik, aber nicht als räsonierende, sondern als nüchtern-lakonischen Kommentar, der traurig zur Kenntnis nimmt was nun mal ist wie es ist, aber nicht einer Art Humor entbehrt: im tapsenden Sumpfohreulenfußwechsel am Morgen, in dem eine Art kleiner Aufruf zum Aufstand gegen hilflose Resignation liegt. Zumindest lese ich das so. Und find's gut.
Vermutlich liegen, so betrachtet, Logikfehler vor: warum sichelt dann der Mond Glühwürmchenfutter. Für mich sind es aber eher die assoziativen Bilder, die beim Lesen aufsteigend, für mich einen Sinn ergeben, als ein logischer Leitfaden im Text, dem ich denkend folge.
Ich mag den Sichelmond und die herrlich "deplatzierte" Sumpfohreule (so urtümlich und fast verlaufen wirkende, dass ich mich spontan frage: gibt es sie überhaupt noch, diese schrägen Vögel?) und freue mich über deren Kommentar am trommelfeuernden Menschenwerk.
Und ich kann damit natürlich daneben liegen, lese es so aber gerne und wechsele jetzt mal vom Nacht- aufs Tagbein .
LG Literättin
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 16.03.2014 15:04
von Perry
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Hallo Aranka,
einen distanzierten Blick von außen auf die Welt zu werfen ist meine Lieblingsposition. Du schreibst
Zitat: | Der Mond sichelt das Licht der Straßenlaternen“, das finde ich ein sehr schönes Bild und das setzt bei mir einige Vorstellungen frei. Positive! Da nimmt der gute alte Mond es noch mal mit der Laterne auf und er geht als Gewinner aus dem Zweikampf hervor. Und er füttert auch noch die Glühwürmchen damit. Das macht doch Hoffnung.
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Es steckt beides im Bild. Negativ, weil es ein Abschiedskampf des scheidenden Monds (hier abnehmende Sichel) ist, der den Glühwürmchen eine letzte Mahlzeit verschafft. Positiv, weil es ihm gelingt sich gegen das Künstliche durchzusetzen.
Was die Textlogik anbelangt bin ich eher skeptisch, ich möchte sie eigentlich vermeiden. Welcher Fuß der Bessere ist überlasse ich gern dem Leser, für mich ist der Tagfuß, der mit dem Blick nach vorn, wissend neue Sternschnuppen werden fallen, ein neuer Mond wird aufgehen, für wen auch immer.
Danke für deine Lesart und deine Fragen, vielleicht sollte ich das "zu lange schon" und "ernüchtert" ganz weglassen.
LG
Perry
Hallo Literättin,
deine Lesart ist meiner Intention sehr nahe, vor allem der erweiterte Blick in den Himmel, der uns zeigt, dass die "romantischen" Zeiten zu Ende
gehen, wir den Vorhang des Mystischen zurückziehen und Sternschnuppen zu Satellitentrümmern werden.
Zivilisationskritik hat in vielen meiner neueren Texte eine Stimme, nur sehe ich mich weniger als Ankläger, sondern mehr als Beobachter.
Du liegst also nicht daneben, denn manchmal sind es gerade die "deplatzierten" Dinge, die den Focus verstärken.
Danke fürs Mit-Wechseln-der Standbeine und LG
Perry
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 16.03.2014 15:39
von Aranka
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Hallo Perry,
noch eine kurze Einlassung. Du schreibst:
Zitat: | einen distanzierten Blick von außen auf die Welt zu werfen ist meine Lieblingsposition. |
Diese Schreibhaltung ist eine, die ich in Texten, die einen gesellschaftskritischen Blick auf die Welt werfen wollen, gut finde. Ich würde dann vielleicht alles wertenden Worte herausnehmen.
fußwechsel
zu lange schon
dauert das trommelfeuer
der sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind uns längst ausgegangen
ernüchtert sichelt der mond (der mond sichelt)
das licht der straßenlampen
zu glühwürmchenfutter
und die sumpfohreule tritt
vom nacht- aufs tagbein
Vielleicht passt ja auch : unbeirrt sichelt der mond
Du schreibst weiter:
Zitat: | Was die Textlogik anbelangt bin ich eher skeptisch, ich möchte sie eigentlich vermeiden. |
Ich denke nicht, dass du auf eine Textlogik verzichten kannst oder willst. Die Textwirklichkeit hat ihre ganz eigene Logik, die nicht den Gesetzen der Realität gehorcht. Der Autor schafft die Textwirklichkeit und damit auch seine innere Gesetzmäßigkeit. Und da habe ich weder ein Problem damit, das der Mond das Lampenlicht sichelt, auch nicht, dass es Glühwürmchen-Futter ist, auch nicht mit dem Auftreten der wunderbaren Sumpfohr-Eule. Das alles setzt der Autor in den Textraum. Die Textlogik entsteht da, wo nun diese "Versatzstücke in Korrespondenz treten.
Hier zum Beispiel "Trommelfeuer" und "Sternschnuppe" und "heimliche Wünsche". Wenn der Autor nicht neue Zusammenhänge deutlich setzt, mir deutliche Signalworte gibt, deute ich auf den mir bekannten Konnotationen: verbinde also Sternschnuppe mit den heimlichen Wünschen, Trommelfeuer mit der Vorstellung von "Überfülle und Heftigkeit".
Wenn der text nun aber auf die Umdeutung der Sternschnuppen setzt, dann wäre hier vielleicht eine Beifügung angebracht. Vielleicht ganz schlicht:
lange schon
dauert das trommelfeuer
der neuen Sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind (uns längst) ausgegangen (beizeiten / vor zeiten / ...)
Du schreibst:
Zitat: | Welcher Fuß der Bessere ist überlasse ich gern dem Leser, für mich ist der Tagfuß, der mit dem Blick nach vorn, wissend neue Sternschnuppen werden fallen, ein neuer Mond wird aufgehen, für wen auch immer. |
Das Eulen_Bild ist ein offenes und das mag ich sehr. Da bin ich deiner Meinung, dass es dem Leser zur freien Verfügung steht.
Schönen Sonntag. Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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16.03.2014 17:10
von Stimmgabel
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fußwechsel
zu lange schon
dauert das trommelfeuer
der sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind uns längst ausgegangen
ernüchtert sichelt der mond
das licht der straßenlampen
zu glühwürmchenfutter
und die sumpfohreule tritt
vom nacht- aufs tagbein
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Hallo Perry,
sicher kann eine Textwirklichkeit unreale Bilder komponieren.
Doch: ohne Deine Erklärungen (Absichtsweite/Hintergründe) blieben mir leider die beiden zentralen Bilder
(1) dauert das trommelfeuer der sternschnuppen
(2) sichelt der mond das licht der straßenlampen zu glühwürmchenfutter
ohne eine, wie auch immer erkennbare Weite
Warum?
Hinter „trommelfeuer der sternschnuppen“ die Satelitentrümmer zu vermuten, war mir nicht möglich.
... zu dem Glühwürmchenbild: zu Glühwürmchenfutter? das Glühwürmchenlicht ist einzig ein Locklicht: / für die Paarung / oder / als Fress-Fang angelockter, männlicher Tiere /
... heißt im Text:
sichelt der mond das licht der straßenlampen zu glühwürmchenfutter
ergo doch: dass der Mond(noch), sein Licht, das Laternenlicht übertönen, tön-luminieren vermag (quasi melier-frisst) – wieso dann dieses „ernüchtert“ ?
Und Deine Erklärung, dass der Mond den Glühwürmchen ein Lichtfutter sei – dies verstehe ich nun gar nicht. Glühwürmchen werden nicht vordergründig von Licht angelockt.
also bleibt mir nur: noch übertönt das Mondlicht das künstliche Laternenlicht ... wird das Laternenlicht quasi zum Lichtfutter des Mondes ...
der Titel: „fußwechsel“ [ in seiner geheimnisvollen Weite, zugleich Tendenz ... ) korrespondiert mit den beiden letzten Zeilen (für mich) sehr gut – gerade in dem Offenbleiben, welcher Wert dem Tagbein oder dem Nachtbein zugeordnet werden könnte. [ für mich mehr dieser tagein - tagaus gleichbleibende Wechsel als Einton )
Mal mein textales Verständnisbild:
fußwechsel
zu lange schon trommeln die feuer
der sateliten trümmer
sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind uns längst ausgegangen
ernüchtert sichelt der mond
mit dem licht der straßenlampen
wettstreiten um glühwürmchenstatus
und die sumpfohreule tritt
vom nacht- aufs tagbein
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Perry, wieder ein Sonntags-Tschüss, Frank ...
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 16.03.2014 17:30 Hallo Frank, von Perry
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danke für dein Wägen der Bilder.
Dass hinter dem "Trommelfeuer der Sternschnuppen (Übermaß an Wünschen)" auch ein reales Bild (Weltraumschrott) steht, wollte ich eigentlich nicht extra herausstellen, aber es gäbe dem Bild eine zusätzliche Facette.
Zitat: | ... zu dem Glühwürmchenbild: zu Glühwürmchenfutter? das Glühwürmchenlicht ist einzig ein Locklicht: / für die Paarung / oder / als Fress-Fang angelockter, männlicher Tiere /
... heißt im Text:
sichelt der mond das licht der straßenlampen zu glühwürmchenfutter
ergo doch: dass der Mond(noch), sein Licht, das Laternenlicht übertönen, tön-luminieren vermag (quasi melier-frisst) – wieso dann dieses „ernüchtert“ ?
Und Deine Erklärung, dass der Mond den Glühwürmchen ein Lichtfutter sei – dies verstehe ich nun gar nicht. Glühwürmchen werden nicht vordergründig von Licht angelockt.
also bleibt mir nur: noch übertönt das Mondlicht das künstliche Laternenlicht ... wird das Laternenlicht quasi zum Lichtfutter des Mondes ...
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Mit dem Glühwürmchenbild wird das Märchenhafte des Sternschnuppenbilds noch einmal aufgegriffen. Der Mond versucht Hilfestellung zu geben, indem er das Laternlicht zu Glühwürmchenfutter sichtelt, wohlwissend (ernüchternd), dass das auch keine langfristige Lösung ist. Auf die Lebensumstände der Glühwürmchen selbst, wollte ich hier nicht näher eingehen, nur das Bild verwenden.
Zusammenfassend steht hinter den Bildern die Intention, dass wir uns irgendwann von unseren alten Märchen/Mythen verabschieden müssen, wobei die Hoffnung bleibt, dass vielleicht neue entstehen werden
Ich hoffe, ich konnte etwas von meiner Intention - die nicht die des Lesers sein muss- rüberbringen.
Im Moment tendiere ich zu folgender Fassung:
fußwechsel
lange schon
dauert das trommelfeuer
der sternschnuppen
die heimlichen wünsche
sind verglommen
schrottteilen gewichen
der mond
sichelt unbeirrt das licht
der straßenlampen
zu glühwürmchenfutter
die sumpfohreule tritt
vom nacht- aufs tagbein
LG
Perry
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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16.03.2014 17:40 aw:fußwechsel von lilli.vostry
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Hallo Perry,
die neue Gedichtfassung von Dir ist zwar klarer, verliert aber für mich an Reiz, vor allem duch das Wort "Schrotteile" - die passen für mich nicht an den Nachthimmel.
Es sind docher erhe die Flugzeuglichter oder Leuchtreklamen in der Großstadt, die den Sternenhimmel immer mehr in den Hintergrund verdrängen.
Würde ein derartiges Wort daher an die Stelle setzen.
Viele Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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16.03.2014 22:34
von firstoffertio
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Ich habe auch mit der zweiten Fassung noch Probleme.
Irgendwie meine ich, es geht hier um Lichtverschmutzung.
Die Sumpfohreule kann anscheinend nacht- und tagaktiv sein. So erkläre ich mir die letzten Zeilen nun.
Die Straßenlampen und das damit verbundene Gluehwuermchenfutter kapiere ich immer noch nicht.
Der sichelnde Mond gefällt mir aber gut
Der Titel bleibt mir auch ein Rätsel.
Und warum 'Trommelfeuer' ?
Irgendetwas fehlt mir hier zum Puzzle.
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 21.03.2014 12:22 Hallo firstoffertio, von Perry
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Lichtverschmutzung ist sicher ein Teil des Bildes, mir ging es mehr um das, was ich im ReKomm für Stimmgabel schrieb:
Zitat: | Mit dem Glühwürmchenbild wird das Märchenhafte des Sternschnuppenbilds noch einmal aufgegriffen. Der Mond versucht Hilfestellung zu geben, indem er das Laternlicht zu Glühwürmchenfutter sichtelt, wohlwissend (ernüchternd), dass das auch keine langfristige Lösung ist. Auf die Lebensumstände der Glühwürmchen selbst, wollte ich hier nicht näher eingehen, nur das Bild verwenden.
Zusammenfassend steht hinter den Bildern die Intention, dass wir uns irgendwann von unseren alten Märchen/Mythen verabschieden müssen, wobei die Hoffnung bleibt, dass vielleicht neue entstehen werden |
Was das Trommelfeuer anbelangt, hat es die Literättin bereits gut getroffen
Zitat: | Das Trommelfeuer der Sternschnuppen - ich assoziiere damit sowohl den real überfüllten Nachthimmel, an dem ich schon vergeblich nach Sternschnuppen ausgespäht habe (sogar mit Fernglas auf dem Land, weil es da so viel mehr Sterne zu sehen gibt) und erschrocken war, über das unglaubliche Getümmel im Nachtflugbetrieb: keine Sternschnuppen - nur Flieger, Flieger und nochmal Flieger mit ihren Blinklichtern.
Ich assoziiere aber auch den "Star-Wahn" unserer Zeit: sei ein Star, egal wie, egal wo. Und ich assoziiere die eingetrichterten (Trommelfeuer) Wünsche im neoliberalistisch-postkapitalistischen Konsumwahn, die wir zu haben haben. |
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
LG
Perry
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meran Gänsefüßchen
Beiträge: 16 Wohnort: wolkesieben
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26.03.2014 19:08
von meran
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Perry,
den spürbaren Guss hat "fußwechsel" m.E. nach in unberührter Erstfassung!
- Liegt wie ein Rollholz in der Hand, will sagen: auffallend feines Treibgut wird mir da an den Gemütstrand gespült. -
Mich deucht, das LI geht hier recht konform mit der Eule, die Jugend, die Romantik, die verspielten Wunder des Leichtsinns - zwischen all Dem und dem LI hat Lebenstrockenheit nüchternen Abstand gelegt, leicht lakonisch
weht darüber ermüdet ein schal gewordenes Lüftchen (och, wird da jemand leider jedes Jahr wieder älter??).
Muss aber nicht so steckenbleiben ("fußwechsel" selbst hat an und für sich Gültigkeit als treffende Momentaufnahme! finde ich), das LI: es könnte da durchaus geschehen, dass ein "warmer Mairegen" plötzlich frisches Grün an Deck zaubert und der dritte Frühling die Eule zum Stepphuhn macht - . Alle Achtung, Perry, wie du diese Hintertür klammheimlich offen lässt!
Beim Zitatepflücken bin ich noch schüchtern...
Gruß, meran.
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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