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Kurzgeschichte: Brennendes Eis


 
 
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TheVeto
Geschlecht:weiblichErklärbär


Beiträge: 4
Wohnort: Sturmland


Beitrag31.01.2014 21:07
Kurzgeschichte: Brennendes Eis
von TheVeto
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen! Ich hab mich, einer spontanen Idee folgend, mal probeweise in einen Demonstranten auf dem Kiewer Maidan hineinzuversetzen versucht. Ob es was geworden ist? Schreibt mir eure Meinung.
Veto

Er streifte die schwarzen  Handschuhe ab und rieb seine vor Kälte tauben Finger aneinander. Nur ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie immer noch vorhanden waren.
Sein Atem hinterließ Wolken in der Morgenluft, so weiß wie der Schnee, bevor hunderte von Füßen ihn auf dem grauen Pflaster zertreten hatten. Am Horizont – bestehend aus der Skyline - war das blasse Licht der aufgehenden Wintersonne zu sehen.
Die Sonne schien es an diesem Morgen nicht besonders eilig zu haben, genau wie seine Mitstreiter, denn die riesige Zeltstadt lag verlassen, beinahe friedlich da.
Man hätte sich einen angenehmeren Zeitpunkt zum campen aussuchen können, dachte er gerade und fragte sich gleichzeitig, ob die Regierung einer neuen Strategie folgte. Die Vertreter schienen ihre umstrittenen und allseits unbeliebten Aktionen immer genau dann zu vollführen, wenn sich vor lauter Kälte kein Hund auf die Straßen wagte.
Die Demonstranten dagegen schon.
Sie verharrten seit drei Wochen hier, manche sogar länger, schon seit dem ungeheuren Fehltritt des Präsidenten. Andere dagegen, wie auch er selbst, waren erst nach dem brutalen Angriff der Berkut auf friedlich demonstrierende Studenten dazugestoßen.
Dies war bei weitem nicht der letzte Patzer dieses Beinahe-Diktators gewesen, aus diesen Patzern nämlich resultierte der tägliche Wachstum des Protestcamps. Suppenküchen, Leinwände, Heizlüfter und Lautsprecheranlagen schossen wie Pilze aus dem Boden. Sein Zeltnachbar hatte sogar einen tragbaren Fernseher dabei, und an ruhigen Abenden versammelten sich einige Protestler bei ihm um irgendeine belanglose Sendung oder einen Film zu schauen. Hin und wieder hatten sie alle ein wenig Normalität nötig.
Es war natürlich nicht das gleiche, als wenn man sich gemeinsam den Berkuts entgegenwarf, Reifen anzündete, oder die Barrikaden gegen die Polizei verteidigte. Auch das schuf selbstverständlich Zusammenhalt, jedoch empfand man die anderen Demonstranten in solchen Situationen eher als Mitstreiter denn als Menschen. Ihre Gesichter dagegen zu sehen, mit ihnen lachend oder diskutierend an einem kleinen Tonnenfeuer zu stehen oder sich schlicht und einfach mit ihnen zu unterhalten – das war es, was ihn wirklich in seinem persönlichen Widerstand bestärkte. Es waren viele Leute aus den unterschiedlichsten Regionen und mit den verschiedensten Meinungen, doch sie alle verfolgten das gleiche Ziel.
Er trat von einem Fuß auf den anderen. Ein paar Leute mussten nachts Wache halten, um die Männer und Frauen auf dem Unabhängigkeitsplatz vor plötzlichen Übergriffen der Behörden zu bewahren.
Menschen verschwanden. Das kam vor. Wohin sie gingen, wusste niemand, doch keiner der Demonstranten bezweifelte die Schuld der Polizei oder ihrer Söldner, den Tituschky, an dieser Sache.
Auch das war ein Grund, stehenzubleiben, weiterzumachen trotz aller zweistelligen Minusgrade oder unberechenbaren Spezialeinheiten.
Sein Smartphone fiepte kläglich, als ob es sich allein gelassen fühlte. Er benutzte dieser Tage nur das Internet, um bei seinem Studium nicht auf der Strecke zu bleiben, doch ansonsten hatte er seine Korrespondenz ziemlich vernachlässigt.

habe gehört, es gab einen kampf. geht's dir gut? melde dich.

Er tippte ein flüchtige Antwort.

ja. keine sorge, wir halten stellung wink

Kaum hatte er den „senden“-Button betätigt, kam schon eine Antwort zurück. Er war überrascht von der Geschwindigkeit, es war, als habe sie die ganze Zeit auf den Bildschirm gestarrt.

verdammt, mach keine witze.

mach ich nicht. alles gut.


Er aktivierte die Innenkamera, zog eine dämliche Grimasse und streckte einen Daumen nach oben.
Dann hängte er das Bild an die Nachricht an und verschickte sie.

alter, du bist unverbesserlich., kam es promt zurück und er lächelte. Die Digitaluhr auf seinem Display zeigte 7:00 an. Zeit, seinen Posten an den nächsten Unglücklichen abzugeben. Er schob er das Handy wieder in die Tasche und kletterte vorsichtig von der Barrikade herunter.
Das war um einiges schwieriger als es den Anschein hatte, denn die behälfsmäßigen Wälle bestanden aus mit Schnee gefüllten Säcken, die zum Schutz vor übereifrigen Regierungsbeamten mit Wasser übergossen worden waren.
Die bittere Kälte tat das übrige. Leider war das Eis auf den Barrikaden ein doppelschneidiges Schwert, ein Demonstrant hatte sich schon beim herunterklettern das Steißbein gebrochen.
Nicht gerade ein würdiger Abgang, also setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bis er heil unten angekommen war.
Langsam schien der Unabhängigkeitsplatz zu erwachen.
Zeltreißverschlüsse quietschten, Heizpilze enflammten sich fauchend und zischend wie wütende Drachen.
Bald schon würde der Maidan wieder von ebenso wütenden und entschlossenen Menschen überflutet sein und auch in die Polizisten würde das Leben zurückkehren.
Denn so ging es jeden Morgen. Und würde es noch viele weitere.

Weitere Werke von TheVeto:


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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag01.02.2014 03:38

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo Veto

Vielleicht sollte man nicht alle spontane Ideen auch umsetzen.
Hier mal einige Anmerkungen zu Deinem Text.

Zitat:
Er streifte die schwarzen Handschuhe ab und rieb seine vor Kälte tauben Finger aneinander. Nur ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie immer noch vorhanden waren. Er dachte also, dass er keine Finger mehr hätte?
Sein Atem hinterließ Wolken in der Morgenluft, so weiß wie der Schnee, schlapper Vergleich bevor hunderte von Füßen ihn auf dem grauen Pflaster zertreten hatten. Am Horizont – bestehend aus der Skyline - war das blasse Licht der aufgehenden Wintersonne zu sehen. klingt sehr gestelzt
Die Sonne schien es an diesem Morgen nicht besonders eilig zu haben, genau wie seine Mitstreiter, denn die riesige Zeltstadt lag verlassen, beinahe friedlich da.
Man hätte sich einen angenehmeren Zeitpunkt zum campen aussuchen können, dachte er gerade und fragte sich gleichzeitig, ob die Regierung einer neuen Strategie folgte. Die Vertreter schienen ihre umstrittenen und allseits unbeliebten Aktionen was denn nun? umstritten oder allseits unbeliebt? Und welche "Vertreter"? immer genau dann zu vollführen, wenn sich vor lauter Kälte kein Hund auf die Straßen wagte.
Die Demonstranten dagegen schon.
Sie verharrten seit drei Wochen hier, manche sogar länger, schon seit dem ungeheuren Fehltritt des Präsidenten. Was hat er denn gemacht? Andere dagegen, wie auch er selbst, wer? waren erst nach dem brutalen Angriff der Berkut auf friedlich demonstrierende Studenten dazugestoßen.
Dies war bei weitem nicht der letzte Patzer dieses Beinahe-Diktators gewesen, aus diesen Patzern Anstatt die Patzer zu erklären, werden sie nur unbestimmt wiederholt nämlich resultierte dertägliche Wachstum des Protestcamps.  Suppenküchen, Leinwände, Heizlüfter und Lautsprecheranlagen schossen wie Pilze aus dem Boden. Phrasenalarm!Sein Zeltnachbar hatte sogar einen tragbaren Fernseher dabei, und an ruhigen Abenden versammelten sich einige Protestler bei ihm um irgendeine belanglose Sendung oder einen Film zu schauen. Hin und wieder hatten sie alle ein wenig Normalität nötig.
Es war natürlich nicht das gleiche, als wenn man sich gemeinsam den Berkuts entgegenwarf, Reifen anzündete, oder die Barrikaden gegen die Polizei verteidigte. Auch das schuf selbstverständlich Zusammenhalt, jedoch empfand man die anderen Demonstranten in solchen Situationen eher als Mitstreiter denn als Menschen. nicht als Menschen? Ihre Gesichter dagegen zu sehen, was soll das bedeuten?mit ihnen lachend oder diskutierend an einem kleinen Tonnenfeuer zu stehen oder sich schlicht und einfach mit ihnen zu unterhalten"schlicht" ist schlicht das Gleiche wie "einfach" und diskutierend und unterhalten ist auch sehr nahe beieinander das war es, was ihn wirklich in seinem persönlichen Widerstand bestärkte. Aha. Er steht also dort und bietet dem bösen Diktator die Stirn, um sich mit den Menschen unterhalten zu können. Es waren viele Leute aus den unterschiedlichsten Regionen und mit den verschiedensten Meinungen, doch sie alle verfolgten das gleiche Ziel.  unterschiedlich und verschieden (Wiederholung) und welches "gleiche" Ziel?
Er trat von einem Fuß auf den anderen. Super-Phrase und auch noch Quatsch. Stell es Dir bildlich vor! Ein paar Leute mussten nachts Wache halten, um die Männer und Frauen auf dem Unabhängigkeitsplatz vor plötzlichen Übergriffen der Behörden zu bewahren.
Menschen verschwanden. Das kam vor. Wohin sie gingen, wusste niemand, doch keiner der Demonstranten bezweifelte die Schuld der Polizei oder ihrer Söldner, bemüht künstlerische Konstruktion - und dabei widersinnig: Sie verschwanden, sie gingen und die Polizei ist schuld... Ähm..den Tituschky, an dieser Sache.
Auch das war ein Grund, stehenzubleiben, weiterzumachen trotz aller zweistelligen Minusgrade oder unberechenbaren Spezialeinheiten. oder: ungeachtet der Kälte und Gefahr...typisches Beispiel für: künstlich aufgeblasenen Stil
Sein Smartphone fiepte kläglich, als ob es sich allein gelassen fühlte. Er benutzte dieser Tage das bezeichnen manche Kritiker als Schnöseldeutsch.nur das Internet, um bei seinem Studium nicht auf der Strecke zu bleiben, doch ansonsten hatte er seine Korrespondenz ziemlich vernachlässigt.

habe gehört, es gab einen kampf. geht's dir gut? melde dich.

Er tippte ein flüchtige Antwort.

ja. keine sorge, wir halten stellung wink

Kaum hatte er den „senden“-Button betätigt, die Nachricht abgeschickt? kam schon eine Antwort zurück. Er war überrascht von der Geschwindigkeit, es war, als habe sie die ganze Zeit auf den Bildschirm gestarrt.

verdammt, mach keine witze.

mach ich nicht. alles gut.

Er aktivierte die Innenkamera, zog eine dämliche Grimasse ??? und streckte einen Daumen nach oben.
Dann hängte er das Bild an die Nachricht an und verschickte sie.

alter, du bist unverbesserlich., kam es promt zurück und er lächelte. Die Digitaluhr auf seinem Display zeigte 7:00 an. Zeit, seinen Posten an den nächsten Unglücklichen abzugeben. Er schob er das Handy wieder in die Tasche und kletterte vorsichtig von der Barrikade herunter.
Das war um einiges schwieriger als es den Anschein hatte, Für mich hat es nach der folgenden Beschreibung, sehr wohl den "Anschein" dass es schwierig ist. denn die behälfsmäßigen Wälle bestanden aus mit Schnee gefüllten Säcken, die zum Schutz vor übereifrigen Regierungsbeamten mit Wasser übergossen worden waren.
Die bittere Kälte tat das übrige. Leider war das Eis auf den Barrikaden ein doppelschneidiges Schwert, da sind wir wohl in die Fantasy gerutscht.ein Demonstrant hatte sich schon beim herunterklettern das Steißbein gebrochen.
Nicht gerade ein würdiger Abgang, also setzte er vorsichtig einen Fuß vor den anderen, bis er heil unten angekommen war.
Langsam schien der Unabhängigkeitsplatz zu erwachen.
Zeltreißverschlüsse quietschten, hab ich noch nie gehört Heizpilze enflammten sich fauchend und zischend wie wütende Drachen.wusste ich es doch - wir sind in Fantasia
Bald schon würde der Maidan wieder von ebenso wütenden und Da muss "wie" rein entschlossenen Menschen überflutet sein und auch in die Polizisten würde das Leben zurückkehren. Waren die vorher tot? Zombies?
Denn so ging es jeden Morgen. Und würde es noch viele weitere. Satzende vergessen? Irgendein Prädikat - bitte!



Dein Text steckt voller geschraubter Formulierungen. Einerseits entstehen dadurch Logikfehler und andererseits ist diese Ausdrucksweise dem Thema nicht angemessen. Dieses gekünstelte Verdrehen der Sätze und Verwendung einiger ausgelutschter Phrasen passt eher in Sissi-Romane.
Oft setzt Du Kommas, wo der Satz zu Ende wäre.

Zum Inhalt:
Gute Rebellen gegen böse Diktatoren ist bei Star Wars vollkommen in Ordnung.
Wenn man sich realen Problemen zuwendet, sollte man differenzierter damit umgehen. Man kann natürlich auch die einseitige Meinung des Mainstreams widerkäuen - aber das ist nicht interessant.

Schönen Gruß
Martin


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TheVeto
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Beitrag01.02.2014 09:50

von TheVeto
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Hallo Martin,
Danke für dein ehrliches Feedback.  Der Text spiegelt nicht unbedingt meine eigene Meinung darüber wider, doch ich denke mal, so könnte es ein beteiligter sehen. Die Menschen haben meistens die Angewohnheit,  ihren Standpunkt als "gut" und den gegenteiligen als "böse" zu betrachten.  Natürlich kann es als Schlussfolgerung weder gut noch böse gebenbzw kommt das nur auf den Standpunkt an.
Man könnte natürlich auch noch eine Kurzgeschichte aus der Sicht Janukovichs schreiben um diese Grauzone besser zu verdeutlichen smile


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Jack Burns
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Beitrag01.02.2014 19:26

von Jack Burns
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Hallo noch mal,

Generell finde ich es gut, dass Du Dich mit dem Thema beschäftigst.
Aus der Perspektive des Demonstranten, ist auch die einseitige Wertung (eigentlich) in Ordnung. Ich meinte aber eine Verschiebung der Sichtweise, hin zum Autor Erzähler zu erkennen.
Das könnte mit der sehr gekünstelten Ausdrucksweise zusammenhängen.
Dadurch erhält der Text einen romantisierenden Unterton. Das kann bei Fantasy gut passen, aber hier störte es mich.



Es ist gar nicht notwendig, die Sichtweise des "Diktators" einzunehmen. (Der ist nun wirklich nicht sympathisch.)
Überleg Dir einfach, was unsere - demokratische - Regierung unternehmen würde, wenn Demonstranten wochenlang den Potsdamer Platz und das Finanzministerium besetzt halten würden und auf Polizisten einprügeln.
In Hamburg genügte bereits eine Demo  für den Ausnahmezustand.
Oder sieh Dir mal Videos von den G8-Gipfeln an!

Viele Grüße
Martin


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Tom Erde
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T

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T
Beitrag07.02.2014 14:49

von Tom Erde
Antworten mit Zitat

Hallo Veto,

alles in allem ist dein Text gar nicht so schlecht. Man sollte natürlich vorher wissen, was man damit bezwecken will. Willst du eine unterhaltsame Geschichte für den Durchschnittsleser schreiben, oder für eine eher intellektuelle und politisch interessierte Klientel. Für das erste genügt eine prosaische Umsetzung, die nicht unbedingt an harten Fakten festgemacht werden muss, für das zweite gilt, dich gezielt und gut zu informieren, die politische Lage zu analysieren und dich regelmäßig mit einem entsprechenden Forum zu beraten.

Zum rein Schreibtechnischen könntest du sicherlich dichter und fesselnder Formulieren. Um dies zu Verdeutlichen habe ich die ersten Sätze deiner Story etwas umgeschrieben:

Nachdem er seine Handschuhe abgestreift hatte, einfache schwarze, die es hier in jedem Geschäft billig zu kaufen gab, rieb er seine vor der beißenden Kälte taubgewordenen Finger. Lediglich ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie noch da waren, alles Feingefühl war gewichen, war dem Aufenthalt im Camp zu Opfer gefallen.
Er fragte sich, wann ihm zum letzten Mal so richtig warm gewesen war, und blieb bei Natalias Bild hängen, bei dem Abend, der in ihrem weichen Bett geendet hatte. Zwei Wochen waren seitdem vergangen, zwei endlos lange Wochen voller Durchhalteparolen und Krisensitzungen. Würde es je wieder anders sein?
In der Morgenluft hinterließ sein Atem Wolken, die so weiß waren wie der Schnee auf dem Platz, ehe ihn hunderte stampfender Füße dem grauen Pflaster gleichgemacht hatten.
Innerlich fröstelnd wand er seinen Blick dem Horizont zu. Eine Skyline klotziger Gebäude beherrschte ihn. Gebäude, die von den Händen der Mittellosen errichtet und von ihren Rücken getragen wurden, und die eigentlich im allgegenwärtigen Sumpf der Misswirtschaft und Korruption versinken müssten. Dahinter wagte sich die Morgensonne zögerlich ins Freie, um ihren täglichen Tanz zu beginnen; sie warf blasses Winterlicht in die verschatteten Schluchten der Bürotürme, ohne sie sonderlich aufzuhellen.
Besonders eilig schien es die Sonne an diesem Morgen nicht zu haben, ebenso wie seine Mitstreiter, denn die riesige Zeltstadt lag noch immer verlassen da, zugedeckt von dem grauen Gefühl, das durch die Pfade dazwischen schlich, das Angst und Hoffnungslosigkeit vor dem Kommenden verbreiten wollte.
Das Ganze sieht beinahe friedlich aus, dachte er, beinahe!

Diese Fassung ist sicherlich auch eine Frage des Geschmacks, und überdies in meiner kurzen Mittagspause entstanden, ohne mich eingehender mit dem Thema zu befassen, doch macht sie immerhin deutlich, worauf ich hinauswill. Dring tiefer in die Materie ein, womit ich keineswegs nur Fakten meine. Eine gute Story beleuchtet immer viele Facetten des Geschehens, bringt kleine, manchmal unbedeutend scheinende Informationen unter, die das tägliche Leben der Menschen, ihre Lebensumstände begreifbarer machen. Gib den Lesern das Gefühl, die Situation selbst mitzuerleben, dazuzugehören!

Ansonsten lass dich von Kritik nicht entmutigen, sie zeigt nur Wege auf, und ziemlich subjektive obendrein.

Alles Gute weiterhin wünscht dir,

Tom Erde


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Klemens_Fitte
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Alter: 41
Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag07.02.2014 17:38

von Klemens_Fitte
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Hallo,

Zitat:
Diese Fassung ist sicherlich auch eine Frage des Geschmacks (...)


Hm, die gefällt mir jetzt noch weniger als Vetos Version. Genau das Prätentiöse, Pathetische, das ich schon am Ursprungstext problematisch fand, hast du ja auf die Spitze getrieben. Geschmacksfrage? Ja, vielleicht.

Zitat:
Ansonsten lass dich von Kritik nicht entmutigen, sie zeigt nur Wege auf, und ziemlich subjektive obendrein.


Es gibt ja keinen Grund, sich von Kritik entmutigen zu lassen, aber ich finde, viele von Martins Anmerkungen kann man schon zu den objektiven Kriterien zählen, die einen guten von einem schlechten Text unterscheiden.

Gruß,
Klemens
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Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag07.02.2014 19:56

von Jack Burns
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Hallo Veto,

Ich hab mir jetzt noch mal meine erste Rezension durchgelesen und glaube, das kommt böser rüber als es gemeint war. Meine Kritik an der Technik bleibt zwar stehen aber ich hätte es deutlich weniger sarkastisch formulieren können.
Schließlich wollte ich den Text nicht runtermachen, sondern helfen ihn zu verbessern.
Also: Lass dich nicht von meinem Gemecker entmutigen.

Liebe Grüße
Martin


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Tom Erde
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
T

Alter: 52
Beiträge: 47
Wohnort: Hamburg


T
Beitrag08.02.2014 15:42

von Tom Erde
Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,

das ist ja gerade das Problem bei den Kritikern, das jeder glaubt, über die einzig richtige und außerdem objektive Sichtweise zu verfügen. Lachhaft! Objektivität ist etwas, das es im menschlichen Miteinander nicht gibt, man mag sie sich vielleicht einbilden, dennoch ist und bleibt man immer ein Kind der eigenen Sozialisation.

Zudem muss ich nochmal wiederholen, was ich in meiner ersten Anmerkung geschrieben habe: Der Autor sollte wissen, wen er mit seinem Text erreichen, und was er damit bezwecken will, erst danach kann die Entscheidung über das Wie gefällt werden. Geht es um eine intellektuell politische Auseinandersetzung mit dem Thema, so braucht es natürlich eine von Pathetik freie und klar auf Fakten basierende Form, die dann auch nur von dem entsprechendem Klientel mit Interesse gelesen wird. Möchte der Autor dagegen ein breiteres Publikum erreichen, und das Mitgefühl von vielen wecken, so muss er auf Pathetik zurückgreifen. Davon lebt die Schriftstellerei wie unsereins von Wasser und Brot. Sie dir nur die großen und eindringlichen Werke der Weltliteratur an, die von Tolstoi, Shakespeare, Thomas Mann, Goethe, George Orwell, Solschenizyn usw. Diese strotzen geradezu vor pathetischen Formulierungen, denn ihre Autoren verstanden, das Pathetik nichts anderes ist als ein fantasievoller Umgang mit der Realität. Sie wussten, dass es immer notwendig ist eine Art Scheinwelt aufzubauen, die sich grundlegend von der Normalität unterscheidet, um die Leser zu fesseln und vielleicht sogar etwas zur Entwicklung der menschlichen Gesellschaft beizutragen. Wer die Pathetik aus seinen Texten heraushalten will, und trotzdem auf Erfolg hofft, hat die grundsätzlichen Zusammenhänge im Wechselspiel zwischen Leser und Autor noch nicht verstanden. Die reine Auflistung von Fakten, Ursachen, und deren Auswirkungen gehört in einen Zeitungsbericht oder in ein Sachbuch, in einem Roman wirkt so etwas lediglich einschläfernd und fantasielos.

Darüber hinaus kann es für den Schreibenden nur von Vorteil sein, wenn er sich einen freien Geist bewahrt, einen, der über schablonenhaftes Denken hinausreicht, einen, der die Fesseln des persönlichen Geschmacks überwunden hat, der vermag, hinter der Form das Wesentliche zu erkennen.

Dies ist selbstverständlich auch nur die subjektive Meinung von Tom Erde und keineswegs ein feststehendes Dogma, derer wir sowieso schon viel zu viele haben. Gepriesen sei der Unterschied! Was wären wir ohne ihn?

Herzliche Grüße von Tom Erde


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Klemens_Fitte
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Alter: 41
Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag08.02.2014 16:05

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Ach Tom,

um mal etwas die Dramatik rauszunehmen: du vermischst zwei Sachen. Mein Nichtgefallen, was die Pathetik des Textes angeht, hat subjektive Geschmacksgründe. Etwas Anderes habe ich nicht behauptet, ebenso wenig, dass diese Sichtweise die einzig richtige sei. Ich zitiere mich selbst:

Zitat:
Hm, die gefällt mir jetzt noch weniger als Vetos Version.


Das wichtige Wort fett markiert.

Objektiv fehl am Platz sind aber Widersprüche in der inneren Logik eines Textes, Schludrigkeiten im Umgang mit Sprache, schiefe Bilder etc. pp. Von Rechtschreibfehlern mal abgesehen. Auf die hatte Martin hingewiesen, und solche Hinweise sollte man nicht pauschal mit "subjektivem Empfinden" abtun.

Den Rest lasse ich unkommentiert, denn das Fass habe ich ja nicht aufgemacht.
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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag08.02.2014 22:10

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

[quote="Jack Burns"]

Zitat:
Er streifte die schwarzen Handschuhe ab und rieb seine vor Kälte tauben Finger aneinander. Nur ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie immer noch vorhanden waren. Er dachte also, dass er keine Finger mehr hätte?
Sein Atem hinterließ Wolken in der Morgenluft, so weiß wie der Schnee, schlapper Vergleich bevor hunderte von Füßen ihn auf dem grauen Pflaster zertreten hatten. Am Horizont – bestehend aus der Skyline - war das blasse Licht der aufgehenden Wintersonne zu sehen. klingt sehr gestelzt


Ohne jetzt in Kritik der Kritik einsteigen zu wollen, hat Tom Erde, wie ich finde schon eine Problematik aufgezeigt. Mir nämlich gefällt beispielsweise diese Textpassage. So ist ja gerade der Vergleich nicht, 'Wolken, weiss wie Schnee' sondern 'Wolken, weiss wie Schnee, bevor hunderte…' Ich halte das nicht für schlapp sondern für ein interessantes Bild.

Zitat:
Er streifte die schwarzen Handschuhe ab und rieb seine vor Kälte tauben Finger aneinander. Nur ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie immer noch vorhanden waren.
Sein Atem hinterließ Wolken in der Morgenluft, so weiß wie der Schnee, bevor hunderte von Füßen ihn auf dem grauen Pflaster zertreten hatten. Am Horizont – bestehend aus der Skyline - war das blasse Licht der aufgehenden Wintersonne zu sehen.


Für mein Lesen hätte es nur des Streichens von 4 Worten in diesem Absatz bedurft. Aber das wäre vielleicht für jemand anders ganz verkehrt.


Er streifte die schwarzen Handschuhe ab und rieb seine vor Kälte tauben Finger aneinander. Nur ein leichtes Kribbeln signalisierte ihm, dass sie immer noch vorhanden waren.
Sein Atem hinterließ Wolken in der Morgenluft, so weiß wie der Schnee, bevor hunderte von Füßen ihn auf dem grauen Pflaster zertreten hatten. Am Horizont war das blasse Licht der aufgehenden Wintersonne zu sehen.

Ich denke, dass in Kritiken manchmal wirklich stärker herausgestellt werden könnte, dass es sich um den persönlichen Geschmack handelt. Wenn es eben nicht um Rechtschreibung oder Grammatik geht.

@JackBurns: Nur zur Klarheit: In anderen Textpassagen hatte ich das Gefühl, du hast mir die Worte aus dem Mund genommen.


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Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
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Jack Burns
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Beitrag08.02.2014 23:54

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo liebe Mitstreiter

Hallo Veto, entschuldige bitte meinen folgenden, ausufernden Kommentar

Ich finde diese Diskussion passt nicht in den Thread dieses Werkstatt - Textes. Aber jetzt drängt es mich auch noch etwas beizutragen.

In meinen Augen hat sich hier eine Debatte um Binsenweisheiten entwickelt. Natürlich sind Kritiken immer subjektiv gefärbt. Anders geht es doch gar nicht. Wenn jemand in der Lage ist, einen Text zu schreiben und zu posten, dem sollte das eigentlich klar sein. Wer objektive Kritik will, muss sich auf Rechtschreibprogramme verlassen. Subjektivität ist genauso menschlich, wie Fehler zu begehen. (Ja, ich auch) Und ich denke, wir schreiben für Menschen und nicht für Duden-Korrektor.
Jeder hat seine eigene Geschichte und dadurch einen individuellen Geschmack an Kunst herausgebildet.
Ich stehe auf Hard-Core und hasse Til Schweiger. Die meisten Deutschen sehen es anders herum. Scheiß - drauf! Die Vielfalt macht es interessant. So kann ich wenigstens etwas (Til Schweiger, Charlotte Roche ...)hassen.

Der Sinn der Kritiken in diesem Forum besteht für mich (Als Schreiber)darin, an Hand verschiedener Meinungen einen Trend zu erkennen und mir das herauszupicken, was ich mit meiner Sicht vereinbaren kann. Ich betrachte mich als Lernenden. Und wenn mir nicht passt, dass man mich belehrt, dann werde ich nicht besser.

Zum eigentlichen Thema:
Zitat:
Das könnte mit der sehr gekünstelten Ausdrucksweise zusammenhängen.
Dadurch erhält der Text einen romantisierenden Unterton. Das kann bei Fantasy gut passen, aber hier störte es mich.


Also: Es geht hier nicht um Geschmacksfragen, sondern darum, dass durch den Stil eine Aussage entsteht, welche nicht (so stark) in der Absicht der Autorin lag. Ich habe lediglich versucht zu analysieren, wodurch der ungewollte Effekt entstand. Mein Eindruck, des zu romantisierenden Sprache habe ich durch einige Beispiele belegt. Jedes für sich genommen ist durchaus streitbar. Doch mir ging es um die Gesamtwirkung des Textes.
Dabei bemühte ich mich objektiv zu bleiben, so weit es meine menschliche Hülle zulässt!
Wenn Frau Veto das nachvollziehen kann - dann konnte ich helfen. Wenn nicht - dann ist es auch egal.
Jedenfalls würde ich mir nicht herausnehmen einen ganzen Text neu zu schreiben und zu behaupten, das wäre dann ein besseres Werk. Wie objektiv ist das denn?

Ich vertrete in keinster Weise literarische Dogmen oder Regeln oder whatever. (Die kenne ich gar nicht) Es ging mir auch nicht darum, ob mir der Stil(an sich)nicht gefällt. Wie gesagt: Bei Star Wars, Lord of the Rings o.ä. finde ich es ganz ok, wenn die Welt in Schwarz/Weiß geteilt wird. Hier geht es um einen realen politischen Bezug. Man stelle sich vor ich schreibe eine jubilierende Ode an Stalin oder den Mann mit dem Bärtchen...

In keiner Kunstform, sollte man den Stil getrennt von der Aussage betrachten. Und manchmal (DADA, Punk) ist er selbst schon die Botschaft.

Ich schlage vor, zur Textarbeit zurückzukehren und für philosophische Diskussionen einen neuen Thread zu eröffnen.

Mit subjektiven Grüßen
Martin


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Einar Inperson
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Beiträge: 1675
Wohnort: Auf dem Narrenschiff


Beitrag09.02.2014 01:07

von Einar Inperson
Antworten mit Zitat

Hallo Jack Burns,

ich denke, dass diese Diskussion schon etwas mit Textarbeit zu tun hat, denn sie ist am Text entlanggezogen. Wobei sich mir allerdings auch nicht erschließt, wie du auf die Idee kommst, dass man einen Text umschreibt, nur weil man nach seinem Empfinden 4 Worte streicht.

Zum Text zurück.
Romantisierender Unterton? Passt nicht zum Thema?

Hm, doch, ich denke schon. Der Text ist geschrieben aus der Sicht eines Beteiligten. Dem nehme ich als Leser die Romantisierung der eigenen Position und die Dämonisierung der Gegenseite ab. Dazu spielt die Geschichte in Osteuropa. Doch, da darf der Text um authentisch zu wirken, etwas ausschweifend und auch blumig im Ausdruck sein.

Mein Einwand wäre eher, dass Veto die Sprache, mit der sie den Text beginnt, nicht durchhält. Mir wird es im Verlauf stellenweise zu berichtend und nüchtern.

Dazu kommen noch Sätze in denen unglückliche Doppelungen vorkommen, wie von JackBurns bereits herausgearbeitet. (z.B. Der Satz mit den Patzern des Diktators.)

Zum Abschluss doch noch einmal Binsenweisheiten:
Ich fürchte, dass oft die Kontroverse Pro und Contra bei den Kritiken zu kurz kommt. Mangels Gegenrede kann so mancher Autor den Eindruck gewinnen, Lob oder Kritik seien möglicherweise allgemeingültig.

Aber auch das natürlich nur mein persönliches Empfinden. Very Happy


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Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
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Jack Burns
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Beitrag09.02.2014 02:35

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo Einar

 
Zitat:
... nur weil man nach seinem Empfinden 4 Worte streicht.


Da hat sich der Falsche den Schuh angezogen. Laughing
Zitat:
ich denke, dass diese Diskussion schon etwas mit Textarbeit zu tun hat,
Ich sah die Diskussion, einige Posts zuvor, in Richtung Grundsatz-Streit verschoben und damit nicht sehr konstruktiv.

Zu Deiner Meinung über den Stil:

Zitat:
Aus der Perspektive des Demonstranten, ist auch die einseitige Wertung (eigentlich) in Ordnung.

Das hatte ich geschrieben. Du siehst, ich stimme mit Dir überein.

Aber:  
Zitat:
...Ich meinte aber eine Verschiebung der Sichtweise, hin zum Autor / Erzähler zu erkennen...
Und das sehe ich sehr kritisch. Für mich erhält die Heroisierung der Demonstranten damit einen schlechten Beigeschmack. Es erschien mir, dass die Autorin mir ihre Sicht der Dinge überstülpt.
Wie sie selbst schrieb, war das nicht ihre Absicht.

Daraufhin, auch mit dem Interesse, selbst zu lernen, diesen Fehler zu vermeiden, habe ich versucht, die Ursachen herauszufinden.
Es ist durchaus möglich, dass ich mich komplett geirrt habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Ton zu sehr wechselt - von pathetisch zu berichtend... wäre es durchweg übertrieben glorifizierend dargestellt gewesen, hätte ich es als ironische Auseinandersetzung mit dem Thema lesen können. Oder als bewusst polarisierende Aussage eines Beteiligten.
Damit komme ich Deiner Sichtweise schon sehr nahe.

Ich wollte im Grunde nur klarstellen, dass es sich hier nicht um (m)eine Geschmacksfrage handelt, wenn der Text eine unbeabsichtigte Wirkung erzielt. Über Techniken kann man lange diskutieren. Über Geschmack - weniger.

Ich denke nicht, dass man einem (erwachsenen) Autor erklären muss, dass eine Kritik immer subjektiv gefärbt ist. Das hat etwas...entmündigendes
Wobei ich mich natürlich etwas diplomatischer ausdrücke, wenn ich das Werk eines/r 14-Jährigen kommentiere. Wink

Beste Grüße
Martin


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Kruemel3000
Gänsefüßchen
K


Beiträge: 20



K
Beitrag09.02.2014 18:07
nochma was anderes
von Kruemel3000
Antworten mit Zitat

Hallo Veto,
ich möchte, jenseits allem Gesagten, noch auf etwas anderes hinweisen. Zunächst das Gute - ich halte das Thema, also die Situation eines allen Widrigkeiten zum Trotz ausharrenden Demonstranten, für äußerst brauchbar, das ist zeitlos-zeitgemäß und ein interessanter Blickwinkel, jedenfalls für mich (ich habe noch nicht auf Demos gezeltet, schon gar nicht im Winter). Ob es nun unbedingt so konkret der Maidan-Platz sein muss (was ja unweigerlich die aktuelle Situation in der Ukraine thematisiert) halte ich für fraglich - warum? Es ist gar nicht lange her, da haben Demonstranten in ähnlicher Form auf dem Tahrir Platz ausgeharrt, andere ketten sich an Bahngleise vor Castor-Transporte usw.
Da Du ja die politischen Fragen, die derzeit die Opposition in Kiew auf die Strasse treibt, gar nicht behandelst, würde ich also den konkreten Bezug zu aktuellen Geschehnissen komplett weglassen, ich glaube, du würdest dabei gar nichts verlieren, im Gegenteil, deine Geschichte bekäme auf einmal sogar eine allgemeine Gültigkeit, die sich dann auf alle potentiellen Demonstrationen mit standhafter Belagerung ausweiten ließe (und damit auch der aktuellen in Kiew).
Aber der Hauptkritikpunkt soll noch ein anderer sein (und ihn abgewandelter Form haben wir es vielleicht schon oben im Thread gelesen) mir fehlt es an Idee, an Wagnis, an dem bestimmenden Gewürz, welches einer Pfanne voll Gemüse die geschmackliche Richtung entscheidet. Für eine rein melancholische Betrachtung des Augenblicks fehlen dir - mit Verlaub - die sprachlichen Mittel (deine Metaphern und situativen Beschreibungen sind in der Tat noch etwas fad), so dass es, ließen wir es dabei bewenden, nach hinten raus nicht reicht. Also wirf noch etwas in den Kessel, der dem ganzen mehr Farbe gibt, mehr Psychologie vielleicht, panische Angst, vor dem was passieren könnte, oder blanken starrköpfigen Hass gegen das Regime oder irgendeinen surrealen Punk, der dem ganzen was Unerwartetes verpasst, trau Dich, riskier was, überrasche Dich am besten selbst (leicht gesagt, ich weiss, ist so ziemlich das Schwierigste überhaupt)!
Ich glaube für mich erkannt zu haben, dass man ganz viel ausprobieren muss, und fast alles davon ist mehr oder weniger Murks. Diesen Weg des Scheiterns aber, haben letztendlich alle irgendwann mal gehen müssen, scheitern gehört dazu. Also (wenn Scheitern sowieso dazu gehört): noch mehr probieren, noch mehr wagen, noch mehr riskieren! Und auf gar keinen Fall aufgeben!

Lieben Gruss,
Kruemel
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