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Fao
wie Vendetta

Alter: 33
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Beitrag17.01.2015 01:01

von Fao
Antworten mit Zitat

Als ich sieben Jahre alt war, saß ich auf dem Schoß von meinem Großvater. Ich habe noch genau den Geruch seiner Pfeife in der Nase, und immer, wenn jemand in meiner Nähe diesen Tabak raucht, muss ich an seine Worte denken. Er schaukelte also mit mir im Schaukelstuhl, zog an der Pfeife, und sagte:

Zitat:
"Meine Sicht auf das Leben ist grundlegend negativ."


Als Kind wusste ich nichts damit anzufangen, hatte ihm vermutlich gar nicht richtig zugehört. Auch hatte ich diese Worte schnell wieder vergessen, und sie wären mir wohl auch nicht wieder eingefallen, hätte ich nicht kurz nach seinem Tod in einem seiner Fotoalben folgendes Gedicht gefunden:


Zitat:
"Am liebsten mag ich den Winter,
wenn es kalt ist und
grau,
wenn es kein Licht mehr gibt,
keine Hoffnung,
dann erscheint mir die Welt
wieder ehrlich,
und das macht mir Mut."


Seltsamerweise ist dieses Gedicht einfach inmitten des Fotoalbums geschrieben, darüber eine Fotografie, die ihn und meine mittlerweile ebenfalls verstorbene Großmutter zeigt. Sie sind frisch verheiratet, sie lächelt, er schaut freundlich in die Kamera.

Mai 1956 ist noch beigefügt.


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Fao
wie Vendetta

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Beitrag14.02.2015 01:37

von Fao
Antworten mit Zitat

Einsamkeit
ist wie eine Flasche Schnaps.

Oder fünf.

Sie stehen
mit langen Hälsen
nur halb gefüllt
auf einem Tisch.

Alle anderen sitzen drumherum. Sie diskutieren, gestikulieren und reden über unwichtiges Zeugs. Und reden und reden und reden und reden. Und die Flaschen mit den langen Hälsen stehen da, halb gefüllt. Und die Menschen beachten sie kaum.

Also kann man sagen, das Bild:
Ein Tisch, eine Runde Menschen und Schnapsflaschen (vielleicht drei oder fünf), nur so halb gefüllt, ist eine gute Metapher
für die Einsamkeit.

Darum stand ich auch auf,
verließ meinen Platz
und ging davon.


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Fao
wie Vendetta

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Beitrag14.02.2015 01:41

von Fao
Antworten mit Zitat

Ein wir findet sich immer,

man muss nur Ich und Ich
zusammenzählen.

Und Lyrik passiert.

Während Frau L. nach Hause geht.

Zu Hause sind sie alle so einsam,

wie fünf Flaschen Schnaps auf einem Tisch.
(Habe gehört, das wäre eine gute Metapher)


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Fao
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Beitrag14.02.2015 10:55

von Fao
Antworten mit Zitat

Morgens ziehen graue Wolken
vorüber am Himel
der keiner ist

Und Lügen strafen Worte reden
man saß zuletzt am Sulamith.

"Du kleine, die du tapfer bist,
halte mir die letzte Kraft,
auf dass es regnet
und wahre Wunder Wirkung werden"

So sprach der Zauberer des Einhornclans
und verwandelte sich in einen Bären
dann sprang er in den Himmel, der keiner ist.

Nun steht er da,
als Sternensystem
und die Gelehrten sind gefragt.


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Fao
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Beitrag20.02.2015 14:44

von Fao
Antworten mit Zitat

Ich hab mich wieder mal verirrt
im Reich der Sprache,
die mir nicht gehört.

Ich sollte bleiben,
in dem Haus des Schweigens,
mich vergraben
und keinen Schritt nach draußen tun.

Denn immer ist es vorbestimmt,
das Scheitern,
wenn Gedanken nicht auf
Worte treffen,  die sie formen,
sondern verletzen
mit der Maskerade.

Tausend Stimmen sind nicht genug,
ich hielt einen Schleier vor das Gesicht,
aber heute bleibe ich zu Hause.

Und weiß doch,
auch hierin liegt das Scheitern.


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Fao
wie Vendetta

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Beitrag20.02.2015 14:49

von Fao
Antworten mit Zitat

Weißt du,
ich rede so gerne.
Ich öffne den Mund
und blasen von Worten kommen hervor.

Es ist faszinierend,
erfülllt ein kindisch-orales Bedürfnis
und ich schaue mir gerne selbst dabei zu.

Und doch weiß ich: Es ist immer falsch,
alles ist falsch,
und nie werden die Worte den Weg gehen,
die ich Ihnen vorbestimmt habe.
Und nie dort ankommen, wo und wie sie sollen,
und keiner wird verstehen, weshalb ich dies hier sage,
und keiner die Freude fühlen, die auch un-
gehobeltes hervorbringt,
für mich allein.
Und dabei liegt doch darin
der Sinn der Sprache
überhaupt  nicht.


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Fao
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Beitrag20.02.2015 14:52

von Fao
Antworten mit Zitat

Weil er so tapfer war, bekam er von Großvater ein Taschenmesser geschenkt.
"Hier", sagte er, "stecke es tief in deine Hosentasche, und achte darauf wie auf dein eigenes Herz."

Nur drei Tage später habe ich es verloren, beim spielen im Wald fiel es irgendwo aus meiner Tasche. Ich habe vier Tage lang danach gesucht, und mit den Händen im Waldboden gegraben, aber ich habe es nie wieder gefunden.

Großvater habe ich davon nicht erzählt, ich brachte es nicht über das Herz.
Als er starb, glaubte er immer noch, ich würde sein Messer tief in meiner Tasche mit mir herumtragen.

"Gib gut acht", sagte er zu mir auf dem Sterbebett, "manche Dinge darf man nicht verlieren, weil man sie niemals wieder findet."

Als ich ein Jahr nach seinem Tod im Wald spazieren ging, blitzte mir etwas ins Auge.
Ich bückte mich, und: Tatsächlich. Es war das Taschenmesser von Großvater.
Aber jetzt war es alt, verrostet und stumpf, und der Holzgriff war vom Wetter, der Zeit und den Tieren angenagt.

Und so behielt Großvater recht.


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Mettbrötchen
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Wohnort: Rheinland
Ei 1


Beitrag22.02.2015 17:33

von Mettbrötchen
Antworten mit Zitat

Fao hat Folgendes geschrieben:
Weil er so tapfer war, bekam er von Großvater ein Taschenmesser geschenkt.
"Hier", sagte er, "stecke es tief in deine Hosentasche, und achte darauf wie auf dein eigenes Herz."

Nur drei Tage später habe ich es verloren, beim spielen im Wald fiel es irgendwo aus meiner Tasche. Ich habe vier Tage lang danach gesucht, und mit den Händen im Waldboden gegraben, aber ich habe es nie wieder gefunden.

Großvater habe ich davon nicht erzählt, ich brachte es nicht über das Herz.
Als er starb, glaubte er immer noch, ich würde sein Messer tief in meiner Tasche mit mir herumtragen.

"Gib gut acht", sagte er zu mir auf dem Sterbebett, "manche Dinge darf man nicht verlieren, weil man sie niemals wieder findet."

Als ich ein Jahr nach seinem Tod im Wald spazieren ging, blitzte mir etwas ins Auge.
Ich bückte mich, und: Tatsächlich. Es war das Taschenmesser von Großvater.
Aber jetzt war es alt, verrostet und stumpf, und der Holzgriff war vom Wetter, der Zeit und den Tieren angenagt.

Und so behielt Großvater recht.


Das finde ich stark.


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I read somewhere how important it is in life not necessarily to be strong... but to feel strong.
(Christopher McCandless
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Fao
wie Vendetta

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Beitrag22.02.2015 19:53

von Fao
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Wir blieben im Wald, versteckten uns vier Tage dort und sprachen in dieser Zeit kein Wort miteinander.
Als der erste Schnee fiel, fing Tatjana an zu sprechen.
"Weißt du", sagte sie, schaute mich dabei aber nicht an, "ich habe es immer gewusst, aber nie glauben wollen."
Dann schwieg sie. Ich ließ ihr Zeit. Ich brauchte sie nicht zu drängen, wusste ich doch, was sie sagen wollte, es ging nur noch darum, die Worte aus ihrem Mund zu hören.
"Es ist unmöglich, der Welt nicht entgegenzutreten. Auch wenn wir für immer hier bleiben: Irgendwann finden sie uns doch."

Und so erhoben wir uns und gingen auf die Stadt zu, vor der wir geflohen waren.

Nach vier Monaten starb Tatjana.
Ich ging im Wald spazieren, die Bäume blühten, und ich dachte darüber nach, weshalb wir nicht dort geblieben waren, und ob es überhaupt eine andere Möglichkeit gegeben hätte.


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Fao
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Beitrag18.03.2015 12:59

von Fao
Antworten mit Zitat

keine worte wiegen schwerer als deine

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Beitrag22.03.2015 23:23

von Fao
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Der Hund winselte leise. Er lag vor den Füßen seines Herrchens.
Man hatte ihn verprügelt und in eine Ecke geschleudert.
Samson beugte sich zu ihm herab.
Mit der rechten Hand hob er das linke Schlappohr.
"Gott lässt uns nicht im Stich", flüsterte er dem räudigen Köter direkt in das Hirn.
Dann drehte er sich um und ging.
Der Hund winselte leise.


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Beitrag26.03.2015 16:23

von Fao
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Man hat mir heute Morgen
meine Flügel gestohlen
gerade eben konnte ich noch fliegen
im Traum dann
stürzte ich aus dem Bett
auf dem harten Boden stieß
ich mir die Schulter man
hat mir heute Morgen meine
Flügel gestohlen
im Traum flog ich über einen
See jetzt gehe
ich an ihm vorbei ich
trauere man hat mir
meine Flügel
gestohlen


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Beitrag31.07.2015 00:08

von Fao
Antworten mit Zitat

"Ich möchte mit keinem das eigene Leben tauschen",
hat Herodes einmal zu Tiabet gesagt. Sie lagen gemeinsam im Schlafgemach, nebeneinander, ihre Körper wärmten einander, ein jeder war erhitzt von der Glut des Feuers, das nicht im Kamin, sondern in ihren Herzen brannte.
"Nicht einmal mit einem Hund, und auch kein Kaiser könnte mir seine Stunden aufdrängen, ich möchte immer ganz bei mir sein".

"Wenn das so ist",
antwortete Tiabet und erhob sich von den Kissen,
"dann muss ich dich wohl verlassen, denn ich habe offensichtlich einen Menschen geliebt, der mir nichts von sich geben kann."


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Beitrag31.07.2015 00:09

von Fao
Antworten mit Zitat

Als man mit einem Messer durch das Laken stach,
floss kein Blut heraus.
Denn es lag kein Mensch in diesem Bett.
Stattdessen fand man nur verlorene Träume,
verwunschene Glasperlen und ein Liebesgedicht.

All dies sammelte man auf,
legte es zu einem Haufen zusammen,
und machte Feuer.

Man verbrannte die Seelen der Menschen und zerstörte ihre Existenz.


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Beitrag31.07.2015 00:11

von Fao
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An Diana - Götterdämmerung. Geblichenes Licht I - Liebe.

Wir umschlangen
den Stein

waren Licht
waren Flut
waren Glasperlenspiel

gebündelte Strahlen fielen
gefallen
gestoßen
waren auseinandergebrochen

bis zuletzt wurde nicht gelacht
Nur Tränen wurden gezählt


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Beitrag31.07.2015 00:14

von Fao
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Es stehen sieben Wichtel - nun kommt der achte hinzu.

"Vielleicht sollte man manchmal eine Tür schließen",
sagte Tristan
"genauso wie man auch ein Fenster zu macht oder wie man einen Lichtschalter ausknipst, heißt: Sich selbst erschießen kann bei Kopfschmerzen wirklich eine Lösung sein."

Mit diesen Worten auf den Lippen ging er in die Finsternis.
Isolde, seine Katze, weinte ihm vier Tränen nach.
Und verschwand.


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Beitrag03.09.2015 20:02

von Fao
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schöner  Schnee
stille War bleicher
Licht in den Haaren
augustnebelhorn
gelber Mond
Jupiter ist um vieles größer
wir fahren jetzt zum Schiff
dies waren freie gedanken


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Beitrag11.09.2015 13:55

von Fao
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Eine kurze Geschichte.

Er war lange krank gewesen und hatte sich deshalb im Wandschrank eingeschlossen. Erst nach sieben Vollmonden trat er wieder hinaus, bleich, ausgehungert und durstig. Er war kein Vampir, benahm sich jedoch wie ein solcher, auch waren ihm während der Einsamkeit Flügel gewachsen, aus Leder und Knochen, zerknittert wie bei einer Fledermaus.
Er gähnte und erhob sich in die Luft. Nachtluft. Er atmete Gewitter: Jetzt war wieder Zeit zu leben.
Doch vergaß er den Sturz, der nur etwas später auf ihn lauerte. Mit zersplittertem Brustkorb schleppte er sich wieder nach Hause. Er war gescheitert, zu lange war die Zeit im Schrank gewesen. Nach diesem jämmerlichen Versuch hatte er keine Lust mehr. Er griff in seine Brust und warf sein Herz in hohen Bogen aus dem Fenster.


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Beitrag13.04.2016 00:13

von Fao
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War blind:
und was ich sah, das taugte nichts
ich fürchtete mich davor
und musste fliehen, dachte ich
und sah nur das, was ich mir selbst erbaut
erdichtet erdacht erlogen

wie schmerzhaft war das
wie tief der Fall
als man mir die Augen öffnete
ich war verloren
und doch gerettet
denn liegt die Schönheit doch im Schmerz
wer Tränen weint der kann getröstet werden
wo Elend ist da ist auch Trost
so weit war er ein manches Mal
und bei manchem immer weg gewesen
Und die Geister,
die ich rief,
werd ich nur sehr selten los,
doch in den Wolken wunderbar geborgen
genießen wir, was kommen mag
und jeder Tag bringt neues und bringt schönes
und was man in der Kirche singt, wird manchmal wahr.

Allein - es fehlte mir der Glaube
doch durch den Anblick grenzenloser Wahl
war sowas wie ein Funken Hoffnung
der aufstieg - und er leuchtet immer noch, ist da.

Nur lasst mich nicht zurück,
ich sitz am Boden hier und schau
nach oben, ich sehne mich nach Wolkentürmen, Windgeschrei und Tosen
ich möchte mich erheben - nur die Flügel fehlen mir.
Sie werden wachsen, das habe ich gelesen,
gehört gesprochen gewispert
war ich einsam an so manchen Orten
die Stimmen doch, die dies versprachen (es muss kein Fliegen, kann ein Schweben, kann ein Gleiten sein)
sie waren da
und solche Worte können nie erdacht
die meinen Dank dir angemessen sagen.


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Beitrag13.04.2016 17:42

von Fao
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Vielleicht gehört sehr viel Mut dazu,
dies zuzulassen - es auf sich zukommen lassen.
Nicht verlangen, nicht erwarten, nicht verstehen,
die Worte wirken, man braucht nicht viel zu tun.
Nur manchmal ist gerade das am schwersten.
*



*Worte, gefunden auf der ersten Seite des Gedichtbandes, der sein könnte, wenn diese Gedichte nicht in einem Forenthread wären.


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Beitrag13.06.2016 23:02

von Fao
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Er streichelte ihr über das Haar.
Weiches Haar, wie Federn lag es auf ihrem Kopf.
Sie war seine zehnte Tochter, und nachdem er am gestrigen Tage die neunte zu Grabe getragen hatte, war sie ihm besonders lieb.
"Du bist mir das teuerste auf der Welt", flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie wandte ihren Kopf, damit er ihre Tränen nicht sah.
"Die Last der Neun wird immer auf mir liegen", hauchte sie.
Der Vater, die Tochter, der Mond.
Sie schwiegen.


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Beitrag13.06.2016 23:10

von Fao
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Nun war er Mörder geworden, nun war es vollbracht, nun konnte er sich selbst umbringen.
Bevor er durch die eigene Hand starb, hatte er wissen müssen, wie es war, ein Leben zu nehmen.
Wäre es grausam, furchtbar oder entsetzlich gewesen, so hätte er es aufgegeben und sein restliches Dasein bis zu dem ihm vorbestimmten Ende auf Erden gefristet.
Doch es war banal.
Gut, eine leichte Gänsehaut hatte sich auf seinem Arm gebildet, in dem Moment, als der letzte Schrei aus der Kehle desjenigen, den er gerade erstochen hatte, gedrungen war.
Doch jetzt lag dieser kalt und tot vor ihm, und der Mörder erkannte: Das Leben ist wertlos, wenn es auf diese Weise genommen werden kann.
Darum zögerte er nicht lange, und stach sich mit dem Messer in das Herz.
Als aber das Blut herausströmte, musste er erkennen: Kein Leben gleicht dem anderen, und eben dieses, welches gerade zerstört wurde, war wertvoll gewesen.
Doch da war er schon tot.


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