|
|
Autor |
Nachricht |
Venia Gänsefüßchen
V
Beiträge: 21 Wohnort: hier
|
V 15.12.2012 01:55 Ein perfekter Mord von Venia
|
|
|
Kommissar Jacques Durand liebte seinen Job, ganz besonders mochte er schnelle und unkomplizierte Mordfälle, oder am besten noch: Selbstmorde. Da war nicht besonders viel zu tun. Der Mörder war gleich gefunden und ins Gefängnis musste er auch nicht mehr gebracht werden. Natürlich musste er Freunde und Familie trösten, aber das war kein Problem. Ein Abschiedsbrief des Mörders und gleichzeitigem Opfer genügte und der Fall war abgeschlossen. So einfach war das.
Der Fall zu dem Kommissar Durand so eben gerufen wurde, war einer dieser kurzen und unkomplizierten Fälle. Seine Kollegin Kommissarin Sandrine da Côte hatte ihm bereits über sein Handy die wichtigsten Daten erklärt: ein 16-jähriges Mädchen namens Fabienne Vasseur, Louvre, unter der Statue "Amor und Psyche", Todeszeitpunkt: heute Nacht um 23 Uhr, Selbstmord durch Aufschneiden der Pulsadern. Der Nachtwächter hatte sie in seiner zweiten nächtlichen Runde gefunden. Das einzige, was nicht ins Klischee passte, war der Ort. Warum bringt sich eine sechszehnjährige im Louvre um? Und dann auch noch unter dieser Statue, die die unsterbliche Liebe zwischen einem griechischen Gott und einer einfachen Prinzessin darstellte? Wenn Jacques da an seinen 17-Jährigen Neffen dachte, der lieber auf Rockfestival rumhingt als ein Museum zu besuchen. Nun ja, vielleicht sah das Interesse an Kultur bei Mädchen im gleichen Alter anders aus.
"Kommissar Durand, gut, dass Sie da sind!", sagte Sandrine und schüttelte ihm freundlich die Hand, "Monsieur Lefeux hat sich bereits die Leiche angeschaut. Es ist eindeutig Selbstmord. Wir wissen noch nicht den Grund, aber ich habe bereits alle Familienmitglieder und Freunde des Mädchens ausfindig machen können und hierherbestellt. Sie warten oben im Eingangsbereich des Louvres auf Sie."
"Gut gemacht, Sandrine.", sagte Jacques nur und ließ seinen Blick über die Leiche schweifen. Das Blut war bereits etwas eingetrocknet und die Leichenstarre hatte zugenommen. Jacques betrachtete den verzerrten Körper, der so im Gegensatz zu Canovas anmutigem Liebespaar stammt.
"Das ist alles sehr traurig, nicht wahr?", sagte Sandrine mitfühlend, "so ein armes Ding, noch so jung und bringt sich einfach selbst um... was muss nur in ihr vorgegangen sein?"
"Wissen Sie schon, wie sie in den Louvre gekommen ist? Hier sind doch sicherlich überall Alarmanlagen und Kameras." Jacques sah sich um, doch er konnte nirgends eine Kamera entdecken. "Wir müssen mit der Museumsleitung sprechen. Sofort! Wer weiß, was noch passiert, wenn hier jede Nacht ein jeder rein und rausspazieren kann. Dann werden die Kunstgegenstände sicherlich bald über die ganze Welt verteilt sein."
Sandrine nickte. Sie wird sofort alles in die Wege leiten, dachte Jacques bei sich und wunderte sich, dass er sich nicht über die extra Arbeit, die das Mädchen ihm gemacht hat, ärgerte. Schließlich ging es jetzt nicht nur um einen Selbstmord, sondern auch noch um einen Einbruch! Jacques betrachtete das Mädchen. Ihr Haut war ganz weiß, und er wusste, dass sie sich kalt und leblos anfühlen würde. Genauso wie die Marmorstatue, die über ihr wachte. Warum gerade 'Amor und Psyche'?
Nun, vielleicht war es an der Zeit etwas mehr über dieses Mädchen herauszufinden. Er ging die große Empfangshalle entlang, stieg die Treppen nach oben und befand sich unter einem großen dreieckigen Glaskasten. Jacques erkannte sofort die Mutter des Mädchens. Sie war umringt von einem Arzt und einem Seelsorger, hatte verweinte Augen und konnte, wie die meisten Mütter, nicht glauben, dass sich ihre Tochter umgebracht hatte. Einen Vater konnte Kommissar Durand nicht ausmachen. Vielleicht lebte dieser nicht in Paris oder war auf Geschäftsreise oder wo auch immer. Väter und Mütter waren sowieso nicht interessant für seine Vernehmung, schließlich wussten diese am wenigsten, welche Probleme ihre Tochter hatte, auch wenn sie tagein und tagaus mit ihnen unter einem Dach wohnten. Jacques hielt nach jemand anderem Ausschau. Eine Freundin oder eine Schwester des Mädchens. Diese wussten nämlich am ehesten die Gründe für solche Taten. Wenige Sekunden später entdeckte er auch ein zusammengekauertes, etwa 16-Jähriges Mädchen.
"Kanntest du das Mädchen?", fragte Kommissar Durand.
"Fabienne war meine beste Freundin.", schluchzte das Mädchen, "ich... ich kann nicht verstehen, warum sie das gemacht hat. Sie war so glücklich... sie hatte sich doch verliebt!"
Sandrine würde hier sicherlich wieder fragen, in wen sich das Mädchen verliebt hat. Doch für Jacques war klar, dass sich das Mädchen wie Julia aus Shakespeares Romeo und Julia auf Grund von Liebe umgebracht hat. Warum sollte er auch noch wissen, in wen sie sich verliebt hat? Jacques interessierte sich für etwas ganz anderes.
"Wie ist Fabienne in den Louvre gekommen? Und warum gerade Amor und Psyche?"
"Es... es... mein... Vater arbeitet im Louvre... sie wollte ein einziges Mal allein ihre Lieblingsstatue Amor und Psyche sehen. Sie… sie… liebt diese griechische Geschichte, um Amor, der sich unsterblich in Psyche verliebt und damit sogar seine Mutter hintergeht. Als seine Mutter, die Liebesgöttin Venus, dies herausgefunden hatte, musste Psyche viele schreckliche Aufgaben lösen, um mit ihrem geliebten Amor wieder zusammen zu sein. Die beiden lebten glücklich zusammen bis in alle Ewigkeit! Ich... ich habe ihr den Schlüssel gegeben... ich konnte doch nicht ahnen, dass sie sich umbringt!!!"
"Na gut.", sagte Durand und war innerlich erleichtert. Er musste nun doch keine Extraarbeit aufwenden, um herauszufinden, wie das Kind in den Louvre gekommen war. Die Erklärung war ganz einfach. Sie hatte einen Schlüssel. Dieser würde sicherlich auch irgendwo bei der Leiche liegen. So einfach war das.
Was jetzt noch fehlte war ein Abschiedsbrief, dann konnte er endlich Feierabend machen. Er stellte sich zur Mutter und sah sie mitfühlend an.
"Ich hätte noch ein paar Fragen an Sie, Madame Vasseur", begann er, "haben Sie einen Abschiedsbrief gefunden?" Die Mutter nickte unter Tränen und gab dem Kommissar ein rosafarbenes Papier.
'Ich liebe ihn. Doch er möchte nicht mit mir zusammen sein, da er mich nicht hübsch findet. Ich habe alles versucht um ihm zugefallen. Ich werde ihm auch seinen letzten Wunsch erfüllen. Er will, dass ich aus seinem Leben verschwinde. Ich hoffe, dass ich wo immer ich auch hingehe, Psyches Platz einnehmen kann, auf dass mich Amor bis in die Unsterblichkeit liebt. Fabienne'
Das Mädchen hatte sich also aus Liebe zu einem Jungen umgebracht. Armes Ding, dachte Jacques mitfühlend. Dann schlug sein Gesichtsausdruck von einer Sekunde auf die nächste um. Der Fall war erledigt, ein schöner, schneller, leicht zu lösender Fall.
|
|
Nach oben |
|
|
junior_cain Erklärbär
Alter: 40 Beiträge: 1 Wohnort: Rheinland-Pfalz
|
15.12.2012 15:36
von junior_cain
|
|
|
Mir stellt sich momentan noch die Frage, was der Text in mir auslösen soll. Geht es um die Qual der unerwiderten Liebe oder darum, wie abgestumpft ein Mensch als Kommissar werden kann, sodass er bei Selbstmorden nur noch lapidar mit den Schultern zuckt und den Fall im Vorbeigehen löst, ohne darüber zu reflektieren?
Beide Figuren geben genügend Ansätze, um sich dem ein oder anderen Thema ein bisschen genauer zuzuwenden. Ich fand die Geschichte interessant, aber ein bisschen kurz. Es kam mir so vor, als wolltest du sie ähnlich schnell hinter dich bringen die der Kommissar seinen Mordfall. Man merkt, dass du eine Idee hast, aber sie wird nicht gänzlich vor dem Leser ausgebreitet; hieran würde ich noch etwas feilen.
Außerdem ist mir eine Unstimmigkeit aufgefallen:
Es ist ein bisschen offensichtlich, dass die beste Freundin des Opfers nur dazu da ist, um die Geschichte der griechischen Sage zu erzählen, und das obwohl sie ja andere Sorgen haben müsste, als dem Polizisten eine Lehrstunde zu geben. Interessanter hätte ich es gefunden, wenn die Bedeutung der Statue erst einmal nicht erklärt wird, sondern das später bei den Ermittlungen herauskommt. So hältst du dem Leser noch ein Weilchen den Rätselköder vor die Nase.
Ich mochte, dass man sich gut vorstellen konnte, wie der Ermittler tickt und wie unaufgeregt er die Tragödie um ihn herum wahrnimmt. Hier habe ich mich als Erstes gefragt, wie er so geworden ist, was er dazu schon alles hat sehen müssen bzw. was unter dem ganzen emotionalen Stumpfsinn liegt, den er ausstrahlt. Ich würde mir wünschen, dass du das vertiefst, wenn du die Geschichte überarbeitest, denn das finde ich wirklich interessant.
Hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte. Mach weiter so
|
|
Nach oben |
|
|
Meth Budlack Gänsefüßchen
M
Beiträge: 16
|
M 15.12.2012 18:10
von Meth Budlack
|
|
|
Hallo!
Ich glaube, ich weiß, was deine Idee war, Du spielst mit Assoziationen, die der Leser hat, wenn der die Überschrift liest. Der Mord ist hier perfekt, weil es nicht lange dauert, bis zum feierabend für den Detektiv. Das als Idee reicht für mich nicht, um eine gute Geschichte daraus zu machen. Es ist nur eine Idee.
Zitat: | schnelle und unkomplizierte Mordfälle | Was sind schnelle Mordfälle? Du meinst Mordfälle, die man schnell lösen kann, vermute ich. Aber so, wie es da steht, kann man es nicht schreiben, denke ich.
Zitat: |
Seine Kollegin Kommissarin Sandrine da Côte hatte ihm bereits über sein Handy die wichtigsten Daten erklärt: | Da fehlen Kommas
Zitat: | lieber auf Rockfestival rumhingt als ein Museum zu besuchen | Rockfestivals rumhing
Zitat: | aber ich habe bereits alle Familienmitglieder und Freunde des Mädchens ausfindig machen können und hierherbestellt | Oh, hoffentlich hat er nicht die Facebook-Freunde gemeint. Ansonsten könnte es voll werden. Mal ehrlich: Ich glaube nicht, dass gleich alle Freunde bestellt werden zusammen mit allen Familienmitgliedern.
Zitat: |
und die Leichenstarre hatte zugenommen | Ich weiß gar nicht, ob das unbedingt falsch ist, aber es klingt doch unfreiwillig komisch. Da würde ich ein besseres Wort suchen als zugenommen.
Zitat: | der so im Gegensatz zu Canovas anmutigem Liebespaar stammt | im Gegensatz stand
Naja. Für mich gibts da nicht genug Entwicklung in der Geschichte. am Anfang will der Ermittler, dass der Fall schnell gelöst ist. dann geht er rein und "löst" den Fall schnell. ja. ist mir bisschen dünn. ich finde schon eine Prise schwarzen Humor, ja, aber es ist keine wirklich ausgereifte Geschichte für mich.
Gruß
Meth Budlack[/quote]
|
|
Nach oben |
|
|
wolf999 Schneckenpost
Beiträge: 12 Wohnort: Spanien
|
15.12.2012 19:48
von wolf999
|
|
|
Kommissar Jacques Durand liebte seinen Job, ganz besonders mochte er schnelle und unkomplizierte Mordfälle, oder am besten noch: Selbstmorde.
Jacques Durand liebte seinen Job, besonders die unkomplizierten Mordfälle und vor allem Selbstmorde.
Wenn Du überflüssige Worte eliminierst und kurze Sätze bildest, machst Du Deinen Text schneller. Denke bei einer Überarbeitung stets an Goethes Zitat „getretener Quark wird breit - nicht stark“.
|
|
Nach oben |
|
|
Gast
|
18.12.2012 21:54
von Gast
|
|
|
Dieser Text kommt mir vor als hätte ich ihn schon ein- bis hundertmal gelesen. Haben sich französische Krimis seit Maigret eigentlich gar nicht verändert?
|
|
Nach oben |
|
|
Thriller Schneckenpost
T
Beiträge: 7
|
T 01.10.2013 21:45
von Thriller
|
|
|
Der Text ist noch stark ausbaufähig. Wie Wolf999 bereits andeutete: zu viele Füllwörer. Ansonsten gar nicht so schlecht.
|
|
Nach oben |
|
|
Harald Show-don't-Tellefant
Alter: 76 Beiträge: 5133 Wohnort: Schlüchtern
|
01.10.2013 21:58
von Harald
|
|
|
Ich fürchte, die Antwort kommt nicht an, die Autorin war zuletzt da:
Zuletzt online 21.12.2012
_________________ Liebe Grüße vom Dichter, Denker, Taxi- Lenker
Harald
Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste! |
|
Nach oben |
|
|
Robingreezy Erklärbär
R Alter: 24 Beiträge: 1
|
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|