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Maph
Geschlecht:männlichGänsefüßchen
M


Beiträge: 16



M
Beitrag21.01.2014 16:13
Apartment 42
von Maph
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zusammen,

schon seit einiger Zeit habe ich das Bedürfnis mal selber eine Geschichte zu schreiben. Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie und eine gute Vorstellungskraft. Nun habe ich den Versuch gewagt, etwas davon zu "Papier" zu bringen. Es ist im Grunde eine Schreibübung, ein Versuch so zu schreiben, dass es andere gerne Lesen. Ich habe mir absolut nichts überlegt, sondern einfach drauflos geschrieben.

Ich würde mich sehr über Eure Meinung dazu freuen.


Maph

-----------------------------
------ Apartment 42 ------
-----------------------------

Als Rachel in den Wagen mit dem gelb leuchtenden Taxi Schild auf dem Dach stieg, fühlte sie sich so gut, wie schon lange nicht mehr. »Worwick Avenue 238, bitte«, sagte sie dem Fahrer, welcher den Wagen angenehm ruhig in Bewegung setzte. Es war nun schon das dritte Treffen gewesen und Rachel hatte das Gefühl, dass es diesmal etwas Ernstes werden könnte. Sie öffnete die Spange, mit der sie ihr schulterlanges, dunkelblondes Haar hochgesteckt hatte und durchkämmte es mit den Fingern. Natürlich hatte sie die leichte Enttäuschung in Martins Blick bemerkt, als sie ihn wieder nicht bat sie zu sich nach Hause zu begleiten. Stattdessen stand er wieder nur am Straßenrand und sah das Taxi in die Dunkelheit der Stadt verschwinden. Doch Rachel war noch nicht so weit. Schon immer war es ihr schwer gefallen, jemanden nah an sich heran zu lassen. Er würde sich eben noch etwas gedulden müssen, sagte sie sich. Der Weg vom Restaurant zu ihrem Apartment war nicht weit und die Straßen zu dieser Zeit frei, so dass die Fahrt nicht länger als 15 Min. dauerte. »Sie können mich an der Kreuzung da vorne rauslassen«, sagte Rachel dem Taxifahrer, der mit einem kurzen Nicken signalisierte, dass er verstanden hatte. Eigentlich war der Wohnkomplex, in dem ihre Wohnung war, noch einen Block entfernt, doch sie liebte es sich nach einem solchen Abend noch etwas die Beine zu vertreten. Außerdem tat die frische Luft sehr gut, denn eigentlich trank sie nicht sonderlich viel und  die 3 Gläser Rotwein waren ihr etwas zu Kopf gestiegen.
 
Der Wohnkomplex an der Worwick Avenue 238 war ein modernes Gebäude, dessen Außenfassade vollständig aus Glas bestand. Es erhob sich mächtig über 20 Stockwerke auf denen 80 großräumige Eigentumswohnungen verteilt waren. Der Eingangsbereich ähnelte einer Hotelempfangshalle, bestehend aus einer Rezeption, einem Wartebereich mit schwarzen Ledersesseln und hübsch verzierten runden Ebenholztischen und 4 Aufzügen.
»Hallo Manny«, begrüßte Rachel den Nachtportier. Er musste um die 50 Jahre alt sein und war ein sehr freundlicher und gesprächiger Mann, welcher seit der Fertigstellung des Gebäudes dort 6 Tage die Woche von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens auf seinem Stuhl saß und dafür sorgte, dass nur Bewohner oder angemeldete Gäste Zutritt bekamen. Rachel schaffte es eigentlich nie mit einer einfachen Begrüßung an ihm vorbei zu kommen. »Guten Abend Miss O’Neil. Ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass es auch beim dritten Mal nichts zu beanstanden gab. Wann bitten Sie den armen Kerl denn mal auf einen Kaffee rauf?« Dabei grinste er verschmitzt und zwinkerte ihr unmissverständlich zu. Rachel versuchte ihre Verunsicherung mit einem Lächeln zu überspielen. »Vielleicht beim nächsten Mal. Er ist wirklich nett. Wie ist Ihr Abend bisher verlaufen?« »Ach, Sie wissen schon, der übliche Wahnsinn. Ein paar Lieferanten, die Essen gebracht haben, ein paar Taxi Bestellungen. Nichts Besonderes eben« antwortete er in einem etwas gelangweilten Tonfall.
Sie plauderten noch eine Weile, dann verabschiede Rachel sich, wünschte ihm eine angenehme Nacht und begab sich zum Fahrstuhl. Dieser war nur mit einer speziellen Keycard benutzbar, die jeder Bewohner bei der Wohnungsübergabe bekommen hatte. Natürlich besaß auch Manny solch eine Karte, mit der er auch anderen Personen Zutritt zu den Wohnungsebenen verschaffen konnte. Rachel gab ihre Etagennummer auf dem Nummernpad ein und der Fahrstuhl sauste aufwärts.
 
Die Wohnung maß gute 100 Quadratmeter und hatte 3 Zimmer. Wenn man die Wohnung betrat befand man sich in einem schmalen, dunklen Flur, welcher das geradeaus liegende Wohnzimmer mit den beiden rechts gelegenen Schlafräumen verband. Als Rachel die Wohnung 5 Jahre zuvor gekauft hatte, hatte sie gedacht, dass das zweite Schlafzimmer mal ein Kinderzimmer werden würde und es bis dahin dazu genutzt ihr Spinning Rad aufzustellen. Im Schlafzimmer war dafür nämlich kein Platz und im Wohnzimmer machte es sich optisch nicht besonders. Wer weiß, dachte sie, vielleicht klappt es ja mit Martin und die Tage des Rades sind gezählt. Darüber würde sich das Rad wahrscheinlich genauso sehr freuen, wie Rachel, denn es bekam von ihr nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Die Tatsache, dass sie es hatte und der hohe Preis hatten Rachel anfänglich als Motivation gereicht, doch nach einigen Wochen stand es einfach nur noch da und kam höchstens zum Einsatz, wenn Rachel mal wieder das Gefühl hatte, sie müsse abnehmen. Das Wohnzimmer war offen mit der Küche verbunden und bildete somit den größten Raum in der Wohnung. Durch die lange Glasfront hatte man einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Oft saß Rachel abends auf Ihrem Lesesessel mit einem Glas Wein, blickte hinaus und versank in Gedanken. Dann stellte sie sich vor, wie schön es sein würde mit einer großen Familie draußen auf dem Land zu wohnen, um das große Haus nur Felder und Wiesen. Doch sie wusste, dass es immer nur ein Traum bleiben würde.
 
Rachel öffnete die Wohnungstür und betrat den Flur. Sie hängte ihren Mantel an die Garderobe und erlöste mit einem tiefen Seufzer ihre Füße von den hochhackigen Schuhen. Sie liebte es sich zum Ausgehen schick zu machen, doch wieso sich jemand ausgedacht hatte, dass es ansehnlicher sei, auf einem hohen Absatz zu laufen, konnte sie nicht im Ansatz nachvollziehen. Es konnte jedenfalls keine Frau gewesen sein, da war sie sich sicher. Sie ging ins Wohnzimmer um sich noch ein Glas Wasser einzugießen. Das half gegen die Kopfschmerzen am nächsten Morgen und war eine Art abendliches Ritual geworden. Sie nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas und blickte verträumt durch die große Fensterfront in die Nacht. Statt den Sternen am Himmel leuchteten dort die unzähligen Fenster der Wolkenkratzer. Die Stadt, die niemals schläft, dachte sie. Sie füllte das Glas erneut mit Wasser um es für die Nacht an ihrem Bett griffbereit zu haben und bewegte sich in Richtung des Schlafzimmers als ihr etwas auffiel.
Auf dem kleinen Wohnzimmertisch an der gegenüberliegenden Wand lag ein weißer Zettel. Rachel war sehr auf Ordnung und Sauberkeit bedacht, es machte sie fast verrückt, wenn Dinge einfach so herumlagen oder das Dreckige Geschirr sich an der Spüle stapelte. Einer der Gründe warum es in vergangenen Beziehungen immer wieder zu Streit gekommen war. Sie näherte sich dem Zettel und nahm ihn vom Tisch um zu sehen, was darauf stand. Stichpunktartig waren dort Lebensmittel aufgeführt: Butter, Käse, Wurst, Äpfel, Kaffee usw. Es war eindeutig ihre Handschrift, doch sie konnte sich nicht daran erinnern in den letzte Tagen mit diesem Zettel im Supermarkt gewesen zu sein. Wohlmöglich hatte sie ihn in einer Jackentasche gefunden und unbewusst dort abgelegt. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden zerknüllte Sie den Zettel in ihrer Hand, ging zum Mülleimer bei der Küchenzeile und warf ihn hinein. Dann lies sie den Blick noch einmal durch den Raum schweifen um beruhigt festzustellen, dass die Ordnung nun wieder hergestellt war und ging ins Bett.
 
Obwohl sie einen so schönen Abend gehabt hatte schlief Rachel unruhig. Sie merkte, wie sie sich im Bett umher wälzte auf der Suche nach der richtigen Position, doch jedes Mal störte sie etwas. Mal war es das Kissen, welches am Hals drückte, mal war es unter der Decke zu warm. Ihre Gedanken drehten sich wild und plötzlich war sie hellwach. Etwas hatte an diesem Einkaufszettel nicht gestimmt. Zuerst dachte Sie es sei allein die Tatsache, dass er dort auf dem kleinen Wohnzimmertisch gelegen hatte. Doch da war noch etwas anderes. Sie hatte nur flüchtig darauf geschaut und es so nicht bewusst wahrgenommen. Es war das Wort ›Wurst‹. Seit sie einen Bericht im Fernsehen gesehen hatte, der auf schockierende Weise die Qualen der armen Tiere in den Massenschlachthöfen aufzeigte, nur damit sie für einen lächerlich kleinen Geldbetrag eine Scheibe Wurst auf ihr Frühstücksbrot legen konnte, war sie überzeugte Vegetarierin. Das war nun schon 7 Jahre her und seitdem hatte sie nie wieder eine Scheibe Wurst gekauft. Dass mal ein Einkaufszettel in einer Jackentasche verschwindet und Wochen, vielleicht sogar Monate später wieder auftaucht, war nicht abwegig. Dass ein solcher Zettel aber so viele Jahre überlebte ohne der Waschmaschine und zwei Umzügen zum Opfer zu fallen war für Rachel absolut unmöglich.
Doch wie sollte der Zettel dort hingekommen sein? Niemand außer ihr hatte Zugang zu der Wohnung und für den Fall, dass sie ihre Keycard verliert oder sich aussperrt, hatte sie eine Ersatzkarte in einem kleinen Safe im Büro liegen. Der Gedanke, dass jemand in ihrer Wohnung gewesen war, um einen viele Jahre alten Einkaufszettel für sie zu hinterlassen, erschien ihr absurd und beängstigend zugleich. Sie hatte sich immer sicher in ihrer Wohnung gefühlt, doch dieses Gefühl begann mehr und mehr zu schwinden.
Sie schaltete das kleine Lämpchen auf dem Nachttisch rechts neben ihrem Bett ein und setzte sich auf. Was sollte sie nun tun? Plötzlich glaubte sie ein Geräusch aus der Wohnung wahrgenommen zu haben, als wenn jemand die Tür zur Wohnung geöffnet hätte. Instinktiv zog sie die Bettdecke bis zum Hals. Nicht, dass es sie tatsächlich beschützt hätte, wäre wirklich jemand in der Wohnung. Doch es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Langsam atmete sie ein und aus und konzentrierte sich auf die Geräusche außerhalb ihres Schlafzimmers. In der Ferne heulte die Sirene eines Polizeiwagens, doch ansonsten war es still.
Mach dich nicht verrückt, sagte sie sich. Bestimmt gibt es für all dies eine plausible Erklärung und schon bald wirst Du darüber lachen.
Sie beschloss aufzustehen und nachzusehen. Langsam öffnete sie die Tür und spähte hinaus auf den dunklen Flur. Mit der linken Hand tastete Sie an der Wand nach dem Lichtschalter und schaltete das Licht ein. Ein kurzer Schreck durchfuhr sie, als sie die Gestalt an der Haustür erblickte. Doch es war nur die Garderobe. »Reiß dich zusammen, Rachel!« sagte sie leise zu sich selbst.
Sie trat aus der Tür und schlich langsam den engen Flur entlang Richtung Wohnzimmer. Der Flur endete mittig in das Zimmer und mit jedem Schritt überlegte sie, in welche Richtung sie zuerst gucken sollte. An der Schwelle zum Zimmer schaltete Sie auch dort das Licht ein. Die große Fensterfront, welche sich über die gesamte Länge des Zimmers zog, verwandelte sich umgehend in einen riesigen Spiegel.
Rachel stand wie versteinert da. Der Schreck durchfuhr ihren ganzen Körper wie ein Stromschlag und schnürte ihr die Luft ab.
Da stand er. Wie ein dunkler Schatten zeichneten sich seine Umrisse rechts neben dem Sofa ab. Einzig seine durchdringenden weißen Augen leuchteten aus dem düsteren Nichts seiner Gestalt und starrten sie scharf an.
Rachel wollte schreien, doch sie war wie gelähmt. Plötzlich setzte sich der Schatten in Bewegung. Das löste ihren Bann und sie hatte nur einen Gedanken: ›Lauf! Lauf so schnell, wie du kannst.‹
Es waren nur wenige Schritte bis zur Wohnungstür. Rachel griff nach der Klinke als sie den Stofffetzen vor ihrem Mund spürte. Ein süßlicher Geruch durchzog ihren Kopf und riss sie in die Dunkelheit...

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Assy
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Beiträge: 217
Wohnort: NRW


Beitrag22.01.2014 12:03
Re: Apartment 42
von Assy
Antworten mit Zitat

Maph hat Folgendes geschrieben:
Hallo Zusammen,

schon seit einiger Zeit habe ich das Bedürfnis mal selber eine Geschichte zu schreiben. Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie und eine gute Vorstellungskraft. Nun habe ich den Versuch gewagt, etwas davon zu "Papier" zu bringen. Es ist im Grunde eine Schreibübung, ein Versuch so zu schreiben, dass es andere gerne Lesen. Ich habe mir absolut nichts überlegt, sondern einfach drauflos geschrieben.

Ich würde mich sehr über Eure Meinung dazu freuen.


Maph

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------ Apartment 42 ------
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Als Rachel in den Wagen mit dem gelb leuchtenden Taxi Schild auf dem Dach stieg, fühlte sie sich so gut, wie schon lange nicht mehr. »Worwick Avenue 238, bitte«, sagte sie dem Fahrer, welcher den Wagen angenehm ruhig in Bewegung setzte. Es war nun schon das dritte Treffen gewesen und Rachel hatte das Gefühl, dass es diesmal etwas Ernstes werden könnte. Sie öffnete die Spange, mit der sie ihr schulterlanges, dunkelblondes Haar hochgesteckt hatte und durchkämmte es mit den Fingern. Natürlich hatte sie die leichte Enttäuschung in Martins Blick bemerkt, als sie ihn wieder nicht bat sie zu sich nach Hause zu begleiten. Stattdessen stand er wieder nur am Straßenrand und sah das Taxi in die Dunkelheit der Stadt verschwinden. Doch Rachel war noch nicht so weit. Schon immer war es ihr schwer gefallen, jemanden nah an sich heran zu lassen. Er würde sich eben noch etwas gedulden müssen, sagte sie sich. Der Weg vom Restaurant zu ihrem Apartment war nicht weit und die Straßen zu dieser Zeit frei, so dass die Fahrt nicht länger als 15 Min. dauerte. »Sie können mich an der Kreuzung da vorne rauslassen«, sagte Rachel dem Taxifahrer, der mit einem kurzen Nicken signalisierte, dass er verstanden hatte. Eigentlich war der Wohnkomplex, in dem ihre Wohnung war, noch einen Block entfernt, doch sie liebte es sich nach einem solchen Abend noch etwas die Beine zu vertreten. Außerdem tat die frische Luft sehr gut, denn eigentlich trank sie nicht sonderlich viel und  die 3 Gläser Rotwein waren ihr etwas zu Kopf gestiegen.
 
Der Wohnkomplex an der Worwick Avenue 238 war ein modernes Gebäude, dessen Außenfassade vollständig aus Glas bestand. Es erhob sich mächtig über 20 Stockwerke auf denen 80 großräumige Eigentumswohnungen verteilt waren. Der Eingangsbereich ähnelte einer Hotelempfangshalle, bestehend aus einer Rezeption, einem Wartebereich mit schwarzen Ledersesseln und hübsch verzierten runden Ebenholztischen und 4 Aufzügen.
»Hallo Manny«, begrüßte Rachel den Nachtportier. Er musste um die 50 Jahre alt sein und war ein sehr freundlicher und gesprächiger Mann, welcher seit der Fertigstellung des Gebäudes dort 6 Tage die Woche von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens auf seinem Stuhl saß und dafür sorgte, dass nur Bewohner oder angemeldete Gäste Zutritt bekamen. Rachel schaffte es eigentlich nie mit einer einfachen Begrüßung an ihm vorbei zu kommen. »Guten Abend Miss O’Neil. Ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass es auch beim dritten Mal nichts zu beanstanden gab. Wann bitten Sie den armen Kerl denn mal auf einen Kaffee rauf?« Dabei grinste er verschmitzt und zwinkerte ihr unmissverständlich zu. Rachel versuchte ihre Verunsicherung mit einem Lächeln zu überspielen. »Vielleicht beim nächsten Mal. Er ist wirklich nett. Wie ist Ihr Abend bisher verlaufen?« »Ach, Sie wissen schon, der übliche Wahnsinn. Ein paar Lieferanten, die Essen gebracht haben, ein paar Taxi Bestellungen. Nichts Besonderes eben« antwortete er in einem etwas gelangweilten Tonfall.
Sie plauderten noch eine Weile, dann verabschiede Rachel sich, wünschte ihm eine angenehme Nacht und begab sich zum Fahrstuhl. Dieser war nur mit einer speziellen Keycard benutzbar, die jeder Bewohner bei der Wohnungsübergabe bekommen hatte. Natürlich besaß auch Manny solch eine Karte, mit der er auch anderen Personen Zutritt zu den Wohnungsebenen verschaffen konnte. Rachel gab ihre Etagennummer auf dem Nummernpad ein und der Fahrstuhl sauste aufwärts.
 
Die Wohnung maß gute 100 Quadratmeter und hatte 3 Zimmer. Wenn man die Wohnung betrat befand man sich in einem schmalen, dunklen Flur, welcher das geradeaus liegende Wohnzimmer mit den beiden rechts gelegenen Schlafräumen verband. Als Rachel die Wohnung 5 Jahre zuvor gekauft hatte, hatte sie gedacht, dass das zweite Schlafzimmer mal ein Kinderzimmer werden würde und es bis dahin dazu genutzt ihr Spinning Rad aufzustellen. Im Schlafzimmer war dafür nämlich kein Platz und im Wohnzimmer machte es sich optisch nicht besonders. Wer weiß, dachte sie, vielleicht klappt es ja mit Martin und die Tage des Rades sind gezählt. Darüber würde sich das Rad wahrscheinlich genauso sehr freuen, wie Rachel, denn es bekam von ihr nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Die Tatsache, dass sie es hatte und der hohe Preis hatten Rachel anfänglich als Motivation gereicht, doch nach einigen Wochen stand es einfach nur noch da und kam höchstens zum Einsatz, wenn Rachel mal wieder das Gefühl hatte, sie müsse abnehmen. Das Wohnzimmer war offen mit der Küche verbunden und bildete somit den größten Raum in der Wohnung. Durch die lange Glasfront hatte man einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Oft saß Rachel abends auf Ihrem Lesesessel mit einem Glas Wein, blickte hinaus und versank in Gedanken. Dann stellte sie sich vor, wie schön es sein würde mit einer großen Familie draußen auf dem Land zu wohnen, um das große Haus nur Felder und Wiesen. Doch sie wusste, dass es immer nur ein Traum bleiben würde.
 
Rachel öffnete die Wohnungstür und betrat den Flur. Sie hängte ihren Mantel an die Garderobe und erlöste mit einem tiefen Seufzer ihre Füße von den hochhackigen Schuhen. Sie liebte es sich zum Ausgehen schick zu machen, doch wieso sich jemand ausgedacht hatte, dass es ansehnlicher sei, auf einem hohen Absatz zu laufen, konnte sie nicht im Ansatz nachvollziehen. Es konnte jedenfalls keine Frau gewesen sein, da war sie sich sicher. Sie ging ins Wohnzimmer um sich noch ein Glas Wasser einzugießen. Das half gegen die Kopfschmerzen am nächsten Morgen und war eine Art abendliches Ritual geworden. Sie nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas und blickte verträumt durch die große Fensterfront in die Nacht. Statt den Sternen am Himmel leuchteten dort die unzähligen Fenster der Wolkenkratzer. Die Stadt, die niemals schläft, dachte sie. Sie füllte das Glas erneut mit Wasser um es für die Nacht an ihrem Bett griffbereit zu haben und bewegte sich in Richtung des Schlafzimmers als ihr etwas auffiel.
Auf dem kleinen Wohnzimmertisch an der gegenüberliegenden Wand lag ein weißer Zettel. Rachel war sehr auf Ordnung und Sauberkeit bedacht, es machte sie fast verrückt, wenn Dinge einfach so herumlagen oder das Dreckige Geschirr sich an der Spüle stapelte. Einer der Gründe warum es in vergangenen Beziehungen immer wieder zu Streit gekommen war. Sie näherte sich dem Zettel und nahm ihn vom Tisch um zu sehen, was darauf stand. Stichpunktartig waren dort Lebensmittel aufgeführt: Butter, Käse, Wurst, Äpfel, Kaffee usw. Es war eindeutig ihre Handschrift, doch sie konnte sich nicht daran erinnern in den letzte Tagen mit diesem Zettel im Supermarkt gewesen zu sein. Wohlmöglich hatte sie ihn in einer Jackentasche gefunden und unbewusst dort abgelegt. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden zerknüllte Sie den Zettel in ihrer Hand, ging zum Mülleimer bei der Küchenzeile und warf ihn hinein. Dann lies sie den Blick noch einmal durch den Raum schweifen um beruhigt festzustellen, dass die Ordnung nun wieder hergestellt war und ging ins Bett.
 
Obwohl sie einen so schönen Abend gehabt hatte schlief Rachel unruhig. Sie merkte, wie sie sich im Bett umher wälzte auf der Suche nach der richtigen Position, doch jedes Mal störte sie etwas. Mal war es das Kissen, welches am Hals drückte, mal war es unter der Decke zu warm. Ihre Gedanken drehten sich wild und plötzlich war sie hellwach. Etwas hatte an diesem Einkaufszettel nicht gestimmt. Zuerst dachte Sie es sei allein die Tatsache, dass er dort auf dem kleinen Wohnzimmertisch gelegen hatte. Doch da war noch etwas anderes. Sie hatte nur flüchtig darauf geschaut und es so nicht bewusst wahrgenommen. Es war das Wort ›Wurst‹. Seit sie einen Bericht im Fernsehen gesehen hatte, der auf schockierende Weise die Qualen der armen Tiere in den Massenschlachthöfen aufzeigte, nur damit sie für einen lächerlich kleinen Geldbetrag eine Scheibe Wurst auf ihr Frühstücksbrot legen konnte, war sie überzeugte Vegetarierin. Das war nun schon 7 Jahre her und seitdem hatte sie nie wieder eine Scheibe Wurst gekauft. Dass mal ein Einkaufszettel in einer Jackentasche verschwindet und Wochen, vielleicht sogar Monate später wieder auftaucht, war nicht abwegig. Dass ein solcher Zettel aber so viele Jahre überlebte ohne der Waschmaschine und zwei Umzügen zum Opfer zu fallen war für Rachel absolut unmöglich.
Doch wie sollte der Zettel dort hingekommen sein? Niemand außer ihr hatte Zugang zu der Wohnung und für den Fall, dass sie ihre Keycard verliert oder sich aussperrt, hatte sie eine Ersatzkarte in einem kleinen Safe im Büro liegen. Der Gedanke, dass jemand in ihrer Wohnung gewesen war, um einen viele Jahre alten Einkaufszettel für sie zu hinterlassen, erschien ihr absurd und beängstigend zugleich. Sie hatte sich immer sicher in ihrer Wohnung gefühlt, doch dieses Gefühl begann mehr und mehr zu schwinden.
Sie schaltete das kleine Lämpchen auf dem Nachttisch rechts neben ihrem Bett ein und setzte sich auf. Was sollte sie nun tun? Plötzlich glaubte sie ein Geräusch aus der Wohnung wahrgenommen zu haben, als wenn jemand die Tür zur Wohnung geöffnet hätte. Instinktiv zog sie die Bettdecke bis zum Hals. Nicht, dass es sie tatsächlich beschützt hätte, wäre wirklich jemand in der Wohnung. Doch es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Langsam atmete sie ein und aus und konzentrierte sich auf die Geräusche außerhalb ihres Schlafzimmers. In der Ferne heulte die Sirene eines Polizeiwagens, doch ansonsten war es still.
Mach dich nicht verrückt, sagte sie sich. Bestimmt gibt es für all dies eine plausible Erklärung und schon bald wirst Du darüber lachen.
Sie beschloss aufzustehen und nachzusehen. Langsam öffnete sie die Tür und spähte hinaus auf den dunklen Flur. Mit der linken Hand tastete Sie an der Wand nach dem Lichtschalter und schaltete das Licht ein. Ein kurzer Schreck durchfuhr sie, als sie die Gestalt an der Haustür erblickte. Doch es war nur die Garderobe. »Reiß dich zusammen, Rachel!« sagte sie leise zu sich selbst.
Sie trat aus der Tür und schlich langsam den engen Flur entlang Richtung Wohnzimmer. Der Flur endete mittig in das Zimmer und mit jedem Schritt überlegte sie, in welche Richtung sie zuerst gucken sollte. An der Schwelle zum Zimmer schaltete Sie auch dort das Licht ein. Die große Fensterfront, welche sich über die gesamte Länge des Zimmers zog, verwandelte sich umgehend in einen riesigen Spiegel.
Rachel stand wie versteinert da. Der Schreck durchfuhr ihren ganzen Körper wie ein Stromschlag und schnürte ihr die Luft ab.
Da stand er. Wie ein dunkler Schatten zeichneten sich seine Umrisse rechts neben dem Sofa ab. Einzig seine durchdringenden weißen Augen leuchteten aus dem düsteren Nichts seiner Gestalt und starrten sie scharf an.
Rachel wollte schreien, doch sie war wie gelähmt. Plötzlich setzte sich der Schatten in Bewegung. Das löste ihren Bann und sie hatte nur einen Gedanken: ›Lauf! Lauf so schnell, wie du kannst.‹
Es waren nur wenige Schritte bis zur Wohnungstür. Rachel griff nach der Klinke als sie den Stofffetzen vor ihrem Mund spürte. Ein süßlicher Geruch durchzog ihren Kopf und riss sie in die Dunkelheit...


Hallo Maph,

ich werde dir kurz schildern, wie ich deinen Text gelesen habe. Zuerst die ersten Zeilen, danach habe ich nach unten gescrollt, um den Thread zu verlassen. Dabei las ich am Ende "süßlicher Geruch, Stofffetzen und Dunkelheit", die mich dazu veranlassten, wieder hinauf zu scrollen Laughing

Ich setzte an der Passage an, an der deine Prota die Wohnung betritt. Die Geschehnisse davor kenne ich demnach nicht.

Was soll ich "sagen"? Ich habe deinen Text bis zum Schluss gelesen und finde ihn persönlich vom Stil und auch von der Idee her, recht gut gelungen. Klar kannst du den Text an manchen Passagen verbessern, aber vom Prinzip, das Grundmuster stimmt.

Was ich schade finde, dass du noch kein Konzept oder ähnliches entwickelt hast, nicht weißt, wohin es geht. Das wird man beim Lesen merken.

Mein Rat an dich, bleib dabei. Befasse dich mit deiner Geschichte, lasse sie im Kopf entstehen - vom Anfang bis zum Ende - , entwerfe ein Konzept und dann mach weiter. Ich persönlich mag deinen Stil - vor allem weil wir aus dem gleichen Holz geschnitzt sind (Genre Krimi) - logisch, dass du mich mehr in die Story ziehst als mit Erzählungen for example!!!

Viel Glück
Assy
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Klemens_Fitte
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Beitrag22.01.2014 13:03

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Maph,

nachdem du ja fleißig fast den gesamten 'Einstand' mit Feedback versorgt hast, will ich dir auch eine (kurze) Rückmeldung geben.

Wenn ich das richtig verstehe, ist das hier ja nicht der Anfang eines größeren Projektes, sondern eine in sich geschlossene Schreibübung, richtig? Dann wäre mein Vorschlag, den gesamten Text von einer Idee her, einem interessanten Gesichtspunkt aus aufzuzäumen. Deine Protagonistin etwa bleibt mir irgendwie sehr fremd - ich erfahre zwar viel über sie und ihren Hintergrund, aber ein echtes Bild von ihr bekomme ich nicht.

Beispiel? Rachel ist, wie du schreibst, Ordnungsfanatikerin; dann begib dich doch in ihren Kopf und schildere mal den gesamten Text, alle Beobachtungen etc. aus der Sicht einer (vielleicht sogar sympathischen) Neurotikerin. Schon habe ich als Leser etwas, das mich, wenn's gut gemacht ist, zum Weiterlesen verleitet.

Und so etwas

Zitat:
Sie plauderten noch eine Weile


müsste sowieso raus, das ist zu unbestimmt, nichtssagend und hat in einer Kurzgeschichte nichts verloren. Ebenso die Beschreibung des Wohnkomplexes, der Wohnung (wo ich fast ausgestiegen wäre) - eindampfen und auf den Punkt bringen.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Gruß,
Klemens
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Maph
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M
Beitrag22.01.2014 13:09

von Maph
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Hi Assy,

da bin ich ja froh, dass Du den letzten Satz noch so eben erwischt hast Smile. Vielleicht hätte ich den einführenden Teil für den Zweck des Vorstellens in diesem Forum auch weglassen können. Er enthält keinen wirklichen Mehrwert für den Teil in der Wohnung und macht den Text möglicherweise unnötig lang. Jedenfalls um es hier vorzustellen.

Im Gesamtkontext gehört es natürlich dazu, weil ich dort die Hauptfigur einführe.

Natürlich hast Du völlig recht, dass man für eine "richtige" Geschichte erst mal ein Konstrukt braucht. Bisher habe ich nur so vor mich hin geschrieben, was automatisch dazu führt, dass es gesamtheitlich unstimmig wird. Es war ja auch nur ein Versuch überhaupt mal was zu schreiben Smile.

Ich plane als nächste Schritte noch verschiedene Schreibübungen um mir dann tatsächlich eine vollständige Geschichte zu überlegen.


Keep up the good work,

maph
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Maph
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Beiträge: 16



M
Beitrag22.01.2014 13:17

von Maph
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Hallo Maph,

nachdem du ja fleißig fast den gesamten 'Einstand' mit Feedback versorgt hast, will ich dir auch eine (kurze) Rückmeldung geben.

...

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen.

Gruß,
Klemens


Hallo Klemens,

damit kann ich definitiv etwas anfangen. Ich hatte gehoffe, dass ich mit etwas Feedback belohnt werde, wenn ich selber ein paar Kommentare schreibe. Also danke dafür. Ich werde versuchen den Charakteren mehr Charakter zu geben Smile.


Keep up the good work,

maph
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Murmel
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DSFo-Sponsor


Beitrag22.01.2014 16:33
Re: Apartment 42
von Murmel
Antworten mit Zitat

Maph hat Folgendes geschrieben:
------ Apartment 42 ------
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Als Rachel in den Wagen mit dem gelb leuchtenden Taxi Schild auf dem Dach stieg, fühlte sie sich so gut, wie schon lange nicht mehr. »Worwick Avenue 238, bitte«, sagte sie dem Fahrer, welcher den Wagen angenehm ruhig in Bewegung setzte. Es war nun schon das dritte Treffen mit Martin gewesen und Rachel hatte das Gefühl, dass es diesmal etwas Ernstes werden könnte. Sie öffnete die Spange, mit der sie ihr schulterlanges, dunkelblondes Haar hochgesteckt hatte und durchkämmte es mit den Fingern. Natürlich hatte sie die leichte Enttäuschung in Martins Blick bemerkt, als sie ihn wieder nicht bat sie zu sich nach Hause zu begleiten. Stattdessen stand er wieder nur am Straßenrand und sah das Taxi in die Dunkelheit der Stadt verschwinden. (beides sind Perspektivbrüche) Doch Rachel war noch nicht so weit. Schon immer war es ihr schwer gefallen, jemanden nah an sich heran zu lassen. Er würde sich eben noch etwas gedulden müssen, sagte sie sich. Der Weg vom Restaurant zu ihrem Apartment war nicht weit und die Straßen zu dieser Zeit frei, so dass die Fahrt nicht länger als 15 Min. dauerte (unwichtig). »Sie können mich an der Kreuzung da vorne rauslassen«, sagte Rachel dem Taxifahrer, der mit einem kurzen Nicken signalisierte, dass er verstanden hatte. Eigentlich war der Wohnkomplex, in dem ihre Wohnung war, noch einen Block entfernt, doch sie liebte es sich nach einem solchen Abend noch etwas die Beine zu vertreten. Außerdem tat die frische Luft sehr gut, denn eigentlich trank sie nicht sonderlich viel und  die 3drei Gläser Rotwein waren ihr etwas zu Kopf gestiegen.
 
Der Wohnkomplex an der Worwick Avenue 238 (ist die Adresse relevant, weil du sie ständig wiederholst?) war ein modernes Gebäude, dessen Außenfassade vollständig aus Glas bestand. Es erhob sich mächtig über 20 Stockwerke auf denen 80 großräumige Eigentumswohnungen verteilt waren. Der Eingangsbereich ähnelte einer Hotelempfangshalle, bestehend aus einer Rezeption, einem Wartebereich mit schwarzen Ledersesseln und hübsch verzierten runden Ebenholztischen und 4vier Aufzügen.
»Hallo Manny«, begrüßte Rachel den Nachtportier. Er musste um die 50 Jahre alt sein und war ein sehr freundlicher und gesprächiger Mann, welcher seit der Fertigstellung des Gebäudes dort 6 Tage die Woche von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens auf seinem Stuhl saß und dafür sorgte, dass nur Bewohner oder angemeldete Gäste Zutritt bekamen. (relevante Informationen?) Rachel schaffte es eigentlich nie mit einer einfachen Begrüßung an ihm vorbei zu kommen. »Guten Abend Miss O’Neil. Ihr Gesichtsausdruck sagt mir, dass es auch beim dritten Mal nichts zu beanstanden gab. Wann bitten Sie den armen Kerl denn mal auf einen Kaffee rauf?« Dabei grinste er verschmitzt und zwinkerte ihr unmissverständlich zu. Rachel versuchte ihre Verunsicherung mit einem Lächeln zu überspielen. »Vielleicht beim nächsten Mal. Er ist wirklich nett. Wie ist Ihr Abend bisher verlaufen?« »Ach, Sie wissen schon, der übliche Wahnsinn. Ein paar Lieferanten, die Essen gebracht haben, ein paar Taxi Bestellungen. Nichts Besonderes eben« antwortete er in einem etwas gelangweilten Tonfall. (DIalog relevant?)
Sie plauderten noch eine Weile, dann verabschiede Rachel sich, wünschte ihm eine angenehme Nacht und begab sich zum Fahrstuhl. Dieser war nur mit einer speziellen Keycard benutzbar, die jeder Bewohner bei der Wohnungsübergabe bekommen hatte. Natürlich besaß auch Manny  solch eine Karte, mit der er auch anderen Personen Zutritt zu den Wohnungsebenen verschaffen konnte. Rachel gab ihre Etagennummer auf dem Nummernpad ein und der Fahrstuhl sauste aufwärts.
...
Es waren nur wenige Schritte bis zur Wohnungstür. Rachel griff nach der Klinke als sie den Stofffetzen vor ihrem Mund spürte. Ein süßlicher Geruch durchzog ihren Kopf und riss sie in die Dunkelheit... (na, und???)


Ready?

Du verschwendest zu viel Zeit an unnötige Informationen, dadurch wirkt es ausufernd und langweilig. Das Ende kommt abrupt und ist zu offen. Deine Geschichte ist nicht im Gleichgewicht daher. Man merkt deutlich, dass du dir (angeblich) keine Mühe gegeben hast. Eine Kurzgeschichte ist anders aufzubauen als ein Romananfang.

Noch etwas zum Setting: Du schreibst Schauplatz USA aber beschreibst eine Wohnung, die typisch deutsch ist. Authenzität ist erwünscht, bei Publikumsverlagen zumindest.



Zitat:
Es ist im Grunde eine Schreibübung, ein Versuch so zu schreiben, dass es andere gerne Lesen. Ich habe mir absolut nichts überlegt, sondern einfach drauflos geschrieben.

Lass so etwas in Zukunft einfach weg. Es wirkt wie eine faule Ausrede. Da, hab ich was hingeklatscht... was ihr mögt das nicht? Klar, da war ich auch blau und in Wirklichkeit kann ich das viel besser.

Du schreibst, oder du lässt es bleiben.

Ok?


Mehr kritisiere ich jetzt mal nicht, denn ich will dich nicht zu sehr frustrieren. Hoffentlich schreibst du weiter, hier im Forum findest du alles, was du dazu brauchst. smile


_________________
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5132
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag22.01.2014 18:01

von Harald
Antworten mit Zitat

Ich schließe mich einfach Murmels  Ausführungen an, genauer kann man es kaum auf den Punkt bringen.

Was mich zusätzlich von Anfang an störte war der Zettel, der an einer Stelle lag, die sofort ins Auge  fiel, fallen musste.

Wenn eine Frau eine solche Ordnungsfanatikerin  ist, dann legt sie nie einen irgendwo zufällig gefundenen Zettel achtlos an eine Stelle, an die er nicht hingehört Sie hätte diese Tatsache dann auch nicht mit einem Achselzucken abgetan. Der Sinn erschließt sich mir daher nicht, was wollte der Eindringling damit bewirken?
Die Reaktion der Protagonistin hätte mit dem Auffinden dieses Zettels absolut anders ausfallen müssen!

 Wink


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Harald

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DonKorneo
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Beitrag22.01.2014 18:36

von DonKorneo
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Hallo Maph,

grundsätzlich fand ichs gar nicht übel. Schließe mich allerdings meinen Vorrednern an, was Perspektive und Infodump angeht. Wenn du aus Rachels Kopf schreibst und dir überlegst, wie detailliert sie ihre tägliche Umgebung wirklich wahrnehmen würde, dann fallen denke ich automatisch viele bremsende Informationen raus.
Zu Rachel, der Anfang und somit auch sie erinnern mich stark an ein Sex and the City Klischee. Sollte genau das deine Absicht gewesen sein hats funktioniert. Allerdings langweilen mich persönlich solche Archetypen zu Tode. wink
Ob ihr Verhalten bezüglich des Zettels realistisch war, würde ich persönlich davon abhängig machen, ob sie einfach eine ordnungsliebende Frau oder doch eher eine Zwangsneurotikerin ist.
Wenn du an dem Ansatz Spass hast, bau ihn doch zu einem wirklichen Romananfang aus und hau ihn uns nochmal um die Ohren.


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Maph
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M
Beitrag22.01.2014 19:32

von Maph
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Vielen Dank für Euer Feedback! Da ich wirklich noch nie vorher geschrieben habe und mir gar keine Gedanken gemacht habe bin ich total glücklich, dass bisher keiner der Meinung war, ich würde damit meine kostbare Zeit verschwenden. Alles Andere nehme ich dankend an und werde versuchen es  mit meiner nächsten Veröffentlichung hier viel besser zu machen.
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