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Blumen in der Nacht


 
 
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag30.07.2014 00:36
Blumen in der Nacht
von Rainer Zufall
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Das ist der erste Text seit langer Zeit. Und dann noch ein Gedicht. Mein allererstes hier überhaupt, wenn ich mal von der kurzen, aber schrecklich intensiven Expressionismusphase mit 16 absehe.
Ich hab schon gemerkt. Im Vergleich mit euren filigranen Textgebilden wirkt mein Gedicht wie Erbsensuppe. Aber egal, ich  war froh, endlich mal einen Einfall zu haben. Spart nicht mit Kritk, ich kanns einordnen.


Blumen in der Nacht

Erzähl mir nichts
von Blumen in der Nacht.
Ich mag nur Brennnesseln.

Sprich nicht vom Duft des Geißblatts
den du mir schenken willst
nicht von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke riecht
nach Rauch
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.

Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig

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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag30.07.2014 01:05
Hallo Rainer Zufall,
von Perry
Antworten mit Zitat

für einen "Lyrik-Erstling" gar nicht so schlecht. Wink
Die Bildebene (Blumenduft) hast Du gut durchgehalten und eine übertragene Aussage (Eifersucht) ist auch vorhanden. Konstruktiv habe ich Probleme eine Verbindung zwischen Flammenblumen und "Rauch-Kragengeruch (gibt es so etwas)" herzustellen. Die Brennnessellinie gefällt mir gut.
LG
Perry
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag30.07.2014 11:45

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieber Perry, wow, du warst aber schnell.
Danke, danke für meinen ersten Gedichtkommentar.
Ich habe mich super gefreut. Und klar, aufgeregt ist man wahrscheinlich eh immer ein bisschen.

Zitat:
für einen "Lyrik-Erstling" gar nicht so schlecht.

Da hab ich mich dann noch mehr gefreut und ein bisschen entspannt.

Zitat:
Die Bildebene (Blumenduft) hast Du gut durchgehalten und eine übertragene Aussage (Eifersucht) ist auch vorhanden.

Ich glaub, mein Gedicht ist furchtbar einfach zu entschlüsseln, deswegen habe ich es ja auch Erbsensuppe genannt, während ich mir für viele der anderen Gedichte immer einen kleinen Kompass im positiven Sinne bauen muss,
Ja, das lyrIch ist eifersüchtig, sie wehrt den nach Rauch riechenden Schönredner aber auch ein bisschen ab mit ihren Brennnesseln.
Gut, dass dir das Brennesselbild gefiel. Ich glaub ohne die Nesseln wäre es fad geworden.

Zitat:
Konstruktiv habe ich Probleme eine Verbindung zwischen Flammenblumen und "Rauch-Kragengeruch (gibt es so etwas)" herzustellen.

Naja, Flammenblumen gibt es wirklich. Von denen erzählt das lyrDu, dh, es verspricht dem lyrDu. Gleichzeitig aber riecht es nach Rauch und einem anderen Menschen.
So war das gemeint.
Großen Dank noch mal an dich Perry, für dein Lesen und dein erstes feedback. Hat mich wirklich total gefreut.
Viele liebe Grüße von Zufall
LG
Perry
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag30.07.2014 11:59
Re: Blumen in der Nacht
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo,

(an dieser Stelle stünde jetzt eigentlich ein Satz wie "Ich bin eher in der Prosa zuhause, daher verstehe meine Anmerkungen nur als etc. pp." – aber da wir ja unter Prosaikern sind, spare ich mir das mal.)

Ich denke, auch die Lyrik bietet eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten; von den "filigranen Textgebilden", die man sich interpretierend-intertextuell erschließen muss, zu den Gedichten, die einfach eine Stimmung, einen Ausdruck transportieren möchten; und Letzteres funktioniert hier mE schon, weil es eine angenehm einfache und doch beherrschte Sprache besitzt.

Ich habe mal, sozusagen als Variante eines anderes Nicht-Lyrikers, ein wenig in deinem Gedicht herumgekritzelt; ich hoffe, das ist okay.

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Blumen in der Nacht

Erzähl mir nichts
von Blumen in der Nacht.
Ich mag nur Brennnesseln.

Sprich nicht vom Duft des Geißblatts
den du mir schenken willst
oder von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke nach Rauch stinkt
und fremder Haut.

Ich mag nur Brennnesseln.

Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig


Vielleicht ist da ja eine Anregung für dich dabei. Gern gelesen.

Gruß,
Klemens


_________________
100% Fitte

»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag30.07.2014 13:21

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo RainerZufall,

gratuliere zum gelungenen Erstling. Mit gefällt der Ton des Textes. Das Thema Eifersucht handfest, bissig und frisch angepackt. Das Ganze auf der Ebene der Düfte von Allerlei Blumengewächsen transportiert, das ist schon mal alles eine prima Idee.

Auch die Sprache passt, die Brennnessel-Zeilen gefallen mir am besten, die haben was Humoriges.

Wenn ich das nun ein wenig anders umbrechen würde und ein paar Wörtchen weglassen würde, so  kann das Ansichtssache sein, oder einfach, weil ich die lyrischen Mittel mehr für den Text nutzen will. Meiner Meinung nach könnte man da noch ein wenig mehr rausholen. Ich mach mal blau, worüber man nachdenken könnte (nicht muss). Als Erstling würde ich es auf jeden Fall so behalten, selbst wenn du eine neue Fassung erstellen würdest.

Zitat:
Blumen in der Nacht


Den Titel könnte man interessanter setzen. „Blumen der Nacht“ lockt mich wenig und das Thema kitzelt doch etwas mehr. Da wäre doch „Brennessel in der Nacht“ schon wesentlich vieldeutiger und reibender. Oder „ Nesseln in der Nacht“. Oder "Nessel-Tee". Also, da geht mehr.

Zitat:
Erzähl mir nichts
von Blumen in der Nacht.
Ich mag nur Brennnesseln.


Die erste Zeile schlägt einen guten Ton an. Ich habe hier ein handfestes LI vor Augen.  De Feststellung: Ich mag nur Brennnessel ist köstlich und lässt mich schmunzeln.

Zitat:
Sprich nicht vom Duft des Geißblatts
den du mir schenken willst
nicht von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.


Das müsste das Herz jetzt für mich nicht stehen. Ich überließe es da dem Leser, sich das auszumalen. Auch ist mir der Stil hier zu wenig ausgefeilt.

Zitat:
Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke riecht
nach Rauch
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.


Ich würde hier auf die „wenn-Konstruktion“ verzichten, aber das verändert etwas die Aussage. Wirst du dann in meinem Versuch feststellen und da muss du wissen, willst du hier in der "Wenn-Ebene" bleiben, also hypothetisch, quasi das Li schon mal vorausdenkend, was ist wenn, oder gibt es ein IST.

Zitat:
Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig


Die letzten zwei Zeilen nehmen der Vorzeile ihren Reiz. Ich gehe jedoch jetzt davon aus, dass es die IST Ebene ist, sonst gäbe es ja nichts zu verschweigen, also das WENN weg und die zwei letzten Zeilen sind unnötig.


Man könnte ggf. etwas anders umbrechen:


Erzähl mir nichts von Blumen
in der Nacht.

Ich mag nur Brennnessel.

Sprich nicht vom Duft
den du mir schenken willst
vom Geißblatt nicht
von der Schwere des Jasmins.

Ich will's nicht wissen.

Sprich nicht von Flammen-
Blumen. Dein Kragen riecht
nach Rauch und fremder Haut.

Ich mag nur Brennnesseln.

Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.


oder:

Ich werde einen Tee aus ihnen brauen
in der Nacht.


RainerZufall, der Text ist kein Zufall. Ich habe ihn gerne gelesen. Bleib am Lyrik Ball!

Liebe Grüße Aranka


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firstoffertio
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Beitrag30.07.2014 23:14

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Erst gestern schaute ich auf dein Profil und fand es schade, nicht mehr Texte von dir zu finden. Heute erstaunst du mich mit diesem!

Ich bin einig mit den bisherigen Kommentaren: Ein schöner Text. Die Blumenbilder mag ich sehr. Verbesserungsvorschläge hast du ja schon bekommen.  Dem kann ich nichts hinzufügen.

Außer dich aufzufordern: Mach weiter!
(Auch mit deinen Kommentaren. Die sind immer auch klasse.)
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Stimmgabel
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Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag31.07.2014 06:16

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-


Hallo Rainer Zufall,


mal paar Stimmgabelungen zu deinem Stück.

Ja, da klingt schon eine LI-Seele mit ... heraus ... Smile
Formal sehe ich hier mehr eine prosa’eske Lyrik, als weniger eine Umbruchprosa ... ergo: hier fehlen mir etwas die sprachbildlichen und rhythmischen Ziehharmonikabewegungen.

Bin mal in Stimmgabelmanier rangegangen ... also nur als Beispiel für die möglichen tonalen Kontraktionen aus der Sprache heraus – und klar: nur meine Meinung ... spürst es vllt so besser heraus, was ich meine.

-----------------------------------------------------------------


langweilige Öd_Krumen


                                               Erzähl mir nichts.
Von Blumen per se der Nacht.
Und was ist mit Brennnesseln?

Schleimst vom Duft des Geißblatts
kotest mich über
sei Jasmin schwer_schwer.
Interessiert mich nicht ............. wer
                                             dir das Herz brach.
                                                  Jelängerjelieber

... der Kragen [ deiner Jacke ] mieft
nach Schmauch glimmt
und fremder Haut.
Brauch’s
auch mal daran gedacht? Brennnesseln

Bitzel_Tee ......... brühglüh
Haut 'grittes brennen
... rennen

und Du [ ewiges Bremspedal ]: b’ Titte
                                                Schweig

----------------------------------------------------------------------


einen swing_lingen Gruß, Stimmgabel ...


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag31.07.2014 14:51

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo an euch alle, vielen vielen lieben Dank. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, weil das so viele schöne Kommentare sind, die mir alle, jeder auf seine Weise total weiterhelfen und einen neuen kleinen Input geben.
Sorry, dass ich erst heute antworte, eigentlich dachte ich, ich hätte Zeit, so ist das manchmal mit dem Denken. Das Leben kommt und bumm muss man das Denken verlegen.

Jetzt aber im Einzelnen:

Hallo, lieber Klemens,
ich freu mich natürlich ganz besonders, dass du reingeschaut hast, gerade unter uns Prosaikern. Aber ich glaub, ich selbst wars, die dir bei deinem schönen Text, sagte, dass du was von einem Lyriker hast.

Zitat:
(an dieser Stelle stünde jetzt eigentlich ein Satz wie "Ich bin eher in der Prosa zuhause, daher verstehe meine Anmerkungen nur als etc. pp." – aber da wir ja unter Prosaikern sind, spare ich mir das mal.)

Schade, ich hätte gern gehört, wie du jetzt so ein paar entschuldigende Sprachkringel hinlegst. smile extra

Zitat:
zu den Gedichten, die einfach eine Stimmung, einen Ausdruck transportieren möchten; und Letzteres funktioniert hier mE schon, weil es eine angenehm einfache und doch beherrschte Sprache besitzt.

Das klingt verdammt gut und macht mich ein bisschen stolz. Schön.

Zitat:
Ich habe mal, sozusagen als Variante eines anderes Nicht-Lyrikers, ein wenig in deinem Gedicht herumgekritzelt; ich hoffe, das ist okay.

Das ist absolut okay, nein, nicht nur okay, ich finde es toll. Vor allem, wenn man sieht, wie unterschiedlich jeder von euch den Stift ansetzt. Das wirft neue Perspektiven auf meinen kleinen Text. Ich freue mich über sowas immer total, wo kriegt man das schon, dass einem ein anderer den Text umarbeitet. Es ist oft anschaulicher als eine wortreiche Erklärung. Also bei mir darf man immer rumschnippeln. Ich nehm das, was mit meiner Intention und mit meiner Einsicht zusammenpasst. Aber davon abgesehen, finde ich es einfach sehr sehr inspirierend zu schauen, was andere mit der Idee machen, selbst wenn man etwas nicht übernimmt. Es arbeitet alles in mir.

Zitat:
Sprich nicht vom Duft des Geißblatts,
den du mir schenken willst
oder von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Hier zum Beispiel musste ich erst mal vergleichen, was du anders gemacht hattest. Und ja, dein "oder" klingt auf jeden Fall eleganter. Ich weiß, dass ich "nicht von" extra wiederholt habe. Aber ich mach das eh oft, vielleicht ist das ja auch manchmal so ein Lieblingstrick, den man auch mal infrage stellen muss. Also da überlege ich. Und manchmal brauche ich für so eine Überlegung einfach lang. Das geht dann immer so hin und her. Wie beim Malen, wenn man an ein und derselben Stelle stundenlang rumkritzelt. Aber im Prinzip hast du mich da schon überzeugt.

Zitat:
Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke nach Rauch stinkt
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.

Du hast nach Rauch nach vorne geholt und den Zeilenumbruch verändert. Hmm, da weiß ich noch nicht. Was ich aber sicherlich nicht mache, das ist statt riecht - stinkt schreiben. Ich hab das Gedicht ungefähr fünfmal überarbeitet. Ich glaube, das ist nicht viel, bei meinen Prosatexten mache ich das viel viel häufiger, und ich hatte immer stinkt drin. Es ist ein viel stärkerers Verb als das harmlose riecht. Erst beim allerletzten Mal habe ich es durch riecht ersetzt. Mir ist stinkt zu stark, geht zu sehr in die Richting der Verletzung, der Bitterkeit. Den Ton wollte ich dann irgendwann nicht mehr im Gedicht haben. Es passt einfach nicht richtig in meinem Kopf zu der Person, die da spricht und rumnesselt.

Zitat:
Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig

Da hast du die beiden letzten Zeilen gestrichen. Uups habe ich gedacht, ausgerechnet die. Auf die war ich so stolz. Hab mir echt was dabeigedacht. Sollte trotz des scheinbar leichten, etwas angenesselten Tons des lyrIch trotzdem die Verletztheit zeigen. Glaub mir, wärst das nicht du, ich wäre wahrscheinlich einfach drüber weggegangen. Aber du hast ein sehr starkes Gespür für ein Zuviel, das habe ich an deinem Inco-Text gesehen. Also hast du mich total ins Schwanken gebracht. Vielleicht weiß und spürt man das Verletzte ja trotzdem und ich will nur wieder mit der Keule auf eine kleine Fliege hauen.
Also du hast mich fast schon überzeugt.
Ist vielleicht so ähnlich wie das Killen der darlings.

Zitat:
Vielleicht ist da ja eine Anregung für dich dabei.

Auf jeden Fall. Mehr als das.
Vielen Dank fürs Reinschauen und Gedanken dalassen.
Lass es dir gut gehen.


Liebe Aranka,

das war so schön, als ich sah, dass du geschrieben hast.
Und dann nennst du meine Erbsensuppe auch noch einen gelungenen Erstling. Ich hab mich sehr gefreut, dass der Ton des Textes dir gefiel.
Und auch, dass du das Bissige bemerkst, das hat mir gefallen, denn so war es auch gedacht.
Zitat:
Auch die Sprache passt, die Brennnessel-Zeilen gefallen mir am besten, die haben was Humoriges.

Ja, wenn die nicht wären, mir gefiele mein eigener Text weniger.
Als mir die Idee dazu einfiel, dachte ich an eine Frau, die eben nicht nur leidet, sondern die auch ein bisschen rumstänkern will, die nimmt den Mann zwar so, wie er ist, sie brüht den Tee, vielleicht darf er ja sogar davon trinken? smile Also sie ist nicht hilflos, sondern setzt etwas dagegen.

Zitat:
Wenn ich das nun ein wenig anders umbrechen würde und ein paar Wörtchen weglassen würde, so kann das Ansichtssache sein, oder einfach, weil ich die lyrischen Mittel mehr für den Text nutzen will. Meiner Meinung nach könnte man da noch ein wenig mehr rausholen.

Nur zu, ich hab schon in der Antwort auf Klemens geschreiben, dass ich das gerade gut finde, wenn man am Gedicht selbst aufzeigt, wie man es anders machen kann. Darf man bei mir wirklich immer immer machen. ich sehe das als Bereicherung  an, selbst wenn ich Sachen nicht übernehme.

Zitat:
Als Erstling würde ich es auf jeden Fall so behalten, selbst wenn du eine neue Fassung erstellen würdest.

Das mache ich. smile Ist ja auch ein bisschen die eigene Schreibgeschichte.

Zitat:
Den Titel könnte man interessanter setzen.

Da hast du völlig Recht. Mein Titel ist zu nichtssagend. Das fand ich auch. Mir fiel nicht so richtig was ein. Und Nesseln im Titel wollte ich nicht, will ich immer noch nicht, weil ich da die Überraschung in der 3. Zeile vorwegnehme. Aber es arbeitet in mir. Irgendwas wird kommen, eagl wie lange es dauert.

Zitat:
Das müsste das Herz jetzt für mich nicht stehen. Ich überließe es da dem Leser, sich das auszumalen. Auch ist mir der Stil hier zu wenig ausgefeilt.

Ja, zu wenig augefeilt, Herz weg. Da muss ich drüber nachdenken. Womit du unbedingt Recht hast, ist, dass so ein eingefügtes Herz leicht was Stereotypes kriegt. Ich gucke noch. Denn deine Version klingt schön. Die Zeilensprünge sind für mich allerdings oft noch ungewöhnlich. Das muss einfach ein bisschen reifen.

Zitat:
Ich würde hier auf die „wenn-Konstruktion“ verzichten, aber das verändert etwas die Aussage. Wirst du dann in meinem Versuch feststellen und da muss du wissen, willst du hier in der "Wenn-Ebene" bleiben, also hypothetisch, quasi das Li schon mal vorausdenkend, was ist wenn, oder gibt es ein IST.

Hmm, gemeint war das "wenn" als Konjunktion für eine Gleichzeitigkeit in der Gegenwart, also nicht als Konditon, dann, wenn dein Kragen stinkt, dann passiert das und das. Ja, ich merke schon, ddie Gleichzeitigkeit auszudrücken, das IST, das ist wahrscheinlich ohne das wenn besser. Kürzer, dichter. Da merke ich auch schon wieder. Ich bin beim Geschichten schreiben gerade auf dem Trip, dass ich von allzu kurzen Sätzen abkomme, bzw. von Hauptsätzen oder Satzreihen, und mehr auf eine Abwechslung der Satzmuster achte. Da hat sich was eingeschlichen. Im Gedicht ist es wohl wirklich besser, man drückt die Gleichzeitigkeit auch so aus, wie sie ist.

Zitat:
Die letzten zwei Zeilen nehmen der Vorzeile ihren Reiz. Ich gehe jedoch jetzt davon aus, dass es die IST Ebene ist, sonst gäbe es ja nichts zu verschweigen, also das WENN weg und die zwei letzten Zeilen sind unnötig.

Ja, der Klemens hat ja auch schon die beiden letzten Zeilen rausgeschmissen, weil sie unnötig seien. Er hatte mich schon schwer ins Schleudern gebracht, wenn du jetzt auch noch kommst, ist die Sache klar. Also weg damit, obwohl mir das schwer fällt.
War ein darling. Ist schon mal gekillt.

Zitat:
RainerZufall, der Text ist kein Zufall. Ich habe ihn gerne gelesen. Bleib am Lyrik Ball!

He, ja, wenn jemand so nett mich motiviert. Dann muss ich es ja weiterprobieren. Weißt du noch, ich glaube es ist keinen Monat her, da habe ich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, jemals ein Gedicht zu schreiben. Auch wenn ich noch ein bisschen prosaisch und unumgebrochen schreibe. Ja, ich bleib am Ball. Ich hab Gedichteblut geleckt.
Liebe Aranka, ich hab dir wahnsinnig viel zu verdanken, ich hab durch deine Gedichtkommentare so viel gelernt, das weißt du ja.
Und genauso viel Dank fürs Lesen und Mitdenken und Anregungen geben und für dein Lob und überhaupt.
Viele liebe Grüße von der Zufall
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag31.07.2014 16:04

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich nochmal. Schön, dass du mir meinen Eingriff in den Text nicht übelnimmst und mit meinen Anmerkungen/Änderungen etwas anfangen kannst. Ich wollte sie dir auch vorerst ohne meinerseitigen Beipackzettel präsentieren, denn ich denke: zunächst muss es klingen, bevor es sich erklären darf.

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Sprich nicht vom Duft des Geißblatts,
den du mir schenken willst
oder von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Hier zum Beispiel musste ich erst mal vergleichen, was du anders gemacht hattest. Und ja, dein "oder" klingt auf jeden Fall eleganter. Ich weiß, dass ich "nicht von" extra wiederholt habe. Aber ich mach das eh oft, vielleicht ist das ja auch manchmal so ein Lieblingstrick, den man auch mal infrage stellen muss. Also da überlege ich. Und manchmal brauche ich für so eine Überlegung einfach lang. Das geht dann immer so hin und her. Wie beim Malen, wenn man an ein und derselben Stelle stundenlang rumkritzelt. Aber im Prinzip hast du mich da schon überzeugt.


Da kann ich dir sehr gut folgen, was deine Aussagen zum Herstellungsprozess angeht, der für mich auch immer ein sehr organischer, wachsender ist. Da wird nicht einfach gestrichen und ersetzt, sondern formuliert, immer wieder von vorn und immer wieder beinah gleich und dann doch lieber ein bisschen anders. Und manche der Striche, die einem daneben geraten, lässt man doch erstmal ein wenig sichtbar, um das 'Eingrenzen' genauer zu sehen.
Konkret zu dieser Stelle: Ich bin auch ein Freund von Wiederholungen, würde hier aber eben die 'Eleganz' des 'oder' vorziehen, denn als Variation des "nicht von" bleibt die Formulierung ja trotzdem erhalten, wenn auch eher im- als explizit.

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke nach Rauch stinkt
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.

Du hast nach Rauch nach vorne geholt und den Zeilenumbruch verändert. Hmm, da weiß ich noch nicht. Was ich aber sicherlich nicht mache, das ist statt riecht - stinkt schreiben. Ich hab das Gedicht ungefähr fünfmal überarbeitet. Ich glaube, das ist nicht viel, bei meinen Prosatexten mache ich das viel viel häufiger, und ich hatte immer stinkt drin. Es ist ein viel stärkerers Verb als das harmlose riecht. Erst beim allerletzten Mal habe ich es durch riecht ersetzt. Mir ist stinkt zu stark, geht zu sehr in die Richting der Verletzung, der Bitterkeit. Den Ton wollte ich dann irgendwann nicht mehr im Gedicht haben. Es passt einfach nicht richtig in meinem Kopf zu der Person, die da spricht und rumnesselt.


Interessant, dass du auch zuerst "stinkt" stehen hattest; und ich gebe zu, mir hat es auch von Anfang an nicht gefallen. Der Grund, weshalb ich es verwendet habe, ist peinlich simpel: "wenn der Kragen deiner Jacke nach Rauch riecht" klingt unschön, ich wollte aber unbedingt das "nach Rauch" vorziehen, weil mir der Umbruch
Zitat:
wenn der Kragen deiner Jacke riecht
nach Rauch
und fremder Haut

nicht so recht gefiel. Rein von meinem Sprachgefühl her hängt das "nach Rauch" da sehr verloren zwischen den Stühlen bzw. der Jacke und der Haut. Außerdem gibt es einen mE schön spröden Sprachton, wenn man das "nach Rauch" nach vorne zieht. Dass "stinkt" aber nicht passt, ja, da stimme ich dir zu. Vielleicht findest du ja einen Mittelweg (falls du dafür überhaupt Bedarf siehst).

Rainer Zufall hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig

Da hast du die beiden letzten Zeilen gestrichen. Uups habe ich gedacht, ausgerechnet die. Auf die war ich so stolz. Hab mir echt was dabeigedacht. Sollte trotz des scheinbar leichten, etwas angenesselten Tons des lyrIch trotzdem die Verletztheit zeigen. Glaub mir, wärst das nicht du, ich wäre wahrscheinlich einfach drüber weggegangen. Aber du hast ein sehr starkes Gespür für ein Zuviel, das habe ich an deinem Inco-Text gesehen. Also hast du mich total ins Schwanken gebracht. Vielleicht weiß und spürt man das Verletzte ja trotzdem und ich will nur wieder mit der Keule auf eine kleine Fliege hauen.
Also du hast mich fast schon überzeugt.
Ist vielleicht so ähnlich wie das Killen der darlings.


Kann gut sein, dass es auch mein Argwohn gegenüber dem Zuviel ist, der mich da zur Streichung verleitet hat. Ich sehe es so: Du hast hier in wenigen Zeilen ein sehr greifbares LyrIch etabliert, es dem Leser ermöglicht, diese Stimme, die da spricht, sehr gut einschätzen zu können; man fühlt gewissermaßen diese Mischung aus Trotz und Bissigkeit und Flapsigkeit und Verletztheit – also, mE zeichnet es dein Gedicht aus, dass es diese letzten beiden Zeilen gar nicht braucht.

Gruß,
Klemens


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Gast







Beitrag31.07.2014 17:22

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Rainer Zufall,

die letzten beiden Zeilen sollten auf jeden Fall raus. Wirken wie eine Nachfrage, auch - "Lieber Leser, hast du jetzt auch wirklich verstanden, was ich sagen wollte?!". Wenn du vorher ordentlich gearbeitet hast (und so sieht es aus), ist das unnötig und schwächt den Text.

Noch zum "riecht" / "stinkt".

Ich lese "Rauch" hier als "Zigarettenrauch", und wenn dem so ist, dann hat "stinkt" nichts mit "Verletzung" oder "Bitterkeit" zu tun, sondern ist einfach eine Sinneswahrnehmung - (kalter) Zigarettenrauch stinkt, widerlich und abscheulich, und die Welt wäre ein besserer Ort, könnte man das den Rauchern nur irgendwie vermitteln ...

Deswegen:

Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke riecht
nach Rauch
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.


Versuch doch mal, die "fremde Haut" in die Nähe des "riecht" zu stellen und den "Rauch" weit weg?

Sprich nicht von Flammenblumen,
wenn nach Rauch der Kragen deiner Jacke
riecht und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.


So zum Beispiel. Müssen jetzt nicht diese Umbrüche sein, wichtig ist mir nur: "riecht" und "fremde Haut" in einer Zeile, damit eng aufeinander bezogen als zwei Partner, die gut zueinander passen.

Das rückt auch den "Rauch" näher an die "Flammen" - ob du das wollen würdest, weiß ich nicht.

Es scheint mir auch insgesamt so, als könntest du in der Satzstellung noch ein wenig un-prosaischer werden; was aber nichts gegen die von dir gewählte Anordnung sagen soll.

Gruß,

Ferdi
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag01.08.2014 09:30

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe firstoffertio,

schön, dass du meinen Erstling gelesen hast. Das hat mich sehr gefreut.

Zitat:
Erst gestern schaute ich auf dein Profil und fand es schade, nicht mehr Texte von dir zu finden. Heute erstaunst du mich mit diesem!

Ja, das war ein echter Zufall. (Manchmal mag ich meinen Nick mittlerweile schon, weil man so schön damit rumalbern kann. Eine Zeitlang hab ich die unselige Sprachspielerei verflucht.)
Die Idee kam wirklich ganz zufällig, als ich Montag Nacht auf einem Konzert war. Draußen goss es und drinnen lauschten alle andächtig einem jungen Kerl, der voller Inbrunst Lieder sang. Ein singer-songwriter aus England. Und dann hab ich noch in der Nacht den ersten Entwurf geschrieben, einen oder zwei Tage lang immer wieder mal dran rumgebosselt und dann, bevor ich es mir doch noch wieder anders überlegt habe, schnell eingestellt.
Im Vergleich mit dem Schreiben einer Kurzgeschichte oder gar eines Romans ist das schon enorm, ich bin eine fürchterliche Langsamschreiberin normalerweise. Was mir am Gedichteschreiben  gefällt, das ist, dass man offenichtlich einen bestimmten Moment, eine Atmosphäre zum Thema nutzen kann. Man kann schreiben und hängt nicht für Wochen an einem Text dran, zerfieselt sich nicht in einem plot, schreibt aber trotzdem und hat Spaß. Das ist gerade in meiner momentanen Situation, wo ich immer nur sehr sporadisch Zeit und Kopf fürs eigene Schreiben habe, ganz wichtig,

Von daher nehm ich dein "Mach weiter" bestimmt sehr ernst.

Vielen Dank für dein Melden und Lesen und Loben auch, was die Kommentare betrifft.
Bis die Tage
Zufall


Und hallo liebe Stimmgabel,

echt, das sind jetzt zwei andere Welten, wenn ich deinen Komm lese.
Aber erst mal sage ich dir, du darfst bei mir immer immer immer im Text rumschlawinern und alles abändern, was du nur magst. Selbst wenn ich denke, das ist so ganz anders, was du schreibst, als meine ursprüngliche Absicht, dann vergleiche ich das trotzdem immer und immer wieder und staune. Ja, es ist schon sehr inspirierend, was du da machst.
Und ja, du liegst schon sehr richtig, was ich da schreibe, ist wohl eher prosa'esk als Umbruchprosa..
Aber ich hab mich über die herausklingende LI-Seele sehr gefreut.

Zitat:
Formal sehe ich hier mehr eine prosa’eske Lyrik, als weniger eine Umbruchprosa ... ergo: hier fehlen mir etwas die sprachbildlichen und rhythmischen Ziehharmonikabewegungen.

Ja, das haben mir ja alle geschrieben, dass meine Zeilenumbrüche noch unfertig sind.
Das war es wohl auch, was mich dazu brachte, mein Gedicht im Unterschied zu euren als Erbsensuppe zu bezeichnen. lol Wenn ich die Schwere meines Textes mit deinen ausgeklügelten Feinheiten vergleiche, dann spüre ich schon, was du meinst, du spielst viel mehr als ich mit dem Klang des Wortes, brichst zur nächsten Zeile um, damit ein Gleichklang entsteht, nutzt Wörter, um ihre Bedeutung für zwei Zusammenhänge nutzen zu können, ungewöhnliche Wortwahl. Das ist schon sehr sehr ausgeklügelt und mutiger auch als meins. Und zum Teil sehr witzig, so eine Art kleiner Gedichtegarten mit ganz viel Doppeldeutigem, Doppelbödigem zum Entdecken für Nesselsüchtige.
Und trotzdem ist es mir immer noch nicht wirklich klar, wie das geht mit den Ziehharmonikabewegungen, wenn ich mir jetzt vorstelle, das selbst machen zu wollen.
Ich glaube, die Schwierigkeit für mich liegt im Moment darin, dass ich noch gar nicht weiß und sagen kann, wohin ich will. Im Moment habe ich am Gedichteschreiben Blut  
geleckt, und das nur durch diese Seite und die zum Teil echt tollen Gedichte und Kommentare. Das war schon eine irre Anregung. Dass ich es dann wirklich probiert habe, das liegt eher an pragmatischen Umständen. Ich will einfach trotzdem einen Moment, der mir gefallen hat, festhalten, ihn erschreiben, einer Idee nachspüren können,  auch wenn ich eigentlich nicht genug Zeit und keine Muse und keinen Kopf habe für einen längeren Schreibprozess wie das beim Ausdenken einer Kurzgeschichte wäre. Ich befürchte also, dass in mir ziemlich viel Prosamensch drinsteckt. Aber wer weiß, noch vor einem Jahr hätte ich den Gedanken, ich und ein Gedicht schreiben, noch weit von mir gewiesen.

Stimmgabel, du hast schon eine sehr eigene Stimme beim Gedichteschreiben. Das merkt man, wenn man z. B. dein Claire-Gedicht liest oder andere. Ich wette fast, es mittlerweile raushören zu können. Aber naja, das sagt sich so leicht.
 
Im MOment geht es mir noch so, dass ich manche Stellen in deiner Idee absolut klasse finde und zum Anbeißen, und trotzdem fällt es mir schwer, die zu übernehmen, weil ich das Gefühl habe, das wäre ich gar nicht mehr, die das geschreiben hat. Das wäre, als tappste ich mit so großen weichen Quatschefüßen in einen zierlichen hochhackigen Schuh rein und sprenge das zarte Leder. Mir gehts dabei gar nicht um das Lob, das ich dir hier gebe, auch wenn ich schon sehr staune, wie ihr alle und besonders du jetzt hier einfach mal aus dem Handgelenk so ein Spitzentaschentuch voller bissiger Nesseln hinwerfen kannst. Mir gehts einfach drum zu sagen, dass ich wohl zu sehr Prosaiker bin. Ich weiß es nicht, ob ich es je schaffe, ein Gedicht in ähnlicher Weise anzulegen, wie du das machst. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich das will. Was ich aber auf jeden Fall möchte, das ist, dir ein bisschen auf die Spur zu kommen, mich von deiner Art des Schreibens inspirieren zu lassen. Aus anderen Zusammenhängen weiß ich, dass Anregungen, Beispiele sehr fruchtbar wirken, selbst wenn man sie nicht direkt übernehmen kann und will. Wenn man ein offenes Ohr hat, und das habe ich, wirkts klammheimlich weiter.
Ich bin gespannt, wohin es mich treiben wird.

Zu deiner Idee im Einzelnen:
Ich weiß, das war nur ein Vorschlag, du findest es vielleicht auch komisch, dass ich mich so genau damit auseinandersetze, das ist einfach meine Weise, wie ich sehen kann, ob etwas mir einleuchtet, was die Unterschiede sind, was ich für eine Bereicherung halte, die ich unbedingt im Kopf behalten will. Auch wenn sie im Einzelnen nicht jetzt zum Einsatz kommen.

Zitat:
langweilige Öd_Krumen
DerTitel ist frech. Ich mag den. Eine Art Wortneuschöpfung. Bin ja noch auf der Suche nach einem besseren Titel. Aber ich weiß nicht, er passt nicht zu der Frau, an die ich denke. Das zeigt mir aBER trotzdem eine Richtung,
Erzähl mir nichts.
Von Blumen per se der Nacht.Aber
Und was ist mit Brennnesseln?
Blumen per se der Nacht finde ich richtig gut. Ich merke schon, da muss ich mich von Grammatik, inhaltlich klaren Bezügen völlig verabschieden. Der Inhalt bleibt trotzdem, aber der Klang haut hier einfach rein. Diese vielen e-Assonanzen, das mag ich schon sehr.
Der Nachsatz dann - da ists eine Frage, bei mir wars so ein statement, ein Bekenntnis, ein Aufbegehren des lyrIchs, hier ists eine Frage.


Schleimst vom Duft des Geißblatts
kotest mich über
sei Jasmin schwer_schwer.
Interessiert mich nicht ............. wer
dir das Herz brach.
Jelängerjelieber
Ja bei dir geht das lyrIch in die Vollen mit dem Angriff schlemst und kotest. Als Verben  wär mir das zuviel, weil lyrIch dann zu bssig wird, Aber dann:  In deiner Version veräppelt sie ihn ja richtig, als ob sie ihn mit dem schwer nachäffen würde. Auch das finde ich ausgezeichnet als Idee. Auch das danach, der Umbruch beim wer, das lässt das Gedicht klingen. Und dein Jelängerjelieber hats mir total angetan. Das ist so richtig schön frech.

... der Kragen [ deiner Jacke ] mieft
nach Schmauch glimmt
und fremder Haut.
Ja, ich spürs schon, was du meinst, das ist ein wirklich sehr freies Gestalten von Grammatik. Ist mir noch sehr fremd, auch wenn ich den Sinn verstehe. Hat noch den Vorteil, dass du durch das gleichklingende i-Assonanz von mieft und glimmt, auch wenn es sich in der Vokallänge unterscheidet, wieder einen versübergreifenden Gleichklang herstellst,

Brauch’s
auch mal daran gedacht? Brennnesseln

Bitzel_Tee ......... brühglüh
Haut 'grittes brennen
... rennen
Auch das hier, das erzeugt, auch wenn es nur noch assoziativ wirkt, etliche Forstezungsvorstellungen.


und Du [ ewiges Bremspedal ]: b’ Titte
Schweig
Ja, was man aus dem harmlosen Bitte machen kann. smile extra Das mag ich schon sehr.


Liebe Stimmgabel, du hast mir sehr geholfen, das merke ich gerade, wenn ich deinen Ideen entlang meinem Pfad folge.
Ich hab eine Vorstellung gekriegt, ich weiß zwar nicht, wie sich das niederschlagen wird in künftigen Gedichten (und ob es das überhaupt kann) aber arbeiten tuts auf jeden Fall.
Vielen lieben Dank und lass es dir gut gehen
Zufall
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Aranka
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Beitrag01.08.2014 09:56

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Zufall,

dieser Faden ist doch ein wirklich guter, lebendiger und sehr gehaltvoller, wenn man den Blick auf Textarbeit wirft.

Hier hat nun ein jeder versucht durch Arbeit "im" Text und mit deiner Idee aufzuzeigen, was so alles in Sprache für Möglichkeiten stecken, was so alles in so ein paar Zeilen möglich ist. Dabei hat auch jeder Kommentator ein wenig seinen eigenen Blick und Schwerpunkt gezeigt.

Es macht dann auch sehr viel Freude für den Kommentator, wenn du so genau hineinschaust, in die Gedanken der Kommentatoren.
Deine Auswertung zu Stimmgabels Version ist schon fast ein kleines "Lehrstück" und ich habe es mir kopiert. Du schaust genau hin, was die Stimmgabel da so alles auf der Sprach- und Inhaltsebene treibt.

Ob man es nun genau so mag oder gar für sich als eine Möglichkeit bedenken kann, finde ich genau wie du, nicht den Hauptgedanken. Zu sehen, wie da einer "alle Register" zieht, eröffnet einem selbst auch immer wieder mal einen weiteren Horizont.

Es wäre wirklich schön, dich hier in der Lyrik häufiger zu sehen und zu hören.

Viel Spaß und einen schönen Tag. Aranka


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Rainer Zufall
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Beitrag02.08.2014 16:04

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Klemens,
danke für den Beipackzettel, fand ich lustig, den Vergleich. Hat auch was, dein Vorgehen, denn wenn jemand nicht antwortet oder gar rumzickt, dann hast du wenigstens nicht so viel Arbeit investiert. smile
Übrigens finde ich das ein Geschenk für mich, wenn jemand sich so intensiv wie du  mit andrer Leute Text auseinandersetzt, wie ich das bei dir oder auch bei anderen erlebt habe. Meine ich wirklich ernst mit dem Geschenk, Wie man sowas übelnehmen kann, verstehe ich absolut nicht.

Zitat:
Da kann ich dir sehr gut folgen, was deine Aussagen zum Herstellungsprozess angeht, der für mich auch immer ein sehr organischer, wachsender ist. Da wird nicht einfach gestrichen und ersetzt, sondern formuliert, immer wieder von vorn und immer wieder beinah gleich und dann doch lieber ein bisschen anders. Und manche der Striche, die einem daneben geraten, lässt man doch erstmal ein wenig sichtbar, um das 'Eingrenzen' genauer zu sehen.

Ja, das ist wohl bei vielen ähnlich, was den konkreten Prozess betrifft. Ich finde auch schwierig, dass das so tagesformabhängig ist, ich habe es schon erlebt dass ich um fünf Ecken Umweg geradewegs wieder zur Fast-Erstversion zurückgekommen bin. Okay aber das ist selten.

Zitat:
Konkret zu dieser Stelle: Ich bin auch ein Freund von Wiederholungen, würde hier aber eben die 'Eleganz' des 'oder' vorziehen, denn als Variation des "nicht von" bleibt die Formulierung ja trotzdem erhalten, wenn auch eher im- als explizit.

Das stimmt. Also meine alte Version wird definitiv wegkommen. Aber wie ich es mache, weiß ich noch nicht. Im Moment ist mir das „oder“ noch zu nah an meiner Version dran. Naja, muss alles noch ein bisschen reifen.

Zitat:
Der Grund, weshalb ich es verwendet habe, ist peinlich simpel: "wenn der Kragen deiner Jacke nach Rauch riecht" klingt unschön, ich wollte aber unbedingt das "nach Rauch" vorziehen, weil mir der Umbruch ...
nicht so recht gefiel. Rein von meinem Sprachgefühl her hängt das "nach Rauch" da sehr verloren zwischen den Stühlen bzw. der Jacke und der Haut. Außerdem gibt es einen mE schön spröden Sprachton, wenn man das "nach Rauch" nach vorne zieht.

Gut, dass du mir den Grund gesagt hast. smile Ulkig, den Rauch hatte ich extra allein gesetzt. Dass es dir verloren vorkommt, gibt mir zu denken. Ich wollte ihn und die Haut durch das Alleinstellen eigentlich betonen. Hab jetzt die gegenteilige Wirkung erzeugt. Mist. Ich schau mal und probiere ein bisschen rum, aber jetzt weiß ich den Hintergrund. Auch Aranka und später Ferdi fanden Stellen ja noch unausgewichtet. Ich mag im Moment einfach noch ein bisschen bosseln, was sich wie verändert, und rumprobieren, was mir dann gefällt. Auch das mit dem spröderen Sprachklang leuchtet mir ein. Also  deinen Einwand kann ich gut nachvollziehen.

Zitat:
Du hast hier in wenigen Zeilen ein sehr greifbares LyrIch etabliert, es dem Leser ermöglicht, diese Stimme, die da spricht, sehr gut einschätzen zu können; man fühlt gewissermaßen diese Mischung aus Trotz und Bissigkeit und Flapsigkeit und Verletztheit – also, mE zeichnet es dein Gedicht aus, dass es diese letzten beiden Zeilen gar nicht braucht.

Ja, das stimmt. Uneingeschränkt. Du hattest mich schon angepiekst, Aranka hat dann weitergepiekt, da war ich eigentlich schon überzeugt, weil einfach zwei Autoren, die ich schätze, das raten. Und dein Argument leuchtet mir ein.
Der einzige, der „schweig“ dringelassen hat, war Stimmgabel, aber er hat was völlig anderes daraus gemacht. Eine neue, kleine stimmgabelige Frechheit, die das Gedicht abschließt. Eine neue Qualität, die mein Abschluss eben nicht hatl. Da hat es was Redundantes. Also ist gebongt. Das kommt definitiv weg.
Also lieben Dank fürs Nochmalreinschauen und den Beipackzettel.



Hallo Ferdi,
ich glaub wir kennen uns noch nicht. Toll, dass du dich meldest.
Und ja, du hast Recht, die beiden letzten Zeilen müssen raus. Das sehe ich mittlerweile genauso. Also wirklich einfach nur saustark, dass ihr euch alle zu so einem Punkt meldet, das macht eine Textarbeit furchtbar einfach. Selbst wenn man unbedingt bei seiner Version bleiben wollte, weil man stur ist oder sonstwas, dann kommt man doch trotzdem ein bisschen ins Schleudern und Zweifeln, wenn so viele an derselben Stelle einbiegen. Das find ich schon sehr wertvoll. Man gibt als Autor erst mal einen kleinen Vertrauensvorschuss an seine Kommentatoren, und es rumort in einem, dann entschließt man sich, dass es raus soll, auch wenn der Entschluss noch nicht bis in die Fußzehen angekommen ist, und dann wird’s richtig klar. Also - ist beim kleinen Fußzeh angekommen.

Zitat:
die letzten beiden Zeilen sollten auf jeden Fall raus. Wirken wie eine Nachfrage, auch - "Lieber Leser, hast du jetzt auch wirklich verstanden, was ich sagen wollte?!". Wenn du vorher ordentlich gearbeitet hast (und so sieht es aus), ist das unnötig und schwächt den Text.

Ja, absolut. Das ist eben das Blöde an Überflüssigkeiten, es kriegt leicht auch mal einen penetranten Charakter, als traute man dem Leser nicht zu, eigene Schlüsse zu ziehen.

Zitat:
Ich lese "Rauch" hier als "Zigarettenrauch", und wenn dem so ist, dann hat "stinkt" nichts mit "Verletzung" oder "Bitterkeit" zu tun, sondern ist einfach eine Sinneswahrnehmung - (kalter) Zigarettenrauch stinkt, widerlich und abscheulich, und die Welt wäre ein besserer Ort, könnte man das den Rauchern nur irgendwie vermitteln …

Hihi, das ist so geil. Du hast nie geraucht. Gell? Ich seh das nämlich ganz anders, obwohl ich nicht mehr rauche. Warmer Zigarrettenrauch riecht verdammt gut. Ich rieche das wirklich gern. Nur kalte Aschenbecher sind der Alptraum. Aber das ist jetzt ein bisschen offtopic. Ich hatte das „stinkt“ wirklich eher auf die Haut bezogen, ist ja schon ein Schock, wenn du an der geliebten Person plötzlich einen Geruch wahrnimmst, der da nicht hingehört. smile Und der nur einen Schluss zulässt. Das find ich stinkiger als Rauch.  
Stinken wollt ich jedoch eh nicht drin haben.

Aber was schwätz ich hier rum. Deine Idee, das alles umzustellen, hat es mir sehr angetan, riecht und die Haut zusammenzubringen. Vor allem hast du das geschafft, was ich eigentlich wollte, nämlich die Aufmerksamkeit auf die Haut zu lenken. Meine Wortstellung  hatte bei Klemens ja sogar das Gegenteil bewirkt.
Langer Rede kurzer Schluss, mir gefällt deine Version verdammt gut, sie löst gleich mehrere Probleme für mich.

Zitat:
So zum Beispiel. Müssen jetzt nicht diese Umbrüche sein, wichtig ist mir nur: "riecht" und "fremde Haut" in einer Zeile, damit eng aufeinander bezogen als zwei Partner, die gut zueinander passen.

Das rückt auch den "Rauch" näher an die "Flammen" - ob du das wollen würdest, weiß ich nicht.

Doch, auch Letzteres will ich. Die Flammenblumen hatte ich extra gewählt wegen der Verbindung echte konkrete Blume und die Bedeutung:  für jemanden erflammen. Das lyrDu schmeichelt und heuchelt, tut, als wäre es in Liebe erflammt, dabei riecht das Ich ja schon den Rauch an ihm. Nicht nur aus der Begegnung mit einer Unbekannten (oder Affäre oder Ex), sondern vielleicht schon das Verbrennen, den Rauch der Asche,  aus ihrer Liebe, oh je, jetzt wird's schwülstig, aber du weißt schon, was ich meine.. Also das passt schon sehr gut so.
Also danke, vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.  
Lieben Dank, Ferdi, das hat mir sehr geholfen.


Liebe Aranka,

Zitat:
dieser Faden ist doch ein wirklich guter, lebendiger und sehr gehaltvoller, wenn man den Blick auf Textarbeit wirft.

Hier hat nun ein jeder versucht durch Arbeit "im" Text und mit deiner Idee aufzuzeigen, was so alles in Sprache für Möglichkeiten stecken, was so alles in so ein paar Zeilen möglich ist. Dabei hat auch jeder Kommentator ein wenig seinen eigenen Blick und Schwerpunkt gezeigt.

Ja, das find ich auch, ich hatte zwar erhofft, dass sich Kommentatoren melden, aber dass ich dann im Prinzip mit eurer Hilfe einen kleinen Kurs absolviere, das war mehr als ich erwartet habe.
Das war besser als Marzipan.

Zitat:
Deine Auswertung zu Stimmgabels Version ist schon fast ein kleines "Lehrstück" und ich habe es mir kopiert. Du schaust genau hin, was die Stimmgabel da so alles auf der Sprach- und Inhaltsebene treibt.

Da bin ich dann fast ein bisschen rot geworden. Nicht nur fast.
Ja, war mir ein großes Anliegen, da mal ein bisschen hinterzusteigen, ich habe das Gefühl, dadurch eben mehr zu lernen und mehr zu sehen, wenn ich mich so konkret damit befasse, was die stimmgabel da alles im besten Sinne veranstaltet.
Und das fällt auf jeden Fall viel viel leichter, wenn man das mit einem eigenen, bekannten Text tun kann.

Zitat:
Ob man es nun genau so mag oder gar für sich als eine Möglichkeit bedenken kann, finde ich genau wie du, nicht den Hauptgedanken. Zu sehen, wie da einer "alle Register" zieht, eröffnet einem selbst auch immer wieder mal einen weiteren Horizont.

Genau so ist es. Ich finde es sehr verkürzt gedacht, wenn man solch eine Möglichkeit des Vergleichens und Nachspürens nicht nutzt. Auch wenn man Malen lernt und ist in einer guten Malschule, lernt man sehr viel Handwerkliches aus verschiedensten Bereichen,  prüft auch, wie ganz unterscheidliche Wirkungen herzustellen sind, und zwar auch Sachen, mit denen man später vielleicht nie wieder spielen wird, aber es erweitert trotzdem das eigene Repertoire, sich die Spielarten wenigstens anzueignen.
Von daher – ich hab zwar immer noch das Gefühl, das ist eine völlig fremde Welt, wenn ich mir anschaue, was stimmgabel macht oder du oder auch der neue „alternierend“ Text.
Aber wer weiß, wohin man eines Tages gerät.
Und jetzt kommen dann auf einmal auch noch Satzzeichen in Betracht und offensichtlich viel stärker als in der Prosa. Also das ist einfach auch alles eine sehr sehr spannende
und faszinierende Sache.

Und klar, man wird mich sicherlich weiter in der Lyrikabteilung sehen. Wie auch immer.
Aber jetzt bald fahre ich erst mal in Urlaub. Ich weiß noch nicht mal, ob ich es morgen schaffe, meinen Text fertigzu überarbeiten und hier einzustellen, das RL, der alte Stinkstiefel hat mich grade in seinen feinen Fingerchen und dreht mir die Zeitgurgel zu.
Dir liebe Aranka, noch einmal einen ganz großen Dank, dur weißt schon, für alles einfach.

Und überhaupt euch allen noch einmal ein ganz großes herzliches Dankeschön. Fühlt euch bitte alle eingeladen zu einer virtuellen Kaffeetafel mit bestem Cappuccino und Mirabellentorte.
Liebe Grüße von Zufall
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Zinna
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Beitrag02.08.2014 16:29

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Reiner Zufall,

ich habe dein Gedicht und diesen Faden interessiert verfolgt. Meine Zeit reichte leider mehr für die Augen als für die tippenden Finger. Embarassed

Obwohl es dein lyrischer Erstling ist, klingt er nicht nach Frischling, finde ich,  er verrät doch ein geübteres Schreiben. Er gefällt mir schon gut.
Zu den beiden Schlusszeilen bin ich der gleichen Meinung. (Klar, dass das Streichen oft schwer fällt, wenn man an einigen Stellen besonders hängt)
Ich möchte noch zu dem
Ich mag nur Brennnesseln.
etwas einwerfen.
Einerseits hat diese Aussage so etwas Trotziges und das ist stimmig in dem Stück.
Ich habe überlegt, ob du ihn einmal etwas variieren könntest.
Etwa:
Mir liegen nur Brennnesseln/ Für mich gibt es nur B...

Habs gern gelesen smile
Schönen Urlaub!

Lieber Gruß
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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Ralf Langer
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Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag02.08.2014 16:48

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

Blumen in der Nacht

Erzähl mir nichts
von Blumen in der Nacht.
Ich mag nur Brennnesseln.

Sprich nicht vom Duft des Geißblatts
den du mir schenken willst
nicht von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Sprich nicht von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke riecht
nach Rauch
und fremder Haut.
Ich mag nur Brennnesseln.

Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.
Aber bitte
Schweig

Hallo Rainer,

wie nähert man sich fremder lyrik?jeder hat da so seinen weg.
(in einem essay schrieb ich vor längerem schon einmal einiges zu diesem thema)

ich versuche zuerst einen gesamteindruck zu erspüren. lausche dem klang der worte, versuche die struktur zu begreifen – gesetzt aus zeilen und strophen - , die das werk zu einem kunstwerk machen.

hier also fällt auf:  die ähnlichkeit der ersten drei strophen und die sonderstellung der letzten strophe. in den ersten drei strophen spricht lyrik direkt und es hebt beinahe gleich an:

„erzähl mir nichts

 sprich nicht...

sprich nicht...“

und schon frage ich mich: warum sind die anfänge ähnlich aber nicht gleich?

kannst du die frage selbst beantworten?

das „erzähl mir nichts“ ist ja etwas ander(e) s als das „sprich nicht“

sprachlich klingt das „sprich nicht“ intensiver; zwei kurze vokale und eine ähnliche endung sorgen für einen klang der griffiger ist als bei „erzähl mir nichts"

hier sind zwei lange vokale und ein kurzer, das swingt etwas mehr, ist nicht so „aggressiv“, klingt nicht so sehr nach einem ge- bzw verbot an lyrdu.
Hinzu kommt der begriff „erzählen“ umschließt ein weiteres feld, als die „vokabel“ sprechen, die wie ich sie empfinde nur den akt als solchen meint, das akustische sozusagen.

im „erzählen“ hingegen steckt auch die „erzählung“, vielleicht etwas ausgedachtes, sätze die nahe an der lüge bzw am märchen sind.

ich entschiede mich hier für das wort"erzählen"

nun zum gegensatz der ersten drei zur letzten strophe
( von der auch ich denke, das mindestens das “aber bitte schweig“ zuviel ist.

strukturell bereiten mich die ersten drei strophen auf die letzte vor:
während die ersten drei etwas einfordern bzw. auffordern, ist die letzte ein fazit, die eine, sogar die wichtige aussage von lyrich.

„ich kann einen tee aus ihnen brühen“

im folgenden setze ich einmal das gedicht in eine andere form um:

Blumen in der Nacht

Erzähl mir nichts ( wahlweise: sprich nicht)
von Blumen in der Nacht.
Ich mag nur Brennnesseln.

Erzähl mir nichts  
vom Duft des Geißblatts
den du mir schenken willst
nichts von der Schwere des Jasmins.
Ich will nicht wissen, wer das Herz dir brach.

Erzähl mir nichts  von Flammenblumen
wenn der Kragen deiner Jacke riecht :
nach Rauch und fremder Haut.
 
Ich mag nur Brennnesseln.

Ich kann einen Tee aus ihnen brühen.

so sähe ich die bereinigte struktur deines gedichtes: ich habe etwas umgestellt zeilen geändert und einen doppelpunkt gesetzt, wo ich eine sprachliche barriere spürte.

und bei meiner lesart wären strukturel jetzt zwei letzte zeilen da!

von hier aus arbeite ich mich weiter durch das formale.

nach dieser umstellung ein wort zum titel:

in aller kürze: ich glaube er passt nicht. kann dir das nicht sehr genau erklären.

Hm, ein titel ist mehr als die wiederholung eines wichtigen wortes oder einer wichtigen zeile eines gedichtes, ein titel ist entweder „überflüssig“ oder er ist fokus, brennpunkt und ein ariadnefaden der den leser auf eine transzendente ebene der worte führt( meine meinung).

hier glaube ich das „blumen in der nacht“ einfach nicht passen.

es muss etwas sein das den tee  - den brennesseltee vorwegnimmt, und über diesen hinausragt.

Soweit vorerst von mir
lg ralf
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Rainer Zufall
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Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag03.08.2014 19:27

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Zinna,
ich hab mich gefreut, dass du was mit meinem Erstling anfangen konntest.

Zitat:
Obwohl es dein lyrischer Erstling ist, klingt er nicht nach Frischling, finde ich,  er verrät doch ein geübteres Schreiben. Er gefällt mir schon gut.

Super.

Zitat:
Zu den beiden Schlusszeilen bin ich der gleichen Meinung. (Klar, dass das Streichen oft schwer fällt, wenn man an einigen Stellen besonders hängt)

Nee, jetzt passts schon, die Argumente und nicht zuletzt die vielen Hinweise überzeugen einfach.


Zitat:
Einerseits hat diese Aussage so etwas Trotziges und das ist stimmig in dem Stück.
Ich habe überlegt, ob du ihn einmal etwas variieren könntest.
Etwa:
Mir liegen nur Brennnesseln/ Für mich gibt es nur B...

Ja, das hab ich auch schon überlegt. Im Moment lasse ich das Gedicht einfach mal für einen zwei Tage liegen. Ich wollte es eigentlich schon längst überarbeitet haben, aber ich fahre morgen früh in Urlaub und plötzlich sind so viele Sachen zusammengekommen, mit denen hatte ich überhaupt nicht gerechnet.
Also einfach superdoof gelaufen. Aber ich nehm das Gedicht mit und alle Kommentare, und wenn dann mal ein Regentag ist oder so, dann hab ich bestimmt Lust drauf.

Zitat:
Habs gern gelesen
Schönen Urlaub!


Vielen Dank, liebe Zinna, dir auch eine wunderschöne Zeit
Viele Grüße von der Zufall
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Rainer Zufall
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 70
Beiträge: 801

Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag03.08.2014 20:01

von Rainer Zufall
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

Zitat:
wie nähert man sich fremder lyrik?jeder hat da so seinen weg.
(in einem essay schrieb ich vor längerem schon einmal einiges zu diesem thema)

Das ist definitiv eine spannende Frage. Du hasts ja unten schon ein bisschen beantwortet, wie du das machst, über den Gesamteindruck zur Struktur.
Und bemerkenswerterweise kommst du über diese Herangehensweise auch auf dieses "erzähle nicht" und "sprich nicht".
Ich war schon etwas darüber erstaunt, warum mich noch gar keiner darauf angesprochen hat.

Zitat:
hier also fällt auf:  die ähnlichkeit der ersten drei strophen und die sonderstellung der letzten strophe. in den ersten drei strophen spricht lyrik direkt und es hebt beinahe gleich an:

„erzähl mir nichts

 sprich nicht...

sprich nicht...“

und schon frage ich mich: warum sind die anfänge ähnlich aber nicht gleich?

kannst du die frage selbst beantworten?

Ja, kann ich. Als ich das Gedichtchen schrieb, hatte ich schon viel davon im Kopf, Da war es immer "erzähl ..."
Als ich es aufschrieb, wurde da versehentlich ein sprich nicht draus in der ersten Zeile und wupp, schon gefiel es mir nicht.
Und dann hab ich mich hingesetzt (also über diesen Zufall stolpernd) und hab mir überlegt, was der Unterschied zwischen dem sprich und dem erzähl ist, bin auf genau die selben Unterschiede gekommen wie du, und auf die gleiche Wirkung. Das erzähl mir nicht ist lässiger, getanzter, ist auf der zweiten Silbe betont, während sprich gleich betont ist und durch das sprich und nicht eine intensive i-Betonung hat. Es wirkt dadurch strenger, gebietender als das erzähl nicht.  
Meine Absicht war, diese unterschiedlichen Wirkungen zu nutzen um die zunehmede Gereiztheit des lyrich zu zeigen.  

Was du jetzt stärker betonst als ich, das ist die lüge, das Märchen an dem Erzählen. Und ich merk das schon auch, was du mit dem swingen meintest. Das klingt weicher, wenn du alle Strophen so anfängst.
Aber ich muss mir das erst mal durch den Kopf gehen lassen. Ob ich mehr Wert lege auf die Gereiztheit und Agressivität oder auf den Klang.
Ich will die erste Fassung, sozusagen mein Probestückchen) auf jeden Fall aufbewahren.
Aber ich überarbeite auf jeden Fall und die neue Fassung poste ich dann. Das muss sich einfach ein bisschen setteln. Sind sehr viele Anregungen, da breche ich nichts übers Knie.

Zitat:
strukturell bereiten mich die ersten drei strophen auf die letzte vor:
während die ersten drei etwas einfordern bzw. auffordern, ist die letzte ein fazit, die eine, sogar die wichtige aussage von lyrich.

Das trifft es sehr gut.

Auch die von dir abgeänderte Version mit den neuen Anfängen, dem Weglassen des Endes etc. sagt mir sehr zu.
Probleme habe ich persönlich noch mit  Strophe 2, Zeile 5 (meiner Version). Das mag ich in dem Zusammenhang nicht mehr so. Mal schauen, wie ich das löse.
Und die nächste Strophe werde ich auch noch abändern. Du hast ja durch den Doppelpunkt und die anderen Zeilen etwas geändert, was auf den ersten Blick sehr einfach wirkt und trotzdem eine andere Wirkung erzielt als die von mir gewählten Zeilen- und Strophenenden. Das muss ich erst mal verdauen, find ich ganz komisch, dass so eine Kleinigkeit dann so viel verändert. Ist vermeintlich nur die äußere Form, aber deine Zeilen- und Strophenwahl betont mehr das Zusammenfassende, Fazitartige.
Ich werde sehen.

Und noch zum Titel. Ach ja, Aranka hat sich auch schon beschwert. Keine gute Wahl von mir gewesen.
Ich sträube mich noch innerlich was Nesselartiges da reinzubringen, das ist wie wenn ich alles vorher verraten würde, also da bin ich irgendwie noch trotzig. smile Aber naja, dass der Titel nicht der Bringer ist, ich hatte es schon fast geahnt.

Zitat:
ein titel ist entweder „überflüssig“ oder er ist fokus, brennpunkt und ein ariadnefaden der den leser auf eine transzendente ebene der worte führt( meine meinung)....
es muss etwas sein das den tee  - den brennesseltee vorwegnimmt, und über diesen hinausragt.

Diese Hinweise, wie Titel sein sollten adSicht, finde ich schon sehr interessant. Ich schreibe ja normalerweise Prosa. Tu mich da bei den Titel übrigens auch nicht grad leicht. Einen hatte ich mal, der ist total gelobt worden und ein bisschen was hatte der von dem, wie du eine gute Titelqualität siehst.
Ich habe auch den Eindruck, dass in der Lyrik ein gescheiter Titel noch wichtiger ist als in der Prosa.

Vielen Dank, Ralf, für deine Anregungen, deine Analyse, deine Überlegungen. Das hilft mir auf jeden Fall alles total weiter.
Lass es dir gut gehen.
Viele Grüße von Zufall
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