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Anton


 
 
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Klappstul
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 76
Beiträge: 17
Wohnort: Leipzig


Beitrag27.12.2013 19:01
Anton
von Klappstul
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Mein Held Anton ist ein Kind des IT-Zeitalters. Ich erfand ihn für die Blog-Artikel auf meiner Web-Seite. In der ersten Zeit seiner Existenz war er mein Alter Ego oder mein Avatar. Anton legte sich anläßlich eines Lebensmittelskandals, es ging um Eier, mit einer bekannten Moderatorin an, die in einer Kolumne fragte, warum wir alle nicht einfach Öko-Eier für € 3,70 á sechs Stück kauften. So wollte sie das Problem lösen. Kurze Zeit später kam sie wegen Schleichwerbung ins Gerede. Als man Alkohol und Tabak aus dem ALG-II-Warenkorb herausnahm, machte er gegen die allgemeine Volksmeinung Front, die das richtig fand und so weiter.

Aber Kinder werden groß, und mein Held Anton mauserte sich zu meinem universellen Helden. Mein Held ist eigentlich gar nicht heldisch. Er ist nur die Hauptperson, manchmal sagt man auch „der Protagonist“ oder „die Hauptfigur“. In diesem Forum las ich auch schon das Wort „Prota“, was mich ein wenig verwirrte.


Anton besucht eine Matinee



    Der Kulturverein hat zur literarisch-musikalischen Matinee eingeladen. Bettina trägt sich mit dem Gedanken, dem Verein beizutreten, und sie hat die Einladung angenommen. Am Sonntag nach dem Frühstück ziehen sie los. Anton hat als junger Mann oft solche Veranstaltungen besucht, und er freut sich auf die Lesung. Als sie in der Stadthalle ankommen, sind sie die ersten. Sie werden von zwei Damen des Vereins begrüßt, und während Bettina mit ihnen plaudert, sucht Anton nach einer Sitzgelegenheit, denn er hat wieder Rückenschmerzen. Aber er findet keine, deshalb setzt er sich auf einen Heizkörper. Der ist angenehm warm, und Anton ignoriert die mißbilligenden Blicke der Damen.       
Bettina und die Damen sind ins Obergeschoß gegangen, und nach einer Weile hört Anton das Geräusch von Stühlerücken. Er bleibt vorsichtshalber, wo er ist, und ein neu hinzugekommener Gast gesellt sich zu ihm. Er trägt einen Vollbart und hat einen langen Schal schick nach der neuesten Mode um den Hals geschlungen. Seine Begleiterin, eine vollbusige Frau, die ihr Haar trägt wie der Dichter Brecht, mustert Anton neugierig. Man kennt Anton hier noch nicht, und er fühlt sich unwohl. Anton ist versucht,  auf ihren Busen zu starren, aber er begnügt sich mit den riesigen Kreolen, die an ihren Ohren baumeln. Dann grinst er die beiden freundlich an, und er steigt die Stahltreppe nach oben. Die „Stadthalle“ ist das historische Stadtgut des 2000 Einwohner zählenden Ackerbürger-Städtchens. Man hat es zum Bürgerzentrum umgebaut, und in seinen Räumen finden alle Veranstaltungen der Kommune statt, von der Jugendweihe bis zur Rentnerweihnachtsfeier, vom Kinderfest bis zum Jubiläum des Schützenvereins. Die Stadt schmückt sich mit dem Balladenkomponisten Carl Loewe, der hier geboren wurde, und die Veranstaltungen ihm zu Ehren werden im „Großen Saal“ abgehalten.
    Anton sucht sich einen Stuhl, und er ist froh, daß er ein ordentliches Sitzgerät hat. Sie befinden sich in einer Art Diele, und man kann die neuzeitlichen Konstruktionselemente aus Stahl, aber auch die historischen Mauerteile gut erkennen. Hier wurde Geld ästhetisch und sinnvoll eingesetzt, und das gefällt Anton. Langsam füllt sich die Diele. Der Vollbärtige und seine Begleiterin sitzen schräg vor Anton, und er bekommt die  Gelegenheit, die Fülle ihres Busens ungestört bewundern zu können. Kurz vor Beginn der Lesung sind sie zwölf Zuhörer, die Vereinsdamen eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt liegt ein wenig über Antons Jahren, das Paar vor ihm ist eher ein paar Jahre jünger. Der Vollbärtige hantiert mit einer kleinen Digitalkamera, und Anton  vermutet in ihm ein weiteres Vereinsmitglied.
    Dann kommt der Autor. Anton schätzt ihn auf Mitte fünfzig, und trotz seiner grauen Haare wirkt er jugendlich. Der Autor trifft ein paar Vorbereitungen. Dann stellt die Obervereinsdame den Gast vor. Ihre kurze Ansprache klingt auswendig gelernt, und sie wünscht mit stockender Stimme viel Vergnügen. Der Autor hat eine Gitarre ausgepackt. Mit fröhlichem Gesicht und so, als müßte er sich für die traurige  Dame entschuldigen, beginnt er von sich zu erzählen. Dann singt er ein Lied. Es ist ein typisches Liedermacher-Lied, und Anton, der eine spannende Lesung erwartet hatte, runzelt die Stirn. Der Vollbärtige macht hin und wieder ein Foto. Am Ende des Liedes trommelt der Sänger mit den Fingern der rechten Hand auf dem Korpus der Gitarre virtuos einen Abschlußrhythmus. Die Zuhörer spenden freundlichen Beifall. Der Sänger erzählt wieder aus seinem Leben, und an ein paar ironischen Bemerkungen über den Kulturbetrieb in der DDR findet auch Anton Gefallen, er hatte einschlägige Erfahrungen machen dürfen. Dann noch ein Lied. Anton beginnt sich zu langweilen. Und auch am Ende dieses Liedes trommelt der Sänger einen markanten Rhythmus auf der Gitarre, und in Antons Kopf macht es „klick“. Dieses verdammte Trommeln, wo hat er das schon gehört?
    Nach einem weiteren Lied kommt der Autor endlich zum Lesen. Er liest Auszüge aus einer längeren Erzählung, in der es um das Jungsein in der DDR im Jahre 1970 geht. Auch Anton war 1970 noch jung gewesen, aber er hatte die Armeezeit hinter sich, und er hatte einen Beruf und eine feste Freundin – kurz: Er war schon lange kein Grünschnabel mehr. Und was waren die Probleme von ein paar spinnerten Oberschülern aus der anhaltischen Provinz, die eine Beatcombo gründen wollen,  gegen den „Großen Beatstreik“ von 1968 in der Messestadt Leipzig? Die winzige weiße Narbe an seiner Stirn stammt vom Zusammenstoß mit dem "Kleinen Parteisekretär", den ein Bereitschaftspolizist schwang. Er war kaum älter als Anton, und Anton blutete wie ein Schwein. Den Blick des jungen Wehrpflichtigen, der ihn erschrocken laufenließ, hat er bis heute nicht vergessen. Die man erwischte, schickte man ein paar Tage in die Braunkohle, aber nicht ohne ihnen vorher die Haare kurz zu scheren ...
    Dann gibt der Sänger-Autor wieder ein Lied zum Besten, und wieder schießt der  Vollbärtige ein paar Fotos. Und wieder trommelt der Barde am Ende des Liedes seinen Wirbel auf dem Gitarrenkorpus . Und während er die letzte Passage aus seiner Erzählung liest, fallen Anton fast vergessene Begebenheiten aus den siebziger Jahren ein, und die Stimme des Autors dringt kaum noch in sein Bewußtsein.
    Anton war Mitglied eines „Zirkels Schreibender Arbeiter“. Sein Zirkel unterschied sich von den anderen dadurch, daß die Mitglieder alle jung und literatur-besessen waren und ernsthaft an eine  Karriere als Lyriker oder Schriftsteller glaubten. Anton war mit seinen dreißig Jahren der Älteste, und auch in seinem Hinterkopf hatte die Idee vom freien Literatentum gehockt. Sie trafen sich einmal monatlich im Klubhaus ihres Trägebetriebes, um zu diskutieren und zu streiten, und ihr Zirkelleiter Armin Grünkorn besaß die Gabe, Argumente hervorzulocken, sie zu bündeln, ihnen Gewicht zu geben oder zu nehmen, so daß am Ende des Abends jeder etwas gelernt hatte. Zum Tag der Republik hatte man sie als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet, und bei all der Lächerlichkeit dieses Vorganges fanden am Ende alle, sie hätten es verdient.
    Einmal erschien Armin in Begleitung eines jungen Mannes, der einen großen schwarzen Gitarrenkoffer bei sich hatte. Er stellte ihn als kommenden Liedermacher vor, der den Kontakt zur dichtenden Zunft suchte. Er wolle ein paar seiner Lieder vorstellen, und vielleicht gäbe es Ansätze zu einer Zusammenarbeit. Die Wilde Hilde zog eine Augenbraue hoch. Anton war ein bißchen verliebt in sie, und er wußte, was das zu bedeuten hatte. Der Lange Fred drehte seine russische Ballonmütze nach hinten – in jener Zeit ein unerhörter Vorgang – und allen war klar, daß er auf Krawall aus war. Auch die anderen jungen Poeten machten finstere Gesichter. Sie waren wie ein Rudel junger Wölfe, das auf das Kommando des Rudelführers zum Angriff wartet. Nur Anton lehnte sich entspannt zurück. Er schrieb Kurzgeschichten im Stile Hemingways, und er hatte damit nichts zu tun. Der junge Sänger packte umständlich seine Gitarre aus und stimmte sie zeitraubend. Der Blick der Wilden Hilde war steinern, um die Mundwinkel des Langen Fred spielte ein feines Lächeln. Der Sänger begann. Sein erstes Lied war eher leise, es ging um unerwiderte Liebe und heftige Triebe, sehr melancholisch, und die Melodie quoll über von Trillern und geklimperten Melodiebögen, und „sehen“ reimte sich auf „vergehen“ und „Sonne“ auf „Wonne“ Nur auf „verstrickt“ hatte er keinen Reim gefunden. Am Ende des Liedes trommelte der junge Mann mit den Fingern der rechten Hand einen kleinen Rhythmus auf dem Korpus seiner Gitarre. Er hielt sich nicht mit Gerede auf, und er spielte und sang noch eins, und noch eins. Und nach jedem Lied trommelte er seinen kleinen Rhythmus. Die jungen Poeten, die es gewöhnt waren, jedes Stück Lyrik oder Prosa einzeln zu begutachten und zu verreißen, wurden ungeduldig. Armin machte dem nach dem vierten Lied ein Ende, und er forderte seine jungen Dichter zur Diskussion auf, wie er es gewohnt war. Der Sänger war verstimmt. Er hätte gern noch ein paar Lieder gesungen, sagte er. Und überhaupt, er wäre nicht hier, um seine Lieder zur Diskussion zu stellen. Das sei wohl ein Mißverständnis gewesen, fügte er hinzu, als er in Armins erstaunt-fragendes Gesicht blickte.
    Der Lange Fred holte tief Luft und drehte seine russische Ballonmütze wieder nach vorn, und alle hielten den Atem an. Er machte sein verschmitztes Gesicht, und er sah ein bißchen aus wie der Clown Popow. Und dann verriß Fred die Texte nach der Schnur, wobei er sich klugerweise vor einer Beurteilung der musikalischen Qualität hütete. Irgendwann, kurz vor dem Ende seiner Kritik, fiel das Wort „Gebrauchslyrik“, und das war das schlimmste Urteil, das man sich in ihrem Kreis vorstellen konnte. Als Fred geendet hatte, schwiegen alle.
    „Reim dich, oder ich freß dich!“ sagte die Wilde Hilde laut in diese Stille hinein. Der Sänger packte wortlos seine Gitarre ein und verließ den Raum ohne Gruß.
    Der Autor hat seine Lesung beendet, und das Auditorium spendet wohlwollenden Applaus. Die Obervereinsdame bedankt sich artig, und sie fordert die Zuhörer auf Fragen zu stellen. Der Autor hat ein paar CDs und einige seiner Bücher dabei, und Bettina kauft ein Buch. Die Gäste haben keine Fragen, und die Diele leert sich rasch. Am Ende plaudern nur noch Bettina und die Obervereinsdame mit dem Autor, und Anton betrachtet ein paar Fotos an den Wänden, die von einer Ausstellung übrig geblieben sind. Er verkneift sich die Fragen, die er dem Autor zu stellen gehabt hätte. Und, wer weiß, vielleicht ist ja alles nur ein Irrtum, denn die Erinnerung trügt nur zu oft. Besonders, wenn sie über dreißig Jahre alt ist …



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Marybess
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 38
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Beitrag28.12.2013 13:14

von Marybess
Antworten mit Zitat

Hallo Klappstul

ich werde mal meine Senf zu deinem Text dazu geben.

Zitat:
Der Kulturverein hat zur literarisch-musikalischen Matinee eingeladen. Bettina trägt sich mit dem Gedanken, dem Verein beizutreten, und sie hat die Einladung angenommen. Am Sonntag nach dem Frühstück ziehen sie los.


Den Einstieg finde ich nicht so gelungen. Es hört sich an als ob mir (Leser) jemand diese Infos am Frühstückstisch erzählt. Der Stil ist meiner Meinung nach nicht dazu geeignet mich in die Geschichte hineinzuziehen.

Zitat:
Anton hat als junger Mann oft solche Veranstaltungen besucht, und er freut sich auf die Lesung.


Er freut sich? Mmmm... wie langweilig. Er könnte auch gespannt, erwartungsvoll oder die anderen 118 Synonyme sein die mir Woxikon vorschlägt.

Zitat:
Sie werden von zwei Damen des Vereins begrüßt


Haben die Damen irgendetwas besonderes? Tragen sie beide grell rosa Kleider? Oder reden sie viel zu laut? Wenn nicht interessieren sie mich eigentlich nicht sonderlich.

Zitat:
denn er hat wieder Rückenschmerzen


Er ist doch ein junger Mann oder nicht? Warum hat er Rückenschmerzen? Ist das für den Rest des Textes noch relevant? Wenn nicht kannst du das auch weglassen.

Zitat:
Er bleibt vorsichtshalber, wo er ist, und ein neu hinzugekommener Gast gesellt sich zu ihm. Er trägt einen Vollbart und hat einen langen Schal schick nach der neuesten Mode um den Hals geschlungen.


Vorschlag: Er bleibt vorsichtshalber, wo er ist. Da gesellt sich ein Mann, mit Vollbart und einem modischen Schal, den er sich um den Hals geschlungen hat (kann man auch weglassen), zu ihm.

Zitat:
Man kennt Anton hier noch nicht, und er beginnt sich unwohl zu fühlen.


Zitat:
und er steigt die Stahltreppe nach oben


lösche hier das er

Zitat:
Die „Stadthalle“ ist das historische Stadtgut des 2000 Einwohner zählenden Ackerbürger-Städtchens. Man hat es zum Bürgerzentrum umgebaut, und in seinen Räumen finden alle Veranstaltungen der Kommune statt, von der Jugendweihe bis zur Rentnerweihnachtsfeier, vom Kinderfest bis zum Jubiläum des Schützenvereins. Die Stadt schmückt sich mit dem Balladenkomponisten Carl Loewe, der hier geboren wurde, und die Veranstaltungen ihm zu Ehren werden im „Großen Saal“ abgehalten.


Ich weiß hier leider nicht, was dieser Einschub soll. Das ist eine reine Information, die unübersehbar vom Autor und nicht von Anton kommt. Wenn Anton daran denkt, wie sich die Stadt mit diesen "Events" schmückt könnte ich es ja noch nachvollziehen (ob es gut währe ist eine andere Frage) aber so kannst du das meines Erachtens nicht stehen lassen.

Zitat:
Anton sucht sich einen Stuhl, und er ist froh, daß er ein ordentliches Sitzgerät hat.


froh ist wieder so ein nichts sagendes Wort. Da fällt dir doch was besseres ein.

Zitat:
Langsam füllt sich die Diele


Eine Diele ist für mich eine Art Flur. Warum sitzen sie dort? Sind sie nicht da um eine Lesung zu hören?

Zitat:
Der Altersdurchschnitt liegt ein wenig über Antons Jahren, das Paar vor ihm ist eher ein paar Jahre jünger.


Der Satz (vor allem das Ende) ist nicht gut gelungen. Wieder nur eine Information. Ohne Gefühle, ohne farbige Schilderungen.

Zitat:
Dann kommt der Autor. Anton schätzt ihn auf Mitte fünfzig, und trotz seiner grauen Haare wirkt er jugendlich.


Vorschlag: Der Autor betritt den kleinen Saal. Sein Haar ist an den Schläfen schon völlig ergraut und viele dickt Strähnen ziehen sich über den gesamten Kopf. Dennoch hat sein Auftreten etwas jugendliches.

Zitat:
Der Autor trifft ein paar Vorbereitungen. Dann stellt die Obervereinsdame den Gast vor. Ihre kurze Ansprache klingt auswendig gelernt, und sie wünscht mit stockender Stimme viel Vergnügen. Der Autor hat eine Gitarre ausgepackt. Mit fröhlichem Gesicht und so, als müßte er sich für die traurige Dame entschuldigen, beginnt er von sich zu erzählen. Dann singt er ein Lied. Es ist ein typisches Liedermacher-Lied, und Anton, der eine spannende Lesung erwartet hatte, runzelt die Stirn. Der Vollbärtige macht hin und wieder ein Foto. Am Ende des Liedes trommelt der Sänger mit den Fingern der rechten Hand auf dem Korpus der Gitarre virtuos einen Abschlußrhythmus. Die Zuhörer spenden freundlichen Beifall.


Du solltest dich noch mal intensiv mit dem Thema "show don´t tell" (Zeigen nicht beschreiben) beschäftigen. Dieser Abschnitt (wie viele zuvor und viele nachfolgende) hören sich für micht wie ein Bericht und nicht wie eine lebendige Geschichte an.


An dieser Stelle muss ich auch abbrechen. Mir erschließt sich zwar der Sin der Geschichte aber ich empfinde nicht viel dabei. Ich kenne Anton nicht und es ist mir egal was er in den 70ern gemacht hat. Versuche dich einmal in Anton hineinzuversezten und mit mehr Emotionen zu schreiben.

Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Anmerkungen helfen und lass dich nicht von meinen Kommentaren unterkriegen.

Viele Grüße
Marybess
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag28.12.2013 13:59
Re: Anton
von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo Klappstul,

dann will ich mich auch mal zu Wort melden. Ich picke mir unten mal die 'Rückblende' raus, weil mich der restliche Text, um ehrlich zu sein, ratlos zurücklässt. Eine seltsame Mischung ist das, eine Art Nacherzählung im Präsens, voll mit Details, die so emotionslos runtergeschrieben sind, ohne Andeutung von Hintergründigem, von Mehrwert, dass ich als Leser das Gefühl bekomme, der Text solle mich langweilen. Mag sein, dass mir hier etwas Wichtiges entgeht.

Okay, nun aber zur Detailkritik:

Klappstul hat Folgendes geschrieben:

    Anton war Mitglied eines „Zirkels Schreibender Arbeiter“.
Irgendwie finde ich den Sprung vom Präsens zum Präteritum für diese Rückblende als zu klein. Beim ersten Drüberlesen hatte ich Mühe, diesen Teil des Textes vom Rest zu trennen.
Zitat:
Sein Zirkel unterschied sich von den anderen dadurch, daß die Mitglieder alle jung und literatur-besessen waren und ernsthaft an eine  Karriere als Lyriker oder Schriftsteller glaubten.
Ist das wirklich ein Alleinstellungsmerkmal? Ich war noch nie in einem Literaturzirkel (schon gar nicht in den Siebzigern) aber jugendliche Unbedarftheit und Karriereträume sind doch oft der Grund, einen solchen Zirkel zu gründen, oder?
Zitat:
Anton war mit seinen dreißig Jahren der Älteste, und auch in seinem Hinterkopf hatte die Idee vom freien Literatentum gehockt.
Das Plusquamperfekt macht nur Sinn, wenn dieser Zustand schon beendet ist, als er noch dem Zirkel angehört.  
Zitat:
Die Wilde Hilde zog eine Augenbraue hoch. Anton war ein bißchen verliebt in sie, und er wußte, was das zu bedeuten hatte.
Er wusste, was es zu bedeuten hatte, in sie verliebt zu sein? Ich weiß, was du sagen willst, aber so klingt es etwas schief.
Zitat:
Er schrieb Kurzgeschichten im Stile Hemingways, und er hatte damit nichts zu tun.
Auch hier wieder: Er hatte nichts damit zu tun, dass er Kurzgeschichten schrieb?
Zitat:
Der junge Sänger packte umständlich seine Gitarre aus und stimmte sie zeitraubend.
Das klingt so, als hätte die Gitarre einen Modus 'zeitraubend', auf den sie gestimmt wird. Vielleicht: Begann umständlich, seine Gitarre zu stimmen?
Zitat:
Der Blick der Wilden Hilde war steinern, um die Mundwinkel des Langen Fred spielte ein feines Lächeln.
Unter einem steinernen Blick kann weder ich noch Google mir etwas vorstellen.
Zitat:
Der Sänger begann. Sein erstes Lied war eher leise, es ging um unerwiderte Liebe und heftige Triebe, sehr melancholisch, und die Melodie quoll über von Trillern und geklimperten Melodiebögen
Kann man auf einer Gitarre klimpern?
Zitat:
Er machte sein verschmitztes Gesicht, und er sah ein bißchen aus wie der Clown Popow.
Also verleiht ihm das verschmitzte Gesicht das Aussehen des Clowns Popow? Oder gibt es zwischen beiden keinen Zusammenhang? Auf jeden Fall sollte hier das Komma raus.
Zitat:
Der Sänger packte wortlos seine Gitarre ein und verließ den Raum ohne Gruß.
'Wortlos' und 'ohne Gruß' beschreibt ja jeweils den gleichen Zustand und kommt mir hier etwas doppelt-gemoppelt vor.

So viel erstmal dazu. Ist vielleicht etwas pingelig, aber sind ja nur Vorschläge meinerseits.

Gruß,
Klemens
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag28.12.2013 20:17
Re: Anton
von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Klappstul hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
"Nach einem weiteren Lied kommt der Autor endlich zum Lesen. Er liest Auszüge aus einer längeren Erzählung, in der es um das Jungsein in der DDR im Jahre 1970 geht. Auch Anton war 1970 noch jung gewesen, aber er hatte die Armeezeit hinter sich, und er hatte einen Beruf und eine feste Freundin – kurz: Er war schon lange kein Grünschnabel mehr. Und was waren die Probleme von ein paar spinnerten Oberschülern aus der anhaltischen Provinz, die eine Beatcombo gründen wollen,  gegen den „Großen Beatstreik“ von 1968 in der Messestadt Leipzig?"

Das wäre eigentlich ein vollbusiges Thema. Was tat die Jugend in der DDR in den 70er Jahren, was beschäftigte sie, was wollte sie? Der "Beatstreik" in Leipzig, was war das, warum gab es dieses Problem? Nie von gehört, trotzdem ich nur 40 km von Leipzig entfernt wohne. Wahrscheinlich unwichtig, da Du es nur so erwähnst.
Heißt, Du reißt Themen an, die nicht zu Ende bringst. Das ist zuviel auf einmal, Du musst besser aufbauen, hast doch Zeit. Zeige die Zeit in der DDR, die jungen Leute können es nicht wissen, werden durch viele Berichte der Medien in den letzten Jahren auch verwirrt.
Und manche wollen es auch nicht wissen, aber das ist deren Sache


Zitat:
"Anton war Mitglied eines „Zirkels Schreibender Arbeiter“. Sein Zirkel unterschied sich von den anderen dadurch, daß die Mitglieder alle jung und literatur-besessen waren und ernsthaft an eine  Karriere als Lyriker oder Schriftsteller glaubten. Anton war mit seinen dreißig Jahren der Älteste, und auch in seinem Hinterkopf hatte die Idee vom freien Literatentum gehockt."

Ja, das waren die Hoffer, die annahmen Karriere in der DDR mit ihrem parteipolitischem Müll zu machen. Was hätten die schon schon schreiben dürfen? Freies Literatentum, natürlich, nur in wessem Sinn?
Wieder nur ein angerissenes Thema.
Will eigentlich nur sagen, dass man viel aus dem Anton machen kann.
Bisher ist er nur Deine Marionette, die man geschickter einsetzen könnte.


Hardy

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Klemens_Fitte
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Beitrag28.12.2013 20:24
Re: Anton
von Klemens_Fitte
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Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
Ja, das waren die Hoffer, die annahmen Karriere in der DDR mit ihrem parteipolitischem Müll zu machen. Was hätten die schon schon schreiben dürfen? Freies Literatentum, natürlich, nur in wessem Sinn?
Wieder nur ein angerissenes Thema.


Ah, danke für die Erklärung Hardy. Zeigt aber, dass man (ich) als unbedarfter Leser über diesen (interessanten) Sachverhalt einfach hinweglesen kann, wenn er nur so unkommentiert im Text versteckt wird.
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beitrag29.12.2013 14:47
Re: Anton
von Hardy-Kern
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:


Ah, danke für die Erklärung Hardy. Zeigt aber, dass man (ich) als unbedarfter Leser über diesen (interessanten) Sachverhalt einfach hinweglesen kann, wenn er nur so unkommentiert im Text versteckt wird.


Unkommentiert, das ist es.
Nun weiß man ja nicht, was mit Anton noch so passiert und ob Klappstul überhaupt die Absicht hat was aufzuarbeiten.

Eines ist aber Fakt, dass man in eine längere Geschichte schon eine Wertung gesellschaftlicher Ereignisse einbringen sollte. (muss)
Und hier handelt es sich nicht um eine x-beliebige Wertung, denn die Geschichte der Schreibenden Arbeiterzirkel und die Liedermacherbewegung in der DDR sind unmittelbar miteinander verknüpft. Hier, auch vor allem bei der Jugend (FDJ), die als Kaderschmiede der SED bezeichnet wurde.

In diesen Bewegungen wurde die aggressivsten Agitations- und Propagandasprüche der Partei entwickelt.
Sprüche, wie : "Die Partei hat immer Recht", ließen einem schon die Nackenhaare sträuben. Die Partei als ein Gott, den es nicht gibt?
Die Schärfsten waren die Mitglieder der FDJ- Bezirksleitungen, mit dem Drahtzieher, Zentralrat der FDJ, an der Spitze.

Das waren die Leute, wie Krenz und Aurich, welche nach Plätzen im ZK der SED und deren Politbüro Ausschau hielten und sich in Szene setzen mussten. Ach, ich verplausche mich mal wieder...
Ich glaube Klappstul weiß das genauso, wie ich. Smile

Ohne Wieso, Weshalb, Warum zu beantworten, läuft in der neueren deutschen Geschichte wenig.

@Klemens, finde ich gut, dass Du dich interessierst.

Hardy
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Klappstul
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Beitrag03.01.2014 17:48

von Klappstul
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Ich danke allen Rezensenten für ihre Meinungsäußerungen.
Darüber hinaus wünsche ich allen Forumsteilnehmern ein Gesundes Neues Jahr.


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Klappstul
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Beitrag03.01.2014 18:21

von Klappstul
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Ich war eine Weile im Krankenhaus. Werde die Zeit der vollständigen Gesundung nutzen, um über Kritiken und Vorschläge nachzudenken.

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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4832
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Beitrag03.01.2014 19:23

von Hardy-Kern
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Klappstul hat Folgendes geschrieben:
Ich war eine Weile im Krankenhaus. Werde die Zeit der vollständigen Gesundung nutzen, um über Kritiken und Vorschläge nachzudenken.


Da wünsche ich Dir Gute Genesung. Lass Dir Zeit! Daumen hoch

Hardy
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