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Fantasyschreiber rottet euch zusammen!

 
 
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag26.03.2024 13:36

von Taranisa
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Momentan scheint, nach meinen Informationen und was ich auf der LBM sah, Romantasy, Steampunk und Science-Fiction gut zu laufen, alles andere eher weniger. Eine Freundin, die sich mit dem Markt wirklich gut auskennt, riet mir daher, mit meinem Histo-Fantasy noch zu warten, bis die Leute die "normalen" Fantasy-Romane wieder verstärkt nachfragen. Ich will ihn ohnehin noch ein weiteres Mal überarbeiten, habe schließlich dazugelernt. Derweil beginnt bald das Lektorat für meinen nächsten Histo.

_________________
Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024
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Chandrian
Wortedrechsler
C


Beiträge: 64
Wohnort: Ruhrpöttchen


C
Beitrag11.04.2024 20:45

von Chandrian
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Ja, rottet euch zusammen!! Ich bin leidenschaftlicher High Fantasy Leser. Größter Fan von Sturmlichtchroniken und Kingskiller chronicles.

Ich finde nichts Vergleichbares und hätte zu gern wieder so gute Lektüre zum Lesen. Wäre episch, mal einen deutschsprachigen Fantasy Autor dieses Kalibers zu haben - ich wäre direkt treuer Leser! Wink
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PatDeburgh
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 57
Beiträge: 88
Wohnort: Hockenstedt


Beitrag14.04.2024 11:25

von PatDeburgh
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Ich habe eine Trilogie im Low Fantasie Bereich verfasst und bin ein Tolkien und Terry Pratchett Fan. Trotzdem muss ich mich als Genre Bitch outen, da ich auch zwei Echtzeit Romane, einen Krimi und mehrere Bücher aus dem Bereich Romantic Suspense verbrochen habe.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag14.04.2024 15:07

von Hugin_Hrabnaz
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Hallo werte Mitfantasten!

Jetzt melde ich mich hier doch auch noch an, auch wenn ich den Eindruck habe, dass der Thread sich wenig bewegt, und sich zuletzt im Wesentlichen auf ein "jo, ich auch" beschränkt.

Also kurz zu "Fantasy & Me":

Als Leser (und Cineast) sind Fantasy und Science Fiction meine liebsten Genres, weil ich zum einen eskapistische Dinge sehr schätze, wenn es um Literatur und Film geht,und zum anderen - vor allem - weil ich das Konzept des Worldbuildings über alles schätze und mir dieser Aspekt oft noch wichtiger ist als Dinge mit unmittelbarem Plotbezug. Meine liebste Autoren sind dementsprechend in diesem Bereich unter anderen die folgenden: J.R.R. Tolkien, Michael Moorcock, Frank Herbert, H.P. Lovecraft, Gene Roddenberry, Isaac Asimov, Liu Cixin, "James S. A. Corey", George Lucas, Robert Jordan, G.R.R. Martin.

Ja, es ist also so, dass der World-Building-Aspekt für mich schon essentiell ist, um mich als Fan eines solchen Konzeptes zu sehen. Klar kann es auch hübsche Fantasy-Stories als "stand alone book" mit 400 Seiten geben, die mir auch gefallen. Aber für mich ist das Wegdriften in eine andere Welt mit unzähligen Figuren, Städten, Ländern, Spezies, Planeten, Kulturen, Sprachen, Religionen, die Lexikone füllen könnten (und über Online-Wikis auch tatsächlich füllen), schon der Dreh- und Angelpunkt meiner Faszination.



Aus diesem Grund widme ich mich als Schreiber auch seit einigen Jahren einem recht breit angelegten World-Building-Projekt und Fantasy-Roman-Konzept, das mein Faible für High Fantasy und Worldbuilding an sich mit meinem weiteren großen Interesse an germanischem Heidentum, germanischer Mythologie und liguistischer Altgermanstik verbindet, und in einem Setting spielt, das man grob als "alternative Mediävistik" umschreiben könnte. Verschlagwortet: Man nehme einen protogermanischen Stamm aus dem Ostsee-Raum von ca. vor Beginn der Völkerwanderung, der noch keinerlei Kontakt mit Römern oder Christen gehabt hat, und verpflanze diesen auf einen Kontinent, an dem er sich in Sachen Kultur, Sprache und Religion weitestgehend autochton weiterentwickelt auf ein ca. hochmittelalterliches Zivilisationsniveau.

Der "Fantasy Aspekt" an dem Projekt ist der Umstand, dass die Menschen dort an Asen, Alben und Thursen nicht nur glauben, sondern dass es sie auch tatsächlich gibt, und dass auch eine gewisse Interaktion zwischen Menschen und "den Anderen" stattfindet. Ich setze sie aber nicht offensiv als Superhelden, Superschurken oder Deus ex Machina ein, sondern eher auf mysteriöse Weise. Quasi so, wie ich mir vorstelle, dass heidnische Germanen sich das tatsächliche Wirken dieser Kräfte in ihrer gelebten Realität vorgestellt haben könnten.


Jau, so viel erst einmal zu "Me & Fantasy".

Danke für eure Aufmerksamkeit. Ich stöbere mal noch ein bisschen durch die rückwärtigen Seiten des Threads, was ihr so gepostet habt.

Liebe Grüße an euch alle,
Rüdiger.
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Maunzilla
Exposéadler


Beiträge: 2841



Beitrag14.04.2024 21:24

von Maunzilla
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Genau dieser Aspekt ist es, der mich an vielen Fatasy-Geschichten abstößt: die Autoren labern einem die Ohren voll mit unwichtigen Details und Hintergrundinfos, die eine 200-Seiten-Geschichte auf 500 Seiten aufblähen, und dabei nicht selten jegliche Fantasie abtöten, weil sie einem alles bis ins letzte Detail vorkauen und erörtern und kaum noch Raum für eigene Imagination bleibt.
Mir sind jene Geschichten die liebsten, in denen vieles nur vage angedeutet wird und im Unklaren bleibt, wo Raum für Spekulationen und Analysen bleibt, und der Leser sich selber Gedanken machen muß, wie und warum sich gewisse Dinge ereignet haben, wo Dieses und Jenes herrühren mag usw.
Man kann sich als Autor durchaus gerne alles haarklein überlegen und aussinnen, aber man muß es dem Leser nicht um's Verrecken auch genauso haarklein unter die Nase reiben.


_________________
"Im Internet weiß keiner, daß du eine Katze bist." =^.^=
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Chandrian
Wortedrechsler
C


Beiträge: 64
Wohnort: Ruhrpöttchen


C
Beitrag14.04.2024 21:39

von Chandrian
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:
Genau dieser Aspekt ist es, der mich an vielen Fatasy-Geschichten abstößt: die Autoren labern einem die Ohren voll mit unwichtigen Details und Hintergrundinfos, die eine 200-Seiten-Geschichte auf 500 Seiten aufblähen, und dabei nicht selten jegliche Fantasie abtöten, weil sie einem alles bis ins letzte Detail vorkauen und erörtern und kaum noch Raum für eigene Imagination bleibt.
Mir sind jene Geschichten die liebsten, in denen vieles nur vage angedeutet wird und im Unklaren bleibt, wo Raum für Spekulationen und Analysen bleibt, und der Leser sich selber Gedanken machen muß, wie und warum sich gewisse Dinge ereignet haben, wo Dieses und Jenes herrühren mag usw.
Man kann sich als Autor durchaus gerne alles haarklein überlegen und aussinnen, aber man muß es dem Leser nicht um's Verrecken auch genauso haarklein unter die Nase reiben.


Ich lese überhaupt gerne, WEIL ich zu gern mehr Hintergrundinfos will Very Happy High Fantasy ist mein Favorit, weil die Autoren meist eine ganz neue Welt beschreiben - neue Magie, neue Regeln, neue Wesen, neue Gesellschaftsform, wenn der Roman gut ist. Wenn man da zu wenig Info bekommt, finde ich, wird der Roman flacher.
Andererseits wünsche ich mir, dass es kaum Hintergrundinfos zu den Charakteren gibt und da für den Leser viel Raum zur Analyse und Interpretation bleibt - z.B. Vergangenheit und Gedanken der Charaktere anhand der Handlung interpretieren, das wäre ideal. Das ist viel spannender, als Infos über den Charakter aufgetischt zu bekommen, finde ich.
Der beste Roman vereint detailierte Welt, aufregende Handlung, agierende Charaktere ohne tell-Hintergrundinfos zu den Charakteren.

Sehr witzig, wie unterschiedlich Geschmäcker sind!
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag15.04.2024 00:21

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Maunzilla hat Folgendes geschrieben:

Genau dieser Aspekt ist es, der mich an vielen Fatasy-Geschichten abstößt: die Autoren labern einem die Ohren voll mit unwichtigen Details und Hintergrundinfos, die eine 200-Seiten-Geschichte auf 500 Seiten aufblähen, und dabei nicht selten jegliche Fantasie abtöten, weil sie einem alles bis ins letzte Detail vorkauen und erörtern und kaum noch Raum für eigene Imagination bleibt.
Mir sind jene Geschichten die liebsten, in denen vieles nur vage angedeutet wird und im Unklaren bleibt, wo Raum für Spekulationen und Analysen bleibt, und der Leser sich selber Gedanken machen muß, wie und warum sich gewisse Dinge ereignet haben, wo Dieses und Jenes herrühren mag usw.
Man kann sich als Autor durchaus gerne alles haarklein überlegen und aussinnen, aber man muß es dem Leser nicht um's Verrecken auch genauso haarklein unter die Nase reiben.

Ich bin bei dir, dass man dem Leser nicht unbedingt alles haarklein unter die Nase reiben muss, und meist empfinde ich es auch nicht so, dass das getan wird. Die meisten guten Fantasy-Autoren streuen die Info schon relativ weiträumig, über viele Kapitel und viele Interaktionen und Szenen, oft über viele Bände hinweg, und oft bleibt auch vieles von den Notizen und Anekdoten und Vorgeschichten unveröffentlicht und erscheint dann in Prequels oder Sequels oder Periquels, oder sonstigen Spin-offs, oder - auch vielzu oft - als Fragmentesammlung posthum, wenn die Erben das Arbeitszimmer ausmisten.

Das ist aber auch das Wesen unheimlich vieler Fantasy- und Sci-Fi-Fans, dass sie einfach GAR ALLES wissen wollen. Tolkien musste Tausende Briefe beantworten, die - flapsig gesagt - danach fagten, was "Gurkensalat" auf Hochelbisch heißt und im wievielten Grad Lobelia Sackheim-Beutlin mit Frodo verwandt war. Er hätte 1000 Jahre alt werden müssen, um alle an ihn heran getragenen Fragen der Fangemeinde in Form einer Geschichte beantworten zu können. So sind wir... einfach Nerds bis zum Abwinken, die idealerweise ein vollständiges Geschichtsbuch über die Welt als solche, und natürlich ausführliche Biographien nebst tabellarischem Lebenslauf, Abstammungsurkunden und groben medizinischen Aktenauszug betreffend alle Hauptfiguren haben wollen. Schau dir mal die Wikis zu den Welten von Mittelerde, Game of Thrones oder Star Trek und Star Wars an. Da wird wirklich ALLES zusammengetragen, inklusive der Unterscheidung zwischen kanonischen Informationen und Apokryphen (Fan Fiction, nicht vom Franchise autorisierte Romane von Fremdautoren, später verworfene Plotlines usw...). Das ist fraglos keine Literaturrezeption mehr, sondern ein Zwischending zwischen fiktiver Geschichtswissenschaft und Theologie.

Aber, und das ist, so denke ich, ein wichtiger Punkt: All diese Details sind ja in der Regel nicht in einem Buch festgehalten worden, sondern über Jahre und Jahrzehnte, oft in zig, hunderten oder gar tausenden Büchern, Filmen, Heftchen, Briefen, Kurzgeschichten, Interviews usw... Das fand ich immer faszinierend, auch in anderen Kulturbereichen. Ich betreibe mein Heavy-Metal-Hobby seit 1988 als Fan und seit 1996 auch als Musikjournalist, und auch hier hast du eben den Nerd, der nicht nur Musik hört, die er toll findet, sondern einfach alles über die Bands wissen und aufschreiben muss. Auch hier hast du all diese Lexika, im Papierform und Online, die jede kleine Info über zigtausende Songs, Alben, Musiker sammeln und listen. Du willst wissen, in welchem Studio aufgenommen wurde, wer an den Reglern saß, auf welcher Plattenfirma es erschienen ist, von welcher Band der neue Gitarrist gekommen ist, wie viele verschiedene Auflagen es gibt usw... usf... Wissen, Wissen, Wissen... auch wenn es dich im Leben nicht weiterbringt, so tut es doch gut zu wissen.

Dennoch, und das gebe ich unumwunden zu, sollte ein guter Fantasy-Autor doch dem fraglos in den meisten von ihnen rasenden Drang widerstehen, in jedem einzelnen Prosawerk dem Information-Overflow zu frönen und dabei die mystischen, charakterlichen, emotionalen und ambienten Reize zu vernachlässigen. Denn davon lebt aus meiner Sicht eine gute Fantasy-Welt zuerst: Dass du den Leser durch gutes, einfühlsames, szenisches Charakter- und World-Building einfängst, damit er sich wünscht, Teil dieser Welt zu werden, und darin komplett versinken zu können.

Wobei dazu meines Erachtens in diesem Genre schon ein Stück weit gehört, den Leser an die Hand zu nehmen, und in diese wundersame Welt zu entführen, und das macht gerade die High Fantasy vornehmlich auf diese Weise, dass sie die Welt und die Figuren ausgiebig vorstellt, bevor wilde Dinge passieren. Der Weg der Wahl ist es in der Regel - davon hatten wir es schon wiederholt - zumindest im Einstieg nicht von Plot getrieben zu sein und nicht von Plot Point zu Plot Point zu hasten, und "alles wegzulassen, was die Geschichte nicht voran bringt". Meiner Erfahrung nach sind viele High-Fantasy-Fans wie die Ents bei Tolkien, die wirklich vieles abkönnen, aber definitiv nichts, was hastig ist.

Ich lese oft die Kritik an Fantasy- oder Sci-Fi-Werken (sowohl Film als auch Literatur), dass man "die einstündige Episode auf 20 Minuten hätte herunterkürzen können". Ich denke da meist gegenteilig und hätte mir sie zweistündig gewünscht, mit mehr Random Info über die Figuren und ihren Background, mit mehr Easter Eggs als Referenz an frühere Geschichten und Filme des Autors, einfach mit mehr Input, der das Gewebe immer dichter werden lässt, das die Welt ausmacht, in welche man sich versetzen lässt.

Nun denn, trotz allem: Ich bin bei dir, dass der Info Dump niemals Selbstzweck sein sollte, und dass Fantasyautoren sicherlich aufpassen müssen, es damit nicht zu übertreiben und deshalb sich selbst gerne dazu ermahnen dürfen, ob der Freude am Gott-Spielen (i.e. Welt-Erschaffen) und Beschreiben von Figuren in allen Details, nicht die Spannungsbögen der Story zu vergessen. Daran muss ich mich selbst auch immer und immer wieder erinnern, denn wenn man sich dabei nicht bremst, dann kann man über zwei Wochen im Leben eines Protagonisten ohne besondere Ereignisse durchaus mal 1000 Seiten schreiben, weil es ja wahnsinnig interessant ist, was er mit seinem Lehrer, seinem Großvater und dem Nachbarsjungen so zu reden hat, und weil man aus diesen Gesprächen ja wunderbar viel über den Alltag in einem Dorf in dieser fiktiven Welt erfährt. Ist spannender als jeder Krimi... Wink

Nein, ernsthaft, man sollte sich um einen guten Mittelweg bemühen, denn jeder wirklich erfolgreiche Fantasy-Autor hat eben nicht nur Worldbuilding betrieben, sondern vor allem mit seinen Frühwerken immer auch berührende Personen und spannende Geschichten ersonnen, denn sonst hätten sich nicht die zahlreichen Fans um ihn geschart, die immer mehr, und mehr, und mehr über all das wissen wollten. Nach den großen Trilogien war dann aber tatsächlich auch oft der Hunger nach Informationen so groß, dass die Autoren theoretisch auch einfach Stammbäume, Histogramme, Stadtpläne und kommentierte Weltkarten, sowie Bücher über die Zoologie und Botanik ihrer Welt schreiben können, oder Wörterbücher "Klingonisch/Deutsch - Deutsch/Klingonisch" für spontane Flugreisen nach Q'onos.
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Hugin_Hrabnaz
Geschlecht:männlich(N)Ich-Erzähler

Alter: 48
Beiträge: 248
Wohnort: Ulm


Beitrag15.04.2024 01:16

von Hugin_Hrabnaz
Antworten mit Zitat

Chandrian hat Folgendes geschrieben:

Ich lese überhaupt gerne, WEIL ich zu gern mehr Hintergrundinfos will Very Happy High Fantasy ist mein Favorit, weil die Autoren meist eine ganz neue Welt beschreiben - neue Magie, neue Regeln, neue Wesen, neue Gesellschaftsform, wenn der Roman gut ist. Wenn man da zu wenig Info bekommt, finde ich, wird der Roman flacher.
Andererseits wünsche ich mir, dass es kaum Hintergrundinfos zu den Charakteren gibt und da für den Leser viel Raum zur Analyse und Interpretation bleibt - z.B. Vergangenheit und Gedanken der Charaktere anhand der Handlung interpretieren, das wäre ideal. Das ist viel spannender, als Infos über den Charakter aufgetischt zu bekommen, finde ich.
Der beste Roman vereint detailierte Welt, aufregende Handlung, agierende Charaktere ohne tell-Hintergrundinfos zu den Charakteren.

Sehr witzig, wie unterschiedlich Geschmäcker sind!


Ich denke, da bin ich in den meisten Punkten bei dir. Zwar wünsche ich mir persönlich schon, sehr viel über die Personen zu erfahren, auch über ihre Hintergründe, ihre Herkunft, ihre Stammbäume usw..., aber natürlich nicht als Infodump im Block, sondern - so wie du sagst - aus dem Kontext der Handlung über das Buch bzw. die Bücher hinweg.

Nimmst du den obligatorischen "Herrn der Ringe" als Beispiel, erfährst du z.B. über die wahre Natur von Gandalf als Istar, als unsterblicher Halbgott, zunächst sehr wenig. Er wird erst einmal als schrulliger alter Zauberer eingeführt, und dass er als Machtwesen mit Sauron ebenbürtig ist, erfährt man letztlich im Herr der Ringe selbst nur, wenn man sehr aufmerksam liest, nach dem Kampf mit dem Balrog und der weißen Wiedergeburt, und die wahren Zusammenhänge, wie alt und wie mächtig Mithrandir = Olórin = Gandalf Sturmkrähe wirklich ist, erfährt man nur, wenn man die ganzen Appendizes, Anthologien und das Silmarillion auch inhaliert hat. Tolkien schreibt im ersten Kapitel nicht, dass eines der drei mächtigsten Wesen Mittelerdes überhaupt zu Bilbos Geburtstag kommt und Feuerwerk dabei hat, sondern das bleibt lange im Dunkeln.

"Der Eine Ring" ist im Hobbit halt Gollums Schatz, der unsichtbar machen kann und von Beutlin gestohlen wird. Dass er einige Jahre später über Gedeih und Verderb der ganzen Welt entscheiden wird, ahnt niemand.

Mit dem "show don't tell"-Mantra stehe ich ein wenig auf Kriegsfuß, da ich den Fantasy-Autor schon gerne als klassischen Story-Teller imaginiere und nicht als Action-Shower. Aber wie schon oben gesagt, heißt das ja nicht, dass man seitenweise staubtrockene Infos herunter rattern muss. Ich finde es nur als unglaublich umständlich, wirklich jede emotionale Regung durch körperliche Features zu umschreiben. Man kann auch einfach mal ängstlich sein, ohne dass man eine Gänsehaut bekommt, sich die Pupillen weiten und das geplagte Herzerl hastig zu klopfen beginnt. "show don't tell" ist ein wichtiger Tipp, um wirklich dramatische Schlüsselszenen zusätzlich intensivieren zu können, aber den normalen Erzählduktus kann es auch bis ins Groteske verzerren und dadurch das Gegenteil von dem erzeugen, was es soll, nämlich Langeweile. Vor mir ein Autor an einer "Nicht-Schlüsselszene" fünf Zeilen lang "zeigt" wie genau der Protagonist Angst hat, schreibt er mir lieber einfach "Er hatte Angst." und "erzählt" mir dafür an anderer Stelle mehr über seinen Stammbaum. Oder eben beides im angemessenem Maß.
 Razz

* EDIT:
Mit "etwas über den Stammbaum erzählen" meine ich natürlich nicht, dass der Erzähler ihn als "Franz, Sohn von Maria und Kuno, Enkel von... usw..." einführt, sondern dass er halt mal mit jemanden über seinen Vater spricht, oder seinen Großvater besucht, oder dass ihn jemand auf seinen Vetter anspricht usw... In einem Krimi interessiert mich das auch nicht, allenfalls bei Krimiserien und wiederkehrenden Figuren (der Vetter dritten Grades von Sherlock Holmes mag von Relevanz sein, um die Figur des Ermittlers zu komplettieren, jener des Mordopfers im Zweifel nur, wenn er Plotrelevanz fürs aktuelle Buch hat). Aber in der High Fantasy ist so etwas schon schön zu wissen.

Wenn ich meine Fantasy-Prioritäten sortieren müssten, wäre das wie folgt:

1)
Eine sehr intensive Charakterzeichnung, die sich gerne primär im Modus "show" zutragen soll. Der Leser soll die wesentlichen Figuren idealerweise so gut kennen lernen, als wären sie reale Menschen aus seinem Umfeld. Allerdings ja, als "show" über das Buch oder die Bücher hinweg und nicht als Infodump im Intro. Doch ich bin ein riesiger Fan davon, dieses intensive Kennenlernen durch ein ausgiebiges Verweilen auf der Figur zu erzielen, bevor diese Figur in einen actiongetriebenen Plot geworfen wird. Mir gefällt es, wenn man bereits eine enge Bindung und einen emotionalen Nexus zu der Figur hat, bevor sie auf ihren Konflikt zusteuert, denn dies fördert das Mitleiden und Mitfühlen. Daher finde ich es super, wenn wir Figuren in ihrem Alltag erstmals begegen, nicht in einer Schlacht oder in einer Actionsequenz, sondern bei sich zu Hause mit der Familie, bei ihrer Berufsausübung, in ihrem Versteck...

2)
Das Worldbuilding soll vielschichtig und detailliert sein, aber auch hier natülich nicht als erschlagender Infodump, sondern als schleichender Prozess des Erkenntnisgewinns dadurch, dass man die handelnden Personen in ihrem natürlichen Habitat auch in alltäglichen Szenen leben lässt, die eben jene Welt nicht effekthascherisch und hastig aufflackern lassen, sondern sie genuin, in actu zu ergründen, sich dafür aber auch Zeit lassen.

3)
Ich bekenne mich schuldig, dem Plot an sich schon eine große Wichtigkeit einzuräumen, aber doch nur die dritte Priorität. Ich vergleiche das mit einem Fußballspiel: Wenn der FC Bayern gegen Arsenal spielt, dann kann das Spiel für mich nicht spannend werden, egal wie gut die spielen und wie knapp es ist, weil ich beide Vereine nicht mag und mir die Champions League völlig egal ist. So ist es bei einem Fantasy-Roman für mich auch: Mich müssen die Figuren emotional berühren, so dass ich mit ihnen mitfühlen kann, und mich muss er Spielplatz (das Setting) ansprechen, erst dann interessiert mich auch, was mit ihnen geschieht. Ein spannender unkonventioneller Plot um Personen die mich nicht berühren, in einer Welt, die mich nicht interessiert, verpufft.

Das sind zusammengefasst auch die Gründe, warum ich am ehesten auf einem Buch hängen bleibe, wenn sich das erste Kapitel viel Zeit nimmt, um mir den Protagonisten und seine Welt ans Herz zu legen, bevor der Protagonist seine Heldenreise antritt. Ich will ihn in seinem Sosein fühlen können, bevor es mich interessiert, was mit ihm passiert. Daher bin ich auch ein glühender Fan des ruhigen, stimmungsbasierten, dem Plot an sich entrückten Einstiegs in ein Buch, der gleichwohl kein Prolog ist, sondern eben das ruhende Bild, das dir die Zeit gibt, den Protagonisten in seinem natürlichen Umfeld erfahren zu können.

Jau, alles natürlich Geschmackssache, aber das ist so meine Sichtweise auf das Fantasy-Genre, und der Versuch, meine Präferenzen zu erläutern.

Dass es natürlich auch Ausnahmen in beide Richtungen gibt, ist klar. Es gibt tolle Werke mit hektischen, plotgetriebenen Auftakten, und missratene Werke mit ruhenden, charakterbasierten Auftakten. Es gibt strunzödes Worldbuilding mit völlig egalen Welten, und es gibt knapp beschriebene Welten, die dennoch grandios sind. Wichtig ist, so denke ich, immer, dass spürbar ist, dass der Autor für seine Welt und seine Figuren brennt. Denn das ist ansteckend und bringt ihn dazu, sie uns so zu präsentieren, wie er sie fühlt. Wie soll man Figuren und Welten lieben lernen, die für den Autor nur Schachfiguren sind, um Plotpoints abzugrasen?

Euch eine gute Nacht,
Rüdiger.
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sluver
Wortedrechsler
S


Beiträge: 55



S
Beitrag20.04.2024 19:48

von sluver
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Dann will ich mich der Rotte mal anschließen.
Allerdings schreibe ich keine High Fantasy (und lese sie leider die letzten Jahre auch nicht mehr so gern wie früher), sondern mein Projekt bewegt sich eher im Fantastik/Horror-Bereich (bzw. Fantasy ohne Romantik oder Magie).

Bezüglich der obigen Diskussion kann ich mich gar nicht so genau einsortieren. Grundsätzlich vertrete ich auch die Fraktion "weniger ist mehr" (nachdem ich selbst locker flockig auf 1500 Normseiten komm Kopf an die Wand), aber manche Autoren können mich aus irgendeinem Grund auch mitnehmen, wenn sie Alltagsbanalitäten beschreiben - aber selten. Die letzten 3 High Fantasy Romane, an die ich mich gewagt habe, konnte ich aufgrund zu vieler Detailbeschreibungen nicht zu Ende bringen, ich habe mich einfach gelangweilt.
Geschmäcker sind sehr unterschiedlich und passionierte Fantasy-Leser gehen häufig im Weltenbau richtig auf und wollen Kleidung, Essen, Gesetzgebung, Ökosystem etc. bis ins Kleinste beschrieben haben. Aus erzählerischer Sicht besteht dann halt gerade am Anfang die Gefahr, der "worldbuilder's disease" zu verfallen. 20 Jahre Weltenbau: Immer noch kein Buch.
Die meisten von uns sind halt kein Brandon Sanderson.
Umso mehr Respekt, wenn es gelingt Daumen hoch
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