In deinen Wäldern

[Erman]

Gestern,
irgendwo tief in deinen Wäldern
habe ich die ganze Nacht ein Einhorn geschlagen,
geschlagen habe ich es mit heißen Händen
und Küssen, aus denen der Mond sprießt,
der sich in den Weinbeeren deiner Sehnsucht widerspiegelt.

Abgebrochen habe ich das Lied der Trester
im Nussstrauch.
Das Laubwerk, den Wind
mit meinem Gespräch erstickt,
und ein kleines Ritual
für die Beschwörung dieses seltenen Biestes vollzogen.

In diesem Augenblick
zu einer verrückten Fackel versetzt,
nieder über die Gewässer
deines Bauchnabels
entlockte ich dem, schlammigen Boden
einen zittrigen Fischschwarm,
der sich bereits kreuzte und brütet.

Gestern,
irgendwo tief in deinen Wäldern
habe ich die ganze Nacht ein Einhorn geschlagen
und ich war wie ein Jäger,
starrend in die tiefen Augen eines Rehs -
und erwartete einen Wolf.

[silentsilvy]

Hallo Erman,

ich lese dein Gedicht als einen versymbolisierten Liebesakt. Einige Verschlüsselungen finde ich aber sehr grenzwertig, wie das Schlagen des Einhorns oder die Personifizierung des "Trester". Wer liest schon im Kaffeesatz, um Gedichte zu verstehen? Dadurch wirkt der Text ein wenig der Komik nahe, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Mir gefallen aber deine Sprachbilder und ich finde, du solltest damit nicht so freigiebig sein. Lass ein wenig Rätsel am schwülen Grund.

lg sisi

[Erman]

Liebe Sisi,

vielen dank fürs Lesen und Kommentieren. Du hast recht, das Gedicht ist ein versymbolisierter Liebesakt.

Zitat: ''Einige Verschlüsselungen finde ich aber sehr grenzwertig, wie das Schlagen des Einhorns oder die Personifizierung des "Trester".

Ich mag manchmal solche ''Gratwanderungen.''
Beim ''Trester'' dachte ich eher an den, nach dem Pressen von Früchten übrig bleibenden Rückstand. Tresterbrand.
Es freut mich aber, dass Dir meine Sprachbilder gefallen haben.


Ich wünsche dir fröhliche Weihnachten!

LG Erman

[silentsilvy]