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Das Treffen


 
 
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Nautix
Geschlecht:männlichErklärbär
N

Alter: 27
Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland


N
Beitrag08.12.2013 16:34
Das Treffen
von Nautix
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hi Leute, ich bin 17 Jahre alt und lese gern. Gestern habe ich meinen ersten "freiwilligen" Text geschrieben. Die Szene stammt aus keinem Buch, sie beruht lediglich auf einer zwei-Minuten Idee, zu der ich gern eine Szene schreiben wollte. Es geht um einen jungen Journalisten Johnny, der etwas besonderes entdeckt hat und sich auf die Suche nach dem "Gli" macht.

________________________

Johnny betrat das Lokal. Es war mal wieder nicht einfach gewesen ein Treffen mit Steve McGonny zu bekommen, doch letztendlich hatte dieser sich doch noch erbarmt. Erbarmt war hier definitiv der richtige Ausdruck: Es würde kein angenehmes Gespräch für McGonny werden.

Der Tisch an dem Steve McGonny saß, war der dunkelste des Raumes. Er lag in einer Ecke abseits der anderen Tische. Das Licht einer einzigen Kerze blitzte angsterfüllt in den schimmernden Pfützen verschütteten Alkohols auf. Nicht, dass die anderen Tische wesentlich mehr Wärme oder Zuneigung ausgestrahlt hätten, Johnny befand sich schließlich immer noch im „Vannesten“, doch dieser Platz beschrieb McGonny perfekt.
Johnny‘s Blick fiel nun auf Steve selbst. Er sah aus wie bei ihrem ersten Treffen. Sein ehemals grauer Anzug war durchzogen von Flecken jeder Farbe. Die schlaksige Figur und die grauen strähnigen Haare die ihm in die Augen fielen hatten auf Unbekannte stets eine bemitleidenswerte Wirkung. Doch Johnny hatte zu oft mit ihm gesprochen, um auf diesen Trick hereinzufallen. McGonny war ein skrupelloser Mann und weitaus intelligenter als er. Doch nicht umsonst hatte Johnny sich auf dieses Treffen gut vorbereitet.

Die grünen Kissen die das rote Kunstleder der Sitzbänke verdeckten quietschten und wirbelten Wolken von Staub auf als Johnny sich in sie hinein fallen ließ. McGonny machte keine Anstalten aufzusehen. Stattdessen starrte er das leere Glas vor ihm auf dem Tisch an. Auf dem Boden des Glases glitten drei fast geschmolzene Eiswürfel umher. Die Flüssigkeit die die Eiswürfel mal umgeben hatte musste klar gewesen sein. Johnny tippte auf Wodka, Wasser konnte er wohl ausschließen.
„Hallo, Steve“ flüsterte Johnny über den Tisch. Das Licht der Kerze schien sein Gesicht genau von unten an. Es musste einen einschüchternden Effekt auf Außenstehende gehabt haben. Doch Steve, dessen Blick inzwischen ein winziges Stück höher gewandert war, war davon nicht ansatzweise eingeschüchtert, er wirkte tatsächlich eher belustigt, fast amüsiert. Johnny wurde klar das es lächerlich ausgesehen haben muss auf diese Art und Weise bedrohlich rüber zu kommen. McGonny hatte viele solcher Treffen gehabt da war sich Johnny sicher. Er musste professionell wirken. Rasch zog er seinen Kopf mit einem Ruck zurück.
Steve antwortete nicht, er zuckte stattdessen mit dem Kopf in Johnnys Richtung. Johnny wollte gerade beginnen Steve eine Erklärung zu dem Treffen zu geben, als Steve die Hand hob. Johnny stockte. Von irgendwo wuselte eine Kellnerin herbei. Sie wirkte angeekelt von Steve, vielleicht auch einfach von der Ecke des Lokals, was verständlich war, da an diesem Tisch wohl eher selten gesellige Personen saßen. Doch Steve war unbeeindruckt davon, stattdessen schaute er Johnny in die Augen und bestellte unfreundlich ein Wasser.
„Sag mal willst du mich verarschen Bengel“, schoss es aus Steve heraus nachdem dieser sein Glas mit nur einem Zug leerte und es auf den Tisch donnerte. „Kommst hier rein und begrüßt mich mit ,Hallo, Steve“. „Ich will dir mal was sagen ,Kumpel‘, stieß er zwischen seinen zusammengekniffenen Zähnen hervor. „Wenn du mich verarschen willst, oder mich mit irgendeiner Scheiße volllabern willst, wie beim letzten Mal, verpiss dich“.
 „Keine Angst, diesmal wird‘s wirklich...“
„Halts Maul, ich stell die Fragen, du antwortest, kapiert!“
Johnny schnellte der Gedanke durch den Kopf wie lächerlich dieser Satz geklungen haben müsste, wenn er ihn von jemand anderem gehört hätte, doch ihn von Steve zu hören war alles andere als lächerlich. Johnny wurde allerdings auch schnell wieder sehr deutlich, warum Steve so ein erfolgreicher Journalist gewesen war. Er wusste, dass Steve sich hier aufspielte, doch auch mit einem anderen Tonfall hatten seine Gespräche eine bedrückende Wirkung. Man hatte Angst obwohl keine unmittelbare Gefahr drohte.
Die schneidende Stimme riss Johnny aus seinen ausschweifenden Gedanken. „...ist mir scheißegal wie wichtig dir dein Job ist oder was dir droht wenn du mir was erzählst, gib mir was interessantes oder du kannst dir meine Hilfe mal sehr tief in...“ Johnny hörte nicht mehr hin, schon wieder war er abgelenkt. Dieses Gespräch war wichtig für ihn. Es entschied darüber ob Johnny mit seiner Suche nach Gli weitermachen konnte oder ob sie abrupt beendet werden müsste. Natürlich hatte Johnny deshalb alles daran gelegt etwas möglichst interessantes für McGonny zu besorgen, und was er dann in Erfahrung bringen konnte war mehr als interessant.
„Ich hab die Akte, Steve.“
„Was für‘ne Akte, hab ich dir nicht eben gesagt...“
„Die Akte!“
Steve sagte diesmal nichts. Natürlich war es keine Sprachlosigkeit seinerseits. Wenn man ihn mit allen Attributen moderner Sprache beschrieben hätte, wäre „sprachlos“ das am wenigsten passendste. Es war mehr ein abwartendes Schweigen.
„JFK 63“, stürzte es aus Johnny heraus. Natürlich hätte Johnny die Akte über den Mordfall JFKs nicht besorgen können, doch er wusste wo sich eine Kopie aufhielt, das würde Steve reichen.
Steve sagte wieder nichts. Johnny wurde schlagartig kälter. Neben ihm wurde das Aufschlagen der Wachstropfen auf die verschimmelte Tischoberfläche, die langsam an der inzwischen sehr kurzen Kerze herunterglitten, immer lauter. Johnny hatte beim Hereingehen nicht darauf geachtet ob das Vannesten überhaupt von Menschen außer ihnen besucht war, deshalb wusste er nicht ob er sich die abklingende Lautstärke im Pub nur vorstellte. Doch auch Steve war nun nicht mehr Herr seiner selbst. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, die von den Tiefen Furchen die sich während seines Lebens in seinem Gesicht gebildet hatten, aufgehalten wurden. Sein linkes Auge zuckte, während er mit seinem Daumennagel die Haut von seinem Zeigefinger abschabte. „Was weißt du über die Akte?“

„Es gibt mehre Kopien der Akte. Sie wurden im Jahre 1988 angefertigt und an verschiedenen Orten auf der Welt versteckt. Natürlich weißt du das bereits. Ich habe jedoch etwas was du nicht weißt und das ist der Aufenthaltsort einer dieser Kopien.“
McGonny war besessener Verschwörungstheoretiker. Er hatte seine journalistische Karriere vor 14 Jahren an den Nagel gehängt und hielt sich von dort an mit erspartem über Wasser. Er machte sich nichts aus Geld oder Menschen, während seiner Zeit als Journalist hatte er mit jeder Art von ihnen abgeschlossen. Von dort an gab er sich komplett den Verschwörungstheorien hin und er fand einiges heraus. Nichts davon veröffentlichte er. Doch in den Kreisen in denen Johnny verkehrte war er ein bekannter Mann. Natürlich ist Steve niemals auch nur auf die Idee gekommen Johnny etwas davon zu erzählen, es sei denn ihm wurde etwas wirklich spektakuläres geboten.
„Was willst du wissen?“ antwortete McGonny kühl, doch die erhobene Position die er bis zu diesem Zeitpunkt in dem Gespräch eingenommen hatte, war erheblich gesunken.
„Ich habe eine einzige Frage an dich, nur wenn du mir versprichst, dass du sie mit absoluter Ehrlichkeit beantwortest, gebe ich dir den Standort der Kopie.“
Steve nickte nur, offensichtlich verärgerte es ihn, wie er von Johnny angesprochen wurde, doch die Sache war wichtiger als irgendwelche Machtspielchen, das wussten sie beide.
Während er nickte verrutschte sein Hemd leicht. An seinem Schlüsselbein war die Spitze eines Tattoos zu sehen, doch Johnny konnte nicht erkennen was es darstellte, es interessierte ihn auch nicht. Bisher lief alles nach Plan, McGonny hatte natürlich angebissen, wie könnte er auch nicht. Johnny schob langsam einen kleinen gelben Zettel über die Tischplatte. Steves rauhe Hand streifte die seine, während er das Papier entgegennahm. Doch jetzt wurde es wirklich heiß.

„Was weißt du über das Leuchten des Gli?“
Die Wörter hatten genau die Wirkung erzielt die Johnny erwartet hatte. Steve sagte nichts, er schaute Johnny direkt an, sein Mund öffnete sich doch es entfuhr ihm kein Laut. Johnny hörte in der Küche die Kellnerinnen lachen, während sie an ihren Mentholzigaretten zogen und über Männer redeten, wie sie es immer taten. Die Kerze war fast abgebrannt und auch die Eiswürfel auf den Böden beider Gläser waren geschmolzen. Steve sagte immer noch nichts. Doch jetzt wirkte er angsterfüllt. Ein Ausdruck den wohl nur wenige Menschen je bei Steve gesehen hatten und jedem einzelnen wohl einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Johnny hörte ein, von einer Stubenfliege stammendes, tiefes Summen neben seinem Ohr. Er schaute kurz weg. Und als er Steve wieder ansah, war dieser wieder gefasst. Als hätte er Johnnys Frage nicht gehört. Doch bevor Johnny etwas sagen konnte sprang Steve auf und kam so nah an ihn heran, dass Johnny die gelben, von Bier getränkten, Haare in Steves Bart zählen konnte. Er atmete schwer. Johnny sprang ein stechender Gestank in die Nase als Steve ihm direkt ins Gesicht hauchte. Er hob erneut die Hand. Johnny dachte er würde ihn schlagen, doch er leckte nur Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand an. Plötzlich war es stockfinster. Im Hintergrund hörte er ein leises Zischen während Steve ihm mit rasselnder Stimme nur ein Wort ins Ohr zischte: „Nichts!“

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Cailyn
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
C

Alter: 40
Beiträge: 21
Wohnort: Norden


C
Beitrag08.12.2013 19:22

von Cailyn
Antworten mit Zitat

Hallo Nautix,

ich mag deinen Text und bin schwer beeindruckt, dass es dein erster ist. Du erzeugst Spannung und Atmosphäre, ich hab's gern gelesen.

Ich würde dir aber raten, dich einmal mit Kommaregeln auseinanderzusetzen. Ein kurzes Beispiel:

Zitat:
Die grünen Kissen, die das rote Kunstleder der Sitzbänke verdeckten, quietschten und wirbelten Wolken von Staub auf, als Johnny sich in sie hinein fallen ließ. [...] Die Flüssigkeit, die die Eiswürfel mal umgeben hatte, musste klar gewesen sein.


Dann bin ich über diesen Satz gestolpert:
Zitat:
Der Tisch an dem Steve McGonny saß, war der dunkelste des Raumes.

Mir ist schon klar, was du meinst. Trotzdem war mein erstes Bild ein schwarzer Tisch umgeben von beigen. Ein harmloser Vorschlag: "[...] war in der dunkelsten Ecke des Raumes." Oder eben so ähnlich.

Zitat:
„Sag mal willst du mich verarschen, Bengel?“, (3) schoss es aus Steve heraus, nachdem dieser sein Glas mit nur einem Zug leerte (1) und es auf den Tisch donnerte. (2)

Diese Formulierung finde ich auch unglücklich, denn sie bringt mein Kopfkino ganz durcheinander. Du beschreibst die Handlungen nämlich nicht in der Reihenfolgen wie sie sich abspielen (das will ich mit den Zahlen sagen), was mich beim Lesen rauswirft. Ich höre erst Steve schreien, dann halte ich den Film an, spule nochmal zurück, sehe wie er sein Glas leert und es auf den Tisch knallt, um ihn noch einmal schreien zu hören. Ich hoffe du verstehst mich wink

Aber wie gesagt, mir gefällt's – schreib weiter smile

LG Cailyn
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Nautix
Geschlecht:männlichErklärbär
N

Alter: 27
Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland


N
Beitrag12.12.2013 00:35

von Nautix
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Erst einmal danke Laughing
Das mit den Kommaregeln hab ich auch schon gemerkt, werd ich bald mal ransetzen.
Deine beiden Kritikpunkte verstehe ich und gebe dir bei beiden Recht.
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