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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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10.12.2013 17:11 Am Strom von Zinna
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Am Strom
Fährmann, hol über!
Ich warte nicht gern!
Die krumme Weide wiegt den Schopf,
ihr Käuzchen nickt dazu:
In seinem Spiegel glänzt nur er.
Die Taschen schwer,
so leicht wird er ersaufen…
Mein Stein trifft nur den Stamm.
Ein Ruder teilt den Strom, die Wellen …
Ein Ruder teilt den Strom, die Wellen …
Es ist soweit.
Der alte Kauz, hat er nicht Recht?
Mein Mantel musste Kaschmir sein,
der diese Schauer mir nicht nimmt.
Ich schenke ihn dem Baum, behalte
einen Groschen in der Hand,
im Mund die Bitte:
Fährmann, hol über!
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_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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10.12.2013 22:19
von firstoffertio
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Da hast du sehr viel in dies kurzen Zeilen gesteckt, das man sich vom Inhalt her auch als eine ganze Geschichte vorstellen kann (modern, aber auch als Märchen oder Fabel.)
Als Klischee könnte man einfach nur die Geschichte eines Reichen, dessen Reichtum verschwunden ist, lesen. Aber man kann auch eine Parabel darin sehen, die sagt: Was nutzt dir dein Geld, dein Aussehen, der weltliche Erfolg, das Glück, das du im Spiegel suchst: Am Ende kratzt auch du ab. Bist also gar nicht anders als alle. Infragestellen, Hinterfragen, was wirklich wichtig ist.
In der ersten Strophe tut LI das noch nicht, schmeißt mit Steinen nach dem weisen Käuzchen, dem Baum, um sie still zu machen. In der zweiten Strophe, am Ende, muss er dem alten Kauz recht geben.
Sehr schön gemacht, wunderbar formuliert.
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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10.12.2013 22:33
von Jack Burns
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Hallo Zinna
Es erzeugt ein Bild und ein Gefühl in mir. Viele Gefühle.
Die Überfahrt macht mich nicht traurig.
Ein meisterlicher Umgang mit den Worten.
Der Groschen in der Hand,
im Mund ...
Ein Bezug zur Tradition, dem Verstorbenem eine Münze in den Mund zu geben?
Wirklich sehr schön
Martin
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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10.12.2013 22:41
von firstoffertio
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Was ist das fuer eine komische Tradition, (von der ich bisher noch nicht wusste)?
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1444
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10.12.2013 22:49
von Jack Burns
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An Fistoffertio
Wiki erklärt es besser als ich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Charon
Ich habe es durch einen Thriller erfahren, wo den Opfern eine Münze in den Hals gestopft wurde.
Liebe Grüße
Martin
_________________ Monster.
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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10.12.2013 22:53
von firstoffertio
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Danke. Meine klassische Bildung ist schon arg in Vergessenheit geraten.
Dann gibt es womöglich die Weide und das Käuzchen auch in einer dieser alten Legenden?
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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11.12.2013 22:53
von Zinna
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Hallo firstoffertio, hallo Martin,
es freut mich sehr, dass ihr euch so positiv über mein Gedicht äußert. Das Lob, wie der Text wirkt, schmeckt unheimlich gut.
Die Münze... ja nun, sie ist das Zahlungsmittel für den Fährmann. In der Mythologie.
In der Hand, im Mund...beides lässt sich (er)lesen.
Die Weide und das Käuzchen... Es gibt sie, bestimmt. In Legenden und überall. Vielleicht nicht immer als Kauz und Baum. Wer weiß...
Viele Grüße und Dankeschön
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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13.12.2013 22:59
von Kissa
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Liebe Zinna,
in der kurzen, heftigen Aufregung um meinen eigenen Wettbewerbsbeitrag und wegen ewiger Zeitnot habe ich so garnichts mitbekommen. Es tut mir sehr leid, dass dieses tolle Gedicht, das genau meine Kragenweite ist, nicht mit dabei war.
Ja, ich habe nun alles gelesen und es ist derweilen viel darüber diskutiert worden und auch eine erkleckliche Menge Wasser die Elbe heruntergeflossen; deshalb, denke ich, ist es nicht vonnöten, noch mehr Worte zu verlieren.
Sagen möchte ich dir, dass ich dein Gedicht wunderbar finde. Der Tod bzw. die unirdische Parallelwelt/-ebene bietet sich geradezu an für derlei Spiegeleien.
Alles Liebe und eine schöne Weihnachtszeit
wünscht dir
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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13.12.2013 23:51
von Zinna
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Liebe Kissa,
dein Lob freut mich, mächtig sogar. Dankeschön für dein Rückmelden.
Ich wünsche dir auch eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.
Liebe Grüße von der Elbe
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 03.01.2014 17:58
von Aranka
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Hallo Zinna,
ich hatte den Text zwar schon einmal in dem nun geschlossenen Faden kommentiert, möchte ihn jedoch auch hier mir einem feedback versehen und gleichzeitig nominieren.
Zitat: | Am Strom
Fährmann, hol über!
Ich warte nicht gern!
Die krumme Weide wiegt den Schopf,
ihr Käuzchen nickt dazu:
In seinem Spiegel glänzt nur er.
Die Taschen schwer,
so leicht wird er ersaufen…
Mein Stein trifft nur den Stamm.
Ein Ruder teilt den Strom, die Wellen …
Ein Ruder teilt den Strom, die Wellen …
Es ist soweit.
Der alte Kauz, hat er nicht Recht?
Mein Mantel musste Kaschmir sein,
der diese Schauer mir nicht nimmt.
Ich schenke ihn dem Baum, behalte
einen Groschen in der Hand,
im Mund die Bitte:
Fährmann, hol über! |
Die Charon-Geschichte einmal anders erzählt, heutig, und mit vielen kleinen Feinheiten: inhaltlich und stilistisch.
Gleich beim ersten Lesen beeindruckt der Textton: erzählend und fest, keine Spur von Wehmut oder gar Hader. Erwähne das, da der Textton bei der Thematik Tod immer ein schwieriger und gut zu bedenkender ist. Hier ist er gelungen und durchgehalten.
Gleich die erste Zeile schlägt diesen unverkennbaren Textton an und legt das Thema offen:
Zitat: | Fährmann, hol über! |
Ein Li steht dem Tod (Fährmann) gegenüber, es ruft den Fährmann, es ist bereit? Und nun folgt ein kurzer Rückblick/Spiegelung und einher geht eine Erkenntnis.
Neben anderen Bildern ist für mich das „Mantelbild“ ein sehr fein gelungenes und gut in den gesamten Text eingearbeitetes:
Im Spiegel des Stroms/Kauzes/Fährmanns glänzt der Mantel, doch ist er schwer, so wird er den Strom nicht überqueren, und der in ihm wird mit ihm ersaufen. Je erdenschwerer er ist, je leichter wird das Ersaufen sein.
Die Taschen zu leeren und die „Steine“ über den Fluss zu werfen reicht nicht.
[sie treffen nur den Stamm] auch ein vieldeutiges poetisches Bild.
Der Mantel an sich ist schwer. Mit nichts als die Haut und einem „Groschen und einer Bitte“ wird das LI den Strom überqueren. Dieses Leichtsein des LI (hier im Gegensatz zu den schweren Taschen in Strophe 1) ist so schön in den Text inhaltlich eingearbeitet,( also nicht nur mit der Umkehrung der Worte wird der Chiasmus auf syntaktischer Ebene hergestellt), dass es für mich ein gut gemachter Chiasmus auf der Bedeutungsebene ist.
Der Text arbeitet noch mal nach: Das Li hat keine Taschen mehr, nur die Hand für den Groschen und der Mund in dem die Bitte aufbewahrt wird. Hier gelingt dem Text etwas recht Schwieriges, das „Nicht-Vorhandensein“ von Ballast aufzuzeigen, durch die Darstellung der Spärlichkeit dessen, was noch da ist. Genau diese Feinheiten überzeugen mich am Text.
Das gleichzeitig hier mit dem alten Groschenmotiv unter der Zunge gespielt wird und wie dieses hier etwas anders eingearbeitet wird, gefällt mir auch gut.
Formal gefällt mir hier die leicht veränderte Kauzzeile. Hier wird die leichte Veränderung während des „Spiegelns im Lebensstrom“ unauffällig eingebaut.
Im Aufbau empfinde ich den Text als sehr stimmig und durchdacht: weder die wiederholenden Zeilen, noch der Chiasmus fallen künstlich als reine „Wortfigur“ aus dem Text heraus.
Zinna, ein bemerkenswerter und gelungener Text. Auch ich werde ihn nominieren.
Liebe Grüße Aranka
Nachtrag: Ich habe nun vergebens das Feld für die Nominierung gesucht. Habe dann ein wenig rumprobiert und auch bei anderen Texten gesehen, dass es verschwunden ist. Nur noch bei Texten von 2014 kann man nominieren. Meine Stimme hast du dennoch und wie gut, dass da einer schneller war.
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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05.01.2014 19:40
von Zinna
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Hallo Aranka,
bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte, aber ich hatte/habe Schwierigkeiten mit der Technik.
Deshalb heute eine kurze Antwort von mir, ich hoffe, sie schafft es durchs Netz.
Vielen Dank, dass du zum Jahresbeginn noch einmal auf mein Gedicht so ausfühlich eingegangen bist, deine Gedanken und Eindrücke festgehalten hast.
Wie ein zusammenfassender Blick von oben darauf. Es ist schön, zu sehen, dass und wie das Gedicht auf den Leser wirkt.
Das N ist wie ein Pokal für mich, freue mich sehr darüber.
Aranka, dankeschön für deine Worte. Möge das Jahr gut weiter gehen.
Liebe Grüße
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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