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Vom Hörensagen


 
 
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LaUrbanista
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Beiträge: 11



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Beitrag22.02.2014 00:18

von LaUrbanista
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Hallo Klemens,

ich hab jetzt den ganzen Thread von vorne bis hinten durchgelesen - anstrengend, aber schön und sehr interessant.

Der Einstieg hat mich sofort in den Text gezogen. Du machst sprachlich und erzählerisch dein Ding (und es scheint wirklich dein Ding zu sein), da gilt es aus meiner Sicht wirklich nur das ein oder andere etwas zu glätten. Die Knitterstellen ausfindig zu machen, ist wahrlich nicht leicht. Da ziehe ich meinen Hut vor deinen Überarbeitungen, die deutlich geschmeidiger werden, ohne dass dir deine Sprache oder dein Konzept dabei verloren gehen.

Ich bin vor allem an zwei Dingen hängen geblieben:
Du baust viele Schleifen ein, und an manchen Stellen drehen sie sich zu schnell. Das fällt mir bei den Wortwiederholungen stärker auf als bei den inhaltlichen Schleifen.
Der zweite Punkt sind die vielen religiösen Begriffe: Wenn man mit deren Umgang nicht sehr vertraut ist, braucht man etwas Zeit zum Dechiffrieren. Hier würde dem weniger versierten Leser auch helfen, wenn nicht zu viele verschiedene Begriffe auf kurzer Strecke eingesetzt werden.
Die Stelle mit dem umgekippten Bildstock hat mir im übrigen sehr gefallen. Die ist wunderbar doppelbödig.

Ich bleibe am Ball und freu mich auf mehr.

Viele Grüße!
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2939
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Beitrag22.02.2014 17:22

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Hallo LaUrbanista,

auch dir danke fürs Lesen und Kommentieren. Ich freue mich natürlich über jeden Leser, der hier neu mit einsteigt und denke auch, dass der Thread das Lesen lohnt, weil hier einige Leute sehr interessante Gedanken hinterlassen haben - gleichzeitig tut es mir auch für jeden "Neuen" leid, der an diesem Punkt erstmal den roten Faden finden muss.

Deshalb einfach mal ein Vorschlag: Ende nächster Woche habe ich neues Material fertig, zuvor möchte ich aber den kompletten bisherigen Text (auch den Teil des 1. Kapitels, den ich bisher unterschlagen habe) ins Reine schreiben - ich würde dann jedem, der mich per PN kontaktiert, ein PDF zukommen lassen. Wäre das okay? Die Audiodatei könnte ich dann evtl. parallel dazu posten.

LaUrbanista hat Folgendes geschrieben:
Ich bin vor allem an zwei Dingen hängen geblieben:
Du baust viele Schleifen ein, und an manchen Stellen drehen sie sich zu schnell. Das fällt mir bei den Wortwiederholungen stärker auf als bei den inhaltlichen Schleifen.
Der zweite Punkt sind die vielen religiösen Begriffe: Wenn man mit deren Umgang nicht sehr vertraut ist, braucht man etwas Zeit zum Dechiffrieren. Hier würde dem weniger versierten Leser auch helfen, wenn nicht zu viele verschiedene Begriffe auf kurzer Strecke eingesetzt werden.


Die Wortwiederholungen sind auch das, worauf ich beim Überarbeiten mein Hauptaugenmerk richte. Es ist eben nicht leicht, eine Redundanz der Themen und eine Beschränktheit der Sprache zusammenzubringen, ohne sich ständig zu wiederholen.
Was die religiösen Begriffe angeht, die sind so mit meiner Schriftsprache verwoben, dass ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht habe, wie das auf einen Leser mit einem anderen Erfahrungs- und Sprachhintergrund wirkt; daher danke für den Hinweis.

Zitat:
Die Stelle mit dem umgekippten Bildstock hat mir im übrigen sehr gefallen. Die ist wunderbar doppelbödig.


Das freut mich. Die Passage war tatsächlich das Erste, was ich an "Vom Hörensagen" zu Papier gebracht habe. Auch wenn sie natürlich mit der ersten Version nicht mehr viel gemein hat.

Gruß,
Klemens
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LaUrbanista
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Beiträge: 11



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Beitrag23.02.2014 13:25

von LaUrbanista
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:

Deshalb einfach mal ein Vorschlag: Ende nächster Woche habe ich neues Material fertig, zuvor möchte ich aber den kompletten bisherigen Text (auch den Teil des 1. Kapitels, den ich bisher unterschlagen habe) ins Reine schreiben - ich würde dann jedem, der mich per PN kontaktiert, ein PDF zukommen lassen. Wäre das okay? Die Audiodatei könnte ich dann evtl. parallel dazu posten.


Das klingt gut. Es wird den Lesefluss sehr erleichtern.

Einen schönen Sonntag noch!
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Klemens_Fitte
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Beitrag24.02.2014 14:13

von Klemens_Fitte
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Hallo meine Lieben,

nur ein kurzes Update: Ich habe den Anfang jetzt komplett überarbeitet und vervollständigt. Ich bin immer noch auf dem Zaun, wie der Franzose sagt, ob ich hier im Thread jetzt alles nochmal als "Neue Version" posten und damit alle Klarheiten beseitigen soll - verschicke aber, wie gesagt, gerne ein PDF an jeden, der eins haben möchte (und hoffe, dass ich damit nicht gegen irgendeine Forenregelung verstoße).

Gruß,
Klemens
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Gast







Beitrag24.02.2014 14:25

von Gast
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Klemens?

Du kannst unten Dateien an den Beitrag anhängen - da geht nicht nur mp3 sondern auch pdf und doc.

smile

Zur Info.
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Klemens_Fitte
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Beitrag24.02.2014 14:37

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

debruma hat Folgendes geschrieben:
Klemens?

Du kannst unten Dateien an den Beitrag anhängen - da geht nicht nur mp3 sondern auch pdf und doc.

smile

Zur Info.


Ich weiß smile

Hatte es aber so verstanden, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn ein PDF im Thread selbst gepostet wird.
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Klemens_Fitte
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Beitrag25.02.2014 12:36
Alles auf Anfang?
von Klemens_Fitte
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So, man soll seine kreative Energie ja nutzen, solange sie verfügbar ist. Deshalb gibt es jetzt, früher als gedacht, neues Material. Das schließt tatsächlich direkt an den zuletzt geposteten 4. Teil an - allerdings habe ich inzwischen den ganzen bisherigen Text vervollständigt, überarbeitet und in die neue Reihenfolge gebracht, deshalb hänge ich jetzt einfach das PDF an, in der Hoffnung, damit eine Diskussionsgrundlage zu schaffen.

--

Für einen Moment hattest du Eifersucht gespürt, diesen gesichtslosen Fremden gegenüber.

Man müsse, habe ich sagen hören, ja beinahe froh darum sein, dass die Mutter geistig nicht mehr richtig beieinander sei – denn dieser Zustand, der eigentlich ein Jammer sei bei einer so anständigen und gottesfürchtigen Frau, sei andererseits ein Segen, denn so bekäme diese anständige und gottesfürchtige Frau zumindest nicht mehr mit, wie ihre Tochter nicht nur ihr eigenes Leben, das der Tochter also, ruiniere, sondern vor allem auch den guten Ruf ihres Elternhauses.

Tatsächlich wird sie dich später bitten, ihr Elternhaus nicht mit hineinzuziehen.

Dieses Saumensch habe es innerhalb kürzester Zeit, seit der endgültigen Einlieferung der Mutter ins Heim, geschafft, ihr Elternhaus zu einem regelrechten Schandfleck im Dorf verkommen zu lassen, wie man sich mir gegenüber ausgedrückt hat. Von einem der angesehensten Häuser im Dorf sei dieses Haus zu einem Schandfleck verkommen, seit dieses Saumensch es mit den nächtlichen Besuchen irgendwelcher Zigeuner fortwährend sozusagen entweihe – was übrigens schon vor der Einlieferung der Mutter begonnen habe, still und heimlich, wie man im ganzen Dorf gewusst habe.

Kurz hattest du überlegt, die Mutter im Heim zu besuchen, hattest schon das Diktiergerät eingepackt.

Schon vor ihrer endgültigen Einlieferung ins Heim habe die Mutter ja kaum mehr etwas von ihrer Umgebung wahrgenommen, es sei der Tochter ein Leichtes gewesen, ihr diese nächtlichen Besuche zu verheimlichen. Man habe, ist mir gesagt worden, die fortschreitende Krankheit der Mutter damals sehr genau verfolgen können, zu dieser Zeit sei das ganze Dorf gewissermaßen täglich in diesem Haus zu Besuch gewesen – jeder habe, wie man sich mir gegenüber ausgedrückt hat, am Schicksal dieser Frau Anteil genommen.

Unter Anteilnahme der Bevölkerung, war dir durch den Kopf geschossen.

Mehr noch, ist mir gegenüber hinzugefügt worden, habe man anfangs auch der völlig überforderten Tochter unter die Arme greifen müssen. Es sei ja jedem im Dorf klar gewesen, dass dieses faule Mensch mit der Pflege der Mutter völlig überfordert habe sein müssen – es sei, hat man mehrfach betont, diesem faulen Mensch ja nicht einmal möglich gewesen, das Grab des Vaters in Ordnung zu halten, geschweige denn, sich um die Pflege dieser kranken Frau zu kümmern. Oftmals sei es ja so gewesen, dass man am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen vorbeigekommen sei und die Mutter mit noch ungekämmtem Haar und im Nachthemd auf dem Scheslon sitzend angetroffen habe, es sei also oftmals fraglich gewesen, ob die Mutter an diesen Tagen überhaupt schon am Mittagstisch gesessen oder wenigstens eine rudimentäre Körperpflege erfahren habe.

Hättest du gewagt, dein Notizbuch zu öffnen, hättest du das Wort rudimentär notiert.

Mit ungekämmtem Haar und dem später für sie typischen leeren Gesichtsausdruck habe die Mutter ein ganz und gar jammernswerten Bild abgegeben, hat man sich im Gespräch mit mir erinnert. Angesichts dieses jammernswerten Bildes habe man doch zurecht annehmen müssen, die Tochter vernachlässige schon die rudimentärste Pflege der Mutter und liege stattdessen den ganzen Tag im Bett oder sitze den ganzen Tag am Computer. Dieses unmögliche Mensch habe ja nicht einmal den Anstand besessen, sich für die Zeit des Besuchs von ihrem Computer zu trennen, nicht selten habe man sich selbst den Kaffee kochen müssen, während die Tochter sich in irgendwelchen Chaträumen herumgetrieben habe. Wie selbstverständlich sei man zum Ende hin in die Küche gegangen, um den Kaffee aufzusetzen, und habe gar nicht mehr damit gerechnet, dass dieses faule Mensch seinen Hintern hochbekäme.

Auf die Geschichte mit ihrem Vater warst du ja ebenfalls im Internet gestoßen.

In diesem Stadium ihrer Erkrankung hatte ich die Mutter bei meinem letzten Besuch ja selbst noch gesehen, sie hatte auf dem Scheslon gesessen und mit leerem Blick vor sich hin gestarrt – was, wie ihre Tochter mir bei diesem vorerst letzten Besuch gesagt hatte, das Einzige sei, wozu ihre Mutter noch imstande wäre. Den ganzen Tag, hatte sie zu mir gesagt, sitze die Mutter auf dem Scheslon und starre vor sich hin – es sei, wie sie sich ausgedrückt hatte, zum Verzweifeln, tagein, tagaus starre die Mutter vor sich hin und durch die Fotoalben und Rezepthefte hindurch, die sie vor der Mutter auf dem Scheslontisch aufbreite, um das Starren der Mutter vor eventuellem Besuch, vor allem aber vor sich selbst zu verbergen.

Die kalten Hände der Mutter hattest du nur kurz, in der ehemals vertrauten Begrüßung, gefasst.

Die Krankheit der Mutter, hatte sie gesagt, sei ja nicht mehr zu leugnen, auch ihr leerer Blick, mit dem sie tagein, tagaus vor sich hin starre, sei nicht mehr zu leugnen, trotzdem lege sie ihr noch die Fotoalben und Rezepthefte auf den Scheslontisch, blättere der Mutter ab und an die Seiten um, rede sich und dem Besuch ein, die Mutter stöbere so gerne in den alten Fotografien – immer wieder bemühe sie dem Besuch gegenüber diesen Satz, dass die Mutter so gerne in den alten Fotografien stöbere, mir dagegen wolle und brauche sie aber nichts vorzumachen, was den Zustand der Mutter angehe, wie sie, die Tochter, mir bei diesem Besuch gesagt hatte.

Nachdem sie abgeholt worden war, hattest du dich noch auf die Suche nach den Fotoalben gemacht.

Wenn die Mutter nicht mit diesem für sie typischen leeren Blick durch die Fotoalben und Rezepthefte hindurch starre, wickele sie mit ihr zusammen stundenlang Wollknäuel auf – weil der Vorgang des Wolleaufwickelns das Einzige sei, worauf die Mutter noch reagiere, säße sie bisweilen ganze Stunden täglich der Mutter gegenüber und wickele mit der Mutter gemeinsam Wollknäuel auf. Die groben Wollfäden seien mittlerweile das Einzige, was sie und die Mutter noch verbinde, dieser, wie sie sich damals ausgedrückt hatte, Drahtseilakt des Wolleaufwickelns, während dessen die Mutter stets mit leerem Blick durch sie hindurchstarre. Kalt und hart wie schwarze Nadelköpfe sei dieser mütterliche Blick gewesen, wie sie, die Tochter, mir damals unter vier Augen gesagt hatte.

Dein ständiges Verlangen und Widerstreben, zum Mitwisser zu werden.

Mit einem fahrbaren Untersatz, sagt sie nach einer Weile und reißt mich aus meinen Gedanken, wären wir eine Nacht lang, diese letzte Nacht lang, frei gewesen. Wir hätten so frei sein können, ihr Automobil irgendwo zwischen zwei Ortschaften am Straßenrand abzustellen, im abgestellten Automobil, fügt sie hinzu, hätte sie sich zu mir herüberbeugen können, hätte versuchen können, die Kluft zu überwinden, die die letzten Jahre zwischen uns aufgerissen hätten.

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Klemens_Fitte
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Beitrag27.02.2014 12:10

von Klemens_Fitte
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Hallo zusammen,

keine Bange, es gibt nicht schon wieder neues Material, nur eine kurze Zwischenfrage, die sich mir gestern beim Schreiben gestellt hat:

Das PDF mit den beiden ersten Kapiteln und den drei 'Einschüben' kommt auf eine Länge von ungefähr 5000 Wörtern (die geübten Romanschreiber dürfen mich jetzt hier -> ... auslachen). Insgesamt ist das Ganze auf fünf Kapitel ausgelegt, käme also summa summarum etwa auf 13000 Wörter - nun bin ich mir ja bewusst, dass die Prämisse und die sprachliche Umsetzung dieser Erzählung nicht auf Dauer trägt, andererseits möchte ich auch nicht Schriftgröße 18 bemühe, um über Heftchenstatus zu kommen.

Ach ja, die Frage: Gibt es für euch so etwas wie eine magische Grenze an Wörtern, die ein Text in Buchform mindestens haben sollte?

Gruß,
Klemens
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Gast







Beitrag27.02.2014 12:22

von Gast
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Das sind so Pi mal Daumen 50 Seiten? Oder?

Du stellst echt schwere Fragen ... Ich sage es mal so, es gäbe wenige Autoren, von denen ich mir solche Erzählung als Einzelband kaufen würde.
Klassisch wäre, 3, 4 Erzählungen von einer solchen Länge in einem Band zusammenzufassen.

Anders sieht es bei reine ebooks aus - da gibt es nicht selten 'Mini-Bücher' und wenn der Preis i.O. ist, stört es gar nicht, wenn es nur 50 Seiten sind.
Vor allem nicht, wenn es 50 sind, die mich hin- und wegreißen.
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Klemens_Fitte
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Beitrag27.02.2014 12:39

von Klemens_Fitte
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debruma hat Folgendes geschrieben:
Das sind so Pi mal Daumen 50 Seiten? Oder?


Puh, keine Ahnung. Du stellst echt schwere Fragen Razz ... Grade mal nachgeguckt: Mein erstes Buch kam auf etwa 16000 Wörter, das habe ich mit etwas Tricksen beim Durchschuss (aber trotzdem normaler Schriftgröße) auf 108 Seiten gebracht.

Mir geht's da auch weniger um die Verkaufsaussichten, sondern eher darum, ob das dann überhaupt nach 'nem Buch aussieht. Aber ja, vielleicht ist die Frage wirklich nicht so leicht zu beantworten - hatte mich eben interessiert, wo Andere da die Grenze ziehen.

Weißt du, was ich momentan gerne hätte? Ein Onlineverzeichnis, wo man sich veröffentlichte Bücher mit der Anzahl ihrer Wörter anzeigen lassen kann. Vielleicht hol ich mal ein paar meiner Lieblingsbücher aus dem Regal und kram den Taschenrechner raus; irgendwie muss man ja prokrastinieren.
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Gast







Beitrag27.02.2014 12:48

von Gast
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Ich rechne immer so: 250 Wörter rund 1 Normseite rund eine Buchseite.

Klar, wenn du viel Dialog hast oder viele Leerzeilen oderoderoder ... ist das variabel. Aber so PI mal Daumen.

Spielt jetzt auch keine Rolle, ob es 50 oder 70 Seiten sind.

Irgendwo in der Schweiz gibt es Zigarettenautomaten nachempfundene Literatur-Automaten. Die haben auch so'n ganz eigenes Format/Länge.

Wenn es nicht das Ziel ist, zu einem Großverlag zu kommen - dann kannst du ja auch deiner "Schwäche" eine Stärke machen und ... lass dir halt was einfallen. Sieht es eben nicht nach Buch aus, sondern nach nem echten Fitte.
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hobbes
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Beitrag27.02.2014 23:26

von hobbes
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Acht Seiten später und ich habe langsam das Gefühl, ein bisschen was zu verstehen (vom wer/wie/wann/was/warum) smile
Macht Spaß (das Lesen). Und das Wiedersehen mit den komatösen Rindern. Und auch in diese Welt einzutauchen und gleichzeitig draußen zu bleiben.

Tja, nun steht das ja in der Werkstatt, leider fällt mir rein gar nichts ein, was in Richtung Textarbeit geht.

Meine Anfangsbedenken à la "kann ich da auf Dauer dranbleiben" haben sich auch gerade aufgelöst. Ja, kann ich.
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Klemens_Fitte
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Beitrag28.02.2014 13:23

von Klemens_Fitte
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Oh, das finde ich aber schön, dass du noch "dabei" bist (weil ich mir ja seit dem Prolog auch die Frage stelle: "Bleibt da jemand auf Dauer dran?"). Und wenn du dein allmähliches Verstehen mal in Worte fassen möchtest, würde mich das natürlich auch interessieren - eilt aber nicht, es stehen ja noch drei Kapitel aus und die Geschichte geht jetzt erst ans Eingemachte.

Eine kurze Frage hätte ich aber doch (nur wenn du magst, bzw. auch an meine anderen Mitleser gerichtet):

Du hattest ja öfter schon die "anstrengenden" Stellen (Wortwiederholungen, zu viele Zeitensprünge etc.) treffend herausgestrichen: Haben die Überarbeitungen diesen Punkt verbessert?

Danke fürs Dranbleiben.
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hobbes
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Beitrag01.03.2014 16:26

von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Du hattest ja öfter schon die "anstrengenden" Stellen (Wortwiederholungen, zu viele Zeitensprünge etc.) treffend herausgestrichen: Haben die Überarbeitungen diesen Punkt verbessert?

Ich denke schon. Fällt mir ein bisschen schwer, darauf zu antworten. Ich finde es jetzt "leichter" zu lesen, allerdings habe ich mittlerweile ja auch schon mehr als einmal gelesen - das verändert den Leseeindruck/das Verständnis dann ja auch.

Mein Verstehen bezog sich hauptsächlich auf die Beteiligten, also wer ist wer, wer spricht gerade mit wem, wer hat was von wem gehört, wer erzählt die Geschichte von wem, wer hat was wann gemacht. Vor allem die Frage, wer der Vierte ist (abseits von Mutter, Vater, Tochter) - da fand ich meine Ahnung dann mit der "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann"-Frage gegen Ende bestätigt (hoffe ich jedenfalls).

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Danke fürs Dranbleiben.

Ist ja nicht so, dass es keine Freude macht smile
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Beitrag02.03.2014 08:51

von Gast
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Hallo Klemens,

Auch mir geht es so, dass ich den Text inzwischen so gut kenne, dass es schwer zu sagen ist, ob irgend etwas noch nicht oder nicht mehr passt. Die Überarbeitung liest sich für mich sehr flüssig, aber bestimmt auch, weil mich dieser Stil so eingewickelt hat, dass ich diesbezüglich nichts mehr zu kritisieren habe. Du hast es drauf, während du Fragen teilweise beantwortest und die Geschichte sich weiter aufbaut, immer wieder neue Hinweise zu geben, Fragen aufzuwerfen, die das Ganze sehr spannend machen. Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn es weitere Ausbuchtungen, Verzögerungen gäbe, meinetwegen könntest du noch die ganze Vergangenheit des Erzählers einschieben, seit er weggegangen ist, damals, ich würde auch dreihundert Seiten lesen, bin einfach nur hin und weg. So ist das manchmal.

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
keine Bange, es gibt nicht schon wieder neues Material,

Na ja, mir geht es nicht schnell genug Wink
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Klemens_Fitte
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Beitrag02.03.2014 13:58

von Klemens_Fitte
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Hallo ihr beiden,

ja, es ist natürlich schwierig, nach beinah 60 Beiträgen hier noch eine "jungfräuliche" Meinung zu bekommen. Ich denke aber, dass ich inzwischen einen ganz guten Mittelweg zwischen Anspruch und Zugänglichkeit gefunden habe.

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Vor allem die Frage, wer der Vierte ist (abseits von Mutter, Vater, Tochter) - da fand ich meine Ahnung dann mit der "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann"-Frage gegen Ende bestätigt (hoffe ich jedenfalls).


Ich weiß jetzt nicht, worin deine Ahnung besteht, sage aber einfach mal: Jein. Ich bin schon sehr gespannt auf die Reaktionen, wenn ich die verschiedenen Fäden und Fährten zusammenführe.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Ich hätte überhaupt nichts dagegen, wenn es weitere Ausbuchtungen, Verzögerungen gäbe


Die restlichen Kapitel werden, denke ich, tatsächlich etwas länger, damit ich am Ende auf mindestens 20.000 Wörter komme. Aber letztendlich ist "Vom Hörensagen" ja nur als erste kleine Stilprobe gedacht für das Buch, das ich eigentlich schreiben möchte.

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Na ja, mir geht es nicht schnell genug Wink


Ich bin gerade dabei, das Material für Kapitel 3 zu überarbeiten. Leider liegt meine Quote an Wörtern pro Tag nicht mal im dreistelligen Bereich...

Gruß,
Klemens
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hobbes
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Beitrag02.03.2014 19:29

von hobbes
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Ich bin schon sehr gespannt auf die Reaktionen, wenn ich die verschiedenen Fäden und Fährten zusammenführe.

Ich auch smile

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Aber letztendlich ist "Vom Hörensagen" ja nur als erste kleine Stilprobe gedacht für das Buch, das ich eigentlich schreiben möchte.

smile Ich melde schon mal an, dass dann auch gern lesen zu wollen.
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Beitrag03.03.2014 15:05

von LaUrbanista
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:


Eine kurze Frage hätte ich aber doch (nur wenn du magst, bzw. auch an meine anderen Mitleser gerichtet):

Du hattest ja öfter schon die "anstrengenden" Stellen (Wortwiederholungen, zu viele Zeitensprünge etc.) treffend herausgestrichen: Haben die Überarbeitungen diesen Punkt verbessert?

Danke fürs Dranbleiben.


Hallo Klemens,

ich habe mir das PDF noch nicht angesehen, aber dafür gerade den 5. Teil gelesen und muss sagen: Auf Anhieb viel flüssiger lesbar als die ersten Teile! Ich bin über keine Stelle gestolpert.

Viele Grüße,
Jessica
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Klemens_Fitte
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Beitrag03.03.2014 16:45

von Klemens_Fitte
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Hallo Jessica,

na, das hört sich doch gut an, danke für dein Feedback. Ich würde, wenn du Zeit und Lust hast, dir trotzdem die Lektüre des PDFs ans Herz legen - nicht nur einer Rückmeldung wegen (über die ich mich natürlich dennoch freuen würde), sondern weil es viele Passagen enthält, die ich hier nicht gepostet habe bzw. auch nicht mehr posten werde, um die Reihenfolge nicht durcheinander zu bringen.

Ende der Woche gibt es den ersten Teil von Kapitel 3.

Bis dahin,
Klemens
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Beitrag05.03.2014 15:18

von Klemens_Fitte
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Tadaa, früher als versprochen (ich muss das jetzt loswerden, bevor ich wieder zu grübeln anfange), der erste Teil von Kapitel 3. Das Ausgangsmaterial war hier nicht so ausgearbeitet wie bisher, kann also sein, dass manche Stellen noch nicht ganz stilsicher sind.

Bin wie immer gespannt auf Rückmeldungen und Anregungen.

--

DREI


Am Ende, sagt sie, seien es weder mein Weggang aus dem Dorf, noch die letzten Jahre, die diese Kluft zwischen uns aufgerissen hätten – schließlich seien wir einander schon immer fremd gewesen, es sei doch gerade die Fremdheit des jeweils Anderen gewesen, die uns zueinander hingezogen habe. Gleich nachdem ich mit meiner Familie als Fremder in Dorf gekommen sei, als Exot, wie sie es ausdrückt, habe sie in meiner Haltung, meinem Fremdsein etwas ihr Vertrautes entdecken können.

Die damalige Unterkunft war dir wieder in den Sinn gekommen, das alte Bahnhofsgebäude.

Wir seien, sagt sie, einander schon sehr gelegen gekommen, hätten einander gelegen, trotz dieser Kluft zwischen uns, trotz der Tatsache, dass wir nie zueinander hätten finden können, weil uns das Gefühl der eigenen Fremdheit schon damals zu vertraut gewesen sei – weil wir uns selbst immer als Fremde wahrgenommen hätten, ganz gleich ob im Dorf, in der Stadt oder in unserer nervösen Zweisamkeit.

Eure erste längere Unterhaltung damals, während eines einstündigen, ziellosen Spaziergangs durch die Stadt.

Sofort erinnere ich mich an unsere nächtlichen Streifzüge, die stundenlangen Wanderungen durch die Stadt, durch die immer menschenleerer werdenden Kneipengassen. An ihre atemlose Suche nach einem, wie sie es damals ausgedrückt hatte, Laden mit guter Musik. Ihr Wunsch nach einem Laden mit guter Musik hatte uns damals, vor meinem endgültigen Weggang aus dem Dorf, bis zum Morgengrauen von einer Kneipe oder Bar zur nächsten geführt – und in jedem dieser Läden waren wir nur so lange geblieben, bis sie uns mit ihrem Wunsch nach guter Musik beim jeweiligen Wirt oder Barkeeper unmöglich gemacht hatte.

Dich hatte man immer nur als ihr Anhängsel wahrgenommen.

Zum Ende hin, erinnere ich mich, hatte ich schon am Gesichtsausdruck des jeweiligen Wirts oder Barkeepers das Ende seiner Geduld ablesen können – während sie noch nach jedem zweiten oder dritten Musikstück den Tanzboden verlassen und mal bettelnd, mal mit Bestimmtheit ihren nächsten Musikwunsch geäußert hatte, in immer längeren Verhandlungen, die stets damit geendet hatten, dass der Wirt oder Barkeeper hinter sich gegriffen hatte; entweder, um eine CD aus dem Regal zu nehmen, oder um unseren Zettel fertig zu machen.

Deine Scham darüber, ihr ein Glas Leitungswasser nach dem anderen bestellen zu müssen.

Anfangs war sie ja durchaus gern gelitten gewesen, hatte man die Anwesenheit einer jungen Frau in diesen abgeranzten Schuppen noch begrüßt – bis irgendwann, früher oder später, jedem Anwesenden klar geworden war, dass diese junge Frau grundsätzlich alleine tanzen wollte. Die Männer, die sich ihr auf dem Tanzboden genähert hatten, hatte sie auflaufen, hatte sie neben ihr her tanzen lassen, bis es ihnen zu dumm geworden war. Mehrfach hatte sie damals erwähnt, dass ihr meine Begleitung am liebsten sei, weil ich als Einziger ihren Wunsch, alleine zu tanzen, respektieren könne – weil ich der Einzige sei, der ihr Alleinsein auf dem Tanzboden nicht als Aufforderung oder Einladung verstünde.

Du dagegen hattest damals deine Zurückhaltung still und heimlich verflucht.

Auch heute, habe ich sagen hören, streife sie noch durch diese abgeranzten Schuppen, verbringe die Nächte in der Beiz oder im Aktiv – man sehe sie inzwischen aber auf einer anderen Suche, auf der Suche nach ein wenig blinder Aufmerksamkeit, nach dem offenen Ohr oder zumindest der offenen Brieftasche eines der Altbekannten, die sie früher habe neben ihr her tanzen lassen, und mit denen sie sich heute bis zum Selbstvergessen betrinke. In einem Zustand verzweifelter Frivolität, wie man sich mir gegenüber ausgedrückt hat, habe sie sich zum Ende hin an die bereitwilligen Schultern und Münder dieser Altbekannten herangeworfen.

Hätte man während dieser Schilderungen in deinem Gesicht irgendeine Regung ausmachen können?

Schon zu Schulzeiten hatte man sich derartige Geschichten über sie erzählt, hatten die üblichen Verdächtigen in der Hauptschule erzählt, sie habe ihre Unschuld im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren verloren, an irgendeinen wahllos ausgewählten Mitschüler oder an einen der jungen Gastarbeiter, die sich damals mit uns die Bushaltestelle und den Bus in die Stadt geteilt hatten. Für derartige Geschichten, denke ich mir heute, hatte sich dieses Mädchen von damals ja geradezu angeboten, hatte auch wissen müssen, wie über sie geredet worden war.

Das erste obszöne Schimpfwort, das du gelernt hattest, gerufen von den Hauptschülern: Schwul.

Irgendwann hatte sie angefangen, selbst derartige Geschichten über sich zu verbreiten, hatte uns mit ihren ordinären Schilderungen des öfteren, wenn nicht um den Verstand, so doch zumindest in Verlegenheit gebracht, wenn sie wie beiläufig ihr erzkatholisches Elternhaus und ihre erzkatholische Kindheit beschmutzt und in den Dreck gezogen, in haarsträubende Anzüglichkeiten verwickelt hatte. Und auch, wenn ich manche dieser Schilderungen, die ich wie einen Schatz aufbewahrt habe – das hölzerne, zwischen die Beine geschobene Kruzifix – bis heute nicht glauben kann, frage ich mich in diesem Moment aufs Neue, ob sie wohl jemals unsere kindliche Unschuld geteilt hatte.

Wie oft hatte sie dir damals ihre nachmittäglichen Finger unter die Nase gehalten?

Am Ende, sage ich mir erneut, war es gar nicht ihre kindliche Unschuld gewesen, die sie uns an den nervösen Nachmittagen unserer Jugend im Tausch gegen ein wenig blinde Aufmerksamkeit überlassen hatte – wenn sie sich unserer Nervosität überlassen hatte, in ihrem Zimmer oder auf dem Dachboden ihres Elternhauses, das sie schon damals, wie mir heute klar ist, zu entweihen begonnen hatte. Ihr Zimmer, der Dachboden – die immer wiederkehrenden Schauplätze der Geschichten, die wir üblichen Verdächtigen uns damals unter der Hand weitergereicht hatten.

Trotzdem warst du der Einzige, dem sie später von ihrer ausbleibenden Regel erzählt hatte.

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Kruemel3000
Gänsefüßchen
K


Beiträge: 20



K
Beitrag05.03.2014 16:22

von Kruemel3000
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Hallo Klemens,
ich habe mir gestern auch mal das ganze PDF zu Gemüte geführt und will dir jetzt mal meinen Eindruck davon geben.
Der ganze Text kommt mir vor wie ne Paranuss, die man zwar (leider) kaum aufbekommt, innen aber durchaus was Leckeres zu bieten hat. Die Erzählung hat etwas sphinxhaftes (so à la nur nicht zu deutlich werden), Stück für Stück tröpfeln Kleinstbrocken der Erkenntnis durch die Decke, ich fühle mich wie beim Sudokulösen, nur ohne Stift, kurz um: formal unnötig kompliziert. Es gibt in dem Text alle Tempi, die die deutsche Sprache zu bieten hat, aber schon in den ersten beiden Absätzen dreht sich der Handlungszeitstrahl wie die Schlange bei Laokoon, hinzu kommen (ja durchaus tolle) Sätze, die ich vielleicht in der Zukunft nicht geschrieben haben können werden sein und die ich jetzt aber doch lese (?) und im Spiegel das Fotoalbum der Vergangenheit, ein Vater der's nicht ist, ein Flashback, der sich im realen Motorqualm auflöst, sachlich Erzähltes steht gegen plötzlich Poetisch-Lyrisches, ein Ich-Erzähler, der dem Du was über Sie (in der Zukunft!) erzählt und dazu ein alles erweichender Konjunktiv, der die ganze Zeit noch bedeutungsschwanger ein "vielleicht auch nicht" mit sich herumträgt. Haua-Ha!

Mein Tipp - aufräumen bei den formalen Mitteln!!, das ist definitiv zu viel des Guten. Lieber nur eine, höchstens zwei solcher Schwierigkeiten und dann damit ganz bewusst umgehen. Ich weiss, das ist in dem Stadium nicht mehr mit ein paar Handgriffen getan, aber wenn ich dir einen offenen ernstgemeinten Rat geben soll (was ich ja will), dann kommst du da glaube ich nicht drum rum.

Konkrete Ansätze wären zum Beispiel ein Test, bei dem du einfach mal den gesamten Konjunktiv rausschmeist, es würde sich gleich viel leichter lesen und man wäre als Leser eine Sitzreihe dichter dran am (ohnehin recht nebulösem) Geschehen. Er ist auch gar nicht besonders schön zu lesen (zähl mal die "sei" und "gewesen") und den Bernhard wärst du auch gleich noch los.
Oder, wenn dir der Konjunktiv sehr am Herzen liegt, mal überlegen, ob die Zeit-Kapriolen unbedingt nötig sind (wirst später sagen, dass nicht ... oder noch besser: wird später zugunsten unwichtiger Details untergehen (oder so ähnlich), das sind Sprachdoppelknoten, die nichts bringen), oder ob man die Geschichte nicht doch mal - ganz simpel - von vorne nach hinten erzählt. Lieber EINE stilistische Schwierigkeit, die dann aber voll ausreizen und im nächsten Buch eine andere probieren, mehr beschränken. Hier ist alles auf einmal.

Auch müssen in den Unter-Unter-Unter-Nebenbeschreibungen nicht noch Art und Duchmesser der Löcher in den Dosen beschrieben werden, oder was der Weizen in den akurat gefurchten Rillen unter den Stiefeln gerade zerkratzt, das sind so Einwürfe, die es in dem Moment nur noch komplizierter machen. Du brauchst ja auch gar nicht alles rausstreichen, aber vielleicht sortierter anordnen, z.B. lieber konzentriert einen Absatz lang NUR Stimmung schaffen, Orte und Dinge beschreiben, den Blick schweifen lassen, dann aber, im nächsten Absatz nur Handlung und Gespräch usw.
Ich habe mir an vielen Stellen mehr klärende Infos gewünscht, an anderen Stellen ganze Absätze übersprungen, um irgendwie dahinter zu kommen, wo die Pferde gerade reiten. Es soll ja um Gottes Willen nicht alles kleinstens vorgekaut werden, bisschen "Dahintersteigen" ist ja ok, aber bei so viel stilistischen und formalen Loopings wäre hier und da ein bisschen mehr Geländer ganz gut, dass ich als Leser nicht zu viele offenen Vermutungen gleichzeitig mitführen muss.

Aber, um mit Lob abzuschließen, im Kern sehe ich da was sehr Lesenswertes und auch viel Ambition und Kampfgeist, etwas Besonderes zu schaffen. Mir gefällt es immer, wenn die Latte schön weit oben liegt!
Wünsche jedenfalls gutes Gelingen und nur nicht Aufgeben.

Lieben Gruss,
Kruemel


PS
Mal Tannöd gelesen? Wenn nicht, sofort nachholen, könnte gegebenenfalls erleuchtend wirken...
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Klemens_Fitte
Geschlecht:männlichSpreu

Alter: 41
Beiträge: 2939
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag05.03.2014 17:06

von Klemens_Fitte
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Hallo Kruemel,

vielen Dank, dass du dir die Mühe (und das war es in dem Fall wohl) gemacht hast, das PDF nachzuholen.

Ich möchte jetzt auch gar nicht anfangen, meinen Text zu verteidigen - das würde auch nichts bringen, denn deine Kritikpunkte sind objektiv richtig und bedürfen keiner Widerlegung. Und erst recht nicht möchte ich den Satz vom Weintrinker und Wasserprediger anführen, denn das würde deiner helfenden Absicht nicht gerecht. Für mich bleibt als Konsequenz trotzdem dieser Satz:

Zitat:
Ich weiss, das ist in dem Stadium nicht mehr mit ein paar Handgriffen getan


Wahrscheinlich bin ich schon über den Punkt hinaus, an dem mir in der Hinsicht noch zu helfen ist. Ich könnte natürlich den Text entkleiden, aber auf die Frage, was wichtig ist und was nicht, bekomme ich auch dabei keine Antwort, weil er tatsächlich zu eng mit seiner sprachlichen Umsetzung verwoben ist - was bliebe denn? Ein paar schöne Sätze, ein paar gelungene Formulierungen und eine Geschichte, die weder neu noch aufregend noch lang ist, die in anderer Form schon tausendfach erzählt wurde. Nein, ich habe meinen Frieden damit gemacht: Diese Erzählung bezieht ihre ganze Spannung aus der seltsamen Art, in der sie erzählt ist, und ehe ich das ändere, sage ich: Augen zu und durch - um mich danach etwas Neuem zu widmen und aus meinen Fehlern zu lernen.

Und vielleicht habe ich mir die Latte deshalb zu hoch gelegt, weil mich das Scheitern schon immer mehr fasziniert hat als das Gelingen.

Herzlich,
Klemens

PS: Tannöd habe ich gelesen, für "nett" befunden und wieder vergessen. Umgehauen hat mich dagegen Projekt für eine Revolution in New York, das mir auch den Floh ins Ohr gesetzt hat, dass man so etwas machen darf.
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