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Sanados Erklärbär
S Alter: 47 Beiträge: 1
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S 24.11.2013 23:26 Der erfüllte Traum (Außer Konkurrenz) von Sanados
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Glücklich würde er sich beschreiben.
Er lebte das Leben, dass er sich schon immer wünschte.
Models, so weit das Auge reicht.
Parties, zu denen er beinahe jeden Tag eingeladen wurde.
Er hatte es geschafft.
Nach vielen Jahren wurde aus ihm der berühmte Fotograf, der er immer sein wollte.
Verstohlen grinste er bei diesem Gedanken.
Klein und unbedeutend hat er begonnen.
Wie schwer es doch ist sich einen Namen zu machen.
Als neuer, unbekannter Fotograf bekommt man keine Aufmerksamkeit.
Selbst wenn man das beste Foto in der Geschichte der Menschheit machen würde.
Niemand würde es beachten.
Zugegeben, jeder hat wohl seine eigenen Kriterien wie ein gutes Foto auszusehen hat.
Doch er hatte immer Recht.
Sein Wort hat Gewicht.
Endlich erkannten das auch die Anderen. Endlich konnte er sich auch die Dinge leisten von denen er träumte.
So lebt es sich also als begehrter und bekannter Fotograf. Genauso wie er sich es vorgestellt hatte. Vergessen sind all die Strapazen die er zu Beginn durchlaufen musste.
Vorbei ist die Zeit, in der die gute Flasche Wein einem Glas Wasser weichen musste. Er brauchte nicht mehr auf neue Ausrüstung zu sparen. Die grossen Anbieter schenkten ihm die neuesten Geräte. Alles was er dafür machen musste, waren ein paar Testfotos. Einen kurzen Bericht dazu schreiben und vielleicht noch irgend etwas an der neuen Kamera bemängeln.
Bemängeln! Das war etwas das er langsam gelernt hat.
Man hat nicht einfach zufrieden zu sein mit dem, was man hat. Es bekommt erst Wert wenn man etwas daran auszusetzen hat. Alles hat Fehler, man muss sie nur finden.
Nachdem er diesen Grundsatz gelernt hat, entwickelte sich seine Karriere prächtig.
Er musste auch nicht mehr in den Morgenstunden raus um grossartige Fotos in der Natur zu machen. Auch wenn er das eigentlich gerne getan hat. Es reichte wenn er gegen 14 Uhr aufstand und gemütlich die 10 Leute zurückrief, deren Anrufe er bereits verpasst hat, oder die Termine die er nicht wahrgenommen hat.
Ein breites Grinsen fand sich in seinem Gesicht bei den Gedanken, ‘Ich bin viel zu wichtig, als das ich Termine einhalten müsste.’
Nur manchmal musste er sich ärgern das wieder einmal einer seine Assistenten zu spät zur Arbeit kam. Assistenten, auch ein schönes Wort. Er konnte jederzeit auf unbekannte Fotografen zurückgreifen, die ihm das Licht einstellten, die Kamera aufbauten und das Shooting vorbereiteten. Er brauchte dann nur noch zu kommen und zweimal die Kamera auslösen. Ja, Assistenten ist das richtige Wort beschloss er. Es war ja nicht so als ob er diese unbekannten Fotografen ausnützen würde. Sie durften ja immerhin für ihn arbeiten. Er verstand nicht warum seine Assistenten nicht viel dankbarer waren.
Gerade in Gedanken über seine Assistenten, erblickte er den Neuen im Studio.
Eigentlich sollte dieser schon längst mit dem Aufbau fertig sein. Statt dessen stand er vor dem grossen Schminkspiegel. Er wollte den Neuen schon anschreien. Doch erblickte er den Ausdruck des Neuen im Spiegel, ohne das er selbst bemerkt wurde. Ein trauriger Blick, dachte er bei sich und verstand was in dem Neuen vorging. Auch er war einmal so klein und unbedeutend. Aber, er gab ihm die Chance etwas Grossen zu werden, etwas zu leisten und vielleicht, vielleicht auch einmal bekannt zu werden. Mit Stolz ging er zum Neuen heran und legte seine Hand auf dessen Schulter. “Du hast eine sehr gute Ausgangsposition hier!” bestätigte er und fuhr fort: “Nicht viele, haben die Möglichkeit, hier, bei mir, zu lernen und kreativ zu sein. Du brauchst nicht so traurig schauen, nicht wenn du hier bist. Jetzt hast du die Chance zu glänzen.” Die Ansprache dürfte seine Wirkung nicht verfehlt haben. Der Neue drehte sich um mit einem Lächeln und setzte an: “Hallo, ich habe sie gar nicht reinkommen gehört. Aber ich möchte sie auch nicht lange aufhalten. Ich bin nur hier um Leb Wohl zu sagen.” Mit diesen Worten drehte sich der Neue weg und hielt schlendernd auf den Ausgang zu. “Aber, aber … ” stotterte er “du hast doch gerade traurig geschaut und ich habe dich wieder aufgebaut.” er verstand die Situation nicht. Der Neue hielt noch einmal inne, ohne sich umzudrehen “Ich möchte mein Lächeln nicht verlieren” und schon war er durch die Tür ins Freie getreten.
Dieses Lächeln, dieses Lächeln, er kannte dieses Lächeln. Von früher, als er noch nicht bekannt war. Als er noch fotografierte was für ihn wichtig war. Als er noch nicht auf die Aufträge angewiesen war. Jetzt stand er alleine vor dem Spiegel und wich einen Schritt zurück. Das traurige Gesicht war noch immer da.
Er erinnerte sich, er hatte auch einmal so gelächelt wie der Neue.
Vor langer Zeit.
Glücklich war er schon lange nicht mehr.
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