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Leraya Schneckenpost
L Alter: 26 Beiträge: 7
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L 24.11.2013 22:00 Spiegelwelten (Prosa) von Leraya
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Unser Licht ist verloschen. Kalt und grau ist unsere Welt. Wie könnte es auch anders sein? Grauer Nebel hängt über den Straßen. Meine Stadt ragt aus einer Wolke empor. Einer einzigen grauen Wolke. Die Welt scheint trostlos und kalt. Nie kannte ich sie anders. Niemals hab ich ihre Schönheit erleben dürfen. Denn alles ist zerstört. Kein Baum vermag auf den aschgrauen Asphaltplätzen zu wachsen. Kein Vogel singt mehr. Ihr Gesang ist verstummt. Ich kenne ihn nur aus Geschichten. Den Geschichten aus der alten Zeit. „Nur noch wir“, denke ich. Denn wir sind die einzigen, die den Kampf gegen die Zeit noch nicht verloren haben. Nur wir sind noch hier.
Musik dringt leise vom untersten Stockwerk zu mir herauf. Ich lausche ihr schon seit einiger Zeit. Irgendetwas bewegt mich. Ich mag diese Melodie und ich schließe die Augen, um ihren Klang zu genießen. Ich seufze tief und grüble über mein Leben nach. „Ob ich vielleicht etwas nach draußen gehen sollte?“ frage ich mich. Doch ich habe eigentlich keine Lust schon wieder in den Wald zu gehen. Vielleicht würde ich später noch einmal in die Stadt fahren und ein paar Dinge besorgen.
Meine Gedanken sind das reinste Chaos. Wie mein Leben. Wie meine Welt. Stumm starre ich auf den abfallverseuchten Fluss. Das schwarze Wasser gurgelt vor sich hin. Gelber Schaum sammelt sich an den Steinstufen auf denen ich sitze. So viel Dreck. Mein Ekel ist schon vor Jahren verflogen. Schon als ich noch als kleines Kind meinem Vater half die restlichen toten Fische und den Müll aus dem Fluss zu ziehen. Schon damals wussten wir. Der Fluss ist tot. Er würde niemals gesund. Und dennoch komme ich jeden Tag hierher und ziehe die Plastikabfälle aus dem Fluss. Manche verscharre ich einfach. Andere benutze ich, um unser Dach zu reparieren, denn seit einiger Zeit, tropft Regen in meine Hütte.
Kinder rennen johlend an mir vorbei. Sie tanzen zur Musik. Wieder einmal wird ein Fest in meiner Stadt gefeiert. Wie eigentlich jedes Wochenende. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Warum sollte ich auch traurig sein? Ich könnte mich ihnen anschließen und mit ihnen feiern. Kurzerhand geselle ich mich zu ihnen. „Es ist ein wunderbarer Tag und die Sonne scheint. Lasst uns feiern und trinken, auf dass es so bleibt!“ sagt einer vom Rednerpult. Bierkrüge werden gefüllt und wir trinken und tanzen ausgelassen bis die Sonne langsam untergeht. Meine Beine sind langsam müde und ich setze mich auf die Steintreppen, die zum Fluss hinunterführen. Ich ziehe meine Schuhe aus und tauche meine Füße ins klare Wasser.
Ich weiß es. Noch ist nicht alles verloren. Wir sind nur ein Spiegel derer, die das alles zu verantworten haben. Noch sind wir nicht Realität. Wir sind eine blasse Erinnerung all der schönen Dinge die mal waren oder noch immer sind. Doch ich zweifle. Ich komme nicht heraus aus diesem „Sein“ und manchmal frage ich mich, ob nicht wir die Realität sind und die schöne Welt der „Schein“. Ist die Realität nicht vielmehr das was ich gerade fühle? Die schöne Welt ist nur eine Entschuldigung, eine Ausrede dafür, dass das Schicksal keine bessere Idee für uns hatte. Niemand hat die schöne Welt je gesehen. Niemand kann davon berichten. Ich frage mich, ob es wohl nicht doch nur Geschichten sind, die Eltern ihren Kindern erzählen. Aber das werden wir wohl nie erfahren. Ich denke an meine Familie. Meine kleine Tochter wie sie mit den selbstgemachten Plastikspielzeugen spielt. So unschuldig. Und auch sie kennt die Geschichten. Ob eine kleine Kinderseele wohl schon versteht, warum wir hier auf den Abfällen unserer Vorfahren leben? Viele sind gegangen. Der Wahnsinn trieb sie in den Tod. Und die wenigen die blieben, werden irgendwann nur noch fahle Spiegel der Vergangenheit sein.
Wie in Trance sehe ich auf das plätschernde Wasser. Neben den aschfahlen Bäumen beginne ich ein Gesicht zu erkennen. Erschrocken weiche ich zurück und reibe mir mit der dreckverkrusteten Hand die Augen.
Ich habe etwas gesehen! Dort im Wasser! Ich bin mir ganz sicher. Dort war das Gesicht einer jungen Frau, die ihr verfilztes Haar zu einem Zopf gebunden hatte. Ihre Kleider waren verschlissen und grau. Ich habe ihre Hände gesehen, die sie ins Wasser tauchte. Sie waren rot und wundgescheuert. Vorsichtig beuge ich mich erneut zum Wasser und dort sehe ich sie wieder. Ängstlich blickt sie mir entgegen.
Ich traue meinen Augen nicht. Ich sehe dort Jemanden im Wasser. Ein junges Mädchen. Nicht erwachsen, aber auch kein Kind. Neugierig schaut sie mich an. Dann lächelt sie. Ihre blonden Haare fallen ihr glatt über die Schultern und ihre Kleider sind bunt. Sie ist schön. So schön war ich nie. Ihre Haut ist makellos – meine übersäht mit Narben. Das muss ein Mädchen aus der schönen, anderen Welt sein.
„Hallo,“ sage ich.
„Hallo,“ antworte ich. Die Frau, die ich sehe entspannt sich. Ich sehe wie sich ihre Augen mit Tränen füllen. „Was hast du?“ frage ich.
„Siehst du denn nicht wie schön deine Welt ist im Vergleich zu meiner? Du bist ein Mädchen aus der anderen Welt. Schau mich an. Das ist meine Welt. Das ist eure Zukunft.“
Ich erschrecke, als ich die kahlen Bäume hinter ihr sehe. „Warum?“ Die Frage kommt mir so leicht über die Lippen, dass ich mich wundere, warum ich sie stelle.
„Weil ihr in eurem Überfluss vergessen habt, wie wertvoll das Leben selbst ist.“ Ich weiß nicht warum ich gerade dies dem Mädchen sage, aber es fühlt sich richtig an. „Wir leiden unter eurem Müll, euer Plastik verseucht unsere Flüsse und die wenige Nahrung die wir noch haben. Meine Tochter ist krank und auch ich werde schwächer. Schon bald wird es nichts mehr von uns geben, außer dem Müll, den wir noch nicht verscharrt haben.“
„Wenn es in eurer Zukunft Plastik gibt, dann habe ich keine Angst davor. Unsere Forscher wissen, was sie tun und die Industrie würde uns nie schaden.“
„Ich wünschte ich könnte dir die Augen öffnen,“ sage ich und erhebe mich. Ich schultere den Plastiksack und kicke ein altes Smartphone vor mir her, während ich mich auf den Weg nach Hause mache. Ich weiß, ich kann das Schicksal nicht ändern, doch ich habe es wenigstens versucht. Und ich verstehe nun auch warum es so enden muss. Es war nie anders vorgesehen. Wir müssen für die Verbrechen unserer Vorfahren bezahlen und doch werden wir nie wieder gutmachen können, was geschehen ist. Diese Einsicht macht es mir erträglicher mein Schicksal zu ertragen. Ich trage einen Teil dazu bei, mein Gewissen zu erleichtern, obgleich ich mich nicht rechtfertigen muss, trage ich doch eine Last, die mir nicht genommen werden kann. Und auch in meiner Not, bin ich stolz mit einem Funken Hoffnung im Glauben an dieses Mädchen zu gehen.
Verwirrt erhebe ich mich. Warum sollte man mir die Augen öffnen? Ich habe sie nie vor irgendeinem Problem verschlossen. Nachdenklich fahre ich nach Hause und rufe meinen Hund. Gemeinsam gehen wir im Wald spazieren und schlafen unter dem Blätterdach. Ich brauche Zeit für mich. Zeit zum Nachdenken. Als schließlich die Sonne aufgeht, weiß ich, was die Frau im Spiegel mir sagen wollte. Ich und alle Menschen, die auf der Erde Leben – wir – hüten einen Schatz. Die Erde ist unser größtes Geschenk. Ich denke zurück an die dunkle Welt, die ich gesehen habe. Nein, so weit wird es nicht kommen. Ich werde dafür sorgen, denn unser Licht strahlt noch hell.
Weitere Werke von Leraya:
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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26.11.2013 10:29
von KeTam
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Deine Idee find ich schon interessant, aber mir ist das trotzdem zu belehrend und auch zu sehr erklärt.
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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27.11.2013 00:01
von Akiragirl
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Liebe/r FFF-Teilnehmer/in!
Aufgrund von chronischem Zeitmangel kann ich diesmal leider nur kurze Kommentare, stichpunktartige abgeben. Ich habe jedoch jeden Text mindestens zweimal gelesen und mich um annähernd objektive Kriterien bemüht. Pluspunkte gab es für eine originelle Umsetzung des Themas, interessante Figuren, einen guten Stil und Geschichten mit richtigem Anfang und Ende sowie einem klar erkennbaren Verlauf/Spannungsbogen. Abzüge dagegen für allzu viele Fehler im Text (ein paar sind verzeihbar beim FFF), stereotype Darstellungen, Logikprobleme oder „unrunde“ Geschichtsfragmente. Bei alldem habe ich die knappe Zeit immer versucht im Hinterkopf zu behalten.
Zur Geschichte „Spiegelwelten“:
+ Idee, aus zwei Welten zu schreiben, die sich unterscheiden, gefällt mir und setzt die Vorgabe gut um
+ Interessanter Ansatz, den in dieser Form keine der anderen Geschichten hatte
+ gut geschrieben
- subjektiver großer Punktabzug (leider): Mir ist die Geschichte viel zu moralinsauer; die penetrante Botschaft macht mir die Freude an der Geschichte kaputt
Bewertung: 5 Federn.
Meine Durchschnittswertung war: 4,7 Federn
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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Jack Burns Reißwolf
Alter: 54 Beiträge: 1443
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27.11.2013 00:12
von Jack Burns
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Die Konstruktion gefällt mir und auch der Ansatz, die Folgen der Umweltzerstörung darzustellen. Doch im Laufe des Lesens erschlug mich die Moralkeule.
_________________ Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows. |
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Kateli Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 256 Wohnort: D-Süd
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27.11.2013 11:22
von Kateli
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Düstere Zukunftsvisionen (aber keineswegs abwegig) auf der einen Seite des (Wasser-)Spiegels, auf der anderen das Potential der Gegenwart, die noch nicht getroffenen Entscheidungen, die Möglichkeit zur Umkehr.
Ein bisschen fehlt aber der Übergang in die andere Welt - ich lese es so, dass sie sich nur anschauen, keiner wechselt auf die andere Seite. Vielleicht kann man aber auch die Einsicht am Ende als eine Art Seitenwechsel interpretieren.
Auch hier ist die Idee nicht schlecht, die Attribute, mit denen du die umweltverseuchte Welt beschreibst, sind treffend und sehr eindrücklich, der Kontrast zur schönen Welt der Gegenwart kommt gut heraus (nur, dass die gegenwärtige Welt keineswegs umweltmäßig so rein und unbefleckt ist, aber das stört im Text hier nicht).
Manches empfinde ich als sehr plakativ. Hier zum Beispiel:
Zitat: | „Wenn es in eurer Zukunft Plastik gibt, dann habe ich keine Angst davor. Unsere Forscher wissen, was sie tun und die Industrie würde uns nie schaden.“ |
Obendrein wirkt diese Äußerung sehr naiv und nicht wirklich glaubwürdig (obwohl es sicher Menschen gibt, die genau so denken).
Ein bisschen begleitet mich auch ein erhobener Zeigefinger durch die Zeilen, ich merke, mir soll etwas pädagogisch Wertvolles mitgegeben werden, was generell ja eine feine Sache ist, aber eine Frage der Dosierung, wenn die Wirkung nicht kippen und die Botschaft nicht nerven soll.
Schön finde ich trotzdem die Entwicklung mit dem Umdenken am Ende, das macht die Geschichte zu einer runden Sache.
Fazit: Runde Geschichte mit kleinen Abstrichen wegen dem Zeigefinger und einigen Stellen, an denen noch nachgebessert werden muss, z.B. auch an der Zeichensetzung.
LG
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3311
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27.11.2013 16:02
von Constantine
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Der Text weist sprachlich ein hohes Niveau auf. Der Wechsel zwischen den Parallelwelten ist von der Idee her interessant gewählt.
Habe ich das richtig verstanden, dass der Abfall der einen Welt die andere zerstört? Wie kommt dieser Abfall in die Parallelwelt? Wie genau passiert diese Zerstörung der anderen Welt?
Ich finde auch leider nicht, das beide Parallelwelten unterschiedlich sind, sie sind beides Extreme der gleichen Welt.
Die Befederung liegt im Vergleich zu den anderen Beiträgen in der unteren Hälfte.
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shatgloom Eselsohr
Beiträge: 372 NaNoWriMo: 27985 Wohnort: ja, gelegentlich
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28.11.2013 23:28
von shatgloom
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Wunderbare Umsetzung, mal völlig anders. Gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist flüssig, schöne Sprache, schöne Idee mit den zwei Welten, die abwechselnd erzählen. Für mich ganz vorne dabei.
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Gast
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29.11.2013 11:03 Nachdenklich machendes Thema von Gast
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Mir fällt vor allem der Wechsel mit dem Gedankenstrom auf. Sehr schön gemacht. Vielleicht schaffen wir es ja noch was von der Welt zu retten...
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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29.11.2013 11:15
von Kissa
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Hallo!
Mein erster Eindruck ist - hier verschieben sich irgendwann die Dimensionen.
Diese Art Spiegelung finde ich sehr interessant, aber eben auch ein klein wenig verwirrend.
Berührend, hochaktuell, gut!
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Liebe Grüße
Kissa
PS: Da ich leider keine Prosaistin bin, überlasse ich es den dahingehend versierten Lesern die fachlichen Aspekte der Geschichte zu beurteilen!
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Einar Inperson Reißwolf
Beiträge: 1675 Wohnort: Auf dem Narrenschiff
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30.11.2013 13:47
von Einar Inperson
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Hallo Autor hinter dem Spiegel.
Ich werde in meiner Bewertung keine kleinen Fehler, Logikbrüche oder einen etwas plötzlichen Abschluss der Geschichte etc. negativ einfließen lassen. Erfahrene FFF-Teilnehmer haben hier einfach Vorteile in der Schreibökonomie. Bewerten möchte ich, wie die Geschichte auf mich gewirkt hat. Also eine rein subjektive Leser-Bewertung.
Zeigt der Text eine Zukunftsvision? Welches Bild steht für die Spiegelwelt? Welches Bild steht für die reale Welt? Wo ist die Erkenntnis der Prota für den Leser spürbar? Bei mir bleibt Ratlosigkeit.
Aber der Text ist gut geschrieben. Sprachlich einer der Besten, mit einer verhältnismäßig geringen Fehlerquote.
Die Federnabzüge sind allein meinem für die Qualität unmaßgeblichen Nichtverstehen geschuldet.
6 Federn
_________________ Traurige Grüße und ein Schmunzeln im Knopfloch
Zitat: "Ich habe nichts zu sagen, deshalb schreibe ich, weil ich nicht malen kann"
Einar Inperson in Anlehnung an Aris Kalaizis
si tu n'es pas là, je ne suis plus le même
"Ehrfurcht vor dem Leben" Albert Schweitzer |
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Gast
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30.11.2013 17:26
von Gast
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Hallo
Man könnte mit einigem guten Willen behaupten, dass das naive Mädchen aus unserer Welt ja schon in der Spiegelwelt ist, aber es gibt keinen bewussten Übertritt in dem Sinn, wie ich ihn aus den Vorgaben verstanden habe, da hilft auch das nette Ende mit den guten Vorsätzen nichts und überhaupt ... so eine lange Geschichte, die so allgemein im Plastikmüll dahin fließt, ich fand nichts, was mich dazu bringen könnte, sie ein drittes Mal lesen zu wollen, die Frau in der Zukunft kann sich ihre Zweifel
Zitat: | Ich weiß es. Noch ist nicht alles verloren. Wir sind nur ein Spiegel derer, die das alles zu verantworten haben. Noch sind wir nicht Realität. Wir sind eine blasse Erinnerung all der schönen Dinge die mal waren oder noch immer sind. Doch ich zweifle. Ich komme nicht heraus aus diesem „Sein“ und manchmal frage ich mich, ob nicht wir die Realität sind und die schöne Welt der „Schein“. Ist die Realität nicht vielmehr das was ich gerade fühle? Die schöne Welt ist nur eine Entschuldigung, eine Ausrede dafür, dass das Schicksal keine bessere Idee für uns hatte. |
... die für mich mehr als an den verfilzten Haaren herbeigezogen sind, eigentlich schenken. Entschuldigung, Ausrede? Schicksal? Zwei Stunden sind definitiv zu wenig und dieses Thema ist eine Nummer zu groß für Guy, sorry.
LG
Lorraine
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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30.11.2013 18:08
von Piratin
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Hallo Inko,
eine sehr moralische Geschichte und die durch Normalschrift und Kursivschrift wechselnde Spiegelsicht ist in meinen Augen zu gewollt oder anders ausgedrückt: Du hast es Dir damit zu einfach gemacht. Hat mir leider nicht so gefallen.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2699 Wohnort: in der Diaspora
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01.12.2013 11:56
von Lapidar
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Die Idee, dass Gegenwart und Zukunft sozusagen Spiegelbilder voneinander sein könnten und sich auch gegenseitig beeinflussen, finde ich interessant.
_________________ "Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
If you can't say something nice... don't say anything at all. Anonym. |
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Nihil { }
Moderator Alter: 34 Beiträge: 6039
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01.12.2013 15:56
von Nihil
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Eine gute Idee, die Spiegelwelten gleich von Anfang beide zu beschreiben und sie miteinander zu kombinieren. Hier hat die parallele Struktur einen Sinn, was auch mal ganz angenehm ist, nachdem die meisten Geschichten den Ablauf haben: Spiegel finden, reingehen, alles Mögliche passiert. (Aber was die anderen machen, darf die Wertung ja nicht beeinflussen.) Am Ende dann die kurze Berührung beider Welten, das hat mir gefallen.
Dennoch habe ich ein paar Punkte zu kritisieren. Als erstes muss ich da die Sprache nennen und den Ton des Textes. Von subtilen Unterschieden zwischen Heute und Später (nenne ich mal so) keine Spur, stattdessen wird in der heilen Welt jedes Wochenende ein Fest gefeiert (eine reiche Stadt muss das sein ...), während man im Später sein Haus mit Müll repariert, weil man sonst nichts hat. Das und dieser salbungsvolle Spruch am Ende, dass wir mit unserem Planeten einen großen Schatz hüten, stellt wirklich eine Dampfwalze von Moralpredigt dar, was gar nicht nach meinem Geschmack ist. Hinzu kommen dann leicht gestelzte Wörter, die bei mir immer schon einen Alarm auslösen. Vor allem „etwas vermögen“ statt „können“. Sagt kein Mensch, klingt eigentlich furchtbar, soll aber wohl poetisch, intellektuell oder was auch immer klingen.
Andere Punkte wären kleinere Dinge, wie etwa, dass ich es immer sehr „praktisch“ (bzw. faul) finde, wenn die Protagonisten Gedanken haben, die auch noch den Hintergrund der Geschichte erläutern. Aber die Protagonisten stecken mittendrin. Ohne Auslöser haben sie keinen Grund dazu, sich zu fragen, wie es nur so weit kommen konnte. (Das Elend liefert einen Grund, aber wie gesagt, wenn man es nicht anders kennt ...)
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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01.12.2013 16:25
von Mardii
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Leider habe ich nächste Woche ein volles Programm und werde nicht mehr dazu kommen, angemessene Kommentare unter jeden Beitrag zu schreiben. Ich möchte aber gerne meine Bewertung abgeben, da die Wettbewerbsleitung angemerkt hat, einige Texte hätten zu wenig Feedback. Das versuche ich mit moderaten Federn auszugleichen. Im Zweifel und bei Interesse schreibe ich euch gerne auch etwas unter eure Texte oder schicke euch eine PN. Meldet euch einfach.
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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02.12.2013 22:38
von firstoffertio
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Also, nach mehrmaligem Lesen verstehe ich es so, dass das zukünftige Ich auf das junge trifft. Erzählt wird aus der Zukunft. Das beide eins sind, schließe ich aus dieser Stelle
„Hallo,“ sage ich.
„Hallo,“ antworte ich. Die Frau, die ich sehe entspannt sich. Ich sehe wie sich ihre Augen mit Tränen füllen. „Was hast du?“ frage ich.
Die Idee ist interessant, die Umsetzung aber sehr verwirrend. Vielleicht kannst du sie ausarbeiten, wenn du mehr Zeit dazu hast?
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Merope Klammeraffe
Beiträge: 715 Wohnort: Am Ende des Tals
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03.12.2013 10:29
von Merope
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Was mir gefällt:
Der Kerngedanke Umweltschutz
Was mir nicht gefällt:
Das Unbestimmte, Vage
Was ich vermisse:
Präzision
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Drakenheim Eselsohr
Alter: 44 Beiträge: 389 NaNoWriMo: 50166 Wohnort: Burg Drakenheim Gelehrtenturm
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03.12.2013 13:11
von Drakenheim
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Auf jeden Fall hinterlassen wir interessante Sedimente. Kommende Generationen werden wohl ihre Rohstoffe aus unseren ehemaligen Mülldeponien nehmen können.
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Duffydoof Leseratte
Alter: 34 Beiträge: 121 Wohnort: Municia
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03.12.2013 19:43
von Duffydoof
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Ich verstehe nicht ganz, wieso der Text es durch Qualifikation geschafft hat.
Die Vorgabe Nr. 2 wurde meiner Meinung nach nicht erfüllt:
"(2) Mindestens eine Person aus unserer Welt muss sich in der Spiegelwelt befinden oder sich dorthin begeben. Sie muss sich über diesen Umstand bewusst sein, oder sich im Laufe der Geschichte darüber bewusst werden."
Die beiden Personen der Geschichte gehen nicht in die andere Welt, keine von beiden. Klar, sie sehen in die andere Welt, werden sich bewusst, dass sie dorthin schauen, aber "dorthin begeben" lese ich hier in keinster Art und Weise.
Ansonsten ist die Idee natürlich genial. Man könnte fast meinen, dass es gar keine "andere" Welt ist, sondern eher ein Mensch in einem Land der Industriantionen und ein Mensch in einem dritte Welt Land.
_________________ Es trägt nicht immer faulende Früchte, wenn man einem zweifelnden Rebellenbaum Sonnenstrahlen schenkt.
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2166 |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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04.12.2013 18:50
von nebenfluss
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Meine Meinung zu diesem Beitrag hat sich diverse Male geändert, aber ich denke, ich kann jetzt ein Fazit ziehen.
Die Idee ist in Ordnung, aber der latente moralische Zeigefinger versäuert mir die Lektüre. Das ist Geschmackssache. Versteh mich nicht falsch, Probleme wie Umweltverschmutzung gehören sehr wohl literarisch thematisiert, aber in dieser drastischen, schwarz-weiß anmutenden Form kommt es nur bedingt bei mir an. Ich finde auch, die Geschichte ist zu kurz, um die Besinnung am Schluss glaubhaft zu transportieren.
Sprachlich/stilistisch gibt es Diskrepanzen zwischen den einzelnen Abschnitten. Manche Passagen finde ich nicht schlecht.
Insgesamt aber könnte der Sprachschatz Abwechslung vertragen, und auch diese abgehackten Halbsätze sind mir zu viel.
Besonders am Anfang zermürbt mich die grau-enhafte Wiederholung - alles grau, das war schon mit dem zweiten Satz gesagt, trotzdem folgt noch grauer Nebel, graue Wolke, aschgrauer Asphalt. Überhaupt zu lang, der erste Absatz - Endzeitstimmung halt, ohne mir ein originäres Bild zu zeigen.
Ganz interessant aber die Idee mit dem doppelten Ich-Erzähler. Trotz Kursivschreibung habe ich das erst nicht begriffen. Hat mich aber nicht gestört, sondern es interessant gemacht, den Text ein zweites Mal zu lesen.
Die Vorgaben sind eingehalten und passabel umgesetzt. Unsicherheiten in der Kommasetzung sind mir zwar aufgefallen, aber nicht in die Bewertung eingeflossen.
5,5 Federn, aufgerundet auf 6.
LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Piezke Leseratte
Alter: 37 Beiträge: 132
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04.12.2013 22:53
von Piezke
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Formal ist der Text gelungen, auch sprachlich gefällt er mir, aber er ist so furchtbar moralisierend. Eigentlich macht ja schon der erste Einblick in die schöne Welt klar, wo der Weg hinführt. Postapokalypse auf der einen Seite, Postkartenidyll auf der anderen. Dann begegnen sich die Mädchen und der Zeigefinger hebt sich bedenklich. Je näher der Text dem Ende kommt, desto mehr hämmert er seine Botschaft ein. Das geschieht zu konkret, zu plump. Als Leser habe ich gar keine Aufgabe mehr, außer zu ... lesen.
Gerade das Wechselspiel bietet wunderbare Möglichkeiten, die Botschaft subtiler zu vermitteln und so die eigenen Gedanken des Lesers zu provozieren.
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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05.12.2013 00:11
von Zauberstift
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Nicht schlecht für zwei Stunden, hust. Das ist ein tolles Thema, aufrüttelnd, regt an zum Nachdenken. Wenn der erhobene Zeigefinger zu stark im Rampenlicht steht, mich störts nicht. Doch, irgendwas fehlt hier, damit der Text ganz bei mir ankommt. Wenn ich nur wüsste was.
Umsetzung Vorgaben: 8 Federn
Plot: 8 Federn
Schreibstil: 8 Federn
Du bekommst 8 Federn von mir.
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