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Ich bin ich (Außer Konkurrenz)

 
 
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fazman
Schneckenpost
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Beiträge: 5



F
Beitrag24.11.2013 22:43
Ich bin ich (Außer Konkurrenz)
von fazman
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich war ein wütender kleiner Junge. Ich habe geschrien wenn die Antworten auf meine Fragen nicht sofort kamen. Die naiv an mich herangetragen Lösungsvorschläge, verschiedener älterer Bezugspersonen, die ich mit für mein Alter erstaunlich provokativen Fragen quälte ließen das Karussell mit Fragen in meinem Kopf nur noch schneller drehen. Ich spielte meine Mutter gegen meine Kindergartentanten und Lehrerinnen aus um weitere Erklärungen aus ihnen herauszukitzeln, in der Hetze ihrer Wortgefechte weitere Denkansätze zu erhaschen. Was viele als Problem sahen war, dass zu viele Fragen zu schnell aus meinem Mund kamen. Ich redete zu viel ohne zu überlegen. Ich war in drei verschieden Kindergärten, innerhalb von vier Monaten. Sämtliche Erzieherinnen fassten mich als lebende Provokation auf. Es war ein Donnerstag und ich sollte in der Ecke stehen. Lange und ausdauernd ruhig stand ich in dieser Ecke aber kein einziger triftiger Grund fiel mir ein wem das irgendetwas bringen sollte. Ich wurde angebrüllt, ich brüllte zurück. Ich wollte wissen, ich wurde rausgeschmissen. Ein fünfjähriges Kind wird im November auf die Straße geschickt, wurde bis vor die Tür gezogen. Einmal drehte ich mich noch um, versuchte zu lächeln, sah aber nur traurige Gesichter. Also ging ich in einen Park wo mit unserer Kindergartengruppe waren. Vielleicht hoffte ich, jemand würde kommen und mich holen. Ich wartete aber niemand kam, also lernte ich an diesem Tag ganz bewusst meine Tränen kennen.

Zu Beginn  meiner Schulzeit ging der Spuk weiter. Zwar schaffte ich es überraschend oft, eine ganze Klasse zum Lachen zu bringen. Ging es jedoch darum, mich auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen bilden die Schüler zusammen mit ihren Eltern und den Lehrern ein goldenes Dreieck. Was inmitten dieses Dreiecks produziert wurde, war in meiner sensiblen Wahrnehmung nichts anderes als purer Hass. Ich lachte weiter, auch wenn es ernst wurde. Mit dem Reifen meiner Kollegen wurden die Fragen was denn mit mir los sei, immer zahlreicher.
Zu Hause wurde es zur Normalität, vor dem Schlafengehen zu weinen. Ich liebte es den salzigen Geschmack meiner Tränen zu schmecken wenn ich mir über das Universum nachdachte. Etwa acht Jahre war ich da alt. Ich war oft traurig ob der selbstzerstörerischen Kraft der Menschen, aber auch auf ihre Zerstörungskraft auf Tiere und Pflanzen.

Eine Mutter habe ich, sonst niemanden. Sie tat alles um mir Liebe zu lehren aber meine agressive und provokante Aura konnte sie nie nicht einmal mit ganz viel Liebe füllen.
Wenn sie Schulkollegen zu uns nach Hause einlud konnte es passieren, dass mir einfiel, ich wolle kein Fleisch mehr essen. Grausame Geschichten über Schlachthöfe erzählte ich dann. Bekam ich in einer anderen Wohnung Fleisch zu essen, kam es schon mal vor, dass ein Steak gegen Wände flog.

Zahlreiche Ausraster und das Leben als Klassenclown prägten weiter mein Leben.
Bis ich mit zehn Jahren in eine neue Schule kam und niemand mit mir lachte. Es lachte nicht einmal jemand über mich. Niemand spielte und die Lehrer versuchten nicht mehr mit mir zu reden. Diese Schule war zwar bekannt für ihre Ausrichtung auf Disziplin und Lerneifer aber diese Menschen lachten doch auch wenn ich nicht da war.
Mir war klar, dass jemand geredet haben musste.
An diesen Tagen, war ich für gewöhnlich an Nachmittagen alleine zu Hause und hatte noch viel Hass als noch vor ein paar Monaten zu verarbeiten.
Ich zündete die Räucherstäbchen meiner Mutter an und genoss den Duft. Dabei setzte ich mich vor ihren riesigen Wandspiegel um mich anzustarren, ob mit geschlossenen oder geöffneten Augen. So versuchte ich mich selbst zu finden, setzte neue Vorstellungen vom Leben frei. Meine Wut wurde spürbar kleiner, ich hatte Lust auf das Leben, Lust produktiv zu sein.Ich fing an meine Mutter zu lieben, aber sie blieb mein einziger Freund, mit der Zeit lernte ich außerden meine Gedanken nicht mehr mit Jedem zu teilen und konnte auch meiner Mutter vieles nicht erzählen. Darunter litt die kurzzeitig sehr schnell in Schwung gekommene Beziehung zu meiner Mutter und ich versuchte nun noch mehr Zeit vor meinem wunderschönen Spiegel zu verbringen. Nur wenn ich vor diesem Spiegel saß konnte ich nachdenken ohne wütend zu werden.
Besessen von der Vorstellung, dass mir ein bloßer Spiegel helfen könnte rannte ich in einer besonders deprimierenden Schulstunde auf die Toilette. Sofort stellte ich mich mit beiden Händen auf das Waschbecken gestützt vor den Spiegel. Was ich sah fühlte sich weitaus realer an als jegliche Vorstellung die ich je vom Leben hatte. Mein Spiegelbild strahlte mir optimistisch entgegen und ich fühlte Hoffnung in mir aufsteigen. Aufgelöst riss ich meine Augen auf und strahlte zurück. Ob ich dann einen Fehler gemacht habe weiß ich nicht.
Mein Spiegelbild öffnete die Lippen und wollte etwas sagen, so fingen auch meine Lippen an sich zu bewegen. Ein lautes Echo meiner Gedanken fing an den Raum zu umhüllen was mir wehtat. Es war das letzte was ich tun wollte, aber ich hämmerte meine, schon vor Wut pulsierende Faust gegen den Spiegel. Zweimal, dreimal- bis er zersprang. Sofort war mir klar mein Spiegelbild als bester Freund, wird es nicht mehr geben.
Schluchzend kauerte ich nieder, ich fragte mich:“ Wie soll ich meine Wut jemals wieder kontrollieren können?“
Sofort überfiel meine Wut mich auch wieder und ich sprang mit dem Kopf voran gegen die porzellane Wand, wollte mir menschlichem Wesen das selbe wie meinem mildem, mitfühlendem Spiegelbild antun, wollte wieder in die Welt meines gespiegelten Freundes.

Vielleicht habe ich an diesem Tag übertrieben. Ich weiß, dass ich in irgendeiner Klinik im Koma liege. Ich weiß, dass ich nun sehr alt bin aber, dass es jemanden gibt der mich liebt und am Leben hält.
Was passiert wäre, hätte ich den Mut  zum Eintritt in eine andere Vorstellung von einer Welt gehabt- das bleibt meinen Gedanken überlassen.
Meine Gedanken sind noch immer da, aber wenigstens kann ich niemanden mehr damit belasten.
Was bleibt: Ich bin ich. Ich bin ein wütender kleiner Junge.

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fazman
Schneckenpost
F


Beiträge: 5



F
Beitrag07.02.2014 12:43

von fazman
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hat irgendjemand diesen text gelesen ? Ich haette sehr gerne kritiken und meinungen dazu.
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KeTam
Geschlecht:weiblichUngeduld

Alter: 49
Beiträge: 4952

Das goldene Gleis Ei 1
Ei 10 Ei 8
Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag07.02.2014 14:57

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo fazman,

ich bin leider über die ersten Abschnitte nicht raus gekommen.
Du beschreibst und beschreibst und ich sehe gar nichts vor mir und auch, wenn das, was da beschrieben wird, sicherlich nicht besonders angenehm für den Kleinen war, löst das bei mir keine Emotionen aus.

Welche Lösungsvorschläge, wie hat er die Klasse zum Lachen gebracht? Du lieferst eine Schablone, die ich mir ausmalen müsste, um irgendwelche Bilder zu sehen. Mehr nicht. Sorry.

Lg, KeTam.
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Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag07.02.2014 15:10
Wutkoma
von Lupo
Antworten mit Zitat

Das fortlebende Gehirn eines menschlichen Herz-Lungen-Präparats
hat schon umfangreiche Literatur mit qualitativ breiter Streuung hervor gebracht.
Lieber fazman,
Dein Versuch einer Montage scheint mir eingehender Textarbeit Wert zu sein, die ich gerne mit Dir zusammen durchziehen möchte, sobald Du die Regeln dieses Forums entsprechend den Mindestanforderungen umgesetzt hast.

Abwartend, Lupo.
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fazman
Schneckenpost
F


Beiträge: 5



F
Beitrag12.02.2014 13:50

von fazman
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke, euch beiden.
Lupo, welche Mindestanforderungen sprichst du an? Ich habe die erstmal nicht
gefunden.
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag12.02.2014 14:00

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Ich möchte nicht für Lupo sprechen, aber da ich grad so vorbeikam: Ich kann mir vorstellen, damit ist gemeint, dass dir gerne mit deinem Text geholfen wird, wenn du auch ein paar anderen Leuten in Werkstatts- oder Übungsbereichen dein Feedback gibst. Beruht alles auf Gegenseitigkeit.

Entschuldige, Lupo, wenn du von was anderem sprichst. ^^
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Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag12.02.2014 14:08
Lesen !
von Lupo
Antworten mit Zitat

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt-> Regeln.
Erstaunt, Lupo
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Ithanea
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 34
Beiträge: 1062

Ei 3 Pokapro 2017


Beitrag12.02.2014 14:13

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Die kenn ich. Da steht was dazu, was ich angesprochen habe, und mehr. Meinst du nun das oder was anderes?
(und jetzt bin ich wieder weg, will nicht für Verwirrung sorgen, mit meiner Einmischerei.)
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