das verlorene paradies

[Perry]

das verlorene paradies

die wüste des bergsteigers ist das steinerne
meer in seiner weite ein hundstoter ort
segel zu setzen auf den harrenden wellen
wäre ausichtslos außer man ist herr über die zeit
erlebt die erosion als wogende fläche
wallfahrtet von maria alm nach sankt bartholomä

[Eulenbaum]

Hallo Perry,

das Gedicht ergibt nach mehrmaligem Lesen für mich Sinn. Die Überschrift bekomme ich nicht in den Zusammenhang, ebenso die letzte Zeile. Beides bleibt für mich leer.

[Perry]

danke fürs Interesse und das mehrmalige Lesen.
Der Text hat neben geografischen Wurzeln im Berchtesgadener Land auch einen literarischen Bezug. "Das verlorene Paradies" von John Milton ist ein epischer Gedichtzyklus über die Vertreibung aus dem Paradies.
So ist die am Schluss beschriebene Wallfahrt ein Versuch des LI sein verlorenes Paradies wiederzugewinnen.
LG
Perry

[Eulenbaum]

[Perry]

danke fürs Nachhaken, das gibt mir Gelegenheit etwas tiefer in meine Art Texte aufzubereiten einzusteigen.
Meist arbeite ich (wie wohl viele Lyriker) in einer realen und einer übertragenen Ebene.
Die reale Bildebene ist die trostlose Steinwüste, das "hundstot" lehnt sich übrigens an den Namen einer der Gipfel des Steinernen Meeres an (Der große Hundstod).
Das LI empfindet die Leere wie das verlorene Paradies in seinem Inneren. Es entschließt sich durch die Wallfahrt zur Kirche in Bartholomä am Königssee (ein paradiesischer Ort) auch seelisch wieder Mut zu fassen.
Natürlich ist das nur meine Intention, dem Leser steht es frei die Bilder für sich zu interpretieren und wenn dies nur teilweise gelingt, dann macht das auch nichts. Einen Text eindeutig nachvollziehbar zu machen, halte ich nicht für ein vorrangiges Streben lyrischer Texte.
LG
Perry