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Tasso Erklärbär
T Alter: 52 Beiträge: 3 Wohnort: Offenburg
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T 08.11.2013 13:59 Ich habe mich nicht verabschiedet Erstlingswerk von Tasso
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So, dann trau ich mich mal und veröffentliche einen kleinen Text, den mein Frauchen letzte Jahr geschrieben hat. Der Text hat zwar nichts mit dem "Buch" zu tun, wegen dem ich mich hier angemeldet habe, aber ich möchte ihn euch nicht vorenthalten.
Ich bin auf Eure Meinung gespannt,
wedelnde Grüsse,
Euer Tasso
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Ich habe mich nicht verabschiedet
Jeden Abend schaut sie an die Decke über ihrem Bett und sagt "Ich hab dich lieb, schlafe gut". Immer wieder gibt es Situationen, die ihr von jetzt auf gleich die Tränen in die Augen treiben.
Im Regal stehen Schuhe Größe 36, obwohl sie eigentlich 40 braucht. Aber diese Schuhe sind nicht zum Tragen da ... nicht mehr ... im Kleiderschrank hängen Stücke, die sie nicht weg geben würde, aber auch nie anziehen wird.
Immer wieder schaut sie auf das Foto an der Wand, erinnert sich an die starke Frau, die schützend die Hand über sie gehalten hatte. Doch das Foto zeigt nicht das, was in ihrer Erinnerung eingebrannt ist, es zeigt eine schwache, zierliche und gebrechliche Person.
Ein Jahr hatte sie gehofft und gebangt. Ein Jahr dem Kampf hilflos zu gesehen. Täglich hatte sie angerufen und Mut zugesprochen.
Dann schrieb ihr Vater in der Zeitung “Wir müssen Abschied nehmen von einer starken Frau, die uns selbst noch in ihrer schwersten Stunde ihr Lächeln schenkte”.
Ein Meer aus weißen Lilien und fast 100 Freunde begleitet den letzten Weg, versuchten Mut und Tapferkeit zu vermitteln und doch war es der schrecklichste Tag in ihrem Leben.
Heute, 2,5 Jahre danach trägt sie den Ehering als äußerliches Zeichen, dass sie nie vergessen wird. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sie eines Tages wieder vereint sein werden,
doch bis dahin zerbricht sie an dem Gedanken "Ich habe mich nicht verabschiedet!
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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08.11.2013 14:48
von Piratin
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Hallo Tasso,
auch noch von mir ein Willkommen hier.
Und jetzt zum Geschriebenen:
Der Text soll sicherlich Emotionen wecken, was er bei mir leider nicht tut, denn irgendwie weiß ich zuwenig von der Protagonistin und ihrem Verhältnis zur Verstorbenen, als dass ich mich einfühlen könnte. Erst dachte ich, es ginge um die Mutter, dann dachte ich, es wäre die Ehefrau innerhalb einer gleichgeschlechtlichen Ehe. Dann aber bei Zitat: | Dann schrieb ihr Vater in der Zeitung “Wir müssen Abschied nehmen von einer starken Frau, die uns selbst noch in ihrer schwersten Stunde ihr Lächeln schenkte”. | weiß ich überhaupt nicht mehr, wessen Vater ... der Vater der Prota oder der Verstorbenen. Das beschäftigt mich so sehr, dass die eigentliche Geschichte nicht durchdringt. Wobei ich am Schluß mit dem Ehering dann doch wieder bei einem Ehepaar bin. Wenn die Prota täglich angerufen hat (warum hat sie die Kranke eigentlich nicht besucht?), und anscheinend das Ende absehbar war, warum hat sie sich dann nicht verabschiedet und zerbricht sogar daran?
Sorry und ich hoffe, das entmutigt Dich jetzt nicht. Bin mal gespannt, was andere vielleicht so meinen.
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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08.11.2013 15:08
von Zauberstift
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Hallo Tasso... herzlich willkommen
ein wenig Hintergrundinformation wäre schon gut, ich komme auch noch nicht so ganz drauf. Was mir aufgefallen ist, du schreibst in zwei Zeiten. Zuerst ist Gegenwart beschrieben, dann fällst du bei "Ein Jahr.... in die Vergangenheit. Anschliessend springst du wieder In die Gegenwart. lg
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Tasso Erklärbär
T Alter: 52 Beiträge: 3 Wohnort: Offenburg
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T 08.11.2013 15:30
von Tasso
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Hallo Ihr Zwei,
erstmal Danke für Eure ehrliche Meinung. Entmutigen tut mich ernst gemeinte Kritik in keinem Fall. Hätte ich keine ehrliche Meinung gewollte, hätte ich es nicht hier veröffentlichen dürfen
Zum Hintergrund:
Meine Mum ist die Verstorbene. Sie hat ein Jahr gegen Krebs gekämpft und dann doch verloren.
Ich habe damals den "Fehler" gemacht und habe die Augen vor der Realität verschlossen. Meine Mum war für mich immer die starke Frau, die alles in den Griff bekommen hat. Darum war ich auch überzeugt, dass sie wieder gesund würde. Dass es auch anders kommen könnte, diesen Gedanken hatte ich für mich nie zugelassen.
Ich wohne über 500 KM von meiner Familie entfernt, daher die täglichen Telefonate. Besucht habe ich sie natürlich schon, jedoch war es nicht wirklich möglich wöchentlich oder gar täglich "auf einen Kaffee" vorbei zu schauen.
Anfang Januar war ich noch mal bei ihr und da sah alles noch recht positiv aus ... bildete ich mir ein ... und nur zwei Wochen später schlief sie ruhig ein.
Der Ehering, den ich auch heute noch trage, ist der meiner Mum.
Und um auf die zwei Zeiten einzugehen:
Die ersten drei Absätze sind die Gegenwart.
Ab "Ein Jahr" ist die Vergangenheit, da der Kampf und der Abschied, sowie die Beerdigung bereits 2,5 Jahre (naja inzwischen fast 3 Jahre) her sind.
Und ab "Heute,..." ist das hier und jetzt
Ist in diesem Fall nicht ein Zeitsprung zwischen Gegenwart und Vergangenhei richtig? Sehe ich das falsch?
Liebe Grüsse,
Tasso
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Zauberstift Honigkuchenpferd
Alter: 44 Beiträge: 389
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08.11.2013 16:15
von Zauberstift
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Normalerweise schreibt man immer in einer Zeit. Bin überfragt, wie das mit Rückblenden aussieht. Auf jeden Fall irritiert das doch in einem so kurzen Stück. Dein Sprachstil ist auch ein wenig kompliziert. Du setzt das 'sie' ( also du) immer in die Mitte vom Satz. Vielleicht könntest du ein wenig abwechseln, im Satzbau. Z.B mit dem Personalnomen anfangen. lg
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Christian Svensson Gänsefüßchen
Alter: 64 Beiträge: 24 Wohnort: Schwerin
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08.11.2013 16:22 Willkommen von Christian Svensson
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von jemandem, dem das "Willkommen" der anderen auch noch im Ohr klingt.
Bei Deiner Antwort auf die Meinungen bin ich gestolpert, und zwar hier:
Zitat: | Meine Mum ist die Verstorbene. Sie hat ein Jahr gegen Krebs gekämpft und dann doch verloren.
Ich habe damals den "Fehler" gemacht und habe die Augen vor der Realität verschlossen. Meine Mum war für mich immer die starke Frau, die alles in den Griff bekommen hat. Darum war ich auch überzeugt, dass sie wieder gesund würde. Dass es auch anders kommen könnte, diesen Gedanken hatte ich für mich nie zugelassen.
Ich wohne über 500 KM von meiner Familie entfernt, daher die täglichen Telefonate. Besucht habe ich sie natürlich schon, jedoch war es nicht wirklich möglich wöchentlich oder gar täglich "auf einen Kaffee" vorbei zu schauen.
Anfang Januar war ich noch mal bei ihr und da sah alles noch recht positiv aus ... bildete ich mir ein ... und nur zwei Wochen später schlief sie ruhig ein.
Der Ehering, den ich auch heute noch trage, ist der meiner Mum. |
Warum baust du das nicht in den Text ein? Das ist doch genau das, was fehlt?
Lieben Gruß
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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08.11.2013 16:37 Re: Ich habe mich nicht verabschiedet Erstlingswerk von Piratin
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So, dann widme ich mal den Zeiten, auch wenn das schreiberisch nicht schön ist - es geht nur um die Form, denn mehrere Zeiten in dem kurzen Text, ist nicht ganz so geschickt:
Tasso hat Folgendes geschrieben: |
Jeden Abend schaut sie an die Decke über ihrem Bett und sagt "Ich hab dich lieb, schlafe gut". Immer wieder gibt es Situationen, die ihr von jetzt auf gleich die Tränen in die Augen treiben.
Im Regal stehen Schuhe Größe 36, obwohl sie eigentlich 40 braucht. Aber diese Schuhe sind nicht zum Tragen da ... nicht mehr ... im Kleiderschrank hängen Stücke, die sie nicht weg geben würde, aber auch nie anziehen wird.
Immer wieder schaut sie auf das Foto an der Wand, erinnert sich an die starke Frau, die schützend die Hand über sie gehalten hatte. Doch das Foto zeigt nicht das, was in ihrer Erinnerung eingebrannt ist, es zeigt eine schwache, zierliche und gebrechliche Person.
Ein Jahr hatte sie gehofft und gebangt. Ein Jahr dem Kampf hilflos zu gesehen. Täglich hatte sie angerufen und Mut zugesprochen. Hier bist Du im PQP und dann kommt direkt mit dem Vater der Imperfekt, was noch in Ordnung ist, aber insgesamt rauschst Du so natürlich durch alle Zeiten: also vom Präsens weit zurück in PQP, dann in die normale Vergangenheit ... Warum nicht alles im Imperfekt? Ein Jahr hoffte und bangte sie. Ein Jahr sah sie hilflos dem Kampf zu. Dann schrieb ...
Dann schrieb ihr Vater in der Zeitung “Wir müssen Abschied nehmen von einer starken Frau, die uns selbst noch in ihrer schwersten Stunde ihr Lächeln schenkte”.
Ein Meer aus weißen Lilien und fast 100 Freunde begleitet den letzten Weg, versuchten Mut und Tapferkeit zu vermitteln und doch war es der schrecklichste Tag in ihrem Leben. Hier bist Du, obwohl es in der Vergangenheit liegt, wieder im Präsens dann im Imperfekt -> innerhalb eines Satzes Ein Meer aus weißen Lilien und fast einhundert Freunde begleiteten den letzten Weg, versuchten Mut und Tapferkeit zu vermitteln und doch war es der schrecklichste Tag in ihrem Leben.
Heute, 2,5 zweieinhalb Jahre danach trägt sie den Ehering als äußerliches Zeichen, dass sie nie vergessen wird. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass sie eines Tages wieder vereint sein werden,
doch bis dahin zerbricht sie an dem Gedanken "Ich habe mich nicht verabschiedet! |
Inhaltlich hast Du nun erklärt, worum es in Deinem Text geht. Aber ohne diese Erklärung ist es mit "sie" und "ihre" schwierig zwischen der Prota und der Verstorbenen die Bezüge auseinanderzuhalten. Warum nennst Du sie nicht einfach "Mutter" oder gibst der Prota einen Namen, dann wird das übersichtlich?
Viele Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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08.11.2013 17:25
von nebenfluss
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Hallo Tasso,
willkommen im Forum.
Ich glaube, du (oder dein Frauchen oder wie jetzt .... auf jeden Fall die Schreiberin des Textes) liest deine Texte noch nicht mit den Augen des Lesers.
Dir ist wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, dass man zwischen dem Tod der Mutter und dem Ehering (den man ja zunächst mit einem Ehemann assoziert) keinen Zusamenhang herstellen kann. Da fehlt mindestens eine Information.
Allerdings bieten gerade solche Fehler manchmal unerwartete Möglichkeiten. Statt nun einfach zu erwähnen, dass es eben der Ehering des Vaters ist, könntest du erforschen, warum sie den Ring an sich genommen hat. Nimmt sie denn die Rolle der Mutter ein, ihrem nun einsamen, vielleicht hilflosen Vater gegenüber? Das könnte ich mir in gewisser Hinsicht vorstellen. Wenn diese Facette gut beleuchtet wird und der Leser am Ende von alleine drauf kommt, dass es sich um den Ehering der Mutter handelt, könnte der Text deutlich an Aussagekraft und Tiefe gewinnen.
Da ich selbst schon Menschen an den Krebs verloren habe, verstehe ich, dass du darüber schreiben, deine Gefühle mitteilen willst.
Trotzdem ist in der Prosa zu bedenken, dass sie etwas Außergewöhnliches darstellen muss, um den Leser zu interessieren. Im Klartext:
So schrecklich der Krebstod der Mutter zweifellos ist, ist es doch etwas, was vielen Menschen passiert. Wer dich nicht kennt, es nicht direkt von dir erzählt bekommt, sondern nur davon liest, den lässt das möglciherweise kalt (Leser/innen, die gerade in der gleichen Situation sind, mal ausgenommen). Das Leben schreibt, entgegen dem Sprichwort, selten gute Geschichten - deshalb sind autobiografische Texte, die nah an der sogenannten Wahrheit bleiben, schwierig. Mag sein, dass du es einfach so beschreiben möchtest, wie es für dich ist, aber dann müsste da eine besondere Ebene rein, sei es sprachlich, psychologisch, wie auch immer.
Was die Zeiten angeht, entsteht die Verwirrung vor allem durch diesen Tipfehler:
Tasso hat Folgendes geschrieben: |
Ein Meer aus weißen Lilien und fast 100 Freunde begleiteten den letzten Weg, versuchten Mut und Tapferkeit zu vermitteln und doch war es der schrecklichste Tag in ihrem Leben.
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LG
_________________ "You can't use reason to convince anyone out of an argument that they didn't use reason to get into" (Neil deGrasse Tyson) |
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Doir Wortedrechsler
Beiträge: 54
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08.11.2013 17:46
von Doir
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Willkommen erst mal,
das meiste wurde ja bereits angemerkt, ist ja auch ein überschaubarer Text, aber ich hab da auch noch etwas.
Tasso hat Folgendes geschrieben: |
Ein Jahr hatte sie gehofft und gebangt. Ein Jahr dem Kampf hilflos zugesehen. Täglich hatte sie angerufen und Mut zugesprochen.
Dann schrieb ihr Vater in der Zeitung “Wir müssen Abschied nehmen von einer starken Frau, die uns selbst noch in ihrer schwersten Stunde ihr Lächeln schenkte”.
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Für mich fehlt da etwas zwischen den beiden Absätzen. Meiner Meinung nach könnte man hier implizieren, dass sie vom Tod erst über die Annonce erfahren hat, aber ich geh jetzt mal eher davon aus, dass es zuvor noch einen Anruf mit der traurigen Nachricht gab.
Nur als Beispiel:
Tasso hat Folgendes geschrieben: |
Ein Jahr hatte sie gehofft und gebangt. Ein Jahr dem Kampf hilflos zugesehen. Täglich hatte sie angerufen und Mut zugesprochen. Dann bekam sie einen Anruf und die Quelle des Mutes versiegte.
Ihr Vater schrieb in der Zeitung “Wir müssen Abschied nehmen von einer starken Frau, die uns selbst noch in ihrer schwersten Stunde ihr Lächeln schenkte”.
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lg Doir
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Tasso Erklärbär
T Alter: 52 Beiträge: 3 Wohnort: Offenburg
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