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Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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19.11.2013 11:27 waschsalon von Silvian
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es gibt ihn wirklich noch
den alten waschsalon
mit den bunten
kinderunterhosen
kreisen da
persilgeschäumt
erinnerungen
rumpelnd in der trommel
ich saß hier mit susanne
jetzt sag ich zur studentin
die mit flinken fingern
ihr iphone sechs liebkost
hey kennen wir uns nicht
sie hebt den blick
nicht mal vom display
die waschmaschine piept
ich höre auf zu peepen
und hol die unterhosen raus
weichgespült
geschleudert
ziemlich zerknittert
die wäsche kommt in den trockner
mir kommen die tränen
nächste woche kommt die neue miele
Weitere Werke von Silvian:
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Nina Dichterin
Beiträge: 5002 Wohnort: Berlin
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19.11.2013 12:47 Re: waschsalon von Nina
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Hallo Silvian,
mal ein ungereimtes Gedicht von Dir. Über den Waschsalon. Ich gehe mal durchs Gedicht:
Silvian hat Folgendes geschrieben: | es gibt ihn wirklich noch
den alten waschsalon
ich finde, dass diese ersten zwei Zeilen überflüssig sind. Und zwar wird ja schon durch den Titel klar, dass es sich hier um einen Waschsalon handelt. Dass es ihn also noch gibt finde ich nur logisch (wobei man natürlich auch über etwas Schreiben kann, was es nicht mehr gibt). Jedenfalls halte ich diese zwei Zeilen für verzichtbar und würde direkt in "die Geschichte" einsteigen.
mit den bunten
kinderunterhosen
kreisen da
persilgeschäumt
erinnerungen
rumpelnd in der trommel
es ist gut beschrieben, der Vorgang des Waschens. Allerdings habe ich auch hier eine Anmerkung. Und zwar glaube ich, dass es mehrere Kilo Kinderunterhosen bräuchte, damit es tatsächlich "rumpelt". Vielmehr sind es Jeans oder größere Teile, die diese Geräusche (einer mitunter überfüllten Waschmaschine) macht. Die Kinderunterhosen halte ich aus zwei Gründen für schwierig: Einmal, weil ich keinen Zusammenhang mit dem Rest des Gedichtes sehe (die Thematik führt ja zur neuen Waschmaschine und nicht dazu z.B., wie groß die Kinder inzwischen sind). Mir persönlich kommt das Wort "Kinderunterhosen" hier irgendwie komisch vor, auch wenn ich weiß, dass Du Kinder hast. Aber es hat einen seltsamen Beigeschmack, - finde ich. Weil es eben für diese "Geschichte" nicht zwingend ist und außerdem ist dann das, was in der nächsten Strophe kommt, nochmal seltsam. Ich zeige Dir mal, was ich meine. Als Vorschlag würde ich einen neutraleren Begriff wählen für das, was in der Wäschetrommel ist.
ich saß hier mit susanne
jetzt sag ich zur studentin
die mit flinken fingern
ihr iphone sechs liebkost
hey kennen wir uns nicht
sie hebt den blick
nicht mal vom display
Auch eine realistische Beschreibung - dass hier Erinnerungen hoch kommen und dass hier Menschen sitzen, die in ihr I-Phone gucken (oder lesen). Im Zusammenhang mit der obigen Strophe, in der Du von Kinderunterhosen erzählst und hier den Übergang zur Studentin, - ich sage hier Du - natürlich ist das lyrische Ich gemeint! - jedenfalls der Übergang ist damit für mich doppelt komisch. Familienvater baggert junge Studentin an. Urgs. Wie gesagt - mein persönlicher Eindruck. Vielleicht lesen es andere ja anders.
die waschmaschine piept
ich höre auf zu peepen
und hol die unterhosen raus
Was ist "peepen"? Ich kenne "Peep" aus der Peepshow. Ist das hier gemeint? Gerade in all diesen Zusammenhängen : Kinderunterhose, Studentin ... noch mal - nee, das geht nicht, wenn Du mich fragst.
weichgespült
geschleudert
ziemlich zerknittert
Das ist ganz okay, finde ich, weil es auf zwei Ebenen einmal die Wäsche und dann das (gebeutelte?) Lyrische Ich beschreibt.
die wäsche kommt in den trockner
mir kommen die tränen
nächste woche kommt die neue miele |
Zum Schluß kommt heraus, dass das lyrische Ich sehr am Waschsalon zu hängen scheint? Dass die Maschine Zuhause kaputt ist? Warum heult das lyrische ich? Weil es keine Studentinnen mehr anmachen kann? Ich weiß nicht, irgendwie ist das hier nicht ganz "rund", wie man so schön sagt. Zwar ist der Ort spannend und auch ein paar Elemente finde ich richtig gut, aber insgesamt ist die Kombination "Kinderunterhose - Studentin" für mich nicht gelungen. Vielleicht kannst Du da stattdessen etwas anderes hineinbringen. Just my 2 cents.
LG
Nina
_________________ Liebe tut der Seele gut. |
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Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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19.11.2013 13:18
von Silvian
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Hallo Du,
Nina antwortet auf ein Silvian-Gedicht!
Den Einstieg habe ich so gewählt, damit gleich klar wird, dass das LI auf seine Vergangenheit trifft.
Ich habe versucht, das LI in Selbstironie zu hüllen, das Komische ist also gewollt. Na ja, als Familienvater hat man manchmal solche Anwandlungen. Man hält sich selbst im Grunde immer noch für so jung wie vor 30 Jahren und merkt erst irgendwann an der Reaktion der wirklich Jungen, dass es nicht so ist. Und dann fließen auch schon mal kurz Tränen, auch bei dem Gedanken, was man vielleicht irgendwann verpasst hat, bevor's wieder heiter heim zur Familie geht...
So gesehen finde ich auch die Kinderunterhosen passend, als realen Kontrapunkt zu den irrealen sexuellen Fantasien des LI, bei denen es sich allerdings nur um einen Ausrutscher handelt, weil, na ja, die Waschmaschine zuhause eben kaputt ist.
LG
Silvian
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Kristin B. Sword Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 225 Wohnort: Bielefeld
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19.11.2013 13:27
von Kristin B. Sword
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Ich hatte da ganz ähnliche Gedanken wie Nina, und "peepen" kenne ich auch nicht. Das mit den Kinderunterhosen geht auch für mich eher nicht, dadurch bekommt das Gedicht etwas Schlüpfriges (hier sogar im wahrsten Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen Sinn).
Was mir sonst noch spontan eingefallen ist, war, dass ich nach der zweiten Strophe als Leser irgendwie erwartet, dass jetzt Erinnerungsfetzen in der nächsten Strophe auftauchen, dann kommt aber nur ein ganz kurzer und es geht sofort mit der Jetztzeit weiter.
Vielleicht wären die Erinnerungen eine ganze Strophe wert?
Die erste Strophe finde ich gar nicht mal so überflüssig, denn es sind ja die Gedanken des Erzählers, als er den Waschsalon betritt. Als Einstieg ist es aber vielleicht ein bisschen zu banal und zu wenig bildhaft, so dass es neben den übrigen Strophen blass wirkt.
Aber grundsätzlich sind da schöne Stellen drin.
Viele Grüße,
Kristin
_________________ Taranee: Zeiten des Zweifels (Roman/März 2014) |
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Kristin B. Sword Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 225 Wohnort: Bielefeld
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19.11.2013 13:31
von Kristin B. Sword
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Mmh, wenn es sich um einen Ausrutscher handeln soll und das Lyrische Ich sympathisch bleiben soll, müsste man das vielleicht irgendwie im Gedicht einfließen lassen.
Im Moment wirkt es etwas - verzeih den Ausdruck - pervers, direkt vom Kinderschlüpfer zur Anmache überzugehen.
Kristin
_________________ Taranee: Zeiten des Zweifels (Roman/März 2014) |
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Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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19.11.2013 16:56
von Silvian
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Hallo Kristin,
ja, peepen ist von der Peepshow abgeleitet, "to peep" bedeutet eigentlich so etwas wie spähen.
Ich denke noch mal über die Kinderunterhosen nach. Eigentlich finde ich es für die Message genau passend. Allerdings wollte ich keine Pädophilie-Assoziationen heraufbeschwören. Es ging mir nur um den Zusammenhang bzw. Gegensatz zwischen Realität und Irrealität. Und glaube mir: Wenn Du mal für ne Woche keine Waschmaschine hast, sind es die Unterhosen der Kinder, deretwegen Du in den Waschsalon musst.
Ich bin mir im Übrigen nicht sicher, ob ich will, dass mein LI sympathisch rüberkommt.
Ich finde, die Erinnerungen hinter dem Waschsalon (und vielleicht auch hinter Susanne) wären dann Sache des Lesers.
LG
Silvian
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Kristin B. Sword Eselsohr
Alter: 41 Beiträge: 225 Wohnort: Bielefeld
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19.11.2013 18:54
von Kristin B. Sword
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Von der praktischen Seite her hast du mit den Kinderunterhosen natürlich recht. Ich habe selbst drei (Kinder, nicht Kinderunterhosen ) zu Hause.
Ich denke, es ist auch nicht unbedingt nötig, dass das LI sympathisch rüberkommt, damit das Gedicht wirkt.
Und die Erinnerungen hinter Susanne kann man fraglos auch dem Leser überlassen. Es kommt immer auf die Intention an.
Ich dachte nur, dass damit vielleicht die Verbindung zwischen dem peepen und den Kinderunterhosen etwas gekappt wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade das die Pädophilie-Assoziation beim Leser verhindern könnte. War aber natürlich nur eine unverbindliche Idee.
Liebe Grüße,
Kristin
_________________ Taranee: Zeiten des Zweifels (Roman/März 2014) |
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Silvian Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 706 Wohnort: kurz vor Köln
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20.11.2013 22:11
von Silvian
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Hallo Kristin,
ah, Du hast deine Signatur repariert. Ich weiß noch, was vorher da stand, behalte es aber für mich.
Ja, Du hast noch ein Kind mehr als ich. Ich bin mir sicher, dass dann auch Du manchmal dem Eskapismus anheim fällst, wenn auch vielleicht nicht auf so sentimentale Art wie dieses (in die Jahre gekommene) LI.
LG
Silvian (ist auch nicht mein echter Name)
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