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lyrische schichten


 
 
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag28.04.2016 15:07
lyrische schichten
von menetekel
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

metaphern ins grün einer wiese gesät
auf der schon die wildbiene summt
an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt
auch singenden schaumzikaden

darunter die streuschicht

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf

belüftet das körnige erdreich

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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag28.04.2016 19:39

von Aranka
Antworten mit Zitat

Hallo Menetekel,

der Text spricht mich an und spricht zu mir und nun versuche ich ihn zu „übersetzen“, seinen Bewegungen und Aussagen gedanklich und sinnlich zu folgen, ihn mit Anmerkungen zu versehen (also zu kommentieren), um die Erfahrungswelt des Textes in die Erfahrungswelt des Lesers (hier meiner) zu übersetzen. So will ich mein Kommentieren verstehen. Also keine literaturtheoretische Kritik.


metaphern ins grün einer wiese gesät // welch' ungeheures Unterfangen, fast eine Dreistigkeit, welch eine Unterwanderung der kräftig deftigen Wiese, diesem Stück Naturraum, durch ein abstraktes Fremdes.

auf der schon die wildbiene summt // sie ist schon bewohnt von ungezähmten Völkern, das erhöht die Ungeheuerlichkeit

an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt
// ich spüre den Takt: ich überlasse mich gerne: xXxxXxxXxx … und spüre das Leben und die Lebendigkeit, und nehme hier die Käfer als die wahr, die sich auskennen und Wert legen auf ihren Takt und mich damit mitreißen.

Warum kommt mir jetzt der Titel in den Sinn? „Lyrische Schichten“. Nun nehme das Gesumm der Wildbienen und das rhythmische „Sein“ der Käfer als Differentes wahr und übersetze sie mir ins "Schichtgebäude der Lyrik".

auch singenden schaumzikaden // dem Menschen ist der Zikadengesang nicht hörbar, es sei denn es handelt sich um die Singzikade. Aber sie singen alle, die Männchen um die Weibchen anzulocken, die Weibchen einfach nur so (zur Freude würde der Mensch sagen): dieser Gedanke hat mir immer schon gefallen.
„Schaum“: welch luftiges Gebilde, man sieht sein Verschwinden, so meine erste und vorrangige Assoziation, hier jedoch anders: er schützt die Larve, hält sie feucht, gewährleistet die richtige Temperatur. Also alles bestens eingerichtet, die Wiese ein Lebensraum mit sinniger Ordnung. Warum denke ich dennoch „Schaum schlagen“ und höre die Grillen in südlichen Gefilden.

darunter die streuschicht // "darunter": das klingt nach was Festen, nach Grundlage: die Schicht, in der sich das sammelt was an Vegetation aus den Baum- und Strauchhöhen herunterfällt. Fleißige Arbeiter durchsetzen Abgefallenes, machen es fruchtbar.

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab
// hier hebt etwas an, dass mir als Fabel erzählend begegnet. Die Zahl „drei“ wird bedeutsam, macht alles märchenhaft oder auch magisch. Hier ruht das Geheimnis des Textes. „Drei Grillen": sie haben Gewicht im Gegensatz zu "manch Maulwurf". "Versuchsreihen“: Ich bin im Labor, beim Experiment, erwarte Erkenntnis, Neues.!
Hier verlasse ich die Übersetzung und befrage allein mich, womit sich diese zwei Zeilen bei mir verbinden. Ich öffne alle Türen, Flügel tragen mich auch ins Mögliche.

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf
// „hingegen“: das Wort fiel mir gleich entgegen. Die Flügel werden mir abgenommen, ich wusele blind im Innern der Streuschicht und tiefer. „manch“: ja, man kennt sie nicht alle, muss man auch nicht?? Sind halt recht viele am werkeln.

belüftet das körnige erdreich // ganz pragmatisch, ganz unbeteiligt wird es hier festgestellt: auch sie, die Maulwürfe, haben einen Platz im Gesamtgefüge. Sie belüften. Richten keinen Schaden an. Ein wenig lästig sind nur ihre Hügel.

„körnige erdreich“: diese Wortung hat klanglichen Reichtum in sich

Ich mag diese Wiese, in der die Metaphern eingesät sind, ich schaue auf ihre Bewohner und auch auf ihr Tun. Alles hat seinen Platz.

Ich sehe das „Lyrischen Schichtgebäude“ und sehe die Bewohner und beginne mit meiner Übersetzung meine Kommunikation mit dem Text und vielleicht mit dem Autor.

Gerne gelesen. Liebe Grüße Aranka


_________________
"Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)

„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke)
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Stimmgabel
Geschlecht:männlichPapiertiger


Beiträge: 4370
Wohnort: vor allem da
Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag29.04.2016 00:20

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-



lyrische schichten


metaphern ins grün einer wiese gesät
auf der schon die wildbiene summt
an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt
auch singenden schaumzikaden

darunter die streuschicht

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf

belüftet das körnige erdreich


-----------------------------------------



Hallo menetekel,

folgende Gedankenspur fluppte gleich [ schmunzelnd zugleich kopfnickend ] in meinen Kopf Smile;


... wird die heterogene, spannbreite Natur, konkret eine Wiese, zum Abbild_refugium eines lyrischen Textes. Der Text [ Autor ] belegt/inszeniert seine grüne Wiese [ ungefragt ], implantiert darauf klischee’endes Leben [ biene, blüten, stengel, schaumzikaden ... / warum gerade singende Schaumzikaden? ... wollen sie hier ein Paarungsritual vortäuschen? vortäuschte der Text eine Intention über das erste Textbild hinaus ... ];

in den Zwischenzeilen [ die inszenierte Streuschicht ] werden drei Grillen installiert, Figuren, die auffällig tönen, quasi das handgreifbare Stück Holz des Textes, das in die Figuration übergreifen will;

der Wiesen_boden verrät von einem Maulwurftreiben ... er, der dem Text die Atmosphäre von tiefgrundem Ungewiss beimengt  /

die Text_melange des Autors ist angerichtet für den Leser, schließt das Bild mit dem nun aufklappenden Titel.

Nehme ich mal meine Deutungsebene als beabsichtigt an Wink  / behagt mir hier sehr der tonale Duktus im Wechsel von Aktio und formaler Inszenierung, beschreibt hier der abbildende Text Aufbau & Plot eines lyrischen Textes, braucht eine Story, seine Ingedienzien für den Wirkeffekt im Leser ... wird hier mMn (gelungen) selbst referentiell in seinem Lay_out !!!

Zur Wortage bzgl der Eingangssequenz :  hier behagte mir persönlich mehr ein aktives Verben anstelle der Partizip_konstruktionen  / das statische Beschreiben im Original hemmt mir zu sehr den lyrischen Plot, die bewusst versteckte Inszenierung ...

ungeachtet, ungeachtet / menetekel ... ein mMn gelungener Spiegel_text über einen lyrischen Text   war gerne dabei, wieder einen Gruß Stimmgabel

und im Folgenden mal meine Verbum_änderungen [ zur Eingangssequenz ], meine persönliche Lesesicht ...


lyrische schichten


metaphern ins grün einer wiese gesät.

summt schon die wildbiene
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bereiten sich singende schaumzikaden
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belüftet das körnige erdreich


-


_________________
Gabel im Mund / nicht so hastig...
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firstoffertio
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant


Beiträge: 5854
Wohnort: Irland
Das bronzene Stundenglas Der goldene Spiegel - Lyrik (1)
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Beitrag29.04.2016 23:26

von firstoffertio
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Mir fiel gleich auf, dass es ziemlich schwierig ist, etwas in eine Wiese zu säen, die bereits voll erblüht und voller Leben ist.
Daher erscheint mir das Metaphern säen als etwas ironisch.

Nehme ich den Titel mit, scheint damit Lyrik gemeint zu sein, die nichts Neues macht, manchmal etwas Schaum schlägt, sonst...

Die Grillen sind Lyriker, die neues ausprobieren. In der Streuschicht. Verstreut. Von ihnen gibt es nicht so viele.

Die Maulwürfe, eher im Verborgenen lebend, tun etwas für den Boden, auf dem das andere Lyrikleben dann wächst. Sie werfen hin und wieder Häufen auf, nicht immer gern gesehene.

So lese ich, grob gefasst, dieses Gedicht
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Ralf Langer
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Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag30.04.2016 12:38

von Ralf Langer
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Hallo Menetekel,
auch ich möchte mich hier einmal zu Wort melden, obschon ich es an anderer Stelle schon tat:
Ein Gedicht als Inszenierung eines Gedichtes.
Der Inhalt ist Bühne auf einer Bühne, also meta- metaphorisch, und so ist der Eingangsvers zu verstehen:

Metaphern ins grün einer Wiese gesät.
Metapher ist ja hier nicht nur das Wort und seine lyrische Bedeutung als massgebliches Stilmittel, Metapher ist hier auch ein gedachter Wirklichkeitsentwurf, etwas das sich aussähen lässt.

Metapher als Metapher für ein Bild eines Keimlings.
Die Matrjoschkafiguren lassen grüssen.

Hier ist die Lyrik Wiese und die Wiese die lyrische Welt:

Und  so suche ich Schicht für Schicht nach dem Bild für mich.
Bin ich die fleissige Biene, die Bestäuberin, die Nektarsammelnde, bin ich
der Käfer, mehr geduldeter Schmarotzer, der die Lyrik technisch versiert darstellt, bin ich die Schaumzikade, ein lyrischer Schaumschläger, auch der hat seinen Wert, oder gehöre ich zu den Grillen, die sich noch meinem Verstehen entziehen.
( ich sagte schon much erinnern die Grillen an die Moiren, was aber ein Irrweg ist)
Hm, ich wäre gerne der Maulwurf, blind wie Homer der Vater der abendländischen Literatur:
Ein Geheimnisträger, ein Geheimniserzähler( denn das ist ein Maulwurf auf einer anderen sprachlichen Ebene ja auch)
ein blinder Säher, ein Keimverbreiter,
Ja das würde mir gefallen.
Das ist so herrlich anmassend, da steckt das Scheitern drin...
Lg
Ralf
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag30.04.2016 19:42

von menetekel
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Hallo Aranka,

welch gehaltvoller und gleichzeitig schöner Kommentar! Hab vielen Dank.

Die vier Schichten einer Wiese werden allgemein als  Blüten-, Blatt- und Stängel, Streu- und Bodenschicht bezeichnet und bilden das "botanische" Gerüst des Gedichts, was dir ja keineswegs entgangen ist.

Zitat:
metaphern ins grün einer wiese gesät // welch' ungeheures Unterfangen, fast eine Dreistigkeit, welch eine Unterwanderung der kräftig deftigen Wiese, diesem Stück Naturraum, durch ein abstraktes Fremdes.
auf der schon die wildbiene summt // sie ist schon bewohnt von ungezähmten Völkern, das erhöht die Ungeheuerlichkeit


Auch hier liegst du goldrichtig, denn die Metaphern werden tatsächlich in eine bereits gewachsene und voll erblühte Wiese gesät, doch nicht zwecks Domestikation des vorgefundenen Artenreichtums.

Zitat:
an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt // ich spüre den Takt: ich überlasse mich gerne: xXxxXxxXxx … und spüre das Leben und die Lebendigkeit, und nehme hier die Käfer als die wahr, die sich auskennen und Wert legen auf ihren Takt und mich damit mitreißen.

Warum kommt mir jetzt der Titel in den Sinn? „Lyrische Schichten“. Nun nehme das Gesumm der Wildbienen und das rhythmische „Sein“ der Käfer als Differentes wahr und übersetze sie mir ins "Schichtgebäude der Lyrik".


Zu Recht. Ich glaube, in der Botanik spricht man auch vom "Schichtgebäude", in mir aber nicht ganz sicher. Auf jeden Fall leben auf der Blatt- und Stängelebene schon etwas ruhigere, ordentlichere Wesen mit Sinn für Gleichmaß.
Zitat:
auch singenden schaumzikaden // dem Menschen ist der Zikadengesang nicht hörbar, es sei denn es handelt sich um die Singzikade. Aber sie singen alle, die Männchen um die Weibchen anzulocken, die Weibchen einfach nur so (zur Freude würde der Mensch sagen): dieser Gedanke hat mir immer schon gefallen.
„Schaum“: welch luftiges Gebilde, man sieht sein Verschwinden, so meine erste und vorrangige Assoziation, hier jedoch anders: er schützt die Larve, hält sie feucht, gewährleistet die richtige Temperatur. Also alles bestens eingerichtet, die Wiese ein Lebensraum mit sinniger Ordnung. Warum denke ich dennoch „Schaum schlagen“ und höre die Grillen in südlichen Gefilden.

Ja, die Schaumzikaden erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit und bieten köstliche Übertragungsmöglichkeiten. Auch sie sind ein wichtiger Teil des Ganzen und tragen trotz ihrer luftigen Konsistenz zur Stabilisierung des Tradierten bei.
Zitat:
darunter die streuschicht // "darunter": das klingt nach was Festen, nach Grundlage: die Schicht, in der sich das sammelt was an Vegetation aus den Baum- und Strauchhöhen herunterfällt. Fleißige Arbeiter durchsetzen Abgefallenes, machen es fruchtbar.

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab // hier hebt etwas an, dass mir als Fabel erzählend begegnet. Die Zahl „drei“ wird bedeutsam, macht alles märchenhaft oder auch magisch. Hier ruht das Geheimnis des Textes. „Drei Grillen": sie haben Gewicht im Gegensatz zu "manch Maulwurf". "Versuchsreihen“: Ich bin im Labor, beim Experiment, erwarte Erkenntnis, Neues.!
Hier verlasse ich die Übersetzung und befrage allein mich, womit sich diese zwei Zeilen bei mir verbinden. Ich öffne alle Türen, Flügel tragen mich auch ins Mögliche.

Betrachte ich (meine) Hervorhebung deines Kommentarteils, kann ich wieder nur staunen, mit welcher Intuition du Lyrik zu erfassen vermagst.
Denn hier treten wir ins Reich des Absonderlichen, des Experimentellen ein, in das Reich derjenigen, die am Herabgefallenen, Zerlegten, ihre schrillen Geigen stimmen.

Zitat:
im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf // „hingegen“: das Wort fiel mir gleich entgegen. Die Flügel werden mir abgenommen, ich wusele blind im Innern der Streuschicht und tiefer. „manch“: ja, man kennt sie nicht alle, muss man auch nicht?? Sind halt recht viele am werkeln.

belüftet das körnige erdreich // ganz pragmatisch, ganz unbeteiligt wird es hier festgestellt: auch sie, die Maulwürfe, haben einen Platz im Gesamtgefüge. Sie belüften. Richten keinen Schaden an. Ein wenig lästig sind nur ihre Hügel.


Stimmt. Die Schichten sind nicht hierarchisch zu sehen; eines bedingt das andere; der Maulwurf ist blind, aber viel größer als die anderen. Er belüftet und eliminiert.
Zitat:
„körnige erdreich“: diese Wortung hat klanglichen Reichtum in sich

Ich mag diese Wiese, in der die Metaphern eingesät sind, ich schaue auf ihre Bewohner und auch auf ihr Tun. Alles hat seinen Platz.

Ich sehe das „Lyrischen Schichtgebäude“ und sehe die Bewohner und beginne mit meiner Übersetzung meine Kommunikation mit dem Text und vielleicht mit dem Autor.


Ähnlich den "Schaumzikaden" birgt auch das "körnige Erdreich" inneren Wohlklang, einfach aus sich heraus, ganz ohne mein Zutun... als ob ein Grillerich sein dreistes Lied erklingen ließe - ganz allein für uns. Smile

Herzliche Grüße
M.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag01.05.2016 18:07

von menetekel
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Grüß dich, Stimmgabel,
bei so viel Gehalt, kann ich mir täglich nur ein bis zwei Kommentare vornehmen ...  es lässt sich auch kaum etwas zusammenfassen. Embarassed
Zitat:

... wird die heterogene, spannbreite Natur, konkret eine Wiese, zum Abbild_refugium eines lyrischen Textes. Der Text [ Autor ] belegt/inszeniert seine grüne Wiese [ ungefragt ], implantiert darauf klischee’endes Leben [ biene, blüten, stengel, schaumzikaden ... / warum gerade singende Schaumzikaden? ... wollen sie hier ein Paarungsritual vortäuschen? vortäuschte der Text eine Intention über das erste Textbild hinaus ... ];

Wie erfreulich, dass du die leicht humoristische Komponente entdeckst, die eben auch existiert. - An Paarungsrituale habe ich weniger gedacht, doch sind die ein durchaus schlüssiges Bild. Denn es wird sich ja unentwegt gepaart: das Sonett mit Rilkeschen Variationen, der Blankvers mit Nicht-Blankem, der Vers Libre mit antiken Versmaßen. - Solange all dies spielerisch geschieht, ist es für mich Ordnung. Recht eigentlich geht es ja immer um einen Tanz mit der Form. Doch die ist ein mystisches Ding.

Zitat:
in den Zwischenzeilen [ die inszenierte Streuschicht ] werden drei Grillen installiert, Figuren, die auffällig tönen, quasi das handgreifbare Stück Holz des Textes, das in die Figuration übergreifen will;


Die "Streuschicht" ist mindestens doppelt besetzt, beinhaltet  auch "(spärlich) gestreut sein." Zu selten.

Zitat:
der Wiesen_boden verrät von einem Maulwurftreiben ... er, der dem Text die Atmosphäre von tiefgrundem Ungewiss beimengt  /


Underground gibt's immer und überall. Wink Razz

Zitat:
Nehme ich mal meine Deutungsebene als beabsichtigt an Wink  / behagt mir hier sehr der tonale Duktus im Wechsel von Aktio und formaler Inszenierung, beschreibt hier der abbildende Text Aufbau & Plot eines lyrischen Textes, braucht eine Story, seine Ingedienzien für den Wirkeffekt im Leser ... wird hier mMn (gelungen) selbst referentiell in seinem Lay_out !!!


Danke schön. Das war mein Ziel. Zuweilen eigenet sich die Darstellung des Künstlichen (Kunstvollen) am besten in einem natürlichen Umfeld; sonst würde es überhaupt niemand mehr verstehen. - Ich bin überrascht, dass das in diesem Fall überhaupt so gut gelingt.

Zitat:
Zur Wortage bzgl der Eingangssequenz :  hier behagte mir persönlich mehr ein aktives Verben anstelle der Partizip_konstruktionen  / das statische Beschreiben im Original hemmt mir zu sehr den lyrischen Plot, die bewusst versteckte Inszenierung ...

ungeachtet, ungeachtet / menetekel ... ein mMn gelungener Spiegel_text über einen lyrischen Text   war gerne dabei, wieder einen Gruß Stimmgabel

und im Folgenden mal meine Verbum_änderungen [ zur Eingangssequenz ], meine persönliche Lesesicht ...


lyrische schichten


metaphern ins grün einer wiese gesät.

summt schon die wildbiene
an blüten und stängeln
nisten käfer mit rhythmus und takt
bereiten sich singende schaumzikaden
vor

darunter die streuschicht

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf

belüftet das körnige erdreich

Ich verstehe, was du mir sagen willst. Und deine Version trägt mit Sicherheit zum allgemeinen Verständnis bei.
Aber ich arbeite für mein Leben gern auf verschiedenen Ebenen. Und es gibt ja nicht nur Fauna, sondern auch Flora. Blaue Blumen, Halme / Gräser, die deshalb benistet werden. Mal abgesehen von den Ableitungen.

Insofern möchte ich deinen Vorschlag nicht aufgreifen, obwohl der sich glättend auswirken würde.

Es war mir eine Freude, mich mit deinen Gedanken zum Text auseinanderzusetzen. Vielleicht bin ich in diesem Forum doch nicht ganz falsch ...

Einen schönen Gruß
M.
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menetekel
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Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag01.05.2016 18:19

von menetekel
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Hallo firstoffertio,
du schreibst:
Zitat:
Mir fiel gleich auf, dass es ziemlich schwierig ist, etwas in eine Wiese zu säen, die bereits voll erblüht und voller Leben ist.
Daher erscheint mir das Metaphern säen als etwas ironisch.

Nehme ich den Titel mit, scheint damit Lyrik gemeint zu sein, die nichts Neues macht, manchmal etwas Schaum schlägt, sonst...

Die Grillen sind Lyriker, die neues ausprobieren. In der Streuschicht. Verstreut. Von ihnen gibt es nicht so viele.

Die Maulwürfe, eher im Verborgenen lebend, tun etwas für den Boden, auf dem das andere Lyrikleben dann wächst. Sie werfen hin und wieder Häufen auf, nicht immer gern gesehene.

So lese ich, grob gefasst, dieses Gedicht


Was das Verständnis anbelangt, erhältst du auf Anhieb 7 von 10 Punkten.
Ich denke, es war diesmal nicht ganz so einfach, durchzusteigen. Eine Ebene und das äußere (umfassende) Bild erkennst du mit großer Klarheit.

Hab Dank für deine Mühe und den erhellende Beitrag.

M.
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Quadratschädel
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Q
Beitrag01.05.2016 19:50

von Quadratschädel
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Hallo menetekel

metaphern ins grün einer wiese gesät
auf der schon die wildbiene summt
an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt
auch singenden schaumzikaden

darunter die streuschicht

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf

belüftet das körnige erdreich

Was will mir das Gedicht sagen? Also da ist eine Wiese, Bienen summen, Käfer krabbeln, Mulm liegt herum, Schaumzikaden zirpen, drei Grillen grillen, manch Maulwurf, und das alles zusammen belüftet das Erdreich.
Aha. Du hast ein Talent dafür, dein Nichts mit edler ästhetischer Geste unter die Leser zu streuen, das bewundernswert ist. Amüsierst du dich nicht selber über die "Tiefgründigkeiten", die deine Leser in das Gedicht hineininterpretieren?

Quadratschädel
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menetekel
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Beitrag02.05.2016 08:04

von menetekel
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Hallo Quadratschädel,
ich ziehe dich mal vor, weil ein "Kommentar" wie der folgende schnell und mühelos zu beantworten ist.
Zitat:
Was will mir das Gedicht sagen? Also da ist eine Wiese, Bienen summen, Käfer krabbeln, Mulm liegt herum, Schaumzikaden zirpen, drei Grillen grillen, manch Maulwurf, und das alles zusammen belüftet das Erdreich.
Aha. Du hast ein Talent dafür, dein Nichts mit edler ästhetischer Geste unter die Leser zu streuen, das bewundernswert ist. Amüsierst du dich nicht selber über die "Tiefgründigkeiten", die deine Leser in das Gedicht hineininterpretieren?

Um ehrlich zu sein, amüsiere ich mich in diesem Forum am meisten über deine Statements / Spams, vergleiche sie innerlich mit bereits erhaltenen und lächle. Manchmal lache ich auch.
Das Bild meines Gedichts hast du gut erkannt - dafür einen herzlichen Glückwunsch. - Zu einer Deutung fehlt es offenbar an Fantasie. Ich bin dir aber deswegen nicht gram; es tut mir eher leid. - Ich denke nämlich, dass die Entwicklung zur Lyrikerin viel mit dem Verständnis der Gedichte anderer "Leute" zu tun hat.
Mit deinem Lob
Zitat:
Du hast ein Talent dafür, dein Nichts mit edler ästhetischer Geste unter die Leser zu streuen, das bewundernswert ist.

machst du mir eine große Freude.
Denn Dichtung hat bekanntlich reichlich mit Ästhetik  zu tun. Ohne Sinn für Ästhetik gäbe es jene gar nicht.
Lieben Dank also und bis zum nächsten Mal
M.
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Stimmgabel
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Bronzener Sturmschaden Der goldene Spiegel - Lyrik (2)



Beitrag02.05.2016 10:54

von Stimmgabel
Antworten mit Zitat

-

lyrische Schichten


metaphern ins grün einer wiese gesät
auf der schon die wildbiene summt
an blüten und stängeln
benistet von käfern mit rhythmus und takt
auch singenden schaumzikaden

darunter die streuschicht

hier leben drei grillen:
sie sondern versuchsreihen ab

im boden hingegen
da wuselt manch maulwurf

belüftet das körnige erdreich

--------------------------------------------------



Quadratschädel hat Folgendes geschrieben:

Hallo menetekel

Du hast ein Talent dafür, dein Nichts mit edler ästhetischer Geste unter die Leser zu streuen, das bewundernswert ist.
.



Hallo menetekel,

ich möchte noch einen weiteren Gedanken gerne besagen. Und: das obige Quadratschädel_zitat soll nun gar nicht mein Anlass sein, über ihn zu sprechen [ seinen quasi ja/nein Geschmack hierzu ], ganz im Gegenteil ahne ich auch bei Quadratschädel heraus, dass er letztlich ebenso in deinem Text die lyrisch_ästhetische Inszenierung spürt [ ob er es nun will oder nicht, hi hi ... ];

mMn genau ein weiteres gelungenes Merkmal, dass ich in deinem Stück sehe - und, es ist Lyrik! ... arbeitet sie mit Täuschung der ersten Bildebene, als ginge es dem Anschein nach um eine lebendige Wiese in ihrem vielfältigen Eigenleben [ was man allgemein eben einer blühenden, ziependen, zirpenden Wiese freifühlend andeutet ];

und dann zwingt der Text, die Worte_inszernierung den Leser [ z.B. mich ] ganz leise und doch zwingend in eine Meta_ebene, als bliebe dem Leser gar nichts anderes übrig, nun hinter der gesetzten frögpfeifenden Wiesenfassade zu schauen, schauen zu wollen ... und der Leser macht sich auf seinen Weg, parallel geführt vom Text;

und das ist nunmal umgesetzte Lyrik in ihrer tatsächlichen u.a. Funktion, ist genau das stile Ding der geworteten Ästhetik. Sie ist hier bewusst gebaut, lässt die Worte fließen und ecken und der Leser beginnt zwischen die Grashalme das Versteckte zu suchen  / eben eine/deine [ des Autors ] Inszenierung. Wird nun das wiesen_Prallende immer mehr zu einer aufplatzenden Täuschung ihrerselbst,

bin ich persönlich schon mmhhh'end über deine gesetzte Verben_struktur der Eingangssequenz angenippt [ haben wir ja schon drüber gesprochen  / kommt dazu noch unten etwas hinzu ], dann die Streuschicht, dann: Grillendes wird zu Versuchsreihen bis hin zum Belüften des Erdreichs ... hi hi Smile

eine wunderbare Aufforderung nun genau zwischen die Grashalme in das wusel_Gemeinte der Tiere und der Wiese zu gucken  / umso feiner inszeniert, dass der Text zu keinem Zeitpunkt ein tatsächliches meta_Thema in den Mund nimmt; und das ist lyrisch 1A;

dies darf sich der Leser nun anleitend selbst inszenieren, wobei, wobei es nicht um ein walloses Bild_bauen geht   zwingt einen der Text durchgängig in seiner kolorierten Topologie zu bleiben.

------------------------

nun nochmal auf meine gezeigte (wortende) Sichtweise im ersten Kommentar zurückkommend. Du sagst:

menetekel hat Folgendes geschrieben:

Ich verstehe, was du mir sagen willst. Und deine Version trägt mit Sicherheit zum allgemeinen Verständnis bei.
Aber ich arbeite für mein Leben gern auf verschiedenen Ebenen. Und es gibt ja nicht nur Fauna, sondern auch Flora. Blaue Blumen, Halme / Gräser, die deshalb benistet werden. Mal abgesehen von den Ableitungen.

Insofern möchte ich deinen Vorschlag nicht aufgreifen, obwohl der sich glättend auswirken würde.
.


Aber natürlich, du hast völlig Recht! ist mir mit deiner Antwort deutlich klar geworden [ dafür ein sehr Danke Smile ]. Denn genau deine text_Wortung hat mich persönlich ja genau zu meiner versteh_Glättung geführt, ist ja genau die Absicht des Textes  / umso mehr ist es ergo dem Text gelungen, z.B. mich in eine Versteh_ebene zu entführen;

soll also deutlich heißen:  Mensch Meier Stimmgabe(r)l, biste dir selbst auf den blind_guck Leim gegangen, wolltest du tatsächlich die Wirkfähigkeit des Textes einfach um den ersten Schritt verkürzen Kopf an die Wand

bedeutet, anders ausgedrückt: menetekel, natürlich ist gerade deine gesetze Verben_struktur genau die treffende, z.B. mich in eine/meine Wegung gebracht zu haben  / ergo: genau so, wie der Text da steht, muss er bleiben !!!

[ dazu eine kleine Randbemerkung: ... hi hi, nun, du weißt ja aus meinen anderen Kommentaren zu anderen Texten, dass ich ab und an meine wortende Sichtweise zum Original dazustelle  / ich meine u.a. , für den Autor ein feiner zusätzlicher Einblick in die Denke des Lesers, schließlich geht's ja um eine zweier_Kommunikation, die hier genutzt werden darf

und

 /  und selten passiert es dann in meiner Sichtweise, dass ich dann doch zum Original wieder zurückkomme, eben nur ganz ab und an ... aber mit deinem Hinweis ist mir so klar geworden, das ja gerade die hier gesetzte attributive und lokale Verben_stockung (sag ich's mal so) genau so im Leser agieren will, z.b. mich zum lese_Agieren geführt hast. ]

-----------------------

nun noch etwas zu dieser Bemerkung von dir:

menetekel hat Folgendes geschrieben:

Vielleicht bin ich in diesem Forum doch nicht ganz falsch ...
.


mMn nicht nur richtig bemerkt  / mMn ist deine auffällige, eigenwillige Art der Lyrik[_umsetzung] ein feiner Gewinn für das Forum [ zumindest für mich als lyrischer Leser ];

für mich beginnend mit deinem davor_Text "Der Schuss", mMn ebenso schon wunderbar wirk_ebnig angelegt.

Zudem habe ich bewusst mal in deine spärlich eingestellten anderen Texte der Vergangenheit reingeschaut. Eines ist da, darauf werde ich nochmal gerne und angemacht eingehen. Zu den anderen ist mir aufgefallen, dass sie anders_stilig mir persönlich zu direkt herum_bildern, fehlt mir da jene nun heute gezeigte indirekte Wirk_ebene, klar nur meine Meinung.

Soll zudem heißen:  menetekel, ich freu mich schon auf weitere eigenwill_Einstellungen von dir, eben Lyrik zu lesen.

so, nun genug der Worte   wieder einen fröhpfeif_Gruß, Stimmgabel ...


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menetekel
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Beitrag04.05.2016 06:43

von menetekel
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Lieber Ralf,
hab herzlichen Dank, dass du dich nochmals zum Gedicht äußerst.

Zitat:
Ein Gedicht als Inszenierung eines Gedichtes.
Der Inhalt ist Bühne auf einer Bühne, also meta- metaphorisch, und so ist der Eingangsvers zu verstehen:

Metaphern ins grün einer Wiese gesät.
Metapher ist ja hier nicht nur das Wort und seine lyrische Bedeutung als massgebliches Stilmittel, Metapher ist hier auch ein gedachter Wirklichkeitsentwurf, etwas das sich aussähen lässt.


Es freut mich, dass du die Metaebene ausmachen kannst, mit Sicherheit etwas, was sich nicht auf Anhieb erschließen lässt. Vielleicht, weil sich solche Dinge am besten im ganz Offenen "verstecken" lassen.

Zitat:
Metapher als Metapher für ein Bild eines Keimlings.
Die Matrjoschkafiguren lassen grüssen.

Hier ist die Lyrik Wiese und die Wiese die lyrische Welt:


Ein Keimling im bereits Erblühten: Der Bezug auf Tradiertes, gleichwohl etwas Neues, Aufkeimendes, ein Püppchen in der Puppe.

Zitat:
Und so suche ich Schicht für Schicht nach dem Bild für mich.
Bin ich die fleissige Biene, die Bestäuberin, die Nektarsammelnde, bin ich
der Käfer, mehr geduldeter Schmarotzer, der die Lyrik technisch versiert darstellt, bin ich die Schaumzikade, ein lyrischer Schaumschläger, auch der hat seinen Wert, oder gehöre ich zu den Grillen, die sich noch meinem Verstehen entziehen.
( ich sagte schon mich erinnern die Grillen an die Moiren, was aber ein Irrweg ist)
Hm, ich wäre gerne der Maulwurf, blind wie Homer der Vater der abendländischen Literatur:
Ein Geheimnisträger, ein Geheimniserzähler( denn das ist ein Maulwurf auf einer anderen sprachlichen Ebene ja auch)
ein blinder Säher, ein Keimverbreiter,
Ja das würde mir gefallen.
Das ist so herrlich anmassend, da steckt das Scheitern drin...


Alle Wesen leben in und auf der Wiese, oder besser, die Wiese ist ihr Leben. Ein jedes kann einmal dies und einmal das sein oder werden.  Ein jedes kann scheitern.

Der Maulwurf erzählt,  lüftet und verwirft (eliminiert). Er ist die Basis alle lyrischen Versuche. Ohne ihn blühte die blaue Blume nicht und ohne jene gäbe es keine Nahrung für den Possierlichen.

Einen lieben Gruß für dich
M.
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2452
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag04.05.2016 07:15

von menetekel
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Grüß dich, Stimmgabel,

Zitat:
ich möchte noch einen weiteren Gedanken gerne besagen. Und: das obige Quadratschädel_zitat soll nun gar nicht mein Anlass sein, über ihn zu sprechen [ seinen quasi ja/nein Geschmack hierzu ], ganz im Gegenteil ahne ich auch bei Quadratschädel heraus, dass er letztlich ebenso in deinem Text die lyrisch_ästhetische Inszenierung spürt [ ob er es nun will oder nicht, hi hi ... ];


Ja, auch ein Schmäh kann Vergnügliches enthalten. Das fällt mir ebenfalls öfter auf.

Zitat:
mMn genau ein weiteres gelungenes Merkmal, dass ich in deinem Stück sehe - und, es ist Lyrik! ... arbeitet sie mit Täuschung der ersten Bildebene, als ginge es dem Anschein nach um eine lebendige Wiese in ihrem vielfältigen Eigenleben [ was man allgemein eben einer blühenden, ziependen, zirpenden Wiese freifühlend andeutet ];


Hier verweise ich mal auf Ralfs Kommentar und meine Antwort, damit es nicht zu unnötigen Dopplungen kommt.

Zitat:
und dann zwingt der Text, die Worte_inszernierung den Leser [ z.B. mich ] ganz leise und doch zwingend in eine Meta_ebene, als bliebe dem Leser gar nichts anderes übrig, nun hinter der gesetzten frögpfeifenden Wiesenfassade zu schauen, schauen zu wollen ... und der Leser macht sich auf seinen Weg, parallel geführt vom Text;
und das ist nunmal umgesetzte Lyrik in ihrer tatsächlichen u.a. Funktion, ist genau das stile Ding der geworteten Ästhetik. Sie ist hier bewusst gebaut, lässt die Worte fließen und ecken und der Leser beginnt zwischen die Grashalme das Versteckte zu suchen  / eben eine/deine [ des Autors ] Inszenierung. Wird nun das wiesen_Prallende immer mehr zu einer aufplatzenden Täuschung ihrerselbst,


Genau, das war der hinterlistige Plan.

Zitat:
bin ich persönlich schon mmhhh'end über deine gesetzte Verben_struktur der Eingangssequenz angenippt [ haben wir ja schon drüber gesprochen  / kommt dazu noch unten etwas hinzu ], dann die Streuschicht, dann: Grillendes wird zu Versuchsreihen bis hin zum Belüften des Erdreichs ... hi hi Smile

eine wunderbare Aufforderung nun genau zwischen die Grashalme in das wusel_Gemeinte der Tiere und der Wiese zu gucken  / umso feiner inszeniert, dass der Text zu keinem Zeitpunkt ein tatsächliches meta_Thema in den Mund nimmt; und das ist lyrisch 1A;

dies darf sich der Leser nun anleitend selbst inszenieren, wobei, wobei es nicht um ein walloses Bild_bauen geht   zwingt einen der Text durchgängig in seiner kolorierten Topologie zu bleiben.


Ein netteres Kompliment kann ich mir kaum vorstellen. Und es ist natürlich angenehm zu lesen, dass es hier User gibt, die tatsächlich verstehen, worum es in diesem Gedicht geht. Denn manchmal frage ich mich schon, wie Dichterinnen, wie beispielsweise Sarah Kirsch, überhaupt ins Licht der Öffentlichket gerückt sind, denn fast jedes ihrer wunderbaren Gedichte bedeutet eine Herausforderung ihrer Leser.
Damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen: Ich möchte mich keineswegs mit der Großartigen vergleichen, doch von ihren Gedichten ging der Impuls aus, Künstliches (Kunstvolles) im Natürlichen zu säen.

----------------------------------------------------------------------------
Zitat:
mMn nicht nur richtig bemerkt  / mMn ist deine auffällige, eigenwillige Art der Lyrik[_umsetzung] ein feiner Gewinn für das Forum [ zumindest für mich als lyrischer Leser ];

für mich beginnend mit deinem davor_Text "Der Schuss", mMn ebenso schon wunderbar wirk_ebnig angelegt.


Nun eine abschließende Bemerkung zum nicht Textbezogenen:
Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, mit dem Forum klarzukommen (warm zu werden) und habe deshalb, mehr testweise, einiges eingstellt.
Jetzt erkenne ich, dass gerade jene Arbeiten, die anderenorts anecken,  zuweilen hausfrauliche Empörung hervorrufen, gerade die sind, die ich hier einbringen kann und die Beachtung finden. Das freut mich sehr; denn sie sind es, die mich ausmachen. Und weiterbringen werden.

Deine Sondierung nach Qualitätsmerkmalen der Vorvorherigen teile ich übrigens voll und ganz. Embarassed

Lieben Gruß
M.
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