18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Das Glied in der Kette


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag16.10.2013 17:01
Das Glied in der Kette
von Knochentrocken
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo liebe DSFOler,


dann will ich mich nun auch mal mit meinem ersten Werk aus der Deckung wagen.
Ihr lest hier die erste Szene meiner ersten Kurzgeschichte mit dem Arbeitstitel "Das Glied in der Kette". Ich arbeite nun seit ungefähr zehn Monaten daran, wenn auch mit einigen Unterbrechungen.
Der Text ist für mich in gewisser Weise eine große Übungsaufgabe, deren Bearbeitung ich dazu nutzen möchte, meine schriftstellerischen Fähigkeiten Schritt für Schritt auszubauen. Ich hoffe natürlich, dass ihr hieran Gefallen findet. Doch noch mehr als Lob wünsche ich mir ordentlich viel Kritik. Ich weiß selber, dass meine Geschichte noch weit davon entfernt ist, perfekt zu sein und damit sich da etwas in die richtige Richtung bewegt, werde ich wohl kaum ohne fremde Hilfe auskommen.
Aber genug davon, jetzt geht es los. smile





Das Glied in der Kette

Mike wusste, dass es Ärger geben würde. Er hatte sich bereits viel zu lange auf der Angestelltentoilette verkrochen und es stand mittlerweile außer Frage, dass seine Abwesenheit aufgefallen sein musste. In gewisser Weise lag in diesem Wissen etwas Beruhigendes. Selbst wenn er jetzt zurück an seinen Arbeitsplatz geeilt wäre, eine Standpauke würde er auf jeden Fall über sich ergehen lassen müssen. Was konnte es also schaden, wenn er noch ein wenig in seinem Versteck ausharrte?

Zugegeben, sein Rückzugsort lud nicht gerade zum Entspannen ein. Der weiß geflieste Raum war winzig, kaum größer als eine Abstellkammer, besaß keine Fenster und roch so penetrant nach Chlorreiniger und Desinfektionsmittel, dass Mike davon schlecht wurde. Das stete Tropfen des undichten Wasserhahnes sowie das grell-weiße Licht der Leuchtröhren an der Decke taten ihr Übriges, um den unbehaglichen Gesamteindruck zu vervollständigen.

Doch mit diesen Unannehmlichkeiten konnte Mike sich problemlos arrangieren. Was ihn wirklich störte war der rahmenlose Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Mike hatte sich hier in der Absicht verkrochen, wenigstens für eine Weile jener Mischung aus Gleichgültigkeit, Mitleid und Verachtung zu entgehen, mit der er als Kassierer in einem Discounter jeden Tag aufs Neue konfrontiert wurde. Wovor er sich allerdings nicht verstecken konnte war die Abscheu, die er Empfand, wenn er die Reflexion seines eigenen Antlitzes musterte.

Früher, als Mike noch schlank gewesen war, hatten seine Gesichtszüge eine gewisse Ausdruckskraft besessen, keine Frage. Doch das schien nun Ewigkeiten her zu sein. Viele Jahre der falschen Ernährung und des übermäßigen Alkoholkonsums hatten in der Zwischenzeit ihren Tribut gefordert, Mikes Körper aufgeschwemmt und seinem Gesicht ein unförmiges, aufgedunsenes Aussehen verliehen. Dass Mikes Arme immer noch kräftig waren und seine Hände einen festen Griff besaßen, nützte da wenig. Rein äußerlich betrachtet war er ein rundlicher Mann mittleren Alters mit schütterem Haar, einer untersetzten Statur und einem langweiligen Allerweltsgesicht.

Mike stützte sich mit beiden Händen auf dem kühlen Porzellanrand des Waschbeckens ab und beobachte eine Weile, wie das Wasser aus dem undichten Hahn in den rostigen Abfluss tropfte. Platsch, platsch, platsch.
Schließlich schaute er wieder hoch und blickte abermals in den Spiegel. Seine Gesichtszüge verzogen sich langsam zu einer Grimasse des Zorns. Am liebsten hätte er geschrien und die Faust mit aller Kraft in dieses erbärmliche Abbild seiner selbst gerammt, immer und immer wieder. Er schnaubte, ballte die rechte Hand zur Faust und holte aus. Doch er schlug nicht zu. Mühevoll zwang er sich, den Arm wieder herunterzunehmen. Er schloss die Augen und stellte sich ein Metronom vor, wie es gemächlich tickend von rechts nach links schwang. Nach einer Weile gelang es Mike, seinen Atem an den Rhythmus anzupassen. Ein, aus. Ein, aus. Er entspannte sich.
 
Vor einigen Jahren hätte er jetzt Stolz empfunden und sich für die wiedererlangte Selbstkontrolle gratuliert. Vielleicht wäre ihm sogar ein Lächeln gelungen. Doch das Gefühl der Zuversicht, dass er früher in solchen Momenten immer verspürt hatte, wollte sich längst nicht mehr einstellen. Stattdessen fühlte er nur noch eine gähnende Leere in sich.
 
"Und was jetzt?", flüsterte er und merkte, wie seine Augen unter den immer noch geschlossenen Lidern feucht wurden. Wie zur Antwort ertönte ein heftiges Pochen an der Toilettentür. Mike zuckte erschrocken zusammen
"Mitchell, sind sie da drin?" Die Wut in der Stimme war unverkennbar. Erneut wurde gegen die Tür geschlagen.

"Verdammt Mitchell, ich weiß, dass sie es sind. Kommen sie da raus, aber dalli!"
Mike atmete einmal tief ein und aus, eher er antwortete. "Ich bin ja gleich fertig. Einen Moment noch."
Er betätigte die Klospülung, dreht den Wasserhahn auf, ließ das Wasser einige Sekunden lang laufen, drehte den Hahn dann wieder zu, riss so laut wie möglich ein paar von den Papierhandtüchern aus ihrer Halterung , knüllte sie zusammen und warf sie unbenutzt in den Mülleimer. Dann wischte er sich die Tränen mit dem Ärmel seines orangefarbenen Arbeitshemdes aus den Augen und öffnete die Tür.

Vor ihm stand, wie nicht anders zu erwarten, Jack Denson, seines Zeichens Leiter der kleinen Filiale der Smiley-Markt-Kette, in der Mike seit fünf Jahren arbeitete.
"Was zum Teufel haben sie so lange da drin gemacht?" blaffte Mr. Denson und reckte dabei voller Angriffslust sein Kinn nach vorne.
"Na ja, was man an solchen Orten halt so macht," sagte Mike, drängte sich an seinen Chef vorbei und zog die Tür hinter sich zu. "An ihrer Stelle würde ich jedenfalls nicht sofort da reingehen."

Mike wusste sofort, dass er die falsche Antwort gewählt hatte. Jack Denson war zwar deutlich kleiner und schmächtiger als er, besaß aber jene übermütige Aggressivität, die Mike immer ein wenig an einen hysterischen Pudel denken ließ, der nur so zum Spaß ständig den Rottweiler des Nachbarn ankläffte, im Vertrauen darauf, dass Herrchen im Ernstfall zur Stelle wäre, um ihm das Fell zu retten.

"Sehr witzig Mitchell, wirklich außerordentlich komisch!", sagte Denson mit einem gefährlichen Vibrieren in der Stimme. "Das muss ein äußerst unangenehmer Stuhlgang sein, wenn er Sie so lange an die Schüssel fesselt. Ich hoffe, dass sie sich jetzt wenigstens erleichtert fühlen. Ich meine, das wäre für Ms. Dearing immerhin ein Trost, nicht wahr?"
"Was hat das denn nun mit Eleonore zu tun?", fragte Mike eine Spur lauter, als er beabsichtigt hatte.

Jack Denson kniff seine Augen zusammen, stemmte die Fäuste in die Hüfte und schüttelte mehrmals den Kopf, als wäre er gerade Zeuge einer unsagbaren Dreistigkeit geworden. "Oh nichts, wirklich gar nichts", sagte er.  "Es ist alles in Ordnung mit Ms. Dearing. Zumindest wenn man davon absieht, dass ihre Kasse von den Kunden förmlich überrannt wird, weil ihr Kollege seine Darmfunktionen nicht unter Kontrolle hat und einfach verschwindet, ohne jemanden Bescheid zu geben. Aber ansonsten hat die gute Frau keinen Grund zur Klage. Danke der Nachfrage."

"Hören Sie," Mike zwang sich so ruhig und beherrscht wie nur möglich zu sprechen. "Es tut mir leid wenn …"
"Aber nicht doch!" Mr. Denson setzte ein breites Lächeln auf. "Machen sie sich deswegen keine Gedanken! Wenn man muss, dann muss man. Das nächste Mal rufen sie einfach, wenn sie fertig sind, dann komme ich schnell zum Abwischen vorbei. Was halten sie davon?"

Zorn wallte in Mike auf. Im Rücken ballte er die rechte Hand zur Faust. Am liebsten hätte er seinem Chef in diesem Augenblick das blöde Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Stattdessen zwang er sich dazu, seine Hand wieder zu öffnen und senkte den Blick. "Wie gesagt, es tut mir leid", presste er hervor und starrte dabei auf seine Schuhspitzen.

"Ach, zum Teufel, Mitchel!", die scheinbare Freundlichkeit in Mr. Densons Stimme war urplötzlich einer unverhohlenen Wut gewichen. "Ich möchte nicht dauernd 'Es tut mir leid.' von Ihnen hören, ich möchte dass Sie endlich wieder ordentlich arbeiten. Ich kann es mir jedenfalls nicht leisten jemanden durchzufüttern, der ständig zu spät kommt, unhöflich zu den Kunden ist und sich auch noch für eine halbe Ewigkeit auf dem Klo einschließt. So geht das einfach nicht weiter. Entweder sie reißen sich langsam mal am Riemen oder sie können bald ihren Spind ausräumen. Habe ich mich da klar ausgedrückt?"

"Mr. Denson, ich …"
"Antworten Sie einfach auf meine Frage,  Mitchell!"
"Ja", flüsterte Mike ohne dabei aufzublicken. Seine Haut kribbelte wie elektrisch aufgeladen, während sein Sehfeld an den Rändern zu verschwimmen begann. Wogen puren Hasses bäumten sich in ihm auf, brausten kraftvoll durch seine Adern und drohten seine mühevoll aufrechterhaltene Selbstbeherrschung fortzureißen. Es fehlte nun nicht mehr viel und er würde die Faust in Densons frettchenhafte Visage rammen. Nur noch eine einzige abfällige Bemerkung, die kleinste Demütigung, das spürte Mike, und es wäre so weit.

Möglicherweise ahnte Mr. Denson etwas von der kaum noch zu bändigenden Raserei, die aus Mike hervorzubrechen drohte. Vielleicht hielt er die Körperhaltung seines Untergebenen aber auch einfach nur für ein Zeichen der Unterwürfigkeit. Was auch immer es war, Jack Denson schien jedenfalls plötzlich keine Lust mehr zu haben, Mike anzuschreien. "Gehen Sie zurück an ihre Arbeit, Mitchell," sagte er und seufzte dabei genervt.  
Mike gehorchte.

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
jck5000
Schneckenpost
J


Beiträge: 9



J
Beitrag18.10.2013 19:42

von jck5000
Antworten mit Zitat

Also, ich würde gerne weiterlesen... nur: warum heißt Mitchell "Mike" und nicht "Mitch"?

Edit: Oder heißt er "Mike Mitchell"? Wenn ja, erwähn das irgendwo ("Mike Mitchell saß...")
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag18.10.2013 22:04
Aus dem Häuschen
von Lupo
Antworten mit Zitat

Lieber Knochentrocken!
Mike Mitchell
erscheint mir zunächst als kein Denker großartiger Ideen, denkt er doch in zähfließender Weise parallel zur Beschreibung seines Schöpfers, dem allwissenden Autoren, über seine unangenehme Lage nach. Im Weiteren bestätigt sich mein Verdacht. Er und sein dazwischen quatschender Erzähler umreißen eine Gestalt, die sich kaum von Tausenden anderer Ladenkassierer unterscheidet.
Erst mit dem fünften Absatz beginnt die Handlung: "Mike stützte sich ... ", sofort unterbrochen mit unnötigen Überlegungen, was vor einigen Jahren gewesen wäre. Dann gewinnt die Episode etwas Leben durch einen Dialog, der sich allerdings in absehbarem Geplänkel erschöpft, gefolgt von Gedankenleserei und Vermutungen "Möglicherweise ..., vielleicht aber auch ..., was auch immer ...".
Bis hierher geschieht weiter nichts, als dass der Chef seinen Angestellten aus dem Klo trommelt. Diese Szene wünschte ich mir als Einführung in die Erzählung. So wäre von Beginn an Zündstoff in der Atmosphäre des Ladens, in dem sich die drei Handelnden, Mike, Mr. Denson und Eleonore, mit- und gegeneinander bewegen. Statt dessen braucht es weit über tausend Wörter, um Bühne und Beleuchtung einzurichten.

Einige Formulierungen halten meinen Lesefluss auf, grob sortiert in drei Kategorien:
(A)= möchte ich klauen,
(B)= würde ich ändern, wie folgt,
(C)= geht's noch?
"sagte er und seufzte dabei genervt" (B) seufzte er.
" von der kaum noch zu bändigenden Raserei, die aus Mike hervorzubrechen drohte." (B) von Mike's unterdrückter Wut.
"Wogen puren Hasses bäumten sich in ihm auf, brausten kraftvoll durch seine Adern " (C)
"Seine Haut kribbelte wie elektrisch aufgeladen" (B) Seine Haut kribbelte.
"kniff seine Augen zusammen," (B) kniff seine Augenlider zusammen.
"und reckte dabei voller Angriffslust sein Kinn nach vorne. " (B) und reckte sein Kinn vor.
"wischte er sich die Tränen mit dem Ärmel seines orangefarbenen Arbeitshemdes aus den Augen" (B) wischte er sich mit dem Ärmel die Tränen ab.
"Wie zur Antwort ertönte ein heftiges Pochen an der Toilettentür." (B) Jemand trommelte gegen die Tür.
"Vor einigen Jahren hätte er jetzt Stolz empfunden und sich für die wiedererlangte Selbstkontrolle gratuliert. Vielleicht wäre ihm sogar ein Lächeln gelungen. Doch das Gefühl der Zuversicht, dass er früher in solchen Momenten immer verspürt hatte, wollte sich längst nicht mehr einstellen. Stattdessen fühlte er nur noch eine gähnende Leere in sich." (B) ersatzlos streichen!
"Er schloss die Augen und stellte sich ein Metronom vor," (A).
" wie es gemächlich tickend von rechts nach links schwang" (B) wie es gleichmäßig tickte.
"Mühevoll zwang er sich, den Arm wieder herunterzunehmen." (B) sondern  zwang seinen Arm wieder nach unten.
"und die Faust mit aller Kraft in dieses erbärmliche Abbild seiner selbst gerammt, immer und immer wieder." (C)
"Schließlich schaute er wieder hoch und blickte abermals in den Spiegel. Seine Gesichtszüge verzogen sich langsam zu einer Grimasse des Zorns." (B) Schließlich sah er auf und blickte immer zorniger in den Spiegel.
"Platsch, platsch, platsch. " (C)
"Er hatte sich bereits viel zu lange ... und einem langweiligen Allerweltsgesicht. " (B) Die ganze Einführung streichen! Später in kleinsten Portionen einfließen lassen! Jedes Adjektiv auf seine Notwendigkeit hin prüfen!

Das Glied im Reißverschluss, Lupo.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag19.10.2013 12:42
Re: Aus dem Häuschen
von Knochentrocken
pdf-Datei Antworten mit Zitat

jck5000 hat Folgendes geschrieben:
Also, ich würde gerne weiterlesen... nur: warum heißt Mitchell "Mike" und nicht "Mitch"?

Edit: Oder heißt er "Mike Mitchell"? Wenn ja, erwähn das irgendwo ("Mike Mitchell saß...")


Hallo jck5000,

ein schönes Beispiel dafür, dass man monatelang an einem Text feilen und herumkorrigieren kann, ohne dabei den simpelsten Fehler zu bemerken. wink

Mike heißt tatsächlich Mitchell mit Nachnamen. Ich werde den Text so ändern, dass das von Anfang an deutlich wird. Danke für den Hinweis.


Lupo hat Folgendes geschrieben:
Lieber Knochentrocken!
Mike Mitchell
erscheint mir zunächst als kein Denker großartiger Ideen, denkt er doch in zähfließender Weise parallel zur Beschreibung seines Schöpfers, dem allwissenden Autoren, über seine unangenehme Lage nach. Im Weiteren bestätigt sich mein Verdacht. Er und sein dazwischen quatschender Erzähler umreißen eine Gestalt, die sich kaum von Tausenden anderer Ladenkassierer unterscheidet.
Erst mit dem fünften Absatz beginnt die Handlung: "Mike stützte sich ... ", sofort unterbrochen mit unnötigen Überlegungen, was vor einigen Jahren gewesen wäre. Dann gewinnt die Episode etwas Leben durch einen Dialog, der sich allerdings in absehbarem Geplänkel erschöpft, gefolgt von Gedankenleserei und Vermutungen "Möglicherweise ..., vielleicht aber auch ..., was auch immer ...".
Bis hierher geschieht weiter nichts, als dass der Chef seinen Angestellten aus dem Klo trommelt. Diese Szene wünschte ich mir als Einführung in die Erzählung. So wäre von Beginn an Zündstoff in der Atmosphäre des Ladens, in dem sich die drei Handelnden, Mike, Mr. Denson und Eleonore, mit- und gegeneinander bewegen. Statt dessen braucht es weit über tausend Wörter, um Bühne und Beleuchtung einzurichten.

Einige Formulierungen halten meinen Lesefluss auf, grob sortiert in drei Kategorien:
(A)= möchte ich klauen,
(B)= würde ich ändern, wie folgt,
(C)= geht's noch?
"sagte er und seufzte dabei genervt" (B) seufzte er.
" von der kaum noch zu bändigenden Raserei, die aus Mike hervorzubrechen drohte." (B) von Mike's unterdrückter Wut.
"Wogen puren Hasses bäumten sich in ihm auf, brausten kraftvoll durch seine Adern " (C)
"Seine Haut kribbelte wie elektrisch aufgeladen" (B) Seine Haut kribbelte.
"kniff seine Augen zusammen," (B) kniff seine Augenlider zusammen.
"und reckte dabei voller Angriffslust sein Kinn nach vorne. " (B) und reckte sein Kinn vor.
"wischte er sich die Tränen mit dem Ärmel seines orangefarbenen Arbeitshemdes aus den Augen" (B) wischte er sich mit dem Ärmel die Tränen ab.
"Wie zur Antwort ertönte ein heftiges Pochen an der Toilettentür." (B) Jemand trommelte gegen die Tür.
"Vor einigen Jahren hätte er jetzt Stolz empfunden und sich für die wiedererlangte Selbstkontrolle gratuliert. Vielleicht wäre ihm sogar ein Lächeln gelungen. Doch das Gefühl der Zuversicht, dass er früher in solchen Momenten immer verspürt hatte, wollte sich längst nicht mehr einstellen. Stattdessen fühlte er nur noch eine gähnende Leere in sich." (B) ersatzlos streichen!
"Er schloss die Augen und stellte sich ein Metronom vor," (A).
" wie es gemächlich tickend von rechts nach links schwang" (B) wie es gleichmäßig tickte.
"Mühevoll zwang er sich, den Arm wieder herunterzunehmen." (B) sondern  zwang seinen Arm wieder nach unten.
"und die Faust mit aller Kraft in dieses erbärmliche Abbild seiner selbst gerammt, immer und immer wieder." (C)
"Schließlich schaute er wieder hoch und blickte abermals in den Spiegel. Seine Gesichtszüge verzogen sich langsam zu einer Grimasse des Zorns." (B) Schließlich sah er auf und blickte immer zorniger in den Spiegel.
"Platsch, platsch, platsch. " (C)
"Er hatte sich bereits viel zu lange ... und einem langweiligen Allerweltsgesicht. " (B) Die ganze Einführung streichen! Später in kleinsten Portionen einfließen lassen! Jedes Adjektiv auf seine Notwendigkeit hin prüfen!

Das Glied im Reißverschluss, Lupo.



Hallo Lupo,

auch bei Dir möchte ich mich bedanken. Das ist mit Sicherheit die bislang  schärfste Kritik, der ich mich stellen musste - allerdings auch eine der hilfreichsten.

Bei zwei der drei von Dir in die Kategorie C einsortierten Formulierungen war ich mir schon eine ganze Weile nicht mehr sicher, ob ich sie so stehen lassen möchte. Ich wäre Dir allerdings dankbar, wenn Du mir noch etwas näher erläutern könntest, was Dich so massiv an den "Wogen puren Hasses" gestört hat. Mir ist zwar bewusst, dass sich dieser Teil besser formulieren ließe, aber als so problematisch habe ich die Stelle dann doch nicht empfunden.

Deine Kritik an den Aufbau der ersten Szene werde ich mir in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Du bist tatsächlich der Erste, der hieran etwas auszusetzen hat. Ich habe mich allerdings schon selber mehrfach gefragt, ob ich nicht mit mehr Handlung und weniger Hintergrundinformation in die Geschichte einsteigen sollte.
Also, ich nehme Deine Kritik sehr ernst und werde mich wirklich damit beschäftigen.

Beste Grüße
Knochen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
wonderland
Eselsohr

Alter: 59
Beiträge: 201
Wohnort: bei Giessen, Hessen


Beitrag19.10.2013 13:43

von wonderland
Antworten mit Zitat

Hi Knochen,
also die Idee finde ich persönlich interessant: ein Kassierer versteckt sich aufm Klo, um sich vom Gefühl der Demütigung zu erholen und wieder zu fangen. Dann aber kommt sein Selbsthass hoch als er in den Spiegel schaut. Stellenweise kann ich mich gut einfühlen.

Aber dann ist der Rest der Geschichte irgendwie banal, vorhersehbar. Klar ist der Chef sauer und macht ihn runter, klar kuscht er und ist innerlich stinkwütend. Da wurde es mir dann langweilig beim Lesen.

Ich würde mir wünschen, dass er etwas Außergewöhnliches tut. Und falls das für den weiteren Verlauf der Geschichte geplant ist, müsste es möglichst früh angedeutet werden. Und er sollte überhaupt mehr Überraschendes, "Anderes" denken.

Also das Problem ist, dass ein unattraktiver, sich selbst hassender Supermarktkassierer normalerweise niemand ist, denn man als Leser irgendwie toll findet. Deshalb muss er irgendwas machen oder denken, wovor man Respekt hat, wo man sieht, so ganz armselig ist der eben doch nicht.

LG


_________________
Denk selbst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag20.10.2013 08:05
Brausebläschen
von Lupo
Antworten mit Zitat

Lieber Knochentrocken, klare Frage, konkrete Antwort:
"Wogen puren Hasses bäumten sich in ihm auf, brausten kraftvoll durch seine Adern " (C)
Gut, gut! Statt physiologischer Terminologie halte ich Metaphern grundsätzlich für angebracht, vor allem in emotionalen Momenten.
Die Anhäufung der starken Begriffe aber bewirkt eine ins Lächerliche gesteigerte Karikatur. Auch erscheint dadurch das Gesamtbild (Escher lässt grüßen) nicht nur verzerrt, sondern falsch.
Ließe man es dabei bewenden: "Wogen puren Hasses brausten durch seine Adern", träfe der Schuss ins Schwarze, mit eindeutiger Wirkung. Unverändert wirkungsvoll fände ich die Konzentration auf "Hass wogte durch seine Adern". Weder "pur", noch "brausen" müssen Mike's Befindlichkeit anreichern. "Kraftvoll" passt hier gar nicht, denn die Semantik dieses Begriffs befördert eindeutig Positives, konterkariert also das wilde Chaos der Gefühle. Bei "Aufbäumen" denke ich an Pferde, die wie in der Reitschule gewollt steigen (Pesade). Nichts gegen "aufbäumende Wogen"! Hohe Wasserwellen dürfen das. Bei Hasswellen jedoch hege ich erhebliche Zweifel.
Ich hoffe, Du verstehst meinen Eindruck: "Das Bild hängt schief!"
Stirnrunzelnd, Lupo.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag20.10.2013 12:40

von Knochentrocken
pdf-Datei Antworten mit Zitat

wonderland hat Folgendes geschrieben:
Aber dann ist der Rest der Geschichte irgendwie banal, vorhersehbar. Klar ist der Chef sauer und macht ihn runter, klar kuscht er und ist innerlich stinkwütend. Da wurde es mir dann langweilig beim Lesen.

Ich würde mir wünschen, dass er etwas Außergewöhnliches tut. Und falls das für den weiteren Verlauf der Geschichte geplant ist, müsste es möglichst früh angedeutet werden. Und er sollte überhaupt mehr Überraschendes, "Anderes" denken.

Also das Problem ist, dass ein unattraktiver, sich selbst hassender Supermarktkassierer normalerweise niemand ist, denn man als Leser irgendwie toll findet. Deshalb muss er irgendwas machen oder denken, wovor man Respekt hat, wo man sieht, so ganz armselig ist der eben doch nicht.

LG


Hallo wonderland,

danke, dass Du Deine Einschätzung mit mir teilst.
Meine Absicht war es, Mike im ersten Teil als einen Menschen darzustellen, in dem es gewaltig brodelt. Die Leser sollen sich am Ende dieses Abschnittes fragen, wann er wohl platzen und was dann passieren wird. Das ist mir, zumindest bei Dir, offensichtlich nicht gelungen und gibt mir natürlich zu denken.
 
Etwas später im Text wird deutlich, dass Mike nicht einfach nur ein Kassierer ist und in seiner Vergangenheit ein eher unverkrampftes Verhältnis zur körperlichen Gewalt hatte. Ich überlege nun, ob ich diese Information nicht schon irgendwie am Beginn einfließen lassen sollte, um deutlicher herauszustellen, dass er irgendwann nicht mehr kuschen wird.

Was hältst Du von der Idee?


Lupo hat Folgendes geschrieben:

Ich hoffe, Du verstehst meinen Eindruck


Hallo Lupo,

aufgrund Deiner Ausführungen verstehe ich Deinen Eindruck mittlerweile sehr gut und teile Deine Einschätzung.

Vielen Dank dafür. smile
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Jack Burns
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 54
Beiträge: 1443



Beitrag20.10.2013 22:55

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo Knochen,

Deine größte Stärke wird hier zu einer Schwäche.
Mit sehr eindringlichen Bildern beschreibst Du die Personen und Situationen. Da ist Feuer zu spüren. Du hast Spaß daran mit Worten und Formulierungen zu spielen. Das gefällt mir. Und ich finde die Grundidee, den hilflosen Frust eines gedemütigten Menschen darzustellen, hat Potential. Natürlich muss er scheitern, zumindest bis zum jetzigen Stand der Erzählung.

Aber der Erzähler gibt mir keinen Raum für meine Gedanken, für meine Fantasie. Wie in einem Actionfilm muss ich passiv hinnehmen, was bis ins Detail vorgekaut wurde.

Zitat:
Seine Gesichtszüge verzogen sich langsam zu einer Grimasse des Zorns. Am liebsten hätte er geschrien und die Faust mit aller Kraft in dieses erbärmliche Abbild seiner selbst gerammt, immer und immer wieder. Er schnaubte, ballte die rechte Hand zur Faust und holte aus.


Der erste und der letzte Satz reichen vollkommen aus, um sich den Rest vorstellen zu können
Aber Der Erzähler erklärt es mir genau, damit ich es auch wirklich verstehe.
Hier noch ein Beispiel:

Zitat:
Im Rücken ballte er die rechte Hand zur Faust. Am liebsten hätte er seinem Chef in diesem Augenblick das blöde Grinsen aus dem Gesicht gewischt.

Der erste Satz reicht mir aus um den zweiten Satz erahnen zu können.

Manchmal beschreibst Du Dinge mehrfach, mit neuen Worten. Es kommt mir so vor, als ob Du Deinen Bildern nicht vertraust und ständig ein noch besseres präsentieren möchtest.

Zitat:
Früher, als Mike noch schlank gewesen war, ...  und einem langweiligen Allerweltsgesicht.


Du verwendest einen ganzen Abschnitt um einen langweiligen Menschen zu beschreiben. Das überlese ich normalerweise in Romanen, oder wahrscheinlich breche ich gleich ganz ab.
Das könnte man, mit einem Satz abhandeln oder teilweise in die Handlung einbauen. Vielleicht mustert der Chef abfällig seinen fetten Bauch.

und diese Detailverliebtheit zerstört meinen Genuss am Entdecken;
muss ich wissen, dass sein Ärmel Orange ist? Ich will mir einen grünen Ärmel vorstellen können, für die Handlung macht es keinen Unterschied.

Also, mein Rat: Kürzen, kürzen, kürzen.

Nebenbei: meiner Meinung nach spricht man entweder gar nicht über Stuhlgang oder man nennt es beim richtigen Namen. Very Happy

Ich weiß, das viele AutorInnen in diesem Stil schreiben und auch erfolgreich damit sind. Aber ich, als Leser bevorzuge es, wenn meine eigene Intelligenz gekitzelt wird.

So, ich hoffe ich konnte ein wenig zu Deiner künftigen Karriere beitragen.

Schöne Grüße
Martin


_________________
Monster.
How should I feel?
Creatures lie here, looking through the windows.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag21.10.2013 16:25

von Knochentrocken
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Jack Burns,

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:
Hallo Knochen,

Deine größte Stärke wird hier zu einer Schwäche.
Mit sehr eindringlichen Bildern beschreibst Du die Personen und Situationen. Da ist Feuer zu spüren. Du hast Spaß daran mit Worten und Formulierungen zu spielen. Das gefällt mir. Und ich finde die Grundidee, den hilflosen Frust eines gedemütigten Menschen darzustellen, hat Potential.


Vielen Dank für dieses kleine Lob. Nach so viel Kritik tut das ganz gut. wink

Zitat:
Aber der Erzähler gibt mir keinen Raum für meine Gedanken, für meine Fantasie. Wie in einem Actionfilm muss ich passiv hinnehmen, was bis ins Detail vorgekaut wurde.


Ich denke, dass Du damit Recht hast. Beim Verfassen des Textes habe ich versucht, mich an die Regel "Viele Details machen eine Geschichte lebendig" zu halten. Nun muss ich aber erkennen, dass zu viele (unnötige) Details eine Geschichte auch schwerfällig und langweilig werden lassen. Lupo hat mir ja auch schon angekreidet, dass ich zu viele Wörter  verschwende, um "Bühne und Beleuchtung" einzurichten.

Ich werde also versuchen, den Text von unnötigem Ballast zu befreien und so umzuschreiben, dass er flotter und spannender wird.

Vielen Dank noch mal und einen schönen Tag noch. smile

LG
Knochen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
wonderland
Eselsohr

Alter: 59
Beiträge: 201
Wohnort: bei Giessen, Hessen


Beitrag22.10.2013 12:51

von wonderland
Antworten mit Zitat

Knochentrocken hat Folgendes geschrieben:

Meine Absicht war es, Mike im ersten Teil als einen Menschen darzustellen, in dem es gewaltig brodelt. Die Leser sollen sich am Ende dieses Abschnittes fragen, wann er wohl platzen und was dann passieren wird. Das ist mir, zumindest bei Dir, offensichtlich nicht gelungen und gibt mir natürlich zu denken.
 
Etwas später im Text wird deutlich, dass Mike nicht einfach nur ein Kassierer ist und in seiner Vergangenheit ein eher unverkrampftes Verhältnis zur körperlichen Gewalt hatte. Ich überlege nun, ob ich diese Information nicht schon irgendwie am Beginn einfließen lassen sollte, um deutlicher herauszustellen, dass er irgendwann nicht mehr kuschen wird.

Was hältst Du von der Idee?


Hi Knochen,
worauf willst du hinaus? Was ist die eigentliche Geschichte?
Ich schreib dir mal, was eine "normale" Geschichte braucht:
1. Einen Menschen, der etwas will, unbedingt
2. Hindernisse, Konflikte, die ihm das Erreichen seines Zieles schwer machen

Am Ende passiert dann das Erhoffte oder das Gegenteil.
Wenn du willst, dass ich als Leser mitfiebere, ob er seine Kontrolle behalten kann, muss du das ganze Konzept m.E. nochmal komplett überdenken.

(Man kann natürlich auch argumentieren, dass Geschichten auch anders funktionieren können, aber als Anfänger finde ich sollte man erstmal die klassische Story beherrschen.)

Meine Empfehlung wäre, jetzt gar nicht so viel rumzufeilen, sondern lieber die eigentliche Geschichte "neu erfinden".

Wenn ich wüsste, er ist auf Bewährung, seine Freundin erwartet ein Kind, und er will es diesmal wirklich schaffen, nur so als Idee, dann könnte ich eben tatsächlich mitfiebern und hoffen, dass er nicht platzt. Wenn du dann zeigst, dass er eine Demütigung nach der anderen erlebt, dann bin ich als Leser mitten drin.

edit:
so jetzt habe ich gesehen, das soll ein Thriller werden, sorry, kam bei mir anders an. Also ein Thriller lebt davon, dass eine Bedrohung langsam aufgebaut wird und man noch nicht weiß, was passieren wird. Hier beschreibst du aber Gewaltexplosionen dieses Kassierers gleich mehrfach, verhalten, innerlich ... das nimmt jede Spannung.

Spannend sind "unheimliche Dinge", die passieren, ja und irgendwie rätselhaft muss es sein. Aber das wäre eine ganz ander Art von Erzählung.

LG


_________________
Denk selbst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag25.10.2013 12:57

von Knochentrocken
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo wonderland,

wonderland hat Folgendes geschrieben:

worauf willst du hinaus? Was ist die eigentliche Geschichte?
Ich schreib dir mal, was eine "normale" Geschichte braucht:
1. Einen Menschen, der etwas will, unbedingt
2. Hindernisse, Konflikte, die ihm das Erreichen seines Zieles schwer machen


das ist sicherlich richtig und mir auch durchaus bewusst. Ich habe mich ja schon mit der Theorie des Geschichtenschreibens auseinandergesetzt, bevor ich selber damit begonnen habe.

Trotzdem ist es gut, dass Du mich noch mal auf diesen Punkt hingewiesen hast, da ich in letzter Zeit so sehr an Kleinigkeiten gefeilt habe, dass ich diesen Aspekt ein wenig aus den Augen verloren hatte.

Trotzdem hat es mich ein wenig irritiert, dass Du geschrieben hast, ich sollte mein ganzes Konzept noch einmal überdenken. Denn tatsächlich hat mein Mike ein sehr konkretes Ziel vor Augen, dass ich (wenn auch vielleicht nicht deutlich genug) bereits angedeutet habe. Ich fasse hier mal ganz grob zusammen, worum es in meiner Geschichte eigentlich geht:

Mikes hat große Angst davor, die Kontrolle über sich zu verlieren und schließlich im Gefängnis zu landen. Diese Angst liegt in seiner Vergangenheit begründet, in der er quasi schon mit einem Bein im Kittchen stand. Er hat es allerdings geschafft, im letzten Augenblick das Ruder herumzureißen und sein Leben grundlegend zu ändern. Seit fünf Jahren hat er nun einen 'anständigen' Job, raucht und trinkt nicht und geht jedem Konflikt aus dem Weg. Das Problem dabei ist nur, dass ihn diese Lebensweise absolut unglücklich macht. Etwas später in der Geschichte wird er dann in Versuchung geführt: Ihm bietet sich die Chance, eine Art 'mörderische Karriere' zu beginnen. Er weiß, dass ihn dieser Weg glücklicher machen würde, hat aber, wie gesagt, gleichzeitig Angst davor, erwischt zu werden und hinter Gittern zu landen. Wofür er sich entscheidet und wie es ihm damit ergeht, nun ja, das kommt noch. wink

Also, was meinst Du? Bietet dieser Plot nicht genug Potential für eine spannende Geschichte?

LG
Knochen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
wonderland
Eselsohr

Alter: 59
Beiträge: 201
Wohnort: bei Giessen, Hessen


Beitrag25.10.2013 15:21

von wonderland
Antworten mit Zitat

Knochentrocken hat Folgendes geschrieben:

Mikes hat große Angst davor, die Kontrolle über sich zu verlieren und schließlich im Gefängnis zu landen. Diese Angst liegt in seiner Vergangenheit begründet, in der er quasi schon mit einem Bein im Kittchen stand. Er hat es allerdings geschafft, im letzten Augenblick das Ruder herumzureißen und sein Leben grundlegend zu ändern. Seit fünf Jahren hat er nun einen 'anständigen' Job, raucht und trinkt nicht und geht jedem Konflikt aus dem Weg. Das Problem dabei ist nur, dass ihn diese Lebensweise absolut unglücklich macht. Etwas später in der Geschichte wird er dann in Versuchung geführt: Ihm bietet sich die Chance, eine Art 'mörderische Karriere' zu beginnen. Er weiß, dass ihn dieser Weg glücklicher machen würde, hat aber, wie gesagt, gleichzeitig Angst davor, erwischt zu werden und hinter Gittern zu landen. Wofür er sich entscheidet und wie es ihm damit ergeht, nun ja, das kommt noch. wink



Hi Knochen,


okay. Ich bin kein guter Plotter, aber ich will mal nach bestem Wissen versuchen dir etwas weiterzuhelfen. Manchmal helfen ja auch die richtigen Fragen an der richtigen Stelle.

Jedenfalls bereitet dein jetziger Einstieg für mich eine ganz andere Geschichte vor als die, welche du hier beschrieben hast.

Dein Plot ist psychologisch ziemlich komplex, das beim Leser aufzubauen, braucht Zeit.

Der Leser muss das Gefühl haben, für Mike steht was auf dem Spiel. Was auf dem Spiel steht, musst du zeigen. Was kann er verlieren? Was gewinnen?


Weitere Fragen:
Was heißt genau "mit einem Bein im Kittchen"?
Was war der Auslöser, dass er das Ruder rumreißen wollte? Was hat ihm geholfen es zu schaffen?
Was ist gut an seinem jetzigen Leben? Was bedeutet ihm etwas?
Was an seiner Lebensweise macht ihn unglücklich? Warum?

Aber die wichtigste Frage:
Was WILL er jetzt und zwar: konkret? Also das wird weder aus deiner Einleitung noch aus deiner Plotbeschreibung deutlich.
Für eine Geschichte reicht im Allgemeinen nicht:
glücklich sein
keinen Ärger haben
geld verdienen

sondern viel konkreter muss es sein:
z.B. genug Geld haben, um seiner todkranken Mutter eine Therapie bezahlen zu können
ein berühmter Boxer werden, um endlich anerkannt zu sein und nicht mehr gehänselt zu werden
Freundin heiraten und das nötige Kleingeld haben um sie glücklich zu machen


Hoffe, ich konnte dir etwas Stoff zum Nachdenken geben.
LG


_________________
Denk selbst
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Knochentrocken
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 40
Beiträge: 19
Wohnort: Hannover


Beitrag26.10.2013 18:17

von Knochentrocken
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey wonderland,

zum Nachdenken habe ich nun wahrlich genug Stoff. wink

Ich denke nach wie vor, dass meine Geschichte prinzipiell das Potential hat, den von Dir genannten Anforderungen gerecht zu werden. Ich habe jedenfalls schon ein paar Ideen, wie sich das machen lassen sollte.

Ich muss mir allerdings auch überlegen, wie viel Zeit und Energie ich hier noch investieren möchte. Das ist, wie gesagt, meine erste Kurzgeschichte, die ich vor allem als eine große Übungsaufgabe nutzen möchte. Sollte ich also irgendwann mal etwas geschrieben haben, was hier nicht völlig in der Luft zerrissen wird, hätte der gute Mike seinen Zweck auch eigentlich schon erfüllt und ich könnte mich einem neuen Projekt widmen. wink

Na ja, nun steht eh bald der NaNoWriMo an, d. h. ich werde den Text wohl ohnehin für einen Monat ruhen lassen müssen - und vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht.

Liebe Grüße
Knochen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Einstand
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Ähnliche Beiträge
Thema Autor Forum Antworten Verfasst am
Keine neuen Beiträge Rechtschreibung, Grammatik & Co
Aufstartete; warum zeigt Word das als...
von TheRabbit95
TheRabbit95 Rechtschreibung, Grammatik & Co 5 24.04.2024 16:24 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Werkstatt
Der Glücksritter
von Peter Hort
Peter Hort Werkstatt 0 22.04.2024 20:39 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Einstand
Der Bandit
von dirkheg
dirkheg Einstand 5 22.04.2024 12:43 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Rechtliches / Urheberrecht / Copyright
Nach Vertragsabschluss wird der Verla...
von Mion
Mion Rechtliches / Urheberrecht / Copyright 33 22.04.2024 12:05 Letzten Beitrag anzeigen
Keine neuen Beiträge Roter Teppich & Check-In
Der rote Teppich hat Flecken - oder t...
von schreiby
schreiby Roter Teppich & Check-In 5 22.04.2024 10:09 Letzten Beitrag anzeigen

EmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuch

von Mogmeier

von nebenfluss

von Jocelyn

von MosesBob

von RememberDecember59

von silke-k-weiler

von MShadow

von Kristin B. Sword

von Nicki

von Eris Ado

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!