Versuch über einige Fragen des Dichterischen

[Stimmen]

Hallo Ralf,

ich habe eben Haralds Beitrag und deine Antwort darauf durchgelesen,
...
vielleicht bin ich auch ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen mit meiner Kritik und möchte mich hiermit entschuldigen. Ich bin da von meinem Beruf geprägt alles zu überkritteln. Nein, im Ernst, vom sprachlichen hat es mich angetan, ich kann mich nur nicht mit allen Aussagen im Text, speziell mit einer, identifizieren. Diese ist mir zu unausgereift dargestellt und auch (meiner Meinung nach) schlecht begründet. Für dein erstes Essay aber erstaunlich gut! Wäre der Text länger gereift, ich glaube dann könnte ich mich auch mit anderen Ansichten begnügen. In allerbestem Sinne also einen guten Start in die Woche.

lg Stimmen

[Ralf Langer]

hallo stimmen ,
herzlichen dank für deine klarstellung. ich werde mich weiter an dieser literarischen form üben. habe auch schon zwei themen, die sich mir noch ein wenig sperren.

man liest sich

ralf

[Butenlänner]

Ach könnt ich nur Gedichte schreiben, wie ein göttlicher Poet, mit Liebes-Versen euch verzücken und die Welt beschmücken, sanft und weich, zart und rein, wären meine Wörter dein. Doch: Ich vermaledeie euer Bild! Es fällt auf eure Kopfhängerei, eure Formgepresste' Dichtung, ihre gleich einer Litanei, vorgeprägte Richtung: Quadratisch, Praktisch, gut!!
Still wird ein Geschrei in mir und ich finde nur das Klagewort', es klopft und zerrt und kratzt an mir, ich wünscht ich hät ein Zauberwort!

Schritte in endloser Wüste,/ ihr Schreiber und Dichter und Denker,
Schritte voll Qualen und Leid,/ gelaufen im Glauben der Liebe,
ging der gesalbte Dichter liebevoll , scheint uns der Schritt sein-
Weg zu gehen, doch die Tür ist nun,  2000 Jahre auf!!



Das war eine kurze lyrische Bestandsaufnahme, ein Gedankenblitz meinerseits. Ich hoffe so diesen sehr schönen Faden wieder zu beleben und lege ferner ein paar Begrifflichkeiten bei, die vermutlich auch helfen dem Dichter im Unterschied zum Autor der Unterhaltung zu betrachten.

Konzeption
Inspiration
Intuition
Am Anfang stand das Wort!
Wozu Dichten in dürftiger Zeit? (Hölderlin)
Materialismus vs Idealismus

Ein Dichter präsentiert etwas anderes als ein Autor, ein Bestseller- Autor!
Poesie ist Religion, Religion ist Poesie, die Welt ist dein zuhaus, zuhaus ist meine Welt!!

Ferner gestatte ich mir ein Gedicht von Schiller beizufügen:

Die Teilung der Erde

"Nehmt hin die Welt!" rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu. "Nehmt, sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen,
Doch teilt euch brüderlich darein!"

Da eilt`, was Hände hat, sich einzurichten,
Es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.

Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
Der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
Der König sperrt die Brücken und die Straßen
Und sprach: "Der Zehente ist mein."

Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
Naht der Poet, er kam aus weiter Fern’.
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn!

"Weh mir! So soll denn ich allein von allen
Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?"
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
Und warf sich hin vor Jovis Thron.

"Wenn du im Land der Träume dich verweilet",
Versetzt der Gott, "so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?"
"Ich war", sprach der Poet, "bei dir."

"Mein Auge hing an deinem Angesichte,
An deines Himmels Harmonie mein Ohr,
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
Berauscht, das Irdische verlor!"

"Was tun?" spricht Zeus, "die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben,
So oft du kommst, er soll dir offen sein."
(schiller)

Butenlänners