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Immer diese Küsse


 
 
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Liskalein
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 27
Beiträge: 11



Beitrag07.10.2013 18:28
Immer diese Küsse
von Liskalein
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey liebe Leute.
Ich bin zugegebenermaßen etwas verwirrt, weil ich mir nicht sicher bin, wo und wie ich Texte posten soll, zu denen ich Kritik und/oder Rückmeldungen haben möchte?! Die Werkstatt ist tabu, weil ich wohl erst zwei Texte hier posten muss.
Außerdem weiß ich beim besten Willen nicht, was die geeignete Länge für so einen Text hier ist, zumal meiner fast nur aus Dialog besteht. Aber ich gebe mir Mühe, dass der zweite von mir hier eingestellte Text weniger Reden ist.
Na ja, ich versuch es einfach mal aber BITTE korrigiert mich, wenn ich was falsch verstanden habe okay? Danke.

»Aber du hast mich geküsst!«, sage ich zu laut und meine Stimme klingt weitaus empörter, als sie vermutlich klingen sollte. David zieht an seiner Zigarette und es kommt mir so vor, als müsste er seine Mundwinkel davon abhalten nach oben zu zucken.
»Ja.«, antwortet er seelenruhig und unsere Augen treffen sich. Feuer und Eis.
»Ja.«, echoe ich geistreich und verschränke meine Arme vor der Brust, damit sie nicht unkontrolliert zittern. Erst jetzt lässt er den Rauch vollständig aus seiner Lunge entweichen und bildet damit einen silbrig dunstigen Schleier zwischen uns, der meine Augen tränen lässt.
Nach einigen Sekunden des Schweigens seufzt er. »Und jetzt?«
»Was und jetzt? Du hast mich geküsst.«
»Ich dachte das hätten wir schon geklärt.« David drückt seine Zigarette an der weißen wand aus, wo sie eine hässliche grauschwarze Spur hinterlässt, und schnippt sie dann auf den Boden.
»Aber müssten wir jetzt nicht – rein theoretisch – irgendwas klären?«
»Ich wüsste nicht was. Es war doch nur ein Kuss, Herrgott noch mal.«, knurrt David und drückt sich von der Wand ab um an mir vorbei zu schlendern, als wäre das Gespräch jetzt beendet. Ich spüre wie mein Magen sich zu einem winzig kleinen Knäuel zusammenrollt.
»Nur ein Kuss?« Meine Stimme bricht an der falschen stelle und ich halte mich nur schwerlich davon ab zu heulen.
David ist stehen geblieben und dreht sich jetzt langsam zu mir um. Seine Augen sind glänzend blau, wie polierte Saphire und ich sehe die Spiegelung meines Gesichtes in ihnen. »Alice«, seufzt er und es klingt bedauernd, »Alice, ich ... «
Ich unterbreche ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ach, schon okay. Du hast wahrscheinlich recht. War nur ein Kuss.« Meine Unterlippe zittert, als ich mich langsam umdrehe um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Sekunden verstreichen, Minuten, in denen ich nichts lieber tun würde als loszuheulen, aber ich reiße mich zusammen.
»Tut mir leid.«, sagt David dann plötzlich so leise, dass ich denke ich muss es mir eingebildet haben und als ich mich umdrehe ist er weg.

Und das vor Mitternacht, yes! Cool

Herzchen,
Liskalein

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Gast







Beitrag08.10.2013 11:27

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Liskalein!

Wie das mit diesem "Einstands"-Bereich nun genau laufen soll, weiß ich auch noch nicht wirklich - ist ja noch ganz neu ...

Der Text jedenfalls liest sich sehr angenehm, finde ich. Da sind noch einige Kommas, die du mehr setzen müsstest, anderer Kleinkram; aber das ist ja nicht ganz so wichtig. Etwas weniger erklärend könntest du aber doch an einigen Stellen sein, da etwa: "Sekunden verstreichen, Minuten, in denen ich nichts lieber tun würde als loszuheulen, aber ich reiße mich zusammen." Hattest du vorher schon so ähnlich, gilt hier eigentlich immer noch?! Und der lange Satz trägt den Leser ganz schon raus aus diesem "Schweigen" ... Und dann sind da noch einige Bilder, die ich als schief empfinde - ein sich "zusammenrollender" Magen?! Hm.

Aber insgesamt liest sich das, ich sagte es: gut.

Gruß,

Soleatus
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Sun Wukong
Geschlecht:männlichEselsohr
S

Alter: 44
Beiträge: 459

Podcast-Sonderpreis


S
Beitrag08.10.2013 13:32

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Hallo Liskalein,
was mir hier gefällt ist, dass du die Gedanken von ihr nicht zu sehr ausformulierst, sondern du die beiden gerade durch ihre Gesten reden lässt - das hast du sicher auch mit dieser Szene üben wollen, oder?
Bei der Stelle mit den "tränenden Augen" durch den Rauch dachte ich erst mal, woah, was ein Unsympath. Aber hier wäre vielleicht auch ein bisschen "Ambivalenz" gut: also dass hier schon seine Unsicherheit ein winziges bisschen angedeutet wird, dadurch, dass es ihm selbst einen Moment lang peinlich ist, ihr den Rauch so übercool ins Gesicht zu pusten. Solche Spannungen bringen mehr Gehalt in einen Dialog (wobei ich mich auch schon länger nicht mehr an einem packenden Dialog probiert habe).

Ingesamt ist die Schilderung von ihr ganz gut ausgependelt zwischen Sachlichkeit und dem Überwältigt-sein von Gefühlen. Der Text versucht sozusagen, sich genau so zu beherrschen, wie sie, und das romantische Schwärmen von ihr hast du ja auch reduziert auf die Saphiraugen und den Text nicht mit zuvielen Bildern überladen.
 
Was ich nicht verstehe, ist der Satzanhang mit "vor Mitternacht", las sich so, als ob das dein Kommentar ist zu dieser Szene, die dir selbst wiederfahren ist?

Kleine "technische" Anmerkung: bei direkter Rede werden keine Punkte nach einem Satz, oder eben einem "Ja" gesetzt, wenn nach einem Komma erklärt wird, wer redet:
»Ja«, antwortet er seelenruhig und unsere Augen treffen sich.
Hab ich auch spät gelernt, weil ich dachte, innerhalb der Gänsefüsschen müsste alles wie ein korrekter Satz punktuiert sein.
(Und manchmal schreibst du Nomen klein.)

Grüße!
Christian
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Liskalein
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 27
Beiträge: 11



Beitrag08.10.2013 17:12

von Liskalein
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke euch beiden für die schnellen Antworten!
* * *
Zunächst mal, Kommas sind absolut nicht meine Freunde. Waren sie noch nie. Entweder ich vergesse sie, oder ich behandle sie wie Rudeltiere. Schwierig.

Zitat:
"Sekunden verstreichen, Minuten, in denen ich nichts lieber tun würde als loszuheulen, aber ich reiße mich zusammen." Hattest du vorher schon so ähnlich, gilt hier eigentlich immer noch?!

Stimmt, das ist mir gar nicht aufgefallen. Wurde tatsächlich schon mal gesagt Daumen hoch²

Zitat:
Und dann sind da noch einige Bilder, die ich als schief empfinde - ein sich "zusammenrollender" Magen?! Hm.

Können Mägen sich nicht zusammenrollen? Dachte ich bis jetzt immer. Was tun sie denn dann?

* * *

Zitat:
Aber hier wäre vielleicht auch ein bisschen "Ambivalenz" gut: also dass hier schon seine Unsicherheit ein winziges bisschen angedeutet wird, dadurch, dass es ihm selbst einen Moment lang peinlich ist, ihr den Rauch so übercool ins Gesicht zu pusten.

In etwa so?: »Ja«, echoe ich geistreich und verschränke meine Arme vor der Brust, damit sie nicht unkontrolliert zittern. Erst jetzt lässt er den Rauch vollständig aus seiner Lunge entweichen und bildet damit einen silbrig dunstigen Schleier zwischen uns, der meine Augen tränen lässt. Ich blinzele heftig und muss husten, wobei ich Davids Blick auffange. Er holt Luft, wie um etwas zu sagen, aber dann scheint er es sich anders zu überlegen, sieht weg und presst seine Kiefer fest aufeinander.
Nicht dass ich noch denken könnte, er wäre ein netter Kerl oder so.
Nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens seufzt er. »Und jetzt?«

Zitat:
Was ich nicht verstehe, ist der Satzanhang mit "vor Mitternacht", las sich so, als ob das dein Kommentar ist zu dieser Szene, die dir selbst wiederfahren ist?

Tatsächlich ist es nur eine Notiz an mich selbst. Ich komme selten vor 00:00 zum Schreiben Laughing

Zitat:
bei direkter Rede werden keine Punkte nach einem Satz, oder eben einem "Ja" gesetzt, wenn nach einem Komma erklärt wird, wer redet

NICHT? Oh Gott, meine Welt bricht zusammen. Wer hat sich das bloß ausgedacht? Herrje.
* * *
Wirklich tausend Dank! Hatte ich das schon mal erwähnt? Egal. Danke!

Grüße,
Liskalein
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MartinD
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 524
Wohnort: Zwei Stunden zum Meer


Beitrag09.10.2013 23:04

von MartinD
Antworten mit Zitat

Hey, nochmal ich - heut ist es verkehrt herum.

Hier mach ich nur ein paar Anmerkungen, wie ich es noch gelungener fände, okay? Und keine Kommakorrekturen Wink

Zitat:
»Aber du hast mich geküsst!«, sage ich zu laut und meine Stimme klingt weitaus empörter, als sie vermutlich klingen sollte. David zieht an seiner Zigarette und es kommt mir so vor, als müsste er seine Mundwinkel davon abhalten nach oben zu zucken. [Schönes Bild!]
»Ja.«, antwortet er seelenruhig und unsere Augen treffen sich. Feuer und Eis.
»Ja.«, echoe ich geistreich und Ich verschränke meine Arme vor der Brust, damit sie nicht unkontrolliert zittern. Erst jetzt lässt er den Rauch vollständig aus seiner Lunge entweichen und bildet damit einen silbrig dunstigen Schleier zwischen uns, der meine Augen tränen lässt. Meine Augen tränen.
Nach einigen Sekunden des Schweigens seufzt er. »Und jetzt?«
»Was und jetzt? Du hast mich geküsst.«
»Ich dachte das hätten wir schon geklärt.« David drückt seine Zigarette an der weißen wand aus, wo sie eine hässliche grauschwarze Spur hinterlässt, und schnippt sie dann auf den Boden.
»Aber müssten wir jetzt nicht – rein theoretisch – irgendwas klären?«
»Ich wüsste nicht was. Es war doch nur ein Kuss, Herrgott noch mal.«, knurrt David und drückt sich von der Wand ab um an mir vorbei zu schlendern, als wäre das Gespräch jetzt beendet. Ich spüre wie mein Magen sich zu einem winzig kleinen Knäuel zusammenrollt. [Zieht sich eher zusammen oder? Ist ja kein Katerchen ...]
»Nur ein Kuss?« Meine Stimme bricht an der falschen stelle. und ich halte mich nur schwerlich davon ab zu heulen [kompliziert] Fast heule ich.
David ist stehen geblieben und dreht sich jetzt langsam zu mir um. Seine Augen sind glänzend blau, wie polierte Saphire und ich sehe die Spiegelung meines Gesichtes in ihnen. »Alice«, seufzt er und es klingt bedauernd, »Alice, ich ... «
Ich unterbreche ihn mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ach, schon okay. Du hast wahrscheinlich recht. War nur ein Kuss.« Meine Unterlippe zittert., als ich mich Ich drehe mich langsam umdrehe um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Sekunden verstreichen, Minuten., in denen ich Ich würde nichts lieber tun würde als loszuheulen, aber ich reiße mich zusammen.
»Tut mir leid.«, sagt David dann plötzlich so leise, dass ich denke ich muss es mir eingebildet haben. und als Als ich mich umdrehe ist er weg.
Nur ein paar Kleinigkeiten, gefällt mir wirklich gut!

Viele Grüße!
Martin


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Liskalein
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Alter: 27
Beiträge: 11



Beitrag18.10.2013 22:19

von Liskalein
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallöchen und schon mal Danke für deine Kritik, Martin!

Ich fasse es mal kurz: weniger Adjektive und kürzere Sätze?
Ist gebongt Daumen hoch²
Ich hoffe ich hab dich richtig verstanden!

Schönen Abend noch,
Liskalein
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gold
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Beiträge: 4943
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Beitrag19.10.2013 11:39

von gold
Antworten mit Zitat

hallo Liskalein,

gefällt mir gut: dein Text!
Du fängst die Stimmung, die beiden Charaktere, die unbedarfte Haltung des Prota, die sich zum leisen Bedauern entwickelt und die Enttäuschung der Prota  (mit wenigen Worten) super ein.
Klasse, spannend!

Lg gold

Ergänzung: den Titel "immer diese Küsse" finde ich nicht so treffend. Er impliziert die Sichtweise eines auktorialen Schreibers. Ich würde den Titel ändern: wie z.B. "Kuss mit Verfallsdatum"  Dieser Titel ist m.E. mehr an die Handlung angelehnt.


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MartinD
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Beitrag19.10.2013 12:16

von MartinD
Antworten mit Zitat

Hallo Liskalein,

Zitat:
weniger Adjektive und kürzere Sätze?
Im Prinzip immer gut, genau. Und erher was beschreiben, anstatt dem Leser zu erzählen, wie es ist. Der soll das selbst interpretieren, wenn er die Beschreibung liest.

LG
Martin


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Beitrag21.10.2013 14:06

von jck5000
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Präsens. Unsitte. Schreib doch bitte, bitte bitte im Imperfekt. Du schreibst nämlich schön.
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MartinD
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Beitrag21.10.2013 14:37

von MartinD
Antworten mit Zitat

jck5000 hat Folgendes geschrieben:
Präsens. Unsitte. Schreib doch bitte, bitte bitte im Imperfekt. Du schreibst nämlich schön.
Unsitte? Wieso denn das?! Präsens kann sehr praktisch sein und einen mehr in eine Geschichte ziehen als jede Vergangenheitsform. Es wird Imperfekt häufig verwendet, ist heute halt üblich, aber Unsitte ist Präsens deshalb noch lange nicht!

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Beitrag21.10.2013 20:12

von Jack Burns
Antworten mit Zitat

Hallo liebes Liskalein,

Herz-Schmerz ist eigentlich gar nicht mein Ding, aber Du hast mich vollkommen überzeugt. Die emotionale Stimmung übertrug sich sofort auf mich und das schaffen nicht viele Autoren.
Am Besten hat mir gefallen, dass nicht viel erklärt wird. Das lässt Raum für Selbstreflexionen. Habe ich das schon erlebt? War ich selbst irgendwann so grausam? Und warum?
Wenn dieser Text beispielhaft für Deinen Stil ist, dann freue ich mich darauf, bald mehr von Dir zu lesen.

Die kleinen Schwächen des Textes wurden bereits erwähnt. Ich würde an einigen Stellen noch mehr reduzieren.

Zitat:
Seine Augen sind glänzend blau, wie polierte Saphire und ich sehe die Spiegelung meines Gesichtes in ihnen.


Vielleicht:
Seine Augen glänzen wie Saphire. Ich sehe mein Gesicht in ihnen.

Und ich habe das Gefühl, das der Präsens hier sehr gut passt, kann aber leider nicht erklären, warum.

Weiter so!

Schöne Grüße
Martin


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Sun Wukong
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S
Beitrag21.10.2013 20:21

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Liskalein hat Folgendes geschrieben:
In etwa so?: »Ja«, echoe ich geistreich und verschränke meine Arme vor der Brust, damit sie nicht unkontrolliert zittern. Erst jetzt lässt er den Rauch vollständig aus seiner Lunge entweichen und bildet damit einen silbrig dunstigen Schleier zwischen uns, der meine Augen tränen lässt. Ich blinzele heftig und muss husten, wobei ich Davids Blick auffange. Er holt Luft, wie um etwas zu sagen, aber dann scheint er es sich anders zu überlegen, sieht weg und presst seine Kiefer fest aufeinander.
Nicht dass ich noch denken könnte, er wäre ein netter Kerl oder so.
Nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens seufzt er. »Und jetzt?«
Ja, bloß vielleicht etwas knapper: "wobei ich Davids Blick auffange. Er holt Luft, wie um etwas zu sagen, aber dann sieht er weg und presst seine Kiefer fest aufeinander." Dass er es sich anders überlegt, wird daraus schon ersichtlich.

(Und jetzt in dem Ausschnitt fällt das "echoe" stark ins Auge, solche seltenen Worte können einen dann manchmal auch aus dem Lesefluss bringen. Wobei an anderen Stellen ein seltenes Wort einen Satz völlig aufwerten kann. Da muss man seinen eigenen Riecher für entwickeln)

Das Präsens wiederum ist doch wie gemacht für solche kleinen Nahaufnahmen zwischen zwei Menschen. Klar, man formuliert im Präsens oder Präteritum etwas anders, weil sich in unseren Hör- und Lesegewohnheiten bestimmte Sätze natürlicher in einer bestimmten Zeitform anhören. Darauf sollte man achten. Experimentiere ruhig erst mal, bevor du dir deine Dogmen aufstellst Sig
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Sun Wukong
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S
Beitrag21.10.2013 20:25

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Jack Burns hat Folgendes geschrieben:
Und ich habe das Gefühl, das der Präsens hier sehr gut passt, kann aber leider nicht erklären, warum.
Da scheint immer viel Subjektivität im Spiel zu sein. Wenn man bisher nur Stories im Präteritum gelesen hat, scheint vielen das Präsens das Kopfkino nicht richtig zum rattern zu bringen. Ich kann mich nur dunkel erinnern, mich jedenfalls schnell an meinen ersten Präsens-Roman gewöhnt zu haben.

Gemeinhin stiftet das Präsens eine größere Nähe, weil es den Formulierungen näher ist, mit denen wir im Alltag sprechen - wird also tatsächlich bei Alltagserzählungen oft benutzt. Eben auch weil es nicht nach dem "epischen Präteritum" all der Sagen, Fiktionen etc klingt.
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