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Christian Svensson Gänsefüßchen
Alter: 64 Beiträge: 24 Wohnort: Schwerin
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12.11.2013 22:06 Svensson: Zeit der Wölfe von Christian Svensson
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Moin, moin.
Ich schreibe seit Längerem an einer Erzählung und immer wieder feile ich am Prolog, aber ich finde keine Variante, die mir wirklich gefällt. Mittlerweile ist mir durch das Feilen auch das Gefühl dafür irgendwie verloren gegangen. Vielleicht seht ihr das durch eine nicht so subjektive Brille und könnt mir da ein wenig helfen. Ich hänge unten die Story an, damit ihr wisst, worum es geht.
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Noch zehn Kilometer bis Schwerin. Christian Svensson nimmt eine Hand vom Lenkrad, reibt sich den linken Augenwinkel und rutscht im Fahrersitz seines alten Mercedes hin und her. Die meisten Unfälle passieren vor der Haustür. Er denkt an die Worte seines Kompaniechefs und starrt mit verkniffenen Lippen durch die Frontscheibe in den Lichttunnel vor ihm. Die Scheibenwischer kämpfen seit Stunden gegen den Vorweihnachtsschnee des Jahrtausendwechsels und ihr monotones Geräusch wirkt wie ein Schlafmittel auf ihn.
Er denkt daran, wie oft in seinem Leben er hier schon gefahren ist. Vor zehn Jahren hieß diese Straße noch »Fernverkehrsstraße« und rechts und links warnten Schilder: »Sperrgebiet! Betreten verboten! Bei Zuwiderhandlungen wird geschossen!« Alle einhundert Meter schrie eine Blechtafel auf jeder Straßenseite mit schwarzer Schrift auf grellgelbem Grund ihre Todesdrohung. Man hatte sie vor langer Zeit herausgerissen, aber die Erinnerung an das, was dort geschah, brennt noch immer in Christian Svensson. Hier lernte er, mit einer Waffe umzugehen und Menschen zu töten.
Die Scheinwerfer seines Autos zerren im Vorbeifahren eine einsame Bushaltestelle aus der Dunkelheit. Sie gehört zu Stern Buchholz und wie ein Raubtier springt ihn die Erinnerung an:
Die Kälte des Metalls brennt sich wie Feuer durch die Nässe der dünnen Lederhandschuhe. Seine halb erfrorenen Hände krampfen sich um eine Maschinenpistole. Sie ist sein letzter Halt im Grauen dieser Nacht. Die Mündung der Waffe ist in die Dunkelheit gerichtet. Eine Gestalt im Schneetreiben. Der Feuerstoß aus seiner Waffe. Das von tödlichem Entsetzen verzerrte Gesicht eines Menschen im Blitzlicht des Mündungsfeuers.
Etwas knallt und erschrocken reißt Christian Svensson die Augen auf. Im letzten Moment kann er noch verhindern, dass der Wagen aus der verharschten Fahrspur in den Straßengraben rutscht. Er schüttelt wütend den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben, aber es ist nicht der fehlende Schlaf - und er weiß es. Es war die Erinnerung. Sie war so real, dass sie ihn für einen Augenblick aus der Wirklichkeit warf. Noch immer klingt sie in ihm nach und er spürt wieder den Rückstoß der Waffe an seiner Schulter und den Biss der Kälte von damals in seinem Gesicht.
Mit zitternden Händen setzt er den Blinker, lenkt den Wagen zu dem kleinen Wartehäuschen und stellt den Motor ab. Leise steigt er aus und lehnt die Tür nur an. Er will nicht, dass jemand durch das Schließgeräusch geweckt wird. Doch dazu ist es längst zu spät, zumindest für ihn. Das Grauen von damals ist wieder erwacht und langsam steigt es aus seinem Unterbewusstsein auf.
Christian Svensson geht die wenigen Schritte, bis er die hinter Bäumen verborgenen Wohnblocks und das, was von dem ehemaligen Standort des Mot.-Schützen Regiments 27 der NVA in Stern Buchholz noch steht, sehen kann. Er bemerkt die Schneeflocken nicht, die ihm in den Kragen rieseln. Sie sind so kalt und nass wie der Schweiß auf seiner Stirn.
»Gefreiter Svensson, sie ziehen noch einmal auf Wache!« Die Stimme des Kompaniechefs dröhnt wieder in seinem Kopf und sie ruft ihn zurück in eine Vergangenheit, die viele Jahre zurückliegt.
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Inhaltsbeschreibung, zum Verständnis
»Nichts konnte Christian Svensson mehr überraschen. Nicht die Tatsache, dass sein Vater nicht zu Hause war, nicht der seltsame Blick, den Leutnant Schmitt jetzt seinem Vater, dem Generalmajor zuwarf und auch nicht der Rauswurf. Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan, der Mohr konnte gehen. Es war ihm recht. Christian wollte nichts weiter, als sich zu Hause in die Badewanne legen, über ein paar ungeklärte Fragen nachdenken und dann einem Oberfeldwebel und einem Oberleutnant der Nationalen Volksarmee im MSR-27 in Stern Buchholz die Scheiße aus dem Leib prügeln.«
Als er sein Vorhaben in die Tat umsetzt, erfährt Christian Svensson Tatsachen, die den verantwortungslosen Jugendlichen zu einem Mann machen. Er beginnt zu verstehen, dass der Anschlag auf ihn während der Wache im Winter 1989 während seines Grundwehrdienstes in Schwerin nur der Auftakt zu einem Machtkampf zwischen Generälen war, in dem er nichts weiter als eine Schachfigur ist. Ohne es zu wollen, wird er hineingezogen in eine Intrige, an deren Ende nichts weniger als die Entscheidung steht, ob am Tag des Mauerfalls Panzer in Berlin rollen oder nicht.
Weitere Werke von Christian Svensson:
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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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14.11.2013 20:22
von seitenlinie
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Hallo Christian,
leider fehlt mir die Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung. Also kurz und bündig.
Der Name deines Helden wirkt etwas kühl und förmlich.
Wozu brauchst du einen Prolog?
Die meisten Prologe sind überflüssig. Ich möchte (gleich) in eine Geschichte einsteigen und erwarte vom Autor den raffinierten
Umgang mit Zeitsprüngen. Mach daraus das erste Kapitel.
Du presst zu viele Informationen in den kurzen Text - das zerstört die Stimmung. Soll es ein Roman werden, hast du ein ganzes
Buch Zeit!
Dein Held kauert zwischen Windschutzscheibe und Sitz, feuchtwarme Luft lässt Scheiben beschlagen, an den Beinen zieht es;
es ist dunkel und Christian verdammt müde, die Sicht schlecht und er sieht nur noch Nebelschwaden und Schneeflocken … -
und dann knallt das Wort „Jahrtausendwechsel“ rein.
Kurze Textprobe:
Noch zehn Kilometer bis Schwerin. Christian Svensson nimmt eine Hand vom Lenkrad, reibt sich den linken die Augenwinkel und rutscht im
Fahrersitz seines alten Mercedes hin und her. "Gefreiter Svensson, die meisten Unfälle passieren vor der Haustür!" Er denkt an Die Worte
seines Kompaniechefs. Und drei Jahre später hatte es diesen Draufgänger tatsächlich erwischt ...
Christian starrt mit verkniffenen Lippen durch die Frontscheibe in den Lichttunnel vor ihm. Die Scheibenwischer kämpfen seit Stunden gegen
den VorweihnachtsSchnee des Jahrtausendwechsels und ihr monotones Geräusch wirkt auf ihn wie ein Schlafmittel auf ihn.
(Das Satzende ist wichtig. Dort muss das Schlafmittel hin!)
Gruß,
Carsten
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Christian Svensson Gänsefüßchen
Alter: 64 Beiträge: 24 Wohnort: Schwerin
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14.11.2013 20:44 Zuviel von Christian Svensson
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Das kommt davon, wenn man zuviel über das Schreiben liest
Wann - wer - wo so früh wie möglich hatte ich im Hinterkopf. Das Ganze war einmal eine lange Kurzgeschichte, die sich verselbständigt hat und dieser Teil sollte den Leser hinein ziehen.
Romanschreiben ist mir nur theoretisch bekannt und dementsprechend sind solche Tips für mich Gold wert.
Danke Dir, Carsten!
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