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wayne
Gänsefüßchen
W
Beiträge: 47
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W 04.10.2013 00:57 Arbeitstitel Marked Man von wayne
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hallo leute.
eigentlich wollte ich den beitrag ja in die schreibwerkstatt stellen, hat aber irgendwie nicht geklappt. also bei gelegenheit vielleicht einfach verschieben
ich habe einen alten text von mir ausgeraben und bin mal wieder an unabhängigen meinungen interessiert.
das ganze war irgendwie eine spontane eingebung und sollte sicher an der einen oder anderen stelle noch gestrafft werden
viel spass
Dicke Regentropfen fielen vom Himmel, während Scott Irish, eingewanderter Neuseeländer schottischer Abstammung, durch die Straßen von Wellington marschierte. Vor etwa fünfzehn Minuten hatte er das „Shannon´s“, ein kleines, aber gut besuchtes Pub, in dem er die Leute mit Drinks versorgte, verlassen und ziemlich zeitgleich hatte auch der Himmel sein Schleusen geöffnet, um die Straßen mit einem wässrigen Film zu überziehen; Schirm hatte Scott natürlich keinen dabei. Er fühlte wie das Regenwasser in seine Schuhe drang und beschleunigte seine müden Beine. Es war bereits weit nach Mitternacht und er wollte einfach nur nach Hause. Die Arbeit hatte mal wieder länger gedauert, weil ein paar besoffene Mittzwanziger nicht gehen wollten und er sich entschlossen hatte nicht auf dieses fette Trinkgeld zu verzichten. Wie sich gegen halb drei Uhr morgens herausstellte, war es eine Fehlentscheidung gewesen, denn die paar Münzen, die sie nicht versoffen hatten, steckten sie gegenüber des „Shannon’s“ in einen Zigarettenautomaten. Ein wenig zerknirscht hatte Scott schließlich den Laden dicht gemacht, noch schnell die Abrechnung erledigt und sich auf den Heimweg gemacht.
Als er schließlich aus dem Nachtbus stieg, der zwei Straßen von seiner Wohnung entfernt anhielt, hatte der Regen ein wenig nachgelassen. Die wenigen Menschen, die um diese Uhrzeit noch unterwegs waren, nahm er nur aus den Augenwinkeln als graue gesichtslose Silhouetten wahr, was sich aber offensichtlich auf der anderen Straßenseite abspielte, konnte er nicht so einfach ignorieren. Drei Jugendliche hatten sich bedrohlich vor einem auf dem Boden kauernden Mann, der in zerrissenen Kleidern steckte, aufgebaut, scheinbar in der Absicht ihn um sein spärliches Hab und Gut zu erleichtern oder einfach nur aus alkoholgeschwängerter Langeweile zu quälen. Er blieb stehen und beobachtete das Geschehen.
„Du scheiß Penner! Such dir doch Arbeit!“, grölte einer der Jugendlichen mit merklich lallender Stimme und versetzte dem Mann auf dem Boden einen Tritt. Ein schmerzerfülltes Stöhnen erfüllte die Straße.
Scott fühlte plötzlich wieder die feuchte Kälte der Nacht, die langsam unter seine Haut kroch. Er zögerte. Sein Gewissen befahl ihm irgendetwas zu unternehmen, sein Verstand schrie ihn an, einfach weiterzugehen.
Du bist kein Held.
Einer der Jugendlichen hatte den Mann mittlerweile gepackt und zerrte ihn unter besoffenem Gelächter einige Meter hinter sich her, bevor er ihn in eine Pfütze fallen ließ.
„Friss Dreck, bist doch nichts anderes gewöhnt!“
Scott versuchte den inneren Kampf, der in ihm tobte zu unterdrücken.
„Lasst ihn in Ruhe!“
Seine Stimme klang dünn und ängstlich und er bereute noch während er diese vier kleinen Worte laut aussprach, überhaupt stehen geblieben zu sein.
„Was willst du denn?“, herrschte ihn einer der drei an, während sich die beiden anderen nicht einmal von dem Mann am Boden abwandten, sondern weiter ihrer sadistischen Beschäftigung nachgingen.
„Ich…“, Scotts Kehle schnürte sich zusammen.
„Was?“
Der Bursche, der von dem Mann abgelassen hatte kam mit schnellen Schritten über die Straße auf ihn zu. Er war nicht besonders groß, aber ziemlich muskulös und Scott schätzte ihn im fahlen Licht der Straßenlaternen auf vielleicht achtzehn oder neunzehn. Sein Kopf war kahlgeschoren und die Augen glänzten beängstigend aggressiv.
Scott wich einen Schritt zurück.
„Willst du ein Held sein? Kümmer´ dich um deinen eigenen Scheiß“, hallt es durch die Straße und noch ehe Scott reagieren konnte, fing er sich einen heftigen Stoß ein, der ihn gegen die Hausmauer hinter ihm prallen ließ, “der Penner da ist doch sowieso nichts wert!“
Der Bursche baute sich, umnebelt von einer Alkohol- und Zigarettenfahne, vor ihm auf und er kam sich plötzlich vor wie eine Maus, die von einer Katze in die Ecke getrieben worden war und jetzt, den sicheren Tod vor Augen, ihre letzten Atemzüge machte.
„Aber vielleicht hast du ja ein paar Scheine. Los, her damit!“
Scott kramte mit zitternden Fingern in seinen Taschen und holte einige zerknüllte Geldscheine und ein paar klimpernde Münzen hervor. Alles in allem vielleicht zehn Dollar. Die beste Entscheidung des Abends war wohl gewesen, die Tageslosung gut behütet in einem kleinen Tresor im „Shannon`s“ zu lassen.
„Und jetzt verpiss dich“, befahl der Bursche, nachdem er das Geld in seiner Hosentasche verschwinden hatte lassen.
Scott gehorchte.
Was mit dem auf dem Boden kauernden Mann in dieser Nacht noch weiter passierte, wusste er nicht. Er ging nach Hause, legte sich zu Jeanny ins Bett und schlief.
12Wie es weitergeht »
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Kaius
Wortedrechsler
 Alter: 40 Beiträge: 99
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 04.10.2013 15:57
von Kaius
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Hi wayne,
hm ... . Dass der Text gestrafft werden muss, hast du ja selber schon erwähnt. Zum Beispiel scheinst du eine Affinität für lange und für Nebensätze zu haben. Da solltest du dran feilen. Ein paar Satzzeichen fehlen auch. Ebenso sind einige Informationen ziemlich unnötig und uninteressant. Scotts Abstammung zum Beispiel, das ganze Setting. Offenbar geht es hier um etwas ganz anderes. Vielleicht hättest du es auch so klar ausdrücken können. "An einem Ort irgendwo auf der Welt schließt Scott Pilgrim Irish gerade seine Kneipe ab ..."
Aber dir geht es bestimmt ums Inhaltliche, oder?
Im Prinzip ist das eine Szene, die wir schon in vielen Büchern und Filmen verfolgen konnten, ja, sogar in den Nachrichten. Die Thematik der Zivilcourage ist heikel und nicht immer ist Zivilcourage angebracht.
In diesem Fall hat der Protagonist entgegen seines logischen Denkens kurz die Stimme erhoben. Vor ihm drei gewalttätige, kräftige und besoffene Halbstarke. Mit Sicherheit hätte Scott mehr als eine aufs Maul bekommen, vielleicht wäre er auch totgeprügelt worden.
Das hat er bedacht, trotzdem hat er etwas gesagt.
Doch was dann folgt ist nicht besonders nachvollziehbar, um es vorsichtig auszudrücken. Der gewalttätige etc. Mann kommt auf ihn zu, ermahnt ihn und gibt sich mit 10 Dollar "Bestechungsgeld" zufrieden. Und die beiden anderen? Haben die Scott nicht gehört? Wenn die Luft schon so geschwängert ist von Gewalt, dann wäre Scott bestimmt auch zum Opfer geworden. Ganz heikle Situation.
Und dann? Geht Scott nach Hause und legt sich ins Bett?
Macht er sich keine Gedanken mehr über das Aufflammen seiner Courage? Wie steht er zu seiner Flucht, seinem Aufgeben? Warum ruft er nicht die Polizei? Wäre das nicht am Naheligendsten?
Von daher weiß ich leider nicht, was diese Geschichte mir sagen will. Zivilcourage ist gut, ist schlecht? Soll diese Geschichte verdeutlichen, warum so viele Menschen nicht helfen, wenn sie sich in ähnlichen Situationen befinden? Aber das kommt nicht gut rüber. Das müsstest du anders darstellen.
Besten Gruß,
Kaius
_________________ kaiseuthe.de (Hier wird geschrieben)
kaiuslp.blogspot.de (Hier wird gezockt)
Kolossia - Mein Fantasy-Roman. Überall zu haben! |
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Fahrender Gaukler
Grundgütiger
 Alter: 40 Beiträge: 2697 Wohnort: Irgendwo in meinem Geiste
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 04.10.2013 16:35
von Fahrender Gaukler
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Hallo wayne!
Zitat: | eigentlich wollte ich den beitrag ja in die schreibwerkstatt stellen, hat aber irgendwie nicht geklappt. also bei gelegenheit vielleicht einfach verschieben  |
Nee, die Schreibwerkstatt ist kein Arbeitsbereich für Texte, sondern vielmehr eine Art Schreibschule, die sich mit der Theorie befasst (wie übrigens auch die Board-Beschreibung verrät ). Dein Thread steht hier also richtig.
Frage vorab, bevor ich auf den Text zu sprechen komme: Ist die Geschichte hier zu Ende oder geht sie noch weiter?
_________________ Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
(Mark Twain) |
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Iknim
Wortedrechsler
 Alter: 26 Beiträge: 77 Wohnort: südlich von München
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 04.10.2013 18:26
von Iknim
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@ Fahrender Gaukler
Fahrender Gaukler hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | eigentlich wollte ich den beitrag ja in die schreibwerkstatt stellen, hat aber irgendwie nicht geklappt. also bei gelegenheit vielleicht einfach verschieben Razz
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Nee, die Schreibwerkstatt ist kein Arbeitsbereich für Texte, sondern vielmehr eine Art Schreibschule, die sich mit der Theorie befasst (wie übrigens auch die Board-Beschreibung verrät). Dein Thread steht hier also richtig. | Wayne meinte mit der Schreibwerkstatt vielleicht die "Werkstatt" unter dem Oberpunkt Sonstiges, direkt unter der "Lyrik".
Zum Text, von meiner Seite, evtl. später etwas...
_________________ "Konfuzius schrieb, mann müsse gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu gelangen."
Aber wollen wir nicht alle ans Meer? |
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Fahrender Gaukler
Grundgütiger
 Alter: 40 Beiträge: 2697 Wohnort: Irgendwo in meinem Geiste
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 04.10.2013 18:39
von Fahrender Gaukler
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Vielleicht, glaube ich aber nicht. Die Werkstatt unter Sonstiges ist frei zugänglich, dort hätte er also einen Thread eröffnen können. Die Schreibwerkstatt hingegen ist geschlossen, da kann man nicht ohne Weiteres einen Thread eröffnen. Wenn er es da versucht hat, erklärt das, warum es nicht geklappt hat. Zudem sagt er ja auch explizit "Schreibwerkstatt". Ich gebe aber gerne zu, dass den beiden Begriffen das Potenzial zur Verwechslung innewohnt.
_________________ Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
(Mark Twain) |
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wayne
Gänsefüßchen
W
Beiträge: 47
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Kaius
Wortedrechsler
 Alter: 40 Beiträge: 99
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 05.10.2013 08:05
von Kaius
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Hi wayne,
nun, es mag ja sein, dass dieses Nichtstun am Ende seinem Wesen entspricht, wenn das aber der Protagonist deiner Geschichte ist, dann würde es mir gleich schwer fallen, Sympathie für diese Person zu empfinden. Lass ihn doch wenigstens versuchen, die Polizei anzurufen, wenn er um die nächste Ecke geht.Dort wird er abgewimmelt oder der Akku ist leer oder sonstwas. Alternativ könnte er auch in eine Nebenstraße gehen und mit sich hardern, dann sieht er, wie die Besoffenen von dem Obdachlosen ablassen und das Weite suchen.
Dann müsste Scott ja noch nicht einmal zu dem Opfer hingehen, weil er Angst hat. Aber dann mit dem Handy wenigstens einen Rettungswagen zu rufen, um dann etwas reineren Gewissens nach Hause zu gehen und sich ins Bett zu legen.
Viele Grüße,
Kai
_________________ kaiseuthe.de (Hier wird geschrieben)
kaiuslp.blogspot.de (Hier wird gezockt)
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Iknim
Wortedrechsler
 Alter: 26 Beiträge: 77 Wohnort: südlich von München
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 05.10.2013 22:53
von Iknim
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Hallo wayne,
hier ist meine versprochen Kritk:
Im Prinzip hat Kaius schon längst den Nagel auf den Kopf getroffen; da gibt es nicht viel hinzuzufügen.
Deswegen gehe ich jetzt direkt auf deinen Text ein, wenn du nichts dagegen hast.
Zuerst einmal zu deiner Erklärung:
wayne hat Folgendes geschrieben: | er ist eher als prolog gedacht und sollte nur mal grob einen wesentlichen charakterzug des protagonisten rüberbringen | OK, also ein Prolog. Aber weißt du überhaupt was ein Prolog ist?
Ein Prolog ist nicht primär dazu da, den Protagonisten zu charakterisieren oder den Leser mit Informationen zu zubomben.
Ein Prolog soll den Leser fesseln, an das Buch binden, ihn zum Kauf überreden. Also, Spannung aufbauen. Interesse wecken. Neugierig machen. Und nochmals Spannung aufbauen. Informationen, die den Leser am Anfang noch nicht interessieren, sind überflüssig, wenn nicht sogar töricht, denn dann denkt sich der Leser "Wenn ich mich jetzt schon durch langatmige Passagen kämpfen muss, wie wird es dann erst später im Buch?"
Das, was ich dir mitteilen wollte: Prolog = Marketing
So, nun schau ich mal, was mit deiner Geschichte los ist.
Mit der Interpunktion stehst du auf Kriegsfuß, oder?
Kommt das vielleicht von den riesigen Bandwurmsätzen? Bei denen verliert man mal schnell den Überblick - auch der Leser...
grün = Verbesserungsvorschlag
rot = das Komma hat gefehlt
blau = Wortwiederholung
braun = mein Kommentar
Zitat: | Vor etwa fünfzehn Minuten hatte er das „Shannon´s“, ein kleines, aber gut besuchtes Pub, in dem er die Leute mit Drinks versorgte, verlassen und ziemlich zeitgleich hatte auch der Himmel sein Schleusen geöffnet, um die Straßen mit einem wässrigen Film zu überziehen; einen Schirm hatte Scott natürlich keinen dabei. Er fühlte wie das Regenwasser in seine Schuhe drang und beschleunigte seine müden Beine. Es war bereits weit nach Mitternacht und er wollte einfach nur nach Hause. | Gut, hiermit beantwortest du die Grundbedürfnisse des Lesers (Wann? Wo? Wer?).
Zitat: | Die Arbeit hatte mal wieder länger gedauert, weil ein paar besoffene Mittzwanziger nicht gehen wollten und er sich entschlossen hatte, nicht auf dieses fette Trinkgeld zu verzichten. Wie sich gegen halb drei Uhr morgens herausstellte, war es eine Fehlentscheidung gewesen, denn die paar Münzen, die sie nicht versoffen hatten, steckten sie gegenüber des „Shannon’s“ in einen Zigarettenautomaten. Ein wenig zerknirscht hatte Scott schließlich den Laden dicht gemacht, noch schnell die Abrechnung erledigt und sich auf den Heimweg gemacht. | Aber jetzt, überlege doch einmal: Interessiert das den Leser wirklich?
Zitat: | Die wenigen Menschen, die um diese Uhrzeit noch unterwegs waren, nahm er nur aus den Augenwinkeln als graue, gesichtslose Silhouetten wahr,; das, was sich aber offensichtlich(Das "offensichtlich" ist ein Füllwort. In diesem Fall macht es den Satz unnötig lang.) auf der anderen Straßenseite abspielte, konnte er nicht so einfach ignorieren. | Hier hast du wohl einen Strichpunkt oder Punkt vergessen.
Zitat: | Drei Jugendliche hatten sich bedrohlich vor einem auf dem Boden kauernden Mann, der in zerrissenen Kleidern steckte, aufgebaut, scheinbar in der Absicht, ihn um sein spärliches Hab und Gut zu erleichtern oder einfach nur aus alkoholgeschwängerter Langeweile zu quälen. | Puh... schon wieder ein Bandwurmsatz.
Hast du eine Bandwurmzucht?
Zitat: | Einer der Jugendlichen hatte den Mann mittlerweile gepackt und zerrte ihn, unter besoffenem Gelächter, einige Meter hinter sich her, bevor er ihn in eine Pfütze fallen ließ. | Durch die Kommas wird der Satz leichter verständlich, oder?
Zitat: | Scott versuchte, den inneren Kampf, der in ihm tobte, zu unterdrücken. |
Zitat: | Seine Stimme klang dünn und ängstlich und er bereute, noch während er diese vier kleinen Worte laut aussprach, überhaupt stehen geblieben zu sein. |
Zitat: | Der Bursche, der von dem Mann abgelassen hatte, kam mit schnellen Schritten über die Straße auf ihn zu. Er war nicht besonders groß, aber ziemlich muskulös und. Scott schätzte ihn, im fahlen Licht der Straßenlaternen, auf vielleicht achtzehn oder neunzehn. Sein Kopf war kahlgeschoren und die Augen glänzten, beängstigend aggressiv. |
Zitat: | Der Bursche baute sich, umnebelt von einer Alkohol- und Zigarettenfahne, vor ihm auf und . eEr kam sich plötzlich vor wie eine Maus, die von einer Katze in die Ecke getrieben worden war und jetzt, den sicheren Tod vor Augen, ihre letzten Atemzüge machteend. | Punkte sind besser als "und... und" Konstruktionen.
Zitat: | Scott kramte mit zitternden Fingern in seinen Taschen und holte einige zerknüllte Geldscheine und sowie ein paar klimpernde Münzen hervor. |
Zitat: | Die beste Entscheidung des Abends war wohl gewesen, die Tageslosung gut behütet in einem kleinen Tresor im „Shannon`s“ zu lassen. | Ohne dem "wohl" ist der Satz aussagekräftiger.
Ok, das war jetzt ein bisschen Sisyphusarbeit. Such dir einfach das raus, was dir einleutet
Warum sag ich das? Das machst du doch sowieso.
Liebe Grüße,
Iknim
_________________ "Konfuzius schrieb, mann müsse gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu gelangen."
Aber wollen wir nicht alle ans Meer? |
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wayne
Gänsefüßchen
W
Beiträge: 47
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W 06.10.2013 15:54
von wayne
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hallo iknim,
freut mich, dass du noch die zeit gefunden hast, dich mit meinem text zu beschäftigen.
zum thema prolog geb ich dir recht. der text ist wohl wirklich nicht gerade geeignet, spannung auzubauen und lust aufs weiterlesen zu schaffen. punkt für dich
zum thema "bandwurmsätze": ja ich habe eine gewisse neigung lange sätze zu benutzen, die auch gern mal ein wenig verschachtelt sein dürfen. und ich mache das aus überzeugung. ich finde, dass man dem leser derartige sätze ruhig zutrauen kann, denn ich persönlich hasse nichts mehr als sätze, die lediglich aus drei oder vier wörtern bestehen. der leser ist doch nicht dumm und wenn man sich beispiele der weltliteratur ansieht, sind die auch oft ziemlich "bandwurmig" geschrieben. gut, manche dieser werke sind zu einer anderen zeit entstanden, da hat man generell noch anders gesprochen und so...
trotzdem mag ich meine "bandwurmsätze" und werde sie mir nur mit mühe abgewöhnen können.
Zitat: | Zitat:
Die Arbeit hatte mal wieder länger gedauert, weil ein paar besoffene Mittzwanziger nicht gehen wollten und er sich entschlossen hatte, nicht auf dieses fette Trinkgeld zu verzichten. Wie sich gegen halb drei Uhr morgens herausstellte, war es eine Fehlentscheidung gewesen, denn die paar Münzen, die sie nicht versoffen hatten, steckten sie gegenüber des „Shannon’s“ in einen Zigarettenautomaten. Ein wenig zerknirscht hatte Scott schließlich den Laden dicht gemacht, noch schnell die Abrechnung erledigt und sich auf den Heimweg gemacht.
Aber jetzt, überlege doch einmal: Interessiert das den Leser wirklich? |
ich finde, hier geht es weniger darum, ob den leser die details wirklich interessieren, sondern viel mehr darum, eine lebendige szene zu schaffen, in der lebendige menschen agieren. klar könnte man auch sagen "scott schließt mitten in der nacht seine kneipe ab und geht nach hause". doch ist das lebendig?
ein bisschen "plaudern aus dem nähkästchen" gehört finde ich dazu, um eine sezne echt wirken zu lassen.
die detail- und formfehler, die du ausgebessert hast, leuchten mir allesamt ein und ich werde sie auch entsprechend korrigieren.
bandwürmige grüße,
wayne
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Iknim
Wortedrechsler
 Alter: 26 Beiträge: 77 Wohnort: südlich von München
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 06.10.2013 20:28
von Iknim
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Hallo wayne,
Zitat: | trotzdem mag ich meine "bandwurmsätze" und werde sie mir nur mit mühe abgewöhnen können. | Dann ist gut, ich will dich nicht von deinem persönlichen Schreibstil abbringen.
Zitat: | ich finde, hier geht es weniger darum, ob den leser die details wirklich interessieren, sondern viel mehr darum, eine lebendige szene zu schaffen, in der lebendige menschen agieren. klar könnte man auch sagen "scott schließt mitten in der nacht seine kneipe ab und geht nach hause". doch ist das lebendig?
ein bisschen "plaudern aus dem nähkästchen" gehört finde ich dazu, um eine sezne echt wirken zu lassen. | Du hast recht - aber nur, wenn es irgendeine Szene im Buch ist, brauch man solche Plauderstellen. Wenn es dagegen ein Prolog ist, was ich angenommen hatte, wäre es eins der schlimmsten Dinge, die man machen kann - am Anfang eines Buches vergrault man damit seine potentiellen Leser.
Zitat: | die detail- und formfehler, die du ausgebessert hast, leuchten mir allesamt ein und ich werde sie auch entsprechend korrigieren. | Freut mich, dass mein Fehlersuchen nicht umsonst war.
Liebe Grüße an die Bandwurmzucht,
Iknim
_________________ "Konfuzius schrieb, mann müsse gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu gelangen."
Aber wollen wir nicht alle ans Meer? |
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wayne
Gänsefüßchen
W
Beiträge: 47
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W 20.10.2013 00:23
von wayne
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hallo leute.
wenn es jemanden interessiert: ich habe die geschichte einmal überarbeitet und brauche wieder ehrliche meinungen.
weiter bin ich noch nicht gekommen...
wünsche wie immer viel spass
Dicke Regentropfen fielen vom Himmel, während Scott Irish, eingewanderter Neuseeländer schottischer Abstammung, durch die Straßen von Wellington marschierte. Vor etwa fünfzehn Minuten hatte er das „Shannon´s“, ein kleines, aber gut besuchtes Pub, in dem er die Leute mit Drinks versorgte, verlassen und ziemlich zeitgleich hatte auch der Himmel sein Schleusen geöffnet, um die Straßen mit einem wässrigen Film zu überziehen; Schirm hatte Scott natürlich keinen dabei. Er fühlte wie das Regenwasser in seine Schuhe drang und beschleunigte seine müden Beine. Es war bereits weit nach Mitternacht und er wollte einfach nur nach Hause. Die Arbeit hatte mal wieder länger gedauert, weil ein paar besoffene Mittzwanziger nicht gehen wollten und er sich entschlossen hatte nicht auf dieses fette Trinkgeld zu verzichten. Wie sich gegen halb drei Uhr morgens herausstellte, war es eine Fehlentscheidung gewesen, denn die paar Münzen, die sie nicht versoffen hatten, steckten sie gegenüber des „Shannon’s“ in einen Zigarettenautomaten. Ein wenig zerknirscht hatte Scott schließlich den Laden dicht gemacht, noch schnell die Abrechnung erledigt und sich auf den Heimweg gemacht.
Als er schließlich aus dem Nachtbus stieg, der zwei Straßen von seiner Wohnung entfernt anhielt, hatte der Regen ein wenig nachgelassen. Die wenigen Menschen, die um diese Uhrzeit noch unterwegs waren, nahm er nur aus den Augenwinkeln als graue gesichtslose Silhouetten wahr, was sich aber offensichtlich auf der anderen Straßenseite abspielte, konnte er nicht so einfach ignorieren. Drei Jugendliche hatten sich bedrohlich vor einem auf dem Boden kauernden Mann, der in zerrissenen Kleidern steckte, aufgebaut, scheinbar in der Absicht ihn um sein spärliches Hab und Gut zu erleichtern oder einfach nur aus alkoholgeschwängerter Langeweile zu quälen. Er blieb stehen und beobachtete das Geschehen.
„Du scheiß Penner! Such dir doch Arbeit!“, grölte einer der Jugendlichen mit merklich lallender Stimme und versetzte dem Mann auf dem Boden einen Tritt. Ein schmerzerfülltes Stöhnen erfüllte die Straße.
Scott fühlte plötzlich wieder die feuchte Kälte der Nacht, die langsam unter seine Haut kroch. Er zögerte. Sein Gewissen befahl ihm irgendetwas zu unternehmen, sein Verstand schrie ihn an, einfach weiterzugehen.
Du bist kein Held. Einer der Jugendlichen hatte den Mann mittlerweile gepackt und zerrte ihn unter besoffenem Gelächter einige Meter hinter sich her, bevor er ihn in eine Pfütze fallen ließ.
„Friss Dreck, bist doch nichts anderes gewöhnt!“
Scott versuchte den inneren Kampf, der in ihm tobte zu unterdrücken.
„Lasst ihn in Ruhe!“
Seine Stimme klang dünn und ängstlich und er bereute noch während er diese vier kleinen Worte laut aussprach, überhaupt stehen geblieben zu sein.
„Was willst du denn?“, herrschte ihn einer der drei an.
„Ich…“, Scotts Kehle schnürte sich zusammen.
„Was?“
Der Bursche, der von dem Mann abgelassen hatte kam mit schnellen Schritten über die Straße auf ihn zu. Er war nicht besonders groß, aber ziemlich muskulös und Scott schätzte ihn im fahlen Licht der Straßenlaternen auf vielleicht achtzehn oder neunzehn. Sein Kopf war kahlgeschoren und die Augen glänzten beängstigend aggressiv.
Scott wich einen Schritt zurück.
„Willst du ein Held sein? Kümmer´ dich um deinen eigenen Scheiß“, hallt es durch die Straße und noch ehe Scott reagieren konnte, fing er sich einen heftigen Stoß ein, der ihn gegen die Hausmauer hinter ihm prallen ließ, “der Penner da ist doch sowieso nichts wert!“
Der Bursche baute sich, umnebelt von einer Alkohol- und Zigarettenfahne, vor ihm auf und er kam sich plötzlich vor wie eine Maus, die von einer Katze in die Ecke getrieben worden war und jetzt, den sicheren Tod vor Augen, ihre letzten Atemzüge machte.
“Hau ihm aufs Maul, Rocky!“
Die beiden anderen Burschen hatten mittlerweile von dem keuchenden Mann am Boden abgelassen und schlenderten über die Straße auf ihn zu.
„Ich…will keinen Ärger.“, stammelte Scott.
Die Faust, die plötzlich sein Gesicht traf, kam so plötzlich, dass er nicht einmal noch den Versuch unternehmen konnte, sich zu ducken.
Ihm wurde schwarz vor Augen und auf seiner Zunge konnte er sein eigenes Blut schmecken. Seine Knie sackten unter der Wucht des Schlages in sich zusammen und gaben nach; er lag wehrlos auf dem nassen Asphalt.
Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimmen der drei Jugendlichen über ihm.
„Vielleicht hat er ja ein paar Scheine!“
„Haltet ihn fest!“
Rocky gab ganz klar die Befehle.
Scott spürte, wie die beiden anderen ihn an den Armen packten und wieder hochzogen; er hatte das Gefühl sie würden ihm jegliches Blut abquetschen.
Auf der anderen Straßenseite sah er den Obdachlosen, der noch vor gut fünf Minuten Ziel dieses Angriffes war; wäre Scott weitergegangen, wäre er jetzt vermutlich schon zu Hause. Der Mann hatte sich mittlerweile aufgerichtet und sah stumm zu Scott. In seinen Augen lag pure Hilflosigkeit.
„Los, her mit der Kohle!“, herrschte Rocky Scott an.
Mit zitternden Fingern kramte er in den Hosentaschen und holte einige zerknitterte Geldscheine und ein paar klimpernde Münzen hervor; alles in allem vielleicht zehn Dollar.
„Das is alles?“
Mehr hab ich nicht…“
Irgendjemand musste die Polizei alarmiert haben, denn plötzlich hallten Sirenen durch die Straßen.
Rocky ließ das wenige Wechselgeld in seiner Hosentasche verschwínden.
„Los Jungs, gehen wir. Der Scheißkerl is es sowieso nich wert!“
Als die drei Burschen endlich von Scott abließen und der Klang der Sirenen immer näher kam, sah er auch den Obdachslosen; er packte hastig seine Sachen und ging; er drehte sich nicht um.
Das Letzte, das Scott von ihm sah, wie er verängstigt und gehetzt um die nächste Ecke bog.
Scott rappelte sich ebenfalls auf. Er wollte nicht mit der Polizei sprechen.
Wozu auch?
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