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Aschenputtel-Satire (Aus der Reihe: Märchen aus dem Hinterland)


 
 
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Schatten
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 44
Beiträge: 426
Wohnort: Dort wo der Vogel Phoenix sich zum sterben niederlegt


Lebenslinien - Ein Kurzgeschichtenband
Beitrag29.09.2013 19:27
Aschenputtel-Satire (Aus der Reihe: Märchen aus dem Hinterland)
von Schatten
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Leute!
Lange ist es her, dass ich das letzte Mal hier anwesend war. Aber nun habe ich (endlich) etwas neues verfasst und stelle es den unbarmherzigen Kritiken zur Schau! Very Happy

Wörter: 1548

********* Aschenputtel *****************

Es war einmal ein reiches und glückliches Ehepaar, welches sich von ganzem Herzen liebte. Doch weh und ach, waren sie mit einem gar störrischen Balg geschlagen, das weder gehorchte noch von Herzen gut war. Aschenputtel, so hieß es, weil sie schon in jungen Jahren lieber im Dreck wühlte, als guten Willens zu sein, eine feine Dame zu werden.

Alsbald wurde die bedauernswerte Mutter krank vor Scham, weil ihr Kind zum wiederholten Male während des Gottesdienstes in der Kirche Satanische Verse murmelte und Alkoholreste kotzte, auf die Kutte des Pfarrers, dem es nicht gefiel.

Und so rief die Mutter das verkommene Geschöpf, welches ihren Lenden entsprungen war, zu sich und sprach: «Liebes Kind, werde fromm und gut, so wird dir Gott vielleicht auch wieder beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken und will um dich sein». Doch Aschenputtel tat nicht wie ihr geheißen und ward älter und reifer am Körper, aber nicht im Geiste geworden.

Der Vater heiratete wieder, eine gute Frau mit zwei tüchtigen und wohlerzogenen Töchtern, welche einige Lenzen älter waren als Aschenputtel. Doch das störte den gealterten Mann nicht, so lange er nur wieder zum Schuss kam und seiner eigenen Tochter Antlitz mal nicht ertragen musste.

Es trug sich zu, dass der Vater wieder einmal zur Messe gehen wollte und so fragte er seine beiden Stieftöchter, was sie sich wünschten, dass er mitbringe. Und die eine demütige Tochter antwortete: «Vater, oh, ich wünsche mir so sehr dass du bald wieder Heim kommst, um uns von deinen Eindrücken zu erzählen», während die andere Tochter bat: «Geliebter Vater, ich wünsche mir von dir nur das, was dich auf deinem Rückweg streift.»

Als er Aschenputtel fragte, so antwortete diese nur: «Bring mir'n ordentlichen Fusel mit! Aber nicht wieder diese Kamel-pisse namens Wodka. Wenn schon, dann ordentlichen Stoff, wie Johnny Walker, Jack Daniels, oder Jim Beam, klar?»

Und so tat der Vater wie im aufgetragen wurde. Er kaufte für seine Tochter den feinsten Alkohol, nicht den billigen Fusel, da er befürchtete, seine Tochter bekäme davon Kopfschmerzen. Den letzten schmerzhaften Reigen, den er mit seiner Tochter aufgrund ihrer Kopfschmerzen ausfocht, schwirrten im noch im Kopf. Und auf dem Rückweg beobachtete er, wie die Vögel den Sommer genossen und schaute angetan ihrem Liebesspiel zu, auf dass er seinen Stieftöchtern berichten konnte was alles geschehen war.

Im trauten Heim angekommen war es jedoch ein rechtes Trauerspiel, statt erfreuter Begrüßung seiner Frau und Stieftöchter musste er ihr Wehklagen vernehmen: «Oh Vater, sieh nur was Aschenputtel getan hat», rief die eine Stieftochter aufgebracht und die andere vergrub ihr Gesicht voller Scham in ihren Händen während sie sprach: «Sie hat den Boden benässt, Vater, oh sieh nur ihr wildes Gebaren».

Und der Vater sah schockiert, was seine leibliche Tochter da trieb. Ihr langes Kleid hochgezogen und unter ihren Achseln verstaut, stolzierte sie watschelnd in den Zimmern umher, dabei lallend und pinkelte unermüdlich auf den Boden, welche mit teuren Teppichen ausgelegt waren. Schließlich viel sie lachend und johlend über ihre eigenen Füße in eine Ecke des Zimmers, wo sie sich ihre Nase anschlug, so dass sie blutete. Das störte sie aber nicht; sie lachte weiter.

«Liebes Kind», so sprach er und sein Herz wurde schwer, «Was ist nur aus dir geworden. Der Trunksucht verfallen, benimmst du dich schlimmer als jedes Ferkel in seinem Stall.»

Doch Aschenputtel antwortete nur glucksend: «Wo'isn mein Fusel, du alter Sack? Isch-hab noch eine Flasche gefunden, aber die is irgendwie … leer, ischweiß auchnisch wie das kommt.»

Die Stieftöchter weinten bitterlich und flehten ihn an, es enden zu lassen. Doch dem Vater ward es schwer eine Lösung zu finden. Da rief die Frau plötzlich: «Mein Mann, so höre meine frohe Kunde, die ich kürzlich vernahm: Des Königs Sohn ist im Heiratsfähigen Alter und gibt ein Fest zu dessen Ehren, um eine rechte Braut zu finden». Und der Vater atmete auf. Sogleich ritt er wieder zurück zur Messe, um zu kaufen, was immer nötig war, um Aschenputtel für das Fest des Königs herzurichten.

Während der Vater eiligst Kleider aus purer Seide, Diamantohrringen und allerlei anderen Tand suchte, wuschen und putzten die Stieftöchter und die Stiefmutter das Aschenputtel gründlich, kleideten sie schließlich mit dem teuren Stoff ein und hofften, dass der Prinz sie nehmen möge.

Am Abend dann, auf dem prunkvollen Fest, spielte klassische Musik und der Prinz stand mit seinen Eltern in der Nähe der reichlich gedeckten Tische, die mit den köstlichsten Speisen aus aller Herren Länder bedeckt waren. Sie beobachteten das muntere Treiben auf dem Tanzparkett in der Mitte.

Doch der Prinz schien nervös. «Liebste Eltern, seid ihr sicher dass ich Heute meine Traumfrau finden werde, auf dass ich für immer und ewiglich glücklich werde?» Seine Eltern nickten zustimmend und schickten ihn in das Getümmel, sich eine auszusuchen.

«Der Junge ist einundzwanzig Jahre alt», stöhnte der König, «Wann sucht er sich endlich eine Braut und verschwindet aus dem Schloss? Ich will endlich wieder nackt durch die Säle laufen können, so wie damals, als wir selbst noch jung waren.» Und die Königin antwortete: «Nur Geduld, mein Gemahl, wenn er sich nicht entscheiden kann, werden wir es für ihn übernehmen!»

Und so geschah es, dass der Prinz eine nach der anderen zum Tanz aufforderte. Eine war schöner und graziler als die andere. Trotz dass der Prinz sich nicht recht entscheiden mochte, amüsierte er sich und sammelte Höschen mit Adressdaten darin. Der Abend zog sich hin und wenige Minuten vor Mitternacht kam der Prinz dazu, auch das bis zum Stehkragen abgefüllte Aschenputtel zum Tanz aufzufordern.

Dieses hatte unglücklicherweise kein Höschen mehr und musste zudem von ihren Stiefschwestern gestützt werden. Dennoch gelang es, Aschenputtel dem Prinzen in die Arme zu lotsen, damit er mit ihr tanzen konnte. Er hatte glücklicherweise ebenfalls recht tief in die Sektgläser geschaut, während er von jeder der Anwärterinnen zu getextet wurde, bevor er mit ihnen tanzen konnte.

Dass sie sich gegenseitig auf ihre Füße traten und mehr stolperten als tanzten, bemerkten sie beide nicht wirklich, was für alle Außenstehenden jedoch befremdlich wirkte. Doch darum kümmerte sich Aschenputtel nicht. Sie lallte ihm nur immer wieder zu, wie geil er aussähe und dass sie sich unbedingt mal im Park treffen sollten. (Eigentlich sagte sie „vögeln“, da das hier aber ein Märchen ist, gehört diese Anzüglichkeit hier nicht hinein!)

Doch bevor der Prinz etwas zurück lallen konnte, schlug die Uhr Mitternacht. Und plötzlich hatte es Aschenputtel sehr eilig. Sie stieß sich von ihm ab und stolperte in Richtung Ausgang. Die Stiefmutter und Stiefschwestern liefen eiligst hinterher, um zu erfahren, warum Aschenputtel es plötzlich so eilig hat.

Auf der großen Treppe zum Schlosseingang stoppte sie unvermittelt und kotzte plötzlich auf zwei der Treppenstufen, bevor sie weiterlief und durch das dichte Gebüsch in der Dunkelheit verschwand.

Der darauffolgende Morgen war für Aschenputtel durchsetzt von Kopfschmerzen. Daher ward es auch nicht sonderlich gut gelaunt, als die Stiefmutter sagte, sie hätten kein Aspirin mehr im Haus. Da warf das Aschenputtel mit einer Schnapsflasche und fauchte: «Dann kauf es mir gefälligst, Schlampe! ...»

Um weiteren Tiraden aus dem Weg zu gehen, ging die ganze Familie aus, um Aschenputtel auf dem Marktplatz die Aspirin zu kaufen, nach denen ihr verkaterter Kopf verlangte. Doch schon nach wenigen ihrer Schritte ritt unerwartet der Prinz auf sie zu – in gemächlichem Trab, denn auch ihn quälten arge Kopfschmerzen.

«Euer Hoheit», entfuhr es dem Vater, «was tut ihr zu so früher Stunde hier draußen?»

Und der Prinz antwortete, während er seine Schläfe massierte: «Ich bin einer Spur von makelloser Schönheit gefolgt, geformt aus Kotze. Diese gar reinste und grandioseste Kotze, die nur ein Engel ausstoßen kann, stammt von ihr, da bin ich sicher!»

«Von „ihr“, mein Prinz?», fragte die Stiefmutter, als wüsste sie nicht, von wem er sprach.

«Der Göttergleiche Engel, mit dem ich kurz vor Mitternacht getanzt habe. Sie verschwand als die Uhr zwölf schlug und hinterließ dieses Zeichen, dem ich folgen konnte. Und nun bin ich hier, bereit, sie zur Gemahlin zu nehmen»

Vater, Stiefmutter und die beiden Töchter freuten sich insgeheim und kehrten augenblicklich um und begleiteten den offenbar schwerst gestörten Prinzen zu ihrem Haus, wo Aschenputtel immer noch auf die Aspirintabletten wartete.

Sie war nicht sehr angetan, als die Familie ohne die ersehnten Kopfschmerztabletten zurück kam, wunderte sich jedoch über den hohen Besuch, der nun zur Tür herein trat.

«Oh du mein Augenstern», entfuhr es ihm, als er Aschenputtel breitbeinig auf einem Stuhl sitzen sah, «Du bist es tatsächlich». Er kniete vor ihr nieder und küsste ihre Hand, die nach ranzigem Fett stank, welches man unter Umständen in den tieferen Regionen findet, wenn diese nie gewaschen wurden.

Der Prinz nahm sie ohne zu zögern mit in das Schloss seiner Eltern, um ihnen zu verkünden, dass er seine Traumfrau gefunden habe und er nun bereit wäre, ein eigenes Königreich zu gründen und zu regieren.

Die Hochzeit, welche noch am selben Tag stattfand, war prunkvoll und die geladenen Gäste zahlreich. Es gab Torte, zwei überglückliche Väter und Alkohol in rauen Mengen. Es wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Der Prinz wurde permanent abgefüllt, damit er Aschenputtel ja nicht nüchtern ertragen musste und alle waren zufrieden und glücklich.

Und wenn sie nicht gestorben sind, … trinken sie noch Heute.



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Sun Wukong
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S
Beitrag05.10.2013 11:34

von Sun Wukong
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Hallo Schatten,
ich kenne ja noch ein paar deiner früheren Sachen. Hm, also die Sprachvermischung finde ich ganz gelungen, das wirkt tatsächlich schon wie ein Cut-Up teilweise.
Unterhaltsam fand ich das jetzt nicht so. Märchenveralberungen gibt es einfach schon sehr viele, so dass die reine veränderte Nacherzählung einfach noch mehr Originalität braucht, um fesseln zu können.

Die Schilderung der Trunksucht und Kotzorgien - da fehlen mir entweder übertriebenere, comichaftere Bilder (-> Betonung des komisch Skurrilen) oder eine empathischere Erzählung (-> Betonung des Tragischen), die das ganze endgültig in eine bestimmte Richtung bringen. Also, welche Absicht hast du genau mit dem Text? Es geht mir da ähnlich wie mit einem früheren Wettbewerbsbeitrag, der für mich vom Stil und Humor sehr ähnlich rüberkommt. Je nachdem, ob du diesen Text für gelungen hälst oder nicht, kannst du vielleicht etwas mitnehmen, wie du genau einen Text gestalten möchtest.

Es gibt noch ein paar Flüchtigkeitsfehler, nix schlimmes, bloß die vertauschten Klammern möchte ich erwähnen (>> blabla <<)

Grüße!
Christian
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Schatten
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Alter: 44
Beiträge: 426
Wohnort: Dort wo der Vogel Phoenix sich zum sterben niederlegt


Lebenslinien - Ein Kurzgeschichtenband
Beitrag11.10.2013 19:17

von Schatten
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Hallo Sun! smile

Meine Absichten mit diesem Text? Ich hatte ehrlich gesagt keinen. Ich wollte lediglich wissen, ob solche Erzählungen überhaupt einen Wert besitzen.
Du hast mir erklärt, dass es Satire dieser Art schon zu häufig gibt. Und das ist o.k. Ich hatte gehofft, dass meine Geschichte als "geniale Satire" betrachtet wird. Das ist sie nicht. Ist in Ordnung. Jetzt weiss ich zumindest, dass sie lediglich für einen kurzen Schmunzler gut war.

Danke für die ehrliche Meinung. Very Happy

Übrigens: Die vertauschten Klammern sind mir jetzt peinlich. Embarassed


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