|
|
Autor |
Nachricht |
Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
|
03.10.2013 15:52
von Amaryllis
|
|
|
Liebe/r Inko,
vorab noch ein paar Worte: Ich persönlich sehe mich nicht als E-Literatur-Expertin, weder in schreibender noch in lesender Form, also nimm es mir bitte nicht übel, sollte ich nicht alles so verstanden haben, wie es vielleicht gemeint war. Zudem habe ich unter einem relativ hohen Zeitdruck gelesen und kommentiert, meine Obergrenze, einen Text zu lesen, lag also bei zwei Lektüredurchgängen.
So, jetzt aber zum Text:
Dein Text hat mich gefesselt. Die Idee mit den Blasen finde ich ganz toll, ebenso wie die Rad(schlauch)-Metapher. Du hast einen relativ sicheren Stil, der sich für mich flüssig lesen lässt, der durch seine Bildsprache aber auch nicht zu einfach und glatt ist. Manchmal hast du leider für mein Gefühl ein paar Hacker eingebaut, ich geb dir nachher noch ein, zwei Beispiele.
Auch die Thematik des Textes gefällt mir gut, dieser Transgender-Aspekt, den ich herauszulesen geglaubt habe. Auch die Gleis-Vorgabe hast du sehr gut umgesetzt, das Bernhard-Zitat ist für mich nicht ganz so deutlich erkennbar, es geht zwar schon um die jeweils subjektive Wahrheit, aber weniger um das Mitteilen dieser Wahrheit, es steht mehr das Verstecken-Wollen der Wahrheit im Vordergrund.
Jetzt noch die größten der Erbsen:
Zitat: | Ich merke, wie sich meine Lungen mit Luft füllen bei diesem allmorgendlichen Ritual, ohne diesesdas ich es nicht einmal bis zum Bahnhof schaffen würde. |
Du hast einen überpropertionalen Gebrauch von "dieses", zwei Sätze später kommts schon wieder. Hier kannst du meiner Ansicht nach ruhig das profane "das" nehmen, das tut dem Bild keinen Abbruch.
Zitat: | Hier, in Mitteninmitten einer müden trüben Traube aus Pendlern, Getrieben, Rastlosen. |
Zitat: | Geschah das erst jetzt, heute, weil der Zug nicht kommt? |
Finde ich von der Zeitenfolge her nicht so schön, Perfekt hätte mir besser gefallen.
Einmal hast du noch ein Komma vergessen und einmal die Leerzeichen.
Alles in allem finde ich aber, dass das ein sehr runder Text ist, der in meiner persönlichen Wertung eher vorne landen wird.
Meine Bewertung erfolgt, sobald ich alle Texte kommentiert habe.
Alles Liebe,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
|
Nach oben |
|
|
Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2832
|
R 03.10.2013 16:52
von Rübenach
|
|
|
Vorab:
Um alle Texte befedern zu können, musste ich mich häufig bei der Bewertung sehr kurz fassen. Außerdem habe ich dieses Mal sehr subjektiv bewertet und keine Bewertungsschemata (drei Federn für die Umsetzung der Vorgaben etc.) benutzt. Natürlich führt dies im Einzelfall zu völlig ungerechten Beurteilungen. Ist mir aber auch egal. Was mir bei sehr vielen Texten aufgefallen ist, ist die fehlende Auseinandersetzung mit dem Bernhard-Zitat. Entweder es wird ohne triftigen Grund in den Text gepackt, oder der Autorin glaubt, es sei ausreichend zu zeigen (oder zu behaupten), dass es immer mehrere Wahrheiten gebe.
Der rosa Planet
Normalerweise (ohne Wettbewerb) wäre die Gefahr groß gewesen, dass ich den Text nach den ersten Absätzen weggelegt hätte. Du walzt ein Thema breit aus, über das ich schon tausendmal gelesen habe.
Gut erzählt fand ich die Kinderzimmerszene und das Transgender-Thema bringt tatsächlich Farbe in die Geschichte. Davon hätte ich gerne mehr gelesen, auf die uralte Hamsterrad-Leier kann ich verzichten.
Das Ende kann ich mir auch besser vorstellen, hier hindert die Bahnhofsmetapher. Und die Milchstraße war dann doch etwas plump. Hier war mehr drin.
4 Federn. Ich habe im Schnitt 4,32 Federn vergeben
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
|
Nach oben |
|
|
Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
|
03.10.2013 22:36
von Jenni
|
|
|
Manchmal kommt die Wahrheit auch an, ohne mitgeteilt werden zu müssen? Vielmehr ohne durch Worte mitgeteilt werden zu müssen. Manches muss man nicht sagen.
Worin die rosa Wahrheit dann tatsächlich besteht, ist mir zwar nicht klar, ob es nur generell darum geht, frei von Vorurteilen und Erwartungen zu leben, oder darum in einem anderen Geschlecht zu leben (?) - ist ja aber eigentlich auch irrelevant. Der Sohn jedenfalls ist dem Vater einen Schritt voraus und befreit ihn aus seiner Blase, gerade bevor der Vater den Mut aufgibt.
Ich finde die Geschichte sehr schön erzählt, sehr viele Details, die zum Ganzen beitragen, es rund machen, geschlossen. Vielleicht zu geschlossen sogar, weil da für mich jetzt nicht viel bleibt, was nachklingt und mich weiterbeschäftigt.
Im Wettbewerb für mich Mittelfeld.
|
|
Nach oben |
|
|
anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
|
04.10.2013 10:34
von anderswolf
|
|
|
Nachvollziehbar geschilderter Konflikt, der allerdings im Überpathos der Sprache zu versinken droht, während das titelgebende Bild mit seiner Oberflächlichkeit das gesamte Ausmaß der Lebenslüge stark verharmlost. Die Aneinanderreihung zueinander nicht passender Bilder erweckt den Anschein einer Unentschiedenheit, die nicht zur Entweder-Oder-Entscheidung des Protagonisten passen. Weniger Vielfalt wäre hier mehr gewesen.
Zu wünschen wäre außerdem eine bessere Beobachtungsgabe, bspw. bei den Reisenden im Zug, die selbst bei schnellfahrenden Zügen aufgrund der Trägheit der Masse ja nicht wirklich in ihre Sitze gepresst werden, sondern sich im Gegenteil in der Regel sehr frei im Zug bewegen.
Schöne Auflösung des Konflkts, ziemlich platter Schlussatz.
|
|
Nach oben |
|
|
Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
|
04.10.2013 15:41
von Zinna
|
|
|
Hallo Inko/a,
ein Mann, nicht nur in Tretmühle und Hamsterrad gesperrt, sondern noch zusätzlich damit belastet, dass er seit Kindheit an seine weiche Seite verbergen muss. (Vielleicht fühlt er sich sogar komplett falsch im eigenen Körper- eine Möglichkeit, doch kein Muss in der Deutung.)
Ich nehme ihm ab, wie schwer ihm das Funktionieren fällt und wie die Wirkung seines Heilmittels, Frau und Kind, wie bei einem Drogensüchtigen immer kürzer zu wirken scheint.
Einzig die Reaktion seiner Frau rosa=ok kommt mir aufgesetzt vor. (Nicht dass sie ihn versteht, sondern der Gebrauch seiner Farbe.)
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
|
Nach oben |
|
|
shao Leseratte
Alter: 41 Beiträge: 106 Wohnort: Norddeutschland
|
04.10.2013 17:53
von shao
|
|
|
Ich finde, gerade bei dem (inhaltlichen) Thema, hätte man das (vorgegebene) Thema schöner umsetzen können, wenn man es metaphorisch beschrieben hätte.
Und hier Zitat: | Kostüm- und Schlipsträger-Strich-innen | hab ich echt ne Weile gebraucht, bis ich das begriffen habe Den Ausdruck finde ich gut.
|
|
Nach oben |
|
|
lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
|
04.10.2013 18:21 aw:DerrosaPlanet von lilli.vostry
|
|
|
Hallo,
ein Text, der scheinbar von ganz normalem Familienalltag erzählt. Doch der Mann trägt ein Geheimnis seit seiner Kindheit mit sich herum und träumt von einem "rosa Planet", wo er so sein könnte wie er sich fühlt...
Schön, wie die Alltagsroutine am Morgen auf dem Weg zur Arbeit bilder- und andeutungsreich beschrieben werden. Manchmal aber zu nebulös verschwommen, was sind Blasen und Gummihäute, die da alle mit sich herumtragen?
Der für mich beste und Kernsatz: "Auf den Gleisen bleiben, bedeutet im Spiel zu bleiben."
Den Schlussatz mit der Adresse "Milchstraße 3" verstehe ich nicht ganz, ahne nur dass es eine Anspielung auf die Milchstraße im Weltall ist... Doch er lebt ja auf der Erde mit seiner Familie... Heißt dass, dass sie seinen Traum nun zusammen leben können, und er aus dem "geheimen rosa Wunderland" endlich heraustreten kann?
Ich gebe vier Federn.
Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
|
Nach oben |
|
|
Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
|
K 09.10.2013 20:53
von Kara
|
|
|
Hallo!
Danke Euch für die ausführlichen Antworten! Meine eigenen fielen immer derart knapp aus, dass mir die Schamesröte ins Gesicht stieg, als ich die Länge und Ausführlichkeit Eurer Kommentare erblickte. Schluck. Ich weiß gar nicht, wie Ihr das immer macht, woher Ihr die Zeit dafür nehmt. Vielleicht verrät es mir der ein oder andere einmal.
Und dass es bei diesem Wettbewerb mit meiner Zeit besonders knapp war, war ja an meinem Beitrag unschwer zu erkennen. Nicht überarbeitet, voller Flüchtigkeitsfehler. Diese Schlampigkeit tut mir leid. Vielleicht verzeiht Ihr mir, wenn ich gestehe, den Text am Donnerstag Vormittag zwischen 9 Uhr morgens und 12 Uhr wie wild in meinen Laptop gehackt habe. Mehr Zeit hatte ich nicht zur Verfügung, abends noch einmal schnell drüber lesen und kurz vor knapp abgeschickt.
Ich freue mich umso mehr, dass der Text einigen Leuten wirklich gefallen hat, denn es hat mir Sauspaß gemacht, ihn zu schreiben. Lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß am Schreiben, vielleicht lag es am Zeitdruck oder einfach auch nur daran, einmal so runter zu schreiben, wie es beliebt. Und dann ist es natürlich cool, dass er , trotz der mangelnden Überarbeitung und der Fehler darin, so gut abgeschnitten hat!
Danke für Eure Mühe,
lieben Gruß Kara
_________________ ...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht... |
|
Nach oben |
|
|
lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
|
10.10.2013 13:08 aw:DerrosaPlanet von lilli.vostry
|
|
|
Hallo Kara,
ich finde es erstaunlich, so eine Geschichte in so kurzer Zeit (3 Stunden) wie Du mitteilst, zu schreiben.
Kann mir schwer vorstellen, dass da nicht schon vorher eine Grundidee/Konzept da war, um den Text dann aufzuschreiben...
Man merkt der Geschichte aber auch auch an, dass sie schnell geschrieben wurde, denn es bleiben einige Fragen offen. Siehe meinen Kommentar.
Fände es gut, wenn Du die noch beantwortest.
Ich habe mir auch die Zeit zum Lesen und Kommentieren genommen...
Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
|
Nach oben |
|
|
Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
|
K 10.10.2013 14:33
von Kara
|
|
|
Hallo Lilli!
Habe momentan Probleme mit meinem Server, daher meine Antwort häppchenweise...
Die Idee zu dem Text kam mir in der Tat schon zwei Tage vorher. Aber aufgrund von Berufstätigkeit und einem Elternabend im Kindergarten konnte ich sie nicht zu Papier bringen. Das habe ich erst am letzten Tag gemacht und im Akkord. Normalerweise drehe ich jeden Satz tausendmal um, vielleicht ist das mein Problem. Vielleicht tut mir Zeitdruck ganz gut. Von den Flüchtigkeitsfehlern einmal abgesehen.
ahhh, sorry, er schmeißt mich immer wieder raus....
... nun weiter. Das ist echt blöd, ich schreibe die Antwort nun schon zum dritten Mal...
...also... Das Bild in meinem Kopf war Folgendes .
Der Prota ist so einsam, dass er meint, er lebe auf einem fremden Planeten. Auf seinem Heimatplaneten herrschen die Lebensbedingungen, die er zum Glücklichsein, zum Überleben braucht, die richtige Atmosphäre zum Beispiel. Daher die Sauerstoffzufuhr, daher die Sauersstoffblase, die er hier auf der Erde zum Leben benötigt.
Es geht um Anpassung und Lebenslügen. Wenn diese bewußt werden, geht einem die Puste aus.
Mein Prota würde nur zu gerne die Lebensbedingungen schaffen, die seinen innersten Bedürfnissen entsprechen, kann aber aufgrund seiner Familie und vor allem wegen des gesellschaftlichen Druckes sich diese nicht schaffen.
Dann merkt er, dass sein Sohn ähnliche Bedürfnisse an den Tag legt wie er und seine Frau dies toleriert. Sein Sohn erlöst ihn dadurch und sie bereitet ihm mit ihrer Offenheit und Liebe den Schritt über die Gleise hinweg, eine Rückkehr zu seinem Heimatplaneten.
Adresse Milchstrasse deshalb, weil es die Bezeichnung unserer Galaxie ist. Sonne und Erde sind Stern plus Planet in der Galaxie Milchstrasse. Eine Ansammlung aus Abermillionen verschiedenster Sterne und Planeten. Es gibt auch noch andere Galaxien im Universum, z.B. der Andromedanebel.
Ich wollte sagen, dass eben jeder einzelne auf seinem eigenen Planeten lebt und unterschiedlichste, individuellste Bedürfnisse hat, die er zum Leben braucht. Sich zu zwingen, auf anderen Planeten zu leben, macht auf Dauer krank und unglücklich. Und selbst wenn jeder auf seinem eigenen Planeten lebt, kann man friedlich ( in der Milchstrasse ) zusammenleben / Coexistieren / Lieben etc.
Ja, so in etwa waren meine Hintergedanken. Es geht um ein Mitlaufen, Anpassen, Verstecken, Gleichmachen.
Es geht um Angst, Existenzangst, Individualismus. Um Liebe und Toleranz.
Ich hoffe, liebe Lilli, ich konnte Deine Fragen beantworten. Wenn nicht, melde Dich.
Lieben Gruß, Kara
|
|
Nach oben |
|
|
lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
|
10.10.2013 17:48 aw:derrosaplanet von lilli.vostry
|
|
|
Hallo Kara,
danke für Deine Erläuterungen/Bweggründe zu dieser Geschichte. Das SinnBild mit dem Planeten, wohin sich der Mann träumt, weil er auf der Erde nicht die Erfüllung findet, habe ich schon verstanden.
Nurt die Zusammenhänge dann mit den Luftblasen und Milchstraße nicht ganz so, wie Du es jetzt sehr schön, auch poetisch beschreibst mit den vielen anderen Planeten - Sternensystemen, die da mehr oder weniger entfernt voneinander kreisen... Vielleicht kannst Du diese Gedanken ja dazu noch etwas genauer in die Geschichte schreiben, dann versteht man auch den Schlusssatz mit der Adresse Milchstraße besser.
Auf jeden Fall ein schönes, ausbaufähiges Thema.
Gerne gelesen.
Viel Freude und vor allem Zeit wünscht Dir beim WeiterSchreiben,
herzlich Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
|
Nach oben |
|
|
Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
|
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 2 von 2 |
Gehe zu Seite 1, 2 |
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung | Buch | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|