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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 10/2013
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Gast







Beitrag03.10.2013 09:33

von Gast
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Hallo smile

Das Ich und seine Gedankenströme. Einmal zu sich selbst hingedacht, im zweiten (Ab-)satz zum Du hin und dann der Versuch, das Ganze nochmal anders zu denken ... Er und das Wir und am Ende ...? Er ruft an.
Ich habe versucht, mir vorzustellen, was genau geschehen sein könnte (viel mehr bleibt ja nicht zu tun), die Hinweise sind da, können interpretiert werden. Denn es ist gar nicht so schwer, diesen sich im Kreis bewegenden Gedanken zu folgen, sie kommen immer wieder an denselben Punkten vorbei, es ist wie bei einer Karussellfahrt: Bevor es einem schwindlig wird, sucht man sich einen Punkt, den man mit einem vorausschauenden Blick festhält, solange bis man endgütig vorbei ist und die nächste Halbrunde beginnt.

Zitat:
und ich kann dir nicht sagen, wie ich dort gelandet bin und wie das geschehen konnte, ich kann es dir einfach nicht sagen, aber ich habe mich so erwachsen gefühlt und so lebendig und so wichtig und selbstständig wie ich es seit Jahren nicht getan habe und ich habe an dich gedacht, natürlich habe ich an dich gedacht, aber ich habe anders an dich gedacht als ich es sonst tue und natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, was du von mir halten würdest, aber die Sorgen waren winzig klein und sie waren nur ganz weit hinten in meinem Kopf und sie haben nicht so laut gerufen wie mein ICH in meinem Kopf, das war viel lauter und es hat mich angefeuert und ich habe mich so sehr nach mir selber gefühlt, viel weniger nach dir, wie ich selbst, wie ich innen drin und deswegen habe ich das getan und es tut mir leid, es tut mir nicht leid, es tut mir doch leid, es tut mir leid, dass ich es erzählt habe


Zitat:
was ist, wenn er Recht hat und wenn es wirklich Unrecht war und wenn nur ich es nicht so empfinde, weil ich mich so lebendig gefühlt habe,


Ich weiss nicht recht, wie ich es anders zeigen könnte, aber hier (fett) sind für mich die "Fixpunkte", hier erfahre ich, dass es einen Ort/eine Person/ein Erlebnis gab, wo er/sie gelandet ist, sich wohl gefühlt hat. Es gab Vorwürfe, es wurde an das Unrechtsbewusstsein appelliert, aber Ich wehrt sich (noch) dagegen, denn dadurch, dass es sich mitgeteilt hat, es erzählt hat, ist es echt geworden.

Das Ende, nämlich: was wird jetzt?, bleibt offen. Die Frage ist, wie kann etwas, was gestern erst war, heute schon erzählt wurde, anders "behandelt" werden, von diesem dominanten Gegenüber, als überrollt und erstickt zu werden? Vielleicht aber bleibt etwas von diesem Gefühl, lebendig zu sein, vielleicht will Ich es wieder fühlen. Mit wem? Wodurch? Wie gesagt, für mich bleibt das offen.

Der Versuch, die eigene Wahrheit zu finden, sie in sich zu entdecken, durch das "Quer"-Laufen, das Ausbrechen, ist vielleicht erst am Beginn, aber er ist gültig.

Das hast du mir in drei Sätzen klargemacht smile Und ausser Atem bin ich auch nicht, hat sich gut lesen lassen ...

Lorraine
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Lupo
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 364
Wohnort: Pegnesien


Beitrag03.10.2013 11:15
Blockiert
von Lupo
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Ich lese, verfolge Wörter, betrachte Buchstaben, eile die Zeilen entlang, suche den Satz zu fassen, und rase immer schneller durch das Geschriebene, um endlich einen Punkt zu finden. Uff! Die Redundanz der Skizzeninhalte hält mich zunächst bei Laune, weil ich mich über die kleinen Wendungen in der Betrachtungsweise freue, ermüdet mich aber zusehends, denn ich entdecke nichts, woran ich einen Gedanken festzurren könnte, um dem nächsten Absatz gegenüber gewappnet zu sein. Die Gleise: Furchen im Teppich, okay! Bernhards philosophische Selbstbefriedigung umgedeutet als Bitte um Verständnis, okay!
Erleichtert höre ich die (Telefon-) Klingel.
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wonderland
Eselsohr

Alter: 59
Beiträge: 201
Wohnort: bei Giessen, Hessen


Beitrag03.10.2013 11:46

von wonderland
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lösch

_________________
Denk selbst
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wonderland
Eselsohr

Alter: 59
Beiträge: 201
Wohnort: bei Giessen, Hessen


Beitrag03.10.2013 11:47

von wonderland
Antworten mit Zitat

Mir gefällt dieser Text sehr gut, das Atemlose der Endlossätze spiegelt perfekt die Verzweiflung der Ich-Erzählerin. Die drei Sätze nehmen mich mit, und nicht ein einziges Mal stolpere ich über eine Formulierung ... bis zum Schluss, der inhaltlich zwangsläufig ist, aber die sprachliche Umsetzung fällt (sicher absichtlich) für mich zu sehr aus ihrem frame of mind.
8 Federn von mir.


_________________
Denk selbst
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag03.10.2013 12:19

von Jenni
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Dieser ist der Text, der mich am wenigsten loslässt. Der mich vom ersten Satz (Scherz), von Anfang an völlig reinzieht in sein Tempo, seinen Rythmus und seine Intensität.

Ich könnte auch sagen, dass ich das mit den drei Sätzen etwas verkünstelt finde, und während der erste Satz perfekt ist, der dritte Satz für mich auch gut hätte anders strukturiert sein können ... aber dann könnte ich auch wieder denken, dass das eine Art Sport-Metapher ist, hin der erste Satz (Versuch, Überzeugung, Hoffnung), zurück der zweite (Zweifel, Bereuen), und der dritte bringt die Entscheidung?
Ich könnte auch sagen, dass ich das Gleisthema hier nicht so ganz nachvollziehbar umgesetzt finde, da es eher um eine (Lebens-)Richtung entgegengesetzt zu einer anderen geht ...

ABER: Ich liebe diesen Text, und alles was ich zu meckern hätte, das fülle ich einfach mit subjektiven Sonderfedern wieder auf. So.
Ich liebe, wie das Zitat behandelt wurde. Die Angst davor, sich selbst nicht vermitteln zu können, und es deshalb meistens gar nicht erst zu versuchen - das finde ich nachvollziehbar und nachfühlbar. (Dann geht es wohl auch noch um Vertrauensbruch und Schuld, aber das war für mich nicht das Bedeutungsvolle daran.) Vor allem aber, wie schon gesagt, nimmt mich der Text so mit, dass ich ihn einfach gerne lese und gerne immer wieder.

Tja, jetzt klinge ich auch für mich selbst irgendwie zwiegespalten, aber was soll's ...
Letztendlich völlig subjektive 9 Federn.
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finis
Klammeraffe
F


Beiträge: 577
Wohnort: zurück
Die lange Johanne in Bronze


F
Beitrag04.10.2013 12:13

von finis
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Hallo,

Das ist schon echt geschickt gemacht von Ich über Du zu Er (jeweils die Satzanfänge). Im ersten Satz dominiert das Ich: ich laufe, warte, was habe ich gemacht, ich will, dass er mich sieht wie ich bin...
Im zweiten Satz die direkte Ansprache, d.h. das Ich wird zurückgenommen für das Du: Du verstehst mich nicht, du hast nichts davon gewusst, versuch mich zu verstehen, es ist erst echt geworden, als ich mit dir gesprochen habe...
Im dritten Satz dann fast die neutrale Ebene: Wie wird Er handeln, was wird er sagen, wird er mir verzeihen, wird er mich anrufen...

Dabei werden die Selbstzweifel und -vorwürfe sehr deutlich, das Bangen um den Anruf, durch diese direkte Innensicht, die ungefiltert wirkt (erstaunlich bei einem Wettbewerb über Wahrheit Wink )

Ein Text, den man immer wieder neu lesen kann. Mir gefallen die Furchen im Teppichboden sehr und insgesamt habe ich den Text einfach gern gelesen.

Lieben Gruß
finis


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"Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky)
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag04.10.2013 12:39

von femme-fatale233
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Das ist der erste Text, den ich in diesem Wettbewerb lese und wenn alle so gut sind, dann ist dieser Wettbewerb eine wunderbare Sache.
Ich mag es, dass der Text so atemlos ist. Er erinnert an einen Monolog aus einem modernen Theaterstück - schreibst du sonst dramatische Literatur?
Die Figur ist verzweifelt, ohne Anfälle von Metaphern - das ist gut - sie tigert. Ein bisschen Sarah Kane-Beziehung, die sich da zwischen den beiden (Liebenden?) auftut, weil so hilflos...
Gefällt mir gut.
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Zinna
Geschlecht:weiblichschweißt zusammen, was


Beiträge: 1551
Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
Das Silberne Pfand Der silberne Durchblick
Lezepo 2015 Lezepo 2017
Podcast-Sonderpreis


Beitrag04.10.2013 15:36

von Zinna
Antworten mit Zitat

Hallo Inko/a,

Ein LI, das von dem durch „ihn“ auf festgelegten Gleisen angelegten Leben abgewichen ist, seinen eigenen Weg gehen will, eigene Entscheidungen treffen will.
Ein Text, der aus drei Schachtelschachtelschachtelsätzen besteht. Diese Ausführung macht es für mich anstrengend, den Text zu lesen und ich muss gestehen, meine Gedanken schweiften mehrmals ab, so dass ich mich zurück in den Text rufen und meinen verlorenen Lesefaden wieder suchen musste.
Tut mir leid, ich empfinde es anstrengend zu lesen und besonders die vielen Wiederholungen wirken nicht verstärkend sondern ermüdend.

Edit.
Ich habe deinen Beitrag nochmal, diesmal bei Licht gelesen. Und siehe da, liegt es am Hell oder dass mir dein LI nicht mehr so fremd ist, es ist mir nicht mehr so fremd. Ich verstehe was es sagt und warum. Doch bleiben mir seine Gedanken und Empfindungen zu allgemein gehalten, mir erscheinen keine Bilder.
Ein Text, der mich mehrmals zum Lesen ruft, mich aber nicht wirklich  hinein zu ziehen vermag.
Und eine Gliederung in mehr als drei Schachtelsätze hätte gut getan. Deinem Text und mir. Wink

LG
Zinna


_________________
Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna
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shao
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 41
Beiträge: 106
Wohnort: Norddeutschland


Beitrag06.10.2013 17:58

von shao
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Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank für die Kommentare!
Dass nicht jeder so einen Gedankensturm lesen mag, kann ich verstehen.

Für mich war das so ein "Bauchgefühl-Ding".
Ich wollte das so schreiben, dass man dabei ist, während die Gedanken immer und immer und immer wieder kreiseln und man vor Verzweiflung ganz neben der Spur ist.

Und es war mir wichtig,  keine Gleise zu benutzen in der Geschichte Wink

Nachdem ich das geschrieben hatte, lag es dann fast eine Woche unangetastet herum und ich habe an mir selber gezweifelt, bevor ich es dann einfach abgeschickt habe.
Daher ist für mich jeder Kommentar wichtig, egal, ob positiv oder nicht.

Zum Verständnis:
Es redet die ganze Zeit die gleiche Person. Erst zu sich, dann zu ihm (ohne dass er dabei zwingend anwesend sein muss, oder hat von euch noch niemand die Wände angebrüllt? Embarassed ) dann wieder zu sich selber/dem Leser.

Und das hier:

Jenni hat Folgendes geschrieben:

ABER: Ich liebe diesen Text, und alles was ich zu meckern hätte, das fülle ich einfach mit subjektiven Sonderfedern wieder auf. So.
Ich liebe, wie das Zitat behandelt wurde. Die Angst davor, sich selbst nicht vermitteln zu können, und es deshalb meistens gar nicht erst zu versuchen - das finde ich nachvollziehbar und nachfühlbar. (Dann geht es wohl auch noch um Vertrauensbruch und Schuld, aber das war für mich nicht das Bedeutungsvolle daran.) Vor allem aber, wie schon gesagt, nimmt mich der Text so mit, dass ich ihn einfach gerne lese und gerne immer wieder.


...macht mich einfach total glücklich!

Danke.
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