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Lapidar Exposéadler
Alter: 61 Beiträge: 2701 Wohnort: in der Diaspora
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24.09.2013 20:00 Wahrheit und Lüge von Lapidar
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Wahrheit und Lüge
„Die Wahrheit, denke ich, kennt nur der Betroffene, will er sie mitteilen, wird er automatisch zum Lügner. Alles Mitgeteilte kann nur Fälschung und Verfälschung sein, also sind immer nur Fälschungen und Verfälschungen mitgeteilt worden.“ Thomas Bernhard
Wer zum Teufel ist Thomas Bernhard und wie kommt er dazu, etwas was ich oft gefühlt habe in so klare und prägnante Worte zu kleiden?
Obwohl - so ganz denke ich, hat er es doch nicht getroffen. Denn wer kennt die Wahrheit wirklich? Sie ist vielschichtig. Jeder wird sich immer nur auf einen Teil berufen: den Teil der Wahrheit, den er sehen und verstehen kann. Das Sehen und Verstehen ist natürlich immer subjektiv. Die Hilflosigkeit, die man empfindet, wenn man versucht, seine Sicht der Dinge anderen begreiflich zu machen, sollte nicht als Lüge dargestellt werden.
Die Menschen sind keine Lügner. Sie sind Gefangene ihrer Unfähigkeit das große Ganze zu sehen. Allein schon die Aussage des Herrn Bernhard, dass das reine Aussprechen der Wahrheit eine Lüge ist, stellt eine Unwahrheit dar.
Man stelle sich vor: ein Mann geht über Gleise. Seine Wahrheit ist, dass er eine Abkürzung nehmen will. Er hat ein Date. Mit einer Frau. Er ist spät dran. Er hat noch einen Blumenstrauß gekauft. Denn er ist ein altmodischer Mensch mit romantischen Vorstellungen. Für diese Frau, die er heute das erste Mal persönlich treffen wird, schwebt ihm Besonderes vor. Ein Symbol in der Sprache der Blumen.
Nichts Banales, wie rote Rosen. Das wäre vielleicht auch etwas übertrieben für ein erstes Treffen. Rote langstielige Rosen und fertig gebundene Nullachtfünfzehnsträuße gibt es an jeder Tanke und in jedem Discounter. Nein, es soll schon etwas Besonderes sein. Etwas Persönliches. Andererseits, weiß er noch nicht viel über die Frau, die er treffen will. „Schön dass wir uns hier treffen, ich hoffe, es wird sich mehr entwickeln. Ich finde dich sehr sympathisch.“, so in etwa soll die Nachricht lauten. Er dachte lange darüber nach und beriet sich eingehend mit der Blumenhändlerin. Letztendlich wählt er eine einzelne Fresie. Die riecht gut und besagt: „Ich finde dich Klasse!“, dazu ein paar Tulpen. Tulpen stehen für beginnende Sympathie. Die Farben der Tulpen haben ihn lange beschäftigt. Rot, als Zeichen der Leidenschaft, wäre zu viel gewesen, aber rosa und gelb fand er passend. Mit dem perfekten Strauss um seinem Date, die für ihn relevante Wahrheit mitzuteilen. Voller Vorfreude eilt er nun quer über die Gleise, um Zeit wett zu machen.
Ein Fremder sieht den Mann über die Gleise eilen. Es ist schon dämmerig, das Überqueren der Gleise ist untersagt. Es sind schon schlimme Unfälle vorgekommen. Gerade vor kurzem stand darüber ein Artikel in der Zeitung. Dem Fremden fallen Selbstmordgefährdete ein.Er denkt an Liebeskummer, Unfälle. Ein Zug fährt vorbei, sein Signalhorn klingt laut und durchdringend. Wie erstarrt sieht er den schemenhaften Unbekannten über die Schienen eilen gerade als der Zug dort vorbeifährt.
Er ist sich absolut sicher, dass hier ein Unglück geschehen wir. Wie in Trance zückt er sein Handy und verständigt die Notrufzentrale.
Feuerwehr und Polizei rücken aus neben Rettungswagen. Das Blaulicht der Einsatzwagen akzentuiert das graue Dämmerlicht des frühen Abends.
Inzwischen sitzt eine Frau im Cafe und wartet auf ihr Date. Er ist schon spät. Sie wird unruhig. Den Lärm der vorbeifahrenden Feuerwehrwagen nimmt sie gar nicht wahr. Kann das etwas werden, wenn sich ein Mann schon beim ersten Date verspätet?
Sie beschließt, ihren Kaffee auszutrinken und dann den Zug wieder nach Hause zu nehmen. Sie ist extra aus der nächsten Stadt angereist. Hatte sich schon gefreut, er klang so freundlich und herzlich am Telefon. Wollte er sich nur einen Spaß daraus machen, so wie ihre Freundinnen es prophezeit haben? Vielleicht trägt die Tatsache, dass sie schon fast eine halbe Stunde zu früh vor Ort war dazu bei, sie zu verunsichern. Jetzt wo der genaue Zeitpunkt vorbei ist, an dem man sich treffen wollte, setzt die Antiklimax ein. Enttäuschung und Wut fangen tief in ihr an zu brodeln.
Gerade als sie gehen will, steht er vor ihr am Tisch und überreicht ihr sein kleines Bukett.
Sie ist verärgert und doch froh, dass er aufgetaucht ist. Die Blumen findet sie seltsam.Eine seltsame Wahl. Ist es nicht üblich Rosen zu schenken? Fresien und Tulpen? Sie bedankt sich halbherzig und legt die hoffnungsvolle Liebesgabe beiseite.
Auch in ihm macht sich leichte Enttäuschung breit. Das kleine Buket, das er mit so viel Sorgfalt ausgesucht hat und das daran schuld ist, dass er sich verspätet hat, scheint sie nicht zu würdigen.
Während sich die zwei begrüßen sind im Hintergrund wieder Sirenen zu hören.
Das Date verläuft nicht so, wie beide es sich vorgestellt haben. Sie ist immer noch verstimmt, ob der vermeintlichen Verspätung und der lieblosen Auswahl der Blumengabe. Er verunsichert, ob ihrer fast gleichgültigen Reaktion auf seinen so sorgfältig ausgesuchten Blumengruß. Das Gespräch geht schleppend und nach einer knappen halben Stunde, schaut sie ostentativ auf ihre Armbanduhr, und meint, sie muss nun los, sonst würde sie ihren Zug verpassen.
Höflich bietet er an, sie noch zum Bahnhof zu begleiten. Sie zögert, nickt dann und gemeinsam verlassen sie das Café.
Aber zum Bahnhof ist kein Durchkommen. Er ist abgesperrt. Ein Anrufer hat einen Selbstmord gemeldet. Nun werden die Gleise abgesucht. Alle Züge haben Verspätung. Etwas ratlos sehen sich die Zwei an. Mehr aus Pflichtgefühl, lädt er sie ein, doch noch einen zweiten Kaffee zu trinken, vielleicht auch eine Kleinigkeit zu essen. Zögernd nimmt sie an.
Der Zwischenfall am Bahnhof bietet ihnen Gesprächsstoff. Das Eis bricht, und beide stellen fest, dass sie sich doch sympathisch finden.
Die Rettungskräfte haben inzwischen ihre Suche eingestellt. Sie sind frustriert, weil sie zu einem Großeinsatz gerufen wurden, wie es scheint nur so zum Spaß. Ihre Wahrheit: ein Verrückter hat einen Fakeanruf gestartet.
Der Anrufer sieht sich unangenehmen Fragen der Polizei ausgesetzt.
Er hat Glück: ein Zugführer bestätigt, einen Mann gesehen zu haben, der die Gleise knapp vor einer ankommenden Lok überquerte.
Jeder der Beteiligten vom Polizisten über den Feuerwehrmann, dem Paar und allen anderen wird, wenn gefragt, seine Wahrheit kennen und vertreten.
Es ist also nicht nur die Formulierung der Wahrheit, die verfälscht, es ist schon einfach auch das Erleben, das die Wahrheit anders erleben lässt.
So gesehen hat dieser Thomas Bernhard wohl recht.
Ich versuche mich gedanklich in die Lüfte zu erheben. Über die Gleise, bis ich alle Schienen sehe. Hoch hoch hinauf. Ich sehe die vorgezeichneten Wege, die die Schienen markieren und ich erkenne, dass es manchmal notwendig ist, quer über die Gleise zu gehen, um aus den vorgegebenen Denkmustern auszubrechen.
Weitere Werke von Lapidar:
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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25.09.2013 11:47
von lady-in-black
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Moin,
dies ist ein Ichwillerstmalnurdiebewertungsfedernfreischaltenkommentar.
Später vielleicht noch einmal mehr.
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4952
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26.09.2013 17:34
von KeTam
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Mir ist dieser Text einfach zu erklärend. Ich hätte gern mehr zwischen den Zeilen lesen müssen, aber so komm ich mir wieder vor, wie ein kleines Kind, dem ein großer Erwachsener die Welt erklären will.
Das mag ich halt nicht so.
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Gast
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28.09.2013 21:06
von Gast
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Hallo
Mal anders herum ... es fängt an wie ein Versuch über das Bernhard-Zitat. Dann wird eine Behauptung aufgestellt:
Zitat: | Allein schon die Aussage des Herrn Bernhard, dass das reine Aussprechen der Wahrheit eine Lüge ist, stellt eine Unwahrheit dar. |
Das klingt, als würde hier ein Widerspruch festgestellt. Doch behauptet Berhard etwa, dass seine Feststellung selbst nicht auch zu einer solchen, vom Betroffenen wiedergegebenen Wahrheit gehört? Nun ja, sehen wir weiter ...
Es wird eine Geschichte als bespielhaft herangezogen und erzählt, die etwas untermauern soll, was der Autor und "Erfinder" der Geschichte (Ja, es wird nicht versucht, zu verheimlichen, dass die Geschichte massgeschneidert ist, um die vermeintliche Logik weiter oben zu begründen, sie beginnt mit "Man stelle sich vor ..."
Jetzt kommt die "Gleis-Geschichte", recht klassisch (nach-)erzählt, kein Dialog unterbricht diesen Bericht über ein erstes Treffen zwischen zwei Menschen, von denen jeder bestimmte Erwartungen hegt, die von einem allwissenden Erzähler dargeboten werden.
Nach dem Ende des Erzählten analysiert der Autor die eigene Beispiel-Geschichte:
Zitat: | Jeder der Beteiligten vom Polizisten über den Feuerwehrmann, dem Paar und allen anderen wird, wenn gefragt, seine Wahrheit kennen und vertreten.
Es ist also nicht nur die Formulierung der Wahrheit, die verfälscht, es ist schon einfach auch das Erleben, das die Wahrheit anders erleben lässt.
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Die Erkenntnis, dass jeder Beteiligte das Geschehen zwangsläufig aus einer anderen Perspektive erlebt, ist jetzt nicht neu ... wie sie hier formuliert wird, kommt - sorry - ziemlich unbeholfen herüber. Den Satz, den ich fett herausgehoben habe, kann der Autor mE getrost dem Reisswolf anvertrauen. Das kann er bestimmt besser.
Zitat: | Ich versuche mich gedanklich in die Lüfte zu erheben. Über die Gleise, bis ich alle Schienen sehe. Hoch hoch hinauf. Ich sehe die vorgezeichneten Wege, die die Schienen markieren und ich erkenne, dass es manchmal notwendig ist, quer über die Gleise zu gehen, um aus den vorgegebenen Denkmustern auszubrechen. |
So schliesst der Autor mit einer Erkenntnis ab, von der ich nicht sicher bin, dass er sie mit seinem Text schon umgesetzt hat. Vielleicht beim nächsten Mal?
Lorraine
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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28.09.2013 23:17
von firstoffertio
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Das gefallt mir ganz gut, weil es zeigt, wie verschiedene Wirklichkeiten gleichzeitig passieren, und damit 'wahr' relativiert. Wie sie sich andererseits auch gegenseitig beeinflussen, und im Verlauf dessen sich Wahrnehmung ändern kann. Auch erwähnst du verschiedene Kommunikationsmittel, und machst deutlich, dass sie nicht immer wie intendiert funktionieren .
Den Schluss hätte ich mir offener gewünscht. Er klingt mir zu sehr nach Resümee und macht es daher schwer, eigene Schlüsse aus deinem Text zu ziehen. Im Grunde widersprichst du deiner Geschichte damit.
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Kateli Eselsohr
Alter: 47 Beiträge: 256 Wohnort: D-Süd
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29.09.2013 21:13
von Kateli
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Eine Begebenheit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Ursachen, die Folgen, die Relativierung, die Faktoren, die unsere Wahrnehmung beeinflussen. Und ein Mann überquert Gleise. So weit alles prima.
Was ich an diesem Text aber schwierig finde, ist die Perspektive. Da gibt es einen Ich-Erzähler, der mit den Worten "Man stelle sich vor" beginnt, mir eine Geschichte zu erzählen. Alleine schon dieser Einstieg sorgt für eine unglaubliche Distanz zwischen mir als Leser und den Figuren, die so ja quasi als fiktiv, als nicht-authentisch schon angekündigt werden. Der sehr berichthafte Stil und die vielen Erklärungen tun leider ein Übriges, um mich eher aus der Geschichte herauszuhalten als mich hineinzuziehen.
Dennoch gefällt mir die Absicht dahinter, die Relevanz der Perspektive in Bezug auf die Wahrheit darzustellen.
Vielleicht würde der Text an Authentizität gewinnen, wenn man auf den ganzen erklärenden Ich-Erzähler-Rahmen verzichten würde ... ich denke, man bräuchte ihn vielleicht nicht, um die Botschaft zu transportieren.
LG
Nina
_________________ Zombies just want hugs |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4291
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30.09.2013 10:04
von hobbes
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Das fühlt sich nicht wie eine Geschichte an. Vermutlich, weil "ich" so im Hintergrund bleibt. Wobei - eigentlich eine nette Einladung, über "ich" nachzudenken. Wer das wohl so ist.
Darüberhinaus hat dieses drumherum-ich etwas von "ich bin der Weise hier, habe die Welt durchschaut und erklär sie euch jetzt mal". Wobei, das stimmt auch nicht, jedenfalls nicht in dieser Aufdringlichkeit, ich ist angenehm zurückhaltend. Trotzdem werde ich immer ganz unruhig, wenn von "die Menschen" und sowas die Rede ist. Das hat immer so einen Hang von: Die (Menschen) sind alle so. Nur ich nicht.
Die Geschichte in der Geschichte gefällt mir und auch die Art, sie zu erzählen. Würde mich mal interessieren, wie die Perspetivspezialisten das einordnen würden. Also, wenn man den Ich-Erzähler außenrum wegstreichen würde.
Wobei ich den Inhalt Geschichte eher als etwas sehen würde, was sich den (kleinen) Zufällen des Lebens die zu einem (großen?) Schicksal werden, widmet, weniger als etwas, was mit Wahrheit(en) zu tun hat.
Wobei, natürlich, das hat dann auch wieder etwas mit Wahrheiten zu tun.
Jedenfalls: Gern gelesen.
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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30.09.2013 18:49
von adelbo
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Hallo Inko
Na, das ist aber eine einfache Art, die Aufgabe zu erfüllen. Ein paar laute Gedanken über den Ausspruch von Bernhard, dann man denke ein Mann geht quer über die Gleise ...
Und zum Schluss ein nette, kleine Geschichte über ein Date und einen Einsatz der Rettungskräfte, weil der Mann aus dem Date, zuvor quer über die Gleise gegangen ist.
Alles in allem ist mir das ein wenig zu dürftig. Das hat für mich wenig mit E-Literatur zu tun.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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30.09.2013 19:01 Blumig von Lupo
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Warum bleibe ich gespannt während des gesamten Textes? Weil die Fiktion von vorn herein eindeutig dargelegt ist, also eine Besonderheit kommen müsste. Ich lese und bleibe gespannt, lese etwas ungeduldiger, noch immer gespannt, verliere die Geduld und eile zum Textende und denke, so kann's gehen. Eine immer wiederkehrende Ereignisfolge des Irrens, des Irrtums und der falschen Schlussfolgerungen anhand eines konkreten Beispiels.
Ausgeführt in genauer Sprache und mit logischer Disziplin.
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2395 Wohnort: knapp rechts von links
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30.09.2013 22:36
von holg
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Interessanter Ansatz: Du entwickelst um die These Bernhards eine Geschichte, die du aus den Blickwinkeln der einzelnen Personen erzählst. Aber ganz bewusst als kommentierender Erzähler.
Das machst du schön schrittweise, damit es jedem immer klar ist, was du da machst und wie die jeweilige Person die Situation erlebt. Dann biegst du die Aussage Bernhards auf das Problem der erlebten Wahrheit um.
Meiner Meinung nach umgehst du das Problem des Versuchs der Mitteilung der (erlebten) Wahrheit.
Sprachlich angenehm bodenständig.
Der letzte Abschnitt wirkt etwas ätherisch-angeklatscht.
holg
_________________ Why so testerical? |
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Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
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K 30.09.2013 22:48
von Kara
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Hi Inko!
Für mich ist das mehr ein Essay. These, Argumentation und Schlussfolgerung. Ich finde den Text an sich gut, habe ihn gern gelesen, aber, wie gesagt. Ganz subjektiv.
LG, Kara
_________________ ...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht... |
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shao Leseratte
Alter: 41 Beiträge: 106 Wohnort: Norddeutschland
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30.09.2013 23:30
von shao
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Ohne die ersten beiden und die letzen beiden Sätze/Absätze wäre das ganz interessant gewesen, so finde ich den Zusammenhang mit dem Zitat einfach etwas plump. Die äußere Handlung ist so ohne Inhalt, dass man sie vielleicht besser weggelassen hätte.
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Bawali Klammeraffe
Alter: 80 Beiträge: 538 Wohnort: Wettingen, Schweiz
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01.10.2013 21:25
von Bawali
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Nachdem ich alle Beiträge aufmerksam durchgelesen habe, gibt es nun zu jedem eine kurze Anmerkung und eine erste vorläufige Einstufung. Aus meiner natürlich subjektiven Sicht stützt sich meine Einschätzung auf Aussage, Verständlichkeit, Schreibstil und das Handwerkliche des Textes sowie natürlich darauf, ob und wie gut Thema und Zitat umgesetzt wurden.
Dieser Beitrag gehört für mich zu den drei besten. Sowohl Thema wie Zitat sind sehr gut umgesetzt und außerdem in einem lebendigen Schreibstil, gekonnt geschrieben. Auch E.-Lith., für das ich diesen Text halte, kann neben einer starken Ausdruckskraft auch unterhaltend sein. Bravo!
Die Befederung setze ich im obersten Drittel an. Die endgültige Federnzahl werde ich erst nach einem weiteren Durchgang, quer über alle Texte vergleichend, setzen.
_________________ Ein Freund ist ein Mensch der dich mag, auch wenn er dich kennt. (frei nach Elbert G. Hubbard) |
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anderswolf Reißwolf
Beiträge: 1069
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02.10.2013 12:18
von anderswolf
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Nun ist das mit Geschichten so eine Sache: jeder Autor hat sein eigenes Verständnis davon, wie sie zu beginnen und zu enden haben. Manchmal, so wie in diesem Fall, gibt man der Geschichte einen Rahmen, in den sie eingebettet ist. Und ja, jede Geschichte ist letztlich ein Gedankenspiel, doch ist es Aufgabe des Autors, sich selbst so aus der Geschichte herauszuschreiben, dass sich der Leser später nicht fragt: Wer zum Teufel hat das geschrieben und wie kommt er dazu?
Die erzählte Geschichte selbst hätte den Rahmen nicht gebraucht, in Fragmenten hätte sie als Geschichte und nicht nur als Aufzählung von Annahmen und Erkenntnissen wirken können. Die Gründe beispielsweise für die ausgesuchten Blumen, die Eigenschaften, für die sie stehen, hätten Teil des Gespräches sein können, wie es auch überhaupt hübsch gewesen wäre, das verkrampfte Gespräch eines ersten Dates auszugestalten, während im Hintergrund der gesamte Bahnhof abgesperrt wird.
Durch das Pressen der Geschichte in den Rahmen einer Selbsthinterfragung wird viel Potential verschenkt.
Würden dann auch noch Interpunktion, Rechtschreibung und innere Logik strikt beachtet, geriete die an sich schöne Grundidee des Textes, die sich gekonnt über die allgemeine Tod-und-Unfall-Interpretation des Themas hinwegsetzt, nicht so sehr in den Hintergrund.
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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02.10.2013 16:02
von Mardii
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Zitat: | Die Hilflosigkeit, die man empfindet, wenn man versucht, seine Sicht der Dinge anderen begreiflich zu machen, sollte nicht als Lüge dargestellt werden. |
So ganz widerspricht die Geschichte, die dann erzählt wird, nicht Thomas Bernhards Aussage. Auf mich wirkt der Text wie eine Beweisführung, auf den Schluss mit dem Tod auf den Gleisen hin konstruiert. Mir kommt die provozierende Frage in den Sinn: Wer kann von sich behaupten, das Große und Ganze zu kennen? Antwort: Der Autor, der gottähnliche Fähigkeiten haben muss.
Ich fände die Geschichte glaubwürdiger, wenn sie ohne Vorreden und ohne den Anspruch des Beweises geschrieben wäre.
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gold Papiertiger
Beiträge: 4936 Wohnort: unter Wasser
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02.10.2013 19:09
von gold
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hallo Inko,
du hast die Vorgaben gut umgesetzt.
Lg gold
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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ash_p Wortedrechsler
Alter: 36 Beiträge: 51 Wohnort: Berlin
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02.10.2013 21:14
von ash_p
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Die Erörterung des Benhard Zitates in Verbindung mit Gleisen die gequert werden ist hier gelungen.
Herausragend ist der Text zwar nicht, dafür aber gut verständlich und nachvollziehbar.
_________________ Im Herzen haben wir alle unsere eigene kleine Welt. |
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lilli.vostry Wortschmiedin
Beiträge: 1219 Wohnort: Dresden
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02.10.2013 21:44 aw:WahrheitundLüge von lilli.vostry
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Hallo,
ja wer kann Wahrheit und Lüge schon immer so genau auseinanderhalten, man hätte beides schön vermischen können zu einer spannenden Geschichte.
Doch hier wird mehr erklärt und behauptet, statt erzählt. Der Text ist weder sonderlich originell noch vielschichtig in Inhalt und Form, vielmehr bemüht unnd platt am Thema sich brav abarbeitend. Zudem widersprüchlich, unlogisch wird Th. B.erst recht gegeben, dann wideresprochen und dann wieder rechtgegeben! Ja was denn nun?!
Außerdem geraten die Zeitformen oft durcheinander, etliche Komma- und Rechtschreibfehler und oft recht umständlich formuliert (Beispel: "Jetzt wo der genaue Zeitpunkt vorbei ist...")
Ich sehe nicht, wo hier angeblich "vorgegebene Denkmuster" einmal verlassen wurden...
Und dass der Gleisüberquerer so völlig gleichgültig und keiner Schuld bewusst beim Sirenenalarm, den er verursachte, bleibt und sich doch noch näherkommt mit der Frau, will mir auch nicht einleuchten.
Und dann noch so eine aufgesetzte Erklärung bzw. Binsenweisheit, dass einfach jeder die Wahrheit eben anders erlebt...
Ein für meinen Geschmach einfach nur aufgebauschter, wenig überzeugender Text.
Vergebe ich zwei Federn für den Versuch.
Grüße,
Lilli
_________________ Wer schreibt, bleibt und lebt intensiver |
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Jenni Bücherwurm
Beiträge: 3310
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03.10.2013 14:06 Re: Wahrheit und Lüge von Jenni
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Zitat: | Jeder der Beteiligten vom Polizisten über den Feuerwehrmann, dem Paar und allen anderen wird, wenn gefragt, seine Wahrheit kennen und vertreten.
Es ist also nicht nur die Formulierung der Wahrheit, die verfälscht, es ist schon einfach auch das Erleben, das die Wahrheit anders erleben lässt. |
Ja, danke für die Zusammenfassung. Davon handelt der Text, und mehr steckt dann da - für mich - auch nicht drin. Immerhin wurde eine Geschichte erzählt.
Sprachlich unauffällig.
Im Verhältnis zur Gesamtheit der Wettbewerbstexte für mich unteres Drittel.
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finis Klammeraffe
F
Beiträge: 577 Wohnort: zurück
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F 03.10.2013 14:52
von finis
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Hallo,
Ich denke, dieser Text wäre besser, wenn Du die erklärenden Teile rausließest.
Der Text ab: "Man stelle sich vor" kann für sich sprechen. Den ersten Satz kann man noch stehen lassen und meinetwegen auch den letzten Abschnitt, aber der hier:
Zitat: |
Obwohl - so ganz denke ich, hat er es doch nicht getroffen. Denn wer kennt die Wahrheit wirklich? Sie ist vielschichtig. Jeder wird sich immer nur auf einen Teil berufen: den Teil der Wahrheit, den er sehen und verstehen kann. Das Sehen und Verstehen ist natürlich immer subjektiv. Die Hilflosigkeit, die man empfindet, wenn man versucht, seine Sicht der Dinge anderen begreiflich zu machen, sollte nicht als Lüge dargestellt werden.
Die Menschen sind keine Lügner. Sie sind Gefangene ihrer Unfähigkeit das große Ganze zu sehen. Allein schon die Aussage des Herrn Bernhard, dass das reine Aussprechen der Wahrheit eine Lüge ist, stellt eine Unwahrheit dar.
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ist überflüssig. Das kann sich der Leser selbst denken. Das versucht Dinge zu erklären, die für die Geschichte an sich nicht mehr relevant ist und macht mehr einen Lehrbuchaufsatz daraus.
Die Geschichte an sich hat mir sehr gefallen, dieser knappe Stil. Die ist richtig gut gemacht und hätte auch keine Erklärung mehr gebraucht.
Liebe Grüße
finis
_________________ "Mir fehlt ein Wort." (Kurt Tucholsky) |
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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03.10.2013 19:20
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
vorab noch ein paar Worte: Ich persönlich sehe mich nicht als E-Literatur-Expertin, weder in schreibender noch in lesender Form, also nimm es mir bitte nicht übel, sollte ich nicht alles so verstanden haben, wie es vielleicht gemeint war. Zudem habe ich unter einem relativ hohen Zeitdruck gelesen und kommentiert, meine Obergrenze, einen Text zu lesen, lag also bei zwei Lektüredurchgängen.
So, jetzt aber zum Text:
Eigentlich finde ich die Idee gut, die Themen hast du beide gut umgesetzt. Allerdings kommt mir die Verwechslungs-/Missverständnisgeschichte zu plakativ rüber, so als würde mir der Erzähler erklären wollen, wie die Welt funktioniert, auch in einem leicht belehrenden Tonfall. Für mich hätte sich dieser Eindruck vermeiden lassen, hättest du den letzten Absatz einfach weggelassen.
Sprachlich bzw. formal haben sich leider auch etliche Fehler eingeschlichen und ich habe auch noch nie eine Tankstelle gesehen, bei der man tatsächlich langstielige rote Rosen bekommen hätte. Aber gut, vielleicht ist das in Österreich anders
Es tut mir leid, dass ich kein positiveres Feedback für dich habe, aber ich hoffe, es hilft dir trotzdem weiter.
Meine Bewertung erfolgt, sobald ich alle Texte kommentiert habe.
Alles Liebe,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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03.10.2013 23:54
von Akiragirl
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Hallo Inko,
gleich vorweg: Ich hasse, ja – hasse! – es, wenn ich beim Lesen von dem Erzähler der Geschichte quasi auf den Schoß genommen werde und er mir jetzt erst mal seine Gedanken zu einem Zitat, das Teil der Vorgabe des Wettbewerbs war, auf kumpelhafte Weise mitteilt.
Ich werde praktisch mitgenommen und „gezwungen“ ein nicht sonderlich spannendes Gedankenexperiment nachzuvollziehen, in dem mehrere Figuren vorkommen.
Warum konnte man nicht einfach die Geschichte dieser Figuren erzählen und mich als Leser daran teilhaben lassen? Warum muss sich da ein schlauer Erzähler dazwischen quetschen, der mir dummem Leser dann die zweite Ebene hinter der Geschichte schön erklärt?
Die Geschichte an sich, mit dem Mann und der Frau und der Polizei und dem, der sie gerufen hat – finde ich ja nicht mal so arg schlecht. Hätte interessant sein können, wenn sie mir nicht in so einer „jetzt pass auf, da kannst du was lernen“-Parabel-Manier aufgedrängt werden würde.
Insgesamt muss man aber sagen, dass die Message dieser Parabelgeschichte (jeder der Beteiligten hat seine eigene Wahrheit über diesen Tag; ein eigenes Erleben) nun nicht gerade so arg tiefgründig ist. Dass verschiedene Menschen ein und dasselbe Ereignis unterschiedlich erleben und empfinden lernt man normalerweise, wenn man aus dem Kindergarten raus ist.
Deshalb ist der Text auch nicht wirklich E. Die Vorgabe mit Bernhard wurde eingebaut, auch die Gleise, da gibt es nix zu meckern dran.
Dennoch kann ich insgesamt nur 3 Federn vergeben.
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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