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Geraune


 
 
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag16.09.2013 13:54
Geraune
von Ralf Langer
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Geraune

Was kann man nicht alles raunen.
Einen Satz, zum, Beispiel,
eine halbe Erkenntnis:
unter uns Brüdern, ganz insgeheim,
Hand aufs Herz, ja, ja, und schweigen,
unerhört, schon gehört.
Flüstern wir nicht lüstern
nur von Dingen,
die wir nicht verstehen?
Oder Nachts:
Ein du, ein ich, ein Sternenzelt,
Körpergemunkel, Zungengefunkel,
Genuschel, Einflüsterungen,
ein bischen ach, ein bischen weh,
nur nicht so laut - mach`s leis-e
denk an die Halbwertszeit des Worts,
denn schließlich
hast du ja schon im Morgengrauen,
dies alles nicht gemeint,
gesagt, vertagt und - abgehakt.
Ja, und die Dichter!
Vergiss die Dichter nicht.
Weltmeistergeraune,
man höre und staune.
Aber Verstehen?
Worte kommen näher,
sind es etwa schwankende Gestalten,
verbergen sie in sich Urgewalten,
oder öffnen sie den Schoß,
das Schloss, die Frucht, was schreibt die Presse?
Halt einfach mal die Fresse!
Und dann den Ginsberg nehmen:
lesen, lesen, lesen...
und heulen, zähneknirrschend leben
mit Hyänen.

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Perry
Geschlecht:männlichExposéadler
P

Alter: 71
Beiträge: 2509



P
Beitrag17.09.2013 01:05
Hallo Ralf,
von Perry
Antworten mit Zitat

dann will ich Dir meinen Eindruck "halblaut zuflüstern."
Raunen kann verschiedene Inhalte transportieren, gemein ist ihnen jedoch das Heimliche.
Du hast in deinem Text thematisch überwiegend Lüsternes bebildert, variiert von
- unter Brüdern,
- einem Ich und Du, oder
- Dichtern.
Ob die Presse und Ginsberg noch unbedingt nötig gewesen wären, ist wohl Geschmackssache, ich hätte sie nicht gebraucht, obwohl ich die musikalischen Umsetzungen von Ginsbergs Texten durch Dylan und Cohen durchaus schätze.
Klasse finde ich den Ausdruck "die Halbwertszeit des Worts",
weniger dagegen die etwas ausufernde Aufbereitung, aber das ist wohl Stilsache.
LG
Perry
PS: "bisschen"
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Iveta Julika
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 33
Beiträge: 64



Beitrag17.09.2013 12:37

von Iveta Julika
Antworten mit Zitat

Lieber Ralf,

auch ich bring hier mal ganz unvermittelt meine Gedanken auf die Seite:
"Geraune" - gerne gelesen, ich bin beim Lesen regelrecht fortgetragen worden. Was ich damit sagen will, es gab eigentlich keine/kaum Stellen, an denen ich gestockt habe, weil ich über etwas Unpassendes gestolpert bin.

Dagegen aber einige Stellen, die ich ganz stark finde. Beispielsweise:

Zitat:
Flüstern wir nicht lüstern
nur von Dingen,
die wir nicht verstehen?


Eigentlich eine berechtigte Frage, eine Frage, die mich zum Nachdenken bewegen würde, wenn [!] da nicht dieser (ausdrücklich in meinen Augen) unmögliche Binnenreim wäre. Dadurch wirkt sie plakativ und irgendwie diktiert. Wenn Du das "lüstern" inhaltlich brauchst, würde ich nach Alternativen suchen; nicht dass ich generell gegen Reime wittere - an späterer Stelle hast Du einen anderen drin, der besser ist, der wirkt hier unpassend.

Zitat:
denk an die Halbwertszeit des Worts


Da schließe ich mich Perry voll und ganz an. So einfach, und doch (oder gerade deswegen) so wahr. Wie schnell verbleichen Worte, verlieren an Wert?

Zitat:
Ein du, ein ich, ein Sternenzelt


An irgendeiner Stelle hier im Forum habe ich gelesen, dass Du Benn-Verehrer bist, hier klingt er ein bisschen durch, hab ich recht? wink

Von mir, prädikat:lesenswert!

Viele Grüße
Iveta
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag17.09.2013 17:09

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Perry, Hallo Iveta,

habt dank für eure Meldungen.
Dieses "Geraune"  lehnt sich - wie ich hoffte - ein wenig an das "Geheul"  von Ginsberg an. Das Geraune ist hier die diminutive Variante des "Howlings", insofern musste der Ginsberg rein.
( und natürlich, weil ich an ihn denken musste)
Die gewählte Reimform - auch wenn nicht stringent - soll den Leser während der Rezeption beschleunigen; ich hoffte einen Strudel hervorzurufen, der den Leser mitzieht.

P.S.
Iveta: " ein du, ein ich, ein Sternenzelt"
wenn da der gr0ße Benn durchschimmert wäre es mir recht.

Herzlichen Dank
Ralf
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Iveta Julika
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 33
Beiträge: 64



Beitrag17.09.2013 19:59

von Iveta Julika
Antworten mit Zitat

Kann Dir gar nicht sagen, an welchen Gedicht es mich konkret erinnert hat. An seine späten jedenfalls, da findet sich oft dieses Stakkato von Schlagworten.
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag17.09.2013 20:04

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo Iveta,

spontan würde ich durch die Art meiner Formulierung hieran denken:

Nur zwei Dinge

Durch so viele Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage.

Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage-
dein fernbestimmtes: Du mußt.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.


lg Gruß
Ralf
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Iveta Julika
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 33
Beiträge: 64



Beitrag17.09.2013 20:28

von Iveta Julika
Antworten mit Zitat

Klar, daran habe ich natürlich zuerst auch gedacht: das einzige Gedicht von Benn, das ich auswendig kann; und neben "Was schlimm ist" auch mein Lieblingsgedicht von ihm!
Tatsächlich erinnert mich die Zeile aus Deinem Gedicht aber eher an andere, weniger bekannte, die ich in einem Sammelband lediglich mal überflogen habe. Leider habe ich den Band gerade nicht hier, deswegen kann ich Dir im Moment kein Beispiel geben. Hol das aber nach, sobald ich das Büchlein wieder habe smile

Viele Grüße
Iveta
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag17.09.2013 20:56

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Mir gefällt das, besonders die Reime!
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag19.09.2013 16:16

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo blue,

freut mich
herzlichen dank
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