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Jan_Wiegert
Geschlecht:männlichErklärbär

Alter: 28
Beiträge: 3
Wohnort: Greifswald


Beitrag27.08.2013 11:22
Meine Welt und mein Schreibstil
von Jan_Wiegert
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich bin ja nun Neu hier und dachte mir - wieso nicht gleich mal eine kleine Kostprobe meines Könnens/Unvermögens geben?
Ich schreibe schon seit ich 12, 13 Jahre alt war, immer mal wieder Kleingkeiten, die sich dann irgendwann zu meinem unfertigen Roman entwickelt haben. Sowas nennt man Evolution der Literatur, schätz ich  Wink

Hier unten also ein paar Absätze aus dem Prolog, der bestimmt schon ein Jahr alt ist:

Regen.
Es regnete in Strömen, das kleine Städtchen Kayershof schien zu ertrinken in den Wassermassen, die vom Himmel stürzten. Ab und zu hörte man den Donner, kurz nachdem ein Blitz über den Himmel gezuckt war wie die nackten Äste eines Baumes im Winter.
Die Menschen in Kayershof hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und die Türen fest verrammelt, doch das war nicht nur wegen des Gewitters. Söldner zogen durch die matschigen Straßen, entweder zu Fuß oder auf Reitdrachen. Diese Drachenart war kaum intelligenter als ein Pferd, allerdings wesentlich kräftiger.
Die schwerbewaffneten Männer waren nicht etwa hier, um Steuern einzutreiben wie es sonst der Fall war, nein. Es waren andere, die weder dem Fürsten noch dem König dienten.
Sie suchten nach etwas, und zwei der Männer jagten ein kleines Mädchen durch die Straßen, die einen Beutel fest an sich gedrückt hielt. Sie versteckte sich hinter einer Häuserwand, an der die Männer auf ihren Drachen vorbeiritten.
Die Kleine warf einen kurzen Blick in den Beutel, aus dem sofort ein kleines, bronzefarbenes Drachenjunges seinen Kopf steckte und leise quiekte. Sie strich ihm schnell über den Kopf, um es ruhigzustellen, doch die Drachen der
 Männer hatten es bereits gehört und kehrtgemacht. Die kleine lief schnell weiter, bis sie irgendwann in einen Hinterhof kam, dessen Eingang etwas versteckt lag. Wieder liefen die Drachen vorbei.
Sie lehnte sich erschöpft an eine Mauer, ihr Atem ging zitternd. Sie streichelte
das Drachenjunge, das sofort seinen kleinen, stacheligen Kopf an ihre Hand
drückte. Da packte sie eine Hand an der Schulter, eine andere hielt ihr sofort den Mund zu. Sie wehrte sich, doch der Mann hielt sie fest. „Leise, Mädchen,
ich tu dir nichts.“ Er nahm die Hand von ihrem Mund. Sie wollte erst losschreien, dann fielen ihr jedoch ihre Verfolger wieder ein.
Der Mann hatte weiße Haare und weiße Augen, sah aber nicht sehr alt aus. Vor allem aber sah er nicht so aus, als ob er log. „Da sind Männer auf Drachen, die-“
„Ich weiß.“ Unterbrach er sie. „Jagen die etwa dich?“ Heftiges Nicken. Der Mann vergewisserte sich, dass die Söldner nicht zurückkamen, dann bugsierte er sie ins Haus. „Du kannst dich bei uns verstecken, bis sie...
[...]

Der Prolog geht noch weiter, aber das ginge hier zu weit. Auch wenn ich am Liebsten sofort alles posten würde, lasse ich es lieber.
Dieser Ausschnitt aus dem 4. Kapitel ist wesentlich jünger und dann später noch überarbeitet worden.

Dag setzte ihn auf dem Dach ab, von wo er in sein Zimmer kletterte. Bereits dort roch er die Suppe, die Kira grade zubereiten musste. Sie konnte toll kochen. Das war allerdings auch bitter nötig gewesen, denn Gorings kulinarische Talente waren – gelinde gesagt – bescheiden.
Ciro ging runter in die Küche, und tatsächlich stand Kira am Herd und rührte in einem Topf, aus dem Dampf aufstieg. Als sie ihn bemerkte, sah sie irritiert durchs Fenster auf den Hof. „Wo-wo kommst du denn her?“
„Vom Dach.“ Sagte Ciro trocken und schnupperte am Topf.
„Aha…“ Kira schob seine Nase mit dem Kellenstiel beiseite und deutete auf einen Schrank. „Deck doch bitte den Tisch, ja?“
Ciro holte drei Teller und Löffel heraus sowie zwei Gläser und einen Humpen. Er stellte alles auf den Tisch und ging dann auf den Hof, um Goring zu holen.
Der säuberte die Schmiede und fegte die Eisenspäne zusammen. Als er Ciro bemerkte, stellte er den Besen in eine Ecke. „Ich hab´s schon gerochen, ich will nur noch aufräumen.“
Goring stemmte die Hände in den Rücken und reckte sich ächzend zu seiner vollen Größe von einem Meter fünfundvierzig.
Ciro grinste. „Sag bloß, du wirst alt?“
„Ha, wenn ich jemals alt werden sollte, dann wegen euch Dreien. Mir tut das Kreuz weh, weil ich mich jedes Mal beim Schmieden strecken muss!“ Er stiefelte in Richtung Küche, blieb dann aber kurz vor der offenen Tür stehen und sah sich um. „Wo ist denn Dag?“
„Hier ooooben!!“ schallte es aus dem Kamin, gefolgt von einem spitzen Schrei. Kira ließ einige wüste Flüche vom Stapel (was ihr Temperament erahnen ließ) und lutschte an ihrem Finger. „Verdammt, ich hab mich verbrüht!“
Ciro und Goring betraten die Küche und sahen sich irritiert um. Ersterer beugte sich zögernd näher an den Kamin (wobei er sich ziemlich dämlich vorkam) und räusperte sich. „Ääh, Hallo?“
„Hallo auch.“ Antwortete der Kamin prompt.
Ciro sah nach oben, musste den Kopf wegen des noch glimmenden Feuers aber sofort wieder einziehen. „Dag, bist du das?“
Der Kamin lachte glucksend. Aha.
„Was machst du da oben?“
„Mein Abendessen rösten.“
 „Dein-“ Er stutzte. Dann ertönte ein Knistern, gefolgt von dem Geruch gerösteten Specks. „Mahlzeit.“

Sie räumten den Tisch ab, Ciro spülte das Geschirr und stellte es in den Schrank. Kira hatte darauf bestanden, es selbst zu machen, aber Goring meinte, ein bisschen Arbeit könne ihm nicht schaden.
Nachdem er fertig war, nahm der Zwerg ihn zur Seite. „Ich weiß, wie wichtig dir die Arbeit an dem Schwert ist, aber ich weiß auch, dass du es nicht schaffen wirst. Nicht so.“ Er räusperte sich. „Wenn du diese Nacht schlafen kannst, dann lasse ich dich mitarbeiten. Versuche einfach, nicht daran zu denken. Wenn du wieder Alpträume hast, kann ich mich nicht auf deine Fähigkeiten verlassen.“
Ciro seufzte. „Ich werde nicht ruhig schlafen können. Das hat sich schon seit Wochen nicht geändert.“
„Versuche es einfach. Sonst werden wir vielleicht eine Menge Geld einbüßen.“
Er runzelte die Stirn. „Kannst du das Schwert denn nicht alleine schmieden?“
„Doch, aber es wird vielleicht nicht so gut werden, wie es soll.“ Goring legte ihm die Hand an den Arm. Er hätte ihm auf die Schulter geklopft, aber dafür war diese zu weit oben.
„Hoffen wir das Beste.“

Nachdem Ciro nach oben gegangen war, strich Goring sich nachdenklich über den Bart, hörte jedoch sofort wieder damit auf. „Ich werde noch wirklich alt,“ sagte er zu sich und ging nach draußen.
Die Sonne war inzwischen untergegangen und war nur noch durch einen vagen Schein am Horizont auszumachen. Der Zwerg setzte sich auf die hölzerne Bank, die an einem ebenfalls hölzernen, grob behauenen Tisch im Hof stand.
Er sah in den Himmel und trank einen Schluck Bier aus dem Humpen, den er vom Küchentisch mitgenommen hatte. „Er hat es wirklich nicht leicht, mein alter Freund...“ murmelte er leise. „Nacht für Nacht dasselbe. Ich fürchte, er kommt ganz nach dir.“ Der Nachthimmel blieb unbeeindruckt.
Goring glaubte nicht an Geister, aber bei den Zwergen war ein Verstorbener dem Glaube nach niemals wirklich fort. Man redete zu ihnen, und wenn sie einem nahe standen, erhielt man vielleicht eine Antwort.
Ciros Vater hatte der Zwerg schon seit mehr als 50 Jahren gekannt, sie waren enge Freunde gewesen. Damals, als er sich geopfert hatte, musste er von weit her anreisen, sein Leben bei seinem Stamm aufgeben und einiges mehr auf sich nehmen, doch er hatte es gern getan.
Man hatte ihm die Sorge über Ciro aufgetragen, da er bei dessen Geburt zu seinem Patenonkel ernannt worden war. Vieles von dem, was man ihm damals bei seiner Ankunft erzählt hatte, wollte er kaum glauben. Die Einzige, die dabei war, als die Söldner angegriffen hatten, war Kira gewesen. Jedoch hatte sie sich hinterer an nichts erinnern können. Ciro stand unter Schock. Die Erinnerung war wie weggewischt. Das kleine Mädchen und der Junge von damals waren inzwischen darüber hinweg, so schien es.
Goring kramte seine Pfeife heraus. Kleine Rauchwölkchen stiegen auf, als er sie ansteckte. „Acht Jahre ist es jetzt her…“

Danach folgen einige Erinnerungen, die den Text aber zu sehr in die Länge ziehen würden, auch wenn es für die Story wichtig ist. Hier geht es darum, euch einen Eindruck zu vermitteln.
Ich denke, man sieht sehr deutlich, wie sich meine Art zu schreiben in der Zwischenzeit entwickelt hat. Danke schonmal fürs Lesen!


Gruß,

Jan (Mein Spitzname/ Youtubename ist übrigens Ciro
 Wink )



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Fahrender Gaukler
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Beitrag10.09.2013 17:58

von Fahrender Gaukler
Antworten mit Zitat

Tach, Post!

Dass hier noch kein Feedback kam, ist natürlich bedauerlich, aber ich mache mal den Anfang - vielleicht animiert das noch weitere Leser. Zum Beispiel indem ich jetzt so viel Quatsch erzähle, dass man mir einfach widersprechen muss. wink

Meine Verbesserungsvorschläge sind übrigens nur das: Vorschläge. Zudem auch nur erste Entwürfe. Normalerweise bastele ich stundenlang an jedem einzelnen Satz, drehe jedes Wort auf Links und feile bis zum Gehtnichtmehr. Das mache ich hier jetzt nicht, ist zu zeitfressend. Sieh es als Denkanstöße.

So, ohne weitere Umschweife direkt zum Text:

Zitat:
Regen.
Es regnete in Strömen, das kleine Städtchen Kayershof schien zu ertrinken in den Wassermassen, die vom Himmel stürzten.


Klassisch. Den Anfang mit dem Wetter meine ich. Diesen gilt es in der Regel zu vermeiden, weil es den Eindruck erweckt, dem Autor fiel schlicht kein besserer Einstieg ein. Ich kann mich dieser Ansicht nur bedingt anschließen, beginne selbst auch schon mal mit dem Wetter, versuche es dann aber aktiv in Szene zu setzen. Der zweite Satz geht schon in die richtige Richtung, aber vielleicht fällt dir noch etwas besseres ein? Ich würde es vielleicht so schreiben:

Unaufhörlich prasselte der Regen auf die Dächer von Kayershof und verwandelte die Straßen und Gassen des (kleinen) Städtchens in reißende Bäche.

Bzw. den Satz umstellen, weil man idealerweise einen Satz nicht mit einem Adjektiv beginnen sollte.

Der Regen prasselte unaufhörlich auf die Dächer von ...

Zitat:
Ab und zu hörte man den Donner, kurz nachdem ein Blitz über den Himmel gezuckt war wie die nackten Äste eines Baumes im Winter.


Dass man hin und wieder einen Donner hört, haben Gewitter so an sich. smile Dieser Satz klingt mehr wie eine trockene (haha) Szenenbeschreibung wie sie in einem Drehbuch vorkommen könnte, um in aller Kürze die richtige Stimmung einzufangen. Der Vergleich mit den nackten Ästen ist zudem sehr weit hergeholt. Der Blitz zuckt über den Himmel wie die nackten Äste eines Baumes im Winter? Welche Bäume sollen das denn sein? wink Nee, das Bild ist schon sehr schief. Ich würde den Satz komplett streichen, oder zumindest einen besseren Vergleich anbringen.

Zitat:
Die Menschen in Kayershof hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und die Türen fest verrammelt, doch das war nicht nur wegen des Gewitters. Söldner zogen durch die matschigen Straßen, entweder zu Fuß oder auf Reitdrachen.


Besser fände ich:

Die Bewohner (von Kayershof) hatten sich in ihre Häuser geflüchtet, die Türen und Fenster fest verrammelt. Nicht aber wegen des Gewitters. Eine andere, viel ernstere Bedrohung ging um. Bewaffnete Männer. Söldner. Manche von ihnen bahnten sich zu Fuß einen Weg durch die Wassermassen, andere glitten geräuschlos auf ihren Reitdrachen durch die Lüfte und verschmolzen mit der Dunkelheit des Himmels. Ein Anblick, der Angst und Schrecken verbreitete.

Zitat:
Diese Drachenart war kaum intelligenter als ein Pferd, allerdings wesentlich kräftiger.


Das ist Infodumping und für den Leser sowohl irrelevant als auch uninteressant. Ich würde streichen.

Zitat:
Die schwerbewaffneten Männer waren nicht etwa hier, um Steuern einzutreiben wie es sonst der Fall war, nein. Es waren andere, die weder dem Fürsten noch dem König dienten.


Du benutzt sehr viele Hilfsverben wie "hatte" und "war". Diese gelten gemeinhin als tot, weil sie keine Bewegung ausdrücken. Versuche nach Möglichkeit, lebendiger zu schreiben, anschauliche Verben und Adjektive zu finden, um dem Kopfkino des Lesers auf die Sprünge zu helfen.

Die mit Schwertern und Äxten bewaffneten Männer marschierten von Haus zu Haus, zogen systematisch von einer Straße zur nächsten, als ob sie nach etwas suchten. Oder nach jemandem.

Zitat:
Sie suchten nach etwas, und zwei der Männer jagten ein kleines Mädchen durch die Straßen, die einen Beutel fest an sich gedrückt hielt. Sie versteckte sich hinter einer Häuserwand, an der die Männer auf ihren Drachen vorbeiritten.


Der Prolog ist offenbar wie eine Filmaufnahme erzählt. Kann man machen. Trotzdem solltest du versuchen, weniger drehbuchmäßig die Szenen abarbeiten, das liest sich nämlich sehr nüchtern und, ja, distanziert eben. Versuche näher an die Personen heran zu zoomen.

Das Mädchen wusste wonach. Sie keuchte und drückte sich in den Schatten einer Häuserwand, ein kleines Bündel fest umschlungen. Vorsichtig lugte sie um die Ecke und konnte gerade noch rechtzeitig eine Hand auf den Mund legen, ehe der spitze Schrei, der sich in ihrer Kehle bildete, ihr Versteck verraten konnte. Drachenreiter! Im Tiefflug ritten sie vorbei, der Flügelschlag ihrer Reittiere geschickt vom Donnergrollen überdeckt. Sie befanden sich auf der Jagd. Auf der Jagd nach ihr. Hatten sie sie gesehen?

Zitat:
Die Kleine warf einen kurzen Blick in den Beutel, aus dem sofort ein kleines, bronzefarbenes Drachenjunges seinen Kopf steckte und leise quiekte. Sie strich ihm schnell über den Kopf, um es ruhigzustellen, doch die Drachen der
 Männer hatten es bereits gehört und kehrtgemacht.


Ich würde das Drachenjunges nicht leise quieken lassen. Das ist doch nicht dramatisch genug. Lass es laut quieken, dann hört man es auch gegen die Geräuschkulisse aus Regen und Donner.

Das Mädchen wischte sich die salzigen Tränen und den Regen aus dem Gesicht. Sie musste jetzt tapfer sein. Um seinetwillen. Instinktiv warf sie einen Blick in den Beutel, sofort schob das Drachenjunges seinen bronzenen Kopf hervor und begann, lauthals zu quieken.
"Nein, bitte tu das nicht!", flehte das Mädchen und strich dem Jungdrachen sanft über die Stirn, um ihn zu beruhigen. "Bitte, sei still."
Plötzlich dröhnte ein unmenschlicher Schrei aus Richtung der Straße, Stimmen wurden laut, die dumpf durch die Gassen hallten. Männer bellten Befehle, man hatte sie entdeckt!


Zitat:
Die kleine lief schnell weiter, bis sie irgendwann in einen Hinterhof kam, dessen Eingang etwas versteckt lag. Wieder liefen die Drachen vorbei.
Sie lehnte sich erschöpft an eine Mauer, ihr Atem ging zitternd. Sie streichelte
das Drachenjunge, das sofort seinen kleinen, stacheligen Kopf an ihre Hand
drückte.


Sie drückte das Bündel an ihren Körper und rannte los. Bloß weg von hier, weg von hier, so schnell sie nur konnte. Das Wasser spritzte unter ihren Sohlen auf, als das Mädchen blindlings durch die Pfützen preschte. Doch sie nahm die Kälte und den Lärm nicht wahr. Ihr eigener Herzschlag dröhnte lauter als alles, das um sie herum passierte. Folgte man ihr? Sie drehte sich nicht um. Zu groß die Panik, zu groß die Angst vor ihren Häschern.
Wieder lief ihr der Regen in die Augen, ihre Sicht verschwamm zu einem Strudel aus Lichtblitzen in der fernen Dunkelheit. Wohin rannte sie bloß? Sie wusste es nicht. Einfach nur weg! Noch zehn, zwölf Schritte, dann blieb sie abrupt stehen, schlitterte noch ein paar Meter über den nassglänzenden Asphalt und bog in eine schmale Seitengasse, die in einen Hinterhof mündete. Erschöpft lehnte sich das Mädchen an eine Mauer und rang nach Atem. Wieder öffnete sie den Beutel und erschrak. Das Drachenjunges drückte seinen stacheligen Kopf an ihre Hand, blieb aber diesmal stumm. Den Göttern sei Dank.


Zitat:
Da packte sie eine Hand an der Schulter, eine andere hielt ihr sofort den Mund zu. Sie wehrte sich, doch der Mann hielt sie fest. „Leise, Mädchen,
ich tu dir nichts.“ Er nahm die Hand von ihrem Mund. Sie wollte erst losschreien, dann fielen ihr jedoch ihre Verfolger wieder ein.
Der Mann hatte weiße Haare und weiße Augen, sah aber nicht sehr alt aus.


Achte auf Wortwiederholungen. Mund, Hand und Mann werden hier in sehr kurzen Abständen gedoppelt. Suche nach Synonymen oder schreibe um.

Das Mädchen hatte keine Zeit zu reagieren, da packte sie eine Hand an der Schulter und eine weitere legte sich fest über ihren Mund. Verzweifelt versuchte sie, sich noch loszureißen, ihren Körper aus der Umklammerung heraus zu winden. Doch es gelang ihr nicht.
"Ruhig, Mädchen", brummte eine Stimme hinter ihr. "Nicht schreien, ich tu dir nichts."
Dann ließ man sie los. Vom Schreck immer noch zitternd drehte sie sich um. Ein Blitz zerriss den Himmel, der den Hof für einen kurzen Moment in gleißendes Licht tauchte und sie erkannte ... einen Mann. Seine weißen Augen erwiderten ihren Blick. Freundliche Augen, die in einem ebenso freundlichen Gesicht ruhten, umrandet von langem, silbergrauem Haar.


Die Wortdoppelungen bei meinem letzten Satz sind übrigens Absicht. Man kann so etwas auch als Stilmittel einsetzen. Ist aber Geschmackssache, wie auch der ganze Vorschlag. wink

Zitat:
„Da sind Männer auf Drachen, die-“
„Ich weiß.“ Unterbrach er sie. „Jagen die etwa dich?“ Heftiges Nicken. Der Mann vergewisserte sich, dass die Söldner nicht zurückkamen, dann bugsierte er sie ins Haus. „Du kannst dich bei uns verstecken, bis sie...


"Da sind Männer", brachte das Mädchen atemlos hervor. "Söldner ... auf Drachen. Sie -"
"Ich weiß", unterbrach er sie. "Sie jagen dich, richtig?" Sie nickte heftig. Der Mann schaute sich kurz um, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. Dann packte er das Mädchen sanft am Arm. "Komm mit. Du kannst dich bei uns verstecken, bis sie..."


Ich mache erst mal nur bis hierhin. Den weiteren Text habe ich nur überflogen, aber das las sich schon besser. Wenn ich Zeit habe, werde ich aber auch da mal drübergehen. Außerdem würde ich zunächst gerne auf deine Rückmeldung warten, um zu sehen, ob du überhaupt noch irgendwo hier rumturnst oder aus Enttäuschung schon weitergezogen bist. Ich hoffe ja nicht. wink

Mein Fazit zum Prolog: Das gehört noch ausgeschmückt. Auch meine Vorschläge bieten für meinen Geschmack noch etwas wenig Substanz, aber ich habe mal versucht, mich nah an die Vorlage zu halten und nicht zu viel dazuzudichten. Ist ja schließlich deine Geschichte. Als genereller Tipp sei jedoch gesagt: Alle fünf Sinne des Lesers ansprechen. Das ist sehr wichtig. Er soll sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen, was passiert. Du beschränkst dich in deinem Prolog auf sehen und hören, das reicht nicht.
Achte wie gesagt auch auf Wortwiederholungen und merze tote Verben wie "hatte" und "war" aus. Alle wirst du nicht eliminieren können, aber du solltest dich bei jedem dieser Hilfsverben fragen, ob du es nicht aktiver und bildlicher schreiben könntest. Verben sollen ja immerhin Bewegung ausdrücken, und mit der Bewegung kommen die Bilder, wie in einem Film.

Tjoa, ich glaube, das war es auch schon. Bleibe auf jeden Fall weiter dran. Je mehr man schreibt, desto besser wird man natürlich. Viel Lesen ist auch wichtig. Hast du eigentlich schon mal in unsere Schreibwerkstatt und unser Wiki geschaut? Beides kann ich nur jedem ans Herz legen, da sind viele hilfreiche Tipps und Tricks, Erklärungen, Beispiele, etc, die deine Schreibe weiter voranbringen können.

In diesem Sinne - weitermachen! smile


Gruß,

~~Der Gaukler


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Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.

(Mark Twain)
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Jan_Wiegert
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Beitrag16.09.2013 09:48

von Jan_Wiegert
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Danke für die Kritik. ich dachte schon, da kommt nix mehr.

Werde dran arbeiten und die Vorschläge berücksichtigen.

Der Prolog ist, wie oben erwähnt, so ziemlich das erste, was ich an "echten" Werken vom Stapel gelassen habe, deshalb ist er halt ziemlich...na ja wink


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Goldene Neonzeit


Beitrag16.09.2013 15:21

von Vogel
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich habe gerade nicht so viel Zeit, deswegen antworte ich mal nur kurz und gehe nicht auf Details ein.
Mir gefällt ehrlich gesagt der erste, ältere Teil besser. Er klingt vielleicht sprachlich etwas unbeholfener, dafür aber auch dichter, atmosphärischer und spannender. Da passiert etwas und man fiebert mit.
Es mag auch daran liegen, dass der zweite Teil aus dem Zusammenhang gerissen ist, aber den fand ich sehr öde. Die Dialoge plätschern vor sich hin, es gibt sehr lange Beschreibungen von belanglosen Alltagstätigkeiten. Wie gesagt, vielleicht kommt es an einem Punkt der Geschichte, wo der Leser genau wissen, will, was der Alte zu erzählen hat, aber so...
Anders gesagt: wenn es ein Film wäre und ich würde beim Zappen auf diese Szene stoßen, würde ich garantiert nicht dran hängen bleiben.
Trotzdem ist der zweite Teil sprachlich besser gemacht, keine Frage. Das Problem liegt in der Dramaturgie.

Gruß
Vogel


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