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Der Jäger


 
 
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hexsaa
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Beitrag21.10.2013 12:37
Der Jäger
von hexsaa
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Vielleicht hat der ein oder andere Lust, die Kurzgeschichte zu lesen und einen Kommentar abzugeben. Darüber würde ich mich freuen.


Der Jäger

Tief im Schatten verborgen stehe ich und beobachte dich. Du verlässt das Haus gemeinsam mit deinem Freund. Er sieht gut aus. Viel besser als ich. Dafür bin ich unauffällig. Ein Mann, den man sieht und sofort wieder vergisst.
Du küsst deinen Freund zum Abschied, bevor er in sein Auto steigt. Seine Miene ist düster und er wirkt bleich und übernächtigt. Ob er ahnt, dass er dich nie wiedersehen wird?
Wie jeden Tag tragen dich deine Schritte den Gehweg entlang zur Bushaltestelle. Unauffällig folge ich dir. Wie anmutig du läufst. Ein makelloser Körper in Harmonie mit den Bewegungen. Dein langes, dunkles Haar glänzt in der Morgensonne wie eine frisch geschlüpfte Kastanie.
Du bist so schön.
Als wärst du nicht von dieser Welt. Bist du auch nicht. Aber das weiß niemand außer mir, nicht einmal dein Freund.

Eine Windbö reißt die letzten Blätter von den Bäumen und bläst sie über den Asphalt. Fröstelnd schlage ich den Kragen meiner Jacke hoch und ziehe den Kopf ein. Der Wind trägt deinen Duft zu mir heran. Maiglöckchen mit einem Hauch Verwesung, den normale Menschen nicht wahrnehmen. Aber ich. Ich rieche den Tod. Er haftet an dir wie ein übles Gerücht, folgt dir überall hin. Instinktiv taste ich unter die Jacke nach der Lederscheide an meinem Gürtel. Ein Jagdmesser steckt darin mit achtzehn Zentimeter langer, handgefertigter Klinge aus Hochleistungsstahl. Eine Aufbrechklinge, mit der Jäger die Bauchdecke ihrer Beute aufschlitzen, um die Innereien nicht zu verletzen, damit das Fleisch nicht verdirbt. Dasselbe mache ich auch. Ich muss das tun, um das Böse in dir zu vernichten. Bedauern darüber, dass ich deinen vollkommenen Körper ruinieren muss, gemischt mit Erregung durchflutet mich bei der Vorstellung und ich frage mich, wann dich der Dämon wohl erwischt hat. Es kann nicht allzu lange her sein, denn du bist noch jung, Anfang zwanzig vielleicht. Das ist gut. Die Jungen sind leichter zu töten.

Der Weg zur Bushaltestelle führt dich durch einen kleinen Kiefernwald, dessen hohe, schlanke Stämme kaum Schutz vor neugierigen Blicken bieten. Doch das macht nichts. So früh am Morgen sind nur wenige Menschen unterwegs und ich bin schnell und effizient.
An der Kreuzung vor dem Waldstück bleibst du stehen und siehst dich um, als hätte dich eine dunkle Ahnung beschlichen. Spürst du den nahenden Tod? Normalerweise bemerkt niemand das Feuer, das in meinem Herzen brennt und mich dazu treibt, gegen das Böse zu kämpfen. Jede Nacht stelle ich mich im Dunkeln vor den Badezimmerspiegel, betrachte mein bleiches, nichtssagendes Gesicht und frage mich, ob es noch andere gibt, die so sind wie ich. Die sie ebenfalls wahrnehmen, die dämonische Präsenz in dieser Welt.

Du wendest dich um und blickst zurück. Erschrocken husche ich in einen Hauseingang. Mein Herz klopft. Hast du mich bemerkt? Sekundenlang verharre ich in Regungslosigkeit. Bei jedem hektischen Atemzug strömen Kondenswolken aus meinem Mund. Raschelnde Blätter fegen vorbei. Witterst du mich? Ich warte, zähle langsam bis zehn, bevor ich es wage, um die Ecke zu spähen. Du betrittst den Feldweg, der zum Wald führt. Erleichterung durchflutet mich. Jetzt schnell über die Straße, bevor du dich erneut umsiehst.
Der Waldboden dämpft meine Schritte. Geschickt weiche ich Zweigen und Blättern aus, leichtfüßig wie eine Katze. Nur noch wenige Meter, dann schlage ich zu. Mein Herzschlag beschleunigt sich, Adrenalin strömt durch meine Adern. Der Verwesungsgeruch, der deinem Körper anhaftet, legt sich über den frischen Duft des Waldes. Seltsam. Warum ist er plötzlich so stark? Lautlos schleiche ich näher. Du verlangsamt deinen Schritt und drehst dich um. Ich hechte hinter einen umgestürzten Baum. Zu spät. Du hast mich entdeckt.
»Warum folgen Sie mir?« Deine Stimme klingt ruhig. Entweder beherrscht du deine Angst oder du hast keine. Warum auch. Der Dämon in dir gibt dir Kraft. Deine Hand tastet nach etwas in deiner Jackentasche. Ein Pfefferspray vielleicht oder dein Handy. »Lassen Sie mich in Ruhe. Verschwinden Sie.«
Unwillkürlich muss ich grinsen. Immer die gleichen Worte. Gehen Sie weg, lassen Sie mich in Ruhe, was wollen Sie. Wie albern und unnötig. Gelassen trete ich hinter dem Baumstamm hervor, meine Arme hängen entspannt nach unten und ich lächle entschuldigend. »Verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie sind mir aufgefallen und da bin ich Ihnen gefolgt. Tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen.«
Ich halte den Atem an. Wirst du mir glauben? Deine Augen wandern über meine Gestalt, verharren einen Moment zu lang in Höhe meiner Hüfte. Das Messer liegt gut verborgen unter meiner Jacke oder? Deine Miene ist wie in Stein gemeißelt, verrät nichts von deinen Gefühlen. Doch etwas sagt mir, dass du es weißt. Dass du weißt, dass ich dich töten werde. Fast unmerklich weichst du zurück, Zentimeter für Zentimeter. Ich zögere nicht mehr und schlage zu. Mit einem Satz bin ich bei dir, schnappe deinen Arm und wirble dich herum, während ich blitzschnell das Messer ziehe und es an deine Kehle drücke. Keuchend stößt du den Atem aus deinen Lungen. Du bist überrascht, ich weiß. Ich sehe nicht aus, als wäre ich so schnell. Aber das bin ich. Oh ja.

»Bitte«, stößt du hervor. In deinen Augen spiegelt sich echte Angst. Doch ich lasse mich nicht täuschen. Du bist kein Mensch und ich muss dich vernichten. Hitze strömt durch meinen Körper, gefolgt von einem erregenden Kribbeln. All meine Sinne sind geschärft. Ich rieche dein Blut, spüre deine Panik.
Du strampelst mit den Beinen, versuchst, deine Arme zu befreien. Dann fängst du an zu schreien. In einer fließenden Bewegung ziehe ich die Klinge über deine Kehle. Tief dringt sie in dein Fleisch, durchtrennt die Halsschlagader und deine Luftröhre. Dein Schrei verebbt in einem Gurgeln. Blut strömt aus deinem Mund über deine Jacke. Schnell zerre ich dich zwischen die Bäume. Deine Gegenwehr erlahmt. Ich knie mich hin und bette dich auf meinen Schoss.
»Pschscht. Alles wird gut.« Beruhigend streiche ich über dein Haar. Es ist nicht so seidig, wie ich dachte, dafür duftet es nach Apfelshampoo. Dein Mund schließt und öffnet sich wie ein Fisch auf dem Wasser. Bei jedem Zucken deines Körpers quillt dunkles Blut zwischen deinen Lippen hervor. Panisch siehst du zu mir auf. Eine Träne rinnt deine Schläfe hinab. Der Anblick stimmt mich traurig. So sollte es nicht sein. Eine junge, schöne Frau sollte nicht sterben müssen wegen widerlichen Teufelswerks.
 
Als dein Blick bricht und der letzte Atemzug aus deinen Lungen strömt, mache ich mich ans Werk. Vorsichtig lege ich dich auf den Boden. Die Erde ist kühl, Raureif bedeckt Gräser und Zweige und benetzt deine Kleider. Ich öffne deine Jacke und schlitze den graumelierten Pullover auf, den du darunter trägst. Dein Bauch ist perfekt. Makellos weiß. Andächtig streiche ich mit den Fingern darüber, hinterlasse rote Spuren auf deiner Haut. Meine Hand zittert. Das ist nicht gut. Ich will ja keine Sauerei anrichten, während ich deine Bauchdecke öffne. Die aufgeschlitzte Kehle ist schon genug. Übelkeit steigt in mir empor. Der Verwesungsgeruch wird immer stärker. Wie klebriger Sprühnebel legt er sich auf meine Atemwege. Tief atme ich durch den Mund ein und entlasse die Luft durch die Nase, den Speichel, der sich in meinem Mund sammelt, spucke ich ins Gras.
Was ist nur mit mir los?
Ruhig. Ich muss ruhig bleiben. Das Knacken eines Astes lässt mich hochfahren. Was war das? Ein Tier? Oder ein Fußgänger? Egal. Ich muss mich beeilen. Noch einmal tief durchatmen, den Würgereiz unterdrücken und los.

Die Klinge fährt durch dein Fleisch, durchtrennt Fett und Muskelgewebe. In wenigen Sekunden habe ich die Bauchdecke geöffnet. Den Blut und Fäkalgestank ignorierend wühle ich mich durch das Gedärm auf der Suche nach dem verdorbenen Stück. Meistens liegt es zwischen Gallenblase und Dickdarm. Diesmal nicht. Konzentriert suche ich, bis ich ferne Schritte höre, die der Morgen zu mir heranträgt. Mir bleiben nur Minuten noch. Zur Hölle nochmal. Es muss doch irgendwo sein. Ich kann es riechen. Da. Nein. Hektisch wühle ich weiter. Das Blut pocht in meinen Ohren und ich beginne zu schwitzen. Warum kann ich es nicht finden?
»Zeig dich, Dämon«, zische ich und beginne zu schnuppern. Der Verwesungsgeruch wird mich führen. Ich beuge mich näher, ziehe den Atem durch die Nase und folge der unsichtbaren Spur. Näher. Immer näher. Über deine Bauchdecke hinweg zu ... zu mir.
Ich erstarre. Das kann nicht sein. Ich bin der Jäger nicht die Beute. Meine Augen wandern über deinen Körper. Habe ich eine Unschuldige getötet? Meine Faust krampft sich um das Messer, keuchend stoße ich den Atem aus. Langsam hebe ich meinen Arm und schnuppere an ihm. Eindeutig Verwesungsgeruch. Die Erkenntnis raubt mir den Atem, ist wie ein Felsbrocken, der mich unter eiskaltes Wasser zieht.
Ich bin der Dämon, nicht du. Ich bin es.

Die fremden Schritte sind nun ganz nah. Gleich wird man mich sehen, wie ich hier auf dem Waldboden sitze, eine aufgeschlitzte Frau vor mir liegend. Oh Gott. Was hab ich getan? Wimmernd sinke ich auf deinen toten Leib.
Wann hat es mich erwischt? Und warum habe ich nichts gemerkt? Bin ich infiziert worden von denen, die ich getötet habe? Hundert blutige Leichen schweben vor meinem geistigen Auge, richten ihren leeren Blick auf mich. Eine stumme Klage.
Ich höre einen Schrei. Wie aus weiter Ferne dringt er in mein Bewusstsein. Schwerfällig hebe ich den Kopf. Auf dem Waldweg steht eine Frau in Sportkleidung und starrt mich an, blankes Entsetzen im Gesicht.
»Ich ... ich wollte das nicht«, stoße ich hervor.
Die Frau fixiert das Messer in meiner Hand und rennt dann los.
»Bitte«, rufe ich ihr nach. »Es ist nicht meine Schuld.« Vergeblich. Sie sieht sich nicht einmal um. Mein Magen krampft sich zusammen, beißende Flüssigkeit schießt in meinen Mund. Ich will mich nicht übergeben, aber ehe ich mich versehe, beuge ich mich zur Seite und kotze. Nachdem sich mein Magen beruhigt hat, rapple ich mich auf. Mein Blick gleitet zwischen deiner Leiche und dem Messer in meiner Hand hin und her.
Ich habe versagt.
Der Verwesungsgeruch hüllt mich ein wie ein teuflischer Kokon. Der Jäger in mir bäumt sich auf, verlangt nach seinem Pfund Fleisch. Ich schließe die Augen und horche in mich hinein. Seltsamerweise bin ich ganz ruhig. Keine Angst, keine Verzweiflung, nur kalte Berechnung. Wo ist der Dämon? Wo hat er sich versteckt? Langsam, in Zeitlupe fast, öffne ich den Reißverschluss meiner Jacke, knöpfe das Hemd auf, das ich darunter trage.
Ich bin ein Jäger. Ich werde den Dämon vernichten. Koste es, was es wolle. Entschlossen setze ich die Klinge an meinen Bauch und stoße zu.

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madrilena
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Beitrag21.10.2013 13:38
Der Jäger
von madrilena
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Hallo Inkognito - sehr spannend geschrieben, abwechslungsreiche Sprache, ganz wenige Worte, die ich ersetzen würde. Guter, unerwarteter Schluss, auch ein mehr oder weniger befriedigendes Ende.
Und doch stößt mich die Geschichte ab. Nicht der Sprache wegen, sondern wegen des Inhalts. Sind solche, bis in die kleinsten, entsetzlichen  Einzelheiten beschriebenen Verbrechergeschichten wirklich notwendig - sind sie Literatur? Man hat den Eindruck (oder vielleicht nur ich?) als würde der Schreibende diese Schilderungen genießen.
Ich bin gespannt, wie die Meinung anderer ist.
madrilena
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nebenfluss
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Beitrag21.10.2013 13:42
Re: Der Jäger
von nebenfluss
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Hallo Inko,

die Grundidee der Geschichte gefällt mir sehr. Zu weiteren positiven Aspekten weiter unten.

An der Form lässt sich noch einiges tun.

Die 2. Person ist meistens heikel, weil sie ungewohnt ist und den Eindruck erweckt, der Leser würde direkt angesprochen. Auch hier haut sie mich raus; statt mich in die Spannung reinziehen zu lassen, denke ich darüber nach, warum du das "du" gewählt hast. Ich weiß nicht, mit wem ich mich identifizieren soll: mit dem Opfer oder dem Täter?

Einiges gehört gekürzt. Insbesondere der Verwesungsgeruch wird immer wieder erwähnt, obwohl früh klar ist, dass er sich an ihm orientiert. Er müsste eigentlich erst wieder genannt werden als er seinen Fehler erkennt. Geh noch mal durch und schmeiß jeden Satz raus, der keine neue Information enthält. Achte auch auf Wortwiederholungen; mir fiel beim Lesen auf, dass der Dämon mehrmals von Gefühlen "durchflutet" wird.

Du benutzt ausschließlich sehr kurze bis mittellange Sätze, als hättest du dir eine Obergrenze bei der Satzlänge gesetzt. In den Action-Passagen ist das gut so, aber an anderen Stellen wirkt der Text dadurch für mich etwas einförmig und abgehackt. Dort, wo du grammatikalisch vom Schema abweichst, kommt es schnell etwas gestelzt rüber. Das hier gefällt mir noch ganz gut:
Zitat:
Eine junge, schöne Frau sollte nicht sterben müssen wegen widerlichen Teufelswerks.

Aber hier ...
Zitat:
Mir bleiben nur Minuten noch.

... würde ich den gebräuchlichen Satzbau nehmen:
Mir bleiben nur noch Minuten.
An dieser Stelle ist mir das Verhalten des Protas unklar:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Du verlangsamt deinen Schritt und drehst dich um. Ich hechte hinter einen umgestürzten Baum. Zu spät. Du hast mich entdeckt.
»Warum folgen Sie mir?« Deine Stimme klingt ruhig. Entweder beherrscht du deine Angst oder du hast keine. Warum auch. Der Dämon in dir gibt dir Kraft. Deine Hand tastet nach etwas in deiner Jackentasche. Ein Pfefferspray vielleicht oder dein Handy. »Lassen Sie mich in Ruhe. Verschwinden Sie.«
Unwillkürlich muss ich grinsen. Immer die gleichen Worte. Gehen Sie weg, lassen Sie mich in Ruhe, was wollen Sie. Wie albern und unnötig. Gelassen trete ich hinter dem Baumstamm hervor, meine Arme hängen entspannt nach unten und ich lächle entschuldigend. »Verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie sind mir aufgefallen und da bin ich Ihnen gefolgt. Tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen.«
Ich halte den Atem an. Wirst du mir glauben? Deine Augen wandern über meine Gestalt, verharren einen Moment zu lang in Höhe meiner Hüfte. Das Messer liegt gut verborgen unter meiner Jacke oder? Deine Miene ist wie in Stein gemeißelt, verrät nichts von deinen Gefühlen. Doch etwas sagt mir, dass du es weißt. Dass du weißt, dass ich dich töten werde. Fast unmerklich weichst du zurück, Zentimeter für Zentimeter. Ich zögere nicht mehr und schlage zu.

Erst scheint er panisch zu werden, weil er entdeckt wird, kurz darauf ist es ihm aber egal und er grinst über die Reaktion der Frau, dann ist es auf einmal wieder vorbei mit der Coolness. Hier würde vielleicht ein Hinweis helfen, wie er sich den Angriff vorgestellt hat und was durch seine Enttarnung durcheinandergeraten ist oder auch nicht.

Positiv aufgefallen sind mir: Idee, Bildlichkeit, Einbeziehung aller Sinne, Spannungsaufbau und die konsequente Einhaltung der personalen Erzählperspektive. Würde gern eine Überarbeitung lesen!

LG


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Mana
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Apollon
Beitrag21.10.2013 13:45

von Mana
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ich mag den Titel nicht so ganz. An sich ist er ja aus der Ich-Perspektive geschrieben, und du versuchst den Prota vielleicht so zu berschreiben, dass er sich selbst als Jäger sieht, aber das ist gänzlich unpassend.

Ein Jäger tötet um etwas daraus zu gewinnen, sei es das Fleisch, den Pelz oder sonstige Trophäen. Er könnte es auch tun um eine Überpopulation oder einen Schädling zu bekämpfen.

Die Person die in deinem Text ist, wäre es gerne, ist es aber nicht. Vielmehr ist er ein Möchtegern. Er ist ein kranker Stalker.

Vielleicht wäre er gerne etwas besseres als ein kranker Stalker. Vielleicht versucht er sich selbst als Raubtier oder Jäger zu sehen, der etwas gar nicht so falsches tut. Aber dann solltest du das auch auch so vermitteln.

Zitat:


Tief im Schatten verborgen stehe ich und beobachte dich.

Den Satz mag ich so gar nicht. Ich-Schreibweise ist ganz schwierig. Ich meine wenn ich an der Bushaltestelle stehe denke ich doch nicht:
"An der Bordsteinkante stehe ich jetzt und warte auf den Bus..."

Klingt doch irgendwie blöd, oder?

Und jemand der so denkt/schreibt, den kann man doch nicht ernst nehmen.


Ich versuche mal den Anfang etwas umzuschreiben:


Ich, der Jäger

Du bäumst dich ab, an deiner Seite wieder dieses Äffchen. Wie oft hat er dich letzte Nacht beschlagen? Oder hat er es mal wieder nicht gebracht? Trotzdem leckst du ihm seine Wange zum Abschied.

Ich finde die Jägersprache macht das ganze etwas interessanter.

Auch finde ich, passt sein Selbstbild nicht ganz.

Zitat:
Er sieht gut aus. Viel besser als ich. Dafür bin ich unauffällig. Ein Mann, den man sieht und sofort wieder vergisst.

Dafür bin ich unauffällig? Das passt mal gar nicht. Jemand der Minderwertigkeitskomplexe hat würde nicht so Argumentieren...
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hexsaa
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Beitrag21.10.2013 14:12

von hexsaa
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Danke für eure Kommentare - das hilft mir weiter.

Madrilena: Es soll eine Geschichte für einen Halloween Event werden, deswegen die unappetitlichen Einzelheiten. Aber es freut mich, dass du sie zumindest sprachlich ansprechend findest.

Nebenfluss: Die Sache mit den kurzen bis mittellangen Sätzen ist mir auch aufgefallen und ich war mir unsicher, ob ich es so lassen sollte. Ich dachte, ich warte mal ab, ob es jemand bemerkt. Da du es kritisiert hast, gehe ich  nochmal ran.
Panisch wird er, weil er nicht vorzeitig entdeckt werden will. Er hat sich nämlich die ideale Stelle rausgesucht und dort einen Sack in einem hohlen Baum versteckt - allerdings habe ich diese Info rausgekürzt.

Mana:
Zitat:
Ein Jäger tötet um etwas daraus zu gewinnen. Er könnte es auch tun um eine Überpopulation oder einen Schädling zu bekämpfen.

Die Person die in deinem Text ist, wäre es gerne, ist es aber nicht.

Nun, mein Protagonist bekämpft Schädlinge, zumindest glaubt er das (oder auch nicht - das lasse ich absichtlich im Unklaren). Wenn du allerdings eine andere Idee für den Titel hast, ich bin für jeden Vorschlag dankbar.
Mit dem Anfang hast du recht. Ich hatte auch erst einen anderen Satz zu Beginn. Auf jedem Fall muss ich ihn nochmal umschreiben.

Danke!

LG
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Mana
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Apollon
Beitrag21.10.2013 14:42

von Mana
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Das entfernen von Schädlingen ist auch ein passendes Bild. Dann würde ich da auch mehr drauf eingehen.

Er sieht sich als als Dienstleister an.
Jemand der ein produktives Mitglied der Gesellschaft ist und sogar die Meinung vertritt, die Gesellschaft würde ihm etwas schulden, weil er Schädlinge beseitigt. So in diese Richtung würde ich dann auch gehen.

Schädlingsbekämpfer oder Exterminator wären da passendere Alternativen.

Also: "Ich der Schädlingsbekämpfer"

Ich finde ein "Ich" im Titel sehr passend.

Weiter würde ich dann auch Formulierungen in die Richtung einfließen lassen.
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Beitrag21.10.2013 23:40

von Gast
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Als supernatural-Junkie habe ich mit dem Jäger kein aua und zum Erbsensuchen habe ich keine Lust. Embarassed

Deswegen ein der Werkstatt unwürdiges: Daumen hoch²
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Mana
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Apollon
Beitrag22.10.2013 00:42

von Mana
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Ich bin bestimmt der größere Supernatural-junkie!!!!

Aber das ist "Äpfel mit Birnenen...dingsen" was du da machst.

btw. Dean oder Sam?
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Beitrag22.10.2013 08:00

von Gast
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Bist du nicht Mad

Und: ich meinte rein den Begriff 'Jäger' - aber wenn ich die einzige bin, die da keinen Stolperer hat, dann muss ich mal meine Empfindlichkeit nachstellen lassen smile

Garth

lol2
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hexsaa
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Beitrag22.10.2013 11:10

von hexsaa
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smile extra Danke debruma!

Jetzt fühle ich mich glatt dazu animiert, mir endlich einmal Suernatural anzusehen - hatte bisher nie die Gelegenheit dazu.


LG
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hexsaa
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Beitrag22.10.2013 11:13

von hexsaa
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Neuer Anfang:

Der Jäger

Du verlässt das Haus Hand in Hand mit deinem Freund. Du hast Geschmack, das muss ich dir lassen. Der Kerl sieht aus wie einem Katalog für Männermode entsprungen. Ich dagegen bin vergleichsweise nichtssagend. Ein Mann, den man sofort wieder vergisst, wenn man ihn überhaupt bemerkt. Aber das macht nichts. Ein Jäger braucht kein buntes Fell oder ein schönes Gesicht. Ein Jäger muss unauffällig sein und mit der Umgebung verschmelzen, damit die Beute - damit du - mich nicht bemerkst.
Du küsst deinen Freund zum Abschied, bevor er in sein Auto steigt. Seine Miene ist düster und er wirkt bleich und übernächtigt. Ob er ahnt, dass er dich nie wiedersehen wird?


Ist der besser? Kann ich den nehmen?

Lg
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nebenfluss
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Beitrag22.10.2013 11:39

von nebenfluss
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Hallo Inko,

ja, dieser Anfang ist besser.

Vielleicht das "Hand in Hand" durch "händchenhaltend" ersetzen? Das klingt putziger, romantischer, könnte dein Jäger etwas spöttisch denken und die Schockwrikung dessen, was kommen muss, erhöhen.
Dieser verschwurbelte Satz gefällt mir nicht:
Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Ich dagegen bin vergleichsweise nichtssagend. Ein Mann, den man sofort wieder vergisst, wenn man ihn überhaupt bemerkt. Aber das macht nichts.

Die Abgrenzung (gleich doppelt!) kannst du dem Leser überlassen:
Ich bin nichtssagend.
Ist aber auch nicht schön.
Vielleicht eher so was wie:
Ein echter Hingucker wie Frauen. Mir schenkt keine einen zweiten Blick, aber das macht nichts.
Grobe Richtung.

Die Formulierung "tief im Schatten verborgen" aus der ersten Version fand ich allerdings auch schön. Vielleicht kriegst du die noch unter?

LG


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Beitrag22.10.2013 11:54

von Gast
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Hallo Inkognito,

der neue Anfang ist klar besser, finde ich! Nur "damit die Beute - damit du - mich nicht bemerkst." geht wohl nicht; wenn du das "damit du" nur einschiebst, bezieht sich "bemerkst" auf Beute?! - "damit die Beute, damit du mich nicht bemerkst", oder eben ganz anders.

Gruß,

Soleatus
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nebenfluss
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Beitrag22.10.2013 12:00

von nebenfluss
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Sorry, soleatus war schneller als ich meinen Fehler editieren konnte.
Der Vorschlag ist natürlich:
Ein echter Hingucker für Frauen.

und klar, "damit die Beute mich nicht bemerkst", geht nicht.

LG
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hexsaa
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Beitrag22.10.2013 12:18

von hexsaa
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Huch - danke euch. Das hab ich völlig übersehen.

LG
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Mana
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Apollon
Beitrag22.10.2013 14:35

von Mana
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Technisch ist dieser neue Anfang zwar besser, aber vor allem psychologisch finde ich das ganze alles andere als überzeugend.

Schau dir mal das hier an:

http://www.dctp.tv/filme/bestie-mensch-serienmoerder-destruktive-motiv/

Es gibt auch viel Literatur zum Thema Kriminalpsychologie.
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Beitrag22.10.2013 14:57

von Gast
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Ja, aber, aber ... das ist doch ein Halloweengruselgeschichterl.

Übernimmt sich das nicht, wenn da psychologische Stimmigkeit zum Maßstab wird? M.E. steht: zu Potte kommen, schnell, Stimmung und dann eben das Metzeln genießen im Fokus.

Nicht?
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hexsaa
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Beitrag22.10.2013 15:06

von hexsaa
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Mana: Danke, dass du dir solche Gedanken machst, das finde ich wirklich nett von dir. Der Bericht ist sehr interessant - den merke ich mir. Aber wie debruma sagte: Es soll kein realistischer Serienkiller Thriller werden, nur eine kurzweilige Geschichte für einen Halloween Event. Von daher hoffte ich, dass es reicht, so wie es ist.

LG
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Kateli
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Das goldene Gleis


Beitrag22.10.2013 15:32

von Kateli
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Mir gefällt's auch, Inko. Wohliges Gruseln, als klar wird, worauf's rausläuft ... und zuvor schon die schöne Andeutung mit dem stärkeren Verwesungsgeruch, der darauf hindeutet, dass irgendwas nicht ganz so ist, wie er denkt. Ich dachte ja zuerst, ihm lauert noch ein Dämon auf ... aber deine Lösung ist viel eleganter.
Ich finde das Bild vom Jäger sehr passend, genau so sieht er sich. Anfangs lag mir die gerichtete Erzählperspektive, das "du", ein wenig quer in den Ohren, aber dann fand ich, es transportiert einen Teil des Besessen-Seins, der Fokussierung auf sein Ziel/Opfer, dieses krankhafte, ständige Kommentieren jedes seiner Schritte.

"Ein Jagdmesser steckt darin mit achtzehn Zentimeter langer, handgefertigter Klinge aus Hochleistungsstahl."

Dieser Satz passt so nicht, es ginge "mit langer Klinge", aber wenn du es so spezifizierst, brauchst du m.E. einen Artikel davor, also "mit einer achtzehn Zentimeter langen Klinge".

Coole Halloween-Geschichte, gelungen.

LG
Nina
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Constantine
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag22.10.2013 23:59
Re: Der Jäger
von Constantine
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Hi Inko,

yeah, coole Halloween-Geschichte. Fetzt gut, Blut und Gore passen, den Titel würde ich lassen und deinen Jäger hast du prima getroffen.

Ich habe deinen verbesserten Anfang integriert und einige Anmerkungen und Fragen zu deinem Text geschrieben. Vielleicht ist etwas Hilfreiches dabei.

LG,
Constantine

Inkognito hat Folgendes geschrieben:



Der Jäger

Du verlässt das Haus Hand in Hand händchenhaltend mit deinem Freund. Du hast Geschmack, das muss ich dir lassen. Der Kerl sieht aus wie einem Katalog für Männermode entsprungen. Ich dagegen bin vergleichsweise nichtssagend. Ein Mann, den man sofort wieder vergisst, wenn man ihn überhaupt bemerkt. Aber das macht nichts. Ein Jäger braucht kein buntes Fell oder ein schönes Gesicht. Ein Jäger muss unauffällig sein und mit der Umgebung verschmelzen, damit die Beute - damit du - ,damit du mich nicht bemerkst.
Du küsst deinen Freund zum Abschied, bevor er in sein Auto steigt. Seine Miene ist düster und er wirkt bleich und übernächtigt. Ob er ahnt, dass er dich nie wiedersehen wird?
Wie jeden Tag tragen dich deine Schritte den Gehweg entlang zur Bushaltestelle. Unauffällig folge ich dir. Wie anmutig du läufst. Ein makelloser Körper in Harmonie mit den Bewegungen. Dein langes, dunkles Haar glänzt in der Morgensonne wie eine frisch geschlüpfte Kastanie.
Du bist so schön.
Als wärst du nicht von dieser Welt. Bist du auch nicht. Aber das weiß niemand außer mir, nicht einmal dein Freund.

Eine Windbö reißt die letzten Blätter von den Bäumen und bläst sie über den Asphalt. Fröstelnd schlage ich den Kragen meiner Jacke hoch und ziehe den Kopf ein. Der Wind trägt deinen Duft zu mir heran. Maiglöckchen mit einem Hauch Verwesung, den normale Menschen nicht wahrnehmen. Aber ich. Ich rieche den Tod. Er haftet an dir wie ein übles Gerücht, und folgt dir überall hin. Instinktiv taste ich unter die Jacke nach der Lederscheide an meinem Gürtel. Ein Jagdmesser steckt darin mit einer achtzehn Zentimeter langen, handgefertigten Klinge aus Hochleistungsstahl steckt darin. Eine Aufbrechklinge, mit der Jäger die Bauchdecke ihrer Beute aufschlitzen, um die Innereien nicht zu verletzen, damit das Fleisch nicht verdirbt. Dasselbe mache ich auch. Ich muss das tun, um das Böse in dir zu vernichten. Bedauern darüber, dass ich deinen vollkommenen Körper ruinieren muss, gemischt mit Erregung durchflutet mich bei der Vorstellung und ich frage mich, wann dich der Dämon wohl erwischt hat. Es kann nicht allzu lange her sein, denn du bist noch jung, Anfang zwanzig vielleicht. Das ist gut. Die Jungen sind leichter zu töten.

Der Weg zur Bushaltestelle führt dich gleich durch einen kleinen Kiefernwald <-- der Weg, den die Frau vom Haus zur Bushaltestelle zurücklegt, scheint mir endlos lang, führt von einer Wohngegend sogar in ein Waldstück und ich frage mich, wenn der Weg so lang ist, warum hat sie ihr Freund nicht mit seinem Wagen zur Bushaltestelle gefahren? , dessen hohe, schlanke Stämme kaum Schutz vor neugierigen Blicken bieten. Doch das macht nichts. So früh am Morgen sind nur wenige Menschen unterwegs und ich bin schnell und effizient.
An der Kreuzung vor dem Waldstück bleibst du stehen und siehst dich um, als hätte dich eine dunkle Ahnung beschlichen. Spürst du den nahenden Tod<-- einerseits, wie weiter oben geschrieben, riecht die Frau nach Tod und Verwesung, andererseits will er ihr sozusagen den Tod bringen.Das beisst sich für mich. ? Normalerweise bemerkt niemand das Feuer, das in meinem Herzen brennt und mich dazu treibt, gegen das Böse zu kämpfen. Jede Nacht stelle ich mich im Dunkeln vor den Badezimmerspiegel, betrachte mein bleiches, nichtssagendes Gesicht und Ich frage mich, ob es noch andere gibt, die so sind wie ich. Die sie ebenfalls wahrnehmen, die dämonische Präsenz in dieser Welt.

Du wendest dich um und blickst zurück. Erschrocken husche ich in einen Hauseingang. Mein Herz klopft<-- was möchte er damit sagen? Natürlich klopft sein Herz. Wenn es nicht klopfen würde, wäre er tot. Hast du mich bemerkt? Sekundenlang verharre ich in Regungslosigkeit. Bei jedem hektischen Atemzug strömen Kondenswolken aus meinem Mund Wie wäre es mit: Ich sehe meinen hektischen Atem als Kondenswolken sich mit der Luft vereinen. Raschelnde Blätter fegen vorbei. Witterst du mich? Ich warte, zähle langsam bis zehn, bevor ich es wage, um die Ecke zu spähen. Du betrittst den Feldweg, der zum Wald führt. Erleichtertung durchflutet mich. Jetzt schnelle ich über die Straße, bevor du dich erneut umsiehst.
Der Waldboden dämpft meine Schritte. Geschickt weiche ich Zweigen und Blättern aus, leichtfüßig wie eine Katze. Nur noch wenige Meter, dann schlage ich zu. Mein Herzschlag beschleunigt sich, Adrenalin strömt durch meine Adern.<-- würde ich weglassen. Der Verwesungsgeruch, der deinem Körper anhaftet, legt sich über den frischen Duft des Waldes. Seltsam. Warum ist er plötzlich so stark? Lautlos schleiche ich näher.<-- kurz zuvor waren es nur noch wenige Meter. Wie weit ist er jetzt von ihr entfernt? Du verlangsamt deinen Schritt und drehst dich um. Ich hechte hinter einen umgestürzten Baum. Zu spät. Du hast mich entdeckt. <-- je nachdem wie weit er hinter ihr war, wird sein Hechtsprung auch gut hörbar sein, egal wie schnell er sich versteckt.
»Warum folgen Sie mir?« Deine Stimme klingt ruhig. Entweder beherrscht du deine Angst oder du hast keine. Warum auch. Der Dämon in dir gibt dir Kraft. Deine Hand tastet nach etwas in deiner Jackentasche. Ein Pfefferspray vielleicht oder dein Handy. »Lassen Sie mich in Ruhe. Verschwinden Sie.«<-- Irgendwie typische Reaktion eines Opfers aus schlechten Horrorfilmen. Die Frau reagiert meiner Meinung nach unnatürlich. Wenn direkt hinter ihr jemand in Deckung gehechtet ist und sie diesen Jemand gesehen hat, sie allein im Wald mit einem Fremden, der bestimmt nichts Gutes im Schilde führt, warum rennt sie nicht davon?
Unwillkürlich muss ich grinsen. Immer die gleichen Worte. Gehen Sie weg, lassen Sie mich in Ruhe, was wollen Sie. Wie albern und unnötig. Gelassen trete ich hinter dem Baumstamm hervor, meine Arme hängen entspannt nach unten und ich lächle entschuldigend. <-- wie weit entfernt steht er ihr gegenüber? Für die Frau immernoch kein Grund davon zu laufen. Ich würde den Satz weiter oben, wie er sich vor dem Spiegel beschreibt, weglassen, denn er sieht nicht vertrauenserweckend aus»Verzeihen Sie. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie sind mir aufgefallen und da bin ich Ihnen gefolgt. Tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen.«
Ich halte den Atem an. Wirst du mir glauben? Deine Augen wandern über meine Gestalt, verharren einen Moment zu lang in Höhe meiner Hüfte. Das Messer liegt gut verborgen unter meiner Jacke oder? Deine Miene ist wie in Stein gemeißelt, verrät nichts von deinen GefühlenGedanken. Doch etwas sagt mir, dass du es weißt. Dass du weißt, dass ich dich töten werde. Fast unmerklich weichst du zurück, Zentimeter für Zentimeter. Ich zögere nicht mehr und schlage zu. Mit einem Satz bin ich bei dir, schnappe deinen Arm und wirble dich herum, während ich blitzschnell das Messer ziehe und es an deine Kehle drücke. Keuchend stößt du den Atem aus deinen Lungen. Du bist überrascht, ich weiß. Ich sehe nicht aus, als wäre ich so schnell. Aber das bin ich. Oh ja.

»Bitte«, stößt du hervor. In deinen Augen spiegelt sich echte Angst. Doch ich lasse mich nicht täuschen. Du bist kein Mensch und ich muss dich vernichten. Hitze strömt durch meinen Körper, gefolgt von einem erregenden Kribbeln. All meine Sinne sind geschärft. Ich rieche dein Blut, spüre deine Panik.
Du strampelst mit den Beinen, versuchst, deine Arme <-- er hält doch nur einen ihrer Arme fest! zu befreien. Dann fängst du an zu schreien. In einer fließenden Bewegung ziehe lasse ich die Klinge über deine Kehle gleiten. Tief dringt Sie dringt tief in dein Fleisch, durchtrennt die Halsschlagader und deine die Luftröhre. Dein Schrei verebbt in zu einem Gurgeln. Blut strömt aus deinem Mund über deine Jacke. Schnell zerre ich dich zwischen die Bäume. Deine Gegenwehr erlahmt. Ich knie mich hin und bette dich auf meinen Schoss. <-- heißt das, die ganze Frau liegt komplett auf seinem Schoss?
»Pschscht. Alles wird gut.« Beruhigend streiche ich über dein Haar. Es ist nicht so seidig, wie ich dachte, dafür duftet es nach Apfelshampoo. Dein Mund schließt und öffnet sich wie ein Fisch auf dem WasserTrockenen. Bei jedem Zucken deines Körpers quillt dunkles Blut zwischen deinen Lippen hervor. Panisch siehst du zu mir auf. Eine Träne rinnt deine Schläfe hinab. Der Anblick stimmt mich traurig. So sollte es nicht sein. Eine junge, schöne Frau sollte nicht sterben müssen wegen widerlichem Teufelswerks.
 
Als dein Blick bricht und der letzte Atemzug aus deinen Lungen strömt, mache ich mich ans Werk. Vorsichtig lege ich dich auf den Boden. Die Erde ist kühl, Raureif bedeckt Gräser und Zweige und benetzt deine Kleider. Ich öffne deine Jacke und schlitze den graumelierten Pullover auf, den du darunter trägst. Dein Bauch ist perfekt. Makellos weiß. Andächtig streiche ich mit den Fingern darüber, hinterlasse rote Spuren auf deiner Haut. Meine Hand zittert. Das ist nicht gut. Ich will ja keine Sauerei anrichten, während ich deine Bauchdecke öffne. Die aufgeschlitzte Kehle ist schon genug. <-- ich verstehe diesen Gedanken nicht. Er will keine Sauerei anrichten, aber Bauchdecke aufschlitzen ist keine Sauerei? Ich würde das Durchgestrichene weglassen. Übelkeit steigt in mir empor. Der Verwesungsgeruch wird immer stärker. Wie klebriger Sprühnebel legt er sich auf meine Atemwege. <-- der Verwesungsgeruch ist sehr intensiv. Wie kann er sich weiter unten schnuppernd vom Verwesungsgeruch leiten lassen, um das dämonische Stück zu finden? Tief atme ich durch den Mund ein und entlasse die Luft durch die Nase. Den Speichel, der sich in meinem Mund sammelt, spucke ich ins Gras.
Was ist nur mit mir los mit mir?
Ruhig. Ich muss ruhig bleiben. Das Knacken eines Astes <-- wie weit entfernt? Als Jäger wird es es abschätzen können, oder? lässt mich hochfahren. Was war das? Ein Tier? Oder ein Fußgänger? Egal. Ich muss mich beeilen. Noch einmal tief durchatmen, den Würgereiz unterdrücken und los.

Die Klinge fährt durch dein Fleisch, durchtrennt Fett und Muskelgewebe. In wenigen Sekunden habe ich die Bauchdecke geöffnet. Den Blut- und Fäkalgestank ignorierend (Komma) wühle ich mich durch das Gedärm auf der Suche nach dem verdorbenen Stück. Meistens liegt es zwischen Gallenblase und Dickdarm. Diesmal nicht. Konzentriert suche ich, bis ich ferne Schritte höre, die der Morgen Wind(?) zu mir heranträgt. Mir bleiben nur noch Minuten noch<-- wie weit ist der Fussgänger entfernt?. Zur Hölle nochmal. Es muss doch irgendwo sein. Ich kann es riechen. Da. Nein. Hektisch wühle ich weiter. Das Blut pocht in meinen Ohren Ich höre mein Blut laut pochen und ich beginne zu schwitzen. Warum kann ich es nicht finden?
»Zeig dich, Dämon«, zische ich und beginne zu schnuppern. Der Verwesungsgeruch wird mich führen. Ich beuge mich näher, ziehe den Atem durch die Nase und folge der unsichtbaren Spur. Näher. Immer näher. Über deine Bauchdecke hinweg zu ... zu mir.
Ich erstarre. Das kann nicht sein. Ich bin der Jäger (Komma) nicht die Beute. Meine Augen wandern über deinen Körper. Habe ich eine Unschuldige getötet? Meine Faust krampft sich um das Messer, keuchend stoße ich den Atem aus. Langsam hebe ich meinen Arm und schnuppere an ihm. Eindeutig. Verwesungsgeruch. Die Erkenntnis raubt mir den Atem, ist wie ein Felsbrocken, der mich unter eiskaltes Wasser zieht.
Ich bin der Dämon, nicht du. Ich bin es.

Die fremden Schritte sind nun ganz nah. Gleich wird man mich sehen, wie ich hier auf dem Waldboden sitze, eine aufgeschlitzte Frau vor mir liegend. Oh Gott. Was hab ich getan? Wimmernd sinke ich auf deinen toten Leib.
Wann hat es mich erwischt? Und warum habe ich nichts gemerkt? Bin ich infiziert worden von denen, die ich getötet habe? Hundert blutige Leichen schweben vor meinem geistigen Auge, richten ihren leeren Blick auf mich. <-- dass heißt, in den anderen Leichen hat er gefunden, wonach er im Bauch gesucht hat, oder? Was ist aus diesen Fundstücken geworden? Eine stumme Klage.
Ich höre einen Schrei. Wie aus weiter Ferne dringt er in mein Bewusstsein. Schwerfällig hebe ich den Kopf. Auf dem Waldweg steht eine Frau in Sportkleidung und starrt mich an, blankes Entsetzen im Gesicht.
»Ich ... ich wollte das nicht«, stoße ich hervor.
Die Frau fixiert das Messer in meiner Hand und rennt dann los.
»Bitte«, rufe ich ihr nach. »Es ist nicht meine Schuld.« Vergeblich. Sie sieht sich nicht einmal um. Mein Magen krampft sich zusammen, beißende Flüssigkeit schießt in meinen Mund. Ich will mich nicht übergeben, aber ehe ich mich versehe, beuge ich mich zur Seite und kotze übergebe mich. Nachdem sich mein Magen beruhigt hat, rapple ich mich auf. Mein Blick gleitet zwischen deiner Leiche und dem Messer in meiner Hand <-- er hält das Messer weiterhin in der Hand. hin und her.
Ich habe versagt.
Der Verwesungsgeruch hüllt mich ein wie ein teuflischer Kokon. Der Jäger in mir bäumt sich auf, verlangt nach seinem Pfund Fleisch. Ich schließe die Augen und horche in mich hinein. Seltsamerweise bin ich nun(?) ganz ruhig. Keine Angst, keine Verzweiflung, nur kalte Berechnung. Wo ist der Dämon? Wo hat er sich versteckt? Langsam, wie in Zeitlupe fast, öffne ich den Reißverschluss meiner Jacke, knöpfe das Hemd auf, das ich darunter trage <-- wo sollte er es sonst tragen?.
Ich bin ein Jäger. Ich werde den Dämon vernichten. Koste es, was es wolle. Entschlossen setze ich die Klinge an meinen Bauch und stoße zu.
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hexsaa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 56
Beiträge: 1826
Wohnort: im Schneckenhaus
Ei 6 Extrem Süßes!


Beitrag23.10.2013 12:32

von hexsaa
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Constanine,

danke für deine Textkritik - den ein oder anderen Vorschlag werde ich mir zu Herzen nehmen. Es freut mich, dass dir die Geschichte ansonsten gefällt - das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

LG
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Mana
Mensch

Alter: 39
Beiträge: 2227
Wohnort: Düsseldorf


Apollon
Beitrag23.10.2013 12:56

von Mana
Antworten mit Zitat

@ Constantine: Sehr gute Vorschläge. jedoch beim ersten Satz finde ich das Adjektiv nich sonderlich Elegant. Hand in Hand ist aber auch nicht viel besser^^, von daher kann ich dich verstehen...

_________________
Der Verstand schreibt mit Tinte, das Herz mit Leidenschaft...

Wissenschaft ist ein stahlharter Metalldildo zum umschnallen.- Vince Masuka

Mein Lieblingsepigramm:
"Ich selbst bin Ewigkeit, wenn ich die Zeit verlasse
Und mich in gott und gott in mich zusammenfasse." von Johannes Scheffler
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