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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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16.09.2013 11:19
von MartinD
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wonderland hat Folgendes geschrieben: | Tipp aus Schreibratgeber Nr. 1, 3, 14 u. 97 (wir hatten grad in einem anderen Thread eine Diskussion über den Wert solcher Ratgeber, verzeih den kleinen Insiderwitz): Leser will immer am Anfang der Szene wissen, WO das ganze spielt, und WER anwesend ist und wo sich wer ungefähr im Raum befindet. ("Kopfkino" ist hier ein passendes Stichwort.)LG |
Ich werd mir die Ratgerbelinge mal reinziehen (sind wohl hier irgendwo, denk ich). Ist logisch, ich hab auch gern immer Kontrolle
wonderland hat Folgendes geschrieben: | wir hatten grad in einem anderen Thread eine Diskussion über den Wert solcher RatgeberLG |
Magst du mir erleichternd verraten, wo die stattgefunden hat?
samanter hat Folgendes geschrieben: | Und, Martin, ich bin auch nicht zu prüde dieses Wissen zu teilen, falls du Fragen hast. |
Oh, auf dieses Angebot komme ich sehr gerne zurück, danke!
(Müssen ja heiße Sachen sein, die du in petto hast, wenn du nicht zu prüde bist, sie zu teilen. Ja, ich komme gerne auf dein Angebot zurück )
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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16.09.2013 13:12
von Biggi
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MartinD hat Folgendes geschrieben: | wonderland hat Folgendes geschrieben: | Tipp aus Schreibratgeber Nr. 1, 3, 14 u. 97 (wir hatten grad in einem anderen Thread eine Diskussion über den Wert solcher Ratgeber, verzeih den kleinen Insiderwitz): Leser will immer am Anfang der Szene wissen, WO das ganze spielt, und WER anwesend ist und wo sich wer ungefähr im Raum befindet. ("Kopfkino" ist hier ein passendes Stichwort.)LG |
Ich werd mir die Ratgerbelinge mal reinziehen (sind wohl hier irgendwo, denk ich). Ist logisch, ich hab auch gern immer Kontrolle |
Eeeeeiiiiinspruch.
Nicht jeder Leser will gleich am Anfang der Szene wissen.
Dröger als: "Lieschen Müller sitzt mit Betty Baumstark im Café an der Ecke Ludwig-van-Beethoven-/Mozart-Straße, rührt gelangweilt in ihrer rosa-lila geblümten Kaffeetasse mit Blick zum Grund und fragt sich, warum die Bedienung drei Meter Luftlinie entfernt hinter dem Tresen nicht endlich die röchelnde Espressomaschine entkalkt, wenn schon sonst kein Gast in dem altbauhohen, raufasertapezierten Raum ist."
Alles geklärt, aber ich würde trotzdem gähnen. (Hab allerdings auch noch ein altmodisches Hirn aus der non-digital-native-Generation, das erklärt vermutlich einiges, wenn nicht gar alles.)
Warum nicht ein Zoom und dann nach und nach Orientierung im Raum, wenn die Kamera langsam Abstand gewinnt?
A bisserl a Spannung derf scho' sei', wann's ziag'n soll.
LG
Biggi
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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16.09.2013 13:18
von Biggi
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... doppelt hält bekanntlich besser.
Da oben fehlte noch ein Satzstück, aber das kann sich jeder selber denken.
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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16.09.2013 13:29
von MartinD
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Biggi hat Folgendes geschrieben: | Lieschen Müller sitzt mit Betty Baumstark im Café an der Ecke Ludwig-van-Beethoven-/Mozart-Straße, rührt gelangweilt in ihrer rosa-lila geblümten Kaffeetasse mit Blick zum Grund und fragt sich, warum die Bedienung drei Meter Luftlinie entfernt hinter dem Tresen nicht endlich die röchelnde Espressomaschine entkalkt, wenn schon sonst kein Gast in dem altbauhohen, raufasertapezierten Raum ist |
Eine äußerst ansprechende, meditative Kürzestgeschichte. Alles drin, alles dran. Einziges Manko: die Kaffeetasse ist leer.
Wäre direkt mal einen Thread Wert: All-inclusive-Einsatz-Kürzestgeschichten
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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16.09.2013 13:45
von Biggi
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MartinD hat Folgendes geschrieben: | Biggi hat Folgendes geschrieben: | Lieschen Müller sitzt mit Betty Baumstark im Café an der Ecke Ludwig-van-Beethoven-/Mozart-Straße, rührt gelangweilt in ihrer rosa-lila geblümten Kaffeetasse mit Blick zum Grund und fragt sich, warum die Bedienung drei Meter Luftlinie entfernt hinter dem Tresen nicht endlich die röchelnde Espressomaschine entkalkt, wenn schon sonst kein Gast in dem altbauhohen, raufasertapezierten Raum ist |
Eine äußerst ansprechende, meditative Kürzestgeschichte. Alles drin, alles dran. Einziges Manko: die Kaffeetasse ist leer.
Wäre direkt mal einen Thread Wert: All-inclusive-Einsatz-Kürzestgeschichten | Ah wah, det is doch'n Blümschengaffeee in der Tasse! Kennste nich mehr, gell...
Ansonsten: merci Dir. Wir schau'n mal, was geht mit dem Thread.
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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16.09.2013 14:01
von MartinD
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Biggi hat Folgendes geschrieben: | Ah wah, det is doch'n Blümschengaffeee in der Tasse! Kennste nich mehr, gell... |
Blümchenkaffee aus der Espressomaschine? Soo verkalkt? Hätte ich nicht gedacht. Da wird's wirklich Zeit!
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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Biggi Klammeraffe
Alter: 52 Beiträge: 782 Wohnort: BY
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16.09.2013 14:04
von Biggi
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MartinD hat Folgendes geschrieben: | Biggi hat Folgendes geschrieben: | Ah wah, det is doch'n Blümschengaffeee in der Tasse! Kennste nich mehr, gell... |
Blümchenkaffee aus der Espressomaschine? Soo verkalkt? Hätte ich nicht gedacht. Da wird's wirklich Zeit! | Nee, Du, sie hat doch einen Milchkaffee (mit fettarmer Milch zwengst der Figur, Du weißt schon).
So, genug gespamt. Jetzt wieder ernsthafte Textarbeit hier!
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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16.09.2013 14:48
von Hardy-Kern
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Jedenfalls ist hier einer der sich Mühe gegeben hat. Ich habe mich köstlich amüsiert und nehme an es soll wohl eine Humoreske werden?
Ehrlich gesagt schüttele ich immer noch mein wei(s)ßes Haupt, wenn ich mir vorstelle einer fremden Frau oder Mädchen den Fuß massieren zu wollen.
Wenn die nun Käsebeine hat? Nehme ich das Risiko eines herzhaften Backenstreiches auf mich oder sogar die Bekanntschaft mit einer Zwangsjacke?
Ist das so Mode auf den Eisenbahnstrecken zwischen Wien und gen Westen? Na gut, man hat als Autor immer fiktive Möglichkeiten der Handlungsgestaltungen, aber das ist dann wohl fast schon isotrisch, wie hier bemerkt wurde. Als Romaneinführung reicht das nicht aus, weil man nicht erkennt wohin der "Zug" steuert.
Der Name Maria als Männername scheint nur zu dienen, um Handlung zu erzeugen- Füllmaterial, das es natürlich auch geben kann.
Muss aber dann einem Zweck dienen, den ich nicht erkenne.
Der Verdacht entsteht, es wäre eine Anmache, um die Psyche der Frauen zu erkunden.
Natürlich. Es ist ein Test, denke ich. Wenn man jemanden über eine längere Zeit mit seinen Blicken fixiert, kann der nervös werden.
Ist ganz natürlich, wenn Beine überschlagen sind, dass eine Fußspitze leicht wippt. Die Herr Maria will hier etwas experimentieren, er ist ein Spinner, gehört bestimmt einer Sekte an. Davon soll es in Österreich einige geben. Das ist so ein Blödsinn, dass man ihn schon wieder für echt halten könnte.
Hoffentlich habe ich nicht unsere Sexismusexperten geweckt.
Hardy
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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16.09.2013 15:25
von MartinD
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Lieber Hardy-Kern,
du hast dich nicht nur amüsiert, du hast auch nachgedacht, was es werden könnte. Das ist ja schon was.
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Wenn die nun Käsebeine hat? Nehme ich das Risiko eines herzhaften Backenstreiches auf mich oder sogar die Bekanntschaft mit einer Zwangsjacke? | No risk no fun. Meinst du damit eher weiße Beine oder stinkige Zehen? In Kausa Käse hätte er ihn vermutlich beim Vorbeugen bemerkt und vorbeugend zurückgebeugt bleiben können. Ich kann dich beruhigen: Es sind wunderschön geformte Frauenfüße, leider durch weiches, rotes Leder den Augen und dem direkten Zugriff verborgen. Wäre Maria auch noch Fußfetischist, dann wäre er nicht mehr zu halten gewesen; wenn du verstehst, was ich meine.
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Ist das so Mode auf den Eisenbahnstrecken zwischen Wien und gen Westen? | Wo kämen wir denn hin, wenn wir nur immer nach dem Üblichen gingen? Nirgends. Wieso schon beinahe isometrisch ...? Isotonisch? Isotrop? Iso-iso?
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Als Romaneinführung reicht das nicht aus, weil man nicht erkennt wohin der "Zug" steuert | Ist nach Westen zu wenig? Inklusive Klappentext? Bei Inferno weiß ich ja am Anfang auch noch nicht, dass es sich um virale Vektoren handelt.Was würdest du dir noch in den Anfang wünschen?
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Der Name Maria als Männername scheint nur zu dienen, um Handlung zu erzeugen- Füllmaterial, das es natürlich auch geben kann. Muss aber dann einem Zweck dienen, den ich nicht erkenne. | Natürlich steckt was dahinter. Das wird allerdings erst im lauf der Zeit gelüftet. Btw: Er sagt sogar, dass ihm Hektor peinlich und daher Maria lieber ist. Doch auf jeden Fall: kein dummer Gag.
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | ... er ist ein Spinner, gehört bestimmt einer Sekte an. Davon soll es in Österreich einige geben. | Ein Kenner im Sektenwesen - sehr hilfreich! Darf ich mich ggf. bei Bedarf zwecks Recherche an dich wenden?
Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben: | Das ist so ein Blödsinn, dass man ihn schon wieder für echt halten könnte. | Ist mein Schluss korrekt: Du hast dich amüsiert. Du hast gegrübelt, wie es weitergehen könnte. Du bist dir nicht sicher: echt oder blöd. Du würdest weiterlesen, stimmt's?
Herzliche Grüße
Martin
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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Samanter Leseratte
Beiträge: 170 Wohnort: Augsburg
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16.09.2013 16:39
von Samanter
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Zitat: | Zitat: | Und, Martin, ich bin auch nicht zu prüde dieses Wissen zu teilen, falls du Fragen hast. |
Oh, auf dieses Angebot komme ich sehr gerne zurück, danke!
(Müssen ja heiße Sachen sein, die du in petto hast, wenn du nicht zu prüde bist, sie zu teilen. Ja, ich komme gerne auf dein Angebot zurück wink) |
Martin, ich hoffe nur, du hast den folgenden Satz der eigentlich an Iknim gerichtet war, gelesen.
Und du findest es interessant einen Sektenkundigen unter uns zu haben? Das Thema wird immer interessanter, aber auch ganz schön schräg. U-Literatur, Erotik, Esoterik, Fetisch, Sektenszene und ein Protagonist dem der Name Maria nicht nur nicht peinlich sondern sogar lieber ist. Habe ich etwas vergessen? Ach ja, eine Protagonistin die nicht einmal rot wird, als man mitten in der "Öffentlichkeit" ihren Fuß "bespielen" will von einem Mann dessen Lebensphilosophie in etwas lautet: Lebe jede Minute und soviel wie du kannst, ohne gesellschaftliche Zwänge die das Geldverdienen ermöglichen.
Gott, und ich dachte mein Manuskript ist schon etwas zu konfliktreich.
Sam
_________________ Halte einen Engel niemals fest, denn du würdest ihm die Flügel brechen. Wenn du willst, dass er bleibt, dann biete ihm das Paradies. |
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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16.09.2013 17:07
von MartinD
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Samanter hat Folgendes geschrieben: | Zitat: | Zitat: | Und, Martin, ich bin auch nicht zu prüde dieses Wissen zu teilen, falls du Fragen hast. | Oh, auf dieses Angebot komme ich sehr gerne zurück, danke!
(Müssen ja heiße Sachen sein, die du in petto hast, wenn du nicht zu prüde bist, sie zu teilen. Ja, ich komme gerne auf dein Angebot zurück wink) | Martin, ich hoffe nur, du hast den folgenden Satz der eigentlich an Iknim gerichtet war, gelesen. | Natürlich, Sam, habe ich dein Add-on gelesen und wollte dich auch nicht zu haptischem Erfahrungsaustausch ermuntern.
Samanter hat Folgendes geschrieben: | Und du findest es interessant einen Sektenkundigen unter uns zu haben? | Ist doch mal was anderes! Die meisten verschweigen das eher verschämt, da ist es doch schön, bekennende Fachleute kennenzulernen.
Schräg mag ich. Schräg ist anders und führt immer wieder mal auf interessante Pfade. Du machst mich neugierig: Samanter hat Folgendes geschrieben: | Gott, und ich dachte mein Manuskript ist schon etwas zu konfliktreich. | Kann man da ein, zwei Blicke hineinwerfen? Du hast ja, wenn ich richtig geschaut habe, noch keinen text hereingestellt. Dabei würde mich aber auch eine Zusammenfassung deiner 450(?) Seiten interessieren. Um was geht es denn?
LG
Martin
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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Samanter Leseratte
Beiträge: 170 Wohnort: Augsburg
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17.09.2013 09:57
von Samanter
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Ich könnte dir die Rohfassung meines Exposés per PN schicken. Ich veröffentliche meine Texte nicht, da ich später nicht Angst haben will, dass Inhalte meines Buches im Ether rumschwirren. Außerdem bin ich noch nicht soweit, um meine Texte der "Öffentlichkeit" preisgeben zu können. Einem Freund habe ich einmal erklärt, wenn man in meinem Genre ein Buch veröffentlicht ist es so als ob man sich nackt der Öffentlichkeit präsentiert. Immerhin hat jede Romanfigur auch etwas vom Autor in sich. Da möchte ich schon einen "akzeptablen" Anblick bieten, und das was ich schreibe auch vor mir selbst verantworten können.
Sam
_________________ Halte einen Engel niemals fest, denn du würdest ihm die Flügel brechen. Wenn du willst, dass er bleibt, dann biete ihm das Paradies. |
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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18.09.2013 23:24
von MartinD
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Liebe Leute, die ihr mir so freundliches Feedback gegeben habt,
ich weiß nicht, ob das bei euch üblich ist und ob jemand Lust dazu hat: Ich bin eure Anregungen Stück für Stück durchgegangen und habe viele davon eingebaut. Dabei habe ich das Kapitel zusätzlich zu einem kleinen Experiment verwendet, durch Iknim angeregt: du hast was mit Perspektiven gesagt. Warum nicht ausprobieren, dachte ich mir. Dazu würden mich eure Meinungen am meisten interessieren.
Langer Rede kurzer Sinn: Sollte jemand lesen wollen, wie sich die Änderungsvorschläge auswirkten und dann auch noch was dazu sagen wollen, würde es mich freuen!
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1 Ashley
Er kann seinen Blick nicht von ihrem Fuß abwenden, den ein schlichter Pumps verhüllt. Das rote Ende ihres übergeschlagenen Beines wippt unregelmäßig. Eine Angewohnheit? Nervosität?
Er versucht sich vorzustellen, wie sich der elegante Schwung der Fessel unter dem weichen Leder fortsetzen mag; er beugt sich etwas vor und probiert einen Röntgenblick. Der misslingt. Er lehnt sich wieder zurück und beobachtet, wie sie, an ihrer Umgebung desinteressiert, in ihrem Buch liest. Ein Teil ihres Gesichts und die mehr als schulterlangen Haare spiegeln sich im Fenster. Er sieht, wie ihre braunen Augen den Wörtern nachhüpfen und dabei immer tiefer wandern. Ein warmes Gefühl von Vertrautheit breitet sich in seiner Brust aus. Und das Bedürfnis, sie zu berühren.
»Sie würden mir eine große Freude bereiten«, machen sich seine Lippen selbstständig, »wenn ich Ihren Fuß massieren darf.«
Sie lässt ihr Buch eine Handbreit sinken und blickt ihn an. Ihr Körper schlingert sanft im Rhythmus des Tschuschuk-Tschuschuk, mit dem der Zug jedes neue Schienenstück in Angriff nimmt.
»Meinen Fuß massieren?« Eine Augenbraue ist in die Höhe gewandert und ihre Lippen kräuseln sich. Wunderschöne Lippen, denkt er. Wie sie sich anfühlen mögen? Mit der freien Hand greift sie zu der orangefarbenen Kette im großzügigen Ausschnitt ihres schwarzen Wickelkleides und beginnt, mit den kleinen Kugeln zu spielen. »Sind Sie Masseur und unglücklich, wenn Sie nicht arbeiten können?« Ihre Worte hören sich für ihn an wie das verhaltene Kullern runder Steine über das Fell einer Trommel. Er spürt, wie sie durch die Ohren in seinen Bauch fallen.
»Nein; ich möchte lediglich gerne erfahren, wie sich Ihr Fuß anspürt. Nicht das Bein, nur den Fuß. Genau der rechte, der so verspielt vor mir hüpft, wenn es möglich ist.«
Sie blickt ihn unverwandt an. »Gut«, sagt sie nach einer Weile.
Er setzt sich auf ihre Seite, einen Sitz zwischen ihnen freilassend. Wortlos dreht sie sich nach links und streckt ihm das rechte Bein entgegen. Behutsam streift er den roten Schuh ab und stellt ihn vor ihr auf den Boden. Sanft nimmt er ihren Fuß in beide Hände und beginnt mit der Massage. Seine Finger gleiten über ihren Rist, ihre Zehen, ihren Mittelfuß.
Sie lässt ihr Buch in ihren Schoß sinken, darin einen Finger als Lesezeichen. Mit der anderen Hand fasst sie eine Strähne ihrer kastanienbraunen Locken und wickelt sie um den Zeigefinger. Ihr Blick wandert unscharf hinauf zum Gepäcksnetz.
»Wie heißen Sie?«, fragt sie das Netz.
»Maria.«
Die Haarsträhne entgleitet ihren Fingern und fällt zurück auf ihr Schlüsselbein. »Maria?«
»Ja, Maria. Meine Eltern werden wohl vergessen haben, dass davor ein sinnvoller Rainer oder Klaus oder Erich gehört. Nun ...«, ergänzt er nach kurzem Zögern, »eigentlich steht zuerst ein ›Hektor‹. Doch da ist mir Maria noch lieber. Und Sie?«
»Ashley«, antwortet sie.
»Ein schöner Name.« Er legt den Kopf schief. »Kein österreichischer.«
»Meine Mutter stammt aus Großbritannien.«
»Ah ...« Während des Gesprächs hat er die Zuwendung zu ihrem Fuß nicht unterbrochen. Er knetet zart ihre Muskeln, streift sanft, doch bestimmt über die dünne, seidenartige Hülle über ihrer Haut.
»Wie eine Lymphdrainage.« Ihr Lächeln lässt kurz zwei gleichmäßige Zahnreihen erkennen.
»Es ist aber keine. Es fühlt sich für mich fast an wie eine Droge. Ich genieße die Kommunikation mit Ihrem Fuß.«
»Was teilt er ihnen mit?«
»Warten Sie ... er sagt mir, dass er froh ist, ihrem Körper räumliche Unabhängigkeit geben zu dürfen. Und er freut sich, das Bindeglied zwischen Ihnen und Mutter Erde zu sein.«
Als ob sie beim Tagträumen ertappt worden wäre, strafft sie sich, die Falten auf ihrer Stirn tauchen wieder auf, doch die Mundwinkel bleiben, wo sie sind. Sie zieht ihren Fuß zurück und lässt ihn in den Schuh am Boden gleiten.
»Sie denken jetzt, dass bei mir ein paar Schrauben locker sind?« Er lächelt sie an. Er sagt auch das so beiläufig, als ob es ebenfalls das Normalste der Welt wäre, mit lockeren Schrauben durchs Leben zu gehen.
»Nun ja ...«, murmelt sie.
»Das ist doch verständlich, nicht wahr? Sie kennen mich nicht, haben mich noch nie gesehen und dann frage ich Sie gleich um etwas so Intimes, wie ihren Fuß massieren zu dürfen.«
Die Falten in ihrer Stirn vertiefen sich. Sie betrachtet ihn und gibt sich Mühe, nicht wie eine Museumsbesucherin zu wirken, die das Exponat einer neu entdeckten Vogelsorte in Augenschein nimmt. Andererseits: und wenn schon! Optisch würde man ihm nicht anmerken, dass er zu so seltsamen Ideen fähig ist. Jeans, ein blaues T-Shirt, eine altmodische Wildlederjacke. Dunkelbraune, dichte, mittellang geschnittene, verwuschelte Haare, volle, aber bestimmte Lippen, kantiges Gesicht. Unrasiert oder Dreitagebart? Völlig normal, ja sogar beinahe ein wenig alltäglich. Aber sieht man nicht gerade den wirklich gefährlichen Typen ihre Neigungen eben nicht an? Ein Psychopath? Ein Fußfetischist? Vielleicht etwas Schlimmeres? Was soll denn der Quatsch! Hat dich so etwas schon jemals gestört? Er hat was! Mal etwas anderes. Keiner von diesen geschniegelten Möchtegern-Casanovas oder den gespielt lockeren Freizeitklamottenträgern. Ob er mich als Experiment betrachtet? Das können wir auch umdrehen!
»Warum tun Sie das? Um Leute zu verunsichern?«
»Oh nein, auf keinen Fall!« wehrt er ab.
Er scheint ehrlich entrüstet zu sein. Sie spürt ein Ziehen in der Magengegend, kann es nicht einstufen. Und zugleich findet sie die Situation prickelnd. Entweder hat er es faustdick hinter den Ohren oder er spielt ihr tatsächlich nichts vor.
»Ich tue nur das, wovon ich spüre, dass es gerade passt«, sagt er.
Sie sieht ihn stirnrunzelnd an. Schüttelt kaum merklich den Kopf.
»Und sie haben wahrgenommen, dass sie meinen Fuß massieren sollen.«
»Ja.« Er blickt freundlich-gelassen, sie forschend.
»Ich mache das, was mir im Augenblick Freude verschafft.«
»Und was bereitet ihnen gerade Freude?« Seine Mundwinkel zucken und sie wehrt sofort ab: »Nein, sagen sie jetzt nicht ›Füße massieren‹!«
»Können sie Gedanken lesen?«
Nun heben sich doch ihre Mundwinkel, in ihren Augenwinkeln springen fächerförmig ein paar Fältchen auf und ein Blitzen hüpft aus ihren Augen. »Sie sind ein echt durchgeknalltes Exemplar Mann!«
»Finden Sie? Ich finde Sie äußerst sympathisch! Unkonventionell. Natürlich und intelligent und - sehr anmutig.«
»Danke.« Für sie ist es nichts Neues, als attraktiv bezeichnet zu werden. Und doch irritiert sie wiederum etwas Ungewöhnliches: Als anmutig hat sie noch nie jemand beschrieben. Sie spürt eine unerklärliche Traurigkeit in sich aufsteigen. Ihr Lächeln bleibt noch ein paar Augenblicke in ihrem Gesicht hängen, bevor es langsam verlischt.
Ohne Voranmeldung donnert ein Gegenzug vorbei und füllt das Abteil mit hektisch-rhythmischem Lärm. Beide blicken in die Blitze, die die Fenster des anderen Zuges hereinwerfen. Im tanzenden Spiegel des Fensters kann er erkennen, dass sie ihre Augen leicht zusammengekniffen hat. Ihr Blick entdeckt seinen, zittert und wendet sich ab.
Mit einem letzten scharfen Zischen gibt der andere Zug die Sicht auf die noch winterbraune Märzlandschaft wieder frei.
Während sie weiter hinausschauen, spürt er den Gefühlen in sich nach, diesen zarten Fäden, die von ihm zu ihr hinüberziehen. Er glaubt, Resonanz wahrzunehmen. Ist er zu weit gegangen? Hat er sie verstört? Das mit Mutter Erde war keine gute Idee, auch wenn er es genauso fühlte. Aber sie kennt ihn schließlich nicht. Weiß nicht, wie er denkt. Vielleicht tut sie solche Gedanken als Spinnerei ab. Es muss so sein, so, wie sie reagiert hat.
Ihre Stimme reißt ihn aus seinen Gedanken. »Ich meinte eigentlich, womit Sie ihren Lebensunterhalt verdienen.«
Er braucht einen Augenblick, um wieder voll zurückzukehren. »Das ist unterschiedlich.« Sie ist außergewöhnlich! Nein, sagt er zu sich, es war nicht zu viel. Grenzwertig vielleicht. Aber nicht zu viel. Er spürt, wie er ruhig wird, in den Fluss kommt. »Meistens tue ich tatsächlich, was mir im Moment Freude macht. Das ist mir wichtig! Was habe ich denn davon, wenn ich mich acht, neun Stunden zu einem Job überwinde, nach dem Feierabend lechze, um mir so das Geld zu erschuften, das ich dann in meiner Freizeit mit dem durchbringe, was mir Freude macht? Ist doch widersinnig, finden Sie nicht?«
»Schön, wenn Sie das können.« Sie verschränkt die Arme vor der Brust, ihre Lippen sind schmal geworden. »Für kaum jemanden ist das machbar.«
Ah! Er lächelt in sich hinein. Sie sieht so bezaubernd aus, wenn sie sich ärgert!
»Ich vermute die wenigsten wollen das.«
Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Wie meinen Sie das?«
»Ich glaube, dass kaum jemand Gedanken daran verschwendet, was er in Wirklichkeit will. Die meisten denken vielmehr darüber nach, wie sich möglichst viel verdienen lässt, um in der Folge damit das machen zu können, was sie gerne tun. Abgesehen von denen, die nicht einmal das wissen. Ich finde, es geht einfacher.«
»Und zwar ...?« Ihre Brauen nähern sich und sie beugt sich vor.
»Tun.«
Sie atmet hörbar aus und lehnt sich wieder an die lederne Rückenlehne. »Dann halt noch genauer: Womit verdienten Sie ihr letztes Geld? Zum Beispiel das, mit dem Sie die Fahrkarte bezahlt haben?« Sie wirkt wie jemand, der schon mehrmals eine sehr simple und offensichtliche Sache vergeblich zu erklären versucht hat.
»Ich habe eine App für ein Handy geschrieben.« Er lächelt und ihre Augen werden größer.
»Eine App? Für ein Handy? Und davon kann man leben?« Sie sieht ihn an, als wollte sie antworten ja, ja, und ich habe meine erste Million mit Sackhüpfen gemacht.
»Ja. Wenn man das Passende trifft.«
Sie schüttelt unmerklich den Kopf, schaut auf ihre Armbanduhr und dann nach draußen.
»Wohin fahren Sie«, fragt er. Sie steigt schon aus? Schon zu Ende?
»Amstetten«, sagt sie, »ich besuche dort eine Tante. Und sie?«
»Keine Ahnung. Ich bin unterwegs nach Westen.«
Sie sieht mit den Augen zur Decke und verzieht die Lippen. »Unverkennbar, wir kommen schließlich aus Wien. Wohin im Westen?« Die letzten drei Worte klingen wie die einer Mutter, die ihren Dreijährigen fragt, ob er nun endlich aufessen will.
»Ich weiß es noch nicht.«
Sie blickt wieder aus dem Fenster, draußen gleiten die Hallen des Doka-Geländes vorbei. Maria fragt sich, ob sie entnervt, enttäuscht oder gelangweilt ist. Der Zug drosselt das Tempo. Sie steht auf; bleibt zögernd stehen; bückt sich zu ihrer Handtasche. »Es war interessant, Sie kennenzulernen.
Vielleicht ... treffen wir uns einmal wieder?«
»Ja.« Er blickt zu ihr auf. Dann erhebt er sich. Ihr Gesicht ist keine Armeslänge von ihm entfernt. Ein Duft nach Apfelblüten weht zu ihm herauf und ihre Augen scheinen ihm dunkler als zuvor. Er macht einen Schritt auf sie zu und fühlt ihre Wärme. Leicht berührt er ihre Oberarme, beugt sich vor und haucht ihr je einen Kuss auf beide Wangen. Sie erstarrt. »Ja, ich habe es auch genossen! Es war sehr ... im Gleichklang!«, sagt er. Ein Kloß macht es sich in seinem Hals gemütlich.
Sie gleicht lediglich das leichte Rucken des Bremsvorganges aus, ihre Augen sind vielleicht noch etwas dunkler. Sie verharrt einen weiteren Augenblick, öffnet schließlich die Schiebetüre einen Spalt.
»Also dann ...« Zögernd blickt sie ihn an.
»Ich freue mich, wenn wir uns wiedersehen sollten!«, sagt er. Sie erwacht aus ihrer Erstarrung, schiebt die Kabinentür völlig auf und tritt auf den Gang hinaus.
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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19.09.2013 07:10
von anuphti
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Tja. Was soll ich sagen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir realistisch vorstellen kann, dass eine Frau sich im Zug von einem wildfremden Mann den Fuß massieren lassen würde.
Die Anfrage von dem Mann empfinde ich als extrem aufdringlich und egoistisch, es geht ihm nicht darum, was der Frau am liebsten wäre, sondern um seine eigenen Wünsche. Dass die Frau darauf, auch nach kurzem Zögern einsteigen sollte, ohne, dass sich die beiden schon wenigstens durch einen Dialog etwas besser kennen gelernt haben, erscheint mir eher Wunschdenken des Autors, als realistisch.
Ich bin beruflich unter anderem im Bereich Body Work tätig und genieße Fußmassage außerordentlich, erachte Massage aber definitiv als derartig intim, dass ich mir außerhalb einer näheren Beziehung, oder einer professionellen Massage nicht vorstellen könnte, dass ein vollkommen Unbekannter mich so berühren dürfte.
Die natürliche Reaktion auf so eine Frage würde zwar davon abhängen, wie sympathisch ich den Protagonisten finde, aber trotzdem wäre es eine verfrühte Grenzüberschreitung, die mich in jedem Fall stutzen lassen würde.
Also würde ich die Frau erst einmal ablehnen lassen, und anschließend vielleicht in den Dialog verwickeln. So in der Form funktioniert die Geschichte für mich nicht, weil die Reaktionen auf mich einen unglaubwürdigen Eindruck machen.
Soweit mein Eindruck als Leserin, die viel mit dem Thema Massage zu tun hat (glaub mir, Fußmassage ist alles andere als unverfänglich! wohlgemerkt außerhalb eines professionellen Settings!)
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Samanter Leseratte
Beiträge: 170 Wohnort: Augsburg
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19.09.2013 11:03
von Samanter
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Ich finde die Tatsache, dass sich eine Frau spontan den Fuß massieren lässt nicht unbedingt unglaubwürdig. Aber anu hat Recht. Es kommt immer noch zu trocken. Ich versuche einmal anhand von Versionen wie ich es schreiben würde meine Gedanken zu verdeutlichen.
1 Ashley
Er kann seinen Blick nicht von ihrem Fuß abwenden, den ein schlichter Pumps verhüllt. Das rote Ende ihres übergeschlagenen Beines wippt unregelmäßig. Eine Angewohnheit? Nervosität?
Das Schicksal das Abteil wählen zu lassen war offensichtlich die richtige Entscheidung. Ein eleganter Fuß umhüllt von rotem Leder hüpft unregelmäßig vor ihm auf und ab. Fasziniert bleibt sein Blick auf ihm hängen. Eine schmale Fessel der ein samtig weißer Spann folgt und in einem Pumps verschwindet. Das Wippen ist wie ein Buhlen nach Aufmerksamkeit, wie eine stumme Bitte nach Berührung.
Warum wippt dieser Fuß nur so? Ist das eine Angewohnheit oder Nervosität? Aber nervös warum? Seinetwegen oder wegen des interessanten Buches was sie liest?
Er versucht sich vorzustellen, wie sich der elegante Schwung der Fessel unter dem weichen Leder fortsetzen mag; er beugt sich etwas vor und probiert einen Röntgenblick. Der misslingt. Er lehnt sich wieder zurück und beobachtet, wie sie, an ihrer Umgebung desinteressiert, in ihrem Buch liest. Ein Teil ihres Gesichts und die mehr als schulterlangen Haare spiegeln sich im Fenster. Er sieht, wie ihre braunen Augen den Wörtern nachhüpfen und dabei immer tiefer wandern. Ein warmes Gefühl von Vertrautheit breitet sich in seiner Brust aus. Und das Bedürfnis, sie zu berühren.
Der Zug holpert im steten Takt über die Schienen, lässt das Abteil vibrieren. Der wippende Fuß scheint dieses Vibrieren anzutreiben.
Unauffällig beugt er sich vor, um den Fuß näher zu betrachten, vielleicht das Leder mittels Röntgenblick zu durchdringen. Nein, die Kraft seiner Suggestion reicht nicht aus. Der Blick unter das Leder bleibt ihm verwehrt.
Er lehnt sich wieder zurück und versucht seine Konzentration auf etwas Anderes zu richten.
Losgelöst von ihrer Umgebung ist sie in ihr Buch vertieft. Eine gute Gelegenheit sie zu beobachten, denkt er. Ihre Augen hüpfen den Wörtern nach und wandern langsam immer tiefer. Mit jeder Zeile wird das tiefe Braun von ihren mit schwarzen Wimpern umrahmten Lidern mehr bedeckt. Ihr rückenlanges, kastanienbraunes Haar fällt sanft über ihre schmalen Schultern. Einzelne Strähnen ruhen auf ihrer Brust und spielen im Rhythmus ihres Atems mit der Haut.
Ein warmes Gefühl von Vertrautheit breitet sich in seiner Brust aus. Ein starkes Verlangen sie zu berühren.
Das ist zwar nicht perfekt und nur mal schnell zusammenfantasiert, aber es zeigt glaube ich, was ich mit zu trocken meinte.
Sam
_________________ Halte einen Engel niemals fest, denn du würdest ihm die Flügel brechen. Wenn du willst, dass er bleibt, dann biete ihm das Paradies. |
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henrycharles Gänsefüßchen
H Alter: 29 Beiträge: 49
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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19.09.2013 13:52
von Hardy-Kern
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anuphti hat Folgendes geschrieben: | Tja. Was soll ich sagen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir realistisch vorstellen kann, dass eine Frau sich im Zug von einem wildfremden Mann den Fuß massieren lassen würde.
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Ja, ja, liebe anupthi. Es gibt schon Sachen, die sogar mit Pianisten in einem fahrenden Zug zu tun haben. Beim Klimpern des Pianisten geht überraschend eine wohlerzogene Komtesse in die zitternden Knien. Ihr wird vom wilden Spiel der Tasten schwindelig.
Ist auch ein Krampf mit diesen Widersprüchlichkeiten im Leben.
Net woar?
Hardy
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Gast
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19.09.2013 14:04
von Gast
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Geschrieben ist das toll, da gibt es wenig bis nichts dran zu meckern. Und natürlich würde kaum eine Frau ihren Huf einfach so zum Knuddeln freigeben - aber ich glaube auch nicht, dass es hier um eine reale Situation geht.
Es ist eine außerordentliche Begebenheit und der Prota ist ja eben jemand, der auch nicht ganz normal ist. Es geht etwas von ihm aus.
Es ist gerade diese Ungewöhnlichkeit, wie selbstverständlich er nach dem Fuß fragt und ihn dann auch bekommt, welche die Szene und ihre Spannung ausmacht. Find ich.
Das ist nicht meines, leider. Irgendwie mag ich weder Füße noch Züge noch den Prota. Aber gut ist es, ich glaube, der Text kann locker Leser gewinnen. Wünsche ich ihm jedenfalls.
(Wenn ich jetzt sage, dass sich das sehr österreichisch liest, bekomme ich dann Ärger?)
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MartinD Klammeraffe
Beiträge: 527 Wohnort: Zwei Stunden zum Meer
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19.09.2013 15:52
von MartinD
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Liebe Lesende,
dank Euch allen zuerst einmal fürs Drüberlesen!
@anuphti:
So, wie in einem Roman Dialoge dem RL gegenüber gestrafft und geschönt sind, kann man sich Geschichten erlauben, die im ›echten‹ Leben (vielleicht?) nicht durchgingen. Kein Mensch sieht so aus, wie seine Karikatur. Geschichten dürfen überzeichnen - meine Ansicht. Und das nutze ich hier.
@Samanter:
Ich verstehe, was du meinst. Du würdest als tw. noch genauer ausführen. Hat was. Danke für den Hinweis.
@henrycharles
Die Dialoge peppiger? Muss mal sehen, ob das dann nicht ins slapstickhafte abgleitet oder nicht mehr zu den Protas passt. Danke für den Tipp, das Augenmerk dorthin zu lenken.
@Hardy-Kern
Zitat: | Ist auch ein Krampf mit diesen Widersprüchlichkeiten im Leben. | . . . . . .
@debruma
Zitat: | (Wenn ich jetzt sage, dass sich das sehr österreichisch liest, bekomme ich dann Ärger?) | Ärger für ein Lob? Btw: Was denn genau außer Wien und Wels?
Herzliche Grüße
Martin
_________________ Das Leben ist so schön, wie man es sieht |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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19.09.2013 16:37
von anuphti
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Hallo Martin,
selbstverständlich dürfen Geschichten überzeichnen, aber trotzdem müssen sie psychologisch glaubwürdig bleiben, sonst kann ich gleich Science Fiction schreiben und einen neue Rasse Lebewesen mit einer ungewöhnlichen Psychologie entwickeln.
Und genau diese glaubwürdige Psychologie finde ich hier nicht. Ich sage mal, wie sich die Szene für mich darstellt.
Eine Frau (der Beschreibung nach eher konservativ, mittleres Alter) sitzt lesend in einem Zugabteil.
Ein ihr unbekannter Mann steigt zu.
Es kommt zu keiner wie auch immer gearteten Konversation zwischen den Beiden, keine Begrüßung, kein Lächeln. Sie liest.
Er beobachtet sie und ihren Fuß.
Und dann aus heiterem Himmel stellt er diese Frage. Und außer einem unbestimmten Gefühl der Begierde nennst Du keinen Grund für diese Frage, aber er "verletzt" damit massiv den "persönlichen Raum" der Dame, das ist für mich extrem plumpe "Anmache. Genauso gut könnte er sagen, "Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich nackt ausziehe, mir ist gerade so danach"?
Weil er ja immer das macht, wovon er spürt, was gerade passt.
Aber egal.
Nur zum Verständnis von Hardys Kommentar, er spielt auf eine Szene in meiner "Orient Express" Geschichte an. Aber er vergleicht wie immer Äpfel mit Birnen, weil es in meiner Geschichte um einen harmlosen Flirt geht, bei dem nicht einmal eine Anstandsdame rot werden würde .
Was Deinen Perspektivwechsel angeht: da haben sich ein paar Unsicherheiten eingeschlichen. Es beginnt schon mit den Falten, das würde er sehen, sie selbst aber nicht, aber Du bist in der Perspektive schon bei ihr. Ich glaube auch nicht, dass sie den nächsten Satz denken würde. Und im inneren Dialog wechselst Du zwischen "Dich" und "Mich", was mich ebenfalls stolpern lässt.
Ich hoffe, jetzt ist etwas klarer, was ich meine?
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Hardy-Kern Kopfloser
Alter: 74 Beiträge: 4841 Wohnort: Deutschland
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19.09.2013 17:53
von Hardy-Kern
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[quote="anuphti"]
Nur zum Verständnis von Hardys Kommentar, er spielt auf eine Szene in meiner "Orient Express" Geschichte an. Aber er vergleicht wie immer Äpfel mit Birnen, weil es in meiner Geschichte um einen harmlosen Flirt geht, bei dem nicht einmal eine Anstandsdame rot werden würde ./quote]
Eine Geschichte? Wo bitt du denn, Geschichte? Die Teile sind Klasse, aber du hast sie nicht zu Ende gebracht, leider. Die wurde wohl im "Orient-Express" ermordet, nur weiß das niemand.
Ich sage dir auch warum. Du hast dich weit aus dem Fenster gebeugt und dann Angst vor deiner konservativen Einstellung zu eventuellen nachfolgenden erotischen Handlungen der geilen Komtess bekommen.
Danke für meinen IQ. Äpfel und Birnen, wie immer?
Was soll das denn, Frau Doktor?
Natürlich müssen wir gute Geschichten schreiben, sonst liest sie keiner.
Ich hätte Hektor-Maria sogar noch am grün lackierten Zehennagel nuckeln lassen. Nur, das müsste dann eine abgeschlossene Geschichte werden, etwas vorbereiteter und nicht als Anfang eines Romans deklariert sein, lieber Martin.
Eine humoristische Liebesgeschichte würde ausreichen.
Hardy
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Iknim Wortedrechsler
Alter: 27 Beiträge: 77 Wohnort: südlich von München
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19.09.2013 19:59
von Iknim
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Hallo Martin,
In deiner überarbeiteten Version hat sich ja einiges getan
Du hast jetzt viel schmackhaftes Fleisch an dein anfängliches Dialog Gerippe gebaut - die vielen, wirklich tollen Beschreibungen vermitteln mir als Leser einfach die nötige Stimmung. (endlich eine Gelegenheit, den neuen Smilie auszuprobieren)
Auch dein Perspektivenwechsel gestaltet die Geschichte um einiges interessanter und abwechslungsreicher - es freut mich, dass du es ausprobiert hast . Aber es sind dir dabei ein paar Fehler unterlaufen - Anuphti hat schon das Wichtigste diesbezüglich angesprochen, aber hier noch zwei Beispiele, die mir noch aufgefallen sind:
Zitat: | Nun heben sich doch ihre Mundwinkel, in ihren Augenwinkeln springen fächerförmig ein paar Fältchen auf und ein Blitzen hüpft aus ihren Augen. | Das kann nur ihr Gegenüber sehen, aber du bist ja in diesem Abschnitt ja in ihrem Kopf.
Zitat: | Ihr Lächeln bleibt noch ein paar Augenblicke in ihrem Gesicht hängen, bevor es langsam verlischt. | Hier das gleiche. In dieser Situation wird sie ihr eigenes Lächeln wohl kaum bemerken oder ihm großartige Beachtung schenken.
Wegen den psychologischen Aspekten: Mir gefallen solche "was wäre, wenn jemand so wäre/entscheiden würde...?" Geschichten sehr, vor allem, da man dann auch einmal andere Charakter kennenlernt - im realen Leben ähneln sich ja die meisten dem "Einheitsbrei".
Der blau markierte Satz klingt ein bisschen so,
Zitat: | »Es ist aber keine. Es fühlt sich für mich fast an wie eine Droge. Ich genieße die Kommunikation mit Ihrem Fuß.«
»Was teilt er ihnen mit?«
»Warten Sie ... er sagt mir, dass er froh ist, ihrem Körper räumliche Unabhängigkeit geben zu dürfen. Und er freut sich, das Bindeglied zwischen Ihnen und Mutter Erde zu sein.«
| als ob es eine ernsthafte Frage von ihr wäre. Ich glaube aber, dass sie dabei vielleicht mit ihren Lippen schmunzelt, so ein bisschen scherzhaft - eine Beschreibung in der Art, die deutlich macht, dass eine gewisse "Ironie" in der Frage steckt, fehlt für meinen Geschmack dahinter.
Deine überarbeitete Version zeigt einem wieder, wie gut manche Texte in diesem Forum reifen
Sehr gerne gelesen - hoffentlich stellst du weiterhin solche "Was wäre, wenn so ein Charakter auf diese Person trifft...?" Geschichten ein.
Auch auf deine Fortsetzung zu diesem Roman freue ich mich schon
Liebe Grüße,
Iknim
_________________ "Konfuzius schrieb, mann müsse gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu gelangen."
Aber wollen wir nicht alle ans Meer? |
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