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[Übungen Interview] Interview mit Arianne

 
 
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CAMIR
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 38
Beiträge: 202
Wohnort: Baile Átha Cliath


Beitrag24.08.2013 19:00
[Übungen Interview] Interview mit Arianne
von CAMIR
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe mich mal an der Interviewübung versucht, auch wenn es sich um ein Fantasysetting handelt. Trotzdem habe ich die Sprache absichtlich modern und politisch gehalten, da es nichts anderes ist, als ein Politikerinterview.

Einige Dinge die sie sagt, sind dem geschuldet, dass es eine Art Notiz für mich ist, wie ich den Charakter schreiben/ darstellen will.



Interview mit Arianne


Wir befinden uns in einem großzügig ausgeleuchteten Raum, der Kammer der Hohepriesterin. Die Fenster sind von extravaganten Vorhängen bedeckt, an den Bildern hängen Porträts vorheriger Priester, sowie mehrere religiöse Symbole. Die zu Interviewende ist eine attraktive Frau Mitte dreißig, der man deutlich ansieht, dass sie auf ihr Aussehen zu achten weiß. Sie trägt enganliegende, figurbetonende Kleidung und makellose Schminke. Mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzt sie ruhig und abwartend in ihrem Stuhl.

Interviewerin: Heute ist es mir ein besonderes Vergnügen, unsere Hohepriesterin Arianne uí Meadhra für den Oileáner Kurier interviewen zu dürfen. Wie Sie alle wissen ist Arianne die erste weibliche Hohepriesterin in unserem Land. Sie ist bekannt für weitreichende Reformen im Klerus und nicht nur deshalb eine kontrovers diskutierte Persönlichkeit. Ich freue mich auf ein interessantes Gespräch. Guten Abend!

Arianne: Guten Abend!

Interviewerin: Arianne – ich darf Sie doch Arianne nennen? Ich habe es eben schon angesprochen. Sie sind die erste weibliche Hohepriesterin in der Geschichte unserer Nation. Wie wird man die zweitmächtigste Person im Lande in einer so männerdominierten Umgebung?

Arianne: Das ist vermutlich die Frage, die die Leser am meisten interessiert. Ich würde sagen, es bedurfte einer großen Portion Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Und der Fähigkeit, zu erkennen, welche Menschen mir wohlgesonnen waren und welche nicht.

Interviewerin: Wollten Sie von Anfang an Karriere in unserem Klerus machen?

Arianne: Ich kann wohl sagen, dass mir diese Option von Anfang offen stand, immerhin weiß ich mit der Magie umzugehen. Aber ich habe es nicht von Anfang an geplant, nein.

Interviewerin: Was gab den Ausschlag dafür, es sich anders zu überlegen?

Arianne: Ein Erlebnis, das ich mit achtzehn Jahren hatte. Zu diesem Zeitpunkt war mein Onkel mütterlicherseits schon ein angesehener Kleriker und hatte bereits mehrfach auf mich eingeredet, dass ich es dort auch zu etwas bringen könnte. Das Ereignis, auf das ich anspiele, war aber ein Heiratsantrag einer inzwischen sehr bekannten Persönlichkeit, welchen ich ablehnte. Ich erkannte in diesem Moment, dass es mir nicht genügen konnte, nur die Frau eines Mannes zu sein, sozusagen ein dekoratives Anhängsel. Ich besaß genügend magisches Talent, um zu wissen, dass mir der Weg als Priesterin offen stand. Obendrein bedeutete es, auf eigenen Füßen stehen zu können. Man kann fast sagen, dass es nur noch diesen Weg gab, nachdem ich den Heiratsantrag abgelehnt hatte.

Interviewerin: Das klingt aber sehr vage…

Arianne: Stellen Sie sich das Ganze aus der Perspektive eines achtzehnjährigen Mädchens vor. Sie haben soeben Ihre Chance zerstört, die Ehefrau eines angesehenen Adligen zu werden, denn niemand wird Ihnen jetzt noch einmal einen Antrag machen. Der Klerus bietet Ihnen die Chance, auf eigenen Füßen zu stehen und unabhängig zu werden.
Interviewerin: Haben Sie die Entscheidung jemals bereut?

Arianne: Welche?

Interviewerin: Den Heiratsantrag abzulehnen.

Arianne: Nein.

Interviewerin: Ich würde gerne auf einen anderen Aspekt eingehen. Sie erwähnten vorhin, dass es Ihnen nicht genügte, dekoratives Anhängsel zu sein. Sie sind bekannt als jemand, der sehr auf sein Aussehen achtet, es durchaus zu seinem Vorteil einsetzt. Es gibt sogar Stimmen, die behaupten…

Arianne: …dass ich mich hochgeschlafen hätte? Der Vorwurf ist nicht neu und wird mich vermutlich meine gesamte Amtszeit begleiten. Aber ich werde Ihnen einmal etwas sagen. Ich sehe nichts Falsches daran, das, womit mich die Natur ausgestattet hat, zu meinem Vorteil zu benutzen.

Interviewerin: Sie wollen damit also sagen…?

Arianne: Nein, durchaus nicht. Welchen Nutzen hätte ich davon gehabt? Sexualität ist Macht und dessen bin ich mir durchaus bewusst. Was hätte ich davon, Macht aufzugeben? Aber den Meisten genügt eine einfache Erklärung, wenn eine attraktive Frau einen verantwortungsvollen Posten bekleidet. Über solchen Gerüchten muss man einfach stehen.

Interviewerin: Wo wir gerade von Gerüchten sprechen. Sie kennen sicher Ihren Spitznamen „Arianne Schwarzherz“. Was halten Sie von einer solchen Bezeichnung?

Arianne: Wie ich schon sagte. Ich habe einen verantwortungsvollen Posten. Das bedeutet auch, unbeliebte Entscheidungen zu treffen. Nicht jedem behagt, wie ich den Klerus reformiert habe, auch wenn es unbestreitbar ist, dass sich unsere Einnahmen seither vervielfältigt haben.

Interviewerin: Auf Kosten des Kleinen Mannes…

Arianne: So weit würde ich nicht gehen. Eine solche Sichtweise ist aber durchaus nicht ungewöhnlich für die Gelehrten hier in der Stadt. Das einzige was wir taten war, Bauern, die nach den Missernten der letzten Jahre alles verloren hatten, mit Geld zu helfen, unabhängig zu werden. Ich sehe nichts Verwerfliches daran, dass sie uns das Geld zurückzahlen sollten, wenn es ihnen wieder besser geht.

Interviewerin: Mit Ausnahme der horrenden Zinsen…

Arianne: Ich will nicht leugnen, dass der Klerus dabei auch ein Geschäft macht, aber es hilft vielen Armen aus ihrer Unfreiheit auszubrechen.

Interviewerin: Um in eine weitere einzusteigen.

Arianne: Nein, so sehe ich das nicht. Nach Abzahlung ihrer Schulden haben wir keine weiteren Forderungen an die Bauern und viele waren sehr dankbar für unser Angebot. So konnten viele ihrer Unfreiheit entkommen. Dass mir der Adel das übel nimmt ist natürlich verständlich, aber ich sehe nicht, weswegen ich deswegen ein schwarzes Herz haben soll.

Interviewerin: Dann ein anderes Thema. Wie steht es um die Situation des Armenviertels hier in Temeth? Die Seuche setzt sich unvermindert fort und nicht wenige geben Ihnen die Schuld daran.

Arianne: Die Situation ist mir bekannt, ich kann allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nur sagen, dass ich daran arbeite, eine Lösung zu finden.

Interviewerin: Ihre Gegner werfen Ihnen Teilnahmslosigkeit vor.

Arianne: Dann bin ich immerhin beruhigt, dass der Vorwurf dieses Mal nichts Sexuelles enthält.

Interviewerin: Da wir gerade von Ihren Gegnern sprechen. Hatten Sie jemals das Gefühl, mehr Widersacher als Freunde zu haben?

Arianne: Ein solcher Posten bringt immer Neider mit sich, sowohl in den eigenen Reihen als auch von außerhalb. Entscheidungen müssen getroffen werden und man tritt immer irgendjemandem auf die Füße. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und habe immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.

Interviewerin: Bisher waren meine Fragen auch eher politischer Natur. Jetzt würde ich aber gerne noch etwas über die private Arianne erfahren. Die Frau, die hinter der Fassade steht. Es gibt ja viele Spekulationen über ausschweifendes Sexualleben, die Sie als nichtzutreffend dementiert haben. Wie sieht es damit tatsächlich aus. Haben Sie einen Partner?

Arianne: (versteift sich) Nein. Ein Partner würde die Ausübung meiner Pflicht verhindern und meinen Feinden zuviel Angriffsfläche bieten. Man muss nun einmal Opfer bringen.

Interviewerin: Ich verstehe. Aber wie sieht es mit Ihrer Familie aus? Es heißt, Sie hätten keinen besonders guten Kontakt zu ihnen?

Arianne: Das ist wohl wahr. Mein Vater hat mir nie verziehen, dass ich meinen eigenen Willen durchsetzte und dem Klerus beitrat, aber ich habe immer eine gute Beziehung zu meinem Onkel gehabt, bis zu seinem Tod. Aber all das hört sich schlimmer an, als es ist. Ich habe wirklich gute, zuverlässige Freunde, denen ich vertrauen kann. Es ist also nicht ganz so einsam an der Spitze, wie man immer behauptet.

Interviewerin: Bereuen Sie es nicht dennoch manchmal, die Aussicht auf eine Familie diesem Posten geopfert zu haben? Es handelt sich immerhin um einen Posten auf Lebenszeit.

Arianne: Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Momentan bereue ich nichts.

Interviewerin: Dann hätte ich noch eine letzte Frage. Ihr angespanntes Verhältnis zu König Caoimhin ist kein großes Geheimnis. Was können Sie dazu sagen?

Arianne: Ich bin Politikerin! Sie verlangen doch nicht, dass ich mich dazu äußere. (lacht)

Interviewerin: (lacht auch) Nein, vermutlich nicht. Ich danke Ihnen für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Arianne: Auch ich habe zu danken.

Anmerkung der Redaktion: Vier Monate nach diesem Interview wurde Arianne von König Caoimhin in einem nie dagewesenen Standgericht abgesetzt. Es konnte bewiesen werden, dass sie für die Seuchen im Armenviertel verantwortlich war. Zur Stunde wird ihr der Prozess gemacht, aber es ist zu erwarten, dass man sie zum Tode verurteilt.


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"I think it's important to say that when it comes to the appropriate timing,
then that will happen but that's not to say that we don't have a hands-on approach in the interim."- Mary Coughlan, 2008
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Leseloewin
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 55
Beiträge: 104
Wohnort: Essen


Beitrag27.08.2013 15:24

von Leseloewin
Antworten mit Zitat

Hallo Camir,

ich konnte mich sehr gut in Arianne reinversetzen und finde die Dialoge sehr lebendig.

Ich wünschte, ich könnte genau so gut schreiben wie du.

Würde gern auch den Rest der Geschichte lesen!

Lieben Gruss Buch


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CAMIR
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beiträge: 202
Wohnort: Baile Átha Cliath


Beitrag28.08.2013 23:06

von CAMIR
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Grüß dich und danke für die netten Worte. <3 Hab ich sehr gefreut, dass du das so siehst. Arianne liegt mir sehr am Herzen. Wenn du mehr über sie lesen willst, ist das in der Tat kein großes Problem. smile
Lass es mich nur wissen.


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