Die Frage nach dem Stil

[Vincent Vice.]

Neue Version »

[Milliways]

Gefällt mir sehr gut.
Es spiegelt so ein wenig, die zu-Manie wider. Immer ist irgendetwas zu ... zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu nass, zu lustig, zu humorlos, usw. Heutzutage sind wir viel lieber unzufrieden als zufrieden, woran das auch immer liegt.

Irgendwie würde ich mich auf noch zwei weitere Strophen freuen.

LG Silke

[Vincent Vice.]

Hi,

schön, dass es dir gefallen hat.
Ja, zum Einen geht es darum, dass man es den Leuten nie recht machen kann.
Zum Anderem aber auch darum, dass man als Schreiber nie weiß, welchen Stil man denn jetzt am Besten nimmt.
Wie gebeten hier meine neue Version mit zwei Strophen zusätzlich

LG

W

[Vincent Vice.]

Die Frage nach dem Stil

Die Worte preschten mit voller Wucht auf den Leser zu.
Ohne zu zögern donnerten sie die Zeilen entlang und forderten mit atemberaubender Beharrlichkeit Aufmerksamkeit.
Mit wildem Gebrüll jagten sie über das Papier und kündigten bereits ihren Sieg an.
Dann geschah das Unfassbare:
Der Leser versuchte den Blick abzuwenden.
Zu stürmisch.
Also unternahmen die Worte einen neuen Versuch:


Gemächlich näherten sich die Worte dem Leser.
Ohne jede Eile schlenderten sie die Zeilen entlang und fragten träge nach Beachtung.
Mit aller Ruhe streichelten sie über das Papier und hofften nüchtern auf Erfolg.
Nach einer Weile geschah das zu Erwartende:
Der Leser versuchte den Blick abzuwenden.
Zu langweilig.
Also unternahmen die Worte einen neuen Versuch:

Gut gelaunt hüpften die Worte auf den Leser zu.
Ohne zu meckern tanzten sie den Zeilen nach und sangen das glückliche Lied der Aufmerksamkeit.
Mit guter Laune umarmten sie das Papier und animierten den Leser zum Lächeln.
Dann geschah das Enttäuschende:
Der Leser versuchte den Blick abzuwenden.
Zu fröhlich.
Also unternahmen die Worte einen neuen Versuch:

Weinend schleppten die Worte ihren gepeinigten Inhalt auf den Leser zu.
Ohne zu hoffen krochen sie die Zeilen entlang und schrieen verzweifelt um Vergebung.
Mit aller Demut bearbeiteten sie das Papier und bettelten um Lohn.
Dann geschah, das Ungerechte:
Der Leser versuchte den Blick abzuwenden.
Zu traurig.
Also unternahmen die Worte einen letzten Versuch:

Worte gingen zu Leser.
Fragten nach Bedarf.
Würden gerne gelesen werden.
Was passiert, ist klar:
Leser sagt nein.
Ist ihm zu trocken
Worte geben auf.

[Milliways]

Ich würd sagen, jetzt ist es doch perfekt.

[Vincent Vice.]

Na, das hört man gern.^^
Perfekt ist es zwar sicherlich nicht, aber ich freue mich, dass es dir gefällt.
Danke.

[Wolfsspur]

Hallo Vincent Vice

Tief aus der heutigen Situation heraus geschrieben, wo die Worte durchs Internet die Möglichkeit haben, viele Anläufe zu tätigen und an der Klippe Leser zu zerschellen, der dann nicht immer aber oft eine andere Stimme ist, die den Versuch als "Der Leser" zurückweist.
Man grinst und ist gleichzeitig als betroffener Wortschöpfer ertappt und geneigt ein wenig resigniert zuzustimmen: So ist es.

So finde ich es schon ziemlich perfekt, auch wenn mein Herz sich eine weitere Strophe wünscht, wo der richtige Leser, die armen Worte findet und ihnen erlaubt so zu sein, wie sie sein müssen.

Liebe Grüße!
 Wolfsspur

[Vincent Vice.]

Grüß dich Wolfsspur,

freut mich, dass dir der Text gefallen hat.
Ja, das wäre noch eine Idee wert.
Aber es würde nicht zu den anderen Strophen passen.
Das Problem ist ja auch, dass der Leser die Worte gar nicht bestimmen kann, sondern nur hinterher beurteilt wie er sie findet.
Und wirklich jeden zufrieden stellen kann man ja gar nicht.
Es müsste also wenn eine Strophe sein, in der die Worte sich nehmen wie sie sind ohne jemanden zufrieden stellen zu wollen.
Das fände ich aber nicht mehr im Sinne der Sache.

Vielen Dank für deine Anregung und dein Kommentar, aber ich denke vorerst lasse ich es wie es ist.

LG und schönes Wochenende

W

[wonderland]

Hi Vincent Vice,
    
Einfach herrlich!
Danke für den Text!
LG

P.S. Für meinen Geschmack war die erste Version stärker; das Wesentliche steckt da alles drin: Es ist grad Wurscht, was arme Worte machen ...

[Vincent Vice.]

Grüß dich wonderland,

danke für dein Kommentar.
Klasse, dass der Text deine Gunst finden konnte.^^

Ja, die ideale Strophenanzahl variiert wohl je nach Leser.

Wer den Text gern kürzer mag kann ja die erste Version als gültige ansehen und die anderen die zweite.

LG und gute Nacht

W

[Cris]

Ich finde deinen Text einfach herrlich. Die zwei dazugeschriebene Strophen sind keinesfalls zu viel. Ganz im Gegenteil, ich spüre das Bedürfnis mehr davon zu lesen.
Zum Beispiel wie der arme Leser, der so vielfältig ist, von Analphabet bis Hochkultiviert, von neugierig bis gleichgültig, von verzweifelt bis Besserwisser und so weiter, ebenfalls nach seiner Texthälfte sucht.
Ein Happy End könnte doch sein, dass nach vielen geküssten Frösche manchmal, glückliche Paare zueinander finden.
LG Chris

[Vincent Vice.]

Hallo Cris,

danke für dein feedback.
Schön, dass es dir gefallen hat.
Ja, so ist das.
Den Einen zu lang, den Anderen zu kurz.
Irgendwie ja auch passend zur message des Textes (vor allem weil ich zwei Versionen gemacht habe um es allen recht zu machen ^^)

Ich glaube ich weiß, wie du es dir vorstellst.
Quasi ein Gegenstück aus der Sicht des Lesers und dann einen dritten Teil in dem Worte und Leser einander finden, oder?

Auf jeden Fall eine tolle Idee, aber damit würde sich der Text immer mehr von der Aussage entfernen und einfach nur eine bedeutungslose Geschichte werden.
Schwierig den Moment abzupassen, in dem ich den Sinn der Sache aus den Augen verlieren würde.

Danke für deine Meinung, der Gedanke ist auf jeden Fall angekommen und auch noch nicht vollständig abgetan.

LG

W