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Kapitel 1 meines ersten Romanversuchs. Mülltonne, oder Potenzial?


 
 
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widesea
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Beiträge: 5



Beitrag20.08.2013 13:16
Kapitel 1 meines ersten Romanversuchs. Mülltonne, oder Potenzial?
von widesea
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Vier Stunden Fahrt lagen bereits hinter mir. Vier Stunden die mich ab jetzt von meinem alten Leben trennen würden.
 
Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel, es war unglaublich warm. Ich ließ die Scheiben meines schon etwas in die Jahre gekommenen VW-Busses herunter, so dass der lasche Fahrtwind durch mein Haar fuhr. Ich hatte ein Sommerkleid an, weiß mit breiteren Trägern in denen feine Spitze eingearbeitet war. Dazu trug ich flache Riemchensandalen aus Leder und eine Sonnenbrille. Mein gesamtes Gepäck, was mich in meinen neuen Lebensabschnitt begleiten sollte, bestand aus zwei Koffern voller Kleidung und Schuhen, drei Kartons die voll mit Büchern waren, meinem großen roten Lieblingsteppich und ein paar Möbelstücken.
 
Mein neues Zuhause, das Haus in Herton, eine kleine Stadt, circa zwei Fahrstunden von London entfernt, gehörte meinen Eltern. Sie hatten es bis vor ein paar Monaten an ein junges Pärchen vermietet. Allerdings schien das Glück nicht von langer Dauer gewesen zu sein und so stand das Haus recht schnell wieder frei. Doch nun wo ich das unglaubliche Glück hatte mit 24 Jahren, den Job als Marketingleiterin bei einem recht ansehbaren Finanzkonzern  in Boltham zu bekommen, brauchte ich eine Bleibe und so bot sich das Haus am besten dazu an. Es ist größtenteils möbliert, so dass es nichts ausmacht, wenn ich bloß das ein oder andere Möbel mitbringe.

 Ich mochte mein altes Zuhause, jedoch hielt mich dort nichts wofür es sich gelohnt hätte zu bleiben und so wurde mir ziemlich schnell klar, dass ich den Job annehmen würde und den Schritt in eine neue Stadt zu ziehen, in der ich niemanden kenne wagen würde.  Vor einigen Jahren hatte ich das Haus zuletzt gesehen. Es befindet sich ziemlich am Ortsende, in einer ruhigen Straße nahe am Wald, in der es nicht mehr als sechs Häuser gibt. Mit dem Auto nach Boltham und somit zu meinem künftigen Arbeitsplatz würde es circa fünfzehn Minuten brauchen. Das gefiel mir, denn der ständige Trubel und die Hektik der Großstadt waren noch nie was für mich, zumindest nicht dauerhaft. Boltham ist eine größere Stadt mit circa 40.000 Einwohnern, einer Menge Firmen,vielen Läden und Bars.  Somit war ich froh in Herton zu wohnen, das wohl nichtmal 10.000 Einwohner hatte und wo es weitaus ruhiger zuging. Ich mochte es schon immer, einen Ort der Ruhe zu haben, einen Platz an den  ich mich zurückziehen kann.
  
Nach weiteren 20 Minuten Fahrt hatte ich mein Ziel erreicht. Auf einem Schild aus Holz prangte der Ortsname „Herton“. Viele kleine Backstein- und vereinzelt auch Holzhäuser, versteckt hinter hohen Tannen und enge Gassen aus Kopfsteinpflaster, verliehen der Kleinstadt etwas gemütliches. Es gab nur eine Hauptstraße, die quer durch die Stadt verlief, ansonsten dominierte viel Grün das Stadtbild.
Ich bog ich in die Straße ein, die ab jetzt meine neue Anschrift sein würde. Mein Orientierungssinn war für gewöhnlich nicht der beste, so dass es mich verwundert hatte, den Weg sofort gefunden zu haben. Es war noch fast wie ich es von den seltenen Besuchen, als ich klein war in Erinnerung hatte.  Ein paar Bäume die hin und wieder am Wegrand standen und deren Blätterdächer, Schatten auf den Asphalt fielen ließen.  Jedes Haus hatte einen mehr oder weniger großen Garten und alle hatten genügend Abstand zu einander, so dass jeder reichlich Platz für sich hatte und niemand irgendwem in den Weg kommen konnte.  Das letzte Haus am Ende der Straße war meins, es grenzte beinahe direkt an den Waldrand. Ich war froh, endlich da zu sein. Schnell stieg ich aus dem Auto und rekelte meine Arme in die Höhe, die lange Fahrt blieb nicht ganz unbemerkt für meine Knochen, hier und da knackte es. Du wirst alt, dachte ich mir.

Direkt gegenüber von mir, auf der anderen Straßenseite stand ein weiteres Haus. Es war ein wenig größer als meines, aber ebenso sehr aus Holz und einem süßen Vorgarten mit einigen Blumen. Wahrscheinlich das Haus einer kleinen Familie. Als ich mich einmal im Kreis drehte musste ich feststellen, dass die Bewohner dieses Hauses meine einzigen direkten Nachbarn sein würden, alle anderen Häuser waren gute 15 Meter von meinem entfernt.
 
Doch nun überkam mich die Neugier und ich beschloss zuerst einmal mein Haus zu erkunden, bevor ich anschließend anfangen würde, sämtliche Sachen rein zu schleppen. Die weiße Holztür quietschte ein wenig, als ich sie aufschloss, doch schon beim ersten Schritt in mein neues Heim fühlte ich mich wohl. Die weißen Holzwände, der knarrende Dielenboden, die hohen Decken mit den schönen Lampen aus buntem Glas, selbst die cremefarbenen Spitzengardinen die vor den Fenstern hingen gefielen mir. Ich fing an sämtliche Räume zu durchstöbern.  Es gab eine kleine Küche, die gerade groß genug war, dass zwei Personen in ihr kochen könnten. Außerdem entdeckte ich ein  Wohnzimmer mit einem  schweren Holztisch und einem kleinen Fernseher drin, wobei ich nicht sonderlich viel Wert auf Fernsehen lag, lieber war es mir ein gutes Buch in den Händen zu halten.  Das Haus hatte zwei Etagen, in der oberen Etage würde ich mir mein Schlafzimmer einrichten. Der Raum war beinahe vollkommen leer. Eine helle Blümchentapete klebte an der Wand, sie gab dem Raum noch etwas Farbe  und  gefiel mir außerdem noch recht gut, was mir sehr gelegen kam, da ich keine Ahnung vom Tapezieren hatte. Ich war froh mein Bett mitgenommen zu haben, denn ansonsten hätte ich wohl auf dem Boden schlafen müssen. Zumindest  aber gab es einen Kleiderschrank der mehr Platz bot als für mich nötig war. Das Schafzimmer lag zur Straße hin, was mich aber nicht stören müsste, da diese Straße kaum befahren wird, außer von den Anwohnern.  Ein länglicher schmaler Flur zog sich durch die gesamte obere Etage, wobei es  dort nur das Schlafzimmer gab und schräg gegenüber ein Bad mit einer Dusche und sogar einer Badewanne drin. Das Bad war recht groß für eine Person, überhaupt war dieses Haus wohl eher für zwei Personen gedacht. Eine Familie würde hier keinen Platz finden, aber ein Pärchen, wie es drin gelebt hatte, durchaus.

Schon seit 2 Jahren gab es für mich keinen Mann mehr.  Ich bin nicht der Typ Frau,  die sich schnell verliebt und auch nicht so ein naives Ding was man durch ein nettes Lächeln, oder einen vermeintlich charmanten Anmachspruch rumkriegt. Überhaupt gab es bis jetzt kaum Männer, die mir wirklich gefallen haben. Natürlich hatte ich schon meine Erlebnisse und auch eine längere Beziehung, aber seit ich mich vor 2 Jahren von John getrennt hatte, gab es einfach keinen Mann mehr, der mich auch nur ansatzweise reizen konnte. Vielleicht habe ich zu hohe Erwartungen an die Männerwelt, oder ich bin ein zu großer Dickkopf um jemanden eine Chance zu geben, denn Männer die Interesse an mir hatten, gab es zu genüge. Doch im Endeffekt war wirklich nie der Richtige dabei und irgendwelche Affären waren nie  mein Ding. Wie andere Frauen, panisch auf der Suche bin ich nicht. Um ehrlich zu sein dreh ich mich noch nicht mal für einen Mann um, was wohl erklärt wieso ich alleine bin. Jedoch kann ich nicht behaupten, dass ich mich sonderlich nach einer Beziehung sehne. Auf der Jagd, bin ich jedenfalls nicht. Um es  auf den Punkt zu bringen: Es stört mich nicht allein zu sein.

Der Fokus lag nun jedenfalls ganz klar auf meinem neuen Job. In zwei Tagen würde mein erster Arbeitstag sein. Noch hielt sich die Aufregung in Grenzen, ich war eher gespannt darüber  was mich erwartet. Das Schreckliche ist, ich bin ein ziemlicher Tollpatsch.  Ich falle Treppen runter und gelegentlich auch mal hoch, oder renne gegen Blumen und Tische. Nichts und niemand ist vor mir sicher. Diese Eigenschaft beunruhigt mich ein wenig, im Hinblick auf den Montag, denn am ersten Arbeitstag das Büro auseinander zu nehmen, oder sich einen Beinbruch zu zuziehen wäre nicht sonderlich förderlich.
Ich sollte unbedingt mein pessimistisches Denken abstellen. „Alles wird gut werden, Blair!“, sprach ich mir selbst zu.  
Wenn ich vorhatte, das Haus über das Wochenende wohnlich zu gestalten, und das hatte ich vor, dann müsste ich mich ran halten. Es gab viel zu putzen, da sich der Staub in den letzten Monaten, in denen das Haus unbewohnt war, natürlich gesammelt hatte. Der Boden, die vorhandenen Möbel, alles müsste abgewischt werden. Die Gardinen haben wahrscheinlich auch mal wieder eine Wäsche verdient, dachte ich bei näherer Betrachtung. Mein Bett, was auseinander gebaut wurde, da es ansonsten nicht in den Bus gepasst hätte, müsste ich auch wieder zusammen klopfen und nur Gott weiß, ob es danach auch nur annähernd wieder einem Bett ähnlich sieht.
  
Ich trank schnell noch einen Schluck aus der Wasserflasche, kramte die Sneakers aus meiner Handtasche und machte mich sofort an die Arbeit. Die Kartons mit den Büchern und dem Kleinkram trug ich als erstes rein, wobei ich sie vorerst in einer Ecke des Flures abstellte, an der sie mich nicht störten. Als ich den letzten Karton, der bis oben hin mit Büchern voll war hineintrug, hatte ich das Gefühl meine Arme würden gleich abreißen.  Bei dem Gedanken meine Möbel hinein schleppen zu müssen, die nur darauf warteten ihren Platz im Haus einnehmen zu dürfen, wurde mir ganz anders zumute. Doch von alleine würden sie nicht den Weg aus dem Bus finden.
  
Es war verdammt heiß und die Luft war drückend. Das ständige hin und her laufen und noch dazu die schwere Sachen zu tragen, ließen mich ziemlich an mein Limit ankommen. Jetzt einen männlichen Helfer zu haben, der tatkräftig mit anpacken würde, wäre sehr wünschenswert, dachte ich mir, als ich erneut auf dem Weg nach draußen zum Bus war.  Mit aller Kraft versuchte ich das Bettgestell aus dem Laderaum zu ziehen, was kein leichtes Unterfangen war. Das Einladen war definitiv leichter, als alles wieder heraus zu holen. Schweißperlen standen mir bereits auf der Stirn.

„Hey jo, gibt’s was zu packen hübsche Frau?“ ,fragte plötzlich eine wohl dem Ghettoslang verfallene Jungenstimme hinter mir. Als ich mich umdrehte stand zwar kein Junge vor mir, sondern eher ein junger Mann, der schätzungsweise mein Alter hatte, aber dennoch schien er mit seiner Lakers Mütze, dem übergroßen neonfarbenen T-Shirt, in dem er mit seiner zierlichen Figur und seiner hellen Haut völlig unterging und dem Goldkettchen um den Hals, schrecklich fehl am Platz. Ich lächelte ihn freundlich an: „ Hallo, ja du könntest mir durchaus bei etwas behilflich sein. Ich bekomme das Bettgestell nur schwer heraus, wenn du mal eben ziehen könntest, während ich von innen schiebe?“  „Jo, kein Ding für den King“, er zwinkerte mir breit grinsend zu. Was ein Vollpfosten, dachte ich mit einem unterdrückten Lachen. Aber um ihn nicht gleich zu verscheuchen ging ich auf sein Spiel ein. „Cool von dir!“, ein wohl kläglicher Versuch von mir einen auf Gangster zu machen. „Ich bin übrigens Will, ich wohn' direkt gegenüber von dir. Sind wohl ab jetzt Hüttennachbarn!“ Sein Grinsen wurde immer breiter, während meins in diesem Augenblick einen kurzen Ausflug ins Jenseits machte. „Oh, freut mich. Mein Name ist Blair, schön schon mal Jemanden zu kennen.“ Die Befürchtung, das ich einen aufdringlichen Möchtegern Gangster als Nachbarn zu haben schien, versuchte ich vorerst zu Verdrängen. Ich war nur erst mal froh, überhaupt eine Hilfe zu haben.  

Will also, stand draußen und zog. Vielmehr Kraft als ich schien er nicht zu haben, das Gestell bewegte sich bloß um wenige Zentimeter. Also stellte ich mich in den Bus und schob das Gestell mit aller Mühe hinaus, während er weiterhin vorne dran zog. Zuerst tat sich gar nichts, doch dann als ich mich mit aller Kraft dagegen lehnte,gab es einen plötzlichen Ruck und das ganze Teil schoss nach vorne. Dort jedoch stand unglücklicherweise noch Will, der abgesehen von seiner Muskelschwäche, wohl auch nicht die beste Reaktion zu haben schien. Mit voller Wucht knallte der Bettrahmen gegen seinen Bauch. Meine Augen wurden handtellergroß, als ich ihn einfach nach hinten umkippen sah. „Oh Gott, ich bin keine zwei Stunden hier und schon bringe ich jemanden um!“ Panisch sprang ich aus dem Bus und beugte mich über Will, der sich keinen Zentimeter gerührt hatte.  Seine Augen waren offen und starr gen Himmel gerichtet. „Will, geht es dir gut, kannst du mich hören?“ Nervös schüttelte ich an seiner Schulter.  Er drehte seinen Kopf zu mir. „Man, das war echt krass, hätte mich fast umgehauen.“ Ich war erleichtert, er war bei Bewusstsein und schien keine bleibenden Schäden zu haben, abgesehen von denen, die er vorher schon hatte. Die Tatsache, das es ihn tatsächlich umgehauen hatte, ließ ich außen vor. „Es tut mir so unendlich leid, ich weiß gar nicht wie ich das wieder gutmachen kann!“ Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, breitete sich ein schelmisches Grinsen auf Will´s Gesicht aus und ich wusste sofort, dass der zweite Teil meines Satzes ein Fehler war. „Oh nein, Will, nicht so eine Art von Wiedergutmachung.“ Mit gespielter Traurigkeit verzog er sein Gesicht. Ich gab ihm einen lockeren Klaps auf den Oberarm. „Nun komm, steh auf!“  Er griff nach meiner Hand und ließ sich von mir aufhelfen. „Glaubst du, wir starten mal was zusammen?“ Ich schaute ihn verwirrt an, mir war nicht ganz klar auf was er hinaus wollte. „Naja, Will, das ist schwer zu sagen. Ich meine wir kennen uns ungefähr zehn Minuten.“ Er sank traurig den Kopf. Unwillkürlich bekam ich ein schlechtes Gewissen, er tat mir irgendwie leid. „...Aber das lässt sich ja ändern, wenn du magst koche ich uns nachher etwas, sobald ich den Bus ausgeräumt habe. Seh es als Wiedergutmachung für den kleinen Unfall an.“ Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, fing er an über das ganze Gesicht zu strahlen. „Mega Deal, bin am Start!“ Er kam mir wirklich vor wie ein Teenager, sein ganzes Verhalten entsprach nicht dem eines  Mitte zwanzigjährigen. Aber dennoch hatte er irgendetwas an sich, wofür man ihn einfach gern haben musste.

Glücklicherweise half Will mir auch noch den Rest der Möbel ins Haus zu tragen und so nahm diese ganze Aktion deutlich weniger Zeit in Anspruch, als anfangs befürchtet.  Er war wirklich voller Arbeitseifer, schleppte Bretter und Tische und machte nicht einmal Pause. Als der Bus endlich leer war, bot Will mir noch an mein Bett zusammen zu bauen, das jedoch lehnte ich mit freundlicher Bestimmung ab. Das letzte was ich wollte war, ihn in meinem Schlafzimmer zu haben. Nein, danke!
Meine zugegebenermaßen einzigartig leckere Pizza hatte er sich aber ganz sicher verdient. Da Will, kein Mensch zu sein schien, der sonderlich viel Wert auf Sitten und Förmlichkeiten lag, drückte ich ihm zwei kühle Bier in die Hand, die ich gleich als ich ankam mit allen anderen Lebensmitteln im Kühlschrank verstaucht hatte.                                                                                                      „Hier, setze dich doch schon mal ins Wohnzimmer, ich hol nur noch die Pizza aus dem Ofen.“                
„Stehst du auf Football?“ er sah mich ernsthaft interessiert an.                                                                      
 „Naja, ich besitze zwar ein Shirt der New York Yankees, aber dennoch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, sonderlich auf Amerikanische Sportarten zu stehen. Ein Fußballspiel kann man immer mit mir gucken, aber American Football ist nicht so meins, Will.“, lächelte ich ihm entschuldigend zu.                                                                                                           „Voll mies, die Lakers spielen gerade.“  Er verzog resigniert das Gesicht.  Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich niemals so schnell voran gekommen, also wollte ich ihn nicht hängen lassen und opferte mich das Spiel mit ihm zu schauen. „Vielleicht kann ich dieser Sportart ja doch noch etwas abgewinnen.“, grinste ich Will an.

Zusammen setzten wir uns auf die Couch, jedoch achtete ich akribisch darauf genügend Abstand zu Will zu halten. Der jedoch, schien die gesamte Außenwelt um sich herum vergessen zu haben. Ein Stück Pizza in der Hand, an dem er motorisch alle paar Sekunden abbiss und den Blick starr auf den Fernsehbildschirm gerichtet, saß er sich scheinbar vollkommen wohlfühlend auf der Couch. Als ich ihn länger betrachtete konnte ich nicht anders und musste Lachen. Das holte ihn scheinbar wieder in die Welt der Ansprechbaren zurück. Etwas konfus schaute er mich an. „Was ist so witzig?“ „Tut mir leid Will, aber dir beim Football schauen zuzugucken ist wirklich einmalig.“  Er lächelte breit und meinte: „Freut mich das ich dich zum lachen bringen kann, aber ich bin es nicht gewöhnt mit anderen Sport zu schauen, sorry!“ Ich legte ihm noch ein Stück Pizza auf den Teller. „Macht doch nichts, ich finde es cool mit dir abzuhängen!“ Langsam aber sicher, passte ich mich seinem Vokabular an. Pass lieber auf, das es dir nicht zu Gewohnheit wird, ging es mir durch den Kopf.

Der restliche Abend ging ebenso schnell rum, wie schon der gesamte Tag.  Die Lakers gewannen und Will war glücklich. Wir redeten noch über dieses und jenes. Will erzählte mir, dass er schon ewig hier mit seinen Eltern wohnen würde. Von Freunden, oder einer Freundin berichtete er nichts, was mich etwas traurig machte. Er war zwar ein schäger Vogel, aber ein guter Kerl, dessen war ich mir sicher. Tatsächlich war Will bloß 2 Jahre jünger als ich, meine Einschätzung war also ziemlich gut.

Nach etwa drei Stunden langen Redens und Football gucken, bedankte ich mich noch einmal für seine Hilfe und versuchte ihm so subtil wie nur möglich beizubringen, das es ein anstrengender und langer Tag für mich war und ich nur noch den Wunsch hatte in meinem Bett zu verschwinden. Das allerdings stand noch in Einzelteilen im Flur, was ich mit aller Willenskraft versuchte zu verdrängen. Will, schien zugegeben unerwarteter maßen meine kleine Botschaft verstanden zu haben und machte sich recht schnell auf den Weg nach Hause. Weg war wohl übertrieben, schließlich brauchte er bloß einmal quer über die Straße zu marschieren.


Froh darüber endlich für mich zu sein, machte ich mich an die Arbeit.

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anuphti
Geschlecht:weiblichTrostkeks

Alter: 58
Beiträge: 4320
Wohnort: Isarstrand
DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag20.08.2013 15:37

von anuphti
Antworten mit Zitat

Hallo widesea,

leider eher Tonne. Schon beim ersten Absatz hätte ich das Buch weg gelegt.

Du erzählst in Ich-Perspektive von einer jungen Frau davon, was sie anhat.
Das kommt völlig unmotiviert. Oder denkst Du, wenn Du im Auto sitzt und fährst, darüber nach, was für Klamotten Du trägst?

Wenn Du solche Details einbauen willst, warum auch immer, dann musst Du es aus einer bestimmten Motivation heraus tun, zum Beispiel, wenn sie sich beim Tanken das weiße Kleid mit Öl beschmiert. Oder ein Riemchen der Sandalen reißt beim Aussteigen und sie sinniert über ihren Hang zu billigen Schuhen.

Ganz generell erzählst Du unglaublich viele unwichtige Details und vergisst, dem Leser den Konflikt vorzustellen, damit er neugierig wird.
Ich weiß jetzt nämlich immer noch nicht, warum ich weiter lesen sollte

Liebe Grüße
Nuff


_________________
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Iknim
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Alter: 27
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Wohnort: südlich von München


Beitrag20.08.2013 16:16

von Iknim
Antworten mit Zitat

Hallo widesa,

Zu deinem Inhalt kann ich leider nicht viel sagen, da die Geschichte in meinen Augen noch keinen interessanten Plot erkennen lässt. Außerdem lese ich nicht so gerne Alltagsszenarien oder dein Genre Liebe/Melodrama, sodass dir dazu jemand anderes eine Kritik liefern muss.


Aber zu deinem Schreibstil kann ich dir Verbesserungsvorschläge liefern.
An sich ist er eigentlich aktzeptabel, und dein Text ließt sich schon recht flüssig (bis auf den Inhalt). Dennoch gibt es ein paar Satzdreher, Schachtelsätze und viele, viele Kommafehler, gerade bei Attributsätzen. Ich weiß, dafür gibt es Lektoren o.a., aber falls du dich dabei Verbessern willst:

Ich hatte vorhin 2 Stunden lang deinen Romanauszug verbessert, bis mein Pc abgestürzt ist. Sad   Leider konnte man das schon geschriebene nicht zwischenspeichern - jetzt ist alles weg.  Crying or Very sad

Bevor ich mir jetzt wieder so viel Arbeit mache, korrigiere ich nur ein paar Absätze erneut - ich weiß ja überhaupt nicht, ob du meine vielleicht nervige Kritik willst.  Falls du den ganzen Text von mir verbessert haben möchtest, dann frag mich einfach Wink

rot = das hat gefehlt
blau = Wiederholung
Grün = Verbesserungsvorschlag
Braun = Anmerkungen in Klammern

Zitat:
Vier Stunden, die mich ab jetzt von meinem alten Leben trennen würden.

Das Komma hat gefehlt.

Zitat:
Ich ließ die Scheiben meines schon etwas in die Jahre gekommenen VW-Busses herunter, so dass der lasche Fahrtwind durch mein Haar fuhr. Ich hatte ein Sommerkleid an, weiß mit breiteren (breiteren als was?) Trägern, in denen feine Spitze eingearbeitet war.

Zweimal "Ich" als Satzanfang.

Zitat:
Mein gesamtes Gepäck, was mich in meinenm neuen Lebensabschnitt begleiten sollte, bestand aus zwei Koffern voller Kleidung und Schuhen, drei Kartons, die voll mit Büchern waren, meinem großen roten Lieblingsteppich und ein paar Möbelstücken.

Bei dem "was" bin ich mir nicht sicher. Findet das vielleicht auch irgendwer anderes umgangssprachlich? Wenn ja, dann schreibe doch einfach "das".

Zitat:
Doch nun, wo ich mit 24 Jahren das unglaubliche Glück hatte mit 24 Jahren, den Job als Marketingleiterin bei einem recht ansehbaren ansehnlichen Finanzkonzern in Boltham zu bekommen, brauchte ich eine Bleibe und so bot sich das Haus am besten dazu an.

"wo" ist ortsbezogen, nur in der Umgangssprache bezieht man es auch auf die Zeit. Stattdessen kannst du auch "da" schreiben.

Zitat:
Ich mochte es schon immer, einen Ort der Ruhe zu haben, einen Platz, an den ich mich zurückziehen kann.



Wie gesagt: Wenn du noch mehr willst, melde dich einfach!  Smile

Liebe Grüße,
Iknim


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"Konfuzius schrieb, mann müsse gegen den Strom schwimmen, um an die Quelle zu gelangen."
Aber wollen wir nicht alle ans Meer?
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag20.08.2013 17:38

von Jenni
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Hallo widesea,

Ich habe mit zunehmender Unlust bis dahin gelesen, wo deine Protagonistin feststellt, dass es weit und breit nur ihr Haus und das Nachbarshaus gegenüber gibt.
Bis dorthin habe ich die ganze Zeit gehofft, deine Geschichte geht irgendwann los, und ich hätte dir dann sagen können: dort geht deine Geschichte los, lass den Teil davor weg.
Als ich an die Stelle mit den beiden Häusern kam, da überkam mich die plötzliche Vermutung: eine Liebesgeschichte, und der Typ wohnt in diesem Haus. Richtig oder falsch? Jedenfalls hatte mich zu dem Zeitpunkt die Lust verlassen, es herauszufinden.

Mülltonne oder Potential, das hast du wohl extra provokativ gefragt? In die Mülltonne würde ich nicht empfehlen - lieber draus lernen. Du kannst ja offenbar schreiben, musst nur noch lernen zu erzählen. D.h. ich stolperte hier nicht über Fehler oder falsche Formulierungen. Aber: du beschreibst zuviel und dabei zu wenig definitiv (viele Floskeln und nichtssagende Bilder), und: es passiert einfach nichts, das (mein) Interesse wecken könnte.
Du solltest dir überlegen, wovon deine Geschichte handelt, und dann da anfangen zu erzählen, wo die Geschichte anfängt. Denn niemanden interessiert bis ins Detail die Bekleidung der Protagonistin (eine Person, über die ich übrigens jetzt trotzdem kaum etwas weiß, obwohl du so viel über sie geschrieben - nein beschrieben hast), die lange Fahrt durch England, auf der einfach nichts passiert etc.

Wenn Potential da ist, dann machst du was draus. Zeig's uns! wink

Liebe Grüße
Jenni
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widesea
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 5



Beitrag20.08.2013 19:57

von widesea
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo anuphti,
zuerst einmal vielen Dank, für deine offene und ehrliche Meinung.
Du hast wahrscheinlich recht: Nur die Wenigsten denken während einer Autofahrt darüber nach, was sie gerade tragen Rolling Eyes
Da ich meine Idee an sich, jedoch nicht für komplett hoffnungslos halte, werde ich versuchen das Ganze qualitativ aufzubessern, so das vielleicht auch Du die Motivation findest weiterzulesen smile

LG, widesea


Hallo Iknim,
ich bin ganz gerührt, dass sich Jemand tatsächlich soviel zeit genommen hat, meinen Auszug zu verbessern, auch wenn die Technik uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.  Sad
Trotzdem vielen Dank für die übrigen Korrigierungen, die ich dankend annehme.
Vielleicht werde ich auf dein Angebot zurückkommen, sobald ich den gesamten Text nochmal inhaltlich überarbeitet habe. smile

LG, widesea


Liebe Jenni,
auch dir danke, für deine Kritik, die mich zwar dazu bewogen hat, den ganzen Plot nochmal zu überdenken, aber die Idee an sich nicht vollends aufzugeben.
Zu deiner Vermutung: Eine Liebesgeschichte wird daraus definitiv entstehen, wenn auch keine Übliche. Zu deiner Vermutung, der Typ würde in dem Haus gegenüber wohnen: Ich will nicht zu viel verraten, aber zu sicher wäre ich mir da nicht. wink
Vielen Dank noch für deinen kleinen Zuspruch! smile

LG, widesea
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Iknim
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 27
Beiträge: 77
Wohnort: südlich von München


Beitrag20.08.2013 20:56

von Iknim
Antworten mit Zitat

Hallo widesea,

Was den Inhalt betrifft, so muss ich leider auch anuphti und jenni Recht geben. Es fehlt deiner Geschichte bis jetzt an Handlung. Aber du hast es so oder so schwer, mich als eingefleischten Thriller Fan zu fesseln lol .
 Aber mal als Tipp: Du kannst deinen Roman auch mit einer Actionszene, oder wenigstens einem interessanten Dialog beginnen. Wenn dann die Spannung des Hauptstrangs gehalten wird, kann man dir später auch leichte plätscher-Szenen verzeihen, wobei solche handlungslosen Stellen, wie du sie gerade reingestellt hast, eigentlich nicht vorkommen sollten. Es sei denn, du könntest so gut schreiben, dass mich allein dein Schreibstil fesselt...
Vielleicht fängst du mit einem äußerst peinlichen Flirt an ihrer neuen Arbeitsstelle an?
Etwas, was mich nämlich auch zum Weiterlesen verleitet, sind Texte, in denen die Hauptperson, mit der man sich schon identifiziert hat (Wichtig!), in eine besonders peinliche Situation gerät. Oder ein Missverständnis. Dann fühle ich nämlich meist mit ihr und will dann die Situation bei allen beteiligten Personen im Buch richtigstellen.

Wenn du noch einmal richtig zum Plotten anfängst, bis dich das Plottfieber packt, dann könntest du uns danach dein Potenzial beweisen.

Ich freue mich schon auf deinen inhaltlich überarbeiteten, mitreißenden Text!

Und wenn du dann so weit bist, denk daran: Mein Angebot steht noch!

Liebe Grüße,
Iknim


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