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Monster


 
 
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag08.08.2013 16:46
Monster
von Ralf Langer
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Monster

Schon immer bevorzugte ich die Gesellschaft von Unbekannten.
Ich habe  keine Stammkneipe . Kein festes Revier. Mein Zuhause
ist das immer Fremde, das Neue, die Herausforderung.
Alles heimelige irritiert nur.
Ich bin gerne eines dieser namenlosen Gesichter, nicht zuordungsfähig;
etwas rein monetäres - ein Objekt in den Augen des Kellners,
der mir mit einem professionellen Lächeln ein Bier auf den Tisch stellt, in der
Hoffnung auf ein großzügiges Trinkgeld. Aber ich gebe kaum Trinkgeld.
Das wäre eine Investition in eine Zukunft, die an diesem Ort nicht stattfinden
wird. Zudem steigerte ein großzügiges Trinkgeld die Wahrscheinlichkeit,
dass ich in Erinnerung bliebe. Das wiederum ist meinerseits unerwünscht.

So sitze ich dann in einer Ecke und lausche den Geräuschen.
Ab und zu nehme ich ein paar Brocken der Tischgespräche um mich herum
wahr. „Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer. Ein Anderer nickt dazu. Doch ich sehe,
er versteht es nicht.
Ich aber verstehe es:
Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias Batman.
Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist der Superheld.
Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er untertauchen will, wenn
er normal sein will, ein Mensch unter Menschen, dann verwandelt er sich in
Clark  Kent. Das ist sein Schicksal könnte man sagen, und es ähnelt meinem.

Ich bin das Monster und wenn ich untertauchen will, trage ich den Anzug eines Menschen.
Aber ich bin das Monster, mein Kostüm ist das Bekannte, das Normale, für Außenstehende beruhigende.

Schon habe ich eine Brünette gesehen, und unauffällig gescannt. Sie wird es sein:
Mittelgroß, mittelschwer, mittelmäßig schön. Etwas an dem Andere vorbei schauen.
Etwas das untergeht bei Männern, während sie rastlos auf der Suche nach ihrer Belle de Jour sind.
Mir aber sticht so etwas ins Auge. Es brennt sich hinein.

Ich beobachte noch eine Weile die Mitbewerber am Tresen: Tresensteher, „Barflies“.
Diese Männer sind anders: Immer rastlos, immer hungrig, immer geil.
Beinahe steigt ein Gefühl in mir auf. Verachtung würde es werden, wenn ich es nicht so einfach
wie mein Bierglas beiseite schieben würde.

Die Frau hat soeben bezahlt und ihre Jacke übergezogen.
Ich lächle, warte noch einen kleinen Moment - während ich beiläufig meine Finger spreize
+und die Gelenke knacken, muss ich an den Silversurfer denken.
Einfach nur Kreatur. Seltsam , gefühllos erscheint er. Kaum Regungen in seinem Gesicht.
Das will mir gefallen. Dann stehe ich auf und gehe ihr hinterher.

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josephine
Geschlecht:weiblichEselsohr
J


Beiträge: 489



J
Beitrag08.08.2013 17:12

von josephine
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

ein wirklich gelungener Text. Besonders gut gefällt mir das offene Ende, da du nicht wirklich auflöst, was dein Prota überhaupt vorhat. Nicht ganz so passend finde ich dafür die Überschrift, da sie mich gleich in die böse Schiene lenkt. Was ja nicht unbedingt aus dem Text hervorgeht. Vielleicht sucht er eine für eine Nacht. Vielleicht ist er nur einsam und verbittert. Vielleicht will er ihr aber auch was Böses. Das ganze käme mit einem neutraleren Titel viel besser zum Tragen, wie ich finde.

Was mir aufgefallen ist, ist, dass du immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselst. Ich weiß nicht, ob das gewollt ist. An manchen Stellen hat es mich aber ein wenig irritiert.

Zitat:
Alles heimelige irritiert nur.


Den Satz würde ich streichen. Den braucht es gar nicht.

Zitat:
etwas rein monetäres


Auch das mag mir hier in der Verbindung mit einem Menschen nicht so gefallen. Ich finde, wenn du das hier weglassen würdest, würde es dem Satz an sich mehr Wucht verleihen.

So, aber mehr würde ich gar nicht mehr streichen.

Zitat:
Zudem steigerte ein großzügiges Trinkgeld die Wahrscheinlichkeit,
dass ich in Erinnerung bliebe.


Diesen Satz würde ich nicht in der Vergangenheitsform schreiben. Er liest sich etwas umständlich und würde in der Gegenwartsform besser hineinpassen.

Zitat:
Ab und zu nehme ich ein paar Brocken der Tischgespräche um mich herum wahr


Statt Brocken würde ich etwas anderes schreiben. "Fetzen" oder so. Brocken, da habe ich irgendwie ein Bild im Kopf, als ob sich jemand übergibt.

So, das war aber schon die ganze Kritik. Sind sowieso nur Kleinigkeiten. Nimm dir davon, falls du was brauchen kannst.

Dein Text strahlt eine schaurig düstere Atmosphäre aus, die einen hineinzieht und nicht loslässt. Man muss einfach immer weiterlesen, um zu erfahren, was es den mit diesem Kerl auf sich hat. Dann springst du zu der Frau, durchschnittlich und unscheinbar. Und das Monster macht sich bereit. Geht er deshalb immer in unterschiedliche Bars?
Mir gefällt gut, wie du die Geschichte vorbereitest. Dem Prota erstmal ein Stück Innenleben einhauchst, ihm auch eine Vergangenheit gibst und ihn so sehr lebendig erscheinen lässt. Langsam erahnt man schon den Schmerz hinter dem harten Kern und die Zerrissenheit, die in der Person liegt. Dann mutiert er zum Raubtier, das sein Opfer anvisiert und ihm nachpirscht. Ob er es erlegt?

Eine wirklich gelungene Geschichte, die teilweise sogar ein wenig lyrisch angehaucht daherkommt. Sehr gerne gelesen.

lg
Josephine


_________________
Das Internet eröffnet die Möglichkeit, uns das gesamte Wissen der Welt anzueignen. Und was machen wir daraus? Wir laden uns Bilder runter und streiten mit Fremden.

I’m glad I can talk to you about fictional characters as if they were real and have you still think I’m sane.

Obstacles are put in your way to see if what you want is really worth fighting for
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag08.08.2013 20:37

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

mal wieder eine interessante Kurzgeschichte von dir, die aufgrund des doppelbödigen Titels und Inhalts wenig preiszugeben versucht.

Ich stimme Josephine zu, dass man beim Titel "Monster" doch eher einen bad guy bzw. Schurken impliziert, als einen Helden. Was dein Protagonist mit seinen alltäglich aussehenden "Opfern" anstellt, bleibt dem Leser überlassen, auf welcher Ebene er/sie die Geschichte lesen möchte.

Interessant ist die Erwähnung von manchen Comic-Superhelden und ihren Doppel-Identitäten. Das gibt deiner Geschchte eine weitere Ebene. Insofern sieht sich dein Protagonist "Monster" ihnen, den Superhelden, verbunden. Der Silver Surfer hingegen ist davon eine Ausnahme, er hat keine Doppelidentität, er bleibt der Silver Surfer, keine Verkleidung wie Kent, Parker oder Wayne.

Einige Anmerkungen:

Zitat:
Schon immer bevorzugte ich die Gesellschaft von Unbekannten.
Ich habe keine Stammkneipe. <-- Meiner Meinung nach fehlt ein Zusammenhang vom ersten zum zweiten Satz.
Kein festes Revier. Mein Zuhause
ist das immer Fremde, das Neue, die Herausforderung.
<-- Hier entfernen wir uns, denke ich, zu sehr vom Bild der Kneipe. Es wird abstrakter und muss nicht unbedingt immer eine Kneipe sein. Könnten es auch Bibliotheken, Museen, Konzerthallen, Fussballstadien sein? Orte, wo das Individuum zu einer Masse verschmilzt? Vielleicht liesse sich diese Aufzählung überdenken.
Alles Heimelige irritiert nur.<-- Dieser Satz schafft eher Distanz als am Protagonisten zu sein. Wenn er sich irritiert fühlt an Orten, die ihm zu sehr wie ein zuhause vorkommen, dann bleib bei ihm. Z.B.: Alles Heimelige, mit der bloßen Spur eines Gedanken an Zuhause, irritiert mich.
Ich bin gerne eines dieser namenlosen Gesichter, nicht zuordungsfähig einordbar/kategorisierbar;
etwas rein Monetäres - ein Objekt in den Augen des Kellners, der mir mit einem professionellen Lächeln ein Bier auf den Tisch stellt, in der Hoffnung auf ein großzügiges Trinkgeld.<-- ich tu mich schwer mit dieser alltäglichen, etwas uninspirierten und unspannenden Beschreibung, weil sie meiner Meinung nach nicht passt und du weg von deinem Protagonisten bist, weg von seinem Gefühl, was es für ihn heisst, namenlos und nicht einordbar zu sein. Nur dieses "Wissen" vom Kellner als Trinkgeldgeber angesehen zu werden, ist mir zu wenig für dein "Monster" Aber ich gebe kaum Trinkgeld.
Das wäre eine Investition in eine Zukunft, die an diesem Ort nicht stattfinden wird. Zudem steigerte ein großzügiges Trinkgeld die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Erinnerung bliebe. <-- ich denke, der Kellner merkt sich eher den Kunden, der kein Trinkgeld gibt, als jemanden der Trinkgeld gibt. Kein Trinkgeld zu geben ist auffällig und der Kellner schimpft eher innerlich, weil er kein Trinkgeld bekommen hat. Insofern wäre es logischer ein angemessenes, muss kein großzügiges, Trinkgeld zu geben, um gerade nicht aufzufallen.  Das wiederum ist meinerseits unerwünscht.

So sitze ich dann in einer Ecke und lausche den Geräuschen.<-- Lauscht er Geräuschen oder Gesprächen?
Ab und zu nehme ich ein paar Brocken der Tischgespräche um mich herum wahr.
„Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer.
Ein Anderer nickt dazu. Doch ich sehe, er versteht es nicht. <-- vielleicht umgekehrt besser: Er versteht es nicht, doch ich verstehe.
Ich aber verstehe es: Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias Batman. Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist der Superheld. Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er untertauchen will, wenn er normal sein will, ein Mensch unter Menschen, dann verwandelt er sich in Clark Kent. <-- Ist Clark Kent dann Kal-Els Alter Ego? Das ist sein Schicksal könnte man sagen, und es ähnelt meinem.

Ich bin das Monster und wenn ich untertauchen will, trage ich den Anzug eines Menschen.
Aber ich bin das Monster, Mein Kostüm ist das Bekannte, das Normale, für Außenstehende Beruhigende. <-- Was genau beruhigt Außenstehende an seinem Anzug? Ich finde diesen Ausdruck eher schwammig und du könntest ihn auch weglassen oder etwas in Richtung schreiben, dass er im Anzug unauffällig ist anstelle von beruhigend.

Schon habe ich eine Brünette gesehen, und unauffällig gescannt. Sie wird es sein:
Mittelgroß, mittelschwer, mittelmäßig schön in allen Belangen. Etwas an dem Andere vorbei schauen. <-- irgendwie wird sie durch den Gebrauch von "etwas" verdinglicht. Ist das beabsichtigt? Meiner Meinung nach könntest du auf diesen ersten etwas-Satz verzichten, weil dein zweiter Satz das gleiche detailierter wiedergibt.
Etwas das untergeht bei Männern untergeht, während sie rastlos auf der Suche nach ihrer Belle de Jour sind.
Mir aber sticht so etwas ins Auge. Es brennt sich hinein.

Ich beobachte noch eine Weile die Mitbewerber <-- Mitbewerber  für was? Er hat sich für die Frau entschieden und die Bewerber sind nicht beschrieben in ihrer Mittelmäßigkeit. am Tresen: Tresensteher, „Barflies“.
Diese Männer sind anders: Immer rastlos, immer hungrig, immer geil. <-- sie würden somit die mittelmäßige Brünette nicht ignorieren, wie zuvor beschrieben, sondern auch an ihr interessiert und aufgegeilt sein?
Beinahe steigt ein Gefühl in mir auf. Verachtung <-- warum Verachtung? Immer rastlos ist dein Protagonist auch, oder? würde es werden, wenn ich es nicht so einfach wie mein Bierglas beiseite schieben würde.

Die Frau hat soeben bezahlt und ihre Jacke übergezogen.
Ich lächle, warte noch einen kleinen Moment - während ich beiläufig meine Finger spreize
+und die Gelenke knacken, muss ich an den Silversurfer denken. <-- denke ich an den Silver Surfer.
Einfach nur Kreatur. Seltsam, und gefühllos erscheint er. Kaum Regungen in seinem Gesicht.
Das will mir gefallen. Dann stehe ich auf und gehe ihr hinterher.<-- ohne zu bezahlen? Nicht sehr unauffällig. Trinkgeld nicht vergessen.


LG,
Constantine
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

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Beiträge: 699
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Beitrag10.08.2013 14:36

von Ralf Langer
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hallo constantine, hallo josephine

eure hinweise und vorschläge sind gut. ich werde sie bei einer überarbeitung gerne aufnehmen.

zu einigen eurer bemerkungen möchte ich gerne etwas schreiben:

kal -el ist der geburtsname von supermann, und ja clark kent ist das alter ego, es ist die verkleidung von ihm. denn kal-el ist was er ist.

ich habe versucht dem protagonisten eine sprache und beobachtungsgabe zu verleihen, der
die menschen um ihn herum verdinglicht. Hier soll die emotionale kälte zum ausdruck gebracht werden.

die geschichte mit dem trinkgeld:

hier werde ich deinem gedankenansatz folgen und es dahingehend umformulieren, das die absicht des prot unerkannt bzw. unauffälig zu bleiben, sich erfüllt.


der titel:

ich werde nocheinmal darüber nachdenken. bisher  will er mir noch gefallen, und ich halte den hinweis auf den prot, den er enthällt, als angemessen.

mag sein das ich aber einen anderen finde, der aus der comicwelt stammt


bis hierhin mal wieder herzlichen dank

ralf
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Constantine
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Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag10.08.2013 17:00

von Constantine
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Hallo Ralf,

das interessante bei Clark Kent/Superman ist, dass er auf der Erde und auch für begrenzte Zeit im Weltall Superkräfte hat. Soweit ich mich erinnere er aber auf seinem zerstörten Heimatplaneten Krypton keine Superfähigkeiten gehabt hätte.
Erinnerst du dich an den zweiten Teil von Superman als General Zod mit seinen beiden Handlangern auf die Erde gelangen und sich wundern, dass sie Superkräfte haben?

Da dein Prota zu Clark Kent eine gewisse Ägnlichkeit sieht, könnte es sein, dass er auf der Erde erst erfahren hat, dass er besondere "Tarnfähigkeiten" hat.

Diese Verdinglichung und Kälte, die dein Prota gegenüber Menschen empfindet, könntest du auch in einer gewissen Überheblichkeit und Überlegenheit, (vielleicht sogar Arroganz oder überspitzt in Form eines kleinen Gottkomplexes) darstellen. Nur eine Idee.

Was den Titel angeht und die Wahl oder Suche nach einem Titel, der zu den Superheldentiteln passt.  Dein Prota tarnt sich als Mensch. Er verdinglicht, ist vielleicht eine Art Ding. Leider ist "Manthing" schon vergeben. So etwas wie "Morph Man" hört sich komisch an.
Hier einige Gedankenspiele:"Morpher", "Thing", "Mr. Camouflage".

bin gespannt auf deine Überarbeitung.

LG,
Constantine
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag10.08.2013 17:17

von Ralf Langer
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hallo constantine,
ich glaube wir beide meinen das gleiche.
das wichtige bei dem vergleich den mein prot aufstellt ist, das das besondere, außergewöhnliche an bzw. in ihm der normalfall ist also
ähnlich wie bei supermann, der immer supermann ist( zumindest auf der erde, wenn kein kryptonit, also das gestein seines heimatplaneten in der nähe ist).

im diesem sinne ist der sylversurfer eine besondere ausnahm, zumindest im comic/superheldenkosmos. er hat kein alter ego, aber er ist eine gequäte seele...

ich arbeite mal dran

ralf
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schlumpfine
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S


Beiträge: 38



S
Beitrag12.08.2013 16:58

von schlumpfine
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Hallo Ralf,

vielleicht ist es einfach eine reine Geschmacksfrage, aber mir gefällt dein Text so wie er ist. Ich wüsste nicht, was du daran jetzt ändern oder streichen solltest. Das gilt auch für den Titel.
Der Prota bezeichnet sich selbst als Monster, einfach nur Kreatur. Ein konkreter Name aus der Comicwelt würde das dann doch spezifizieren, das erscheint mir unpassend (außer natürlich, ich habe das falsch verstanden).

Ein paar kleine RS-Fehler sind drin, aber die sind ja leicht zu ändern.


_________________
freundliche Grüße
von schlumpfine
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MSchneider
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 31
Beiträge: 71



Beitrag12.08.2013 23:18
Re: Monster
von MSchneider
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Hallo Ralf,

so richtig verstanden habe ich deine Geschichte nicht, auch wenn mir der Stil ganz gut gefällt. Ich glaube, in dieser Hinsicht wurde ich von Hollywood und im Speziellen von Filmen wie Sin City inspiriert. Monologe wie diese werden in meinem Kopf immer von einem älteren Mann mit verrauchter Stimme geführt. wink Das Ende deiner Geschichte bietet zumindest mir zwei Interpretationsmöglichkeiten: Der Ich-Erzähler ist ein Mörder, der der Frau folgt, um sie umzubringen oder ein normaler Mann, der ihr vor der Kneipe eine Zigarette anbieten und sie zu einem Schäferstündchen überreden will. Gleichzeitig könnte man auch annehmen, dass der Ich-Erzähler ihr ohne ersichtlichen Grund folgt, da ich in deiner Geschichte nach zweimaligem Lesen noch nicht einmal subtile Andeutungen ausmachen konnte, die mir das Ende erklären oder zumindest den Interpretationsspielraum stark eingrenzen. Da deine Geschichte "Monster" heißt, kann man wahrscheinlich guten Gewissens davon ausgehen, dass der Ich-Erzähler nichts Gutes im Sinn hat, als er der Frau folgt, aber du vergeudest zu viel Zeit mit Nebensächlichkeiten. Ein bisschen Rosinenpickerei: (und ggf. mehr als das)

Ralf Langer hat Folgendes geschrieben:
Aber ich gebe kaum Trinkgeld.
Das wäre eine Investition in eine Zukunft, die an diesem Ort nicht stattfinden
wird.


Wenn die Investition nicht an diesem Ort stattfinden wird, wird sie dies dann an einem anderen Ort? (das suggerierst du nämlich)

Zitat:
Ab und zu nehme ich ein paar Brocken der Tischgespräche um mich herum wahr.


Du schreibst, dass dein Ich-Erzähler "ein paar Brocken" wahrnimmt, gibst im Folgenden aber nur einen dieser Brocken wieder - das kann man geschickter schreiben.

Zitat:
„Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer. Ein Anderer nickt dazu. Doch ich sehe,
er versteht es nicht.


Wieso versteht er es denn nicht? Was genau soll er denn verstehen? So, wie du den Dialog zwischen den beiden Personen beginnst, deutest du für mich an, dass die Person, die den Vergleich gezogen hat, diesen auch noch erläutern wird. Insofern wäre es auch legitim, dass der andere nickt. Das mache ich auch immer zwischendurch, wenn mir jemand eine längere Geschichte - oder in diesem Fall einen Vergleich - erzählt, wie ich sie an dieser Stelle erwarten würde.

Zitat:
Ich aber verstehe es:
Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias Batman.
Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist der Superheld.
Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er untertauchen will, wenn
er normal sein will, ein Mensch unter Menschen, dann verwandelt er sich in
Clark  Kent. Das ist sein Schicksal könnte man sagen, und es ähnelt meinem.


Dieser Absatz gefällt mir nicht, weil ich in ihm nicht wirklich einen Sinn erkennen kann. Aus welchem Grund gehst du an dieser Stelle so tief ins Detail?

Zitat:
Ich bin das Monster und wenn ich untertauchen will, trage ich den Anzug eines Menschen.


Das wiederum klingt so, als wäre der Ich-Erzähler ein Außerirdischer, denn wäre er ein Mensch, so würde er es nicht "den Anzug eines Menschen" nennen, sondern "den / einen Anzug". wink

Zitat:
Schon habe ich eine Brünette gesehen, und unauffällig gescannt. Sie wird es sein:


Vieles von dem, was du zuvor geschrieben hast, könnte man streichen und diesen Teil weiter nach vorne setzen. Warum? Weil es der eigentliche rote Faden und der eigentliche Inhalt in deiner Geschichte ist. Alles andere ist Vorgeplänkel und dient der Identifikation deiner Figur. Das müsste allerdings überhaupt nicht sein. Ich glaube, dass man das Persönlichkeitsprofil des Ich-Erzählers deutlich straffen und dem Leser dennoch sehr gut aufzeigen könnte, um wen es sich hier handelt.

Zitat:
Verachtung würde es werden, wenn ich es nicht so einfach
wie mein Bierglas beiseite schieben würde.


Cooles Bild - wird geklaut. Verstecken

Zitat:
+und die Gelenke knacken, muss ich an den Silversurfer denken.
Einfach nur Kreatur. Seltsam , gefühllos erscheint er. Kaum Regungen in seinem Gesicht.


Mir ist zwar der Silversurfer bekannt, aber was er an dieser Stelle zu suchen hat, erschließt sich mir nicht.

Ich hoffe, dir hat meine Kritik ein bisschen geholfen.

Gruß,

Julian
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mati
Eselsohr
M


Beiträge: 203



M
Beitrag12.08.2013 23:37

von mati
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Der Silversurfer war ein Herold für ein Wesen, dass die Erde unterjochen wollte. Er war nicht bösartig, aber in starker Trauer um eine verlorene Liebe.
Die Vergleiche zur Superheldenwelt ist nicht unbescheiden, wenn man bedenkt, wie ein Mörder denkt.

Der Text gefällt mir außerordentlich gut. Mancher Sätze bedarf es nicht, da sich der Kontext dem aufmerksamen Leser bereits erschlossen hat. Trotzdem sehr gelungen.


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Gast







Beitrag12.08.2013 23:59

von Gast
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Hallo Ralf!

Ich melde mich ja so gut wie nie zu Wort in der Prosa, und wenn, schreibe ich meist seltsame Dinge; so auch hier.

Ich möchte dir nämlich vorschlagen, ab und an auch mal ein Semikolon zu setzen als Bezeichnung einer Satzpause, die länger als die eines Kommas, aber kürzer als die eines Punktes ist. Beispiel:

Das ist sein Schicksal könnte man sagen, und es ähnelt meinem.

Da wäre ich für so was:

Das ist sein Schicksal, könnte man sagen; und es ähnelt meinem.

Das Komma hinter "Schicksal" musst du aber ohnehin setzen?!

("Das ist sein Schicksal, könnte man sagen; es ähnelt dem meinen." - So wäre es übrigens ein makelloser Hexameter ... Ich weiß: Wissen, das die Welt nicht braucht.)

Gut, um was sinnvolles anzumerken: Manchmal ist mir die Sprache zu verschwurbelt für den sehr nüchternen Sprecher (Denker!?). Passt "Das wiederum ist meinerseits unerwünscht." wirklich besser zu ihm als "Das aber will ich nicht."?!

Noch zum Konjunktiv: Wer oben "Zudem steigerte ein großzügiges Trinkgeld die Wahrscheinlichkeit, dass ich in Erinnerung bliebe." sagt, sagt unten statt "Verachtung würde es werden, wenn ich es nicht so einfach wie mein Bierglas beiseite schieben würde." auch "Verachtung würde es, schöbe ich es nicht so einfach beiseite wie mein Bierglas." - Nein?!

Gruß,

Soleatus
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Ralf Langer
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Beitrag15.08.2013 15:20
Monster
von Ralf Langer
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Monster

Ich habe keine Stammkneipe. Schon immer bevorzugte ich die
Gesellschaft von Unbekannten. Mein Zuhause ist das Fremde, das
Neue, die Heraursforderung.
Alles heimelige ist doch nur Schwärmerei von Dilettanten.

Ich bin gerne eines dieser namenlosen Gesichter, ein Unbekannter
dem der Kellner mit seinem professionellen Lächeln das Bier auf
den Tisch stellt, in der Hoffnung auf ein großzügiges Trinkgeld.
Aber meine Trinkgelder sind eher unauffällig; nicht zu viel nicht zu
wenig, gerade so das ich mit der Masse mitschwimme. So sitze ich
dann in einer Ecke und beobachte, lausche.
„Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer. Ein Anderer nickt dazu. Doch ich
sehe, er versteht es nicht; ich aber verstehe es:
Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias
Batman. Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist
der Superheld. Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er
untertauchen will, wenn er normal sein will, ein Mensch unter Menschen,
dann verwandelt er sich inClark Kent. Das ist sein Schicksal könnte man
sagen, und es ähnelt meinem.
Ich bin das Monster und wenn ich untertauchen will, trage ich den Anzug
eines Menschen. Aber ich bin das Monster, mein Kostüm ist das Bekannte,
das Normale, für Außenstehende Beruhigende.
So sitze ich dann in einer Ecke und lausche den Geräuschen.
Ab und zu nehme ich ein paar Brocken der Tischgespräche um mich herum
wahr. „Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer. Ein Anderer nickt dazu. Doch ich sehe,
er versteht es nicht. Ich aber verstehe es:
Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias Batman.
Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist der Superheld.
Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er untertauchen will, wenn
er normal sein will, ein Mensch unter Menschen, dann verwandelt er sich in
Clark Kent. Das ist sein Schicksal,könnte man sagen; es ähnelt meinem.

Schon habe ich eine Brünette gesehen, und unauffällig gescannt. Sie wird es sein:
Mittelgroß, mittelschwer, mittelmäßig schön. Etwas an dem Andere vorbei schauen.
Etwas das bei Männern untergeht, während sie rastlos auf der Suche nach ihrer Belle
de Jour sind. Mir aber sticht so etwas ins Auge. Es brennt sich hinein.

Eine Weile beobachte ich noch die Männer am Tresen. Tresensteher; Barflies:
eine Welt die ich durchschaue, immer rastlos, immer hungrig, immer geil.
Beinahe steigt ein Gefühl in mir auf. Verachtung würde es werden, wenn ich es nicht
so einfach wie mein Bierglas beiseite schieben würde.

Die Frau hat soeben bezahlt und ihre Jacke übergezogen.
Ich lächle, warte noch einen kleinen Moment - während ich beiläufig meine Finger spreize
und die Gelenke knacken, muss ich an den Silversurfer denken.
Einfach nur Kreatur. Seltsam - gefühllos erscheint er. Kaum Regungen in seinem Gesicht.
Das will mir gefallen. Dann stehe ich auf – nicht ohne zu bezahlen -und gehe ihr hinterher.
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Ralf Langer
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Beitrag16.08.2013 13:39

von Ralf Langer
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an den geneigten leser,
habe noch mal ein wenig umgestellt. ich hoffe der text, ist mir an der einen und anderen stelle daurch besser gelungen.
lg
ralf
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Ralf Langer
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Beitrag16.08.2013 13:57

von Ralf Langer
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Monster

Ich habe keine Stammkneipe. Schon immer bevorzugte ich die
Gesellschaft von Unbekannten. Mein Zuhause ist das Fremde, das
Neue, die Heraursforderung.
Alles heimelige ist doch nur Schwärmerei von Dilettanten.

Ich bin gerne eines dieser namenlosen Gesichter, ein Unbekannter
dem der Kellner mit seinem professionellen Lächeln das Bier auf
den Tisch stellt, in der Hoffnung auf ein großzügiges Trinkgeld.
Aber meine Trinkgelder sind eher unauffällig; nicht zu viel nicht zu
wenig, gerade so das ich mit der Masse mitschwimme. So sitze ich
dann in einer Ecke und beobachte, lausche.
„Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Supermann und allen
anderen Superhelden,“ sagt einer. Ein Anderer nickt dazu. Doch ich
sehe, er versteht es nicht; ich aber verstehe es:
Nehmen wir Peter Parker, alias die Spinne, oder Bruce Wayne alias
Batman. Ihr normales Dasein ist das eines Menschen. Ihr Alter Ego ist
der Superheld. Nicht aber bei Kal-El. Er ist Supermann, und wenn er
untertauchen will, wenn er normal sein will, ein Mensch unter Menschen,
dann verwandelt er sich inClark Kent. Das ist sein Schicksal könnte man
sagen, und es ähnelt meinem.

Schon habe ich eine Brünette gesehen, und unauffällig gescannt. Sie wird es sein:
Mittelgroß, mittelschwer, mittelmäßig schön. Etwas an dem Andere vorbei schauen.
Etwas das bei Männern untergeht, während sie rastlos auf der Suche nach ihrer Belle
de Jour sind. Mir aber sticht so etwas ins Auge. Es brennt sich hinein.

Eine Weile beobachte ich noch die Männer am Tresen. Tresensteher; Barflies:
eine Welt die ich durchschaue, immer rastlos, immer hungrig, immer geil.
Beinahe steigt ein Gefühl in mir auf. Verachtung würde es werden, wenn ich es nicht
so einfach wie mein Bierglas beiseite schieben würde.

Die Frau hat soeben bezahlt und ihre Jacke übergezogen.
Ich lächle, warte noch einen kleinen Moment - während ich beiläufig meine Finger spreize
und die Gelenke knacken, muss ich an den Silversurfer denken.
Einfach nur Kreatur. Seltsam - gefühllos erscheint er. Kaum Regungen in seinem Gesicht.
Das will mir gefallen. Dann stehe ich auf – nicht ohne zu bezahlen -und gehe ihr hinterher.
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Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag21.08.2013 00:14

von Constantine
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

insgesamt eine Verbesserung zu deiner ersten Fassung. Gefällt mir gut. Einige Kommafehler sind noch drin und zwischen
"...verwandelt er sich inClark Kent. Das ist sein ..."
"in" und "Clark" fehlt ein Leerzeichen.

Du hast diese Passage entfernt:
Zitat:
Ich bin das Monster und wenn ich untertauchen will, trage ich den Anzug eines Menschen. Aber ich bin das Monster, mein Kostüm ist das Bekannte, das Normale, für Außenstehende Beruhigende.

weil der vorherige Vergleich mit Superman bereits ungefähr das gleiche impliziert.
Während in deiner ersten Version dein Protagonist eher wie ein "Ausserirdischer" rüber gekommen ist, der sich im Anzug eines Menschen verkleidet, um nicht aufzufallen, ist er nun definitiv ein Mensch.

Dein Protagonist bezeichnet sich selbst nicht mehr als Monster, finde ich gut.

Meine Frage wäre hingegen, ob dann dein Titel "Monster" weiterhin passend ist?
Der Titel löst eine Erwartungshaltung beim Leser aus, impliziert auch eine Bewertung deines Protagonisten, eine Betrachtung, die dein Protagonist selbst nicht hat. In deiner jetzigen Version sieht sich dein Prota nicht als Monster. Wie wäre es mit "Reisender"? Sieht er in sich einen Reisenden?

Was du tun könntest wäre anzudeuten, dass wenn Menschen wüssten, was er wäre bzw. was er tut, er eine heftige Reaktion wie Angst, Schrecken oder Entsetzen verursachen würde. Vielleicht könnte er kurz reflektieren, was wäre, wenn er nicht unscheinbar wäre, sondern auffallen würde. Wenn man sein inneres, kaltes "Monster" sehen würde.

Was ich in deinem Protagonisten sehe, ist ein Serientäter, dem die Brünette zum Opfer fallen wird. So wie er seine Finger spreizt "auf auf, frisch ans Werk" wird er sich ihrer auf seine spezielle Art und Weise annehmen. Aufgrund ihrer "Mittelmäßigkeit" wird niemand die Brünette in der Kneipe wahrgenommen haben, somit auch keine Zeugen.

Dadurch, dass er unscheinbar ist und permanent seinen Standort wechselt, ist er kaum zu fassen. Dadurch dass er unauffällig bleibt, werden die Leichen unauffindbar irgendwo entsorgt. Würde zu seinem MO passen.

LG,
Constantine
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Wulfgar
Geschlecht:männlichSchneckenpost
W

Alter: 43
Beiträge: 8
Wohnort: Bremen


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Beitrag21.08.2013 02:06

von Wulfgar
Antworten mit Zitat

Ist das erste Mal, dass ich mich an einer Kritik versuche und wirklich viel verstehen tue ich auch nicht davon (außerdem neige ich mehr zu verschnörkelten Texten).

Ich habe keine Stammkneipe. Schon immer bevorzugte ich die Gesellschaft von Unbekannten. Mein Zuhause ist das Fremde, das
Neue, die Heraursforderung.

Die erste Version gefiel mir besser:
Schon immer bevorzugte ich die Gesellschaft von Unbekannten.
Ich habe keine Stammkneipe . Kein festes Revier. Mein Zuhause
ist das immer Fremde, das Neue, die Herausforderung.
Alles heimelige irritiert nur.

Da der Anfang bei dir ohnehin etwas abgehackt klingt, solltest du mal überlegen, ob du diesen Aspekt nicht noch intensivieren willst. Zum Beispiel:
Schon immer bevorzugte ich das Unbekannte. Keine Stammkneipe, kein Revier - meine Heimat ist die Fremde, Herausforderungen meine Profession. Nähe jeder Art irritiert da nur.

An deiner Stelle würde ich ein Wort streichen: ...eine Welt die ich durchschaue, immer rastlos, immer hungrig, immer geil.
Deine Geschichte ist diffus angelegt und der Leser soll ja nicht ahnen, welche Beweggründe deinen Prota wirklich antreiben. Mit den Wörtchen "geil" eliminierst du allerdings diese Ungenauigkeit und der Leser kann sich ziemlich  gut vorstellen, was nach dem Ende deiner Geschichte geschehen wird. Mein Vorschlag: mach "geil" zu "bereit", denn dann bleibt im Kopf des Lesers mehr Raum für seine eigenen Gedanken.

Silver Surfer?! Passt der Hulk nicht besser?
...muss ich an den Hulk denken; ohne Banner. Einfach nur Kreatur, ein Sklave seiner Emotionen. Kein Gewissen, welches ihn belasten könnte. Das will mir gefallen. Dann stehe ich auf und gehe ihr hinterher.

Insgesamt fand ich die erste Version vielversprechender.
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag21.08.2013 10:37

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo wulfgar,

danke für den tipp mit hulk.
ich glaube das gefällt mir sehr, wobei bei hk ja die wut auslöser ist und nicht das teilnahmslose, hm, werd ich nochmal drüber nachdenken
lg
ralf
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Wulfgar
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 43
Beiträge: 8
Wohnort: Bremen


W
Beitrag21.08.2013 19:20

von Wulfgar
Antworten mit Zitat

Hallo Ralph,

ich habe beim Hulk die Wut mit Absicht nicht erwähnt, sondern durch "Emotionen" umschrieben, um den Blick auf den wichtigeren Teil zu lenken, den Aspekt mit dem nicht vorhandenen Gewissen. Egal was Hulk auch anstellt (selbst wenn er eine Kleinstadt in Schutt und Asche legt), danach hockt er bestimmt nicht herum und bläst Trübsal - das erledigt Bruce Banner für ihn (deshalb ja ohne Banner). Diese Gewissenlosigkeit passt meiner Meinung nach zu deinem Prota und diese könnte ihn ansprechen. Teilnahmslos kommt dein Prota eigentlich nicht rüber, sondern eher das genaue Gegenteil. Durch den sachlich nüchternen Schreibstil (den du übrigens durchaus noch verschärfen könntest - so wenig Adjektive wie möglich*) wird dem Leser unweigerlich klar, dass es in deiner Figur nur so brodelt - er weiß nur nicht genau was und warum. (Ist er tatsächlich anders/kein Mensch, oder wird er nur von einem vor Überheblichkeit aufgeplusterten Ego angetrieben?) Auf jeden Fall gibt es der Geschichte eine mystische Note.
 
Dein Prota plant ja irgendetwas, das wird klar - und das es sich um etwas Negatives handel muss, lässt sich ebenfalls gut erahnen. Aber ob er nun einfach nur Sex will (vielleicht als Verbrecher auf der Flucht/geisteskranke Ehefrau) oder vorhat, das Opfer zu vergewaltigen/umzubringen/zerstückeln, ist nicht klar und es sollten vermutlich auch besser keine Andeutungen in die Richtung gemacht werden. Dann bleibt mehr Raum für Vermutungen (ist er vielleicht Kannibale oder gar von ihrer Lebenskraft abhängig - Stichwort Vampir).

*Bei den meisten Geschichten würde ich zu einem gesunden Maß an Wie-Wörtern raten, aber bei deiner zerstören sie die beabsichtigte Wirkung, denke ich. Ist mir bislang nicht in den Sinn gekommen, aber dein Ansatz hat mir bewiesen, dass eine Geschichte komplett ohne Adjektive durchaus seinen Reiz haben könnte. Wünsche noch viel Spaß bei der Entwicklung deiner Geschichte.
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Nayeli Irkalla
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 41
Beiträge: 1083
Wohnort: Ruhrgebiet
Extrem Süßes!


Beitrag22.08.2013 11:47

von Nayeli Irkalla
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Ich habe nach dem Sehen "es gibt eine neue Version" nur diese gelesen.

Daher will ich hier einfach mal ein Kompliment loswerden. Die Geschichte hat mich gepackt und in sich gezogen. Durch den Titel wurde am Ende klar, worum es geht, aber es war nicht plakativ. Es war ... so normal, dass es eben gruselig war. Beiläufig. Subtil. Und doch voller Sog.

Verbesserungsvorschläge habe ich an dieser Stelle keine - und das passiert mir wirklich nicht soooo oft wink. Bis auf das eine, schon genannte, vergessene Leerzeichen.
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Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag22.08.2013 14:00

von Ralf Langer
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo Nayeli Irkalla,

herzlichen dank für deinen kom. .

ich lasse diese szene ersteinmal ruhen.

an alle einen herzlichen dank
ralf
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Nolwen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
N


Beiträge: 81



N
Beitrag22.08.2013 20:29

von Nolwen
Antworten mit Zitat

Hallo, Ralf,

komme wohl etwas spät, da Du den Text im Moment ruhen lässt.

Dazu fällt mir eine Wortspielerei ein ...

Sie suchen ihre Belle de Jour ....

... die Brünette, meine Belle du Jour -( also, wie plat du jour - Tagesgericht, danach interessiert sie nicht mehr) - oder lebt sie nicht mehr?

Das ist, was ich (rein subjektiv) zu bemängeln habe - Du überlässt mir die Wahl, ob dieses Monster (nur) gefühlloser Herzensbrecher - oder ein Killer ist.


Ansonsten, Ralf, super Idee, raffinierte Darstellung - gefällt mir ausnehmend gut.

LG Nolwen
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Sun Wukong
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S

Alter: 44
Beiträge: 459

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S
Beitrag23.08.2013 16:48

von Sun Wukong
Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,
mir haben einige deiner Texte gut gefallen in ihrer Art, z.B. die "Eckbank" ist mir gut im Gedächtnis geblieben, ohne dass ich bis jetzt kommentiert habe. "Mein Leben als Ich-Erzähler" hat lustigerweise meinen Einfall, einen Text mit "Ich, ich, ich" zu beginnen, vorweg genommen und hier wieder behandelst du ein Thema, dass ich mal verarbeiten will, das Verhältnis von Superheld zu Bürger.

Nun ist es aber so, dass ich (und natürlich viele andere) den Kal-El-Gedanken schon kennen. Er macht einen großen Teil des Textes aus, ich arbeite auch gern mit Versatzstücken, und denke dieses Stück scheint mir hier den Rest des Textes zu überschatten. Also ich finde, da müssten noch ein paar weitere originäre Gedanken vom Erzähler über sein Verhältnis zu Superhelden dazu. Und das würde zumindest für mich den Text auch interessanter machen, wenn dieses Thema vertieft wird.

Genau dazu lagert schon länger dieses Zitat von Georg Seeßlen auf meiner Platte, vielleicht nutzt es dir:
Georg Seeßlen hat Folgendes geschrieben:
Unser Psychologie-vergiftetes Denken hat immer nur den schmächtigen Durchschnittsmenschen gesehen, der in seinen Träumen der verehrte, omnipotente Superman ist. Wie aber, wenn es sich genau andersherum verhält? Wenn es nicht das kleine Würstchen ist, das sich den Übermenschen träumt, sondern das fremde Wesen, das sich in die Rolle des kleinen Würstchen träumt (und sich ein wenig darin verliebt). Und was ist, wenn nicht die Bürger träumen, Killer zu werden, sondern die Killer davon, Bürger zu sein?

http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/04/21/a0251

Und dieses:
Jerry Seinfeld hat Folgendes geschrieben:
I'm not even supposed to be telling you this. But when men are growing up and are reading about Batman, Spiderman, Superman... these aren't fantasies. These are options.

This is the deep inner secret truth of the male mind.


Grüße!
Christian
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frenn
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 57
Beiträge: 19
Wohnort: niedersachsen


Beitrag23.08.2013 18:29

von frenn
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich finde die Überschrift "Monster" gut. Sie hat mich bewegt die Geschichte weiter zu lesen. Zuerst plätschern Sätze so und dann war ich in gespannter Erwartung, was da noch kommt. Hat mir gefallen.

 Smile Frenn


_________________
y todo cucarachas
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