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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Selbsthilfe -> Formsache und Manuskript / Software und Hilfsmittel
Qualität des Manuskriptes

 
 
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Fjodor
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1485



Beitrag06.08.2013 11:26
Qualität des Manuskriptes
von Fjodor
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Bisher hätte ich einem Neuling immer erzählt, ein Manuskript müsse zwar schon handwerklich überzeugen, brauche aber nicht "perfekt" zu sein, weil ein Verlagslektor ohnehin seine eigene Vorstellungen von Optimierung hat.
Insbesondere sei es deshalb völlig unnötiger Kostenaufwand, sein MS selbst lektorieren zu lassen.

Nun sind mir leise Zweifel gekommen; das Lektorat ist ja ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Gehen Verlage womöglich zumindest bei B-Titeln dazu über, sich evtl. mit einem Sparlektorat zu begnügen und haben es deshalb MS leichter, die nicht nur Potenzial und handwerkliches Können erkennen lassen, sondern möglichst schon druckreif ankommen? Der Konkurrenzdruck könnte ja dazu führen, dass sich Autoren gegenseitig an Perfektion zu überbieten suchen.

Ein Anhaltspunkt könnte sein, wie hartnäckig sich eure Lektoren bemerkbar machen.

Ist da etwas in Bewegung? Mich würden Erfahrungen und Einschätzungen interessieren.
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mati
Eselsohr
M


Beiträge: 203



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Beitrag06.08.2013 11:50

von mati
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Da hast du auf jeden Fall einen Punkt getroffen, der nicht zu vernachlässigen ist.
Prinzipiell wirst du mit ausgewiesener Qualität bevorzugt behandelt werden. Das ist nicht nur bei Bewerbungsschreiben und Lebensläufen so. Sondern auch bei Manuskripten und Exposés. Natürlich wird es auch Verlage geben, bei denen die eingereichte Rechtschreibung zugunsten der Geschwindigkeit in den Hintergrund tritt. Allerdings glaube ich auch in den Anforderungen auf Verlagshomepages immer öfter den Wunsch nach einer korrekten Orthographie herauszulesen.


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Theresa87
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 527
Wohnort: bei Berlin


Beitrag06.08.2013 12:18

von Theresa87
Antworten mit Zitat

Ich hab das Gefühl, nicht nur B-Titel, sondern vor allem auch Bücher, die quasi ein Verkaufsgarant sind (Bestsellerautoren, letzter Teil einer erfolgreichen Trilogie, spätere Teile einer gutlaufenden Serie), bekommen kein ordentliches Lektorat mehr.

Ich habe erst gestern ein Buch von einer Bestsellerautorin in einem großen Verlag beendet, das nie und nimmer anständig lektoriert wurde! Sätze, in denen ein Wort zu viel oder zu wenig war, falscher Charaktername, fehlende Satzzeichen, einmal hat die Reihenfolge der Absätze wenig Sinn gemacht, ein anderes Mal beschlich mich das Gefühl, da wäre ein falsches Wort im Satz (weil der Satz auch nach viermal Lesen noch keinen Sinn gemacht hat) ... mir hat die Autorin richtig leid getan, dass ihr Buch mit solchen Schwächen auf den Markt geworfen wurde  Sad


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hexsaa
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 56
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Wohnort: im Schneckenhaus
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Beitrag06.08.2013 13:48
Re: Qualität des Manuskriptes
von hexsaa
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Fjodor hat Folgendes geschrieben:
Gehen Verlage womöglich zumindest bei B-Titeln dazu über, sich evtl. mit einem Sparlektorat zu begnügen und haben es deshalb MS leichter, die nicht nur Potenzial und handwerkliches Können erkennen lassen, sondern möglichst schon druckreif ankommen? Der Konkurrenzdruck könnte ja dazu führen, dass sich Autoren gegenseitig an Perfektion zu überbieten suchen.

Gute Frage, Fjodor. Zwar habe ich keine Ahnung, wie das bei Verlagen gehandhabt wird, aber zumindest ein Kleinverlag profitiert davon, wenn das MS möglichst fehlerfrei ist. Sicher fließt das in die Entscheidung, ob ein Titel ins Programm aufgenommen wird oder nicht, mit ein. Ob das mittlerweile bei Großverlagen ähnlich läuft? Gut möglich. Ein umfangreiches Lektorat ist zeitaufwändig und teuer.


LG
hexsaa


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Murmel
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Alter: 68
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Beitrag06.08.2013 15:38

von Murmel
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Ich kenne nur, dass ein perfektes Manuskript erwartet wird. Das veröffentlichungsreife MS war sogar Vertragsbestandteil für einen Großverlag. Davon abgesehen, finden Lektoren immer noch genügend, trotz der Bemühungen.
Ob schlechte Qualität nur am eingesparten Lektorat liegt? Ich glaube nicht, denn was auch einem sorgfältigen Lektorat entgegenstehen kann, sind Termine. Kommt der Autor in Verzug, und die Auslieferungstermine sind gesetzt, dann leidet die Qualität unter dem Zeitdruck. Das ist typisch für Serien oder Bestsellerautoren. Der Werbemaschine ist in Gang gesetzt und der Autor liefert zu spät ab. Auch das kann zu mangelhafter Qualität führen. Rowling beklagte das Problem bei HP4. Sie hatte ein Plotproblem und da alle Termine schon gesetzt waren, geriet sie unter Druck. Ihr Fazit: keine Abgabetermine mehr. Gut, sie kann es sich leisten. smile


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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

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Beitrag06.08.2013 17:36

von Piratin
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Ich würde immer nur ein einwandfreies Manuskript abliefern, denn auch wenn ein Verlag Potential sieht, stellt sich die Frage, was er macht, wenn zwei eigentlich gleichwertige Manuskripte auf dem Tisch liegen und eines benötigt weniger Lektorat und damit weniger Kosten. Ich denke, der Verlag würde dem mit weniger Lekoratsaufwand den Vorzug geben. Außerdem habe ich auch selbst den Anspruch, das in meinen Augen beste Ergebnis zu präsentieren.

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Harald
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Beitrag06.08.2013 18:05

von Harald
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Ich weiß nicht, ob man da eins zu eins übernehmen kann, aber wenn ich einen Zeitungsbericht im richtigen Umfang fast fehlerfrei abliefere, dann kommt dieser Text am nächsten Tag mit den "Schudrigkeitsfehlern" wie sie im Text standen in die Zeitung.

Ist der Text aber "Überarbeitungswürdig", müssen Stellen gekürzt werden, weil es an Platz fehlt o. ä., dann werden evtl. Fehler eher entdeckt und ausgemerzt, dafür sind im veränderten Text nicht nur einige Fehler zu finden, die der entsprechende Redakteur selbst so geschrieben hat, nein, manche Änderungen sind sinnverzerrend bis sinnlos gegenüber dem vorherigen, ausführlicheren Text.


Das könnte doch auch für Bücher gelten:

Fast fehlerfreie Texte werden eher überflogen, beim Korrekturleser macht sich ein gewisses Phlegma breit.

Texte, die an vielen Stellen überarbeitet werden und für deren Veröffentlichung evtl. ein gewisser Zeitdruck herrscht, die werden teilweise eben nicht mehr Korrektur gelesen …



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 Wink


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fancy
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Beitrag06.08.2013 18:43

von fancy
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Hm, das kann ich nicht unterschreiben, Harald. Meiner Meinung nach hängt das ganz vom Lektor ab.

Es gibt Verleger/Lektoren, denen entgeht fast nichts und es gibt andere, die verhunzen einen Text an Stellen, die man nicht für möglich hält. (Und lassen sich dann nur schwer vom Gegenteil überzeugen.)

Aber ich schließe mich denen an, die einen möglichst perfekten Text befürworten.

Mal ehrlich, wer hat denn selbst von uns Lust, Texte zu lesen, in denen Füllwörter die Überhand haben, kein Komma sitzt und auf die Rechtschreibung gepfiffen wird? Ich für meinen Teil verliere da ganz schnell die Lust.

Und ein Lektor wird nicht dafür bezahlt aus Schrott Gold zu machen. Ein Mindestmaß sollte schon gegeben sein.

Wenn man gezielt nach Füllwörtern sucht und eine vernünftige Rechtschreibprüfung über den Text laufen lässt, ist schon viel gewonnen.
Testlesern finden auch meist noch etwas. Und dann sollte man sich den Text noch (mindestens) einmal laut vorlesen.

Liebe Grüße

fancy


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
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Harald
Geschlecht:männlichShow-don't-Tellefant

Alter: 76
Beiträge: 5104
Wohnort: Schlüchtern


Beitrag06.08.2013 19:22

von Harald
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fancy hat Folgendes geschrieben:


Mal ehrlich, wer hat denn selbst von uns Lust, Texte zu lesen, in denen Füllwörter die Überhand haben, kein Komma sitzt und auf die Rechtschreibung gepfiffen wird? Ich für meinen Teil verliere da ganz schnell die Lust.


Genau, wenn man schon sieht, dass fast jeder Satz mit Fehlern behaftet ist, jeder dritte umformuliert werden muss und pro Absatz - so überhaupt Absätze vorhanden sind - mindestens ein Satz überhaupt keinen Sinn ergibt, man quasi überlegen muss, was der Autor dort eigentlich meinte - wer will sich so etwas antun?

 Wink


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Merlinor
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Beitrag06.08.2013 22:05

von Merlinor
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Hm ...

Ich verstehe in dieser Diskussion nicht, wie seitens mancher Autoren überhaupt in Erwägung gezogen werden kann, ein Manuskript nicht so perfekt wie irgend möglich auszuarbeiten.
Das zu tun ist meiner Meinung nach unbedingte Autorenpflicht.
Der Verfasser muss einen Text abliefern, den er selbst für veröffentlichungsreif hält.
Weniger ist in meinen Augen unprofessionell und würde ich seitens der Verleger auch nicht akzeptieren.

Ein Lektorat ist dennoch immer nötig.

Zum Einen, weil man als Autor trotz aller Bemühungen Fehler und Schwächen übersehen wird.
Man ist als Verfasser dem eigenen Text gegenüber grundsätzlich ein wenig betriebsblind und daher muss ein unabhängiger Geist jeden Text kontrollieren.
Ich denke, davon wird es nur ganz wenige Ausnahmen geben.

Zum Anderen, weil Verlage eben auch häufig ganz bestimmte Erwartungen in einen Text setzen und mittels des Lektorats darauf hinwirken wollen, dass der Autor diese erfüllt.

Dass es im Entstehungsprozess vieler Bücher dennoch gelegentlich zu Fehlern und auch zu Schlampereien kommt, ist wohl nicht zu vermeiden. Murmel hat das bereits deutlich angerissen.
Aber das entschuldigt sicher keine absichtlichen Nachlässigkeiten.

Und in der Zusammenarbeit mit manchem kleinen Verlag, der möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen kein so aufwändiges Lektorat zu leisten vermag, ist der Autor ohnehin noch einmal mehr gefordert, besonders sorgfältig zu arbeiten.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das ständig schwieriger und enger werdende Marktgeschehen die Autoren immer stärker dazu drängt, handwerklich perfekte Manuskripte abzuliefern.
Allerdings würde ich dennoch nicht so weit gehen und Autoren dazu raten, ihre Manuskripte vor der Abgabe an Agenturen und Verlage kostenpflichtig lektorieren zu lassen.

Das Lektorat ist und bleibt Aufgabe der Verlage und muss finanziell zu deren Lasten gehen.
Allerdings entbindet das die Autoren nicht davon, die eigenen handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse, inklusive so grundlegender Dinge wie Grammatik und Orthographie, ständig weiter zu schulen.

Meine Meinung.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Fjodor
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1485



Beitrag07.08.2013 10:40

von Fjodor
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Vielen Dank für die bisherigen Beiträge.

Um nicht falsch verstanden zu werden. Natürlich bin ich auch seither schon davon ausgegangen, dass das Manuskript auch schon bei der Bewerbung einen ordentlichen Eindruck machen sollte. Die Frage ist, was ich in die Optimierung schon stecke, ehe ich mich bewerbe.

In Genres, wo die Konkurrenz gleichartiger Projekte groß ist, ist es sicher noch etwas anders als in Nischen, in denen ich kleinere und mittlere Verlage mit einer relativ individuellen Idee kontaktiere.

Aber der Regelfall ist wohl, dass man möglichst "Druckreifes" liefern sollte.


Bisher war nach Zusage und vertraglich terminierter MS-Abgabe immer noch eine Frist, in der ich selbst das MS nochmal überarbeitete, ehe es ans Lektorat ging. Ich strebe da natürlich -wie Piratin schrieb- im eigenen Interesse größtmögliche Qualität an.

Ich kann nachvollziehen, dass bei Bestsellerautoren und Reihen zuweilen der Termindruck durchschlägt; da werden ja oft die Verträge gemacht, ehe das Manuskript vorliegt, was bei neuen Autoren eher nicht der Fall sein dürfte.

LG, F.
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Peter I.
Geschlecht:männlichLeseratte
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Beitrag10.08.2013 02:47

von Peter I.
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Theresa87 hat Folgendes geschrieben:

Ich habe erst gestern ein Buch von einer Bestsellerautorin in einem großen Verlag beendet, das nie und nimmer anständig lektoriert wurde! Sätze, in denen ein Wort zu viel oder zu wenig war, falscher Charaktername, fehlende Satzzeichen, einmal hat die Reihenfolge der Absätze wenig Sinn gemacht, ein anderes Mal beschlich mich das Gefühl, da wäre ein falsches Wort im Satz (weil der Satz auch nach viermal Lesen noch keinen Sinn gemacht hat) ... mir hat die Autorin richtig leid getan, dass ihr Buch mit solchen Schwächen auf den Markt geworfen wurde  Sad


Es sei mir, aus purer Unerfahrenheit freilich, die saublöde Frage gestattet, weshalb man als Autor ein Manuskript solcher Güte der Gefahr aussetzt, veröffentlicht zu werden? Weshalb darf ein Manuskript nicht so sauber gefertigt sein - zumal in Zeiten elektronischer Textverarbeitung und halbwegs akzeptabler Thesauri - daß es ohne rufschädigende Wirkung gedruckt werden könnte? Stehen Selbstverleger deshalb in so einem miserablen Ruf, weil Autoren es für kilometerweit unter ihrer Würde erachten, auf Orthographie und Grammatikalisch zu achten und die Bücher - per Definition - mehr Rechtschreibfehler aufweisen müssen, als eine Tageszeitung  im Wilden Osten Anfang der Neunziger?

Mit Verlaub, ich würde dem Autor ein solches Manuskript mit freundlichen, aber sehr bestimmten Grüßen zurücksenden.
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Lapidar
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Beitrag10.08.2013 07:48

von Lapidar
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ich habe bis jetzt nur einmal die erfreuliche Erfahrung gehabt, dass eines meiner Manuskripte von einem (sehr kleinen) Verlag angenommen wurde und auch lektoriert wurde. Leider ging selbiger in Konkurs bevor mein Vertrag unterschrieben wurde und das Buch zur Veröffentlichung kam. (Nicht wegen mir,  nur um Vermutungen entgegen zu wirken...  )

Allerdings so komisch das von mir klingt, die ja permanent selber Rechtschreibfehler übersieht und interpunktionstechnisch nicht wirklich konform geht. (Nicht immer aus Trotz ...): hatte ich das Gefühl, dass ICH nach dem Lektorat mehr Schreibfehler fand, als davor.

Ich dachte immer Lektorat ist weniger das mit der Rechtschreibprüfung und Interpunktion (wie ja alle hier so schön drauf hinweisen gibt es dafür Programme, obwohl ich denen auch nicht ganz traue), sondern so eine Art an die Hand nehmen und auf logische Fehler und ja vor allem Füllworte hinweisen. Wie Merlinor schon sagte: ein Entgegenwirken, der Betriebsblindheit und fast parentalen Affenliebe zum eigenen Erguss.


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"Dem Bruder des Schwagers seine Schwester und von der der Onkel dessen Nichte Bogenschützin Lapidar" Kiara
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Peter I.
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Beiträge: 168
Wohnort: 3,14159


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Beitrag10.08.2013 10:08

von Peter I.
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Die "eigene Affenliebe" unter Kontrolle zu haben ist etwas, was in anderen kreativen Branchen als völlig selbstverständlich vorausgesetzt wird.

Daß man Tippfehler übersieht, ist normal. Nur sollte man schon den Eindruck hinterlassen, das Manuskript nach dem Schreiben selbst gelesen zu haben. Und das bitte nicht nur einmal. Rechtschreibfehler zu korrigieren, ist Arbeit eines Korrektors, die kostet. In einem Sachbuch ggf. vorhandene fachliche Fehler aufzudecken, Aufgabe eines entsprechend vorbelasteten Lektors, die es auch nicht für lau gibt. Auch als Kleinverler hat man keine Notenpresse im Keller. Wenn die Kalkulation nicht paßt und der Verlag deshalb den Bach runter geht, ist damit niemandem geholfen.

Beide - Korrektoren und Lektoren - sollte man nicht nur deshalb nicht als verdeckte Mitautoren mißverstehen. Zumindest solange nicht, wie man als Gast im Restaurant noch nicht selbstverständlich bereit ist, die Kartoffeln für das bestellte Menue zu schälen und hinterher sein Geschirr zu reinigen.
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Unstern
Klammeraffe


Beiträge: 732
Wohnort: Leonding (Österreich)


Beitrag10.08.2013 12:49

von Unstern
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Es sind zweierlei Paar Schuhe, sein Manuskript bestmöglich selbst zu überarbeiten, vielleicht noch 1-2 Leute zu haben, die als Freundschaftsdienst drüberlesen, oder ob man tatsächlich ein Lektoratsbüro engagiert. Das ist nämlich nicht billig, wie auch, die machen das ja nicht als Hobby und haben dazu auch Berufserfahrung und nicht selten ein Studium absolviert. Da finde ich persönlich, dass das zu viel des Guten ist. Man muss ja auch rechnen, wie viel man im besten Fall, dass das Manuskript angenommen wird, verdienen kann. Sogar da ist fraglich, ob man das wieder reinkommt. Das Engagieren professioneller Lektoren ist meiner Ansicht nach eben Verlagsaufgabe. Wenn am Ende alles der Autor in die Hand nimmt, am Ende noch die halbe Auflage selbst verkauft und nur selbst für Pressemeldungen sorgt, braucht er tatsächlich auch keinen Verlag mehr.  
Allerdings ist es klar, dass man einfach sein Bestes geben muss - allein, weil es verdammt viele andere gibt, die ebenfalls einen Text irgendwie hinrotzen können. Außerdem finde ich es auch respektlos, Aussagen wie: "Was? Wozu Korrekturlesen? - Die haben doch einen Lektor!" zu tätigen. Das sind genau die Leute, die sich nicht bücken, wenn ihnen ein leerer Pappbecher runterfällt. "Wieso? Hier gibt es doch eine Putzfrau!" (Ja, aber DAFÜR ist die auch nicht da ... )
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Peter I.
Geschlecht:männlichLeseratte
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Beiträge: 168
Wohnort: 3,14159


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Beitrag10.08.2013 15:36

von Peter I.
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Unstern hat Folgendes geschrieben:

Es sind zweierlei Paar Schuhe, sein Manuskript bestmöglich selbst zu überarbeiten, vielleicht noch 1-2 Leute zu haben, die als Freundschaftsdienst drüberlesen, oder ob man tatsächlich ein Lektoratsbüro engagiert. Das ist nämlich nicht billig, wie auch, die machen das ja nicht als Hobby und haben dazu auch Berufserfahrung und nicht selten ein Studium absolviert. Da finde ich persönlich, dass das zu viel des Guten ist. Man muss ja auch rechnen, wie viel man im besten Fall, dass das Manuskript angenommen wird, verdienen kann. Sogar da ist fraglich, ob man das wieder reinkommt. Das Engagieren professioneller Lektoren ist meiner Ansicht nach eben Verlagsaufgabe. Wenn am Ende alles der Autor in die Hand nimmt, am Ende noch die halbe Auflage selbst verkauft und nur selbst für Pressemeldungen sorgt, braucht er tatsächlich auch keinen Verlag mehr.  


Wohl wahr. Hier stellt sich dann aber die Frage, von wem das Gerücht gestreut wird, nachdem das Produkt eines Selbstverlegers nichts taugen könne. Der Selbstverleger riskiert nicht, aus dem Vertrag zu fliegen, wenn er einen Monat später abliefert. In den Wochen läßt er seinem Baby vielleicht die Liebe angedeihen, die der Fremdverleger heutzutage nicht mehr investieren will. Dann ist der obsolet, weil man heute niemanden braucht, der einem eine Auflage vorfinanziert und die dann nach einem halben Jahr verramscht. Und auch deshalb, weil das gute Stück in der Zeit, da man um dessen Gunst buhlt, längst am Markt sein kann.

Unstern hat Folgendes geschrieben:

Allerdings ist es klar, dass man einfach sein Bestes geben muss - allein, weil es verdammt viele andere gibt, die ebenfalls einen Text irgendwie hinrotzen können. Außerdem finde ich es auch respektlos, Aussagen wie: "Was? Wozu Korrekturlesen? - Die haben doch einen Lektor!" zu tätigen.


Diese Leute bestraft der Markt, denn so hingerotzt, wie das Manuskript abgeliefert wird, liegt es in Zukunft auch im Regal - wenn überhaupt. Denn wenn die Kritiken dann entsprechend ausfallen, wird einem das dann beim nächsten Projekt auf die Füße fallen. Aber wie gesagt, wenn man ein druckfertiges Manuskript abliefern muß, kann man es dann auch gleich selbst in den Druck geben.
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Fjodor
Geschlecht:männlichReißwolf


Beiträge: 1485



Beitrag12.08.2013 10:59

von Fjodor
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Zitat:
Es sind zweierlei Paar Schuhe, sein Manuskript bestmöglich selbst zu überarbeiten, vielleicht noch 1-2 Leute zu haben, die als Freundschaftsdienst drüberlesen, oder ob man tatsächlich ein Lektoratsbüro engagiert. Das ist nämlich nicht billig, wie auch, die machen das ja nicht als Hobby und haben dazu auch Berufserfahrung und nicht selten ein Studium absolviert. Da finde ich persönlich, dass das zu viel des Guten ist.


@Unstern:

Genau so sehe ich das auch. Wenn es einreißen würde, dass Autoren zur Erhöhung ihrer Wettbewerbschancen im Buhlen um Programmplätze im Vorfeld professionelle Hilfen engagieren, würde der "Bezahl-Autor" womöglich bald in vielen Bereichen zur Regel.

@Peter I.: Beim Selfpublishing kann man natürlich flexibel agieren. Sich ein
professionelles Lektorat zu leisten, ließe vermutlich viele Projekte mit einem finanziellen Minus enden; mitunter kann man es aber sogar realistisch einkalkulieren. Zumindest geht man damit jedoch ein Risiko ein. Dem Einkauf von Dienstleistungen kann man ggfs. eigene Arbeit mit der Unterstützung durch Freunde entgegenhalten.
Ich halte in der Frage nichts von ideologischen Grabenkämpfen. Wenn mir ein SP vorrechnet, was er evtl. für eine "Marge" erreichen kann, versuche ich allerdings klarzumachen, was mir ein Verlag außer Honorar evtl. an "Mehrwert" bietet.
Aber klar, ist wichtig, wie z.B. der Verlag mit dem Produkt umgeht. Du sprichst da schon berechtigterweise ein paar Punkte an (z.B. Zeit bis zur Verramschung), über die ich mir ebenso meine Gedanken mache.
Letztlich finde ich es gut, dass es alternative Wege gibt und man nicht auf Gedeih und Verderb auf Verlage angewiesen ist, ohne dass ich deren Arbeit gering achte.

Das war jetzt schon etwas off-topic: hier sagt übrigens eine Verlegerin direkt was zum Thema:


http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=43321


LG, F.
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Peter I.
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Beitrag12.08.2013 15:42

von Peter I.
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Fjodor, abseits aller Grabenkämpfe kann ich jedem nur empfehlen, durchaus einmal ein Baby komplett in Eigenregie auf den Markt zu bringen und angefangen von der Titelrecherche wirklich alles selbst zu machen. Abgelehnte Manuskripte, die nicht unbedingt schlecht sind, wird ja jeder haben.

Dann weiß man die Leistungen (Du sagst "Mehrwert") eines Verlages besser einzuschätzen. Wenn da so Sprüche kommen, wie "keine Korrektur, kein Lektorat, wenig Werbung", dann frage ich mich schon ernsthaft, weshalb ich solchen Leuten Entscheidungsbefugnisse (und ggf. Geld) abtreten soll. Solche Fremdverleger sind nur dann etwas wert, wenn sie durch den Mehrverkauf mehr einbringen, als sie kosten. Daß das so kommt, ist keinesfalls in Stein gemeißelt.
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Fjodor
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Beitrag12.08.2013 19:33

von Fjodor
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Yep. Peter.

Wobei ich natürlich nur dort von einem "Verlag" sprechen möchte, wo Autoren regulär bezahlt werden und Autorenrabatte bekommen. Und so ein Verlag schaut dann natürlich auch darauf, dass sie das, was sie in ein Buch investieren, wieder durch Verkäufe verdienen.
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Peter I.
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Beitrag13.08.2013 18:12

von Peter I.
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Frau Fuchs' Meinung kann ich da nur beipflichten, kostet doch eine Büroarbeitsstunde eines qualifizierten Angestellten gut und gerne mal fünfzig bis sechzig Euro. Da ist ein "mittlerer vierstelliger Betrag", wo sie das ansetzt, schnell verbraten.

Die meisten Verleger sind erfahren genug um ein Gefühl dafür zu haben, was in ein Manuskript bestimmter Güte investiert werden muß. Je mehr Arbeit und damit Kosten der Autor dem Verlag zuschiebt, desto höher ist die Latte, die an den Inhalt gelegt werden muß und desto wahrscheinlicher ist die dann auch gerissen.
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sysipha
Schneckenpost


Beiträge: 11
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Beitrag13.08.2013 23:17

von sysipha
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Und dazu kommen dann noch Lektoratskosten, Druckkosten, Werbekosten usw. Und das Cover muss entworfen werden und vielleicht bekommt das Buch ja auch innendrin noch Bilder.
Ich habe mir das bislang gar nicht so klar gemacht, was bei einer Buchproduktion alles an Kosten anfällt … Und die müssen durch die Verkäufe erst wieder reingeholt werden. Schon logisch, dass da bei den Manus auf Qualität geachtet wird …
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Peter I.
Geschlecht:männlichLeseratte
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Beiträge: 168
Wohnort: 3,14159


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Beitrag14.08.2013 13:39

von Peter I.
Antworten mit Zitat

sysipha hat Folgendes geschrieben:
Und dazu kommen dann noch Lektoratskosten, Druckkosten, Werbekosten usw. Und das Cover muss entworfen werden und vielleicht bekommt das Buch ja auch innendrin noch Bilder.


Nun, ich habe das Buchcover selbst gestaltet, die meisten Bilder selbst fotografiert - das kostete trotzdem Geld fürModels und Studiomiete. Ich brauche einen Grafiker, weil ich kein Geld für InDesign und Acrobat rauswerfen kann, Word hat ja so seine Pferdefüße. Unter dem Strich kostet mich die Illustration und der Satz so etwas um die Tausend Euro, obwohl ich möglichst viel selber mache. Setzt man die Stunden dafür mit regulären Personalkosten an und rechnet dann noch Korrektorat (Rechtschreibfehler sind ja wumpe) sowie Lektorat hinzu, dann sind Frau Fuch's "mittlerer vierstelliger Betrag" eher konservativ geschätzt.

Ich würde in ein Manuskript, welches in jeder Beziehung (Orthographie, Grammatik, Stil, Inhalt) überarbeitet werden muß, noch nicht einmal die Zeit für die Titelrecherche investieren.
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