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Das Amelie-Syndrom - Prolog oder Intro


 
 
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Nolwen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
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Beiträge: 81



N
Beitrag05.07.2013 20:26
Das Amelie-Syndrom - Prolog oder Intro
von Nolwen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, euch allen, die ihr diese Seite angeklickt habt, was mich total freut. Puh ... jetzt klopft mir das Herz bis zum Hals - egal, ich springe ins kalte Wasser und würde mich sehr über eure Meinungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge freuen. Das Amelie-Syndrom ist ein fertiger Krimi/Thriller, der grausame, rührende und witzige Anteile hat (haben sollte, ob es mir gelungen ist, keine Ahnung ...).
Hier der Prolog oder das Intro meiner Protagonistin, deren Namen mein Manu trägt. Dass Amelie etwas seltsam spricht, liegt daran, dass sie Autistin und hochbegabt ist - ich hingegen im Otto-Normalverbraucher-Durchschnitt liege. Also habe ich nur diese gewöhnungsbedürftige Ausdrucksform zur Verfügung, mit der sich Amelie von den anderen Protagonisten und Antagonisten abheben kann und wohl abfinden muss. Denn, so sehr sie sich auch um einen lässigen Sprachgebrauch bemüht, so gelingt es ihr meist nicht.
Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, vielleicht nicht alles, aber paar Seiten zu lesen, das würde mir auch schon sehr weiterhelfen. Puh ... hab schon ziemlich Muffensausen ... Embarassed aber keine Angst, ich kann einstecken!

LG Nolwen

Viele Hinrichtungen
Ein mitleidiger Mörder
Ein weicher Kommissar
Eine autistische, tragik-komische Rechtsmedizinerin
Eine unmenschlicher Rachefeldzug
Ein Albtraum, der am Ende des Krimis beginnt.

Das Amelie-Syndrom
Prolog

Ich werde mich zu meinem Leidwesen nur einleitend an Sie wenden, wenngleich ich verdammt in alle Ewigkeit lange überlegt habe, Ihnen sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart in Gänze selbst zu erzählen. Aber Schweigen ist Glück, Sprechen Qual. Da Sie ein guter Mensch sind, soziale Intelligenz und Empathie es Ihnen untersagten, auch nur eine Zeile auf Kosten meines Wohlbefindens weiterzulesen, werfe ich Ihnen mein Leben im Zeitraffer vor … die Füße? … die Säue? … nun, Sie wissen sicherlich besser als ich, was ich meine.
In logischer Konsequenz drängelt sich nun Ihrerseits die Frage … vor? … hoch? ... auf, weshalb ich mein Leben nicht gänzlich von der anderen (sprich Autorin) erzählen lasse. Sehen Sie es als Ausdruck von Respekt und meiner Wertschätzung. Gleichwohl ist es mir ein Anliegen, etwaige Missverständnisse über meine Person auszuräumen, fair beurteilt, nicht vorverurteilt zu werden.
Mein Name ist Amelie, Amelie Godard (nein, nicht der Godard, meine Familie hat leider keinen französischen Regisseur im Galgenbaum). Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Verbringe meine Urlaube weder bei meinem Vater in Paris, wo dieser das Licht der Welt … entdeckte? … erblickte, noch bei meiner Mutter in Nizza. Sondern dort, wohin der Zufall mich führt. Ich bin Eigentümerin eines geräumigen Lofts, in der vierten Etage einer stillgelegten Fabrik am Münchner Stadtrand, auch die restlichen drei Etagen darf ich mein Eigen nennen,  in dieser Stadt, in der meine Mutter vor siebenundfünfzig Jahren geboren wurde. Meine Eltern haben sich vor acht Jahren getrennt, einen Tag nach meinem achtzehnten Geburtstag.
Seit ich denken kann, haben sie mich von einem zum nächsten Kinder- und Jugendpsychiater gezerrt, zu etlichen Therapien gezwungen, obwohl ich ein ganz normales liebes Kind, Jugendliche, Adoleszente gewesen bin (heute nehme ich regelmäßige Therapiesitzungen aus eigenem Antrieb in Anspruch, bei Dr. Simon Levin, den Sie im zweiten Kapitel kennenlernen werden). An gesicherten Diagnosen gesellten sich zu selektivem Mutismus  und Autismus die abgeschwächte Form des Asperger-Syndroms, Empathie-Unfähigkeit, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Sozialphobie, außerdem zahlreiche Verdachtsdiagnosen wie Selbst- und Fremdgefährdung, auf welche näher einzugehen mir irrelevant erscheint, da ich ohnehin … über den Acker? … die Wiese? … querfeldbeet fehldiagnostiziert wurde.
Meine Eltern haben mich der Kindheit beraubt, wofür ich sie … nein!, hassen wäre ein zu leidenschaftliches Wort. Ich will es so ausdrücken - sie … machen mich kalt? … lassen mich völlig kalt.
Wie bereits erwähnt, war ich stets ein liebes, altersentsprechend entwickeltes Mädchen - sowohl physisch, kognitiv als auch emotional. Ein Kind mit hellblondem Haar, braunen Augen, leichter Stupsnase, Schmollmund, schlank und großgewachsen. Bereits dreizehnjährig wurde ich von Model-Scouts auf der Straße verfolgt. Ich wurde kein Model, denn mir fehlte schlichtweg die Zeit für Gespräche, war ich doch auf stetiger Suche nach Befriedigung meiner Leidenschaft.
Meine Eltern sahen mich als krankes Gör‘, das sie sich aufgehalst und mitnichten verdient hätten. Dabei verweigerte ich lediglich verbale Kommunikation. Wenngleich durchaus in der Lage, spreche ich selbst heute nur dann, wenn die Situation es verlangt. Ich denke, Sie, der Rest der Welt und Emma mit Sicherheit sind multitaskingfähig. Bei mir scheinen Sprache und Geruchssinn unversöhnliche Widersacher. Ist es folglich nicht logische Konsequenz, dem Schweigen Vorzug zu schenken?
Denn ich liebe und lebe vom Duft der Menschen. Wobei ich mitnichten an Parfüm, Crème oder Bodylotion denke, sondern ihren Gerüchen nach Angst, Verzweiflung, Hass. Es sind Aromen von Krankheit, Leid und Tod, die mich faszinieren, erfüllen, meine Sinne betören.
   Gestatten Sie mir, etwaige Assoziationen zum Klassiker Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders unverzüglich als Irrtum Ihrerseits auszuräumen. Patrick Süskinds Romanfigur Jean-Baptiste Grenouille und meine … Kleinigkeit? … Wenigkeit? …  Person vereint allein die Leidenschaft für Düfte. Jean-Baptiste tötet, um Wohlgerüche zu konservieren – ich, wenn man mich ihrer beraubt. Kleiner … Gruppenscherz am Rande. Oder doch … Randgruppenwitz? Sollte jedenfalls zu Ihrer Erheiterung beitragen.
Es wäre fatal zu folgern, ich sei ein schlechter Mensch. Würden Sie sich mit Verwesungsduft beträufeln, mit Essig- oder Chlorparfüm besprühen? Eben! Aber dies sind nun einmal die Gerüche von Liebe, Glück und Freundschaft. Und, so traurig mich dies auch stimmt, kann ich es auf den Tod nicht ausstehen. Wohingegen Düfte von Rosen, Zimt oder Veilchen meiner sensiblen Nase schmeicheln – diesen Aromen, mit denen Angst, Verzweiflung und Hass behaftet sind.  Riechen Sie gerne das Meer? Frisch gemähtes Gras? Ich schwelge in diesen Gerüchen von Leid und Krankheit. Zu meinen absoluten Favoriten –es sind derer zwei- zählt der dezente Duft frischen Schnees. Ich könnte mich darin … wühlen? …einbuddeln? … wälzen. Als Kind habe ich dies winters ausgiebig getan, bis meine Eltern mich jedes Mal in eben diesem liegend vorfanden, mir Ohrfeigen verpassten und in die heiße Wanne steckten. Sie missgönnten mir dieses Glück, dieses mich Vergessen in meinen Sinnen. Obgleich ich gerechterweise einräumen muss, sie bis heute ihrer absoluter Rat- und Ahnungslosigkeit, Unkenntnis über meine Eigenartigkeit überlassen zu haben. Einzig meiner besten Freundin Emma und Dr. Levin habe ich mein Geheimnis offenbart. Erstere würde es niemals kolportieren, Letzterer zweifelt zu Gunsten negativer Assoziationen mir verwehrt gebliebener Elementarerfahrungen wie elterliche Liebe und Vertrauen, forscht nach verdrängten Traumata, resultierenden Ängsten und Wahrnehmungsinversionen. Buddelt nach verschütteten Gefühlen und Empfindungen, gräbt nach Leichen im …Speicher?... Schrank?... Keller meiner Kindheit, sucht obstinat nach einer namentlich greifbaren psychischen Störung X oder Erkrankung Y an Seele und Geist, obliegt aber ohnehin der Schweigepflicht.
Im Winter brauchte ich die Menschen kaum. Ich beschied mich der Schneegestöber, mich Flocke für Flocke mit Wonne erfüllend. Diesem reinen, frischen Duft des Todes. Was sollte ich antworten, wenn Mutter mich anherrschte, was mir einfiele, ob ich mir den Tod holen wolle? Hätte ich ihr eröffnen sollen, dass meine Kindheit, mein Leben mit ihnen sicherlich weitaus schlimmer als der Tod sei, ich den Schnee jedoch nur riechen wolle? Damals wusste ich noch nicht, dass Tod und Schnee unzertrennlich miteinander verbunden waren. Also erwiderte ich, wie immer, nichts. Außerdem schlängelten sich der Eltern Zorn, Wut und Enttäuschung schmeichelnd in meine Nase. Haben Sie eine Hauskatze? Dann kennen Sie den Wohlgeruch seidigen Fells. Weckt das Aroma von gebrannten Mandeln schöne Erinnerungen aus Ihrer Kindheit? Ich liebe den Geruch von Katzenfell. Auch von gebrannten Mandeln, wenngleich in Abwesenheit angenehmer Kindheitserinnerungen, war diese doch, wie bereits erwähnt, geprägt von Einsamkeit.  Von Ärzten, Praxen und Krankenhausaufenthalten. Dennoch, wunderbare Düfte. Ich sehnte mich nach dem Vanillearoma ihrer Enttäuschung. Nun werden Sie sich zu recht wundern, weshalb das Verweilen in Arztpraxen und Kliniken derart schrecklich für mich gewesen sei, liebte ich doch den Krankheitsduft gemähten Grases. Nun, weil man mich einfach nicht in Ruhe darin schwelgen ließ!
Nachdem unter physischen Qualen organisch abgeklärt war, dass sämtliche Bestandteile meines Sprechapparats vollzählig und in bester Qualität vorhanden, auch gesundes Gehör nicht Ursache meiner Stummheit sein konnten, zerrte und zupfte es an mir, um mir Laute, Worte, gar Sätze zu entlocken.  Vergeblich. Die Odyssee psychischer Vergewaltigung meiner jungen Seele dauerte über Jahre fort. Kinder in Wartesälen und Krankenhauszimmern belästigten mich mit unermüdlichem Spieldrang, ersäuften? … überschwemmen? … ertränkten mich in ihrem Wortschwall, verwehrten mir jeglichen Genuss.
Da meine Eltern bereits Unmengen ihrer kostbaren Zeit meinetwegen in Wartezimmern vergeudeten, konnten sie sich nicht zusätzlich zuhause um mich kümmern, mussten sie doch zahlreichen Einladungen gerecht werden, sich auf Empfängen … anblicken? … zeigen? ...anzeigen lassen.
Ich hatte mich früh an ihre Abwesenheit gewöhnt, mit Babysittern begnügt. Ein junger Student, Adrian, kam oft und gerne, konnte er sich doch in absoluter Stille der Lehre des Körperaufbaus widmen (nicht meines, wohlgemerkt). Er ließ mich in seinen Sachbüchern blättern, erklärte mir leidenschaftlich das Wunder der Anatomie, die Folgerungen, die man aus diesem oder jenem Zustand des ein oder anderen Organes ziehen könne; sich als angehender Gerichtsmediziner berufen sehe, als letzter Anwalt (verzeihen Sie mir dieses Klischee, aber für Adrian trifft es zu wie … der Finger? … die Hand? … die Faust im Nacken? … die Faust aufs Auge) der zu früh unter zu seltsamen Umständen Hingeschiedenen, lückenloser Aufklärung der Todesumstände zu widmen (verzeihen Sie mir den Päckchen-? … Paket-? … Streichholzschachtelsatz – ich liebe! sie, werde aber versuchen, mich zurückzuhalten). Ich war gerne in Adrians Nähe. Weder mochte er mich noch war er mir wohlgesonnen. Er verpestete das Haus nicht mit seinem Gestank, geizte allerdings auch mit Wohlgerüchen. Sie waren derart flüchtig, dass ich mich ihm hätte zu sehr nähern müssen, um gemähtes Gras und dieses holzige Aroma –mein Favorit Nummer zwei - in homöopathischer Dosierung erahnen zu  können. Sein alleiniges Interesse galt dem Studium. Ich war ihm gleichgültig.
   So emotionsfrei Gleichgültigkeit nur sein kann, so geruchsneutral ist sie. Damit konnte ich gut leben. Ich las gleichermaßen fasziniert und konzentriert in den bunt illustrierten Lehrbüchern. Wir lebten friedlich in perfekter Symbiose. Er brauchte mich wegen des leicht verdienten Geldes, ich ihn, um ungestört von jeglichen, sprich seinen verdünnten Wohlgerüchen, den Inhalt der Bücher aufmerksam aufnehmen zu können.
Während der ersten Jahre meiner Grundschulzeit war ich schlechte Schülerin. Abgelenkt durch Klassenkameraden, von denen einige sowohl Unterricht als auch Lehrer hassten, andere Angst vor Extemporalen, und wieder andere Neid, Missgunst für klügere,  Schadenfreude für schwächere Mitschüler empfanden, oder grausam und ausgrenzend mit Außenseitern umgingen. Außenseitern, wie ich eine war (bin, immer sein werde).  Aber anstelle unglücklich und traurig darüber zu sein, schwelgte ich in Aromen von Veilchen, Rosen, Röstkartoffeln, Bittermandel, grünen Äpfeln und Orange. Ich ahne, dass Sie längst erraten haben, dass diese Sinneshingabe mir alle Konzentration auf den Lernstoff raubte. Sicherlich hätte ich es nicht weit gebracht, wären nicht diese drei Schlüsselerlebnisse gewesen. Eines davon, das mit Adrian, kennen Sie nun.
Beim anderen war ich achtjährige Drittklässlerin. Da ich noch immer nicht sprach, geschweige denn auf Fragen der Lehrer antwortete, stand, zum Entsetzen meiner Eltern, seitens Rektorin fest, dass meine kognitiven Fähigkeiten im unterdurchschnittlichen, gar Bereich einer Lernbehinderung liegen müssten und eine Förderschule die adäquatere Schulform für mich sei. Mutter vereinbarte auf der Stelle einen Termin bei einem neuen Psychiater, um den Quotienten meiner Intelligenz feststellen und schwarz auf weiß bestätigen zu lassen. Es müsse ein sprachfreier Test sein, da die ungezogene Tochter sich zu verbalisieren unwillens sei, hatte sie hinzugefügt. Vier Wochen vor dem vereinbarten Termin hatte ich mir eine Erkältung … gefangen? … eingehanelt? … zugezogen. Ungewöhnlich, war ich durch stundenlange Aufenthalte im Freien, auf der Suche nach Menschen und Düften, und winterliche Gelage im Schnee zum viren-, bakterien- und kälteresistenten Mädchen herangewachsen. Ich lag also mit Husten und Schnupfen im Bett, wurde an Rücken und Brust dick mit Erkältungssalbe einbalsamiert und hegte bereits den Verdacht, meine Eltern wollten mich bei lebendigem Leibe mumifizieren. Aber Vater brachte mir Schulbücher, Stift und Hefte, für den Fall, dass ich mich langweile. Und siehe da, es geschah ein Wunder. Durch meine katarrhverstopfte Nase drangen keine Düfte. Weder Vaters,  Mutters, Minkas (Minka war ein Kätzchen, das die Eltern mir zum vierten Geburtstag geschenkt hatten in der Hoffnung, es möge mich zum Sprechen bringen, heute natürlich längst tot und im Garten meiner Kindheit begraben) noch Küchengerüche. Hochkonzentriert las ich in meinen Büchern, schrieb in meinen Heften; alles, was sich mir bislang verschlossen hatte, verstand ich auf Anhieb. Jeder einmal gelesene Satz prägte sich, wie ich heute weiß, für immer in mein Gedächtnis, sofern er in geordneten Gedanken und ohne Umschweife Wissen vermittelte, einer gewissen Logik nicht entbehrte. Redewendungen verwirren mich bis heute, sind mir jedoch, obgleich absurd, abstrus und verwirrend, überaus sympathisch.
Die nun erweckte Wissbegierde quälte mich derart, dass ich mich gezwungen sah, zu sprechen. Ich stellte unzählige Fragen. Ich werde nie die Gesichter meiner Eltern vergessen, als ich ihnen zum ersten Mal meine zunächst heisere, dann klare Stimme offenbarte. Pferde-?… Kamel-? … Krokodilstänen…? … Tränen egoistischen Glücks liefen über ihre Wangen. Mutters erste Reaktion auf meine Mitteilsamkeit war ein Anruf beim Psychiater, diesen in Kenntnis setzend, es dürfe auch gern ein ganz normaler Intelligenztest für ganz normale, sprechende Kinder sein. Die Eltern umarmten mich zögerlich, begafften mich wie ein bizarres Weltwunder. Es war nicht schön. Denn zu dieser Zeit liebte ich sie schon lange nicht mehr, sofern und vorausgesetzt, dass ich sie jemals geliebt hätte. Ich war zu Tode betrübt. Das Fehlen jeglicher Düfte raubte mir die einzige Freude am Leben. Zwei Wochen später war ich vollständig genesen –  und wieder verstummt. Zu widerlich war der Fäulnisgeruch ihrer aufflammenden Zuneigung, welche jedoch nur von kurzer Dauer und mit meiner erneuten Sprachlosigkeit nahezu zeitgleich wieder … gelöscht? … ausradiert? … erloschen war.
Tage später saß ich in einem mit fröhlichen Kinderbildern und Spielzeug ausgestatteten Raum, einer Diplom Psychologin gegenüber, die einen ganz normalen Intelligenztest den Hawik-IV, mit mir durchführen sollte. Sie war nett und lieb, schloss mich sofort in ihr Herz, war mir wohlwollend gesinnt. Ich könne sie gerne Annette nennen, bot sie mir an und erklärte, der Test würde circa eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen. Können Sie erahnen, wie sehr ich litt? Können Sie sich ansatzweise vorstellen, welchem Gestank ich ausgesetzt war? Jetzt, da Sie mich etwas näher kennen, bin ich davon überzeugt. Wenngleich Annettes Fäulnisgeruch nicht übermächtig – sie hatte mich ja lediglich gern- war die Pestilenz nach Knoblauchausdünstungen aus allen Poren eines seit langem hygienisch vernachlässigten Leibes pure Körperverletzung. Nicht, dass Annette ungepflegt gewesen sei, verstehen Sie mich nicht falsch. Es war ihr uneingeschränktes Wohlwohlen, das übel roch. Wenngleich einer Lernbehinderung verdächtig, war ich ein kluges Kind. Erinnern Sie sich? Wenn ich spreche, kann ich nichts riechen (wie bitte? Sie auch nicht? Echt? Das ist ja von so was … abgereist? … abgehoben? … abgefahren! Hmh … ! Weshalb sprechen Sie dann? Sind Ihnen Düfte etwa sternschnuppe? War nur ein Randgruppenwitz! Ich wollte Sie nur erheitern, denn Lachen ist gesund. Ich lache zum Sterben gerne. Wenn auch über andere Dinge, als meine Mitmenschen. Oh! Ich … verblättere? … verzettele mich, pardon). Also beantwortete ich Annettes Fragen, deren Antworten ich bereits im Ansatz erahnte, erledigte all die gestellten Aufgaben in … Sturmeseile. Denn neunzig Minuten Fäulnisgeruch mit Knoblauchausdünstung hätte ich nicht überlebt. Während ihrer Fragen hielt ich die Luft an. Ich habe über die Jahre gelernt, sehr lange auf Sauerstoff verzichten zu können. Allerdings gab es auch schriftliche Aufgaben, folglich musste ich atmen, um nicht dem Erstickungstod zu erliegen. Nach einer knappen Stunde war ich fertig, mit den Aufgaben und meinen Nerven. Ich rettete mich sozusagen in letzter … Minute?... Gelegenheit? … Sekunde ins Wartezimmer, wo meine Mutter bangend und nervös der Ergebnisverkündung harrte. Da die Auswertung des Tests etwas Zeit beanspruchte, sog ich den rosigen Duft ihrer Angst,  den Minzgeruch ihres Zweifels, das harzige Aroma ihrer Nervosität und den latent den Wartezimmerwänden anhaftenden Krankheitsgeruch nach frisch gemähten Gras durch meine geschundene Nase ein.
Im Gegensatz zu Mutter war ich mitnichten überrascht, dass mein Gesamt-IQ weit über dem Durchschnitt lag, sowohl in Verbal- als  Handlungsintelligenz. Sprachverständnis, Wahrnehmungsgebundenes logisches Denken, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit hielten sich die Waage. Aber meine Mutter wollte es nicht glauben, ging sie doch insgeheim konform mit der Einschätzung seitens  Schulrektorin und Lehrer. Folglich forderte sie eine Bestätigung, um jeglichen Irrtum auszuschließen. Annette bot ihr an, bei einem Psychologen der Praxis eine CFT-1-Nachestung zu vereinbaren. Ich hatte Pech, denn ein Patient hatte einen Verhaltenstherapie-Termin versäumt. Uns so saß ich nun Michael gegenüber, der nach kurzem Gespräch mit Lilo (Liselotte, meine Mutter) den CFT-20 mit mir durchführte, der eigentlich Viertklässlern und aufwärts angedacht, aber ohnehin am selben Tag durchzuführen unzumutbar sei. Aber Mutter (habe ich erwähnt, dass sie erfolgreiche Rechtsanwältin ist?) konnte überzeugend argumentieren. Gott sei Dank war der Psychologe mir nicht zugeneigt, jedoch die penetrante Knoblauchausdünstung seines Wohlwollens bereitete mir ausreichend Unwohlsein, da half selbst dieser latent den Wänden anhaftende Geruch gemähten Grases nicht. Eine halbe Stunde später rannte ich, die Aufgaben gelöst, aus seinem Zimmer Richtung Toilette, um mich zu übergeben. Insgesamt neunzig Minuten, beinahe am Stück, eingehüllt in Gestank, das erträgt kein Mensch. Natürlich war das Ergebnis, bis auf zwei Punkte en plus, mit Annettes identisch. Was bei dieser ohnehin immens hohen Zahl vernachlässigt werden kann. Takt, Mitleid und Bescheidenheit verbieten mir, Ihnen die exakte Zahl unter die Nase zu … schlagen? … reiben? …  klatschen.  Sie sind enttäuscht? Ist es denn wichtig, die genaue Punktzahl zu erfahren? Ja? Herrweih…? … Herrweh…? … verdammt in alle Ewigkeit, ich möchte Sie keinesfalls verärgern. Aber ich bin keine Angeberin, verachte Aufschneider, hasse Selbstlob und möchte absolut weder Neid noch Selbstwertzweifel in Ihnen wecken. Könnten wir einen Konsens finden? Würden Sie sich mit einer vagen Zahl … begnügen…? … befrieden … bescheiden? Vielen Dank! Also … mein IQ ist höher als 139, und niedriger als 149. Ich bin weder Dummkopf noch Genie, ein … dicker?... kleiner?... junger Einstein käme dem Ganzen schon näher. Einzig relevant für mich war ohnehin die Erkenntnis, dass ich Gestank mittels Sprache zu neutralisieren vermag.
Das letzte Schlüsselerlebnis ereignete sich, als meine Großmutter mütterlicherseits verstarb. Sie war, was ich damals nicht wusste, unheilbar krebskrank. Ich verbrachte viel Zeit mit ihr. Und glauben Sie bitte nicht!, dass es am frisch gemähten Gras lag. Auch nicht am Rosenduft ihrer Angst, oder diesem Aroma nach frischem, feuchten Holz, das bei Großmutter gegen Ende ihres Lebens weitaus konzentrierter als bei Adrian vorhanden war. Denn Oma liebte mich über alles.  Die Pestilenz ihrer Liebe zu mir stummem Kind war größer und mächtiger, als alles andere. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich Oma abgöttisch wiedergeliebt habe, auch wenn ich sie nicht riechen konnte. Ihr Tod war in zweierlei Hinsicht ein Schock. Denn, so sehr es mich schmerzte, sie für immer verloren zu haben, so sehr überwältigte mich dieses neue, wunderbare Aroma nach frischem Schnee, das sie verströmte. Weitaus intensiver, als ich es während meiner Gelage inmitten angehäufter Eiskristalle wahrzunehmen vermochte. Die Duftexplosion ihres Todes betörte mich derart, dass ich nicht lange um sie weinen konnte.
Mir ist … na so was? … von so was bewusst, dass Sie perplex sind, war ich es  doch selbst. Aber mithilfe dieses Beispiels können Sie  sicher … na so was? … so was von? … von so was nachvollziehen, wie immens wichtig Wohlgerüche für mich sind. Sie sind mein Glück, meine Leidenschaft, meine Welt, mein Leben. Ohne sie würde ich sterben.
Diese drei Schlüsselerlebnisse waren Meilensteine und Eckpfeiler und für meinen weiteren Werdegang und insofern von Belang, dass mir, am Todestag meiner geliebten Großmutter, als Achtjährigen mein Berufswunsch klar vor Augen … flog? … schwebte? … hing. Dass ich, um dieses Ziel zu erreichen, gute Schülerin werden musste.                
Heute bin ich eine ganz normale junge Frau. Weshalb ich selbstverständlich auch amouröse Romanzen durchlebe. Ich sehne mich nach Liebe, auch körperlicher. Letzteres wäre problemlos möglich, denn Begehren riecht nach sonnengereiften Aprikosen. Aber versuchen Sie bitte sich vorzustellen, sie lägen mit Ihrem Liebsten in inniger Umarmung, den Geruch verdorbenen Fleisches, ja Aases in der Nase, sein Aprikosenaroma übertünchend? Eben! Männer verlieben sich zu meinem Leidwesen sehr schnell in mich. Kennen Sie das französische Sexsymbol der fünfziger, sechziger Jahre? Dieses immer lockende Weib? Niemals wagte ich, ihren Namen preiszugeben, aus Rücksicht, dass sie möglicherweise weder mit mir noch meiner Geschichte zu tun haben möchte. Schon … zigmal? … x-fach? … oft wurde mir versichert, ihr wie ein Altersego zu gleichen, Mann sich folglich unsterblich in mich verlieben müsse. Welch ein Dilemma. Ich möchte lieben und wiedergeliebt werden, aber dieser der Liebe anhaftende Verwesungsgeruch löst derartigen Würgereiz in mir aus, dass ich wie ein Pferd vor der Apotheke kotze. Nennenswert erscheint mir hierbei, dass ich meine eigenen Gefühle und Befindlichkeiten mit dem Geruchssinn nicht wahrnehmen, mich jederzeit gut, sprich ganz und gar nicht riechen kann. Zum Glück. Denn als normaler, guter Mensch empfinde ich Freundschaft, Liebe, Mitgefühl, wäre affektiv durchaus schwingungs- und bindungsfähig. Folglich kann ich, verdammt in alle Ewigkeit, keine Autistin sein, nicht wahr? Auch keine abgeschwächte Asperger-Autistin, den Pantoffel ziehe ich mir nicht an! Ich fühle und liebe, aber kann nicht ertragen, dass man mich liebt. Dass mir dies verwehrt bleibt, sollte man mir nicht zu Lasten legen. Ich habe mir nicht ausgesucht, dass positiv besetzte Gefühle pestilenzialische, negative Befindlichkeiten Wohlgerüche verströmen. Folglich sollten Sie sich von Schuldzuweisung und vorschneller Verurteilung meiner Person distanzieren. Denn ich allein muss diese ungewollte Einsamkeit ertragen.
Erachten Sie als rechtens, diese Suche, dieses Sehnen nach Gerüchen als Gefühlskälte meinerseits zu deuten? Ist es nicht zwangsläufige Konsequenz zu schweigen, um ein Maximum an Aromen in sich einzusaugen, oder sich der Pestilenz jener zu entziehen, die einen lieben?
Dies ist mein Schicksal, keine Krankheit. Es ist sowohl Gabe als Fluch. Ich weiß nicht, ob ich der einzige Mensch auf Gottes … Acker bin, der mit dieser Besonderheit lebt. Aber ich weiß, dass Wissenschaftler es eines Tages entdecken, als Anomalie abstempeln und möglicherweise unter  Morbus Godard klassifizieren werden. Eine mir widerstrebende Bezeichnung. Deshalb erlauben Sie mir, es einstweil wohlklingender zu benennen. Denn es ist, solange ich nichts Gegenteiliges darüber lese, höre oder gar die Bekanntschaft eines ebenfalls Betroffenen gemacht habe, einzig und allein meine Eigentümlichkeit.

Es ist das Amelie-Syndrom.

PS: Sollten Sie ein/e Schicksalsgenosse/in sein – bitte melden Sie sich umgehend, damit wir mein Syndrom als unseres erachten und umbenennen.
Als Vorschlag hätte ich Alfred-Berta-Cäsar-Dora-Emil-Friedrich-Gustav-Heiner-Inge-Julius-Kaufmann-Ludwig-Martha-Nordpol-Otto-Paula-Quelle-Richard-Samuel-Theo-Ulrich-Viktor-Wilhelm-Xanthippe-Zacharias-Äquator-Übermut-Ökonom-Schule-Amelie-Syndrom anzubieten.
Oder bevorzugen Sie  Ancona-Bravo-Chary-Delta-Echo-Foxtrot-Golf-Hotel-India-Juliett-Kilo-Lima-Mike-November-Oscar-Papa-Quebec-Romeo-Sierra-Tango-Uniform-Victor-Whisky-X-ray-Yankee-Zulu-Amelie-Syndrom?
Wir werden nach demokratischer Abstimmung einen Konsens finden.
LG lol, Amelie.

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Vogel
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Goldene Neonzeit


Beitrag05.07.2013 23:22

von Vogel
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Hi. Es hat mich echt neugierig gemacht. Aber gerade ist es mir einfach zu lang. Die ersten Absätze sind jedenfalls überraschend, ungewöhnlich, witzig. Aber vielleicht ein wenig zu langatmig. Die Wortverdrehungen sind schon markant, auch zT witzig, machen es aber natürlich auch etwas anstrengend. Da wird man sehr genau auf die richtige Dosis achten müssen, vielleicht einfach zunehmend weniger machen, wenn es sich abschleift. Oder es wird zum gewohnten und gar nicht mehr störenden Stilmittel, kann natürlich auch sein. Die direkte Ansprache des Lesers und Vorgriffe auf Kapitel sind wohlkalkulierte "Stilfehler", die den Text für mich unterhaltsam machen. Die Dame mit ihren seltsamen Leidenschaften macht einen neugierig. Eigentlich mag ich es nicht, wenn ein Buch mit einer Zusammenfassung der Vorgeschichte des Protagonisten beginnt, ich will gleich Handlung. Hier hat es bis jetzt funktioniert. Mal sehen, wie es wird, wenn man weiterliest. Jetzt bin ich dazu zu müde, aber gerne demnächst.

Gruß
Vogel


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Riccie
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Beitrag06.07.2013 02:13

von Riccie
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Hallo Nowlen,

schön, dass du so mutig bist:-)

Es geht mir ein wenig wie dem Vorschreiber. Interessanter Kernansatz - nur viiiiieeel zu langatmig.

Magst du einen Tipp?

Ich würde ein paar Kernpunkte, die das Syndrom und die Persönlichkeit charakterisieren, in einen knackigen Dialog packen.

Das kann durchaus ein Dialog mit der Heldin selbst sein - und du löst erst im letzten Satz auf, dass sie nur mit sich selbst offen spricht.

Gib ihr zwei Persönlichkeiten - die eine ist kritisch, spöttisch drauf, mit einer knappen sachlichen Ausdrucksweise (z. B) die Antwortende kannst du dann durchaus in der gedachten Sprache belassen. Mach vielleicht einen Streit draus, lass sie sich selbst provozieren ...

Und kürzen!


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Nolwen
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Beitrag06.07.2013 09:02

von Nolwen
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Hallo, Vogel,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ja, es ist wohl um einiges zu lang, das Intro. Und Amelie spricht auch in den folgenden Kapiteln so, allerdings nur, wenn sie sich am lockeren Sprachgebrauch ihrer Mitmenschen übt. Da allerdings dann ohne ...? ...?, sondern da platziert sehr sicher falsche Redewendungen und nervt damit ihre Mitmenschen, die es für eine Masche von ihr halten (ist es aber nicht). Aber ich werde das Intro auf alle Fälle kürzen, und vielleicht weniger dick auftragen, mit dem Verheddern.
Deine Meinung hat mir sehr weitergeholfen, vielen Dank.

LG
Nolwen
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Nolwen
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Beitrag06.07.2013 09:19

von Nolwen
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Hallo, Riccie,

vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, das (viel zu lange) Intro zu lesen. Ein total spannender Vorschlag, Amelie ein Zwiegespräch führen zu lassen. Ob sie das als Autistin kann, weiß ich nicht. Sie hat ja schon genug zu tun, sich ihrer Umwelt einigermaßen anzupassen. Aber ein interessanter Gedanke ist es schon. Werde mal meine Chefs fragen, sitze ja an der Quelle.  smile Auf jeden Fall vielen Dank für Dein Feedback.
LG
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Riccie
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Beitrag06.07.2013 11:14

von Riccie
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... vielleicht hat sogar ein Therapeut ihr diese Form der Zwischenstufe empfohlen.

Amelie übt wie ein Kind die Kommunikation und entwickelt vielleicht sogar ein zweites Ich, das eben nicht autistisch ist, sondern eine schräge Tusse, die überkritisch, komisch, locker oder sonstwie drauf ist.

Ich habe auch keine Ahnung, ob das zu einer Autistin passt. Aber he, du schreibst Fiction und keinen Tatsachenroman. Ich bin der Meinung, dass da ein wenig Auslegemöglichkeit sein darf. (Naja, vielleicht sehe ich das auch zu locker;-)

Hast du mal Kindern bei Rollenspielen zugesehen? Die schaffen das ganz spielerisch. Und Amelie ist in bezug auf Kommunikation tatsächlich noch ein Kind, nie erwachsen geworden, nie angepasst ... Ich würde so eine Amelie lieben - und auch als Leserin gerne in ihre intelligenten Passagen einsteigen mögen.


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Beitrag06.07.2013 19:18

von Nolwen
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ich habe mir da schon Gedanken gemacht, Riccie - denn Amelie ist in der Tat sehr naiv, wenngleich auch hochintelligent. also, in meinem Roman ist sie ein hochintelligentes Kind, sozusagen, weil eben ihrer Kindheit beraubt wurde - auf grausige Weise - denn sie wurde für einen Rachefeldzug aufs Schlimmste instrumentalisiert. Ich  werde es tatsächlich als Interview umschreiben - eben als Zwiegespräch - das schafft Amelie schon, auch als Autistin. Sie kann ja auch nicht lügen, wie eben Autisten auch nicht, und das macht sie in der Geschichte sowohl liebenswert als auch nervig, weil sie sich eben anpassen will - und mit ihrer falsch platzierten Redewendungen die Leute nervt - aber dann eben auch wieder sehr witzig und anrührend ist (zumindest sein soll), aber eben auch unangepasst. Auf jeden Fall bastle ich schon am Interview - das ich allerdings um einiges kürzen werde. Ich danke Dir ganz herzlich für den Tipp - den ich inzwischen super und Deine Idee sehr kreativ finde  Daumen hoch -
. Ich stelle es dann nochmal ein - denn, wie du siehst, außer Vogel und Dir hat kein Mensch mein Intro gelesen, weil wohl eben viel zu lang.
Lieben Dank, Riccie - melde mich, sobald ich den Text neu einstelle.
LG Nolwen
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Goldene Neonzeit


Beitrag06.07.2013 22:35

von Vogel
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Wobei es jetzt ja auch schon ein Zwiegespräch ist - mit dem Leser. Falls die neue Variante nicht funktioniert, reicht es vielleicht auch schon, diese zu kürzen.

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Nolwen
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Beitrag07.07.2013 10:49

von Nolwen
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Danke Vogel, dass Du Dich nochmal eingeklinkt hast. Ich werde den Text erst einmal kräftig kürzen und auch die ...?...? rausnehmen. Du hast recht, es ist bereits ein Zwiegespräch - aber keiner liest es. Na ja, vielleicht bekomme ich ja bei der überarbeiteten Version paar Rückmeldungen mehr. Wenn ja, dann habe ich richtig gekürzt, wenn nein - dann sollte ich das Intro vielleicht ganz weg lassen. Oder aber das Ganze ist so schlecht geschrieben, dass ich das ganze Manu weglassen sollte  smile extra Aber einen Versuch ist es wert.
Lieben Dank, Vogel
LG Nolwen
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Rheinsberg
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Bronzenes Messer


Beitrag27.07.2013 16:31

von Rheinsberg
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Ich las gerade im "Kritik"-thread, dass du für deinen Text gerne etwas mehr Aufmerksamkeit hättest und musste ganz neugierig mal gucken, was du so schreibst.
Da du vorhast, eine gekürzte Fassung einzustellen, warte ich mal darauf - mich hat nämlich beim ersten Entdecken tatsächlich die Länge abgeschreckt, obwohl ich mich gleich freute, mal nicht auf Fantasy zu stoßen. Wink


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Beitrag27.07.2013 21:52

von Gast
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Shocked

Was mach ich denn damit? Konfetti?

Ich komme so ca. 10 Zeilen weit, dann reicht es mir. Das kann an den Außentemperaturen liegen. Klar. Oder daran, dass ich inzwischen das Gefühl habe, völlig U-ntauglich zu werden und irgendwie gar nimmer konform gehe ...

Pass auf, der Versuch einer sinnvollen Rückmeldung:

Ich mag nicht, wenn das LI mit mir redet. Das liegt daran, dass solche Ansprachen m.E. so gut wie nie funktionieren. Hier, im konkreten Fall, erinnert das LI an einen der Typen, die an Bushaltestellen rumhängen und mal eben den Hund streicheln wollen und 5 min später ihre Lebensgeschichte erzählen - wobei man selbst eigentlich jetzt gern weiter will.

Ich kenne LI nicht, ich scher mich nicht drum - und nein, bitte ... ich möchte jetzt keine Gänze und Länge angedroht bekommen. Der Ton ist wirr, altmodisch und durcheinander. LI brabbelt was über sich, nichts was mein Interesse oder gar meine Anteilnahme wecken würde.
Warum also soll ich mir das anhören/lesen?

(Jetzt könnte man sagen, der große Wurf kommt vielleicht erst noch und ich habe ihn verpasst - aber ich sage es umgekehrt: du hast immer genau eine Chance. Den Leser zu schnappen. Wenn du brillierst, dann zieh es vor - und dann kannst du bissl schwafeln - aber der Einstieg sollte einfach zünden.)
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Gast







Beitrag27.07.2013 23:56

von Gast
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Hallo Nolwen,

Keine Ahnung, warum, aber der Prolog hat etwas, was mich beim Lesen (und ich war nicht das erste Mal da) dazu bringt, szs umher zu hüpfen, was einen Überblick und das Verarbeiten der vielen Info, die ich ja auch nicht gerade mit einem Vorwissen abgleichen könnte, sehr erschwert  Confused

Ein paar Zitate, denen ich Fragen folgen lassen möchte. Und zwar, weil es für mich eine Möglichkeit darstellt, dir zu zeigen, was einer Leserin (bitte nicht mit der "Foren-Leserschaft" in irgendwelche Töpfe werfen! - ich spreche schreibe hier nur aus meiner persönlichen Sicht) hier passiert und auf welche Abwege sie evtl. gerät.

Nolwen hat Folgendes geschrieben:
also, in meinem Roman ist sie ein hochintelligentes Kind, sozusagen, weil eben ihrer Kindheit beraubt wurde - auf grausige Weise - denn sie wurde für einen Rachefeldzug aufs Schlimmste instrumentalisiert.


In dem Moment, wo der Prolog entsteht, weiss sie davon nichts?

Zitat:
Seit ich denken kann, haben sie mich von einem zum nächsten Kinder- und Jugendpsychiater gezerrt, zu etlichen Therapien gezwungen, obwohl ich ein ganz normales liebes Kind, Jugendliche, Adoleszente gewesen bin (heute nehme ich regelmäßige Therapiesitzungen aus eigenem Antrieb in Anspruch, bei Dr. Simon Levin, den Sie im zweiten Kapitel kennenlernen werden). An gesicherten Diagnosen gesellten sich zu selektivem Mutismus und Autismus die abgeschwächte Form des Asperger-Syndroms, Empathie-Unfähigkeit, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Sozialphobie, außerdem zahlreiche Verdachtsdiagnosen wie Selbst- und Fremdgefährdung, auf welche näher einzugehen mir irrelevant erscheint, da ich ohnehin … über den Acker? … die Wiese? … querfeldbeet fehldiagnostiziert wurde.


Sie ist sich sicher, fehldiagnostiziert worden zu sein, wozu also diese Aufzählung? Soll ich als Leser jetzt schon entscheiden, was bei ihr Wunschdenken ist und was objektiven Methoden standhielte??

Zitat:
Bei mir scheinen Sprache und Geruchssinn unversöhnliche Widersacher. Ist es folglich nicht logische Konsequenz, dem Schweigen Vorzug zu schenken?
Denn ich liebe und lebe vom Duft der Menschen. Wobei ich mitnichten an Parfüm, Crème oder Bodylotion denke, sondern ihren Gerüchen nach Angst, Verzweiflung, Hass. Es sind Aromen von Krankheit, Leid und Tod, die mich faszinieren, erfüllen, meine Sinne betören.


Sie kann ihren Mutismus überwinden, verliert aber beim Sprechen den Geruchssinn?

Zitat:
Heute bin ich eine ganz normale junge Frau.


Etwas sagt mir, dass das Ironie sein soll, aber es wirkt im Kontext nicht wirklich so ...?


Zum Einstieg:

Zitat:
Ich werde mich zu meinem Leidwesen nur einleitend an Sie wenden, wenngleich ich verdammt in alle Ewigkeit lange überlegt habe, Ihnen sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart in Gänze selbst zu erzählen. Aber Schweigen ist Glück, Sprechen Qual. Da Sie ein guter Mensch sind, soziale Intelligenz und Empathie es Ihnen untersagten, auch nur eine Zeile auf Kosten meines Wohlbefindens weiterzulesen, werfe ich Ihnen mein Leben im Zeitraffer vor … die Füße? … die Säue? … nun, Sie wissen sicherlich besser als ich, was ich meine.

1. Der Abschnitt liest sich nicht (der ganze Prolog nicht) wie Geschriebenes, sondern wie, beispielsweise, das Protokoll eines TonträgerMitschnitts. Was auch erklärt, dass auf die Qual des Sprechens hingewiesen wird (falls sie sich beim Schreiben auch so quält, habe ich das irgendwie überhüpft). Der Tonband-These widerspricht, dass sie sich an die Leser (weiterlesen) wendet, wobei sie bei der Aufnahme ja wissen sollte, dass das Ganze gedruckt werden soll, ok.
Auch ein Widerspruch zum weitläufigen Eindruck des Protokollierten sind dann solche Stellen:
Zitat:
Gestatten Sie mir, etwaige Assoziationen zum Klassiker Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders unverzüglich als Irrtum Ihrerseits auszuräumen.

Auch mich störte die Ansprache, vor allem, dass ich über den Kamm geschert werden soll, mit dem imaginären Rest der Leser, als zB mit besonders grosser Empathie ausgestattet.

Eine Protagonistin, die aussieht wie Brigitte Bardot, zwangsläufig intelligenter ist als ich und die sich dann auch noch dumm stellt? Cherchez ... l'erreur!?
Da könnte es ein Problem geben. Falls du eine solche Frau zum SympathieTräger machen willst.

2. Von ihrem (ganzen) Leben kann nicht die Rede sein. Wir sind in der Gegenwart (in welcher oder wessen auch immer), das bisherige Leben dieser Amelie also wird von ihr - gnädig abgekürzt - vor uns ausgebreitet, will sagen, in ihre olfaktorischen Schlüsselerlebnisse zerlegt.
Dabei bleibt völlig im Dunkeln, woher sie ihre lustige Art hat, wo sie ihr Trauma hingepackt und ... warum sie sich nicht weiter, und zwar wissenschaftlich - für ihren Geruchssinn interessiert zu haben scheint, während ihrer ganzen Schulzeit (und Studiums?)

Sie überlässt es irgendwelchen Wissenschaftlern, das Syndrom zu einem Morbus zu küren, aber ok, vielleicht ist das nicht so wichtig?
Mich hat das gewundert ... schliesslich liegen Gerüchen chemische Verbindungen zu Grunde, sie muss ja eine organische Möglichkeit haben, auch andere chemische Verbindungen wahrzunehmen als ihre Mitmenschen, Möglichkeiten, die sie zu einem anatomischen Wunder machen.
Ich hätte dann gern eine gut gemachte pseudo-wissenschaftliche Theorie dazu smile (Die dann bitte auch erläutert, warum Begehren nach Aprikosen, Liebe aber nach - weiss nicht mehr - irgendwelchen ekelhaften, Würgereiz auslösenden Sachen riecht.

Jetzt habe ich mich selbst genug verwirrt, aber so ähnlich darf es dir ruhig gehen, wie es mir bei der Lektüre dieses Prologs ging.  Confused

Ich überlasse es dir, ob dir dieses Feedback irgend etwas nützt, schönen Abend noch

Lorraine

*edit*

Hab völlig vergessen, dir zu schreiben, dass ich viele der Wortspeiereien ... Wortspielereien gut fand, wäre schön, wenn du das ohne Pünktchen hinbekommen könntest, ich glaube, ein geneigter Leser kapiert das nach zwei, drei Mal auch so ... smile

Auch sonst: Geschrieben hast du ihn ja schon, deinen ... Krimi? Mach' was draus!
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Nolwen
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Beitrag28.07.2013 01:05

von Nolwen
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Liebe Rheinsberg,

vielen Dank, dass Du reingeschaut hast. Stimmt, ich muss gewaltig kürzen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du paar Zeilen liest und mir Rückmeldung gibst, sobald ich es neu eingestellt habe.
Denn jede Anmerkung und Kritik bringt mich weiter, ob positiv oder negativ.
Ich wünsche Dir eine schöne Woche.

LG Nolwen
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Nolwen
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Beitrag28.07.2013 01:49

von Nolwen
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Hallo, Debruma,

na, es gibt Schlimmeres, als Konfetti aus meinen ersten zehn Zeilen zu machen. Und Du hast völlig recht, der Beginn eines Manus muss zünden, den Leser fesseln. Was mir wohl total missglückt ist. Und genau deshalb bin ich hier,  um von Dir und allen anderen zu lernen. Weshalb ich mir niemals erlauben würde, Dir Länge und Gänze der ganzen Geschichte anzudrohen, oder Ausflüchte zu suchen. Aber die Geschichte ist in der Tat sehr komplex und mehrschichtig, und lässt sich in Kürze halt schwer zusammenfassen - weshalb ich auch nicht geschafft habe, das Exposé auf eine zumutbare Anzahl von Seiten gebacken zu kriegen.
Okay, ich verquassele mich, obwohl mir schon die Augen zufallen. Aber ich war einfach so happy, plötzlich drei Besucher hier zu entdecken.
Wichtiges Fazit - der Anfang muss sitzen, Lust auf mehr machen.

Vielen Dank für deine Meinung und Hilfe, Debruma

LG Nolwen
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Nolwen
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Beitrag28.07.2013 02:30

von Nolwen
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Liebe Lorraine,

wow, Du hast Dir ja richtig Arbeit gemacht, mit meinem Text. Und ich beantworte Dir sehr gerne Deine Fragen. Aber mir fallen langsam echt die Augen zu - war mir aber wichtig, mich trotzdem gleich zu bedanken, dass du reingelesen hast.
Du wohnst in Frankreich? Cool, in welcher Ecke denn?
Bon, grand temps d’aller faire dodo, bonne nuit à toi   Schlafen

LG Nolwen
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Beitrag28.07.2013 02:46

von Gast
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smile

"Ecke" ist der richtige Ausdruck, und kühl ist es da auch öfter mal, ich bewohne ein Fleckchen Lothringens, das nach Luxembourg hinein zipfelt  Laughing

Vite, au dodo ...
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Nolwen
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Beitrag28.07.2013 22:59

von Nolwen
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Hallo, Lorraine,
ich hoffe, keine Deiner Fragen übersehen zu haben.



Hallo Nolwen,

Keine Ahnung, warum, aber der Prolog hat etwas, was mich beim Lesen (und ich war nicht das erste Mal da) dazu bringt, szs umher zu hüpfen, was einen Überblick und das Verarbeiten der vielen Info, die ich ja auch nicht gerade mit einem Vorwissen abgleichen könnte, sehr erschwert  

Ein paar Zitate, denen ich Fragen folgen lassen möchte. Und zwar, weil es für mich eine Möglichkeit darstellt, dir zu zeigen, was einer Leserin (bitte nicht mit der "Foren-Leserschaft" in irgendwelche Töpfe werfen! - ich spreche schreibe hier nur aus meiner persönlichen Sicht) hier passiert und auf welche Abwege sie evtl. gerät.


Nolwen hat Folgendes geschrieben:
also, in meinem Roman ist sie ein hochintelligentes Kind, sozusagen, weil eben ihrer Kindheit beraubt wurde - auf grausige Weise - denn sie wurde für einen Rachefeldzug aufs Schlimmste instrumentalisiert.


In dem Moment, wo der Prolog entsteht, weiss sie davon nichts?

Nein, sie hat aus ihrem Bewusstsein verdrängt, was im Unterbewusstsein allerdings sorgfältig gespeichert bleibt. Man kann Dateien löschen, aber sie bleiben auf der Festplatte. Amelie sieht Narben an ihrem Körper, spürt sie auf der Seele, aber die (unerträglichen) Ursachen sind verdrängt und durch erträglichere ersetzt. Nicht ungewöhnlich und absolut keine Fiktion. Menschen verdrängen, um überleben zu können. Manchen gelingt dies sehr gut, anderen weniger, sie verbringen ihr Leben in der Psychiatrie, und wieder andere steigen aus dem Leben aus...



Zitat:
Seit ich denken kann, haben sie mich von einem zum nächsten Kinder- und Jugendpsychiater gezerrt, zu etlichen Therapien gezwungen, obwohl ich ein ganz normales liebes Kind, Jugendliche, Adoleszente gewesen bin (heute nehme ich regelmäßige Therapiesitzungen aus eigenem Antrieb in Anspruch, bei Dr. Simon Levin, den Sie im zweiten Kapitel kennenlernen werden). An gesicherten Diagnosen gesellten sich zu selektivem Mutismus und Autismus die abgeschwächte Form des Asperger-Syndroms, Empathie-Unfähigkeit, Borderline-Persönlichkeitsstörung und Sozialphobie, außerdem zahlreiche Verdachtsdiagnosen wie Selbst- und Fremdgefährdung, auf welche näher einzugehen mir irrelevant erscheint, da ich ohnehin … über den Acker? … die Wiese? … querfeldbeet fehldiagnostiziert wurde.


Sie ist sich sicher, fehldiagnostiziert worden zu sein, wozu also diese Aufzählung? Soll ich als Leser jetzt schon entscheiden, was bei ihr Wunschdenken ist und was objektiven Methoden standhielte??


Man kann nach dem Intro nicht entscheiden, was Fakt und was Wunschdenken ist. Amelie ist ein Geschöpf meiner Fantasie, klar, wer von uns Menschen kann Gefühle schon riechen? Auch war mir wichtig, dass sie mitfühlend und humorvoll (wenn auch mit gewöhnungsbedürftigem Humor ausgestattet) sein kann. Dass diese zunächst spröde, altklug und unsympathisch anmutende Amelie im Lauf der Geschichte dem Leser ans Herz wachsen wird –hängt natürlich vom Geschmack des Lesers, aber in erster Linie davon ab, ob mir dieser fließend verlaufende Wandel (der im Leser stattfinden soll) gelungen ist. Ich wollte auch, dass sie fähig ist, zu lieben (ob sie es –  allein geruchstechnisch- zulassen kann, steht auf einem anderen Blatt).
Ein Balanceakt, mit all den Diagnosen. Auch für Amelie. Ein liebender, mitfühlender Autist? Hört sich stark nach Fehldiagnose an. Fremdgefährdung, wo sie keiner Fliege etwas zuleide tun kann? Hört sich ebenfalls noch Fehldiagnose an -  weshalb also sollten sich die Psychiater nicht in allen Punkten geirrt haben?
Viele Krankheiten sind unterschiedlich ausgeprägt, ob körperlich oder seelisch. Mithilfe von Fachleuten (meinen Chefs – ich arbeite in der Psychiatrie) bietet sich dem Leser irgendwann ein schlüssiges Bild – von ihrer Geruchseigenheit mal abgesehen.
Der Leser wird im Lauf der Geschichte erfahren, ob und wie viele Diagnosen zutreffen oder nicht, in dem Maß, wie Amelie sie akzeptieren und annehmen kann (denn im Grund weiß sie es ja, hat aber durchaus berechtigte Zweifel).

Zitat:
Bei mir scheinen Sprache und Geruchssinn unversöhnliche Widersacher. Ist es folglich nicht logische Konsequenz, dem Schweigen Vorzug zu schenken?
Denn ich liebe und lebe vom Duft der Menschen. Wobei ich mitnichten an Parfüm, Crème oder Bodylotion denke, sondern ihren Gerüchen nach Angst, Verzweiflung, Hass. Es sind Aromen von Krankheit, Leid und Tod, die mich faszinieren, erfüllen, meine Sinne betören.


Sie kann ihren Mutismus überwinden, verliert aber beim Sprechen den Geruchssinn?

Elektiver oder selektiver Mutismus ist bei Kindern nicht selten. Und kann bis ins Erwachsenenaltern andauern. In schweren Fällen spricht ein Mensch auch ein Leben lang gar nicht mehr. Aber sie können sprechen, klar. Und tun es auch. Wann, wie oft und mit wem – entscheiden sie. Weshalb dies so ist, bedarf einer zeitaufwändigen Abklärung, da es unterschiedliche Ursachen gibt.
Dass Amelie über Jahre (gewollt) verstummt ist und sich in eine sprachlose Welt flüchtet – ist keine Fiktion, auch das kommt im normalen Leben vor. Und ja, während sie spricht, riecht sie nichts.  Aber deshalb verliert sie nicht den Geruchssinn – eben nur für die Zeit des Sprechens. (Wenn wir ausatmend sprechen, riechen wir auch nichts. Sie eben auch einatmend sprechend nicht ).

Zitat:
Heute bin ich eine ganz normale junge Frau.


Etwas sagt mir, dass das Ironie sein soll, aber es wirkt im Kontext nicht wirklich so ...?

Nein, es ist keine Ironie. Natürlich sieht der Leser, dass sie eben keine ganz normale junge Frau ist. Und sie selbst weiß ja auch, dass sie nicht der „Norm“ entspricht. In der Natur ist die Masse Maßstab, nicht einzelne, die aus der Reihe tanzen. Das weiß sie, klar. Aber sie denkt eben auch, was ich mir oft denke.
Wenn ich z.B. bei uns in der Psychiatrie Menschen mit Down-Syndrom sehe, oder leicht- und mittelgradig geistig Behinderte, wie sie ihre Gefühle zeigen können, und zwar genau, wie sie sie fühlen.
Und nicht, wie wir „Normalos“, zweihundert Mal am Tag lügen, oder lächeln, wenn ihnen zum Weinen zumute ist, etc., etc. … da denke ich mir oft, dass eigentlich wir, die sogenannten Normalos, nicht richtig ticken…


Zum Einstieg:


Zitat:
Ich werde mich zu meinem Leidwesen nur einleitend an Sie wenden, wenngleich ich verdammt in alle Ewigkeit lange überlegt habe, Ihnen sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart in Gänze selbst zu erzählen. Aber Schweigen ist Glück, Sprechen Qual. Da Sie ein guter Mensch sind, soziale Intelligenz und Empathie es Ihnen untersagten, auch nur eine Zeile auf Kosten meines Wohlbefindens weiterzulesen, werfe ich Ihnen mein Leben im Zeitraffer vor … die Füße? … die Säue? … nun, Sie wissen sicherlich besser als ich, was ich meine.

1. Der Abschnitt liest sich nicht (der ganze Prolog nicht) wie Geschriebenes, sondern wie, beispielsweise, das Protokoll eines TonträgerMitschnitts. Was auch erklärt, dass auf die Qual des Sprechens hingewiesen wird (falls sie sich beim Schreiben auch so quält, habe ich das irgendwie überhüpft). Der Tonband-These widerspricht, dass sie sich an die Leser (weiterlesen) wendet, wobei sie bei der Aufnahme ja wissen sollte, dass das Ganze gedruckt werden soll, ok.

Sie richtet sich sprechend an den Leser, um eben, wie sie sagt, ihre Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Qual bedeutet für sie nicht das Sprechen an sich, sondern eben, dass sie währenddessen nichts riecht. Amelie hat eine Zeit hinter sich, in der es nichts mehr gab, nur eine Welt des Schweigens und der Gerüche. Dies war ihr Refugium inmitten all der Dinge, die mit ihr und um sie herum geschahen. Und für sie ist es tatsächlich ein Qual, auch nur wenige Zeit auf die Gerüche verzichten zu müssen.
Nicht Amelie, sondern ein verrückter Schreiberling – also ich- hat beschlossen, ihre Geschichte zu Papier zu bringen. Da kann sie nix dafür und auch nix machen, gell? Das ist das Pech aller Protagonisten, die der Phantasie der Autoren entspringen. Ihre Leben werden erzählt, ob sie wollen, oder nicht.
Okay, Amelie musste sich damit abfinden und wollte wenigstens paar Dinge persönlich und gleich zu Anfang klarstellen, die ihr wichtig schienen.

Auch ein Widerspruch zum weitläufigen Eindruck des Protokollierten sind dann solche Stellen:

Zitat:
Gestatten Sie mir, etwaige Assoziationen zum Klassiker Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders unverzüglich als Irrtum Ihrerseits auszuräumen.


Da verstehe ich nicht, was Du meinst. Welcher Widerspruch? Als mein Bruder das Intro las, meinte er, dass ihn das sehr an den Film  Das Parfum erinnere. Damit hat meine Geschichte nun absolut nichts zu tun. Und da ich von meinem Bruder auf andere Lesen schließen muss, wollte ich dies sofort ausräumen. Also, Amelie greift vor, was dem Leser in den Sinn kommen könnte.

Auch mich störte die Ansprache, vor allem, dass ich über den Kamm geschert werden soll, mit dem imaginären Rest der Leser, als zB mit besonders grosser Empathie ausgestattet.

Wir Menschen sind empathisch, die meisten von uns, jedenfalls. Sind wir es nicht – haben wir ein Defizit, eine psychische Störung, die sich Empathie-Unfähigkeit nennt und ein Krankheitsbild ist. Amelie geht also davon aus, dass der Leser nicht krank ist, aber okay, Deine Kritik ist absolut berechtigt

Eine Protagonistin, die aussieht wie Brigitte Bardot, zwangsläufig intelligenter ist als ich und die sich dann auch noch dumm stellt? Cherchez ... l'erreur!?
Da könnte es ein Problem geben. Falls du eine solche Frau zum SympathieTräger machen willst.

Was soll ich dazu sagen? Wenn sie dem Leser sympathisch wird, habe ich’s richtig gemacht, wenn nicht, hab ich’s vermasselt. Sie kümmert sich wenig um ihr Aussehen, sie findet es eher unwichtig, wie Menschen aussehen. Klar, sie ist ja ein geruchsorientierten Mensch. Wenn sie sich dumm stellt, dann nur, um nicht aufzufallen. Ihre einzige Freundin Emma sagt oft, dass sie sie beneidet, ihres Aussehens und ihrer Intelligenz wegen. Amelie möchte gemocht werden, nicht beneidet. Sie möchte sich auch mit Emmas Freundinnen verstehen, die mit ihr aber nicht viel anfangen können -wie der Leser wohl anfangs auch nicht - und auch nicht wollen, eben, weil sie ihnen zu hübsch ist. Also versucht sie, sich anzupassen. Gelingt aber nicht lange, denn sie kann nicht lügen und schauspielern auch nicht, oder eben sehr schlecht. Und im Grund kann sie mit den Mädels noch weniger anfangen, als diese mit ihr. Weil sie nicht versteht, wieso es Thema sein kann, ob Nägel rot oder grün lackiert besser aussehen. Weil sie mit den ganzen Serien Sex in the City und Co nicht anfangen kann. Weil sie für Mode nicht das Geringst übrig hat - Also, ich hätte sehhhr gerne eine Freundin wie Amelie -  

2. Von ihrem (ganzen) Leben kann nicht die Rede sein. Wir sind in der Gegenwart (in welcher oder wessen auch immer), das bisherige Leben dieser Amelie also wird von ihr - gnädig abgekürzt - vor uns ausgebreitet, will sagen, in ihre olfaktorischen Schlüsselerlebnisse zerlegt.
Dabei bleibt völlig im Dunkeln, woher sie ihre lustige Art hat, wo sie ihr Trauma hingepackt und ... warum sie sich nicht weiter, und zwar wissenschaftlich - für ihren Geruchssinn interessiert zu haben scheint, während ihrer ganzen Schulzeit (und Studiums?)

Ist es auch nicht, sonst wäre das Manu nicht 500 Seiten lang. Bevor die Autorin zu schreiben beginnt, sagt Amelie halt, was ihr am Herzen liegt. Ansonsten sagt sie ja, dass sie den Rest von der Autorin erzählen lässt - Das ist die Gegenwart.  Und das Leben geht weiter, und die Autorin geht mit, bzw. schreibt einfach immer weiter ...
Wohin  mit den Traumata und dem Verdrängen habe ich schon erklärt.
Dass sie ihren Geruchssinn geheim hält – in der Kindheit, weil sie nicht spricht. Später, weil es niemanden gibt, dem sie sich je anvertraut hätte, ausgenommen ihrer einzigen Freundin und ihrem Psychiater. Warum dem Psychiater ? Weil sie einsam ist und eine Geruchsinversion mittels Hypnose ihr einzige Möglichkeit scheint, menschliche Nähe ertragen zu können. Und weil sie sich in einen Mann verliebt hat – und er sich in sie- , ihn somit nicht riechen kann. Selbst Emma, ihre Freundin, erträgt sie nur aus der Ferne – weil Freundschaft und Wohlwohlen positiv sind, folglich schlecht riechen. Sie möchte keine Fragen, keine Untersuchungen, keine Ärzte mehr – sie will einfach leben und lieben.
Dass sie Medizin studiert und Rechtsmedizinerin wird liegt hauptsächlich daran, dass sie den Geruch des Todes liebt. Nicht, um sich selbst zu diagnostizieren. Was sie, als Rechtsmedizinerin, auch nicht könnte.
Witzig ist sie, weil sie eben den modernen Sprachgebrauch übt, der eine Unmenge Redewendungen und Sprichwörter und für sie seltsame Redewendungen enthält, die ein Autist nicht versteht. Es ist nicht logisch, für sie. Und so sagt sie dann eben nicht – den Schuh musst Du Dir schon anziehen, sondern, den Kopf musst Du Dir schon aus der Schlinge ziehen, z.B. Für sie macht es keinen Unterschied, beides ist für sie unsinnig. Aber sie hat einen Faible für Redewendungen, sie gefallen ihr.



Sie überlässt es irgendwelchen Wissenschaftlern, das Syndrom zu einem Morbus zu küren, aber ok, vielleicht ist das nicht so wichtig?

Nein, sie hofft, dass ihre Eigenart nicht bekannt wird. Aber da nun einmal zwei Personen davon wissen, kann sie nicht mehr garantieren, dass es nicht doch ans Licht kommt. Da eine Krankheit nach ihrem Entdecker benannt wird, und sie Ärztin ist, könnte dies durchaus passieren. Aber, solange es eben nicht bekannt ist, nennt sie es das Amelie-Syndrom, weil es für sie wohlklingender ist. Und dass sie die Leser anspricht, sich zu melden, sollten sie ihre Gabe, diesen Geruchssinn haben, dann nur, um korrekt zu sein, denn Amelie-Syndrom wäre dann nicht mehr die richtige Bezeichnung -für sie.

Mich hat das gewundert ... schliesslich liegen Gerüchen chemische Verbindungen zu Grunde, sie muss ja eine organische Möglichkeit haben, auch andere chemische Verbindungen wahrzunehmen als ihre Mitmenschen, Möglichkeiten, die sie zu einem anatomischen Wunder machen.
Ich hätte dann gern eine gut gemachte pseudo-wissenschaftliche Theorie dazu   (Die dann bitte auch erläutert, warum Begehren nach Aprikosen, Liebe aber nach - weiss nicht mehr - irgendwelchen ekelhaften, Würgereiz auslösenden Sachen riecht.



Ich habe mir diesbezüglich einfach eine kleine Spielerei erlaubt, eine Erweiterung dessen, was Tiere längst können. Sie riechen, ob der Mensch, der ihnen gegenübersteht, Angst hat. Sie riechen, ob ein Tier krank ist. Sie riechen Stunden vorher, wenn ein Tier stirbt, oder auch ein Mensch. Sie riechen über Meilen paarungswillige Weibchen, usw. Auch unser Körper sondert ständig Duftstoffe ab, bei Angst, bei Freude, bei Aufregung – bei Krankheit - aber unser Geruchssinn ist schwach ausgeprägt. Okay, ich könnte jetzt recherchieren, was uns, im Gegensatz zum Hund, fehlt. Aber das will ich nicht, und der Leser sicherlich auch nicht. Ist  für die Geschichte, den Albtraum, der langsam an die Oberfläche kommt,  auch wenig von Belang.
Jeder möchte geliebt werden, Nähe und Zärtlichkeit spüren. Wenn Begehren für sie aber nach Aprikose, also gut riecht, folglich negativ besetzt ist, dann deshalb, weil sie als Kleinkind Sexualität als einzige Form von Nähe erfahren hat.
Jetzt wirst Du Dir sicherlich sagen, oh je, schon wieder Kindesmissbrauch. Das Ding ist durch und wiedergekäut bis zum Geht nicht mehr.
Nein- das ist nur ein kleines Teilchen eines riesigen Puzzles – es gab Kapitel, die ich kaum zu schreiben ertragen konnte. Das ist Empathie – sich in Menschen und Situationen hineinversetzen zu können, und wenn es nur erfundene Protagonisten und Situationen sind – und zwar so sehr, dass es richtig weh tut. Weil man weiß, dies hier ist zwar eine Geschichte – aber solche Dinge passieren mit Sicherheit irgendwo auf der Welt, oder sind passiert. Die Palette menschlicher Grausamkeit ist unvorstellbar.



Jetzt habe ich mich selbst genug verwirrt, aber so ähnlich darf es dir ruhig gehen, wie es mir bei der Lektüre dieses Prologs ging.  

Ich überlasse es dir, ob dir dieses Feedback irgend etwas nützt, schönen Abend noch


Es hat mir sehr viel gebracht und genützt, ich danke Dir, Lorraine. Ich habe ja auch überlegt, das Intro ganz wegzulassen. Und es, im Laufe des Textes, nach und nach einzubringen. Nur, ohne das Intro werden die ersten Kapitel ziemlich schwer zu verstehen sein – das tut sich ein Leser schon zweimal nicht an. Also, lieber das Intro belassen, aber gehörig kürzen. Denn fast alles, wonach Du gefragt hast, geht aus dem Intro hervor und macht es dem Leser leichter, gleich in die Geschichte einzusteigen, ohne sich den Kopf zerbrechen zu müssen. Einziger Haken, jetzt zerbricht man sich den Kopf im Intro – und kommt über paar Zeilen nicht hinaus, weil es einfach anödet. Kürzen alleine reicht also nicht, okay, jetzt kann ich mir ja den Kopf zerbrechen, wie ich den Leser soweit bringe könnte, das Intro zu lesen und somit für die weitere Geschichte die vorläufig wichtigen Hintergrundinformationen zu haben.

Und, sollten meine Antworten haken - bitte nachfragen- das ist für mich sehr wichtig und hilfreich - ob ich irgendwo einen Denkfehler habe, etc.
Vielen Dank, Lorraine, dass Du Dir all die Mühe gemacht hast.


*edit*

Hab völlig vergessen, dir zu schreiben, dass ich viele der Wortspeiereien ... Wortspielereien gut fand, wäre schön, wenn du das ohne Pünktchen hinbekommen könntest, ich glaube, ein geneigter Leser kapiert das nach zwei, drei Mal auch so ...  

Wird gemacht.

LG Nolwen love

In Deiner Ecke war ich noch nie.  Aber viele Jahre in der Bretagne, Quimper, in Paris ein Jahr und in Nizza ebenfalls.

War eine sehr schöne Zeit. Besonders die Bretagne, das Meer, wunderbare Menschen, deren raue Schale erst geknackt werden muss, aber dann sind es Freunde fürs Leben.
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Beitrag29.07.2013 06:39

von gold
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hallo Nolwen,

ich finde deine Wortwahl sehr beeindruckend. Mich hat der Text interessiert, musste teilweise schmunzeln (die Wortspiele sind dir m.E. gelungen, sie lockern den Text auf!)
Mein subjektiver Eindruck:
Da mich die Wucht des Textes wie ein Schlag traf, nahm ich zunächst einmal Abstand um mich dann noch einmal damit zu befassen.
Beim Lesen wollte ich nicht inne halten aus Angst davor, den Faden zu verlieren und dann noch einmal von vorne lesen zu müssen.

Neben deinem Sprachstil und den Wortspielen hat mich die Darstellung der Gerüche fasziniert, Vielleicht bin ich ja auch Autist? Pfiffig Blinzeln
sowie das Schildern der Psychiatriemühlen und der verständnislosen Eltern.
Das Wälzen im Schnee fand ich auch genial.
Mir gefällt der Text so wie er ist (aber innehalten und noch einmal lesen möchte ich dennoch nicht).
Ich kann mir aber vorstellen, dass er andere Leser (dein "Publikum in spe") abschrecken würde.

Lg gold


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Beitrag29.07.2013 09:26

von Pütchen
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Bitte schaut mal, ob alle Beiträge komplett in diesem Thread vorhanden sind. Ich habe beim Verschieben von Golds Beitrag komplett mit der Kritik am DSFo vermischt und manuell wieder aussortiert  Embarassed

Danke!


@Nolwen:
Dem Text würde ich auch ein deutliches Kürzen empfehlen und vor allem, generell nicht so große Textstücke einzustellen. Ich hatte es auch nach dem Posten gesehen, aber vielen fehlt einfach die Zeit, solch lange Stücke konstruktiv zu kommentieren.

Edit: Die Empfehlung lautet 500 Wörter, max. auch bis zu 2000 - dieser Text hat rund 3500. Die Wörterzahl kannst du über dem Eingabefeld sehen.
 
Mit kürzeren Textfragmenten steigen die Chancen auf Kommentare um ein Vielfaches. smile

Viel Erfolg!


Viele Grüße, Pütchen


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Gast







Beitrag29.07.2013 09:46

von Gast
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Nolwen,

Du hast, indem du erklärt hast, wie es mit und in der Geschichte weitergeht, zwar meine Fragen beantwortet, aber ich glaube doch, dass wir da ein ganz klein wenig aneinander vorbeireden/schreiben, hauptsächlich bei dem Thema/ Problem, das auch Debruma angesprochen hat: Der Leser wird in diesem Prolog direkt angesprochen, was nichts Neues ist, aber auch nicht jedem behagt.

Du bist in deiner Antwort nicht auf die Sprechsituation deiner Romanfigur eingegangen, auch in der Antwort auf Debrumas Einlassungen.

Ich schrieb dir:
Lorraine hat Folgendes geschrieben:
1. Der Abschnitt liest sich nicht (der ganze Prolog nicht) wie Geschriebenes, sondern wie, beispielsweise, das Protokoll eines TonträgerMitschnitts. Was auch erklärt, dass auf die Qual des Sprechens hingewiesen wird (falls sie sich beim Schreiben auch so quält, habe ich das irgendwie überhüpft). Der Tonband-These widerspricht, dass sie sich an die Leser (weiterlesen) wendet, wobei sie bei der Aufnahme ja wissen sollte, dass das Ganze gedruckt werden soll, ok.


Ein Autor, der seine Leser direkt anspricht, in einem Prolog, oder einem Vorwort, oder einfach in einer Rahmenhandlung, die beispielsweise erklärt, wie und warum es zu diesem bestimmten Buch kam (Tod des Prota, gefundenes Manuskript, was auch immer) - das ist eine Sache.

Eine Romanfigur, die aus der erzählten Welt heraus den Leser anspricht,  ihn in gewisser Weise ebenfalls zum Protagonisten macht, das ergibt für den Leser eine besondere Situation.

Amelie lebt in einer erzählten Welt, diese Welt ist [i]nicht
mit der Welt des Lesers identisch, sie ist Fiktion und Amelie ist Teil dieser Fiktion.[/i]

Du als Autorin (oder eine Autorin in der erzählten Welt?) bist im Bewusstsein der Romanfigur als solche vorhanden, demzufolge auch der oder die Leser, darüber hinaus ist (mehr oder weniger) klar, dass das, was erzählt werden wird, in der Zukunft liegt (vom Standpunkt der Figur Amelie aus gesehen).

Wir sehen uns einer Erzählsituation gegenüber (im Prolog), haben aber keine Information darüber, warum die Autorin uns so mit der Protagonistin konfrontiert.

Ich habe als Leser kein Problem damit, dass es in der erzählten Welt eines Romans von Personen und Dingen und mehr oder minder (in meiner Welt) möglichen Phänomenen nur so wimmelt, ich lese einen Roman (Fiktion).

Wenn nun er abeine Romanfigur aus der Welt der erzählten Geschichte heraustritt (indem sie über den Autor redet, mich als Leser anspricht etc.), dann sollte es dafür einen guten Grund geben (will heissen, die Geschichte voranbringen).

Wie du aus meinem Zitat oben entnehmen kannst, ist mir nicht klar geworden, in welcher "Sprechsituation" sich Amelie befindet. Denn sie spricht (wenn auch zT in einer Sprache, in der man eher schreiben würde - auf das spielte ich in dem anderen Zitat an, und nicht auf den Roman Süskinds - der übrigens eine Überlappung meiner Welt mit der erzählten Welt).

Amelie leidet, wenn sie spricht. Der Prolog ist also gesprochen - zum wem spricht sie? Nicht nur zum Leser, denn der könnte den Text nicht aufgezeichnet haben, nicht zur Autorin, denn die wird in der dritten Person erwähnt), zum wem also?

Du siehst vielleicht selbst kein Problem, vielleicht ist es auch nur für mich persönlich eins. Aber: Ich wüsste halt gern, was dich dazu bewegt hat, diesen Roman mit so einer Rahmenüberschreitung zu beginnen, und ob du dir dessen wohlbewusst bist, meine Frage also:

Hast du deinen Roman so konstruiert, dass es immer wieder zu diesem Ausbrechen aus der erzählten Welt kommt, oder ist der Prolog nur zufällig so (vielleicht sogar ohne Grund (?)) gestaltet worden?

Du schreibst irgendwo weiter oben, dass du das Ganze als Interview umschreiben wirst - das würde die Erzählsituation vollständig über den Haufen werfen, und wenn du den Leser weiterhin so direkt ansprechen wolltest, müsstest du ihr einen "Komplizen" dazu setzen ...

Mir geht es nicht so sehr um den Roman, der dem Prolog folgt (du hast mir meine Fragen beantwortet, in dem du Handlungsteile des Romans heran ziehst, von denen der Leser während des Prologs ja keine Ahnung hat) - mir geht es um das, was du eingestellt hast: den Prolog nämlich.

Ich finde Amelie gar nicht unsympathisch, ich habe mir nur die Frage gestellt, ob du das schaffen kannst: einer Frau, die äusserlich einem (Männer-)Idealbild entspricht, sich dessen nur halb bewusst ist (weil es auch nicht wichtig ist, für sie) einer LeserinnenGemeinde zu verkaufen, ohne dass nicht abgewunken wird ... das führt mich zu der Überlegung, ob es viel Sinn hat, mich das zu fragen, wo ich vielleicht/wahrscheinlich nicht zur Zielgruppe zähle (nicht enttäuscht sein, ich glaube nicht, dass das im Moment ein Problem ist, wir sind ja beim Prolog).

Du wirst bestimmt wieder Feedback bekommen, wenn du einen veränderten Prolog einstellst. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du dir von einem Moderator nachträglich beim Genre ein Kreuzchen machen liessest (so erscheint oben in der Titelzeile nur ein "nicht klassifiziert"), du könntest vielleicht mehr Leser aus deiner Zielgruppe herlocken.

Das wars erstmal wieder, vielleicht helfen dir meine Gedanken, dir selbst klarerer zu werden, über Probleme der Erzählsituation und deiner Motivation, sie aufzubrechen.

schönen Tag dir,
Lorraine
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gold
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Beiträge: 4938
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag29.07.2013 14:49

von gold
Antworten mit Zitat

Pütchen hat Folgendes geschrieben:
Bitte schaut mal, ob alle Beiträge komplett in diesem Thread vorhanden sind. Ich habe beim Verschieben von Golds Beitrag komplett mit der Kritik am DSFo vermischt und manuell wieder aussortiert. Danke! Embarassed


Hallo Ute,

vielen Dank fürs Verschieben und sorry für das Chaos und die Umstände, die das Ganze ausgelöst hat! Embarassed

man=ich sollte doch nicht im verschlafenen Zustand ins Forum gehen

Liebe Grüße
gold

Edit: jetzt kann keiner mehr sagen, die Moderation tut nix!!! Rolling Eyes


_________________
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die zetern
in wogenden Zedern

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Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso)
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Nolwen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
N


Beiträge: 81



N
Beitrag29.07.2013 16:59

von Nolwen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, Pütchen,

ja, ich habe das schon im Forum schon gelesen, von Merlinor, glaube ich. Werde mich in Zukunft bestimmt daran halten.
Danke Dir, Pütchen.

LG Nolwen
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