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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Allgemeines rund um die Schriftstellerei -> Diskussionen zu Genre und Zielgruppe
Will die Masse immergleiche Klone lesen?

 
 
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agu
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Alter: 49
Beiträge: 2018
Wohnort: deep down in the Brandenburger woods


Beitrag07.07.2013 11:49
Will die Masse immergleiche Klone lesen?
von agu
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

mich beschäftigt schon länger eine Frage, die ich hier einfach mal (völlig wertungsfrei) zur Diskussion stellen möchte: Will die Käufermasse Abwechslung in ihrem Lesestoff? Oder nicht eigentlich doch immer wieder das gleiche, vertraute Strickmuster?

In der Unterhaltungs-/Genreliteratur fällt mir zunächst einmal auf, dass viele Leser von ihrem Lieblingsgenre praktisch alles kaufen, was dem Klappenbild nach zu urteilen in ihr Beuteraster passt. Diese Geschichten ähneln sich oft sehr. Die große Storyline und die wesentlichen Eckpunkte sind stets die gleichen, Abwechslung findet sich nur in Details. Diese Leute empfinden Bücher, die dem Strickmuster nicht zu 100% folgen, i.d.R. als langweilig, ohne genau festmachen zu können, woran das liegt.
Ich habe die Vermutung, dass das mit sehr konkreten Erwartungshaltungen zusammenhängt, die dann so nicht erfüllt werden: Also z.B. erwarten Leserinnen von Romanen mit Romantik-Anteil, dass wenn sich die Erzählstränge von einem männlichen und einer weiblichen Protagonistin treffen, dass dann sofort Funken schlagen und der Beginn einer Liebesbeziehung oder wenigstens einer wilden Affäre entsteht. Passiert das nicht, sind sie enttäuscht und finden das Buch fortan langweilig. Das lässt sich beliebig auch auf andere Genres anwenden.
Die Leser freuen sich also auf bestimmte Schlüsselpunkte innerhalb des Romans, weil die eben in jedem Buch, das sie sonst lesen, so vorhanden sind. Die sprechen bestimmte Reize beim Leser an, und die Qualität des Buches wird danach beurteilt, wie intensiv der Reiz angesprochen wurde. Findet der Leser diese Eckpunkte nicht genau so vor, verliert er das Interesse am Buch. Die extremste Ausprägung dürfte es übrigens bei der Erotik geben.

Diese Herangehensweise betrifft sicher nicht jeden Leser, aber doch eine sehr große Menge, denn anders lässt sich der Verkaufserfolg der vielen Klone und ihr Gefallen bei der Leserschaft trotz Wiederholbarkeit der Schlüsselelemente bis zum Klischee und vollkommender Vorhersehbarkeit nicht erklären.

Auf der anderen Seite sind Superbestseller, die einen neuen Trend überhaupt erst einläuten, aber meist etwas Neues. Natürlich variieren auch die bestimmte Schlüsselreize, die quer über alle Genres gelten, aber sie sind doch so neu, dass sie eine neue Spielart begründen.
(Oder aber sie schaffen es, wie Shades of Grey, bereits altbekannte Nischengenres erstmals in den Fokus des Masseninteresses zu rücken).


Daraus folgt - vordergründig betrachtet - der Schluss, dass man als Autor lieber Vorhandenes, Erfolgreiches kopiert, anstatt etwas Eigenständiges zu schaffen, will man bei einer großen Leserschaft Erfolg haben.
Ziemlich viele Autoren machen das übrigens auch.
Ich will aber nicht von der Hoffnung abrücken, dass es auch anders gehen muss: Zum Beispiel, indem man das Genre, in dem man schreibt, sehr genau analysiert, bis man es in- und auswendig kennt. Indem man dann die Schlüsselelemente versteht, die das Genre wirklich ausmachen, nicht nur vordergründig, sondern tief unten. Und die dann in den eigenen Entwurf einarbeitet, der eigenständig sein kann, aber im Kern ein reinrassiger Genrevertreter ist.
Ob diese  - sehr analytische - Herangehensweise was für jedermann ist und ob dabei die künstlerische Vision und der Spaß nicht auf der Strecke bleiben, sind natürlich ganz andere Fragen. Ich persönlich habe damit zum Beispiel so meine Probleme, und das fängt damit an, dass ich nicht massenkompatibel bin - also den meisten Bestsellern leider überhaupt nichts oder nur sehr wenig abgewinnen kann. Wie soll ich dann selbst einen schreiben?


Wie seht ihr das?
Wie sind eure Erfahrungen?


Liebe Grüße,
Andrea


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Meine Bücher:
Engelsbrut (2009 Sieben, 2011 LYX) | Engelsjagd (2010 Sieben) | Engelsdämmerung (2012 Sieben)
Die dunklen Farben des Lichts (2012, SP)
Purpurdämmern (2013, Ueberreuter)
Sonnenfänger (2013, Weltbild)
Kill Order (2013 Sieben)
Choice / als Chris Portman (2014, Rowohlt)
Wie man ein Löwenmäulchen zähmt / als Eva Lindbergh (2016, Droemer Knaur)
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kskreativ
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K

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Wohnort: Ezy sur Eure, France


K
Beitrag07.07.2013 11:56

von kskreativ
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Schreibe ich, weil ich von dem, was ich schreibe, überzeugt bin? Oder schreibe ich, um ein möglichst großes Publikum zu bedienen? Meiner Meinung liegt da der Unterschied an der Herangehensweise, einen Roman zu schreiben. Wobei das eine das andere ja nicht unbedingt ausschließen muss. Ein Forenmitglied hat mir vor einigen Tagen zum Beispiel Richtlinien eines Verlages für Romantasy zugeschickt und ich muss sagen, dass ich mit derartigen Vorgaben keinen Roman schreiben könnte, weil mich das zu sehr einengen würde, aber diese Vorgaben bedienen eben die Erwartungen der Zielgruppe.

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Nayeli Irkalla
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Beiträge: 1084
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Extrem Süßes!


Beitrag07.07.2013 12:12

von Nayeli Irkalla
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Ich hatte letzten Freitag eine sehr interessante Diskussion mit einem Germanisten, der auch eher in den Bereich E-Literatur tendiert. Ohne werten zu wollen, war es für mich als Vertreterin der U-Sparte sehr spannend und angenehm, leidenschaftlich mit ihm darüber zu diskutieren.

Ich will mal versuchen, den Verlauf dieser Diskussion (bwz. meine subjektive Erinnerung daran) hier wiederzugeben. Beide Standpunkte haben meiner Ansicht nach ihre Berechtigung. Ich selbst finde mich natürlich klar auf der rosa Seite wieder, aber gleichzeitig glaube ich, dass die Welt ohne Menschen wie meinen Diskussionspartner deutlich ärmer wäre.

Literatur soll den Menschen aufrütteln, begeistern, aus seinem gewohnten Trotz reißen, schockieren, der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, Dinge enthüllen, die wir vorher nur ahnten.

Ich bin keine Literatin, ich bin Geschichtenerzählerin. Ich sehe mich in der Tradition der Menschen, die abends am Lagerfeuer oder am Kamin in der Gaststätte saßen und die Menschen, die von ihrem Tagewerk erschöpft waren, unterhalten haben. Ihnen Träume und Sehnsüchte geschenkt haben, angenehmes Gruseln, die Illusion der Möglichkeit von wahrer Liebe und eine Zeitlang nicht mehr an die Sorgen und Mühen der Realität denken zu müssen.

Ich finde es furchtbar, dass Leute zu Poetry Slams kommen, genauso als ob sie ins Kino oder Konzert gehen würden. Einfach nur, um unterhalten zu werden. Sie wollen sich gar nicht tief auf das einlassen, was man ihnen vermitteln kann. Sie wollen einfach nur ... auf intelligente Weise ein bisschen zum Lachen gebracht werden, mehr nicht. Wehe, man durchbricht ihre Erwartungen.

Ist das denn so schlimm? Es ist nicht die Hauptfunktion der Leute, für uns Publikum zu sein und unsere künstlerischen Leistungen zu feiern. Im Gegenteil. Es ist unsere Hauptfunktion, sie zu unterhalten, ihnen Freude zu bringen, ihnen Geschichten und Ideen zu schenken, in denen sie sich wiedererkennen KÖNNEN, wenn sie wollen, es aber nicht müssen. Sie haben es oft schwer, sie sind abends oft erschöpft von ihrer Arbeit. Sie sind keine dummen Schafe, denen wir den Weg zeigen müssen, sie kennen den Weg für sich selbst meistens ganz gut. Wir haben nicht das Recht, ihnen zu sagen, wie sie ihn stattdessen gehen sollten. Wir haben nicht das Recht, ihnen zu sagen, worüber sie lachen sollen, worüber sie weinen sollen. Alles, was wir dürfen, ist ihnen Geschichten zu erzählen. Vielleicht besitzen sie viel mehr Weisheit als wir, zumindest manche davon. Wenn wir wirklich Botschaften haben, die wir vermitteln wollen - dann dürfen wir das in unseren Geschichten ja auch tun. Indirekt. Unaufdringlich. So, wie Terry Pratchett das in seinen Romanen tut.

Ich finde, das passt ganz gut zu dem, was du, agu, hier schreibst smile.

Ich bin selbst so jemand, der Bücher eher kauft, um sich zu entspannen und abschalten zu dürfen. Mein Job ist hart. Psychisch fordernd. Psychisch manchmal kaputt machend. Ich wähle Bücher nicht danach aus, ob sie mir große und grandiose neue Gedanken vermitteln und mir auf kultivierte Art ein Gefühl von kultivierter Distinktion oder Gesellschaftskritik vermitteln. Ich wähle sie danach aus, ob sie mich zu diesem Zeitpunkt auf die richtige Art unterhalten.

Wenn ich Liebeskummer haben, wähle ich vielleicht einen Liebesroman, um während einiger Stunden die tröstliche Illusion zu haben, dass es so etwas wie ewige oder auch heiße und leidenschaftliche LIebe tatsächlich gibt. Wenn mir in meinem Job die Decke auf den Kopf fällt, wähle ich Fantasy-Thriller, um mal wieder so etwas wie Adrenalin in meinem Blut zu spüren. Wenn ich Angst verspüre, weil die Welt so groß, verworren und unübersichtlich geworden ist, dabei gleichzeitig so diffus, wähle ich als Gegenpol einen Krimi, in dem die diffuse Angst zu einer konkreten und damit fassbaren Angst wird, nämlich der vor dem unbekannten Mörder, und genieße die Gewissheit, dass es zumindest in dieser Welt am Ende einen Sieg des Guten und die Wiederherstellung der im wirklichen Leben manchmal so schwer zu findenden Ordnung gibt.

Und ja, ich bin der Meinung, als Leserin ein Recht darauf zu haben, auf diese Weise unterhalten zu werden. Ich möchte nicht darüber "belehrt" werden, dass diese Welt ein verworrener Ort ist, in dem man sich kaum zurechtfinden kann und in der viele Menschen scheitern und ihre Träume nicht erfüllt kriegen. Ganz ehrlich - das weiß ich selber. Das erlebe ich jeden Tag. Davon muss ich nicht auch noch nach Feierabend lesen.

Und ich bin als Leser auch nicht so dumm, dass ich unbedingt einen Mahner meines Gewissens oder so brauche, weil ich ja nur Teil einer dummen Masse aus Schafen bin, die aufgerüttelt werden muss oder so.

Ich glaube aber gar nicht, dass du meiner Meinung so abweichend gegenüber stehst:

Zitat:
Zum Beispiel, indem man das Genre, in dem man schreibt, sehr genau analysiert, bis man es in- und auswendig kennt. Indem man dann die Schlüsselelemente versteht, die das Genre wirklich ausmachen, nicht nur vordergründig, sondern tief unten. Und die dann in den eigenen Entwurf einarbeitet, der eigenständig sein kann, aber im Kern ein reinrassiger Genrevertreter ist.


Genau diese Bücher sind es nämlich, die mir die liebsten sind. Weil ich mich von denen dann wirklich auf intelligente Weise - unterhalten fühle.
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agu
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Beitrag07.07.2013 12:13

von agu
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kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Schreibe ich, weil ich von dem, was ich schreibe, überzeugt bin? Oder schreibe ich, um ein möglichst großes Publikum zu bedienen?


Für mich persönlich liegt in genau dieser Balance derzeit ein schier unlösbares Problem. Die Bücher, die mir am liebsten sind, weil ich sie so geschrieben habe, dass sie mich persönlich begeistern, verkaufen sich ausgesprochen schlecht.
Die Bücher dagegen, in denen ich mich - zähneknirschend - Verlagsvorgaben gebeugt habe, um sie genre- und zielgruppentauglicher zu machen, verkaufen sich gut und nachhaltig.
Diese Erkenntnis macht mich ein bisschen traurig, denn wenn die Begeisterung während des Schreibprozesses dann von einem Verkaufsmisserfolg, garniert mit Verrissen, gekrönt wird, gelingt es zumindest mir nur eine begrenzte Zeit, mir den Spaß an der Sache (um den es ursprünglich ja ging) aufrechtzuerhalten.
Nach solchen Genrerichtlinien, wie sie u.a. für Romantasy kursieren, kann ich übrigens auch nicht schreiben. So verzweifelt bin ich noch nicht  Very Happy


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kskreativ
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K
Beitrag07.07.2013 12:32

von kskreativ
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agu hat Folgendes geschrieben:
kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Schreibe ich, weil ich von dem, was ich schreibe, überzeugt bin? Oder schreibe ich, um ein möglichst großes Publikum zu bedienen?


Für mich persönlich liegt in genau dieser Balance derzeit ein schier unlösbares Problem. Die Bücher, die mir am liebsten sind, weil ich sie so geschrieben habe, dass sie mich persönlich begeistern, verkaufen sich ausgesprochen schlecht.
Die Bücher dagegen, in denen ich mich - zähneknirschend - Verlagsvorgaben gebeugt habe, um sie genre- und zielgruppentauglicher zu machen, verkaufen sich gut und nachhaltig.
Diese Erkenntnis macht mich ein bisschen traurig, denn wenn die Begeisterung während des Schreibprozesses dann von einem Verkaufsmisserfolg, garniert mit Verrissen, gekrönt wird, gelingt es zumindest mir nur eine begrenzte Zeit, mir den Spaß an der Sache (um den es ursprünglich ja ging) aufrechtzuerhalten.
Nach solchen Genrerichtlinien, wie sie u.a. für Romantasy kursieren, kann ich übrigens auch nicht schreiben. So verzweifelt bin ich noch nicht  Very Happy

Seine Kreativität mit dem Markt kompatibel zu machen ist immer ein Spagat, egal ob bildende oder schreibende Kunst. Meine Bilder verkaufen sich nicht besonders, weil sie nicht der Norm entsprechen, aber sie sind Ausdruck meiner Seele. Darum gestalte ich sie auch. Meine Romane werden abgelehnt, weil sie nicht den gängigen Anforderungen entsprechen. Ich schreibe sie trotzdem, weil auch sie ein Ausdruck dessen sind, was ich fühle und liebe. Um zu verkaufen, muss man sich anpassen. Einigen fällt es leichter, anderen, so wie ich, fühlen sich eingeengt.


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Murmel
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Beitrag07.07.2013 14:38

von Murmel
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kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Schreibe ich, weil ich von dem, was ich schreibe, überzeugt bin? Oder schreibe ich, um ein möglichst großes Publikum zu bedienen?


Ich möchte einmal behaupten, dass die Mehrheit der Massenproduzenten dies nicht so empfinden. Sie schreiben aus Liebe zu einem Genre, das sie anregt, selbst zu schreiben. Da gibt es keinen Kompromiss, keinen Spagat, sondern sie kopieren unbewusst das, was sie lesen.

Auch bedeutet ein Misserfolg oder Ablehnung nicht, dass das Manuskript zu Besserem taugt. Es ist leicht, sich damit zu entschuldigen, dass man ein verkanntes Genie ist, wo in Wahrheit den Manuskripten das spezielle Etwas fehlt, das Massenware vom Bestseller oder Lieblingsbuch trennt.

PS: Die Vorgaben zur Romantasy des Verlags habe ich auch gesehen und ich meine, dass die meisten hier im DSFo sich nicht verbiegen müssen, um sie zu erfüllen, sondern erst einmal das Handwerk erlernen sollten.  Laughing


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PatMcCraw
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Wohnort: Mayen


Beitrag07.07.2013 14:47
vielleicht
von PatMcCraw
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Ich bin der Meinung, dass es kein Lied gibt, das noch nicht gesungen wurde,
kein Gedanke existiert, der noch nicht gedacht wurde,
keinen Satz gibt, der noch nicht geschrieben wurde.

Ich vergleiche das Schreiben immer mit dem Stricken eines Pullovers.
Man kann das Stricken selbst nicht mehr erfinden, aber man kann dem
Pulli noch nie dagewesene Farben und Muster geben, so dass ein
völlig neues, individuelles Stück entsteht.

Diese Gesamtheit macht dann den Reiz aus und es wird keinen Leser stören, wenn er an irgendeiner Stelle des Buches Ähnlichkeiten entdeckt.

Als eine Leserin einmal sagte, dass meine Erotic-Fantasy Romanreihe Deep Space Nine ähneln würde,
nahm ich das als Kompliment. (zumal mich eher die Black Dagger von J.R. Ward dazu inspiriert haben...  Rolling Eyes )
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Beka
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Beiträge: 2378



Beitrag07.07.2013 15:30

von Beka
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Agu hat Folgendes geschrieben:
Will die Masse immergleiche Klone lesen?


Spontan wäre meine Antwort "ja" gewesen, denn sonst würden sich diese Sachen nicht so gut verkaufen.
Andererseits, gibt es eine Alternative für Leser, die etwas anderes lesen wollen als z.B. die 120. Auswanderer Saga, deren Figuren und Schauplätze völlig austauschbar sind (wahlweise  "...innen" Histos, da sieht es genauso aus).
Man muss schon sehr suchen, um die Ausnahmen zu finden.
Ich lege Bücher aus der Hand, bei denen ich in den ersten drei Seiten mit dem Holzhammer um die Ohren geschlagen bekomme, wer mit wem zusammen kommt, und wer der Böse ist ( weil so plakativ gezeichnet).
Wenn dann die "Verwicklungen" ebenso vorhersehbar sind, warum soll ich das dann noch lesen?
Inzwischen gibt es kaum noch Bücher, die mich fesseln. Leider

Anderen gefällt genau das.

Ich selbst muss für meine Figuren brennen, um zu schreiben. Wenn ich meine Helden lieben kann, kann ich mich auch nach Genrekonventionen richten (glaube/hoffe ich, ich steige in dieses Thema erst ein.)
Ich glaube schon, das man nach Genrevorgaben schreiben kann und trotzdem nicht klont.

Agu hat Folgendes geschrieben:
Die Bücher dagegen, in denen ich mich - zähneknirschend - Verlagsvorgaben gebeugt habe, um sie genre- und zielgruppentauglicher zu machen, verkaufen sich gut und nachhaltig.


Ich tippe hier mal auf Hawaii? Ich finde, damit ist dir nämlich genau das gelungen:
Zitat:
Indem man dann die Schlüsselelemente versteht, die das Genre wirklich ausmachen, nicht nur vordergründig, sondern tief unten. Und die dann in den eigenen Entwurf einarbeitet, der eigenständig sein kann, aber im Kern ein reinrassiger Genrevertreter ist.

Aber eben nicht die zigste Deutsche Kaufmannstochter reist nach Argentinen/Neuseeland/Afrika ... , usw Version.


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*Die Sehnsucht der Albatrosse*
*Das Geheimnis des Nordsterns*
*Die Tochter der Toskana*
*Das Gutshaus in der Toskana*
*Sterne über der Toskana*
*Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg*
*Der Himmel über Amerika - Esthers Entscheidung*
*Der Himmel über Amerika - Leahs Traum*
*Anita Garibaldi - Ein Leben für die Freiheit*
*Bergleuchten*
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agu
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Beitrag07.07.2013 17:29

von agu
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Beka hat Folgendes geschrieben:
Ich tippe hier mal auf Hawaii?

Leider nein ... meine beiden letzten Großverlagstitel, sowohl Purpurdämmern als auch der Hawaii-Titel, scheinen sich beide nicht gut zu verkaufen. Es sind auch die beiden, die ich besonders gern mag.
Während ich bei ersterem auf epischen Flop tippe (habe die Zahlen aber noch nicht) und die Hälfte der Rezensionen negativ ist, gibt es zu Hawaii so gut wie gar keine Stimmen, und - Zitat: 'Die Verkäufe bleiben leider hinter den Erwartungen' (des Verlags) zurück.
Ganz anders bei meinen Engelsbüchern - die habe ich mit dem Holzhammer auf Genre-Kompatibilität getrimmt und sie sind mehr oder weniger Longseller, mit vielen begeisterten Lesern.

Liebe Grüße,
Andrea


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Meine Bücher:
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Maerchenfee
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Beitrag07.07.2013 23:41

von Maerchenfee
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Ich denke auch, dass sich Menschen nach getaner Arbeit gerne berieseln lassen, sonst würden Soaps nicht so gut im Fernsehn laufen  Wink

Aber meiner Meinung gibt es Titel, die gut laufen, weil sie Elemente beinhalten, die sich sein Jahrhunderten vielleicht sogar Jahrtausende bewährt haben.
Im Prinzip sind Romane wie Millionär (Prinz) trifft armes Mädchen (Aschenbuttel) überwinden ein paar Schwierigkeiten und leben dann glücklich und zufrieden, nichts weiter als moderne Märchen, vielleicht ohne den belehrenden Charakter und noch heute werden Grimms Märchen  gerne weltweit gelesen.

Was mich ein wenige nach der Lektüre von ein paar romantisch- erotischen- young adult Liebesromanen schockiert hat, ist das Frauenbild, das da wieder herausgekramt wird. Alle weiblichen Protas waren kleine, naive, jungfräuliche Hascherle, die sich ihrer Schönheit nicht bewusst sind, und wenn es zu Schwierigkeiten kommt, die Schuld bei sich suchen, immer klein bei geben und kuschen. Sogar Aschenbuttel hatte da mehr Arsch in der Hose, wenn ich das mal so schreiben darf. Da fragte ich mich, wollen das die Leser(innen) wirklich? Wenn ich mir den Erfolgt dieser Bücher anschaue, dann heißt die Antwort leider ja.

Was ich auch festgestellt habe, dass den Leser/ die Leserin an sich, Klischees nicht die Bohne interessieren. Auch die klassischen Märchenfiguren sind nichts weiter als Klischees und stört das jemanden? Was in Schreibforen bis zum Erbrechen diskutiert wird, wird von den Buchkäufern gerne konsumiert. Bei Klischees braucht man keine großen Erklärungen, kann einfach in die Geschichte einsteigen, sich berieseln lassen, ohne langwierige Einleitung. Wie eben die guten alten Arztroman-Heftchen, die zwar nie gekauft, aber immer gelesen werden Laughing

Der Buchmarkt ist leider hart umkämpft und vertraute Strickmuster, die sich sogar schon zu Gebrüder Grimms Zeiten und früher bewährt haben, fanden und finden so wie es aussieht immer ihre Leser.

Es heißt entweder Augen zu und durch, oder versuchen seinen Vorlieben treu, aber dann vielleicht erfolglos zu bleiben.

Mein Genre ist das totgesagte Fantasygenre, ich lese es gerne und schreibe darüber gerne. Ich sehe es mittlerweilen als unveröffentlichte Schreiberin als sinnlos an, dem Trend hinterherzujagen. Von dem ich den Eindruck habe, dass er eh nicht aus Deutschland kommt, sondern im Moment die Selbstveröffentlicher-Szenen im englischsprachigen Raum ausschlaggebend ist. Siehe "Shades of Grey, Beautiful Disaster uvm.


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2020 –Midnight Shadows 1 - Bastei Lübbe
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2021 –Midnight Shadows 3 - Bastei Lübbe
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agu
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Beitrag08.07.2013 01:52

von agu
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Maerchenfee hat Folgendes geschrieben:
Was in Schreibforen bis zum Erbrechen diskutiert wird, wird von den Buchkäufern gerne konsumiert. Bei Klischees braucht man keine großen Erklärungen, kann einfach in die Geschichte einsteigen, sich berieseln lassen, ohne langwierige Einleitung.


Da sagst Du allerdings was, das ging mir genau heute auch durch den Kopf. All die Regeln für gutes Schreiben werden in sehr vielen Büchern, die sich sehr gut verkaufen, einfach ignoriert. Da draußen gibt es unzählige LeserInnen, die mehr als eine Erzählperspektive verwirrend finden, die sich in Charaktere, die keine Klischees sind, nicht einfühlen können, die den Faden verlieren, wenn man den Hauptplot um eine Nebenhandlung ergänzt und die eine simple Sprache mit möglichst einfachen Verben und kurzen Sätzen sehr zu schätzen wissen, die darüber hinaus aber vier Adjektive vor jedem Substantiv für eine phantasievolle und farbenprächtige Erzählweise halten.
Ich hege den Verdacht, dass sich - selbst wenn die Gesamtmenge der Leser gleich geblieben ist - ihre Zusammensetzung geändert hat. Was, was heute viele Leserinnen erwarten, wenn sie ein YA-Hardcover mit prächtigem bunten Cover aufschlagen, ist ein Arztroman in schöner Verpackung. Früher hätten diese Lesergruppen direkt zum Arztheftchen gegriffen. Heute hat sich die Simplizität vieler gebundener Romane oder TB so weit den alten Bastei und Kelter Heftchen angenähert (aber bei schönerem Aussehen und höherer Reputation wohlgemerkt), dass man viele Heftchenkandidaten zu 'richtigen' Büchern herübergezogen hat.
Wenn Du denen ein etwas komplexeres Stück Unterhaltung zumutest, das mit mehr als fünf Personen und vielleicht drei bis vier Sub-Plots aufwartet, überforderst Du sie und sie finden das Buch automatisch langweilig (was sie auch gern lauthals kundtun).
Ich persönlich kann als Leser mit solchen Supertrivial-Setups nicht (mehr) viel anfangen. Als 17-Jährige fand ich Western-Heftchenromane großartig (die ganze Liebesromanschiene allerdings nie - die hat damals schon die unterste Schublade der Heftchengalerie markiert). Heute langweile ich mich bei den meisten Büchern, die ich kaufe, zu Tode - oder ärgere mich über Klischeefiguren und vorhersehbare Klischeehandlung.
Vielleicht disqualifiziert mich das als Autor, der für die Massen schreiben kann. Vielleicht ist es wirklich die Generation nachwachsender Hobbyschreiber, die sich für Dramaturgie und Charakterentwicklung nicht interessieren und einfach schreiben, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist - für Leser, die genau das wollen.
Das muss man dann akzeptieren, wenn es so kommt, ob nun zähneknirschend oder nicht.


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Akiragirl
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Beitrag08.07.2013 06:13

von Akiragirl
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Ich denke, es kommt auch immer sehr darauf an, wen man eben erreichen will mit seinen Geschichten. Wenn man selbst eben komplexe Storylines und vielschichtige Charaktere mag, sollte man sich nicht unbedingt verbiegen, um Leuten zu gefallen, die Dan Brown o.Ä. mögen.
z.B. bei dir Andrea, ist es ja so, dass zwar einige Purpurdämmern überfordernd fanden, aber ebenso habe ich zahlreiche Kritiken gelesen, die eben gerade den Anspruch und die Vielschichtigkeit des Buches gelobt haben. Kritik wiegt eben immer viermal schwerer als Lob, aber das sollte man nicht außer Acht lassen. Da sind immer noch genug Leser, die es zu schätzen wissen. Und wenn man längere Zeit als Autor aktiv ist und sich einen Namen macht, dann werden die Heftchenroman-Leser eben irgendwann einen Bogen um einen machen - na und? Dafür hat man dann u.U. eine treue Fangemeinde von Lesern, welche die Qualität der eigenen Werke schätzen. Für die lohnt es sich dann doch, sich reinzuhängen! wink


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DasProjekt
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Beitrag08.07.2013 06:33

von DasProjekt
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*schuldig* - agu, ich mag alle deine Bücher, das weißt du ja auch, aber die Engel sind und bleiben etwas besonderes. George kann nichts dafür, aber gegen Gabriel und Kain MUSS er farblos bleiben und man vergisst ihn einfach schneller (was leider auch mit dem Genre zu tun hat - er hat halt das Pech, dass er ein Histo ist, und da muss eben die Frau der treibende Punkt sein). Santino wäre ein ernsthafter Konkurrent für die Engel gewesen - wenn, ja wenn nicht wieder Genre-Konventionen ihn an die Kandare genommen und ihn "zahm" gemacht hätten. Nikolaj IST ein Engel-Konkurrent, aber er ist schwerer verdaulich, weil man mehr Konzentration braucht (nicht zu behaupten, dass der Gabriel-Plot nicht ähnlich verknotet ist wie der Nikolaj, aber beim Gabriel kann man sich, wenn man dem Plot eh nicht folgen kann, auch einfach zurücklehnen und nur die schönen Engel bewundern, wohingegen wer beim Nikolaj dem Plot nicht folgen kann, der kommt auch an den Kerl nicht ran).

Ich habe viele viele Jahre nur Histo gelesen. Deine und Jennys Bücher kamen genau zum richtigen Zeitpunkt, als sich eine von "-innen" verursachte Genre-Müdigkeit breitmachte. Da war Zeit für was Neues. Was nicht heißt, dass ich da jetzt alles in Romance und FAntasy verschlinge, eher im Gegenteil, das meiste ist Schrott, um es drastisch zu sagen. Ich lese viel und vergesse das meiste wieder.

Aber wenn ich ein Buch lese, adas nach mir vertrauten Eckpfeilern aufgebaut ist, dann kann ich mich einkuscheln und genießen. Immer vorausgesetzt, der Stil ist genießbar. Ob die Masse immer genau dasselbe Schema will? Das Fernsehen macht's vor. Wer immer dieselbe dämliche TV-Show einschaltet, so dass Millionengucker generiert werden, von dem kann man nicht verlangen, beim Buch dauernd umzudenken. (Anmerkung: Ich gucke meistens, wenn ich nicht lese oder schreibe, DVD, weil ich das TV-Programm nicht ertrage.)

Sind die Engel genre-kompatibel? Eigentlich eher nicht. Sie fallen aus dem Rahmen, weil sie zuviel Handlung haben. Das wollte ich eigentlich sagen.


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25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever"
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Lapidar
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Beitrag08.07.2013 07:00

von Lapidar
Antworten mit Zitat

Ich bin da eh zweigeteilt:
Ich werde auf ein  Buch meist aufmerksam, weil der Titel mich irgendwie anspricht, und ich dann den Klappentext lese und wenn der dann weiter kitzelt, dann lese ich es. Oder weil es jemand empfohlen hat.
Natürlich habe ich gewisse Vorlieben in Bezug auf Genres.
Wenn ich dann einen Autor gefunden habe, dessen Buch mir gefiel, dann werde ich schauen, dass ich mir die anderen Publikationen von ihm auch besorge.
Langweilig wird es für mich wenn ich dann feststelle, dass der Autor seine Bücher nach Schema F schreibt. Also sozusagen einen Erfolg hatte und dann die folgenden Bücher praktisch gleich aufbaut, nur die Namen sind geändert, das Plot spielt in einer anderen Gegend aber ansonsten eigentlich "Same of a sameness".
Deswegen les ich keinen Dan Brown (mehr) auch Arthur Hailey hat mich da enttäuscht und Simmel fällt in die gleiche Sparte.
T.Pratchett oder E. Goudge auch Jane Austen haben es geschafft, doch recht unterschiedliche Themen zu bearbeiten. Deren Bücher kann ich immer wieder lesen, und habe nicht das Gefühl, dass ich eigentlich das Gleiche zum Xten mal vorgesetzt bekomme. Klar hat auch T.P. inzwischen Schwächen, was sicherlich mit seiner Krankheit zusammenhängt und damit dass man von einem Bestsellerautor anscheinend so ne Art "Scheissjedesjahreinbuchraus" erwartet.
Das ist als Leser.
Als hoffnungsvolle beginnende Autorin hab ich für mich festgestellt: in dem Augenblick wo ich mich zu sehr verbiegen muss,  kann ich nicht mehr schreiben. Ich habe ein Sachbuch angefangen, für das ich sogar einen Interessenten hätte, das jetzt aber seit ca. 6 Monaten liegt. Weil ich einfach die Energie nicht aufbringe, weiter zu machen. Ich sag mir immer wieder dass ich blöd bin, schließlich könnte ich dringend benötigtes Geld damit verdienen, aber ich fühl mich damit nicht wohl und so wird das nichts.
Im U-Bereich hat keiner auf mich gewartet aber ich merke einfach, dass ich da schreiben kann und kreativ bin. Ich habe innerhalb von diesen oben beschriebenen 6 Monaten zwei Rohfassungen von Krimis hingekriegt, habe gestern mit einem dritten Buch angefangen, dass hoffentlich kein Krimi wird. Schreibe lustig Kurzgeschichten für verschiedene Wettbewerbe, konnte schon einen Erfolg verbuchen (Veröffentlichung in einer Anthologie). Ich habe angefangen den einen Krimi gerade zu überarbeiten, bekomme hilfreiche Tipps für das Exposé hier im Forum (und ja ich hasse das Exposé schreiben aber weil mir das Schreiben dieser Geschichten Spaß macht, finde ich auch die Disziplin mich da durchzubeissen).
Es würde mich natürlich extrem freuen, wenn ich einen Verlag finden würde, der von mir überzeugt ist, und eine "treue" Leserschaft, aber ich weiß jetzt schon, dass ich sicherlich nicht wie zum Beispiel Dame Barbara Cartland, die glaube ich 700 Romane geschrieben hat, enden möchte. Wobei am Schluss eigentlich beim Leser nur noch Gähnen ausgelöst wurde. (zumindest bei dieser Leserin.. und NEIN ich hab nicht alle 700 gelesen)


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Bautsen
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B

Alter: 38
Beiträge: 172
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B
Beitrag08.07.2013 09:14

von Bautsen
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agu hat Folgendes geschrieben:


Da sagst Du allerdings was, das ging mir genau heute auch durch den Kopf. All die Regeln für gutes Schreiben werden in sehr vielen Büchern, die sich sehr gut verkaufen, einfach ignoriert. Da draußen gibt es unzählige LeserInnen, die mehr als eine Erzählperspektive verwirrend finden, die sich in Charaktere, die keine Klischees sind, nicht einfühlen können, die den Faden verlieren, wenn man den Hauptplot um eine Nebenhandlung ergänzt und die eine simple Sprache mit möglichst einfachen Verben und kurzen Sätzen sehr zu schätzen wissen, die darüber hinaus aber vier Adjektive vor jedem Substantiv für eine phantasievolle und farbenprächtige Erzählweise halten.


Die Frge ist dann:

Warum wird es überall andersrum geprädigt, wenn es so verkaufsfördernder ist? Ich bin noch Anfänger, aber ich kenne es ja auch nicht anders.

Nur nebenbei:

Ich liebe es viele Fragen aufzuwerfen, viele Nebenplots zu bilden und unvorsehbare Wendungen einzuführen, also werde ich wohl auch nie Erfolg haben. wink


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PatMcCraw
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 22
Wohnort: Mayen


Beitrag08.07.2013 09:15
Zielgruppe
von PatMcCraw
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Akiragirl sagt: Ich denke, es kommt auch immer sehr darauf an, wen man eben erreichen will mit seinen Geschichten.

Genau.
Okay, ich bin keine hauptberufliche Schreiberin. Aber solange ich mir diesen Luxus leisten kann, schreibe ich was mein Herz mir sagt, völlig unabhängig von irgendwelchen Verlagsvorgaben oder Trends.

Als ich mit meinem großen Werk anfing, dachte ich: "Das schreibst du für Frauen, die schon seit Jahrzehnten in ihren Ehen eingebunden sind, in denen der Mann wie ein Stockfisch hartnäckig schweigt, in denen sie sich nicht mehr begehrt fühlen. Ich gebe ihnen eine Hand voll wunderschöner Männer mit phantastischen Fähigkeiten, von denen sie träumen können."

Ich denke, das ist eine äußerst dankbare Zielgruppe. Das sind die Leserinnen von Romance, Vampirromanen, Lara Adrian, Erotik. Und tatsächlich habe ich dankbare Leserinnen (oder schwule Leser... ) und es macht Spaß.
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Ilja
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 56
Beiträge: 56
Wohnort: Malta


Beitrag08.07.2013 09:32
Schwarz und weiss und das Farbspektrum dazwischen....
von Ilja
Antworten mit Zitat

Hi,

sehr schöne und spannende Diskussion. Vor allem, weil mich bei der ganzen Thematik eines umtreibt: Die Frage nach den Extremen oder dem Schwarz und Weiss.

Ich vergleiche diese Problematik mit Massengeschmack und Verlagsdruck selbst gerne mit der Musik. Alle trauern den hochkreativen 60ern und 70ern hinterher, als Musiker noch wegen ihrer Ideen gesignt wurden und sich dann auf Basis eines ihnen vetrauenden Verlags über mehrere Werke einen Namen machen konnten. Selbst in den 80ern gab es dafür noch genügend Beispiele. Heute, da Erfolg durch Airplay (und damit von den grossen Konzernen) bestimmt wird, ist das Ganze zu einer Marketingmaschinerie verkommen. Konsum und daraus folgend Erfolg wird durch Technik und Distributionsstrategen erzeugt.

Die Konsumenten jammern daher zu Recht, dass sie einen Einheitsbrei vorgesetzt bekommen, steuern jedoch durch ihr eher unkritisches Kauf- und Konsumverhalten ihren Teil zu dieser Entwicklung bei. Erst Youtube bzw. das Internet als solches hat eine Plattform geschaffen, auf der neue und unverbrauchte Künstler ihr Ding durchziehen können, ohne an Policy-gesteuerten A&Rs zu scheitern.

Und vielleicht liegt da auch der Schlüssel zur Literatur. Als ich 2011 mein erstes Buch (einen Krimi) geschrieben habe, bin ich bewusst einen halbwegs eigenen Weg gegangen. Natürlich habe ich mich einigen Gesetzen des Genres und des Romans als solchem gebeugt. Das liegt ehrlicherweise daran, dass ich kein Mensch für völlig eigenständige Kunstwerke bin, aber auch daran, dass man meiner Meinung nach selbst aus massentauglicher Kunst etwas eigenes, neues und spannendes machen kann.

Ich habe daher mit einigen Gesetzen der Kriminalstory gebrochen, ebenso war mir wichtig, wenig deutsche Krimis zu lesen, um gar nicht erst in die Versuchung zu geraten, Trends (z.B. dem Einbau sozialkitischer Trenddiskussionen, der Zwang zu gezwungen skurrilen Typen oder die persönliche Verwicklung des Protagoniszten in den Fall) zu übernehmen.

Das Ergebnis war, wie ich finde, ein trotzdem ziemlich dichter Krimi mit viel Background und Figuren, die ich unheimlich gerne mag - gerade wegen ihrer Eigenständigkeit UND ihrer Normalität. Auch werden sie mit einer Story konfrontiert, die sie eher beruflich als menschlich fordert.

Ob das Ganze hinhaut, werde ich erst nächstes Jahr bei Erscheinen wissen (Blanvalet hat den Roman gekauft und VÖ ist Frühjahr 2014). Aber bislang war das Feedback aus der Industrie ziemlich gut.

Fazit: Ich glaube es gibt einen Weg zwischen totaler Individualität und dem industriellen Druck in Richtung eines Massengeschmacks. Letztlich sind auch Verkäufer darauf angewiesen, etwas anzubieten, dass es entweder so noch nicht gegeben hat, oder zumindest irgendeine Art Individualität besitzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Lektor, dem eine in sich stabile Form dieser Individualität präsentiert wird, da nein sagt. Es ist eben die Frage, wie man es verpackt und verkauft - dabei meine ich eher den Stoff, den man einem Verlag anbietet.

Wie gesagt, als Musiker, der Pink Floyd, Gabriel und Konsorten liebt, habe ich immer mit diesem "das klingt wie" Problem zu kämpfen gehabt und meine Lösung darin gefunden, Funktionierendes nicht abzulehnen, weil es schon existiert. Meine Idee war, mein Spiel und Stil selbst individuell zu gestalten und sich einen Dreck darum zu scheren, wenn es bestimmte Songtypen oder Klänge eben schon mal gegeben hat.
 
Ich bin wie gesagt  ein Freund der Veränderung im Kleinen, daher meine Argumentation, dass man selbst in massentauglichen Erzählformen viel Individualität unterbringen kann. Zugegeben, man muss das Glück haben, Lektoren und Agenten zu finden, die das auch erkennen. Aber wenn man sich nicht zu sehr auf die Frage konzentriert, was der Industrie oder den Lesern gefällt (und das in der Folge als Zwang zur Auftragsarbeit empfindet), sondern darauf, was man innerhalb dieser bereits existenten und erwiesen verkaufbaren Form selbst gut findet und diesen Geschmack dann konsequent durchzieht - dann gibt es eine gute Chance, auch in der Massenkompatibiltät eine Eigenständigkeit zu finden.

Greets from the rock Cool
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zwima
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 640
Wohnort: Reihenhausidyll


Beitrag08.07.2013 09:33

von zwima
Antworten mit Zitat

Will die Masse nur Klone?

Ich fürchte ja. Denn sie wollen sich nicht anstrengen beim Lesen und, sie wollen sich von ihrer Erwartung nicht ablenken lassen. Eine Leserin, die zu einer der vielen modernen Märchen-/Liebesgeschichten (ob nun RT, Romantasy, oder SoG Abklatsche) greift, will einen starken (dominanten) Helden, Funkensprühen am besten von Seite 1 an und eine Heldin, die den Helden emotional rettet. Sind diese Dinge zwar vorhanden, aber man muss sie sich erst erlesen, dann ist das anstrengend. Und für diejenigen, für die Lesen nichts anderes ist als Eskapismus, ist jede Anstrengung zu viel.

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf dieses Leseverhalten haben die anderen Medien. In Zeiten, in denen Bücher keine Kapitalanlage mehr sind, stehen sie in direkter Konkurrenz zu anderen Billigmedien. Entscheidet sich ein Konsument pro Buch und gegen Fernsehen, Videospiel, etc. dann erwartet er einen ähnlichen Unterhaltungswert – auf eine ähnlich unkomplizierte Weise präsentiert. Das fernsehprogramm startet mit dem Druck aufs Knöpfchen. Das gleiche erwartet der Medienkonsument beim Buch. In dem Augenblick, wo er es aufschlägt, muss die Geschichte da sein. Und das wird am einfachsten dadurch erreicht, dass die Handlung vorhersehbar ist. Da kann man dann auch die ersten hundert Seiten verzeihen, in denen so etwas wie das Setting erst aufgebaut werden muss, weil man ja ohnehin schon weiß, was kommt.

Was für eine Konsequenz das für jemanden hat, der selber schreibt, mag ich noch nicht absehen. Denn, Herzblut hin oder her, nichts ist erfolgreicher, als Erfolg und positive Rückmeldungen zu bekommen beflügelt (mich zumindest noch) mehr als irgendetwas ätherisches, schwer greifbares wie Selbstverwirklichung. Meine Definition von Kreativität war aber auch schon immer eine etwas andere. Für mich ist ein Mensch kreativ, der Lösungen findet, der „es zum funktionieren“ bringt und dafür seine eigenen Wege findet. Dass Herzblut in dem steckt, was man schreibt, lässt sich doch kaum verhindern. Es ist wie mit den Filmen, mit denen ich im Brotjob arbeite. Viele entsprechen nicht meinem eigenen Geschmack und Sehgewohnheiten, und trotzdem finde ich eigentlich immer irgendwas, bei dem ich mir denke, „wow, das ist interessant, damit kannst du weiterarbeiten, das rechtfertigt es, Konsumenten auf diesen Film hinzuweisen.“

Was mich immer erstaunt und auch ein wenig verärgert ist das Empfinden der Langeweile, das du ja auch ansprichst, sobald die Muster nicht (sofort) eingehalten werden. Zwischentöne, eine langsame Entwicklung, all das scheint keinen Wert zu haben. Was in dem Zusammenhang aber nicht unterschätzt werden darf, ist, glaube ich, der Masseneffekt. Gerade Genreliteratur wird wahnsinnig viel in Fanforen, Facebook, etc. besprochen. Da hypen sich die Mitglieder gegenseitig, stacheln sich an mit „bereits gelesen“-Listen und bilden sich eine Kollektivmeinung zu einem Autor, noch bevor überhaupt etwas von ihm (oder ihr) in Deutschland erschienen ist. Viele Genreerfolge sind meiner Meinung nach zu nicht geringen Teilen auf die hervorragende Fanarbeit der Autoren von Anfang an begründet (prominentestes Beispiel hier mal wieder SoG) . Aber auch in Deutschland funktioniert das. Ich habe da immer ein ganz besonderes Beispiel vor Augen. Diese Autorin schreibt handwerklich hervorragend, keine Frage, aber sie hat es auch geschafft schon vor ihrer ersten Veröffentlichung in diversen Internetforen ein Fanbase aufzubauen, das schon vor der ersten Veröffentlichung an mit ihr mitgefiebert hat, ihre Karriere begleitet hat und ihr die Stange hält, auch wenn sie sich mal etwas weiter aus dem Fenster lehnt und die ein- oder andere Genrekonvention bricht. Da zählt etwas, das die Wirtschaftswissenschaftler schon seit Jahrzenten wissen. Zu erfolgreichem Verkaufen gehört der gesamte Marketingmix. Produkt, Preis, Place, Promotion. Preis und Vertrieb kann man als Autor kaum mitgestalten, aber neben einem qualitativen Produkt auch eine starke Marke anzubieten, muss wahrscheinlich die Regel werden, möchte man in einem stark umkämpften Markt bestehen.  

Vielleicht ist das in der Masse der Klone die Herausforderung. Lesern zeigen, dass Unterhaltung handwerklich nicht schlecht gemacht sein muss (wie viele der Lizenzeinkäufe, die schreiberisch so mies sind, dass man nach spätestens 1 Seite nicht mehr weiterlesen kann).  Dass der Spagat gelingen kann zwischen Handwerk und Unterhaltung. Wer sich dann darüber hinaus auch noch als Marke präsentieren kann, und den Lesern neben seinen Geschichten auch noch einen emotionalen Mehrwert bietet, in dem er sich als „dein Freund und Autor“ präsentiert, hat vielleicht eine Chance darauf auch mit Herz und Seele schreiben zu können.


_________________
HarperCollins:
Winterglück am Meer, Nordlichtträume am Fjord, Sommerzauber am Fjord, Winterküsse unterm Nordstern, Lichter, die vom Himmel fallen, Lichterzauber in Whispering Heights (2024), AT Van (2025)

Piper:
Späte Ernte, AT Moor

Lübbe:
Everything-for-youo-Trilogie, Unter-Haien-Dilogie
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Fuchsia
Geschlecht:weiblichKlammeraffe
F

Alter: 47
Beiträge: 779



F
Beitrag08.07.2013 11:45
Re: Will die Masse immergleiche Klone lesen?
von Fuchsia
Antworten mit Zitat

Liebe Agu,

agu hat Folgendes geschrieben:
Ich habe die Vermutung, dass das mit sehr konkreten Erwartungshaltungen zusammenhängt, die dann so nicht erfüllt werden (...)

Die Leser freuen sich also auf bestimmte Schlüsselpunkte innerhalb des Romans ...


Genau so ist es. Ich würde das aber als Stärke ansehen, nicht als Schwäche. Es gibt bestimmte Schlüsselreize und Plotpoints, die kommen MÜSSEN; weil der Leser sie erwartet, bewußt oder unterbewußt. Das mag man vielleicht einengend finden, wenn du diese Punkte aber kennst, also genau weißt, wo und wie du die Knöpfe drücken musst, hast du die Leser wie Marionetten in der Hand und kannst davor oder danach, machen was du willst, sogar vom Schema abweichen und damit die Nerven des Lesers kitzeln und seine Geduld herausfordern - wenn du weißt, wo du wieder rechtzeitig zurückkehren musst.

agu hat Folgendes geschrieben:
Ich will aber nicht von der Hoffnung abrücken, dass es auch anders gehen muss: Zum Beispiel, indem man das Genre, in dem man schreibt, sehr genau analysiert, bis man es in- und auswendig kennt. Indem man dann die Schlüsselelemente versteht, die das Genre wirklich ausmachen, nicht nur vordergründig, sondern tief unten. Und die dann in den eigenen Entwurf einarbeitet, der eigenständig sein kann, aber im Kern ein reinrassiger Genrevertreter ist.


Vielleicht ist das dein Problem: du schreibst in vielen Genres und ohne jetzt beleidigen zu wollen: Glaubst du, du bist in einen von ihnen wirklich schon richtig tief eingedrungen?
Denn eigentlich wars doch jedesmal "das erste Mal" für dich - sei es bei dem Hawai-Histo oder sei es beim Plotten einer Trilogie für Purpurdämmern (bei dem du vielleicht zu viel in einen ersten Band packen wolltest wink

Nicht aufgeben: Gib dem Leser was er will UND mach dein eigenes Ding !

(Ja, ich weiß, leichter gesagt als getan; bin ja selber Meilen davon entfernt)
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Solanacea
Gänsefüßchen


Beiträge: 30



Beitrag08.07.2013 12:41

von Solanacea
Antworten mit Zitat

Maerchenfee hat Folgendes geschrieben:

Was mich ein wenige nach der Lektüre von ein paar romantisch- erotischen- young adult Liebesromanen schockiert hat, ist das Frauenbild, das da wieder herausgekramt wird. Alle weiblichen Protas waren kleine, naive, jungfräuliche Hascherle, die sich ihrer Schönheit nicht bewusst sind, und wenn es zu Schwierigkeiten kommt, die Schuld bei sich suchen, immer klein bei geben und kuschen. Sogar Aschenbuttel hatte da mehr Arsch in der Hose, wenn ich das mal so schreiben darf. Da fragte ich mich, wollen das die Leser(innen) wirklich? Wenn ich mir den Erfolgt dieser Bücher anschaue, dann heißt die Antwort leider ja.


Das finde ich jetzt interressant : )
Ich hab nämlich genau die gegenteilige Erfahrung, vielleicht weil ich nicht so in der erotischen Section lese aber ich habe das Gefühl dass heute ein mädchenhaftes Mädchen der absolute No-Go Charakter ist. Da wird schneller mit 'Mary-Sue' Tiraden um sich geworfen als man guggen kann. Ich habe das Gefühl dass heutzutage nur noch dieser Typ Mädchen geht der eher burschikos ist, seinen Kopf durchsetzen will und an 'typischen-Mädchen Dingen' überhaupt kein Interesse hat. Arya Stark und und Merida (ok Film und kein Buch)
Sobald ein weiblicher Charakter nicht total emanzipiert ist, wird er abgelehnt, zumindest habe ich diese Erfahrung. Leider Gottes ist da auch die gewählte Zeit egal. Ungeachtet dessen ob Mittelalter, viktorianisch oder 50er, zu dieser Zeit war die Welt eben ein sexistischer Ort. Ich kanns nicht mehr sehen dass man die immer gleichen Rebelllinnen vorgesetzt bekommt : (
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Miranora87
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M

Alter: 37
Beiträge: 90
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M
Beitrag08.07.2013 13:09

von Miranora87
Antworten mit Zitat

Ich bin der Meinung ein Buch sollte in erster Linie unterhalten. Vorallem in witziger, flüssiger Weise.

Das wird auch die Masse Denken. Keiner mag es mehr schwiegig oder langwierig, oder anstrengend.

Das man evtl auch daran liegen, das unsere momentane Welt uns so sehr emotional fordert.
Unsere Sinne sich verstopfen, von dem ganzen Fernsehn, Smartphones, Twitter und Facebook.

Heute ist alles auf kurz, kackig, bündig und möglichst maximal unterhaltsam ausgelegt und
natürlich gewinnend in Form von Geld.

Man muss sich einfach nur eine Frage stellen...

Will ich Geld verdienen und unterhalten, oder eine epischen Meilenstein setzten, den die Masse evtl auch erst in 50 Jahren zu schätzen begreift.
(und dafür entscheidet man sich eigentlich nicht aktiv, man wird dazu getrieben)

Picasso war auch arm und heute werden seine Werke gefeiert. Bingt ihm das was? Heute? Nein! Ist es deswegen schlecht oder gut wie er es gemacht hat? Nein! Denn er hat das getan, was sein Herz ihm gesagt hat und auf mehr kommt es nicht an. Alles andere ist unwichtig.

Evtl kann man auch einen Kompromiss finden. Das man abwechselnd schreib. Ein Buch, was den Käse auf dem Brot finanziert und eines, was einem am Herzen liegt und einem Freude bringt. Natürlich wäre es märchenhaft, wenn beides in einem Vereinbahr wäre, da es aber nicht so ist. Muss man einfach umdenken, und sie fragen was man wirklich will.

Und noch was. Es gibt auch Leser, die etwas komisch sind und eigentlich selbst nicht wissen, was sie eigentlich wollen. Das sind dann auch die, die die Größten Hasskritiken verfassen ....! Ich erkläre: ...

Jemand ließt Shades of Gray.  Ist begeister, ist traurig das es nun zu Ende ist, lüstert irgendwie nach mehr, der Hunger wurde gerade erst geweckt. Also sucht er Gernre bedingt, ähnliche Beute, um seine Phantasien erneut anzufeuern. So weit so gut.

Dieser Jemand kauft sich dann Crossfire, wo im Klapptext, das weitere Strickmuster schon ersehbar ist.

Dieser Jemand liest das Buch und schreib eine schlechte Rezi, wo er den Autor tadelt, alles von Shades of Gray kopiert zu haben. Und mecker und schimpf. Die Frage, die ich mir dabei immer stelle ist.

Dieser Jemand hat doch genau nach dem Beuteschema gesucht, und es bekommen, wo liegt da jetzt das Problem?

Genauso wie alles heulen und stöhnen, das jetzt das Erotik-Gernre explodiert und das das so schwach ist und so blalblalbla

Aber Fakt ist, das diese Bücher gekauft werden, gerne gekauft. Sowas nennt man einfach "aktuellen Trendt" nicht mehr und nicht weniger.
Wenn man es nicht mag, muss man den Trendt ja nicht mitmachen. Zwingt einen ja keiner dazu, aber das gejammer und geheule könnte mal verstummen....

Und die große Schimpferei immer über kopierer.... Ich habe das auch mal so gesehen. Jetzt sehe ich das anders.

Ich zum Beispiel habe Shades of Gray nicht gelesen, wegen dem schlechten Schreibstil (oder der Übersetzung) und diesem inneren Göttin gedöhns.
Dafür habe ich Crossfire gelesen und fand es toll, das mir der Markt eine alternative geboten hat!

Und genau das ist es die Auswahl. Deswegen lese ich nicht gleich jeden Roman nach diesem Muster, weil das meist im Klapptext schon kar wird. Daher kann ich auch nicht verstehen, das alle rumheulen, ooohh ich will keine Millionär trifft Junfrau Geschichten mehr. Aber andere wollen das vielleicht! Schon mal daran gedacht und so lange etwas verkauft wird, wird es auch Nachschub geben. Das ist auch Fakt.
Die Zitone wird so lange gepresst, bis kein Dollar mehr rausfällt. Wer das immer noch nicht weiß, sollte mal die Scheuklappen abnehmen!

Also auf sein Herz hören und seinen eigenen Weg gehen. Wenn man kein Geld mehr hat, auch mal Kompromisse machen, Massentaubliches verfassen, Oder eben nicht und sich eine andere Möglichkeit zum Brötchen verdienen suchen.

Sei eine Äre im Wind oder ein Fels in der Brandung. Das kann man sich immer selbst aussuchen! =)
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Maerchenfee
Geschlecht:weiblichLeseratte

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Beiträge: 187
Wohnort: in der Nähe von Nürnberg


Beitrag08.07.2013 13:33

von Maerchenfee
Antworten mit Zitat

Solanacea hat Folgendes geschrieben:
Das finde ich jetzt interressant : )
Ich hab nämlich genau die gegenteilige Erfahrung, vielleicht weil ich nicht so in der erotischen Section lese aber ich habe das Gefühl dass heute ein mädchenhaftes Mädchen der absolute No-Go Charakter ist. Da wird schneller mit 'Mary-Sue' Tiraden um sich geworfen als man guggen kann. Ich habe das Gefühl dass heutzutage nur noch dieser Typ Mädchen geht der eher burschikos ist, seinen Kopf durchsetzen will und an 'typischen-Mädchen Dingen' überhaupt kein Interesse hat. Arya Stark und und Merida (ok Film und kein Buch)
Sobald ein weiblicher Charakter nicht total emanzipiert ist, wird er abgelehnt, zumindest habe ich diese Erfahrung. Leider Gottes ist da auch die gewählte Zeit egal. Ungeachtet dessen ob Mittelalter, viktorianisch oder 50er, zu dieser Zeit war die Welt eben ein sexistischer Ort. Ich kanns nicht mehr sehen dass man die immer gleichen Rebelllinnen vorgesetzt bekommt : (


Vielleicht trifft das auf die Jugendliteratur zu, in der immer noch "Pippi Langstrumpf"- Charakter gesichtet werden. Doch ich hab die Erfahrung gemacht, wenn in Rezis über die klischeehaften Protas hergezogen wird, dann beschäftigen sich die Verfasser meist selbst mit der Schreiberei. Der schreibunerfahrene Leser macht sich im Großen und Ganzen über solche Dinge keine Gedanken, er will nur unterhalten werden und seine Erwartungen erfüllt sehen.

In den letzten drei Romanen, die ich gelesen hab, um eben dem Geheimins dieser Hypes auf die Spur zu kommen, gab es von Rebellinnen keine Spur. Ich bin jetzt nicht der Fan von burschikosen Mann-Weibern, mag auch die Mädchenhaften, nur sollten die ein gewissen Maß an Selbstachtung besitzen. Es gab innere Monolog überpitzt dargestellt wie z.B.:
"Er behandelt mich zwar wie den letzten Dreck, aber er hat mir ja ein Zimmer zur Verfügung gestellt, da bin ich mal lieber still und ertrage es, sonst wirft er mich noch raus."

Der interessantes Dialog aus diesem Buch war:
Sie: "Wir haben ein Kondom vergessen."
Er: "Ich habe keine Krankheiten."
Sie: "Dann ist es ja in Ordnung."

Alles klar  Shocked


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