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Shall Schneckenpost
S Alter: 24 Beiträge: 12
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S 19.06.2013 17:55 Malum von Shall
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Kurze Gedanken.
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Bin wirklich ich, der das Werk geschaffen hat?
Ein kühler Wind weht mir entgegen. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich hatte die Klinge einfach auf das lebendige Fleisch gedrückt und angefangen, die Zeichnung, die mein Hirn einfach nicht in Ruhe gelassen hatte, zu verwirklichen. Es war für mich mehr als leicht.
Wie ein professioneller Künstler und Chirurg hatte ich die Schnitte geschmeidig geführt. Es war ein schönes, angenehmes Gefühl, den Menschen vor meinen Augen aufzuschlitzen, ihm Schmerzen zuzufügen, die sowohl physisch als auch psychisch seine Spuren hinterlassen würden. Aber letztlich hatte ich mich dazu entschieden, die Qualen mit einem Schnitt durch die Kehle zu beenden. Es war kaum was daneben gegangen.
Nun spaziere ich durch die Straßen und fange jeden Blick, der auf mich gerichtet ist, auf. Ich bin unauffällig, bewege mich unter der Menschenmenge und bin auf der Flucht vor dem Gesetz. Vielleicht komme ich in eine Sicherheitsklinik oder doch eher in den Knast, wenn sie mich finden. Oder werde wegen Unzurechnungsfähigkeit frei gesprochen. Mir ist das so ziemlich gleichgültig. Was ich vor allem will, ist, dieses erregende Gefühl erneut zu erleben - egal, wie ich daran komme. Es kribbelt in der Gegend meiner Lenden so toll, wenn ich daran denke, wie es weiter gewesen sein könnte, wenn mir mehr Zeit zur Verfügung geblieben wäre. Doch leider kann ich nicht jede Stunde ein neues Opfer aufbringen. Dann muss ich mich in der Wartezeit eben mit meinen fantasiereichen Gedanken begnügen, die keine Grenzen kennen.
Ich setze mich auf eine Bank hin. Die Kälte sticht wie Eiszapfen in meinen Allerwertesten. Mich kümmert das nicht. Mein Blick schweift durch den Park, in dem kleine Kinder einem Fußball hinterherrennen, Liebespaare Händchen halten und Jogger mit ihren Hunden laufen. Ab und zu schielen sie zu mir hinüber, als würden sie ahnen, wer ich bin. Ich lache in mich hinein. Natürlich liegt das nur an meiner äußeren Erscheinung. Sie sehen mich an und erblicken einen schmächtigen jungen Mann mit schwarzen Haaren, der in ihnen Mitleid erregt.
Ich beobachte weiter das Treiben um mich herum. Ob sie einmal daran gedacht haben, dass hier unter ihnen ein Schwerverbrecher, ein Monster hockt? Ob sie überhaupt einen Gedanken daran verschwendet haben, dass das Böse in ihrer Gesellschaft weiter existiert und nicht aufhören wird, seine Taten zu vollbringen?
Nach einem theatralischen Seufzer verlasse ich den Park.
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Paradigma Klammeraffe
Alter: 54 Beiträge: 960 Wohnort: Östlich von Westfalen
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19.06.2013 18:47
von Paradigma
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Schwieriges Alter, 13, oder?
Du schreibst wirklich gut - nur deine Themen machen mir Kopfzerbrechen.
Nicht, das ich mit 13 nicht auch ein paar äußerst krude Gedanken gehabt hätte - aber sobald man sie aufschreibt, wirken sie so extrem real.
Du beschreibst die Gefühle, die jemand bei der Ausübung dieser doch extremen Art des Sadismus einhergehen sehr gut, meiner Meinung nach.
Was danach kommt - dieses Schwelgen in "hach, wie bin ich anders, wenn die Leute wüssen, ich freue mich schon auf das nächste Mal" - DAS ist (außer bei einem vollendeten Psychopathen) nicht realistisch.
Ich würde da eher Entsetzen vor sich selber, extreme Schuldgefühle, Verzweiflung erwarten. Eigentlich sollte der Prota sich angesichts des Wissens, das der "Blutdurst" bald wieder kommen wird eher hilflos und seinen extremen Bedürfnissen ausgeliefert fühlen.
Die wenigsten Sadisten können ihre Neigung ganz problemlos in ihr Selbstbild integrieren - die Alltagspersönlichkeit hat ja (im Normalfall) keine sadistischen Züge, wenn die "Geilheit" vorbei ist und der Verstand wieder einsetzt kommt es zu inneren Konflikten.
Ein Psychopath dagegen würde seine Tat vermutlich gar nicht als "böse" einstufen und sich auch nicht an seiner Gefährlichkeit erfreuen - sein Verstand würde ihm raten, vorsichtig und unauffällig zu agieren ... DAS BÖSE, wie du es nennst - das gibt es psychologisch betrachtet nicht. Es gibt nur Menschen mit extremen Bedürfnissen und/oder fehlenden Hemmschwellen.
Nachdenkliche Grüße, Para
_________________ Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will.
William Faulkner |
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Shall Schneckenpost
S Alter: 24 Beiträge: 12
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S 21.06.2013 15:21
von Shall
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Paradigma hat Folgendes geschrieben: | Schwieriges Alter, 13, oder?
Du schreibst wirklich gut - nur deine Themen machen mir Kopfzerbrechen.
Nicht, das ich mit 13 nicht auch ein paar äußerst krude Gedanken gehabt hätte - aber sobald man sie aufschreibt, wirken sie so extrem real.
Du beschreibst die Gefühle, die jemand bei der Ausübung dieser doch extremen Art des Sadismus einhergehen sehr gut, meiner Meinung nach.
Was danach kommt - dieses Schwelgen in "hach, wie bin ich anders, wenn die Leute wüssen, ich freue mich schon auf das nächste Mal" - DAS ist (außer bei einem vollendeten Psychopathen) nicht realistisch.
Ich würde da eher Entsetzen vor sich selber, extreme Schuldgefühle, Verzweiflung erwarten. Eigentlich sollte der Prota sich angesichts des Wissens, das der "Blutdurst" bald wieder kommen wird eher hilflos und seinen extremen Bedürfnissen ausgeliefert fühlen.
Die wenigsten Sadisten können ihre Neigung ganz problemlos in ihr Selbstbild integrieren - die Alltagspersönlichkeit hat ja (im Normalfall) keine sadistischen Züge, wenn die "Geilheit" vorbei ist und der Verstand wieder einsetzt kommt es zu inneren Konflikten.
Ein Psychopath dagegen würde seine Tat vermutlich gar nicht als "böse" einstufen und sich auch nicht an seiner Gefährlichkeit erfreuen - sein Verstand würde ihm raten, vorsichtig und unauffällig zu agieren ... DAS BÖSE, wie du es nennst - das gibt es psychologisch betrachtet nicht. Es gibt nur Menschen mit extremen Bedürfnissen und/oder fehlenden Hemmschwellen.
Nachdenkliche Grüße, Para |
Danke für deinen Kommentar. Zuerst; okay, ich bin jung, und diese Themen sind schon äußerst makaber und sollten Kids in meinem Alter nicht interessieren, aber ich möchte über Dinge schreiben, die die Welt sonst ignoriert oder gar nicht wahrnimmt, Dinge, die für andere nicht nachvollziehbar sind, weil sie es nicht verstehen wollen - so nach dem Motto: "Ja, der ist einfach verrückt. Kann man nicht verstehen."
Nein, psychologisch betrachtet gibt es das "Böse" natürlich nicht. Die Idee mit den Gedanken des Mörders sind mir beim Lesen eines Buches, in dem es ebenfalls um Sadisten bzw. Piqueurismus (schreibt man das so?) geht, durch den Kopf geschossen und die wollte ich unbedingt niederschreiben. Das Buch heißt übrigens "Die Chirurgin" von Tess Gerritsen. Darin behandelt sie die Gedanken eines sadistischen Serienkillers auch - und dieser steht tatsächlich zu seinen Zügen.
Grüße.
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