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Das Leben neu entdecken – Jenna


 
 
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Yessi Anyone
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Beiträge: 9



Beitrag05.06.2013 21:21
Das Leben neu entdecken – Jenna
von Yessi Anyone
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nach den harten Tagen muss ich lange geschlafen haben. Das letzte woran ich mich erinnere, sind die wütenden Menschenmasse vor denen ich mich im letzten Moment verstecken konnte und jetzt ist alles ruhig.

Einmal die Arme ausstrecken, die fühlen sich so steif an. „Sie wird wach, sie wird wirklich wieder wach.“
Das ist die Stimme meines Mannes, wie er mich wohl gefunden hat. Ich öffne meine Augen, ja das ist Darius. Wie alt er aussieht. Ich spreche seinen Namen aus – aber es kommt nur ein Röcheln.
Da nehme ich erst wahr, wo ich bin, es sieht nach einem Krankenhaus aus – und doch habe ich so ein Zimmer noch nie gesehen.

Eine fremde Frau kommt auf mich zu. „Hallo Frau Storrbold, es muss für Sie alles etwas verwirrend sein. Sie haben lange geschlafen. Deshalb mussten wir einen Zugang über Ihren Mund legen. Den werde ich gleich entfernen. Ihr Mann wird ihnen jetzt erst mal einiges erklären.“
Was redet die Frau. Lange geschlafen, wie lange soll das denn wohl gewesen sein. Ich verstehe nicht wirklich, was sie da erzählt hat. Darius greift meine Hand. Er sieht wirklich alt aus. Jetzt lächelt er.

Wie kann er überhaupt hier sein. „Liebling, ich habe immer geglaubt, dass du wieder wach wirst. So feste, dass ich nicht erlaubt habe die Geräte abzuschalten.“
Von welchen Geräten redet er, ich sehe keine.
„Weißt du Jenna, meine Schatz ich dachte, wir hätten dich verloren. Damals hat dich dein Bruder George gefunden. Mehr tot als lebendig. Du hast aber immer weitergeatmet und nach einigen Tagen hatten sich die schlimmsten Schlachten beruhigt und wir konnten dich endlich in ein Gesundheitshaus bringen. Keiner hat dir eine Chance gegeben, aber es war die ganzen Jahre immer“
Ich bäumte mich auf – Jahre, wie viele Jahre lag ich wohl hier. War Darius so alt wie er aussah.
Darius legt beruhigend seine Hand auf meine Schulter. Ich atme etwas leichter. „Also die ganzen Jahre war immer einer von der Familie bei dir – immer. Deine und meine Geschwister, unsere Kinder und alle Freunde und Bekannte. Jeder hat für dich gesorgt und wir alle haben nie die Hoffnung aufgegeben.“
Darius weint – aber das müssen wohl Freudentränen sein, denn er lächelt.

Die fremde Frau schaut mich an. „Kann ich jetzt Ihren Mund freimachen. Nicken Sie, wenn es für Sie OK ist!“ Ich nicke, wie soll ich sonst sprechen können.
Es ist unangenehm, als sie den Schlauch aus dem Hals zieht. Der Hals fühlt sich irgendwie rau an. Ob ich wohl sprechen darf, die Frau nickt, als ob sie mich verstanden hat.
„Darius“ so ist der Gedanke  in meinem Kopf geformt, was da aus meinem Mund rauskommt ist aber nur ein Röcheln.
„Das wird wieder, das wird wieder, wir müssen nur etwas Geduld haben“. An diesem Tag, dem ersten Tag meines wiedergefundenen Lebens, fühle ich mich überfordert von den Gedanken.

Darius sagt mir, dass ich fast zwanzig Jahre im Koma lag. Zwanzig Jahre –ich war gerade Anfang dreißig als ich ins Koma gefallen war und nun hatte ich meinen fünfzigsten Geburtstag verschlafen.

Meine Kinder kommen gleich, ob ich sie wohl erkennen werde. Meine kleine Lucky, mein kleiner Finn und Baby Will. Fast zwanzig Jahre, die Kinder sind erwachsen.

Darius strahlt die drei jungen Menschen in der Tür an. Sind das die Kinder. Da sind sie alle bei mir. Sie sagen „Mama“ und sie weinen. Sie sehen gut aus, gesund und gar nicht abgehetzt. Was in den zwanzig Jahren wohl alles passiert ist.
Alle drei leben, Darius hat sie groß bekommen. Wie das nur möglich ist?

Zwei Wochen später.

Ich bin im Heilungshaus. Die Welt wurde umbenannt – so viel habe ich begriffen.
Sprechen kann ich auch wieder, langsam und leise, aber es geht. Auch mit dem Gehen klappt es, seit einer Woche halten mich meine Beine wieder.
Ein gutes Gefühl. Als ich in den Spiegel schauen durfte, habe ich mich erschrocken. Auch ich war älter geworden. Ganz langsam begriff ich persönliche Dimension.
Meine Eltern und auch Darius Eltern lebten nicht mehr. Meine Mutter war bis vor einem Jahr noch fast täglich bei mir gewesen und war auch neben meinem Bett gestorben. Wie sehr ich sie vermisste.

Heute holt mich meine Familie ab und ich werde das erste Mal die neue Welt sehen. In den Gesprächen der letzten Tage hat Darius und auch meine Geschwister mir viel erklärt. Er sagt, es ist ein gutes Leben, ein Leben ohne Angst. Ein Leben, für das es sich zu Leben lohnt.

Vier Wochen später

Zwanzig Jahre, wow. Ich gehe mit meiner erwachsenen Tochter in die Gemeinschaft. Es gibt Menschen, die mich noch von früher kennen, Menschen, die meine Familie die ganzen Jahre unterstützt haben und alle diese Menschen kommen auf mich zu. Immer mit einer Geste, ob es recht ist.
Darius hat es so mit den Leuten ausgemacht, damit ich nicht überfordert werde. Und wenn ich mit wem keinen Kontakt in dem Moment möchte, ist es auch gut. Sie lächeln mich an und sagen „Bis später, lasse dir Zeit“.

Lucky strahlt. Sie hat mir gesagt, dass der Papa immer davon überzeugt war, dass ich aufwache „Denn du bist einer der Menschen, der den letzten Impuls gab.“

Damals war ich für das Anzünden des Feuerstapels zuständig gewesen. Dadurch sollten die Menschenmassen aus der Stadt geleitet werden. Diese Menschen hatten sich von überall zusammengerauft, weil es einfach zu wenig zum Essen gab. Und wir hatten auch zu wenig. „Mama, als sie dich dann gefunden hatten, da ging ein Ruck durch die Menschen – die Fremden und die Einheimische – so ging es nicht weiter. Papa hat sich mit den andern zusammengetan.
Die Großeltern haben in der Zeit auf uns aufgepasst. Und gemeinsam haben die Erwachsenen beschlossen, dass jetzt gemeinsame Sache gemacht wird. Die Regierenden und Mächtigen wollten die Forderungen erst nicht akzeptieren! Da die meisten Menschen einfach nur satt zu essen und ein friedliches Leben wollten, waren diese erstens in der Überzahl und zweitens nicht mehr bereit für das tolle Leben einiger weniger immer am Existenzminimum zu leben.“

Es ist wirklich ein gutes Leben. Meine letzten Erinnerungen an früher war immer die Sorge, wie ich die Kinder satt bekomme. Wir gehen jetzt zum gemeinsamen Garten und wenn wir wollen, gibt es in der Gemeinschaftsküche einfach was zu essen.

Will hatte mir erklärt, dass jeder seinen Beitrag leistet in den ganz verschiedenen Bereichen. Und so werden alle satt. Mein Baby ist auch erwachsen.

Ich habe mir die Bilder angesehen von meinen Kindern, wie sie immer größer wurden. Und immer freudevoller. Alle haben sich gekümmert, sie sind bei mir gewesen und habe mir Geschichten erzählt. Die Geburtstage wurden nach und nach immer schöner. Denn es wurde nach dem Bau der Gemeinschaftsküche immer dort gefeiert, mit allen, die auch Geburtstag haben.

Einige Dinge sind so anders, dass ich diese noch nicht begreife – aber das verlangt auch keiner von mir. Darius sagt ganz klar, ich habe mindestens noch ein halbes Jahr Zeit, bevor ich mir Gedanken machen sollte, was ich den für die Gemeinschaft beitragen möchte.
Aber bei einigen Dingen juckt es mich in den Fingern. Und ich darf mich auf diese Dinge freuen, denn „Jeder darf das machen, worauf er Lust hat, wenn es für die Gemeinschaft gut ist!“.

Ein Jahr nach dem Aufwachen

Heute gehen wir alle gemeinsam zum Gesundheitshaus. Dort, wo ich viele Jahre gelegen habe.

Mir geht es gut, meine Kräfte sind wieder gekommen – natürlich nicht mehr so, wie vor zwanzig Jahren, aber so, dass ich alles was ich mag erledigen kann.
Bisher habe ich mich noch nicht entschieden, was ich auf Dauer machen möchte. Ich habe aber schon in ganz viele Bereiche reingeschnuppert. Und so viele Dinge machen Spaß.
Damals hatte ich keine Zeit dazu. Wenn ich heute zu wenige Stunden habe, dann gehe ich in die Küche und trage mich dort ein, oder ich betreue die Ziegenherde oder ich bügle die Wäsche.

Es war ein kleines Wunder das ich wieder aufgewacht bin – das größte Wunder ist für mich, dass es wirklich ein gutes Leben ist.

________________________

Wo ich die Geschichte einsortieren soll, weiß ich nicht, es spielt in der Zukunft aber ist es deshalb Science Fiction?

Ich freue mich über konstruktive Kritik. Danke  Yessi



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Nora_Sa
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Beitrag06.06.2013 12:42

von Nora_Sa
Antworten mit Zitat

Hallo Yessi,

dann wollen wir mal ... Du hast einen Text veröffentlicht, also gehe ich davon aus, du bist an Lesern interessiert und vermutlich willst du auch, dass ich deinen Text bis zum Ende lese und nicht irgendwo mittendrin aufhöre.
Lesen tue ich aber nur so lange, wie die Geschichte noch spannend ist. Sobald du also sämtliche Probleme löst, höre ich auf zu lesen. (Manchmal liest man zwar aus anderen Gründen trotzdem weiter, etwa weil man den Autor kennt oder seine Sprache so schön findet, aber grundsätzlich gilt das Gesetz: Ohne Spannung keine Leser!)

Spannung gibt es in deiner Geschichte durchaus. Ganz am Anfang fragte ich mich, wie lange Jenna wohl geschlafen hat, dann erfuhr ich aus dem Satz ihres Mannes etwas von «Schlachten» und später sogar von einer neuen Welt, in der es neue Begriffe gibt.
Das ist als Spannungsbogen gar nicht übel, doch leider zerstörst du die Spannung größtenteils dadurch, dass du Jenna eine Familie zur Seite stellst, die perfekter nicht mehr sein könnte.
Alles läuft gut. Es gibt keine Probleme, jeder liebt jeden und nirgendwo ist auch nur die Spur von Streit zu finden. Ich weiß nicht, welchen Hintergrund du dir für diese Welt ausgedacht hast, doch wenn es wirklich Schlachten, sprich Kriege, gegeben hat, dann war die Welt vermutlich keine heile Welt und vielleicht ist sie es noch immer nicht.

Leider erzählst du mir von solchen Gefahren nichts, stattdessen beschreibst du - wie schon erwähnt - eine Familie, die einfach viel zu perfekt ist. Ich behaupte mal ganz brüsk, dass niemand, absolut niemand auf dieser Welt eine so perfekte Familie hat wie Jenna. Wink
Du schreibst, es war zu jeder Minute jemand an Jennas Bett. Bist du dir sicher, dass eine Familie eine solche Belastung über 20 Jahre aushält? Erst Recht, wenn doch da Schlachten geschlagen werden? Also ich kann dir nur sagen, wenn mein Mann oder sogar mein Kind für 20 Jahre im Koma liegt, dann könnte ich nicht ständig dabei sitzen. Die ersten Monate würde ich es noch versuchen, doch irgendwann würde mir die Kraft ausgehen, denn schließlich muss ich ja auch noch Geld verdienen, schlafen und 20 Jahre keinen Urlaub haben klingt auch ziemlich hart. Jennas Mann musste sich außerdem um die Kinder kümmern, als sie noch klein waren ... Nee, alles zusammen genommen erscheint es mir doch sehr unwahrscheinlich, dass ständig jemand da war.
Und dann sind da noch die perfekten Kinder, die Verwandten, Freunde und Bekannte... Schon wieder gibt es keine Probleme und ich frage mich, warum ich den Text weiter lesen soll?

Ich beschreibe dir mal ein anderes Szenario...
Was wäre denn, wenn der Vater in den gesamten 20 Jahren irgendwann mal so einsam war, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat? Was wäre, wenn die Kinder diese neue Frau als Mutter kennen- und lieben gelernt hätten?
Was wäre, wenn die Schlachten zwar geschlagen wurden, aber die Welt, so wie es sie jetzt gibt auch nicht perfekt ist? Wenn Gebäude zerstört sind, manche Menschen vielleicht sogar Hunger leiden müssen?
Was wäre, wenn Jenna vielleicht sogar gar keine Familie hatte und man Menschen die so lange im Koma liegen längst hätte sterben lassen? Dann hätte Jenna vielleicht eine Gabe oder würde etwas wissen, weswegen man sie am Leben lies ...
Der Ausgangspunkt in einer um 20 Jahre gealterten Welt aufzuwachen ist grundsätzlich sehr faszinierend. Es bieten sich viele Gelegenheiten für Konflikte und ich bin neugierig auf die Veränderungen der neuen Welt. Aber wenn du mich als Leser behalten möchtest, dann sei vorsichtig mit glücklichen Szenen. Denn wenn ich das Gefühl habe, deiner Jenna geht es so gut, dass sie eigentlich gar keine Probleme hat, dann lege ich deine Geschichte weg.

Zum Schluss hätte ich noch einen letzten Punkt:
Vergleiche mal deine Art Dialoge aufzuschreiben mit der in Büchern gängigen Praxis. Du vernachlässigst die Fragezeichen sehr oft und üblicherweise wird die wörtliche Rede in eine neue Zeile gesetzt. Viele Autoren schreiben auch Gedanken, die eins zu eins gedacht werden kursiv. Muss man natürlich nicht machen, doch den meisten Menschen fällt es dadurch leichter den Text zu verstehen.
Ich habe mal einen Textabschnitt von dir überarbeitet und auch Darius weniger perfekt auftreten lassen. Kannst mir ja sagen, ob es dir gefällt oder ob du deine Version lieber mochtest.

LG: Nora

„Liebling, ich habe so gehofft du wirst wieder wach. So fest, dass ich nicht erlaubt habe die Geräte abzuschalten.“
Von welchen Geräten redet er, ich sehe keine.
„Wir dachten, wir hätten dich verloren. Nach einigen Tagen hatten sich die schlimmsten Schlachten beruhigt und wir konnten dich endlich in ein Gesundheitshaus bringen. Keiner hat dir eine Chance gegeben, aber es waren die ganzen Jahre immer ...“
Ich bäumte mich auf. Jahre?! Wie viele Jahre lag ich hier? Ist Darius so alt, wie er aussieht?


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Yessi Anyone
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Beitrag06.06.2013 13:18

von Yessi Anyone
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Hallo Nora,

danke.
die wörtliche Rede und die Gedanken, sowie die Fragezeichen, ja die werde ich auf jeden Fall überarbeiten.

Eine perfekte Welt, gut ich verstehe, dass dies sehr ungalubwürdig erscheint ohne die Zusammenhänge.
____
Dies ist eine Geschichte, die in einer Welt nach dem Tag des Handelns passiert.

Die Welt hat sich in eine Welt im WIR verändert. Natürlich gibt es Konflikte, nur diese sind im Normalfall schnell beseitigt.

In den ersten Jahren war sicherlich nicht alles einfach - nach zwanzig Jahren waren die Menschen auf einem guten Miteinander eingespielt.

_____

So weit zu dem, was mich zu dieser "perfekten Welt" für Jenna und Ihre Familie inspiriert hat.

Deine Anmerkungen werde ich auf diese Kurzgeschichte und auch besonders auf meine beiden Bücher wirken lassen.
Denn dass ist der Grund, warum ich gerade diesen Text genommen haben.
Er ist der einzige, der alleine steht, die andern sind bedeutend länger.

Ich werde die Aspekte für die Überarbeitung des Textes nutzen. es kann aber ein paar Tage dauern.

Ich sende dir einen Sonnenstrahl

Yessi


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Yessi Anyone
Schneckenpost


Beiträge: 9



Beitrag06.06.2013 15:35
Überarbeitete Version
von Yessi Anyone
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nach den harten Tagen muss ich lange geschlafen haben. Das letzte woran ich mich erinnere, sind die wütenden Menschenmasse vor denen ich mich im letzten Moment verstecken konnte und jetzt ist alles ruhig.

Einmal die Arme ausstrecken, die fühlen sich so steif an. „Sie wird wach, sie wird wirklich wieder wach.“
Das ist die Stimme meines Mannes, wie er mich wohl gefunden hat. Ich öffne meine Augen, ja das ist Darius. Wie alt er aussieht. Ich spreche seinen Namen aus – aber es kommt nur ein Röcheln.
Da nehme ich erst wahr, wo ich bin, es sieht nach einem Krankenhaus aus – und doch habe ich so ein Zimmer noch nie gesehen.

Eine fremde Frau kommt auf mich zu. „Hallo Frau Storrbold, es muss für Sie alles etwas verwirrend sein. Sie haben lange geschlafen. Deshalb mussten wir einen Zugang über Ihren Mund legen. Den werde ich gleich entfernen. Ihr Mann wird ihnen jetzt erst mal einiges erklären.“
Was redet die Frau. Lange geschlafen, wie lange soll das denn wohl gewesen sein. Ich verstehe nicht wirklich, was sie da erzählt hat. Darius greift meine Hand. Er sieht wirklich alt aus. Jetzt lächelt er.
Wie kann er überhaupt hier sein? „Liebling, ich habe immer geglaubt, dass du wieder wach wirst. So fest, dass ich nicht erlaubt habe die Geräte abzuschalten.“
Von welchen Geräten redet er, ich sehe keine.
„Weißt du Jenna, meine Schatz ich dachte, wir hätten dich verloren. Damals hat dich dein Bruder George gefunden. Mehr tot als lebendig. Du hast aber immer weitergeatmet und nach einigen Tagen hatten sich die schlimmsten Schlachten beruhigt und wir konnten dich endlich in ein Gesundheitshaus bringen. Keiner hat dir eine Chance gegeben, aber es war die ganzen Jahre immer“
Ich bäumte mich auf – Jahre!? Wie viele Jahre lag ich wohl hier? War Darius so alt wie er aussah?

Darius legt beruhigend seine Hand auf meine Schulter. Ich atme etwas leichter. „Also die ganzen Jahre war jeden Tag einer von der Familie bei dir, meistens für ein paar Stunden. Deine und meine Geschwister, unsere Kinder und alle Freunde und Bekannte. Jeder hat für dich gesorgt und wir alle haben nie die Hoffnung aufgegeben.“
Darius weint – aber das müssen wohl Freudentränen sein, denn er lächelt.

Die fremde Frau schaut mich an. „Kann ich jetzt Ihren Mund freimachen. Nicken Sie, wenn es für Sie OK ist!“
Ich nicke, wie soll ich sonst sprechen können?
Es ist unangenehm, als sie den Schlauch aus dem Hals zieht. Der Hals fühlt sich irgendwie rau an. Ob ich wohl sprechen darf, die Frau nickt, als ob sie mich verstanden hat.
„Darius“ so ist der Gedanke in meinem Kopf geformt, was da aus meinem Mund rauskommt ist aber nur ein Röcheln.
„Das wird wieder, das wird wieder, wir müssen nur etwas Geduld haben“. An diesem Tag, dem ersten Tag meines wiedergefundenen Lebens, fühle ich mich überfordert von den Gedanken.

Darius sagt mir, dass ich fast zwanzig Jahre im Koma lag. Zwanzig Jahre!  – Ich war gerade Anfang dreißig als ich ins Koma gefallen war und nun hatte ich meinen fünfzigsten Geburtstag verschlafen.

Meine Kinder kommen gleich, ob ich sie wohl erkennen werde. Meine kleine Lucky, mein kleiner Finn und Baby Will. Fast zwanzig Jahre, die Kinder sind erwachsen.

Darius strahlt die drei jungen Menschen in der Tür an. Sind das die Kinder. Da sind sie alle bei mir. Sie sagen „Mama“ und sie weinen. Sie sehen gut aus, gesund und gar nicht abgehetzt. Was in den zwanzig Jahren wohl alles passiert ist.
Alle drei leben, Darius hat sie groß bekommen. Wie das nur möglich ist?

Zwei Wochen später.

Ich bin im Heilungshaus. Die Welt wurde umbenannt – so viel habe ich begriffen.
Sprechen kann ich auch wieder, langsam und leise, aber es geht. Auch mit dem Gehen klappt es, seit einer Woche halten mich meine Beine wieder.
Ein gutes Gefühl. Als ich in den Spiegel schauen durfte, habe ich mich erschrocken. Auch ich war älter geworden. Ganz langsam begriff ich persönliche Dimension.
Meine Eltern und auch Darius Eltern lebten nicht mehr. Meine Mutter war bis vor einem Jahr noch fast täglich bei mir gewesen und war auch neben meinem Bett gestorben. Wie sehr ich sie vermisste.

Heute holt mich meine Familie ab und ich werde das erste Mal die neue Welt sehen. In den Gesprächen der letzten Tage hat Darius und auch meine Geschwister mir viel erklärt. Er sagt, es ist ein gutes Leben, ein Leben ohne Angst. Ein Leben, für das es sich zu Leben lohnt.

Vier Wochen später

Zwanzig Jahre, wow! Ich gehe mit meiner erwachsenen Tochter in die Gemeinschaft. Es gibt Menschen, die mich noch von früher kennen, Menschen, die meine Familie die ganzen Jahre unterstützt haben und alle diese Menschen kommen auf mich zu. Immer mit einer Geste, ob es recht ist.
Darius hat es so mit den Leuten ausgemacht, damit ich nicht überfordert werde. Und wenn ich mit wem keinen Kontakt in dem Moment möchte, ist es auch gut. Sie lächeln mich an und sagen „Bis später, lasse dir Zeit“.

Lucky strahlt. Sie hat mir gesagt, dass der Papa immer davon überzeugt war, dass ich aufwache „Denn du bist einer der Menschen, der den letzten Impuls gab.“

Damals war ich für das Anzünden des Feuerstapels zuständig gewesen. Dadurch sollten die Menschenmassen aus der Stadt geleitet werden. Diese Menschen hatten sich von überall zusammengerauft, weil es einfach zu wenig zum Essen gab. Und wir hatten auch zu wenig.

 „Mama, als sie dich dann gefunden hatten, da ging ein Ruck durch die Menschen – der Fremden und der Einheimischen – so ging es nicht weiter. Papa hat sich mit den andern zusammengetan.
Die Großeltern haben in der Zeit auf uns aufgepasst. Und gemeinsam haben die Erwachsenen beschlossen, dass jetzt gemeinsame Sache gemacht wird. Die Regierenden und Mächtigen wollten die Forderungen erst nicht akzeptieren!
Da die meisten Menschen einfach nur satt zu essen und ein friedliches Leben wollten, waren diese erstens in der Überzahl und zweitens nicht mehr bereit für das tolle Leben einiger weniger immer am Existenzminimum zu leben.“

Es ist wirklich ein gutes Leben. Meine letzten Erinnerungen an früher war immer die Sorge, wie ich die Kinder satt bekomme. Wir gehen jetzt zum gemeinsamen Garten und wenn wir wollen, gibt es in der Gemeinschaftsküche einfach was zu essen.

Will hatte mir erklärt, dass jeder seinen Beitrag leistet in den ganz verschiedenen Bereichen. Und so werden alle satt. Mein Baby ist auch erwachsen.

Ich habe mir die Bilder angesehen von meinen Kindern, wie sie immer größer wurden. Und immer freudevoller.
Alle haben sich gekümmert, sie sind bei mir gewesen und habe mir Geschichten erzählt. Die Geburtstage wurden nach und nach immer schöner. Denn es wurde nach dem Bau der Gemeinschaftsküche immer dort gefeiert, mit allen, die auch Geburtstag haben.

Einige Dinge sind so anders, dass ich diese noch nicht begreife – aber das verlangt auch keiner von mir. Darius sagt ganz klar, ich habe mindestens noch ein halbes Jahr Zeit, bevor ich mir Gedanken machen sollte, was ich den für die Gemeinschaft beitragen möchte.
Aber bei einigen Dingen juckt es mich in den Fingern. Und ich darf mich auf diese Dinge freuen, denn „Jeder darf das machen, worauf er Lust hat, wenn es für die Gemeinschaft gut ist!“.

Ein Jahr nach dem Aufwachen

Heute gehen wir alle gemeinsam zum Gesundheitshaus. Dort, wo ich viele Jahre gelegen habe.

Mir geht es gut, meine Kräfte sind wieder gekommen – natürlich nicht mehr so, wie vor zwanzig Jahren, aber so, dass ich alles was ich mag erledigen kann.
Bisher habe ich mich noch nicht entschieden, was ich auf Dauer machen möchte. Ich habe aber schon in ganz viele Bereiche reingeschnuppert. Und so viele Dinge machen Spaß.
Damals hatte ich keine Zeit dazu. Wenn ich heute zu wenige Stunden habe, dann gehe ich in die Küche und trage mich dort ein, oder ich betreue die Ziegenherde oder ich bügle die Wäsche.

Es war ein kleines Wunder das ich wieder aufgewacht bin – das größte Wunder ist für mich, dass es wirklich ein gutes Leben ist.


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Nora_Sa
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Beitrag06.06.2013 16:31

von Nora_Sa
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Zitat:
Eine perfekte Welt, gut ich verstehe, dass dies sehr ungalubwürdig erscheint ohne die Zusammenhänge.


Es geht nicht (primär) darum, ob es unglaubwürdig wirkt. Es darum, dass man keine Geschichten liest, in denen es keine Reibung gibt. Wenn dieser Text das Ende einer Geschichte ist, ja, das wäre wohl okay. Wenn es eine Ruhepause nach einer Schlacht wäre... Gut, auch dann würde man vielleicht weiterlesen (vorausgesetzt man wittert noch Konflikte, an deren Lösungen man interessiert ist) - doch wenn nicht von alledem vorhanden ist, wird es schlichtweg uninteressant.


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Yessi Anyone
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Beitrag06.06.2013 17:41

von Yessi Anyone
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es sollen verschiedene Episoden aus der Zeit nach dem Tag des Handelns werden. Ein Erwachen in einer Zeit, die zum Zeitpunkt des letzten Erinnerung undenkbar gewesen wäre.

Die verschiedenen Geschichten sind als Bewusstsein gedacht und es wird konfliktreichere Geschichten geben.

Ich freue mich, wenn du evtl. das Buch lesen magst.

Ich weiß nocht, ob ich die Webseite hier angeben darf, deshalb verzichte ich lieber darauf.


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Babella
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Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag06.06.2013 18:38

von Babella
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Yessi, hast du eigentlich verstanden, was Nora sagen wollte? Sie hat sich richtig Arbeit gemacht, und, wie ich finde, trifft sie die wunden Punkte genau, aber du willst ihre Anmerkungen offenbar nicht annehmen und verweist auf Texte, die wir hier nicht lesen können.

Hic Rhodos, hic salta! Zeige hier, was du kannst, nicht irgendwo in den Tiefen des Webs.

Mir fehlen in der Geschichte auch Konflikte. Und Tiefe. Es sind ja doch existentielle Dinge, die da verhandelt werden, aber was die Prota beschäftigt, scheint zu sein, dass Darius alt geworden und die Mutter gestorben ist. Ansonsten ist, nach der Aufwachphase, alles eitel Sonnenschein - das finde ich naiv. Soll das ein Märchen sein - ein Leben ohne Angst, und zur Entspannung die Ziegenherde streicheln - als Buch fände ich das ärgerlich.

Und solche Sätze:

„Jeder darf das machen, worauf er Lust hat, wenn es für die Gemeinschaft gut ist!“

finde ich, mit Verlaub, schlimm. Diese Art von Utopien sind immer wieder gründlichst schiefgegangen.
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Altair
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Beiträge: 48



Beitrag06.06.2013 19:07

von Altair
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Hallo Yessi

darf ich eine Frage zu Deiner Geschichte stellen?

Was passiert eigentlich mit den Menschen, die sich - nach den Tagen des Handelns - diesem wunderbaren WIR entziehen wollen? Die sich nicht gemeinschaftlich in irgendwelchen Heilungshäusern, Wäsche faltend ( oder Ziegen hütend )wiederfinden wolllen?
Was macht deine schöne neue Welt mit denen, die lieber ein Ich bleiben statt zu einem Wir mutieren wollen?

ich bin gespannt, wie diese Geschichte weitergeht...

Altair
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Yessi Anyone
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Beiträge: 9



Beitrag06.06.2013 19:15

von Yessi Anyone
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Hallo Babella,

ich habe verstanden, dass es Nora an einer Art Spannung fehlt, die in Geschichten normalerweise vorhanden sind.

Es mag auch sein das Utopien, in denen die Menschen wirklich nach den eigenen Wünschen das Miteinander gestalten, als unmöglich gesehen werden.

Meine Vision ist, dass Menschen durch das, was sie lesen und erleben geprägt werden.

Ein hochgelobtes Buch - das super geschrieben ist, sind die "Tribute von Panem",  Spannung bis zur letzten Sekunde - bereitet mir Bauchschmerzen.
Es gibt viele Jugendliche, die diese Geschichten weiterschreiben und sich in diese Welt flüchten.

Sie werden geprägt, wie von allen Dingen, mit denen wir uns beschäftigen.

Wenn es dann wirklich extrem wird, werden sich die Menschen dann wehren oder werden diese es einfach mit sich machen lassen. Denn sie sind schon darauf irgendwie programmiert.

Ich schreibe bewusst vom guten Miteinander und hole die Spannung aus anderen Elementen.

Ob das wie ich es beschreibe reicht, um wirklich gelesen zu werden, dass weiß ich nicht.

Ich schreibe, weil ich Impulse in eine Welt geben möchte, die von Menschen im Höher, Schneller, Weiter gelebt wird. Viele Menschen bleiben auf der Strecke, einfach, weil sie nicht mithalten können.

Für mich finde ich es wichtig, dass ich mir jetzt diese Gedanken mache, denn ohne gelesen zu werden, wird der beste Ansatz nicht für das Weiterdenken genutzt.

Also stecke ich im Zwiespalt. Ich kann viele Krisenpunkte einbringen - aber ob in der Zeit des Komas Darius auch ein Privatleben als Mann hatte, dafür ist in einem solchen Moment sicherlich wenig Raum, das kommt dann, wenn es um das wirkliche Zusammenleben geht.

Wenn dann in einer ruhigen Stunde Jenna und Darius darüber reden, dann werden die beiden sich damit auseinander setzen. Wenn sie sich dann füreinander entscheiden, muss es nicht wirklich in die Handlung einer Kurzgeschichte hinein. Wenn es zu einer Trennung kommt natürlich schon.

Danke, für deine Antwort, diese wird mich sicherlich innerlich beschäftigen.
Ich sende dir ein Lächeln
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Yessi Anyone
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Beitrag06.06.2013 19:26

von Yessi Anyone
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Hallo Altair,

jeder Mensch hat auch wenn dass WIR gelebt wird ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben. Jeder entscheidet sich bewusst, was er möchte. Nur wer gegen die vier grundsätzlichen Regeln des Zusammenlebens Probleme hat, der wird es sicherlich schwer haben.

1. Jeder Mensch ist wertvoll, ebenso alles andere Leben auf dieser Erde.
2. Ich kenne meine Grenzen und Bedürfnisse und ich achte die Grenzen und Bedürfnisse des Anderen.
3. Überall ist es möglich durch den eigenen Einsatz ein gutes Leben zu führen.
4. Die Erde ist unsere Heimat, wir sind gemeinsam dafür verantwortlich, dass diese noch für viele Generationen von Menschen, Tieren, Pflanzen und allen anderen Lebewesen eine Heimat bleiben wird.

Es sind Regeln, die ein jeder Mensch einhalten kann und die die Grenzen nur dort setzen, wo andere Menschen oder das Leben auf der Erde gefährdet wird.
Der Weg in eine solche Welt ist sicherlich steinig und ich freue mich, wenn es nur ein Stückchen in diese Richtung gehen kann.
Mit meinem Namen habe ich eine jimdo-Webseite, da geht es dann auch zur Geschichte.
Die Fertige, die die Welt in gut 50 Jahren und die Neue, die den Weg zum Umdenken beschreibt.

Mein persönlicher Antrieb ist der Wunsch meinen Kindern und Kindeskindern in eine gute Zukunft zu entlassen.

Und selbst noch zu erleben, dass es wirklich besser wird.


Ich schicke dir einen Sonnenstrahl
Yessi


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Nora_Sa
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Beitrag06.06.2013 19:43

von Nora_Sa
Antworten mit Zitat

Uff, und ich dachte immer ich wäre ein optimistischer Mensch.  Laughing

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Nicki
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Beitrag06.06.2013 21:16

von Nicki
Antworten mit Zitat

Hallo,
ich denke schon den ganzen Nachmittag über deinen Text nach und mir kommt es ein bisschen vor wie ein Märchen.
Ein wunderschönes Märchen, in dem am Schluss die Prinzessin den Prinzen bekommmt "und wenn sie nicht gestorben sind, ..."
Wenn ich die folgende Aussage betrachte:
Zitat:
Und gemeinsam haben die Erwachsenen beschlossen, dass jetzt gemeinsame Sache gemacht wird. Die Regierenden und Mächtigen wollten die Forderungen erst nicht akzeptieren!
Da die meisten Menschen einfach nur satt zu essen und ein friedliches Leben wollten, waren diese erstens in der Überzahl und zweitens nicht mehr bereit für das tolle Leben einiger weniger immer am Existenzminimum zu leben.“

dann frage ich mich, wie das funktioniert hat. Die Guten haben die Bösen ...? Was denn? Vernichtet? Bekämpft? Mit Gewalt? Was war mit denen, die übrig blieben, alle nicht mehr da? Alle ausgerottet, oder was?
Was ist mit den Menschen, die zu den Guten gehören? Die sind immer gut? Es gibt keinerlei negative Eigenschaften im Menschen? Keinen Neid, keinen Ärger, keine Agressionen, noch nicht einmal Dummheit oder Faulheit?
Deine Geschichte lässt mich an Glaubensgemeinschaften denken, die mit aller Gewalt andere zum Guten bekehren wollen. Was gut ist, wer entscheidet das? Die Bibel? Der Koran? Eine Sekte? Auch Scientology oder die Zeugen Jehovas wollen nur das Beste für den Menschen.  
Wie gesagt, der Inhalt ist ein Märchen, da es aber noch nicht mal einen lesenswerten Konflikt gibt, wird kaum jemand daran länger Gefallen finden.
Selbst die Gebrüder Grimm waren spannender und auch da hatten sich am Ende alle lieb.

Noch etwas: Achte in deinem Text auf die Zeiten, du wechselst vollkommen unmotiviert zwischen Gegenwart und Vergangeneit hin und her.


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein


*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress
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Beitrag06.06.2013 21:52

von Yessi Anyone
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Hallo Nicki,

es gibt nicht die Guten und die Bösen. Es gibt Handlungen von Menschen, die anderen schaden.
In erster Linie bin ich überzeugt, dass der Großteil der Menschen nur ein gutes Leben führen möchte. Ein Leben, bei denen die Grundbedürfnisse nach Nahrung; Kleidung, Wohnung und Bildung gesichert sind.

Glück, was an Geld und Besitz hängt ist trügerisch. Denn wenn das Geld und der Besitz weg sind, was bleibt dann.

Es hört sich alles nach einem Märchen an. Gut. Aber auch Märchen können wahr werden.

Ich kenne einige Menschen, die auf das Gute im Menschen hoffen.

Es wird keiner mit irgendetwas zu irgendetwas gedrängt. Das funktioniert auf Dauer sowieso nicht. Alle Menschen erhalten Zeit, sich auf sich selbst zu besinnen. Hier zwei Briefe aus dem Buch "Der Weg - Lasset die Spiele beginnen."
_____

‚Liebe Lucia, in der Welt ist so viel durcheinander. Und nun wollen die Engagierten, dass jeder Mensch vier Wochen von zuhause fortgeht, um sich über die eigenen Wünsche klar zu werden.

Im ersten Moment sollten ja alle Erwachsenen einzeln auf Gruppen verteilt werden, jetzt gilt die Regel, wer mit seinem Partner gemeinsam in die „Was ist mir wichtig“-Phase gehen möchte, der darf dies gerne tun. Soweit ich verstanden habe, sollen wir woanders die Gemeinschaft aufbauen. Gärten anlegen, kleine Herden betreuen und vieles mehr. Morgen sind wir dran und ich werde dir schreiben, wie alles läuft. Was Gutes kann da sicherlich nicht rauskommen – aber da muss jetzt jeder durch. So wie es ist, kann es ja auch nicht weitergehen.

Viele Grüße auch an Thomás

In Freundschaft Julieta‘

  

Und hier gleich der zweite Brief circa ein halbes Jahr später

  

‚Liebe Lucia,

ich hatte dir ja von meinen Sorgen geschrieben – es war wirklich gut. Wir haben uns alle einfach nur wohl gefühlt. Was weiß man über sich selbst, wenn das ganze Leben mit Arbeit und Aufgaben angefüllt ist. Agustin war in einer anderen Gruppe als ich. Und das ist gut gewesen. In den letzten Jahren haben wir so viele Dinge einfach getan. Und einige Dinge haben wir gemacht, weil wir dachten, es wäre gut für den Partner. War es aber gar nicht.

Wir kamen an einem sonnigen Tag nach einer Fahrzeit von fast drei Stunden am Treffpunkt an. Wir wurden erst mal auf verschiedene Wohnungen verteilt und konnten dort auspacken.

Abends gab es dann das erste Treffen. Wir waren über 50 Personen, die angekommen waren. Und weitere 50 Personen waren schon zwei Wochen vor Ort. Die ersten drei Tage gab es strikte Stundenpläne. Jeder ging einzeln die verschiedenen Gruppen durch. Immer zehn Personen waren in einer Gruppe und beschäftigten sich mit den verschiedenen Themen. Die Gruppen wechselten täglich, so dass jeder fast 30 Personen in den ersten drei Tagen kennenlernen konnte.

Am vierten Tag wurden wir dann auf andere Gruppen verteilt. Immer fünf Neulinge mit fünf „Erfahrenen“ zusammen. Und ab dem sechsten Tag, ja da waren wir wirklich so weit zu wissen, was für uns selbst wichtig ist. Seit Jahren habe ich zu den Feiertagen die gelbe Torte zubereitet, da ich dachte, für Agustin und die Kinder wäre es wichtig. Und die Torte macht echt viel Arbeit.
Die drei essen die Torte zwar gerne, aber einmal im Jahr würde es reichen und an den Feiertagen hätten sie überhaupt keine Lust mehr auf die Torte, da wären immer so viele andere Dinge da.
Das ist nur ein kleines Beispiel. Aber die Menge dieser Beispiele hat uns klar gemacht wirklich nachzuhorchen, was uns untereinander wichtig ist.

Die Tage waren angefüllt mit Möglichkeiten. Und jeder konnte selbst aus den verschiedenen Bereichen eine Richtung wählen. Ich habe mich für Gemüsepflanzung in der Lebensmittelerzeugung entschieden. Warum weiß ich nicht, aber es machte mir wirklich Freude. In drei Wochen sieht man noch nicht wirklich viel von den eigenen Pflanzungen. Die ersten grünen Blätter waren aber, bevor wir wieder an unseren alten Standort zurückgekehrt sind, zu sehen.
Ich sage unseren alten Standort, denn es ist nicht unser altes Leben. Mir ist klar geworden, dass wir die letzten Jahre einfach nur funktioniert haben, um zu überleben.
Wir haben jetzt mit dem neuen Leben begonnen. Genau wie wir, hatten andere Menschen bei uns in der Gegend ihren Treffpunkt. Sie haben hier den Gemeinschaftsgarten gestaltet, die Gemeinschaftsküche angefangen, einfach die Dinge auf den Weg gebracht, wie andere es wieder in ihrer Heimat getan haben.
Uns ist klar gemacht worden, das, was wir tun, machen andere Menschen auch für uns. Überall wird eine neue Lebensstruktur aufgebaut, so wie sie für eine gute Zukunft notwendig ist. Wir konnten selbst entscheiden, wie wir die Dinge gestalten wollten – es gab aber viele Informationen vorab, so dass wir – nach gründlichem Hinterfragen in unserem Inneren – wirklich gute Entscheidungen getroffen haben. Nicht perfekt, aber gut. Und das reicht für alles Wichtige.

Ganz interessant war auch die Gestaltung des Gesundheitshauses. Agustin ist ja Arzt und für ihn war es ein ganz besonderes Erleben.

Er kam an einem Abend zurück mit einem Strahlen. ‚Ich bin dazu da, damit die Menschen gesund bleiben.‘ Er war so begeistert von der Erkenntnis, dass er schon jetzt die neue Bezeichnung Gesundheitsberater verwendet.
In den letzten Jahren hat er einen Fall nach dem anderen erledigt. Zeit für die Menschen, Patienten genannt, gab es nicht.
Jetzt arbeitet er im neuen Gesundheitszentrum in unserer Gemeinschaft – ja Ort, Stadt, Gemeinde, Bezirk, diese Begriffe verwenden wir nicht mehr wirklich. Klar, der Name bleibt. Wir leben in Solanet, aber in der Gemeinschaft Solanet.
Unsere direkten Nachbarn waren auch alle an verschiedenen Treffpunkten und für die ist es auch gut gelaufen. Wie das mit der Organisation so gut gelaufen ist, kann ich mir gar nicht erklären.
So viele Menschen waren in ganz verschiedenen Gegenden und alles war bei der Rückkehr im guten Zustand. Die Organisatoren haben echt ganze Arbeit geleistet.

Ich hatte ja Angst, dass wir manipuliert werden. Aber bis auf die ersten drei Tage konnten wir ganz alleine entscheiden, welche Wege und Dinge wir ausprobieren wollten.
Es gab vor einigen Jahren Aktive, die die ersten Treffpunkte ausprobierten. Durch jeden Fehler entwickelte sich das System weiter. Heute ist ein System – ich mag das Wort nicht mehr, aber mir fällt noch kein neues ein – entstanden, das jedem wirklich die Freiheit lässt.

Am Anfang gab es die Erfassung. Jeder sollte alle Werte, die er besaß und alle Schulden die er hat, aufschreiben. Es war viel, denn auch alte Dinge sollten aufgeführt werden. Erst war ich skeptisch. Aber die Daten wurden direkt vor Ort gespeichert und versiegelt.
Von jeder Person gibt es diese Daten und wenn wir zum alten System zurückkehren, dann ist dort die Möglichkeit, den alten Zustand abzurufen.

Ich möchte aber nicht mehr zurück – auch wenn es jetzt nur einige Monate sind – es lebt sich gut.

Alle haben satt zu essen. Jeder bringt sich mit dem, was er gerne tut, in die Gemeinschaft ein – und wir sind eine echte Gemeinschaft geworden.

Menschen, denen ich vorher hin und wieder mal begegnet bin, die lerne ich näher kennen. Ohne Scheu, denn die vier Grundregeln haben wir wirklich verinnerlicht.

Wie kann so ein Umdenken so schnell passieren? Ich bin genauso wie vorher beschäftigt – nur es macht einfach viel mehr Spaß. Ich tue was ich kann oder lernen kann. Die Kinder kommen mit dem neuen System auch gut klar – sie lieben es, einen Teil ihrer Lernzeit wirklich praktisch zu erfahren. Sie freuen sich, dass Lernen wirklich Spaß macht.

Die Aufgaben sind anders als vor dem Tag des Handelns verteilt. Die Lehrer von vorher haben Möglichkeiten bekommen, die neuen Strukturen kennen zu lernen. Bei uns haben fünf von zehn Lehrern ihre Aufgabe als Wissensvermittler angetreten.
Die anderen sind jetzt für andere Aufgaben mit Freude tätig. Ich bin für die kleinen Kinder im Bereich Garten zuständig. Wir haben einen eigenen Kinderbereich angelegt.
Ich erhalte natürlich Unterstützung. So schnell kann man die verschiedenen Möglichkeiten nicht kennen. Aber mit den virtuellen Informationen und dem Fachwissen unserer Gärtner klappt es gut.

Wir haben alles, ohne dass Geld fließt. Das war am Anfang auch völlig unverständlich. Aber es funktioniert.
Ich bin auf die nächsten Jahre gespannt und wie sich alles entwickelt. Ich grüße dich und deinen Mann. Wir hören voneinander.
Sage mir bitte Bescheid, wenn ihr mit dem Treffpunkt dran seid. Ich bin gespannt, wie es euch gefällt und ob ihr auch so eine gute Zeit habt wie wir.

Liebe Grüße Julieta‘

_______

Das Problem mit der Korretur der Texte ist mir bewusst. Ich bemühe mich, aber irgendwie übersehe ich diese Fehler.
Darum freue ich mich, wenn der Text dann von anderen gelesen wird.

Ich freue mich über deine Anregungen und schenke dir ein Lächeln.

Yessi


_________________
„Nach dem Tag des Handelns gab es nur noch die eine Erde für die wir gemeinsam zuständig waren."
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