Engelskind

[Moraya]

Neue Version »

[Perry]

tragische Bilder in einer Art Schlaglichtbeschreibung inszeniert.
Inhaltlich scheint das ermordete (Engels)Kind als schwarzer Rächer zurückzukommen.  
Ich lese den Text mehr als Reimübung, weil die Bilder etwas zu plakativ rüberkommen und die Aussage wenig Spielraum lässt.
LG
Perry

[crim]

Uff, ein Motivgewitter, aber hat was, finde ich. Ab der vierten Strophe franst der Rhythmus ein wenig aus und auch deine vorher gewählte Struktur (Adjektiv/Beiwort). Also vielleicht könntest du die bis zum Ende durchhalten, wüsste allerdings noch nicht, was das mit der Textwirkung macht. Andere Anregung (so zum Rumprobieren): Jeweils zwei der Zeilen verschmelzen und dann die Metrik nochmal neu bewerten. Das könnte hintenraus vielleicht das Ausfransen verhindern und da entstünde vielleicht so ein Gegenüberstellungseffekt zweier Motive pro Zeile. Ich fände das interessant, wenn du nochmal ein paar Spielereien mit dem Gedicht veranstaltest. Du wirfst tatsächlich ein bisschen mit allzu kräftig besetzten Worten (mit Pathos) um dich, für meinen Geschmack, aber das ist es dann eben auch: Geschmack. Trotzdem: Das könnte man vielleicht durch eine ebenmäßigere Form so auf die Spitze treiben, dass es zu einer Art, was weiß ich, Metakommentar auf dunkle und helle lyrische Motive wird.
Liebe Grüße
Crim

[Moraya]

Meinst du das in etwa so?

Gepeinigtes Herz, verlorene Seele
Rohes Erz, zerschnittene Kehle
Sprudelndes Blut, ewige Qual
Sinnlose Wut, grausame Wahl

Heimlicher Mord, einsame Wache
Dunkler Ort, gesäte Rache
Geraubtes Leben, zerstörtes Glück
Das Böse weben, vom Tod zurück

Weiße Feder, unschuldig Rein
Kehrte wieder aus schwarzem Sein
Falsche Gebärden im kalten Wind
Ewiges Verderben, ein Engelskind

[crim]

Ja, so in etwa, obwohl du wortwörtlich nichts verändert hast, liest es sich ein wenig anders für mich, obwohl durch die Kommata ja der Lesestopp des vorherigen Zeilenumbruchs beibehalten wird. Ich nenns mal: Angenehmer, weil es doch einen minimalen Unterschied im Lesegefühl macht, ob man hinunterspringt in den Zeilen, oder ein wenig länger auf einer Linie bleibt. Hmm. Wie bereits gesagt: Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein noch gleichförmigerer Gebrauch deiner Adjektiv/Hauptwort - Konstellation mal interessant wäre. Allein schon dadurch, dass man dann sagen könnte: Da wird eine Geschichte erzählt - nur mit Hauptwörtern, denen Adjektive beigeordnet sind - das ist was Ungewöhnliches, das ist ambitioniert. Verstehst du, was ich meine? Vielleicht gehe ich da auch zu verschroben an die Sache ran, aber solche Spielereien mag ich echt gerne. Eine formale Einschränkung, die nichts wegnimmt, sondern vielleicht ein kleines "mehr" schafft.

[Moraya]

ok, ich habs nochmal versucht

Gepeinigtes Herz, verlorene Seele
Rohes Erz, zerschnittene Kehle
Sprudelndes Blut, ewige Qual
Sinnlose Wut, grausame Wahl

Heimlicher Mord, einsame Wache
Dunkler Ort, gesäte Rache
Geraubtes Leben, zerstörtes Glück
Böses weben, Tote zurück

Weiße Feder, unschuldig Rein
Kehrte wieder, schwarzes Sein
Falsche Gebärden, kalter Wind
Ewiges Verderben, ein Engelskind


(jetzt klingt nur der letzte Vers der zweiten Strophe etwas komisch... hmm... mal sehen, ob mir im Laufe des Tages noch etwas besseres einfällt )

[crim]

Hi Moraya,

letzter Vers zweite Strophe: da brichst du auch erstmals mit der Form, die sich vorher beim Leser bereits eingebrannt hat. Mein Vorschlag verändert den Sinn ganz leicht, aber passt sich der Struktur an.

böses Weben, totes Zurück

sinnhaft: etwas wird ins Leben zurückgewebt durch böse Mächte, aber dieses Zurücksein ist tot, hat nichts Lebendiges mehr --- also letzten Endes doch der Sinntransport, nur mit einem leicht verschobenen Fokus durch die Substantivierung ... Hmm, mich würde mal interessieren, ob andere die Veränderungen bislang für sinnvoll halten oder ob in dieser Form nicht doch eher was verloren geht.

LG Crim

[Moraya]

Also schon wieder eine neue Version aber du hast Recht, so müsste es jetzt passen...
Danke für deine wahnsinnige Geduld

Gepeinigtes Herz, verlorene Seele
Rohes Erz, zerschnittene Kehle
Sprudelndes Blut, ewige Qual
Sinnlose Wut, grausame Wahl

Heimlicher Mord, einsame Wache
Dunkler Ort, gesäte Rache
Geraubtes Leben, zerstörtes Glück
Böses weben, Totes zurück

Weiße Feder, unschuldig Rein
Kehrte wieder, schwarzes Sein
Falsche Gebärden, kalter Wind
Ewiges Verderben, ein Engelskind