18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Swing by


 
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag21.05.2013 16:56
Swing by
von Kateli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo in die Runde, bin ja noch neu hier, hab aber schon ein bisschen was kommentiert und will mein eigenes Material nicht schuldig bleiben Wink
Dies ist eine für mich recht typische Kurzgeschichte, allerdings aus einem Genre, das mich nur selten anspringt. Ich neige dazu, eher zu wenig Background-Info zu liefern (in der Hoffnung, dass es sich von selbst erschließt) ... sagt ihr mir, wie es sich für euch liest?

Herzlichen Dank
Nina


Swing-by

Ein winziges Tröpfchen Quecksilber schmolz und verband zwei Punkte, zwischen denen nie eine Verbindung vorgesehen war - irgendwo tief in den Prozessoren und Platinen, die seit unzähligen Jahren einen Kurs und ein Handlungsprotokoll für die Mission Galileo XI bargen.


Hope trat ihr Kissen durch die Koje und beobachtete, wie es rotierend gegen die Decke traf, abprallte und dann wie ein verirrter Asteroid kreuz und quer durch die Kajüte driftete.
Als es wieder in ihre Reichweite dümpelte, griff sie danach und fuhr fort, ihren Frust daran auszulassen; knautschte es zusammen und stellte sich vor, es wäre Lil’os Prozessorkern.
Das konnte unmöglich Hopes ganzes Leben sein! Es musste noch mehr geben da draußen, irgendwo! Immer dieselben Abläufe, diese Enge, diese kalte Eintönigkeit, und all das unter der ständigen Kontrolle von Lil’o.
Mit welchem Recht nahm sie sich das heraus, bitteschön?
„Ich bin deine Mutter“, pflegte sie zu behaupten. „Ich habe dich erschaffen. Du kommst aus meinem Labor.“
Das konnte sie ihren Co-Prozessoren erzählen. Hope war schließlich kein Baby mehr. Sie hatte in den Biologie-Einheiten aufgepasst und wusste sehr wohl, dass sie und Sergej richtige Eltern haben mussten.
Was hatte Lil’o mit ihnen gemacht?
Hope dachte an Sergej und knuffte das Kissen gleich noch einmal.
Ihm war das alles so was von egal. Okay, ihm machten die körperlichen Veränderungen eben weniger Schwierigkeiten, die ihren eigenen Geist so empfindlich und gleichzeitig so aufmüpfig und unzufrieden gemacht hatten. So gierig, nach – Leben! Sie war ein Mensch! Sie brauchte … was auch immer! Ach, verdammt.
Spürte Sergej das nicht auch?
„Hope, es ist Zeit. Wir nähern uns dem Gravitationsfeld.“
Wie immer strömte Lil’os Stimme aus dem Nichts in die winzige Kajüte, flutete sie bis unter die Decke und vernichtete jede Illusion von Privatsphäre.
Hope seufzte und zwang sich aus der Koje.
„Ist ja gut, Lil’o. Ich komme.“

Sie ließ die Ruheräume hinter sich, glitt unter der Kuppel hindurch und warf einen kurzen Blick durch das Bullauge. Irgendein entfernter Gasnebel leuchtete in wechselnden Violett- und Blautönen und weckte ihre Neugier, aber sie hielt sich nicht damit auf, eine Spektralanalyse durchzuführen. Stattdessen zog sie sich die Leiter entlang zur zweiten Ebene, vorbei an den Labors und Synthese-Einheiten bis zur Brücke, wo Sergej bereits das bevorstehende Manöver mit Lil’o durchging. Als Hope neben ihm erschien, grinste er auf eine Art, die ihr das Blut in den Kopf schießen ließ, und meinte: „Na endlich, Schwester.“
„Ich bin nicht deine Schwester“, entgegnete Hope spitz, fasste nach den seitlichen Griffen des Sitzes und presste ihren Körper tief in die Passform. Sofort schlossen sich die Gurte, und Hope hatte die Hände frei.
„Lil’o? Gibst du mir ein Bild?“, fragte sie und starrte betont konzentriert auf das Display, das sich sofort mit Daten und einer runden schematischen Darstellung füllte.
„Gliese 581c, fünf Erdmassen. Beschleunigungskurs ist berechnet“, erklärte Lil’o.
„Wozu brauchst du mich dann.“
„Ich brauche weder dich noch Sergej“, entgegnete Lil’o nüchtern, was von Sergej mit einem unterdrückten Protestlaut quittiert wurde.
„Trotzdem“, fuhr sie fort, „werdet ihr dieses Manöver alleine durchführen.“
„Wozu?“, fragte Hope. Es kollidierte in der Luft mit Sergejs „Alleine?“
Sie sahen sich an, verstanden sich mit einem Mal wieder blind und ohne Worte. Solange Lil’o da war, bestand weder eine Möglichkeit noch die Notwendigkeit, irgendein Manöver wirklich alleine durchzuführen. Was hatte sie vor? Noch nie hatte sie ihnen die Kontrolle übertragen.
„Automatische Kursprogrammierung deaktiviert. Ihr seid dran.“
Hope seufzte.
„Wenn du meinst. Außenansicht, vergrößert.“
Sie betrachtete den seltsam zweifarbigen Planeten neben einer roten Sonne. Die Lichtseite in hellem Ocker mit rostbraunen Schlieren, die abgewandte Seite grau wie schmutzige Eiskristalle. Wahrscheinlich war es auch genau das – ewiges Eis auf der Rückseite eines Planeten mit gebundener Rotation. Niemals während seiner gesamten Existenz würde er seiner Sonne die Rückseite zuwenden.
Nun, sie würden sie zu Gesicht bekommen, die abgewandte Seite des Planeten Gliese 581c, wenn sie ihm auf seinem Orbit entgegenkamen und seine Masse ausnutzten, um im Vorbeiflug an Geschwindigkeit zu gewinnen und den Kurs wieder ein Stück in Richtung ihres Zieles zu korrigieren.
Hope rümpfte die Nase. Welches Ziel!
Nur Lil’o kannte das Ziel.
 „Ich versenke die Solarmodule“, erklärte Sergej und erteilte über sein Bedienfeld die entsprechenden Befehle.
Hope hörte das leise Arbeiten der Hydraulik, als die empfindlichen Energiezellen eingefahren wurden, und fokussierte sich auf das, was vor ihr lag.
„Berechne die Parabel in Abhängigkeit von Masse und Orbitgeschwindigkeit. Countdown bis zum Erreichen des Gravitationsgipfels ab … jetzt.“
Lil’o übernahm den Countdown, während Hope noch einmal den Innendruck einschließlich der einzelnen Partialdrücke überprüfte.
„Zwanzig.“
Niemand konnte so gleichgültig rückwärts zählen wie Lil’o.
Bei „fünfzehn“ begann alles um Hope herum zu wackeln, geriet mit hoher Frequenz in Schwingung. Sie zog ihre Gurte straffer, aber sicherer fühlte sie sich nicht. Sie schloss die Augen. Mit einem Mal fand sie fast so etwas wie Trost in Lil’os kühler Sachlichkeit.
„Neun. Acht. Sieben.“
Das Wackeln wuchs zu einem Rütteln.
„Sechs.“
Es wurde zu stark.
„Fünf.“
Hatten sie sich verrechnet?
„Vier.“
Das Gerüst der Kammer um sie herum rüttelte nicht mehr synchron, …
„Drei.“
… sondern irgendwie gegenläufig. Das war nicht möglich.
„Zwei.“
Die Hülle würde das niemals aushalten.
„Eins.“
Hopes letzter bewusster Blick traf Sergejs, dessen Augen im selben Entsetzen aufgerissen waren wie ihre.
„Null.“


„Hope.“
Die Hülle würde brechen, wenn es so weiterrüttelte.
„Hope! Mensch, mach die Augen auf!“
Das Rütteln hörte auf. Endlich.
Nur – warum hörte Sergej dann nicht auf zu schimpfen?
„Was … Sergej, hör auf! Was zum Teufel tust du da?“
„Ho… du bist wach! Verdammt, mach, dass du aus dem Sitz kommst, wir müssen hier raus!“
„Hier raus? Warum? Wohin denn?“
Sie versuchte sich aufzurichten, aber es fiel ihr unendlich schwer. Arme, Beine, Kopf … alles klebte an der Sitzschale fest. Egal, was sie versuchte, es zog sie wieder zurück hinein.
„Kann … nicht. Zu … anstrengend.“
„Das ist die Schwerkraft! Los, du gewöhnst dich dran! Ist wie im Gymfit, nur ein bisschen stärker. Komm!“
„Schwerkraft?“
Dieses Wort durchdrang den Nebel in Hopes Verstand, sie blinzelte und stützte sich mit Gewalt auf die Ellenbogen.
„Wieso Schwerkraft? Und was riecht hier so? Sergej, wo sind wir?!“
„Gliese 581d, wenn du mich fragst. Vor allem aber sind wir innen, und wir sollten machen, dass wir nach draußen kommen. Das, was da so riecht, wird nämlich gleich in die Luft fliegen, weißt du.“
„In die … oh!“
„Genau. Also komm endlich!“
„Aber – woher willst du wissen, ob wir draußen atmen können?“
Sergej seufzte, es klang genervt.
„Mach die Augen auf, Schwester.“
Es war hell, viel heller als sonst, aber sie wusste sofort, was Sergej zu dieser Überzeugung gebracht hatte.
Über ihr stand eine rote Sonne und tauchte den Himmel in warmes Kupfer.
Oder anders: Über ihr war der Himmel.
Sonst nichts.
Keine Technik, keine Displays. Keine Hülle.
„Lil’o! Was ist mit Lil’o?!“
Ihr Blick glitt vom kupfernen Himmel über die Trümmer und die blinden, tauben Bildschirme bis zu Sergej, der langsam den Kopf schüttelte.
„Sie antwortet nicht.“
Hustend und mit tränenden Augen kletterten sie über die Reste dessen, was ihr Zuhause gewesen war. Erst, als sie sich nach Sergejs Einschätzung weit genug entfernt hatten, hielten sie an und ließen sich in das dichte grüne Material unter ihren Füßen sinken.
Hope keuchte vor Anstrengung. Die Luft, die sich in ihre Lungen presste, war schwer und gesättigt. Hope schmeckte Salz auf der Zunge und Süße, und jede Menge Anderes, was sie nicht zuordnen konnte. Und woher kamen die Geräusche? Diese Fülle von … was war das, Stimmen? Gesang? Töne, die von etwas Lebendigem stammten. Nicht bedrohlich, nein – faszinierend.
Hope spürte, wie sich tief in ihr etwas losriss, von dessen Existenz sie bisher nichts geahnt hatte. Obwohl sie sicher war, dass ihre Beine sie nicht tragen würden, hätte sie nichts lieber getan als aufzustehen und durch dieses weiche grüne Zeug zu rennen, bis …
„Schau mal“, unterbrach Sergej ihre Gedanken. Er deutete auf den schwelenden Haufen unter ihnen, inmitten eines verkohlten Kraters. „Siehst du das?“
Hope nickte.
„Als hätte sie gekämpft und verloren.“
„Hm. Ich frage mich“, murmelte Sergej, „ob Lil’o uns die manuelle Steuerung nur übertragen hat, um das Ziel absichtlich zu umgehen.“
Unten in der Senke explodierte das, was von Lil’o übrig war, und hinterließ nichts als verstreut  glimmende Klumpen und eine schwarze Rauchwolke.

Irgendwann hatte sich die Wolke aufgelöst.
„Und was fangen wir jetzt an, ohne Lil’o?“, fragte Sergej.
„Also ich bin froh, dass ich sie los bin. Immerhin leben wir noch, und ganz offenbar gibt es hier etwas, das wir atmen können. Ist das nicht Glück?“
„Aber – was sollen wir denn jetzt essen?“
Hope runzelte die Stirn.
Wie hoch mochte die Wahrscheinlichkeit sein, einen solchen Absturz zu überleben? Das hätte sie interessiert. Oder: Was hatten die Gerüche und Geräusche zu bedeuten, woher kamen sie? Welche Wunder barg diese Welt unter ihrem kupfernen Stern? Aber Sergej hatte nichts Besseres zu tun, als sich ums Essen zu sorgen.
Hope schnupperte. Irgendetwas duftete verführerisch, und es konnte nicht allzu weit entfernt sein. Da!
„Schau mal, die Dinger an diesem – was ist das, ein Baum? – sehen doch verlockend aus.“
„Glaubst du wirklich, das kann man essen, Schwester?“
Da war das Leben! Hope spürte es im Schmerz ihrer Muskelfasern, in jeder ihrer tanzenden Sinneszellen. Es gab noch mehr, genau hier.
„Ich probier’s als Erste, wenn du dich nicht traust. Und, nur damit du’s weißt – ich bin nicht deine Schwester.“

Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Ralf Langer
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 57
Beiträge: 699
Wohnort: Gelsenkirchen


Beitrag21.05.2013 17:48

von Ralf Langer
Antworten mit Zitat

hallo kateli,
das - um deine frage zu beantworten - liest sich gut.
aus einem guss. gute dialoge, glaubwürdige dialoge.
der leser muß sich "a bisserl" viel zusammenreimen, was du anfangs in dem satz in kursivschrift andeutest.

eine adam und eva geschichte...
gerne gelesen

lg
ralf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6476
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag21.05.2013 17:53

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Eine klassische Science-Fiktion-Geschichte. So etwas hab ich vor vielen, vielen Jahren bevorzugt gelesen.  Gut geschrieben, auch wenn man am Stil noch arbeiten kann. Es wird zum Beispiel in der kurzen Geschichte dreimal geseufzt und "genervt" ist auch noch nicht so richtig Schriftsprache. Aber die Idee gefällt mir und wie sie in Szene gesetzt ist auch. Das Weglassen ist definitiv ein Vorteil, das rückt die Geschichte in die Nähe der bekannten und berühmten Vorbilder wie Lem, Clarke, Ballard, Bradbury.

Noch besser fände ich es allerdings, wenn da nicht die "fünf Erdmassen" wären und ein paar Details anders, dann würde die Geschichte uns doch gleich noch eine unserer Schöpfungsgeschichten erklären. Über die Unlogik, dass biologische Lebensformen von verschiedenen Planeten zusammenpassen, muss man entweder hinwegsehen oder alles als geplant annehmen. Dann weiß ich aber nicht, was der Vorspann der Geschichte bedeuten soll. In jedem Fall sollten Adam und Eva, Verzeihung, Hope und Sergej viel mehr verwundert sein. Die Wahrscheinlichkeit per Zufall einen Planeten mit atembarer Atmosphäre zu finden sind minimal, dass es dort auch noch etwas Essbares gibt, gleich Null. Das Ende ist somit nicht so überzeugend, ganz besonders, wie schnell Hope fremde Lebensformen als Nahrung akzeptiert. Selbst Gestrandete auf einer einsamen Insel hier auf der heimischen Erde könnten sich dadurch ganz leicht aus dem Leben befördern.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag21.05.2013 21:12

von Kateli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

genau, man muss sich ein bisschen was selbst zusammenreimen - für dich scheint's dennoch funktioniert zu haben, was mich natürlich tierisch freut. Dass es nicht (sowieso nie und nimmer) für alle klappen kann, ist mir auch klar. Besonders freut mich dein Kompliment für die Dialoge, sind ewig eine Herausforderung - umso schöner, wenn's mal hinhaut! Danke dir für's Lesen und Kommentieren!

Hallo sleepless_lives,

dein Kommentar hilft mir Lichtjahre weiter, danke dafür. Du zeigst mir genau die Stellen auf, an denen die fehlende Info zu Missverständnissen oder falschen Eindrücken führt - und jetzt weiß ich auch, welche Info unbedingt noch in den Kursiv-Teil muss.
Ich bin da eine unglückliche Mischung, denn einerseits mag ich keine Geschichten, die man nur mit Handbuch verstehen kann, bin aber andererseits auch kein Fan von ausschweifenden Erklärungen im Text. Mein Problem, muss am Sternzeichen liegen (zwei Herzen schlagen, ach ... usw.)!
Das werde ich versuchen innerhalb der Geschichte zu überarbeiten. Dennoch, die fehlenden Infos hier, weil ich noch nicht weiß, ob ich hier eine Überarbeitung posten werde: Diese zwei Planeten mit dem Namen Gliese 581 c und d (und mitsamt den Erdmassen, die die Größe beschreiben) gibt es faszinierenderweise tatsächlich, und sie befinden sich beide in einer "habitablen Zone" (weiß ich auch nur durch Recherche, wollte so nah wie möglich am Möglichen bleiben - lachhaft bei SiFi, ich weiß Wink).
Diese Mission soll eigentlich schon viele Jahrzehnte unterwegs sein - es gibt immer wieder eine neue (junge) Hope und einen neuen Sergej (in der Tat im Labor nachgezüchtet), wenn die Crew altersbedingt "ausgemustert" wird.
Nur dieses Mal, kurz vor dem Ziel der Mission (eben der bewohnbare Planet), spielt Hope pubertätsbedingt verrückt. Dieses Pubertäts-Ding ist übrigens das, was ich mit dem Genervt-Sein und dem Seufzen versucht habe zu transportieren - ich sehe aber ein, dass ich nachfeilen muss, wenn es noch nicht aus dem Text kommt.
Lil'o (war mal Galileo) versucht die Zielprogrammierung zu umgehen und den Flug fortzusetzen, indem sie die Menschen steuern lässt.
Das ganze Manöver misslingt, sie landen doch dort, wo sie hinsollten - und die Natur wird ihren Weg schon finden.
Ach ja, und sie wollten etwas essen, was auf einem Baum wächst, was natürlich auch eine fremde Lebensform ist - nur nicht tierisch (behaupte ich mal - war da ja noch nicht).
Du siehst, in meinem Kopf ist alles klar und deutlich Wink! Man sollte eben nicht versuchen, Romane in KG's zu quetschen, noch so ein Problem von mir.

Na ja, da hab ich wohl noch zu tun ... Danke, ihr habt mir beide sehr weitergeholfen. Nicht die Idee, nicht (nur) die sprachliche Umsetzung, aber an den transportierten Infos muss ich doch noch schrauben. Wenn's weiter nichts ist (haha Wink)

Viele Grüße
Nina
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag21.05.2013 21:39

von Kateli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@sleepless_lives: Siehst du, jetzt hab ich was vergessen. Selbstverständlich ist auch dein Einwand das Ende betreffend berechtigt - immer ein guter Weg, sich zeitnah um die Ecke zu bringen, auch ohne vorher Lichtjahre zu überbrücken, das mit den fremden Früchten, stimmt schon. Aber erklär' das mal einer pubertierenden Eva Wink
Werd trotzdem überlegen, ob ich's nicht entschärfen kann.

LG
Nina
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6476
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag22.05.2013 17:12

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Kateli hat Folgendes geschrieben:
(und mitsamt den Erdmassen, die die Größe beschreiben)

Das ist schon klar. Aber das meinte ich nicht (siehe unten).

Kateli hat Folgendes geschrieben:
wollte so nah wie möglich am Möglichen bleiben - lachhaft bei SiFi, ich weiß Wink).

Ich glaub, das ist gar nicht so lachhaft. Deswegen wird heutzutage weniger SciFi geschrieben, weil es technisch bis zu einem gewissen Grad Hand und Fuß haben muss, wenn es nicht SciFi Fantasy a la Star Wars ist.

Kateli hat Folgendes geschrieben:
Dieses Pubertäts-Ding ist übrigens das, was ich mit dem Genervt-Sein und dem Seufzen versucht habe zu transportieren - ich sehe aber ein, dass ich nachfeilen muss, wenn es noch nicht aus dem Text kommt.

Das kommt schon rüber, kein Problem. Die Sache ist eine andere. Du erzählst in personaler Perspektive und du bist recht nah dran an deiner Protagonistin. Aber nicht so nah, dass du ihre Sprache als Erzählerin übernimmst. Da ist immer noch ein Unterschied. Sie würde zum Beispiel wohl nicht sagen: "Das weckte meine Neugier". Es geht hier eher um die Sprache, die du als Erzählerin benutzt, nicht darum, was die Fakten sind. Wenn sie ständig gähnen würde und du würdest in jedem dritten Satz "Sie gähnte" schreiben, wär das auch ein stilistisches Problem. Ich hab jetzt natürlich bewusst übertrieben.   

Kateli hat Folgendes geschrieben:
Lil'o (war mal Galileo)

Galileo ist ja auch langweilig. Wink Da war ich mir nicht sicher: ist das dort der Fantasy-Apostroph, den Fantasy-Schreiber zwanghaft in jeden zweiten Namen einfügen müssen, oder nicht. Auf den ersten Blick sah es so aus, aber dann: lil' ist die Kurzform von little und ein Boardcomputer der little o heißt, ist absolut cool. Wahrscheinlich gibt es irgendwo anders auch noch Big O.

Kateli hat Folgendes geschrieben:
und die Natur wird ihren Weg schon finden.

Allerdings wohl nicht in Richtung einer neuen Menschheit, wie wir sie kennen. Da für ist das verfügbare Genmaterial dann doch ein wenig zu eingeschränkt.
 
Kateli hat Folgendes geschrieben:
Ach ja, und sie wollten etwas essen, was auf einem Baum wächst, was natürlich auch eine fremde Lebensform ist - nur nicht tierisch (behaupte ich mal - war da ja noch nicht).

Na ja, Baum ist schon gewagt. Auf der Erde haben für Millionen von Jahren die Palmfarne geherrscht, vor den Palmen, vor den modernen Bäumen. Giftig übrigens. Aber warum sollte die Evolution auf einem fremden Planeten Lebensformen hervorbringen, die auf genau den gleichen Grundprinzipien und Grundbausteinen basieren wie auf der Erde? Sand kann man auch essen, hilft nur nicht. Wenn das fremde Leben nicht aus den selben Kohlenstoffverbindungen besteht wie auf der Erde, sieht es düster aus. Ich erwähne das nur, weil es bei mir eine Alternativgeschichte ins Gehirn gerufen hat (siehe unten). Für deinen Text kannst du einfach annehmen, dass sich das Leben aufgrund bestimmter Rahmenbedingungen überall in gleicher Weise entwickeln muss. Könnte niemand widerlegen im Moment.




An sich fand ich die Unschärfe gut. Vielleicht nur, weil es erlaubte, auch andere Geschichten in dem Text zu finden. Wenn Hope und Sergej ganz "normale" Menschen sind, dann wären sie wohl erst einmal traumatisiert und panisch, besonders, aber nicht ausschließlich, weil ihre Welt bisher ein Raumschiff war. So einfach ist die Umstellung nicht, allein die Weite einer Landschaft würden sie wahrscheinlich nicht vertragen. Im Text wirkt Absturz, Überleben, Gefahr des Verhungerns, Verdurstens, Erfrierens und eine unbekannte neue Welt mit unbekannten Lebensformen eher wie eine Kaffeefahrt. Psychologisch absolut unrealistisch. Also entweder sind sie keine normale Menschen oder auf Drogen. Deswegen waren sie bei mir keine normalen Menschen, sondern, ich weiß nicht, sagen wir, kindliche "Götter". in dieser Parallelgeschichte, die nicht mehr die ist, die du erzählen wolltest, heißt die Mission "Genesis XI" und Vegetation und Tierwelt wurden früher hingebracht, schrittweise, und der Absturz ist inszeniert. Und der Planet ist möglicherweise die Erde. Vielleicht war das aber auch Genesis XII. Auf jeden Fall gäbe es deswegen keinen Bezug zu Erdmassen, weil das ja die Erde als Ausgangspunkt annimmt. Die Zeit im Raumschiff wird den beiden auch sehr bald paradiesisch vorkommen, wo sie ihr Brot noch nicht im Schweiße ihres Angesichts essen mussten, sondern ihnen alles in die Hände fiel und wo Lil'o über sie wachte. Wie ein Vater. Lil'o oder Big O, Omega, das Ende von allem, der Anfang von allem. Jetzt könnte man "Also sprach Zarathustra" im Hintergrund einspielen, aber ich höre lieber mal auf mit den Alternativgeschichten.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag22.05.2013 19:16

von Kateli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@ sleepless_lives:

Mist, ich stelle fest, dass ich dir hier kaum Kontra geben kann, schade. Wo bleibt da die Diskussionskultur Wink?
Ich vollziehe deine Einwände nach und muss einräumen, dass du in Bezug auf das Genre weit bewanderter bist als ich. Eingangs (ganz oben) erwähnte ich, dass SiFi nicht mein Haus-Genre ist, was sich an dieser Stelle natürlich rächt - wollte ich nun einen Roman draus machen oder hinge ich wirklich mit meiner pulsierenden Aorta an diesem Werkstück, dann müsste ich es wohl tatsächlich nach den von dir angeführten Kriterien umschreiben.
Obwohl ich das (vorerst) nicht tun werde, bin ich dir dennoch extrem dankbar für die Sorgfalt, mit der du mir hier meinen Text sezierst Wink
Das ist einfach dieser wichtige Blick von außen von jemandem, der weiß, wovon er redet (hab zumindest den Eindruck - bin ja noch ganz frisch hier. Und falls du keinen Honig magst, überlies ihn).
Da ich aber sonst eher in der zwischenmenschlichen, bisweilen auch spannenden Ecke wohne, nehme ich deine Tipps gerne an (wertvoll zum Beispiel auch der Hinweis auf die Diskrepanz zwischen Erzählsprache und Figurensprache - wie kann mir sowas durchrutschen), und beschäftige mich mit Dingen, von denen ich mehr Ahnung habe - SiFi gehört nicht dazu.

Noch ein Satz von dir, der Gold für mich und mein Schreiben ist: Dass ein gewisser Grad von Unschärfe das Finden individueller Textebenen ermöglicht, oder einfach verschiedene mögliche Geschichten beinhalten kann. So hab ich das noch gar nicht gesehen.
Klingt in der Tat gut Wink

Deine wissenschaftlichen und wahrscheinlichkeits-technischen Argumente sind inhaltlicher Art, klingen sämtlichst plausibel und würden bei einer umfangreicheren Neuaufrollung mit Sicherheit einfließen.

Ach ja, und bei deinen Alternativgeschichten mt Backgroundmusik hast du eine vergessen, mir um die Ohren zu hauen: Kennst du den Star-Trek-Kinofilm mit der durchgeknallten Voyager-Sonde? Was für 'ne Frage. Klar.

LG
Nina
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6476
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag23.05.2013 15:27

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

Kateli hat Folgendes geschrieben:
Da ich aber sonst eher in der zwischenmenschlichen, bisweilen auch spannenden Ecke wohne

Das ist genau auch die Stärke dieser Geschichte. Wenn man will, kann man sogar den ganzen SciFi-Kontext ausblenden und die Geschichte als Parabel über die Pubertät verstehen: Crash-Landung in einer neuen verlockenden Welt mit dem damit einhergehenden Verlust einer geordneten, überschaubaren, aber auch engen, alten Welt.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Kateli
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 47
Beiträge: 256
Wohnort: D-Süd
Das goldene Gleis


Beitrag26.05.2013 15:18

von Kateli
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich mag den Gedanken, dass die Geschichte vielleicht auch losgelöst vom SiFi-Kontext funktioniert - wobei es sehr schade wäre umd die schönen fremden Welten Wink
Nun besteht ein Text ja immer aus mehreren Ebenen oder Anteilen, der Plot, das Setting usw., und wenn eins davon schwach ist, schwächelt das Ganze, bei Filmen denke ich das bisweilen - gelungenes Setting (nur sehr selten gelungen genug, um eine schwache Handlung zu überstrahlen), schwache Figuren oder Ähnliches.
Wenn hier, bei meinem Text, wenigstens Sprache und Figuren einigermaßen überzeugen, dann bestätigt mich das Feedback in meiner Art, Ideen umzusetzen.

Aber: Ich werde mir das Ding nochmal zur Brust nehmen, bevor ich es bei irgendeiner SiFi-Ausschreibung oder so einreiche Wink

Viele Grüße
Nina
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 1 von 1

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Prosa -> Werkstatt
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  

BuchEmpfehlungBuchEmpfehlungEmpfehlungEmpfehlungBuchEmpfehlungBuchEmpfehlung

von fancy

von Lapidar

von Klemens_Fitte

von WhereIsGoth

von Versuchskaninchen

von Jocelyn

von jGsnow

von sleepless_lives

von silke-k-weiler

von EdgarAllanPoe

Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!