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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig (Slamtext:) Die rosarote Lillifee.


 
 
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JosephinevonBluetenStaub
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 30
Beiträge: 8
Wohnort: Halle


Beitrag18.05.2013 21:57
(Slamtext:) Die rosarote Lillifee.
von JosephinevonBluetenStaub
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hey. Für die, die es interessiert, was ich so auf Slams sage, hier mal ein Slamtext, den ich sehr mag. Ist der erste Text, den ich für die Bühnenauftritte auswendig gelernt habe...

Die rosarote Lillifee.

Sie zeigt mir ihre spitzen Zähne gern, während sie meine Pläne durchkreuzt. Wenn ich mal stehen bleibe, müde bin und gähne, wenn ich die Menschen hasse, mich nach Einsamkeit sehne und sehr gräme, zerrt sie an meiner Seele. Dann schaltet sie die Mindfuck-Sirene an, so lang, bis ich nicht mehr kann. Die rosarote Lillifee.

Ihre Hülle ist kuntergraubunt bestickt. Hab ich mich in einer Fülle von Zufällen verstrickt, ist sie vom kleinsten Sonnenstrahl entzückt.
Sie ist vom lebendig-sein allein schon so beglückt und stellt sich alles ganz entrückt vor, dabei ist sie selbst nur ein Kunststücktrick. Hinter dem Tor des permanent latenten Trend-Verrückt-seins hockt sie, versteckt und kichert. Verschlafen streckt sie ihre Glieder, kaum ist sie wach versichert, ja zwitschert sie in mein Gewissen.
„Du musst den da küssen. Du musst träumen und deine vertrauten Schaumbautensegel regelmäßig hissen. Darfst eben grad nichts verpassen, darfst niemanden hassen, musst Negatives gut sein lassen. Und.. Du musst nicht zu viel wissen.“
Denn, und das weiß selbst ich: zu viel Wissen zeigt einem das wirkliche Leben zu besch…eiden.

Wenn mein Überdruss sie durchströmt, ballt sie ihre Fäuste, weil sie sich verpöhnt fühlt. Dann kramt in meinen alt und neusten Komplexen,… bis da einer passt. Ein Komplex, der meine Laune verpatzt und die Stimmung kippen lässt. Von der Lillifee beschwatzt betitelt er Überdruss als Nicht-Genuss und meine Wut richtet sich rückwärts. Die rosarote Lillifee trichtert dann mit leisem Wispern mir ein Märchen ein:
„Mach dich mal klein. Du musst immer vorteil- und wechselhaft sein. Du musst Leidenschaft wagen, du musst die Liebe in dir tragen, musst nicht so viel fragen und dich über nichts beklagen.“
, flüstert sie permanent, bis meine Sinne versagen und ihre Stimme omipotent wird. Alle Gedanken und Fragen beginnen zu schwanken, sie plagen mich nur noch verschwommen im Hinterkopf, die Lillifee hat die Bitterkeit am Schopf zu töten begonnen und gleich darauf mit unglaublicher Leichtigkeit gewonnen. Sie ist die Macherin des kleinen Glücks, sie sieht den Moment, den nur sie als gut erkennt.
Die rosarote Lillifee.

Als grenzenlose Optimistin zaubert sie einen See überschauberen Genuss hin, steuert den kompletten Tagesrhythmus, ignoriert absichtlich meinen Lebensverdruss, einfach, weil sie kann und ich auf sie hören muss.
Dabei will ich ihre rosarote Brille nicht, meine Ansicht wird im Angesicht der prosatoten Stille zu einem verbotenen Willen. Ich mag nicht optimistisch sein, ich will melancholisch und voll Welthass sein, ich will nicht naiv mit schiefem Grinsen lasziv schreiten, ich bin negativ! Ich will keinen aus Nettigkeit begleiten, ich will richtig anti und so grantig walten und nicht auf rosarot schalten. Nein! Ab heute bin ich frei von diesem Vieh, kauf mir ne Flasche Wein für mich ganz allein und scheiß auf Nettigkeit, so, wie noch nie.

Doch dann, wenn ich die rosarote Lillifee schon fast komplett verkleidet habe, überschüttet mit Hass, versteckt unter blassen, nassen Fassaden, in die allerallertiefste aller Schubladen, fühlt sie sich ausgeladen und will mir schaden.
[….]Und explodiert. Und reißt die Fassaden ein, beißt sich durch die Schubladen frei und redet mir meinen Hass madig. Mit gezielten Hieben wirft sie Sand in mein Getriebe und schmeichelt mir.
„Lieber Hass als gespielte Liebe“, beichtet sie und will mir noch mehr auf den Weg geben und sagt:
„Das Leben. Das Leben. Worauf es wirklich ankommt… das Leben…leben. Lebe deinen Traum…oder träume dein Leben. Oder mach dein Leben zu deinem Traum. Worauf es wirklich ankommt, ist glücklich zu sein, sittlich zu sein, wirklich zu sein und bestimmt insgesamt verdammt noch mal auf der hellen Seite der Macht gespannt auf die rosarote wolkenlose Nacht zu warten. Nur die Besten kommen in den Garten- oder ins Nirvana.“
Dann streichelt sie meine Anti-Visage und zu meiner großen Blamage, muss ich nicken und einknicken. Und jetzt? Was sollte dieser Text doch gleich anprangern?  Ich, verhext, bekehrt und rosarot, sehe Melancholie und Menschenphobie tot im Straßenrand liegen.
Jetzt muss ich in Heiterkeit völlig breit gen Sonnenuntergang fliegen, musste ich mich zuletzt doch noch zu recht biegen. […]
Und von nun an und zu jeder Zeit, bestätigen meine Prosaworte die Möglichkeit, die Idee der rosaroten Lillifee.



_________________
"Wer nicht zuweilen zuviel empfindet, der empfindet immer zu wenig."
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pintus
Gänsefüßchen


Beiträge: 44



Beitrag19.05.2013 20:22

von pintus
Antworten mit Zitat

Hi Josephine,

mir gefällt der Grundgedanke des Textes und im Grunde auch die Umsetzung, auch wenn die an manchen Stellen nicht so auf den Punkt ist. Bei all dem wortreichen Umschiffen finden sich in den um- bzw. beschreibenden Teilen etwas zu viele sprachliche Ungenauigkeiten, so dass ich dem ganzen als Zuhörer nicht ganz folgen könnte. Besonders den zweiten Absatz finde ich nicht besonders gelungen. Ob die Hülle bestickt sein muss, ist mir eigentlich wurscht, das nimmt sowieso den Blick von dem kuntergraubunt, um das es eigentlich geht. Ob man sich in Zufällen willentlich verstricken kann, weiß ich nicht, ist auch nicht die Frage, das kann ja künstlerisch erklärbar gemacht werden, aber nicht auf diesem engen Raum, wo es eher ablenkt, da ja zwischendrin noch versucht wird "poetryslamig" zu reimen. Dann wiederrum wirds an anderen Stellen zu konkret, wie ich finde, da wechselst du meinem Gefühl nach zu plötzlich zwischen "Finde es selbst heraus" zu "Okay, jetzt sag ich dir, was gemeint ist".
Die rosarote Brille hat meine Assoziationen zu dem Titel zerstört.
Omipotent hingegen solltest du dir patentieren lassen.
Soweit ein paar Beispiele zu meinen Gedanken.
Insgesamt finde ich, dass ganze hat noch kein gutes Gleichgewicht, gefallen hats mir aber trotzdem ganz gut.

Gruß
pintus
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